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•t7v
UNIVERSITEITSBIBUOTHEEK GENT
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Nachrichten
von der
E, Gesellschaft der Wissenschaften
und der
Georg - Angusts - üniTersität
aus dem Jahre 1868.
Verlag der Dieterichschen Buchhandlung.
1868.
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Göttingen,
Druck der Dieterichschen Univ. -Buchdruckerei.
W. Fr. Kaestner.
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Nachrichten
von der Königl. Gesellschaft det Wissen¬
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
Januar 8. M. 1. 1868.
Universität«
Vierter Bericht über das zoologisöh-
zootomische Institut in Göttingen im
Jahre 1867.
Das Studium der Naturgeschichte ist auf un¬
serer Universität schon bald nach ihrer Grün¬
dung in Aufnahmß gekommen und früh bereits
wurde ihrem Unterrichte zur Illustration ein Mu¬
seum eingerichtet. »Göttingen ist, sagt Blumen¬
bach*), soviel ich weiss die erste deutsche Uni¬
versität, auf welcher schon seit den vierziger
Jahren die ganze Naturgeschichte als eigene Wis¬
senschaft in einem besonderen Collegio gelehrt
worden. — Vorher ward sie gewöhnlich mit ins
Collegium der Physik gezwängt, von welcher sie
doch Schon Aristoteles so weislich abgesondert
hatte. — Und da Folgendes in den letztem Jahir-
zehnden bei dem allgemeinen Eifer, womit sie
betrieben und fast zum allgemeinsten Lieblings¬
studium erhoben ward , auch der ausgedehnte
und wichtige Einfluss immer mehr einleuchtete,
den sie auf so viele andere Fächer menschlicher
*) Einige Nachrichten vom akademischen Museum in
Göttin gen in den Annalen der Braunschweig-Lüneburgi-
schen Churlande herausgegeben von J a c o b i und Kraut.
1. Jahrgang, 3tes Stück. Hannover 1787. 8. p. 84. 85.
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Kenntnisse hat, so suchte die für die Aufnahme
unserer Universität so unermündet thätige Kgl.
Landesregierung ein akademisches Museum als
ein bleibendes Archiv der Natur zum Behuf der
Geschichte derselben anzulegen und benutzte da¬
her die von Herrn Hofrath Büttner angebotene
Gelegenheit, der sein ansehnliches Naturalienca¬
binet zu dieser Absicht überliess (1773). Eine
Privatsammlung an welcher aber von dem Vor¬
fahren des Herrn Hofraths wenigstens schon seit
dem Anfang dieses Jahrhunderts, folglich schon
zu einer Zeit gesammelt worden war, da die
Menge der nachherigen Sammler noch keine sol¬
che Theuerung wie jetzt, unter die Cabinetsstü-
cke gebracht hatte; und die zumal durch den
bekannten Eifer und die Kenntnisse ihres letzten
Besitzers einen Reichthum von instructiven Stü¬
cken aller Art erhalten hat, der sie grade zu
einer akademischen Sammlung, wo nichts zur
Parade, sondern alles zum Nutzen abzwecken
soll, so ganz vorzüglich brauchbar machte.«
Blumenbach aber, durch den die Natur¬
geschichte in Göttingen zu hoher Blüthe ge¬
langte, erkannte doch sofort, dass der wissen¬
schaftliche Kern der Zoologie nicht in der blo¬
ssen äusseren Thierbeschreibung, sondern in der
Kenntniss des anatomischen Baues derselben liegt
und wie er daher bei der Sammlung »hauptsäch¬
lich auf das Rücksicht nahm, was zur Aufklärung
der eigentlichen Naturgeschichte der Thiere (zum
Unterschied von der blossen Naturbeschreibung)
und der Physiologie des menschlichen Körpers
dient«, so sammelte er auch zuerst in Deutschland
die zootomischen Kenntnisse zu einem System der
Anatomia comparata, hielt bereits 1777 regel¬
mässige Vorlesungen über einzelne Theile dieser
neuen Wissenschaft (wie Osteologia comparata,
Zootomie der Hausthiere) und behandelte seit
1785 in dieser alljährlichen Vorlesung die ganze
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vergleichende Anatomie, wie er sie später (1805)
in seinem Handbuche dem grösseren Publikum
darstellte.
Wenn nun auch in Göttingen die verglei¬
chende Anatomie als Wissenschaft theilsweis, als
akademischer Lehrgegenstand ganz , geschaffen
wurde und Blumenbach von Anfang an in ihr
nach J. J. Rousseau’s Ausdruck, »die leben¬
dige Seele der ganzen Naturgeschichte der Thiere«
erkannte, so blieb hier die ihr bestimmte Samm¬
lung im Laufe der Zeiten und durch ungünstige
stände, die in früheren Berichten theilsweis schon
erwähnt sind , so ganz hinter den billig zu stel¬
lenden Anforderungen zurück, dass zur Zeit die
Göttinger Sammlung in ihrem zootomischen Theile
von den ähnlichen Sammlungen aller übrigen
Universitäten des Preussischen Staates (vielleich
mit Ausnahme von Kiel) im hohen Grade über
troffen wird.
Das sehr ungünstige Verhältniss wird weiter
unten bei Besprechung des osteologischen Cata-
logs überraschend hervortreten und obwohl je¬
dem Kenner bekannt genug, würde es sich noch
klarer nachweisen lassen, wenn nicht die Museen
mit Mittheilungen über ihre ßeichthümer, wie
Einrichtungen so durchaus sparsam wären.
Je grösser aber so zu sagen das historische
Eecht Göttingens auf eine ausgezeichnete zoolo¬
gische Sammlung und besonders ihrer zootomi¬
schen Theile, ist und je geringer der Gehalt des
zoologisch-zootomischen Instituts in Wirklichkeit
gerade in letzterer Beziehung sich zeigt, um so
mehr darf man hoflen, dass die hohe Gerechtig¬
keit und tiefe Einsicht der Königlichen Re¬
gierung durch ausserordentliche Bewilligungen
die Möglichkeit gewährt unsere vergleichend-ana¬
tomische Sammlung in nicht zu langer Zeit auf
den erforderlichen und wünschenswerthen Stand¬
punkt zu heben.
1*
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In dem erwähnten Zustand der zootomischen
Sammlung musste man einen ersten grossen üe-
belstand des zoologisch-zootomischen Instituts er¬
kennen, in den ganz ungenügenden Baulichkeiten
desselben liegt ein zweiter auch dem Laien offen
zu Tage. Hier aber hat die Königliche Re¬
gierung in hoher Einsicht selbst das Unhalt¬
bare des jetzigen Zustands unverholen anerkannt
und schon im Juni v. J. wurde der Universitäts-
Baumeister Herr Landbau -Inspector Do eit z mit
dem Entwurf eines neuen Museumsgebäudes be¬
auftragt, der hoffentlich einer baldigen Ausfüh¬
rung entgegengeht.
Im jetzigen Museum sind etwa 9936 Quadrat-
fuss hannov. Aufstellungsraum, durch drei Eta¬
gen vertheilt, und etwa 4208 Quadratfuss Raum
an Arbeitszimmern, Auditorium, Vorrathskam¬
mern und Vorplätzen, welche theilweis auch noch
als Aufstellungsplatz verwandt werden, vorhan¬
den und es scheint daher der für das neue Mu¬
seum in Aussicht genommene Aufstellungsraum von
etwa 14000 Quadratfuss keinen Falls zu gross
bemessen.
Bei mehrfachen Rathschlägen für den Entwurf
des neuen Museums haben mich die Herren Steen-
strup und Loven durch Mittheilung von Noti¬
zen und Zeichnungen über die neu erbauten zoo¬
logischen Museen in Kopenhagen und Stockholm,
welche zu den allerschönsten und zweckmässig-
sten Anstalten ihrer Art gehören, freundschaft-
lichst unterstützt: ich benutze die Gelegenheit
denselben hier meinen Dank auszusprechen.
Zwar brauche ich nicht zu fürchten, wenn ich
hier die Uebelstände des zoologisch-zootomischen
Instituts zur Sprache bringe und ihre Abhülfe
als ein dringendes und nothwendiges Bedürfniss
schildere, übertriebener Anforderungen und Ue-
berschätzung der zoologischen Wissenschaft ge¬
ziehen zu werden, aber ich kann mir nicht ver-
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sagen hier die Schlussworte L. Agassi z’ aus sei¬
nem letzten Report of the Museum of compara-
tive Zoology in Cambridge Mass. 1866 mitzuthei-
len, in welchem er einige Hunderttausend Dollar
für die Verbesserung und Nutzbarmachung dieses
grossartigen von ihm geschaffenen Instituts ver¬
langt hatte. »Vielleicht scheine ich hier, sagt
Agassiz, zu grosse und unvernünftige Ansprü¬
che zu erheben, aber ich vertraue, dass die Zeit
kommen wird, wo die geistvollen und weitschau¬
enden unserer Mitbürger, nachdem die Nation
ihrem Beruf zur endlichen Wiederherstellung ih¬
rer Einheit genügt hat, die Mittel finden, für die
Künste des Friedens und die Bildung des Volkes
etwas zu thun, welches entsprechend ist dem
Zuwachs unseres materiellen Gedeihens, unseres
Wohlstandes und unserer Macht. Namentlich
hoffe ich dies für Massachusetts, dessen geistige
Kraft unser stolzester Besitz stets ist und bleibt.
Dadurch erhält es sich eher als durch den ge¬
waltigen Handel und reichen Ackerbau, seine be¬
vorzugte Stellung in der Republik und daher ist
es, glaube ich, die weiseste, wie die edelste Po¬
litik die Institute des Unterrichts und der Wis¬
senschaft zu begünstigen. Ich spreche nicht aus¬
schliesslich für das bei dem ich betheiligt bin,
sondern für alle. Wenn ich für unser Museum
in Cambridge in die Schranken trete, geschieht
es nur, weil es zu den höchsten Werken des
Geistes gehört und in so fern Theil hat an der
Erhöhung des Niveaus unserer Bildung und Wis¬
senschaft Wenn Einige geneigt sein sollten die
Kostspieligkeit solcher Anstalten zu tadeln , so
kann ich nur antworten, dass es mit einem Mu¬
seum ebenso ist, wie mit allen lebendigen Ge¬
schöpfen: was Leben hat muss wachsen.
Wenn ein Museum aufhört zu wachsen
und dem entsprechend stets erhöhte
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Mittel zu fordern, so ist seine Brauch¬
barkeit und seinNutzen im Abnehmen.«
Was das Personal des Museums betriflFt, so
hat uns zu Ostern der Präparateur Küsthardt
verlassen, um als Conservator am Museum in
Hildesheim eine vortheilhaftere Stelle anziitreten.
Seit der Neueinrichtung des zoologisch-zootomi-
schen Instituts im Sommer 1864 angestellt, hat
derselbe besonders durch eine Reihe ausgezeich¬
net montirter Skelette und einige ausgestopfte
grosse Säugethiere ein bleibendes Andenken hin¬
terlassen. — An seine Stelle ist der Herr Bild¬
hauer Fr. Grape als Präparateur eingetreten.
In der Einrichtung des Museums ist in sofern
eine Verbesserung geschehen, als von einem der
beiden südlichen Parterrezimmer, welche ihrer
Lage und Feuchtigkeit nach nicht zu eigentlichen
Museumszwecken verwendet werden können und
die bisher noch mit Vorräthen der mineralogi¬
schen Sammlung gefüllt waren, eine Thür nach
dem anstossenden kleinen Hofe angelegt und da¬
durch diese Zimmer zu bequemen Arbeitsräumen
für die Maceration und gröbere Präparation, für
das Gypsgiessen u. s. w. umgeschaffen wurden.
— Ferner ist das südöstliche Zimmer im oberen
Stock, in welchem sich bisher Doubletten der
Vogelsammlung befanden, für die Aufstellung der
Crustaceen und Würmer in Spiritus eingerichtet,
wodurch in dem anstossenden Zimmer zugleich ein
grösserer Raum für die Aufstellung der Insecten
gewonnen wurde. — Für die Aufstellung von
Säugethierschädeln sind für den mittleren und
oberen Vorplatz zwei grosse Glasschränke und
ein dritter für die Aufstellung der Seesterne an¬
geschafft. —
Die von Herrn Bildhauer Fr. Küsthardt
in Hildesheim geschenkte sehr ähnliche Gyps-
büste R. Wagner’s ist auf dem oberen Vor-
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platze, die von demselben Freunde früher ge¬
schenkte Büste Blumenbach’s auf dem mitt¬
leren Vorplatze aufgestellt.
Die Aufstellung der Sammlung ist in einigen
Punkten verbessert. Einmal ist die grosse Zahl
der kleinen Vögel Passeres und Volucres] da¬
durch übersichtlicher geordnet, dass die Namen
der Familien auf mit weissem Papier beklebten
Holzklötzen hinzugefügt sind und zweitens ist die
ganze Sammlung der ausgestopften Säuge thiere
mit grossen und deutlichen für das Publikum
bestimmten Etiketten, die mittelst, wie ich glaube
zuerst von Berthold benutzten, Klammernadeln
befestigt werden, versehen. Eine bedeutende An¬
zahl bisher in einzelnen Kasten aufgestellter Vö¬
gel und Säugethiere sind aus den Kasten genom¬
men, theilweise neu montirt und der ^gewöhnli¬
chen Sammlung in den Glasschränken einyerleibt.
Ferner ist die ganze Sammlung kleinster
Spiritusthiere, so weit sie es nicht schon
war, in kleine mit einem Kork verschlossene
Probirröhrchen gebracht, wie ich sie zuerst in
dieser Anwendung in Kopenhagen sah, und es
sind diese Röhrchen dann in zweckmässigen Holz¬
gestellen, nicht unähnlich denen der chemischen
Laboratorien, zu je 11 oder 21 Stück, senkrecht
aufgestellt und der übrigen Sammlung eingereiht.
Diese senkrechte Aufstellung der Röhrchen ist
deshalb ganz nothwendig, weil bei horizontaler
Lage der Spiritus den Korkstöpsel sehr schnell
verdirbt. Von solchen Röhrchen sind zur Zeit
aufgestellt , mit
Arthropoden 147 Stück, Echinodermen 15 Stück,
Mollusken 29 » Coelenteraten 11 »
Würmern 174 » Protozoen 5 »
Ein neuer Catalog ist begonnen über die
0 steologische Sammlung, bisher jedoch nur
für die Säugethiere und zwar auch nur für die
Skelette und Schädel, nicht für die einzelnen Kno-
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a
chenpräparate vollendet. Diese Gegenstände sind
bereits zum Theil in einem von Blumenbach im
Anfang des Jahrhunderts angelegten »Catalogus
von Thieren und Theilen derselben und Praepa-
raten davon aus den IV rothblütigen Classen,«
wie auch in einem von Prof. Bergmann in den
vierziger Jahren angefertigten Catalog der zooto-
mischen Sammlung verzeichnet. Doch konnten
diese Cataloge leider in keiner Weise zu Grunde
gelegt werden, da in ihnen die Gegenstände nicht
nummerirt, sondern nur einfach als vorhanden
angegeben sind und desshalb eine Identification
der so verzeichneten Objecte mit den wirklich
vorhandenen nur in einzelnen Fällen und zufäl¬
lig möglich war. In dem Bergmannschen Cata¬
loge fehlte auch überdies jede Angabe des Ur¬
sprungs der Gegenstände , den man im Blumen-
bachschen stets, oft noch mit einer kurzen Be¬
schreibung und literarischen Verweisungen ver¬
zeichnet findet. Leider sind eine ganze Reifie
der im Letzteren aufgeführten Dinge nicht mehr
aufzufinden gewesen.
Zur Vergleichung mit andern Sammlungen
gebe ich hier die Zahl der in dem neuen Cata¬
loge eingetragenen Schädel und Skelette von Säu-
gethieren unter Hinzufügung der Zahl der Arten
und Gattungen, denen sie angehören.
Schädel
Stück
Skelette
Stück
Arten
Gattun¬
gen
Bimana . .
. . 67 *)
7
1
1
Quadrumana .
. . 44
14
29?
14
Chiroptera
. . 5
8
. 7
4
Insectivora
. . 14
10
5
5
Carnivora . .
. . 135
29
26
11
Pinnipedia
. . 12
2
5
4
Glires . . .
. . 38
22
24
19
Edentata . .
. . 6
5
7
5
*) Darunter 29 Gypsabgüßse.
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9
Proboscidea . . .
1
_
1
1
Pachydermata . .
58
7
15
8
Buminautia . . .
112
12
24
10
Sirenida ....
1
—
1
1
Cetacea ....
12
3
7
3
Marsupialia . . .
23
6
13
8
Monotremata . .
2
2
2
2
Mammalia . . .
529
167
9^
Wenn man bedenkt, dass es sicher an 2000
beschriebene Arten von Säugethieren , in minde¬
stens 250 Gattungen giebt, tritt es deutlich her¬
vor, wie schlecht unsere osteologische Sammlung
mit ihren 167 Arten und 96 Gattungen diese
Classe repräsentirt.
Von den 529 Schädeln und 127 Skeletten rüh¬
ren etwa 70 Schädeln und 20 Skeletten, soweit
es noch auszumachen war, von Blumenbach,
207 Sch. und 67 Sk. von B. Wagner, und 33
Sch. und 13 Sk. (die alle neu montirt werden
mussten) von Berthold her, so dass ungefähr
219 Sch. und 27 Sk. in der neuesten Zeit er¬
worben sind.
Die Einrichtung des os teologischen Ca-
talogs ist etwas anders als die in meinem zwei¬
ten Bericht für 1865 beschriebene der zoologi¬
schen. Hier schien es nämlich zweckmässig], je¬
des Stück mit einer fortlaufenden Nummer (am
Schädel am linken Schläfenbein und linken Un¬
terkieferast , am Skelett ausserdem am linken
Darmbein) zu versehen, daneben aber jeder Art
und mindestens jeder Gattung ein eigenes Folium
im Cataloge einzuräumen. Ausserdem wird vorn
im Cataloge stets die zuletzt gebrauchte Num¬
mer bemerkt, sodass hier am Jahresschluss so¬
fort die Zahl der zugegangenen Stücke erkannt
werden kann. Die Schädel, Skelette und Kho-
chenpräparate sind hei jeder Art ohne Ordnung
durcheinander aufgeführt, nur wo viele Präparate
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zu bemerken waren, wie beim Menschen ist dies
auf besonderen Blättern geschehen.
In der Sammlung der Conchylien hat Herr
Mars hall aus Weimar die noch ganz ungeord-
ten Pulmonaten bestimmt und aufgestellt, wo¬
bei für die zahlreichen kleinen Arten kleine runde
Schachteln mit Glasdeckel gebraucht wurden, wie
ich sie ähnlich zuerst im Museum zu Stockholm
kennen lernte. An australischen Arten ist die
Sammlung ziemlich reich , sonst sind hier die
grössten Lücken noch auszufüllen.
Die Sammlung der Insecten ist wie in den
vorigen Jahren durch die uneigennützige Thätig-
keit einiger Freunde des Museums weiter beap
beitet. Herr Oberlehrer Dr. Muhl er t ist in
der Neuordnung der Käfer fortgefahren und hat
die Familie der Lamellicornen , vertreten durch
130 Gattungen und 485 Arten zu Ende gebracht.
Die Käfer werden in den Schiebladen auf be¬
weglichen Querleisten, ähnlich wie es auch in
der Berliner Sammlung geschieht, aufgestellt, wo¬
durch das Einordnen meiner Zugänge ohne ein
weiteres Umstellen des Vorhandenen sehr erleich-
, tert wird. Herr Universitäts-Kupferstecher Grape,
hat nachdem die allgemeine Schmetterlingssamm¬
lung neu geordnet war, eine bisher nur unvoll¬
ständig vorhandene , von Erhard herrührende
Sammlung der Göttinger Schmetterlinge
im Wesentlichen vollendet.
Den Herren Dr. Muhlert und Grape sage
ich für ihre aufopfernde Thätigkeit hier meinen
aufrichtigen Dank.
Wenn auch über manche werthvolle Geschenke^
welche dem Museum in dem abgelaufenen Jahre
von Gönnern und Freunden zu Theil geworden
sind, berichtet werden kann, so steht es doch in
diesem Puncte noch lange nicht auf der Höhe,
die ihm als natürlichem zoologischen Centralpunct
Hannovers gebührt. Zwar bietet unser Land
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selbst nicht viel an seltenen Thieren, aber auch
die gewöhnlichen Thiere unserer Fauna sind noch
lange nicht ausreichend im Museum vertreten.
Es fehlt uns z. B. noch ganz das Skelett eines
Hirsches, eines Wildebers, eines Adlers u. s. w.
u. s. w., und wenn so einheimische Freunde der
Wissenschaft noch ohne Schwierigkeit viel für das
Museum thun können, so ist dies in noch hö-
herm Maasse mit unseren zahlreichen hannover¬
schen Landsleuten im Auslande und der Menge
der hannoverschen Seefahrer der Fall. Möchte
ich im nächsten Berichte schon Gelegenheit ha¬
ben über Geschenke an das Museum auch aus
diesen Kreisen Nachricht geben zu können.
Eins der werthvollsten Geschenke dieses Jahrs
besteht in einem vollständigen Skelette eines
Chinesen, welches mir von meinem ausgezeich¬
neten Gönner Herrn Dr. Ferd. Müller in Mel¬
bourne durch die Vermittlung des Herrn Groe-
ner (damals in Hannover) verehrt wurde. Nach
Dr. Müller gehörte dies Skelett einem Manne
von unzweifelhaft unvermischten Blute an, der
von Adelaide kommend in den Grampians starb.
Der Schädel hat eine grösste Länge von 181mm,
eine grösste Breite von 137mm und eine Aeby-
sche Grundlinie von 89mm. Diese Grundlinie =
100 gesetzt giebt eine Breite von 154.
Vier ausgezeichnete menschliche Schädel, ei¬
nes Deutschböhmen, eines Jazygen, eines
Hannaken und eines Czechen, mit genauer
Angabe ihrer Herkunft verdanke ich der Güte
des Herrn Hofrath Dr. Hyrtl in Wien.
Herr Stud. de Stoutz aus Genf schenkte ei¬
nen grossen, glatten Windhund zum Skelett, Herr
Prof. Henneberg zwei Schädel von Merino und
zwei andere von Rambouillet-Hammeln, Herr Eis¬
feld hierselbst den Schädel einer Hirschkuh,
Herr Obermedicinalrath He nie den Fötus eines
Pferdes, von dem der Schädel präparirt wurde,
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Herr Conservator Küsthardt in Hildesheim
den Schädel eines Fuchses aus Nordafrika und
zwei Schädel von Hausschweinen.
In einer ausgezeichneten Sendung australi¬
scher Thiere, welche das Museum nur gegen die
Auslagen von meinem Verwandten Herrn Dr.
med. E. Schütte in Sydney erwarb, befanden
sich fünf Bälge , zwölf Schädel . und ein Skelett
von Beutelthieren.
Von den als Geschenk zugegangenen Vögeln
sind zu erwähnen ein Paradiesvogel und ein Wel¬
lenpapagei von Herrn W. Marshall aus Wei¬
mar, ein Bantam Hahn von Herrn Prof. Henne¬
berg, ein Skelett eines Eichelhähers von Herrn
Conservator Küsthardt in Hildesheim und 38
australische Vogelbälge von Herrn R. Schütte
in Sydney. Ferner schenkte Herr Pastor M i e d e
das wohlerhaltene Nest eines Zaunkönigs, Herr
Dr. Schlo tthauber das Nest einer Drossel mit
dem Gelege und Herr F orstauditor Wissmann aus
Bovenden mehrere dunkelgrau gefärbte Enteneier,
wie ich sie ähnlich auch von Frau Hofräthin
Berthold erhielt und deren Farbe nur in der
äusssersten Schicht der Schale ihren Sitz hat.
Eine bedeutende Anzahl, theils sehr seltener
australischer Reptilien, Amphibien und Fische
befanden sich in der erwähnten Sendung von Dr*
Schütte. — Herr Stadtsyndikus Marheineke
in Hameln hatte die Güte aus der städtischen
Anstalt für künstliche Fischzucht in Hameln eine
Anzahl einiger Tage alter Lachse lebend zu über¬
senden, die allerdings zu alt zu den beabsichtig¬
ten Untersuchungen waren , sonst aber willkom¬
mene Gelegenheit zu einigen embryologischen
Beobachtungen boten und deutlich zeigten, welch
ausgezeichnetes Material für die Entwicklungsge¬
schichte die Fischbrutanstalten liefern.
Einen bedeutendem Zuwachs an niederen See-
thieren erhielt das Museum durch eine Reise,
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welche der Unterzeichnete mit einer liberalen
Unterstützung des Königlichen Cultusministeriums
in den Monaten August und September nach St
Malo in der Bretagne machen konnte und an der
für die ersten Wochen auch Herr Dr. Selen ka
theilnahm. Es sind auf dieser Keise grosse Men¬
gen von Anneliden , Turbellarien , Ascidiae com-
positae, Spongien und anderen niederen Thieren
gesammelt, doch sind dieselben bisher noch nicht
geordnet, so dass genauer über sie zur Zeit
nicht berichtet werden kann.
Herr Lehrer Lühmann in Bardewiek über¬
sandte (zuerst durch Vermittlung des Herrn Pa¬
stor Kleine in Lüethorst) drei Zwitterbie¬
nen*), welche leider nicht frisch genug in meine
Hände kamen, um die inneren Geschlechtsorgane
untersuchen zu können. In allen drei Fällen war
auch der Mastdarm durch eine lehmig aussehende
Masse ausserordentlich ausgedehnt und die be¬
nachbarten Organe sehr verdrückt. So boten
diese interessanten Geschöpfe keine Gelegenheit
mehr zu beobachten als durch Sieb old und
durch Le uckart bereits in ausgedehntem Maasse
geschehen ist. Im Allgemeinen waren diese
Zwitter hinten weiblich, wie Arbeiterinnen, und
vorn, d. h. der Kopf, mit Ausnahme der Mund¬
werkzeuge, männlich, doch war in zwei Fällen
(von den dreien) mit diesem transversalen Her¬
maphroditismus auch ein lateraler verbunden.
Einmal war nämlich auf der rechten Körperseite
ein Drohnen -Netzauge, eine männliche Antenne
und ein Drohnenbein vorhanden, während die
entsprechenden Theile der anderen Seite sich
weiblich erwiesen und im zweiten Falle war we¬
nigstens Auge und Antenne der linken Seite männ-
*) Ein früheres Vorkommen von Zwitterbienen in Herrn
Lühmann’s Stocke erwähnt bereits Ga thm an n im Bie-
nenwirthschaftlichen Centralblatte für das Königreich Han¬
nover. II. p. 162. Novemb. 1866.
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lieh, die der anderen weiblich. Die Mundwerk¬
zeuge waren stets weiblich. — Hoffentlich werde
ich von Herrn Lüh mann später weitere Zwitter¬
bienen ganz frisch, möglichst noch lebend und
seiner Zeit auch die zwitterbrütige Königin, wie
versprochen wurde, zur anatomischen Untersu¬
chung erhalten.
Von Herrn Conservator Küsthardt in Hil¬
desheim erhielt das Museum ein Glas voll rother
Cyclops, die bei Hildesheim plötzlich in ungeheu¬
rer Menge aufgetreten waren und in ziemlicher
Ausdehnung die Erscheinung eines sogen. Blutre¬
gens veranlasst hatten. Herr Hofrabh Schwartz
schenkte das Nest einer Wespe, Herr Pastor
Miede das aus einem Baumstamm gesägte Nest
einer schwarzen Ameise (Formica fuliginosa), Herr
Dr. Schlotthauber eine grosse Spinne, zwei
Mermis und einen männlichen Gordius, Herr Pro¬
fessor Wicke Röhren undThiere von Pectinaria
Nordernei, Herr Geh. Obermedicinalrath Wöhle r
eine Gorgonie, wahrscheinlich aus dem Indischen
Meere, Herr Professor Kohl rau sch ein Glas
mit Gliederthieren und Mollusken von Madeira,
Herr Stud. Wissmann Bandwürmer (Taenia pe-
ctinata) aus dem Haasen, Herr Dr. Schütte
hierselbst Bandwürmer vom Menschen und Herr
Dr. Grenacher aus Würzburg mehrere mikro¬
skopische Präparate von Nematoden. Herr Ed.
Gildemeister, Kaufmann in Bremen, schenkte
mehrere Gläser mit Seetang in Spiritus, welchen
Herr Capt. Matthias vom Bremer Schiff Hia-
vatha im südlichen Theil des Golfstroms aufge¬
fischt hatte und der mit zahlreichen niederen Thie-
ren bedeckt ist, welche einer genaueren Untersu¬
chung noch harren. Eine Reihe interessanter nie¬
derer Thiere befanden sich auch in der Schüt¬
teschen Sendung aus Australien.
Einen sehr werthvollen Zuwachs aus unserer
vaterländischen Küsten fauna erhielt das Mu-
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seum durch die Güte des Herrn Dr. A. Metz¬
ger in Norden, indem derselbe 6 Arten Mollus¬
ken, 31 Arten Krebse und 9 Arten Anneliden
meist in mehreren Exemplaren aus den Früchten
seiner emsigen und erfolgreichen Sammlungen an
der ostfriesischen Küste schenkte.
Die kleine Bibliothek des Museums wurde
bereichert durch einige Geschenke an Büchern
und Brochüren von Herrn Marshall aus Wei¬
mar, durch einige Abhandlungen aus den Miscel-
laneous Collections von der Smithsonian Institu¬
tion und durch mehrere Schriften geschenkt von
Herrn Dr. Grenacher in Würzburg, Herrn Dr.
Selenka und dem Unterzeichneten.
Im Tauscht er kehr wurden erworben von Herrn
Rittergutsbesitzer Dr. Wilckens auf Pogarth in
Schlesien zwei Schädel von Southdown - Merino
Schafen und von dem zoologischen Museum in
Kopenhagen 66 Arten von Mollusken aus Groen-
land und von den Canaren. — Unsererseits sind
Tauschsendungen gemacht an Herrn Hofrath Hyr tl
in Wien und an Herrn Dr. Semper in Würz¬
burg.
Durch Kauf konnte das Museum einige recht
werthvolle Gegenstände erwerben. Ich rechne
dahin besonders das Skelett eines weiblichen Ma-
natus australis aus Surinam , welches es durch
Vermittlung des Herrn .Professor Kraus s in
Stuttgart erhielt, ferner ein Skelett eines weibli¬
chen Hydrochoerus capybara aus derselben Quelle,
dann zahlreiche Schädel von Schweizer Hausthier-
racen von Herrn Thalammann Nager in Ursern,
einen Wombat im Fleisch von Hagenbeck in Ham¬
burg (durch die gütige Vermittelung des Herrn
Professor Peters in Berlin), das Skelett eines
Kosackenpferdes vom unteren Don besorgt durch
Herrn Conservator Küsthardt in Hildesheim
und endlich mehrere Säugethierskelette und Bälge,
einige afrikanische Schlangen und 33 Arten nie-
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16
derer Seethiere von Surinam, Bengalen und vom
Cap von Salmin in Hamburg. Einige mikrosko¬
pische Praeparate von wichtigen Spongiengattun-
gen werden von Herrn Professor Os c. Schmidt
in Gratz erworben.
Zur wissenschaftlichen Bearbeitung und Be¬
stimmung hat Herr Alex. Agassiz die ganze
Sammlung von Borstenwürmern des Museums of
Comp. Zoology in Cambridge Mass. (über 500
Gläser) übersandt : eine Arbeit , welche der Un¬
terzeichnete in Verbindung mit seinem Freunde
Herrn Dr. E. Ehlers zu vollenden gedenkt. Herr
Professor Steenstrup in Kopenhagen vertraute
mir zur Beschreibung mehrere der sehr eigen-
thümlichen Eier des Port Jackson-Haies (Hetero-
dontus) an, welche ich zuerst im Berliner Museum
durch Herrn Professor Peters kennen lernte
und welche in einer in Arbeit befindlichen ana¬
tomischen Untersuchung dieses Haies genauer be¬
rücksicht werden sollen.
Bei der Benutzung^ welche auswärtige Gelehrte
von unserem Museum gemacht haben , muss ich
zunächst der Abbildung des Adamsschen M am¬
mut hs zu erwähnen, welche Herr K. E. von
Baer in dem XL Bande des Bulletins der Pe¬
tersburger Akademie veröffentlicht hat. Durch
die Bemerkung Brandt’s über eine von dem
Kaufmann Bol tun off 1803 nach der Natur an¬
gefertigte, aber nicht mehr aufzufindende, Zeich¬
nung des berühmten Adamsschen Mammuths, wurde
ich auf eine im hiesigen Museum unter den Schä¬
tzen der von Blumen bach gesammelten Abbil¬
dungen befindliche Zeichnung aufmerksam, die
von Blumenbachs Hand unterschrieben ist
»Elephas primigenius, das in Russland sogenannte
Mammut, mit Haut und Haar 1806 im Junius am
Ausfluss der Lena ins Eismeer ausgegraben. Roh
verzeichnet so wie er verstümmelt und vertrock¬
net gefunden worden.« Die Angaben, welche Ti-
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17
lesius über die ihm noch vorliegende Boltiinoff-
sche Zeichnung macht, Hessen mich nicht zweifeln,
hier eine Copie derselben^ wahrscheinlich durch
Adams oder Tilesius an Blumenbach ge-
sandt^ vor mir zu haben. Herr von Baer be¬
stätigte mir meine Vermuthung aufs vollständigste
und hat auch a. a. O. diese Zeichnung veröffent-
Hcht. Zwar gleicht dieselbe^ da der Rüssel fehlt,
wie schon Tilesius sagt, fast mehr einem Schweine
als einem Elephanten, aber sie zeigt doch auch
Vieles, was augenscheinlich für das Mammuth
charakteristisch ist (siehe meine Bemerkungen
darüber in den Gött. Gel. Anz. 1867 S. 591 —
593). Jedenfalls bildet diese Zeichnung eine
ebenso wichtige QueUe für die Beschreibung des
Mammuths als die von Lartet veröffentlichte,
auf einer Elfenbeinplatte gravirte Abbildung des¬
selben auÄ der Steinperiode, welche ich auf der
Internationalen Ausstellting in Paris (Galerie Hi-
stoire du travail) genau betrachten konnte. Zwar
kann man an eine Fälschung bei diesem letzteren
höchst interessanten Stücke nicht denken, aber
der Striche und Linien sind darauf so viele, dass
man nicht mit völliger Sicherheit die zu dem
Mammut gehörigen Contouren darunter aufzüfin-
den vermag4
Weiter benutzten das Museum Herr F. D.
Heynemann in Frankfurt a. M., der die inter¬
essante Entdeckung machte, dass der Limax bi-
color aus Sydney und Limacus Breckworthianus
aus Victoria nichts anders als der gewöhnliche,
auch aus Neuseeland in unserer Sammlung be¬
findliche europäische Limax variegatus sind, fer¬
ner Herr Dr. M a a c k (Skelette von Schildkröten),
Herr Dr. Grenacher in Würzburg (Mermis
und Gordius), Herr Professor Dr. Peters in
BerUn (Monotremen), Herr Dr. Semper inWürz-
2
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18
bürg (Holotburien) und Herr Dr. Ehlers (Bor¬
stenwürmer).
An die hiesige städtische Töchterschule (Herr
Director Dr. Morg enstern) sind zehn Glaska¬
sten mit Vögeln , die verschiedenen Ordnungen
derselben illustrirend, und fünf* Schädel vonSäu-
gethieren und Vögeln abgegeben.
An zum Druck beförderten Arbeiten sind in
diesem Jahre im Museum ausgeführt , ausser ei¬
nigen paläontologischen Arbeiten des Herrn Dr.
Selenka, zu denen das Museum das lebende
Vergleichsmaterial lieferte:
Ueber einige neue oder seltene Batrachier aus
Australien und dem tropischen Amerika von
W. Keferstein (Gött. Nachricht. 1867 Nr. 18).
Beiträge zur Anatomie und Entwickelungsge-
schicbte einiger Seeplanarien von St. Malo von
W. Keferstein (Abhandlungen d. k. Ges. d.
Wiss. Bd. XIV mit 3 Taf.).
Ueber eine Zwitternemertine (Borlasia hermaphro-
ditica) von St. Malo von W. Keferstein
(Götting. Nachrichten 1868).
Ueber einige neue Schwämme aus der Südsee von
Dr. E. Selenka (Zeitschr. f. wiss. Zool. XVU.
1 Taf.).
Nachträge zur Anatomie und Systematik der Ho-
' lothurien von Dr. E. Selenka (Zeitschr. für
wiss. Zool. XVm. 1 Taf.).
Zur Anatomie von Trigonia margaritacea von Dr.
E. Selenka (Malacozoolog. Blätter 1868.
1 Taf)
Beiträge zur näheren Kenntniss der Muskulatur
der Cyclostomen und Leptocardier von Dr. H.
Grenacher (Zeitschr. f. wiss. Zool. XVH. 1
Taf. — auch als Diss. phil. Gotting.).
W. Ke ferstein.
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Die Meteoriten
in der üniversitäts - Sammlung zu Göttingen
am 1, Januar 1868,
I. Meteorsteine.
Fall-Zeit 1
L 0 c a 1 i t ä t.
[kwicht in Grm.*)
Datum
Jahr
Haupt-
Stück
Zahl der
Exempl.
1
7. Not.
1492jEn8i8heim, Eisass . . . . |
106
5
2
13. Sept.
1766 Albareto bei Modena . . . |
—
1
3
20. Nov.
1768 Mauerkirchen, Oestreich . |
1927
1
4
19. Febr.
1785.
Eich8tädt, Bayern . . . . |
26
1
5
13. Oct.
1787
Charkow, Russland . . . 1
32
1
6
24. Juli
1790 Barhotan, Frankreich . . .
95
3
7
16. Juni
1794'Siena, Toscana .
17
2
8
1 3. Dec.
1795 Wold Cottaee, England . .
130
2
9
12. März
1798
Salles, Frankreich ....
1
1
10
13. Sept.
1798
Benares, Indien .
4
2
11
26. April
1803
L’Aigle, Frankreich . . .
230
1
12
13. Dec.
1803,Mä88ing, Bayern ....
4
1
13
5. April
1804 Glaagow (High Fossil), Schottland
1,5
1
14
15. März
1806 Alai8, Frankreich ....
1,5
1
15
13. März
1807|Tiniochin (Smolenak^, Russland
10
2
16
14. Dec.
1807,We8ton, Connecticut V. St. .
10
5
17
19. April
1808
Parma, Italien .
—
3
18
22. Mai
1808
Stannern, Mähren ....
249
3
19
3. Sept.
1808
Lissa, Böhmen .
2
20
Aug.
1810
iTipperary , Irland ....
1
21
23. Not.
1810
Charsonville , Frankreich . .
2
2
22
12. März
1811
Knleschowka, Russland . .
2
2
23
1 8. Jnii
1811
Berlangnillas, Spanien . .
2
1
24
,15. April 11812
Erxlehen, Preussen . . .
295
2
25
5. Ang.
11812
Chantonnay, Frankreich . .
201
1 ^
Gewichte unter 1 Gramm sind meist nicht angegeben.
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Fall-Zeit |
Gewicht
in Grm.
Datum
Jahr
L 0 c a 1 i t ä t.
, Haupt-
Stück
Zahl der
Exempl.
26 10. Sepi. 18]3|Liinerick, Irland .... 105 2
27 15. Febr. 1814 ßaclilDlit) Jekaterinoslaw, Russl. 82 1
28 5. Sept. 18 !4|Ageii, Frankreich .... 26 1
29 18. Febr. 1815 Dnrall«, Indien . 17 1
30 3. Oct. 1815iCha88igny, iLangres), Frankreich 5 1
31 Juni l818,Seres, Macedonien .... 41 3
32 13. Juni 1819 Jonzac, Frankreich .... — 1
33 13. Oct. 1819|Politz, (Gera, Köstritz) Reuss 5 2
34 12. Juli 1820 Lixiia, (Dünaburg) Russland . 140 3
35' 15. Juni 1821 JliTina8, Frankreich ... 151 1
36 30. Nov. 1822 Allababad, Indien .... 6 1
37 10. Febr. 1825 iNanjemoy, Maryland V. S. . 5 4
38 14. Sept. 1825 Honolulu, Sandwich-Inseln . 3,5 1
39 9. Mai 1827 Na8hville, Tennesee, V. St. . 5 1
40 5. Oct. 1827 Bialyatoh, Russland ... — 1
41 14. Juni 1828|Richmond , Virginien, V. St. 6 1
42 8. Mai 1829!For8yth , Georgia, V. St. . . 1,5 1
43 18. Juli 1831 Vouill4, Frankreich . ... | 21 2
44 1832 Umbala, Indien ..... i 1,5 1
45 11. Not. 1836Macao, Brasilien . 10 1
46|18. April 1838|Akbiipore , Indien .... 9 1
47 6. Juni 1838|Chaiidakapoor, Indien . . 2.5 1
48 13. Oct. 1838 Capland, (Cold-Bokkeveld), Afrika 5,5 5
49,13. Febr. 1.^39 Little Piney, Missouri, V. St. 1,5 1
50 12. Juni 1840 üden, Holland . -- 1
51 22. März 184l|Grnneberg, Pr. Schlesien . 1 j ^
52 12. Juni 1841 .Cbatean-Renard , Frankreich 324 | 1
53.26. April 1842 Milena, Croatien .... 111 2
54 25. März 1843 jßi8bop8yi Ile, Süd-Carolina, V.St. 4 | 2
55 2. Juni 1843 Utrecht, Holland . . . . j 1 I 1
56 16. Sept. 1843 KleinWenden, (Nordhausen', Pr.' 2 I 3
57 29. April 1844 'Killiter, Irland ..... ! 1
58 21. Oct. 1844FaTar8, Frankreich .... 2 1
59 Gefunden 1846A88ani, Asien . — 1
60 25. Febr. 1847 Jowa , Linn County, V. St. 48 4
61 20. Mai 1848 Castine, Maine, V. St. . . — 1
62 31. Oct. 1849 Cabarras County, Nd. Car., V.St 30 4
63 30. Not. 1850|8halka, Indien . 1 2
64 17. April 1851 Gütersloh , Westphalen . . 1,5 1
65 23. Jan. 1852lNellore , Indien . 36 2
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21
Fall-Zeit 1
L 0 c a 1 i t ä t.
Gewicht in Grm.
Datum
Jahr
Haupt-
Stück
Zahl der
Exempl.
66
4. Sept.
1852
Mezö - Madaraa? Siebenbärgen
37
2
67
Gefunden
1852
Mainz, Hessen .
43
2
68
6. März
1853
Segowlee, Indien ....
1
1
69
13. Mai
1855
Bremervörde, pr. Pnr. Hannover
2755
2
70
U. Mai
1855
Insel ösel, Russland . . .
14
1
71
7. Juni
1855
St. Denis- Weatrem? Belgien
50
1
72
6. Aug.
1855
Petersburg, Tennesee, V. St.
9
3
73
*)
1856?
Dnrango, Mexico ....
145
1
74
Gefunden
1856
Hainholz, Westphalen . .
73
5
75
12. Nov.
1856
Trenzano, Lombardie . .
2,5
1
76
28. Febr.
1857
Parnallee, Indien . . .
80
3
77
1. April
1857
Heredia, San Jos^, Costa Rica
449
1
78
15. April
1857
Kaba , Ungarn .
1
2
79
10. Ocl.
1857
Ohaba, Siebenbürgen . . .
9
2
80
27. Dee.
1857
Pegn , Indien .
21
1
81
19. Mai
1858
Rakova, Siebenbürgen . .
14
1
82
9. Dec.
1858
Ansson (Montrejean), Frankr.
49
2
83
26. März
1859
Harrison Connty, V. St. .
17
1
84
1. Mai
1860
New Concord, Ohio, V. St.
199
2
85
14. Jntt
1860
Dhnrmsala, Indien . . ,
52
1
86
7. Oct.
1862
Meno, Nen Strelitz . . .
—
1
87
2. Juni
1862
Bnschhof , Curiand . . .
47
1
88
8. Aug.
1862
Pilistfer (Ankoma), Livland
53
1
89
7. Dec.
1863
Tnrinnes - la - Grosse (Tirle-
mont) Belgien ....
57
1
90
12. April
1864
Nerft, Curiand ......
32
1
91
14. Mai
1864
Orgneil, Frankreich
5
3
92
26. Juni
1864
Dolgaja Wolja, Volbynien,Rnssl.
34
1
93
21. Juli
1865
Anmale, Algerien ....
2
1
94
25. Aug.
1865
Shergotty, Behar, Indien .
2
95
{21. Sept.
1865
Mnddoor, Mysore, Indien .
1
1
96 j 9. Juni
1866
Rnyabinya, Ungarn . . .
31
4
*) N«ehrichten 1867 S. 67.
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22
n. Meteoreisen.
Fundort.
Gewicht
Haupt-
Stück
in Grm.
Zahl der
Exempl.
1
Agram, Croatien, gefallen am 26. Mai 1751 ,
10
4
2
Braiinail, Böhmen, gefallen am 14. Juli 1847
108
4
3
Bonanza, Mexico .
1,3
1
4
Arva, Ungarn, gefunden 1844 .
425
7 . .
5
Ashyille, Nord-Carolina, V. St. 1839 . . .
0,5
1
6
Atakama, Bolivia, S. A. 1827 .
1840
5
7
Bahia (Bemdegd), Brasilien, 1816 . . .
257
4
8
Bohnmilitz, Böhmen, 1829 .
31
1
9
Brahin, Bnssland, 1822 .
17
1
10
Breitenbach, Böhmen, 1861 ....
111
3
11
Brasilien, (Buenos -Ayres?) .
18
1
12
Burlington, New York, V. St. 1819 , . .
62
1
13
Caille, Frankreich, 1828 .
47
1
14
Capland, Afrika, vom grossen Fischfluss, 1837?
14
1
15
Capland, Afrika, 1801 . . .
181
6
16
Carthago, Smith County, V. St 1840 . .
22
1
17
Chesterville , Sud -Carolina, V. St 1849
115
1
18
Claibome, Alabama, V. St 1838 . . . .
2,5
1
19
Colorado, Bussei Goulch, V. St 1863 . . .
398
2
20
Colorado, Beear Creek, V. St .
301
2
21
Copiapo, Chili, 1863 .........
11
1
22
Cosby, Cook C. V. St 1840 (Sevier-Eisen) .
25
2
23
Cranbonme , Australien , 1861 .
206
2
24
Dacotah, Indian Territory, V. St. 1863 . .
58
1
25
Denton Connty, Texas, 1856 .
1 26,5
1
26
Dnrango, Mexico, 1811 . . .
50
1
27
Elbogen, Böhmen, 1811 .
35
4
28
Franklin Connty, V. St .
56
1
29
Green-Connty , Tennesee, V. St 1818 . .
69
2
30
Grönland, Bafflnsbay, 1819 .
0,4
1
31
Gnilfbrd, Nord - Carolina , V. S. 1830 . .
8,5
1
32
Jewell Hill, Madison, V. St. 1856 . . .
40
2
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23
Fundort.
33 Krasnojarsk , Sibirien, 1776 .
34Lagrange, Oldham C. Kentucky, V. St. 1860
35Lenarto, Ungarn, 1815 .
36 Löwenflnss , Süd- Afrika, 1853 . . . . .
37 Lockport, New-York, V. St. 1845 . . .
38Madoc, Canada, V. St. 1854 .
SOMarshall C., Kentucky, V. St. 1856 . . .
40 Nebraska, Missouri, V. SU 1856 . . . .
41 Nelson, G. Kentucky, Y. St. 1856 . . . .
42 Nevada, V. St .
431 Newton, C. Arkansas, V. St. 1860 . . .
44|Obemkirchen, Schaumburg, Preussen 1863
45 Oktibeha, Mississippi, Y. St. 1857 . . .
46 Orange River, Süd -Afrika, 1856 . . .
47 Paraguay, Paranafluss (Tucuman?) . . .
4SPittsbnrg, Pensylvanien, Y. St. 1850 . .
49Pnttnam, C. Georgia, Y. St. 1854 . . .
50Rasgata, Neu -Granada, 1823 .
51 Red River, (Louisiana) Texas 1808 . . .
52 Rittersgrän, Sachsen, 1861 .
53 Robertson, C. Tennesee, Y. St. 1861 . .
54 Ruffs Monntain, Süd Garol., Y. St. 1850 .
55 Salt River, Kentucky, Y. St. 1851 . . .
56 Santa Rosa , Mexico .
57 Sarepta, Saratow, Russland, 1854 . . . .
58Scbwetz, Preussen, 1850 .
59Scriba, Oswego C., Y. St. 1814. . . . .
60 Seeläsgen, Brandenburg, Preuss. 1847 . .
61 Sierra de Chaco, Atakama, 1862 . . .
62 Seneca - See , New York, Y. St. 1851 . . .
63|Senegal, Bambuk, Afrika, 1763 . . . .
64jSniithland, Livingston C. Kent. Y. St. 1840
65, Steinbach, Sachsen 1751 ......
66 1 Tabarz, Thüringen, 1854 . .
67,Tazewell, Tennesee, 1854 .
68Tolnca, Mexico, 1784 — 1856 .....
69 Tacnman , Süd-Amerika , 1783 . . . .
70 Tnczon , Mexico , 1850 .
71|Tala, Russland, ISO'if . . •
72|Union G. , Georgia, Y. St. 1853 . . . .
Gewicht in Grm.
Haupt- Zahl der
Stück Exempl.
223 12
383 1
51 4
5 1
43 1
19 1
142 1
0,5 1
358 2
6 1
22 1
180 2
1,5 1
31 1
5 1
104 2
33 1
5 1
8 2
63 1
46 2
36 2
14 1
50 2
20 1
48 1
17 2
26 3
12 2
121 1
1 2
8 1
10 1
20 1
198 2
2025 8
0,5 1
17 1
7 1
14 1
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24
mmi
1 Gewicht in Grm.
Fundort.
1
Haupt'
Stück
Zahl der
Exempl.
73
Wayne^ Ohio, V. S. 1859 . . . * . . *
>.5
1
74
Zacatecaa, Mexico, 1792 .
Zweifelhafte.
i 58
3
Grönland, (Niakomak?) . • . . ^ •
34
1
Hemalga, Chili, 1840 . * .
31
2
Hommoney Creek, Nord-Carol. V. St. 1845
195
1
Newstead, Schottland, 1861 . . . . «
68
2
WifAUr.
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iVachrichten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen¬
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
Januar 15. JV& 2,. 1868.
KdBigliche (lesellschaft der Wissenschaften.
Sitzung am 4. Januar.
Ewald, über türkische Zeitungen.
Keferstein, über eine Zwitter-Nemertiue (Borlasia her-
maphroditica) von St. Malo.
Derselbe, Beiträge zur Anatomie und Entwickelungsge-
sohichte einiger Seeplanarien von St. Malo. Mit 3
Tafeln (Erscheint in den Abhandlungen).
Derselbe, legt eine Mittheilung von Dr. Metzger in
Norden vor: über das Männchen und Weibchen der
Gattung Lernaea vor dem Eintritt der sogenannten
rückschreitenden Metamorphose.
Benfey, TgTrioyld Femininum zu dem zendischen
Masculinum Thraetäna äthwyäna.
üeber türkische Zeitungen,
von
H. Ewald.
Der K. G. der WW. sind in den letzten
Wochen 12 Stücke einer türkischen Zeitung zu¬
gesandt, welche sich Muchbir d. i. An¬
zeiger nennt. Türkische und ähnliche Mor-
genländiscbe Zeitungen sind zwar heute schon
seit 20 bis 30 Jahren keine Neuigkeit mehr: in
allen Hauptstädten des Isläm’s auch da wo heute
die Europäer nicht unmittelbar herrschen, in
3
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26
Constantinopel , Teheran, Bairüt, Qähira und
sonst, erscheinen jetzt längst Tagesblätter in
Türkischer Persischer und Arabischer Sprache,
nur dass sie freilich bis jetzt nur Nachbilder
der Zeitungen unserer Länder sind und für die
Förderung der Wissenschaften noch sehr wenige
Beiträge geben. Das neue ist hier nur dass
der Muchbir uns von London aus zugesandt
wird , wo er seit dem Herbste erscheiht. In
London und in ganz England wird unter allen
Morgenländischen Sprachen gerade das Türkische
noch immer am wenigsten getrieben: und wenn
nicht etwa der eine oder andere Gehülfe einer
der vielen Englischen Gesandtschaften in jenen
Ländern sich des Türkischen kundig macht, so
bekümmert man sich sonst dort sehr wenig
darum. Es sind aber auch nur Gelehrte von
einer, um sie nach dem bekannten Ausdrucke
so zu nennen, Jungtürkischen politischen Partei,
welche in London eine Zuflucht aufgesucht haben
und von dort aus durch diese Türkische Zeitung
auf das Morgenland zurückzuzuwirken suchen.
Wie dem sei, man muss wünschen dass diese
Blätter in unsrer Universitätsbibliothek aufbe¬
wahrt werden, theils als Beiträge zur Geschichte
unserer Zeit, theils um zum Unterrichte in dem
neuesten Türkischen Style zu dienen.
Die Türkische Schrift ist eine höchst unvoll¬
kommen und unbeständig gebliebene, im geraden
Gegensätze zu der Neupersischen welche zwar eben¬
falls, die Arabische zu ihrer Grundlage nahm
aber diese mit grosser Geschicklichkeit und Be¬
harrlichkeit deutlicher und gefögigqr für sich zu
machen wusste. Da sie nun vorzüglich für
solche welche nicht selbst mündlich von iJ’ürken
lernten die Türkischen Laute hur sehr mangel¬
haft wiedergiebt, so können uns insofern Grie¬
chische und Armenische Zeitungen zu Hülfe kom-
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27
men welche in den Morgenländischen Städten
heute zwar in Türkiscli^r Sprache (solche Fort¬
schritte macht diese nqch immer!) aber in Grie¬
chischer oder in Armenischer Schrift erscheinen.
Diese Schriften , besonders die Armenische,
drücken manche der Türkischen Laute deutlicher
aus als es in der Türkischen Schrift selbst altem
Herkommen nach gewöhnlich ist.
lieber eine Zwitter-Nemertine
(Borlasia hermaphroditica)
von St. Malo.
Von WiUu Keferstein.
Während man in früherer Zeit auf das Zu¬
sammenvorkommen männlicher und weiblicher
Geschlechtsorgane in demselben Individuum und
auf das Getrenntsein "derselben aqf zwei Orga¬
nismen einen so hohen Werth legte, dass man
in vielfacher Beziehung darin einen Spiegel der
ganzen Organisation und damit ein vorzügliches
Kennzeichen für tiefgreifende systematische Ein-
theilungen erblicktq, haben .neuere Beobachtungen
erwiesen, wie bei den niederen Thieren diese
Verhältnisse nur geringe Bedeutung gemessen
und häufig selbst nur Art-Unterschiede bedingen.
So kennt man jetzt unter den Borstenwür¬
mern und Nemadoten einzelne Zwitter, unter
den Trematoden einzelne getrenntgeschlechtliohe
Arten und noch neuerdings hat Claparede*)
aus der sonst ganz hermaphroditischen Gruppe
der Planarien eine Art mit .getrennten Geschlech¬
tern (Planaria dioica von St, Vaast) beschrieben.
Nicht zu sehr durfte ich mich desshalb wun-
*) Beobachtungen über Anatomie und Entwickelungs¬
geschichte wirbelloser Thiere. Leipzig 1863. foU p. 19.
3*
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28
dem, als ich im August v. J. in St. Male eine
hermaphroditische Nemertine fand, während alle
bisher bekannten Arten dieser Gruppen getrennte
Geschlechter zeigen. Immerhin scheint es jedoch
wichtig genug diese Beobachtung mit wenigen
Worten zu beschreiben.
Die Zwitter-Nemertine wurde am tiefen Ebbe¬
strande gefunden, war röthlich, theilweis gelb¬
lich von Farbe und 'hatte eine Länge von 10™,
eine Breite von 1 — 172”^. Dieselbe ordnet
sich der Gattung Borlasia^ in der von mir *) ge¬
gebenen Begränzung unter, weicht aber von
allen kenntlich beschriebenen Arten dieser Gat¬
tung ab, sodass ich sie als neue Spezies mit
dem Namen Borlasia hermaphrodiiica bezeichne.
Der Kopf ist nicht vom Körper abgesetzt
und hat etwa eine Körperbreite hinter dem zu¬
gespitzten Vorderende jederseits eine kleine Ein¬
senkung, in die auf der Unterseite eine kurze,
quergestellte Furche , Kopfspalte, mündet.
In der Mitte zwischen Vorderspitze und Kopf¬
spalte befindet sich jederseits ein Augenfleck,
der aber nicht durch besondere Grösse sich aus¬
zeichnet. Etwa zwei Körperbreiten hinter der
Vorderspitze liegen die Hir ngangl ien, an
denen man den Bau, wie er für die Tremocepha-
liden charakteristisch ist und die dünnere Rücken-
wie breitere Bauchcommissür deutlich bemerkt.
Nach vorn gehen jederseits vom Gehirn drei
starke Nerven ab, wovon einer zum Auge führt;
nach hinten schickt es den Seitennerven ab, der
viele und starke seitliche Zweige abgiebt. Unter
der Kopfspalte liegt das kleine, eiförmige Sei¬
tenorgan, in das ein flimmernder Canal tief
ein dringt und das durch einen dicken Strang
mit dem Gehirn verbunden ist.
*) Untersuchungen über die Nemertinen in Zeitschr.
f, wies. Zoologie Öl. 1862. p. 64.
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29
Den feineren Bau der Seitenorgane konnte
ich nicht erkennen, doch verfolgte ich bei die¬
ser wie bei anderen Arten, einen wimpernden
oft verknäulten Canal von der Kopfspalte an
tief hinein, der bei einer Art selbst mit einer
verdickten Mündung in die Körperhöhle zu mün¬
den schien, so dass Aie Aehnlichkeit dieser Or¬
gane mit manchen Segmentalorganen von Bor¬
stenwürmern überraschend wurde. Meine ab¬
weichenden frühem Angaben*; über diese räth-
selhaften Seitenorgane muss ich hiernach ver¬
bessern, doch hinderte leider das ganz unge¬
nügende mir in St. Malo zur Beobachtung kom¬
mende Material die Sache zur Entscheidung zu
bringen.
Der Rüssel bei der hermaphroditischen Art
öffnet sich in* der Vorderspitze des Körpers , ist
mit langen, zugespitzten Zotten bekleidet und
trägt ein Kalkstilet von gewöhnlicher Form,
nebst Hülfsstacheln in mehreren Taschen. Der
Mund liegt gleich hinter dem Gehirn und der
Darm beginnt ohne eine Speiseröhre gleich in
voller Breite und mit tiefen Aüssackungen.
Auf der äusseren Haut sieht man zwi¬
schen den dichtstehenden feinen Cilien zerstreute,
lange Tastborsten, ziemlich an allen Stellen des
Körpers, und bei der Kleinheit des Thiers
möchte dies Vorkommen, wie auch das von zwei
Augen auf einen Jugendzustand einer sonst an¬
dersbeschaffenen Art deuten, wenn nicht die
ausgebildeten Geschlechtsorgane die Reife des
Thiers, wenigstens was die Fortpflanzung be¬
trifft, erwiese.
Die Geschlechtsorgane traten an den
Körperseiten zwischen den Darmtaschen sehr
deutlich hervor und zwar erschienen sie in der
*) a. e. a. 0. p. 82.
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30
vorderen Körperhälfte als dunkle, in der hinte¬
ren als hellere Massen. Bei genauerer Betrach¬
tung zeigten sich die vorderen Massen als Hoden,
die hinteren als Eierstöcke. Die Hoden waren
strotzend gefüllt mit reifen Zoospermien , welche
einen dickem geschlängelten Kopf (von 0,008-
0,01““) und einen feinen langen Schwanz hatten.
Die Entwickelung der Zoospermien aus den
Samenzellen konnte ich nicht verfolgen. Wäh¬
rend die Zoospermien ganz ausgebildet waren,
zeigten sich, namentlich was die Grösse betrifft,
die Eier in den Eierstöcken noch nicht ganz
vollendet, obwohl sie Dotter, Keimbläschen und
Keimfleck deutlich aufwiesen. Leider fand ich
nur ein Exemplar dieses merkwürdigen Thiers
und es war d esshalb nicht weiter zu entschei¬
den, ob die in den als Hoden bezeichneten Mas¬
sen befindlichen Samenfäden, dort wirklich ent¬
stehen, oder nicht vielleicht dort nur wie in
Samentaschen aufbewahrt werden und voneinena
andern (männlichen) Individuum dorthin gebracht
sind. Doch scheint mir diese letztere Annahme
eine zu künstliche Erklärung !der einfachen Be¬
obachtung.
Wie weit der Fund einer Zwitter- Nemertine
die Beobachtungen vön lebendig gebärenden
Nendertinen mit den Jungen in der LeibeshöUe,
wie sie von Max Schnitze, von Claparede
und mir selbst gemacht sind, zu erklären ver¬
mag, will ich hier nicht ausführen, doch scheint
mir für jene Fälle die Möglichkeit einer Fort¬
pflanzung auf ungeschlechtlichen Wege und das
Vorkommen eines Generationswechsels bei den
Nemertinen sehr in Betracht zu ziehen zu sein.
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31
lieber das Männcben und Weibchen
der Gattung Lernaea vor dem Eintritt
der sog^n. rückschrei tenden Metamor¬
phose.
Von
Br. A. Metzger
in Norden.
Im März 1866 entdeckte ich an den Kiemen
von Platessa flesus ausser dem gewöhnlich dort
zu findenden Chondracanthus cornutus einen
neuen, etwa eine Linie langen und ausserordent¬
lich zierlichen Copepoden. Wie mich später
fortgeskzte . Nachforschungen fiberzeugt haben,
ist derselbe indessen fast zu allen Jahreszeiten
an jedem grösseren Individuum der genannten
Fischatt in grosser Menge zu treflFen, entzieht
sich aber nur gar zu leicht seiner Kleinheit und
versteckten Lage wegen der Beobachtung. Beim
ersten Anblick der Kiemen bemerkt inan ' in der
That ausser kleinen dunkeln Pünktchen und
Strichen Nichts , was einen Söhmärotzer ver-
rathen könnte ; erst wenn man die ausgeschnit¬
tenen Kiemen unter Wasser bringt, und sich
dadurch die einzelnen Blättchen von einaridör
lösen^ sieht man den kleinen Parasiten mit sei¬
nem freien Körperende an den Kiemehspitzen
fibttirön.
Bei genauer Musterung der einzelnen Indivi¬
duen konnte ich nun sofort zwei von einander
abweichende Formen unterscheiden : eihe kürzere,
mehr gedrungene und eine schlankere mit ver¬
längertem Hinterleib. Meine Vermuthung, hierin
Geschlechtsuntersbhiede zu erblicken, wurde bald
durch Auffindung zahlreicher vereinter Päarchen
bestätigt. Bei jedem solchen Päärchen w^ar im¬
mer die kürzere Form vermittelst ihrer starken
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32
Klammeraiitennen am Grunde des Hinterleibes
der schlankeren befestigt. Weibchen mit Eier¬
schnüren konnte ich trotz wiederholter, bis spät
in den Herbst hinein fortgesetzter Nachsuchungen
niemals auffinden. Ueber die systematische Be¬
stimmung des anscheinend zu den Dichelestiinen
gehörenden Copepoden blieb ich daher vorläufig
im Zweifel.
Endlich im April des folgenden Jahres fand
ich wider mein Erwarten dasselbe Thierchen
auch an den Kiemen eines nicht sehr grossen
Cyclopterus Lumpus, zugleich aber an den Kie¬
menbogen desselben auch vier Exemplare einer
»jugendlichen Lernaea«, als welche sich dieselben
auf dem ersten Blick durch drei stielrunde, am
oberen Theile des Rumpfes befindliche Hörner,
so wie durch den bereits etwas verhornten und
Sförmig verdrehten Hinterleib zu erkennen gaben.
Wie gross war aber meine üeberraschung , als
ich bei näherer Untersuchung an dieser Lemaea
sämmtliche Merkmale meines fraglichen Parasi¬
ten wiederfand. Die Bildung der Antennen und
Gliedmassen, die eigenthümliche feine Querstrei¬
fung des Abdomens u. s. w. war so überein¬
stimmend, dass mir über die Zusammengehörig¬
keit beider Formen kein Zweifel mehr bleiben
konnte. Da nun, so viel ich weiss, die Männ¬
chen von Lemaea, sowie die der Penellinen über¬
haupt , noch nicht bekannt sind ,*) und man
ausser den bereits gänzlich umgeformten Weib¬
chen nur das erste Naupliusstadium und einige
sogenannte Jugendformen beschrieben findet**):
so wird das im Folgenden mitgetheilte Ent-
*) Vergl. Claus, Ueber die Familie der Lemaeen in
Würzburg, naturw. Zeitschrift. II. Bd. p. 17.
*♦) Kröyer, Naturhist. Tidskrift I. p. 293 u.
Van Beneden, Becherches sur la faune litor. de
Belgique (Crustaces) pag. 130. pl. XIX. fig. 5—12.
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33
Wickelungsstadium, in welchem aller Wahrschein¬
lichkeit nach die Begattung vor sich geht, des
Interesses nicht ganz entbehren.
Männliche Form, Cephalothorax (Kopf und
erster Thoracalring) länger als breit, den drit¬
ten Theil der gesammten Körperlänge übertref¬
fend, vorn bogig zugerundet, hinten abgestutzt.
Auf dem vordem Theile des Cephalothorax fin¬
det sich in der Mitte ein ziemlich grosser Augen-
fieck mit zwei kugelförmigen Linsen. Zweites,
drittes und viertes Thoracalsegment frei, allmä-
lig an Breite abnehmend;, zusammen kürzer als
der Cephalothorax. Genitalsegment gegen das
Ende an Breite zunehmend, fast so lang wie die
drei freien Thoracalringe. Schwanzstücke durch
eine leichte seitliche Einschnürung in zwei un¬
gleiche Abtheilungen getheilt, wovon die letzte
grössere zwei kleine Fortsätze (furca) trägt, die
an ihrer Spitze mit je drei längeren Borsten
endigen.
Erstes Fühlerpaar schlank, undeutlich geglie¬
dert, vorn mit feinen Haaren besetzt und mit
Borsten endigend.
Zweites Fühlerpaar kräftig, dreigliederig;
zweites Glied mit einem zahnartigen Fortsatz,
gegen welchen das sichelförmig gekrömmte End¬
glied einschlägt.
In dem beweglichen Mundkegel liegt die cy-
linderische Saugröhre, welche mit einem Ringe
endigt, der auf seinem ganzen Umfange mit
einer zierlichen Reihe gekrümmter Zähnchen be¬
waffnet ist ; darunter folgen noch zwei vom
(bauchwärts) offene Ringe, die je aus zwei halb¬
kreisförmigen Bogen gebildet werden, welche hin¬
ten an einer zum Grundgerüst des Mundkegels
herablaufenden Leiste eingelenkt scheinen, Au¬
ssen ajn Gmnde des Kegels liegen jederseits
die Taster, welche am Ende zwei längere steife
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34
und auf einer seitlichen Basalerweiterung eine
kürzere Borste tragen.
Erstes Paar der Maxillarfüsse dreigliöderig ;
Basalglied gross und vorn an der Aussenseite
mit einem ‘zahnartigen Fortsatz, zweites Glied
nach dem Ende zu schräg verbreitert, drittes
klauenförmig, leicht gekrümmt. Das zweite ünd
dritte Glied sind zusammen dem Bilde einer
zeigenden Hand nicht ganz unähnlich.
Zweites Paar der Maxillarfüsse etwas kräf¬
tiger, aus einem grossen eiförmigen Basalgliede
und einem langen hakenförmigen Klauengliede
bestehend.
Erstes und zweites Paar der Schwimmfüsse
ztJoeiarfnig^ die Arme zweigliederig, letztes Glied
mit langen Schwimmborsten.
Drittes und viertes Paar der Schwimmfüsse '
einarmig y im Ucbrigen mit den beiden vorher¬
gehenden übereinstimmend.
Das ganze kaum über Linien lange Thier-
chen ist bis auf einzelne Körperstellen , welche
ein dunkelviolettes bis blaues Pigment enthalten,
durchscheinend und von eigenthümlicher , bläu¬
lichgrauer Farbe.
Die weibliöhe Form unterscheidet sich von
der männlichen 1) durch den Mangel des zwei¬
ten Paares der Maxillarfüsse und 2) durch den
verlängerten, nur w^nig abnehmehden, cylinde-
riechen und leicht gebogenen Hinterleib, an
welchem Genitalsegment und Schwanzstück äusser-
lich nicht zu Unterscheiden sind. Die beiden
’Endfortsätze (furca) sind verschwindend klein
und nur mit zwei oder drei kürzeren ' Borsten
besetit. Ausserdem zeigt die ^Oberfläche des
ganzen Hinterleibes eine äusserst feine und regel¬
mässige Qubrstreifung, in Folge deren die Bän¬
der des Abdomens bei leichter Pressung durch
ein Deckgläschen wie gezähnelt erscheinen.
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35
Die Schwimmfüsse, das erste Paar der Maxil-
larfusfee, der Mundkegel und die Antennen sind
von denen des Mänücliens nicht verschieden.
Während nun bei sämmtlichen männlichen In¬
dividuen , die mit weiblichen vereint gefunden
wurden, das Genitalsegment angeschwollen war
und an den Stellen, wo die beiden Geschlechts-
Öffnungen liegen, je eine kugelige Auftreibung
zeigte, war dagegen bei den Weibchen etwas
Derartiges, auf den Beginn des Generationsge¬
schäftes Hindeutendes nicht zu bemerken. Selbst
bei weiter fortgeschrittenen, schon in der rück¬
schreitenden Metamorphose befindlichen In¬
dividuen, an denen der Cephalothorax und die
drei freien Thoracalsegmenten nicht mehr zu
unterscheiden waren, die aber sämmtlich noch
beide Antennenpaare, das Maxillarfusspaar und
die im Basalgliede allerdings schon etwas ver¬
kürzten vier Paare Schwimmfüsse besassen, so
wie noch einzelne der oben erwähnten < Pigment-
steilen zeigten, war eine Auftreibung des Hinter¬
leibes durch die ^ Geschlechtsstofie nicht zu be¬
merken. Das Abdomen war nur bedeutend ver¬
längert, stark Sförmig verdreht und zeigte selbst
noch unter dem dünnen Hornüberzuge die für
die weibliche Form so characteristische Quer¬
streifung. Dennoch glaube ich, dass in dem oben
beschriebenen Entwickelungszustand die Begatt
tung erfolgt , wofür ja ausser der so häufig von
mir beobachteten, immer in derselben Weise
stattfindenden Vereinigung beider Geschlechter
noch der Umstand spricht, dass man selbst an
den schon in der Umformung befindlichen und
noch nicht mit Eierschnüren versehenen Lernaea-
formen Mäntichen niemals gefunden hat. Nach
erfolgter Begattung verlässt dann das Weibchen
die Kiemenblättchen seines Wirthes und sucht
dafür die Kiemenbogen desselben öder öines an-
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36
dem Fisches auf. Hier erst entwickeln sich die
eine dauernde Fixirung herbeiführenden Hörner,
welche ähnlich wie das Haftorgan der Lernaea-
poden das zweite Maxillarfusspaar des Männ¬
chens vertreten, und die darauf nicht mehr in
Function kommenden Gliedmassen verkümmern
oder verschwinden nach und nach. Das Männ¬
chen dagegen wird einer solchen Umwandlung
nicht unterliegen, denn »ihm bleibt ja nach wie
vor die Aufgabe activer Geschlechtsthätigkeit,
vor Allem das Weibchen zur Begattung aufzu¬
suchen«. (Claus, Freilebende Copepoden pag. 7);
es erlangt mithin die für die Familie und Gat¬
tung aufgestellten Charaktere niemals, Ueber-
haupt aber geht aus dem Obigen hervor, dass
beide Geschlechter der hier in Frage stehenden
Lernaea eine Stufe der morphologischen Ausbil¬
dung zeigen , wie sie zunächst erst bei den
Dichelestiinen wiedergefunden wird und wie sie
die Chondracanthen und Lernaeopoden schon nicht
mehr erreichen, was offenbar für die systemat.
Stellung der Lernaeen nicht ohne Bedeutung sein
kann.
TqTTosvid^AS'dva Femininum des zendi-
schen Masculinum Thraitäna Athwyäna,
Ein Beitrag zur vergleichenden Mythologie
von
Th. Benfey.
Hört oder liest man diese üeberschrift , so
wird man vielleicht meinen, dass alles hier so
glatt und einfach liege, dass es kaum einer wei¬
teren Bemerkung zum Erweis der Richtigkeit
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37
dieser Vergleichung bedürfe, wird sich sogar
vielleicht wundern, dass diese erst jetzt in die
Oeffentlichkeit tritt und kaum begreifen können,
wie so sie den ausgezeichneten Männern, welche
sich mit vergleichender Glossologie, Mythologie
und Götterlehre auf dem Gebiete des indogerma¬
nischen Alterthums beschäftigen, bisher habe
entgehen können.
Allein die Sache, wenn auch keinesweges sehr
fern gelegen, ist doch auch nicht so einfach, als
•die Ueberschrift, in welcher ich das Resultat der
Untersuchung, die ich hier theils vorlegen, theils
andeuten werde, auf das prägnanteste auszudrü¬
cken gesucht habe, auf den ersten Anblick anzu¬
nehmen gestattet. Es werden einerseits einige
Momente hervofzuheben sein, welche von denen,
die sich mit nahe verwandten Fragen beschäftig¬
ten, nicht beachtet sind und andrerseits habe ich
mir erlaubt, Worte in dieser Ueberschrift zusam¬
menzustellen, welche keinesweges in so unmittel¬
barer Verbindung stehen, als danach scheinen
möchte. Im Gegentheil werde ich mich genöthigt
sehen, eine Mittelform einzufügen, welche weit
entfernt , die Identität derselben , in so weit sie
behauptet wird, klai’er hervortreten zu lassen,
vielmehr die Kliift zwischen ihnen erweitern und
uns nöthigen wird , die in der Ueberschrift fast
lückenlos scheinende Verbindung erst auf Um¬
wegen wiederherzustellen, welche Manchem viel¬
leicht nicht ganz gefahrlos Vorkommen möchten.
Doch zur Sache!
In den Veden erscheint mehrfach eine mythi¬
sche Persönlichkeit, Tritd, welcher, wie dem Indra
und andern Gottheiten die Vernichtung von Dä¬
monen zugeschrieben wird, die der Erde den be¬
fruchtenden Regen vorenthalten; an einigen Stellen
wird besonders hervorgehoben, dass sie die Kraft
zu dieser That dem heiligen Somatrank verdanke
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38
Rigtieda^ 1. 187. 1. X. 99. 6), an einer (Välakhilya
4, 1) trinkt Indra bei ihr den Sama; im Mahd-
Bkärata 9 , 2094 ff. bereitet sie ihn in einem
Brunnen und dass sie schon in alter Zeit als
Somabereiter galt, dürfen wir daraus
folgern , dass der Somabereitende Priester über¬
haupt in den Veden Triia genannt wird (vgl. das
Petersburger Sanskrit - Wörterbuch unter Trita
äptya und Tväshtra^ so wie Adalb. Kuhn in
Höfer’s Zeitschrift für die Wissenschaft der
Sprache I. 276 ff. 1845; das Glossar meiner Aus¬
gabe des Sanidveda 1848 unter Trita; und Roth
in der Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen
Gesellschaft I, 216 ff. 1848).
An einer Stelle des Rigxteda (1. 158, 5), auf
welche ich zuerst in den Göttinger gelehrten An¬
zeigen 1847 S. 1483 und dann am angeführten
Orte des Sämat>eda aufmerksam machte (vgl. auch
Roth a. a. 0. S. 230), erscheint als Vollzieher
einer ähnlichen That eine Persönlichkeit Namens
Traitanä.
Die Aehnlichkeit der That, so wie des Na¬
mens (er sieht fast wie ein Patronymikum von
einer nach -manchen Analogien zu vermuthenden
Nebenfoito von Trita^ aus, vgl. Orient und
Occident I, 271 ff.) würden schon an und für
sich eine Berechtigung gewähren , beide Namen
in innige Beziehung zu setzen ; allein wir be¬
dürfen dafür keiner Hypothese. Denn diese
Beziehung tritt - zwar nicht in indischen , wohl
aber in den heiligen Schriften der zoroastrischen
Religion mit der grössten Bestimmtheit hervor.
Trita führt in den Veden den Beisatz aptya
und diese beiden Namen kehren auch in den zo¬
roastrischen Schriften wieder; nicht aber wie in
den Veden verbunden, sondern getrennt.
Der erste, mit der, im Zend durch das r her^
beigeführten Aspirirung des Anlauts, TÄri/a lau-
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39
tend , erscheint zunächst Vendidad 20 , 1 fF. de.
Wesiergaard als eine hochheilige mit grossen Ga¬
ben ausgestattete menschliche Persönlichkeit; fer¬
ner 72 und Xn, 113. wo er, als ein Sohn
des QäyuMri bezeichnet wird. Diese Stellen
dürfen uns gleichgültig sein, da es fraglich sein
kann , ob der in ihnen vorkommeude Thrita mit
dem vedischen Trita in eine?" andern Beziehung
als der der Namensgleichheit steht.
Von Bedeutung dagegen ist Yagna IX, 6 — 8
West. {Spiegel 21 — 27) einerseits und IX 9 — 11
West. {Sp. 28 — ^^39) andrerseits, da in ihnen die
Trennung von Trita und äptya mit Entschieden¬
heit hervortritt, zugleich aber auch die ursprüng¬
liche Zusammengehörigkeit noch hinlänglich zu
erkennen ist. Beide: Thrita sowohl, als der,
durch den aspirirenden Einfluss des y auf das
vorhergehende t nnd des so entstandenen th auf
das p und dann eingetretene Un^stellung der bei¬
den letzteren Laute in zendisch Athwya verwan¬
delte, üptya gehören zu den ersten Menschen,
welche, wie der vedische Trita, den heiligen Haonia
(zendischer Reflex des sanskritischen Soma) be¬
reiteten. Thrita ist der dritte derselben (an der
zweiten ,der eben erwähnten Stellen des YagncC)
und erhält zum Lohne dafür zwei Söhne t/ir-
väkhshaya und KeregßQpa, deren letzterer, wie in
den Vedep ^der Vater, einen Unhold, die Schlange
{azhi = der yorwaltenden vedischen Bezeichnung
der Unholde ahi) Qrmra erschlägt. Der Reflex
von äptya dagegen: äthwyq> isjb der zweite der
Haomabereiter (an der ersten der erwähnten
Stellen, des Yagna) und erhält zum Lohn dafür
einen Sohn Thraitana , welcher ebenfalls eine
Schlang!^ (azhi) mit Nam^n dahäka , erschlägt.
ThraStana uher ist der genaueste Reflex des, er¬
wähnten . sanskritischen Traitana und , wie wir
weiterhin sehen werden, tritt gewöhnlich als Bei-
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40
satz dazu äthwyäna, oder nach einer andren Les¬
art äthwyana, so dass sich in diesem Helden die
beiden Derivata von Trila und äptya grade so
zur Bezeichnung einer einzigen Person vereinigen,
wie deren Basen in den Veden. Aus diesem Ver-
hältniss dürfen wir zwei Schlüsse ziehen: Erstens,
dass die in den Veden erscheinende Vereinigung
Trita äptya das ursprüngliche ist und die Tren¬
nung sowie die Verwandlung der unzweifelhaft
alten Gottheit in Menschen erst später eintrat;
doch ist nicht unbeachtet zu lassen, dass sich zu
beiden schon die Ansätze in den Veden finden — :
in der Beschränkung des Namens Tt'ita auf den
Somapressenden Priester, in dem Vorkommen
von Äptya allein {Rigi\ 5, 41, 9) und dem Ge¬
brauch dieses Wortes als Bezeichnung des Indra
und einer Götterclasse (s. Petersburger Wörter¬
buch unter äptya) ^ so wie in der wie es scheint
nach und nach eingetretenen Herabdrückung des
alten Gottes zu einem blossen Rishi (s. Peters¬
burger Wörterbuch unter Trita 1. d.), Zweitens:
dass, wie sich thraetana äthwyana^ oder äthwyanay
im YaQn. IX, 7 (wo er thraStäna heisst, worüber
sogleich) und durch seine beiden Namen als
Sohn des Thrita äthwya kund giebt , obgleich er
nur der des äthwya genannt wird, so auch in
dem vedischen Reflex des ersten Namens Traitana^
obgleich die zweite Bezeichnung durch eine Art
Patronymikum von äptya fehlt , ein Sohn des
Trita äptya zu erkennen ist. Wie im Zend der
Vater Äthwya seinen Hauptnamen Thrita einge-
büsst hat, beide Formen aber in den Derivaten
erhalten sind, durch welche der Sohn bezeichnet
ist, so ist umgekehrt in den Veden der volle
Name des Vaters bewahrt, während beim Sohn
das Derivat von dessen zweitem Theil fehlt.
Es ist schon beiläufig bemerkt, dass der Name
des Sohnes des äthwya nicht bloss in der Form
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41
Thraetana erscheint. Es finden sich noch zwei
andre, welche zu beachten sind : die gewöhnliche,
von Burnonf in seiner Bearbeitung des 9. Capi-
tels des Yagna vorgezogene und von Wester gaard
und Spiegel durchweg in den Text genommene,
auch von JusH in seinem Wörterbuch einzig be¬
rücksichtigte , lautet Thraitaona. Die Leseart
Thraetana dagegen haben der Vendidad Sade, die
drei Yagna Manuscripte, welche Burnouf zu Ge¬
bote standen, das Manuscript von Manakdjt zu
Yagna IX, 7 (s. Burnouf Etudes sur la langue et
sur les textes Zends^ besondrer Abdruck aus dem
Journal asiatique S. 163, vgl. auch SpiegeVs Va-
riantenverzeichniss zu dem entsprechenden EX.
24 und Tkritanöy welches nur eine Corruption
von Thraitanö ist, zu Vd. I, 69 = I, 18 West.);
ferner K 10 und Btd zu Vd. I, 18 (bei Westerg.];
so wie P. 13 zu Fragm. 11, 1 und 2 (bei We-
sterg. p. 331).
Da das letztre der genaueste Reflex des sans¬
kritischen Traitana ist, so darf schon deshalb
nicht angenommen werden, dass es durch Ver¬
schreiben oder Entstellung" aus dem in den Text
genommenen Thraitaona entstanden sei; dagegen
spricht auch die schon erwähnte Variante für
äthwyäna, welche äthwyana lautet und zu athwya
in demselben Verhältniss steht, wie Thraitana =
Traitana zu Thrita = Trita,
Im Gegentheil könnte man auf den ersten
Anblick an der Richtigkeit oder Ursprünglichkeit
der allgemein bevorzugten Form Thraitaona zwei¬
feln. Doch auch diese wird zwar nicht durch
einen unmittelbaren Reflex im Sanskrit oder an¬
dern indogermanischen Sprachen gesichert, wohl
aber durch eine sanskritische Bildung, welche in
einem sehr nahen Verhältniss dazu steht.
Neben Trita erscheint in den Veden auch ein
4
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42
in inniger Beziehung zu ihm stehender Dvita (s.
Petersb. Wörterbuch u. d. Worte); daran schliesst
sich aber ein Eigenname Dmitavana; eine ana¬
loge Bildung aus Trita würde Traitaeana lauten
und da ana imZend oft in ao übergeht (vgl. z. B.
vaonare für eamnare, monushäm für eavanushäm
hei Justi unter mn) so würde ThraStaona dessen
treuester Reflex sein (vgl. auch Roth in ZDMG.
II, 219).
Wir haben demnach kein Recht diese Form
zu verwerfen ; ThraSfana und Thraifaona sind
vielmehr als zwei gleichberechtigte Wechselformen
zu erkennen, wie sie grade in mythischen und
religiösen Namen der alten Welt so häufig neben
einander erscheinen. Der Grund davon liegt,
wo sie etymologisch berechtigt sind , darin, dass
die apellativische Bedeutung derselben lange im
Volksbewusstsein fortlebte; wo sie auf Entstel¬
lungen beruhen, welche aber der Gebrauch fixirt
hat, dass der häufige Gebrauch, so wie ihre nicht
seltene Verbreitung von engbegränzten Localitäten
aus sie leicht topischen wegen ihrer ursprünglich
localen Beschränkung analogielosen Umwandlungen
aussetzte.
Ausser diesen beiden Formen Thraetaona und
Thraetana erscheint endlich noch eine dritte, die
in der üeherschrift hingestellte Thraetana in Ks
zu Ygn. IX. 7 (bei West.) und inÄ'Sb zu Vd. 1.
18 (bei West.)^ auch die VV. bei Spiegel
an den entsprechenden Stellen Vd. I. 69. Yen,
IX. 24.
Hier könnte man auf den ersten Anblick in
der That an eine blosse Entstellung aus Thraetana
durch ungehörige Dehnung denken. Allein zwei
Momente entscheiden auch hier für die Richtig¬
keit dieser Nebenform.
Zunächst erscheint, wie schon bemerkt, als
Beisatz des Thraetaona u. s. w. äthwyäna und
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trotz der sogleich zu erwähnenden Varianten,
welche denen von Thraetaona im Wesentlichen
gleich sind, ist von den Herausgebern diese Form
stets bevorzugt.
So Fragm, H, 1. im Nominativ (wo L 18
äthwyano, dagegen K 19 und P13 äthwydnö, un¬
zweifelhaft der Form Thraetaonö entsprechend,
haben); 2. im Accusativ (wo K19, P13 und
L 18 äthwyanem lesen) 3. in Nominativform (wo
K 19, P 13 äthwyonö haben); ferner Yasht XJH.
131, wo der Text bei WesL äthwydnö hat mit
dem nicht seltenen Eintritt von ä für d, dagegen
P 13, K 12 und Kh 1 den Genitiv des Femini-
mums äthwydnois^ ein Lakonismus, der sich an
die nicht seltene Bezeichnung des Thraetaona als
viQÖ puthrd dlhwydndis ,Sobn des d/Zttr^dnischen
Geschlechts^ [YshL V, 33. IX, 13. XV, 23. XIX,
36) schliesst und sich noch weiter zu blossem
dihwydnöiSy selbst ohne Zusatz von Thraetaona^
verkürzt; so XXHI, 4 (wo K 25 die interessante
Variante ätpanöis hat, interessant dadurch, dass
sie an den neupersischen Kepräsentanten von
dthwyOy nämlich dbtln erinnert, während Firdusi
statt dessen, mehr im Einklang mit der sskr.
Form dbtin hat, vgl. noch aa. Formen bei Justi
s. V. dthwya) und XXIV, 2 (wo ebenfalls eine
Variante in K 4 erscheint, nämlich dthwydnaosy
Genitiv eines Themas auf »ti, welches aber aus
allen Analogien heraustritt).
Wie sich dieses dthwydna zu dthwya verhält,
ganz eben so verhält sich aber Tharetana zu
Thrita und schon dadurch wird die Richtigkeit
dieser Form hinlänglich erhärtet.
Den zweiten Grund bildet aber das oben als
üeberschrift dieses Aufsatzes hingestellte Ver-
hältniss dieses Thraetdna zu dem griechischen
TQlTOivid*
Da der zendische Anlaut Tä, wie schon be-
4*
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44
merkt, nur Folge einer speciell zendischen Laut-
Umwandlung von t ist so bildet die gemeinschaft¬
liche Grundlage für beide Formen zunächst eine
Form mit anlautendem fr.
Dem antretenden durch welches im Sanskrit
und Zend Feminina gebildet werden, entspricht
im Griechischen vorwaltend la, a mit Uebertritt
von t in die vorgehende Sylbe, und id (vgl. z. B.
sskr. pimri, Femininum von piean, mit griech.
nis^qa Ilisqia und msqig Femininen von nXov;
sanskritisches und zendisches ä aber wird be¬
kanntlich überaus oft durch « wiedergespiegelt,
so dass abgesehen von dem Verhältniss des grie¬
chischen l zu dem zendischen ae die vollständige
formale Identität zwischen einem zendischen Fe¬
mininum thraetdrd und dem griechischen Tqnwrid
unbezweifelbar ist.
Wenn bei der Identification so grosser Laut-
complexe, wie die vorliegenden, von je acht Lau¬
ten, eine solche Majorität, hier, sieben grie¬
chische sechs zendische, einander ganz regelrecht
entspricht, versteht es sich von selbst, dass eine
Minorität, wie die vorliegende, ein griechischer
gegen zwei zendische, von keinem Gewicht ist.
Selbst wenn wir nicht im Stande wären, auch
für dieses Verhältniss eine Analogie beizubrin¬
gen , oder es zu erklären , würde die Identität
dieser beiden Wörter dennoch feststehen und
eben in ihnen grade ein sicheres Beispiel für
den Keflex von zend. ai durch griechisch r zu
finden sein. Allein auch hier lässt uns das
sprachvergleichende Verfahren nicht im Stich.
Das zendische ae ist regelmässig der Reflex
von sskr. e z. ß. daiva =1 sskr. dem. Zwar
will ich nicht in Abrede stellen, dass wegen des
Verhältnisses von (hraiiäna zu ihraStana welches
dem sanskritischen traitand gleich ist , die Mög¬
lichkeit nabe liegt, dass in diesem Worte das
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45
zend. a6 dem sskr. ai entspricht; allein selbst
wenn diess der Fall wäre, spricht doch das all¬
gemeine Verhältniss des Zend Sowohl als der äl¬
testen indischen Volkssprachen zum Sanskrit da¬
für, dass die sskr. Umwandlung von t zu ai und
a zu a«, die sogenannte Vriddhi dieser beiden
Vokale, wenn sie auch schon in einigen Fällen
vom Zend getheilt wird, doch nicht in die Zeit
vor der Sprachtrennung hinauf reicht, dass sie
vielmehr für Formen, welche dieser angehören,
noch nicht vorausgesetzt werden darf. Zu die¬
sen gehören aber die hier mit einander vergli¬
chenen, da sie in vollständiger Identität in geo¬
graphisch so weit getrennten Eäumen verkom¬
men. Wir sind also berechtigt auch hier zend.
wie gewöhnlich als Repräsentanten von sans¬
kritischem e zu betrachten; diesem entspricht
aber vorwaltend griechisch so dass wir Tqsi-
Tfaviö zu erwarten hätten. Es wäre nun zwar
nichts ungebührliches, bei der nahen Verwandt¬
schaft von griechisch si und r und dem so häu¬
figen Wechsel desselben in Inschriften, wodurch
die wesentlich gleiche Aussprache derselben schon
für verhältnissmässig alte Zeiten feststeht, den
üebertritt von jenem in dieses in einem Götter¬
namen auch ohne alle Analogien anzunehmen;
allein auch an diesen fehlt es nicht; um mich
jedoch nicht auf weitläuftige Discussionen einzu¬
lassen, beschränke ich mich auf die Anführung
einer einzigen, dafür aber ganz sicheren, näm¬
lich tQig Gir TQs^g in TQigxaidexa (vgl. mein griechi¬
sches Wurzellexikon II, 273 und Bopp Vgl. Gr.*
n, 78), vgl. tsaoaQsgxaidsxa,
Diesemnach dürfen wir unbedenklich Tqitw-
vid als Femininalthema einer ursprünglichen Form
betrachten, welche in den heiligen Schriften der
Perser thraStdna lautet.
Wir haben schon gesehen, dass dengewöhn-
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46
liehen Beisatz dieses thraetäna ein nachfolgendes
äthfjoyäna bildet; ganz eben so erscheint hinter
TQntavlg ^A&dva (Anthol. PI. 1. 8* 3)
(Apoll. Rh. 1,768) unA^A^rivctifi (ehds. 1, 109).
Die griechische wie die zendische Verbindung
sieht ganz wie eine alte formelartige Vereinigung
zweier Wörter zur Bezeichnung eines religiösen
Wesens aus , ähnlich wie sskr. dydush pitar
(Eigv. VI. 51. 5), Zsv TECtTCQ Jupiter, zend. da-
tärö tanhräm^ dooT^geg idoav; und da die nach¬
gewiesene Identität von TqUeavid mit thraetäna
fest steht, so bildet sie schon an und für sich
ein starkes Präjudiz dafür, dass auch ^A&ava
mit äthwyäna in gleicher Weise identisch sei,
das heisst das Femininum desselben.
Daran würde wohl auch Niemand zweifeln,
wenn es erlaubt wäre , wie in der Ueberschrift
geschehen, *A&dva der Form äthwyäna unmit¬
telbar gegenüberzustellen. Dazu sind wir aber
keineswegs berechtigt.
Wir haben schon gesehen, dass äthwya^ die
Basis Yon äthwyäna, ein Reflex und zwar keines-
weges ein ganz regelrechter von sanskritisch
äptya ist. Wie gewöhnlich hat auch hier das
Sanskrit die ursprüngliche Form treuer bewahrt,
als seine Sprachverwandten ; in ihr ist die ety¬
mologische Bildung noch mit voller Sicherheit
zu erkennen. Die materielle Basis ist äp, die
starke, oder vielleicht ursprüngliche Form des
Nomen ap »Wasser«; die formative das Affix
iya (vgl. über dasselbe Pänini IV, 2, 98; 104;
105 und meine Vollständige Sanskrit-Grammatik
§. 498 A. B. u. S. 235). Dieses hat ausser an¬
dern Bedeutungen (vgl. Vollst. Gr. die Bedd.
XIX — .XLVT des Sufi*, a 13 in §. 503 — 524 und
dazu S. 187 §.487) die »sich befindend« indem
was die Basis bedeutet. Danach würde äptya
bedeuten »sich im Wasser befindend« und da
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eine ganze Classe von Gottheiten so genannt
wird, so ist klar, dass diese dadurch als »im
Wasser hausende« bezeichnet werden und Trita
durch diesen Beinamen ihnen zugezählt wird.
Nur ist dabei zu beachten, was jetzt als bekannt
vorausgesetzt werden darf, dass »Wasser, Meer«
und ähnliche Bezeichnungen in den alten mythi¬
schen und religiösen Anschauungen der Indoger¬
manen nicht das Wasser auf Erden, sondern das
der Atmosphäre, des Himmels bedeuten, daher
z. B. auch der indische Gott des Himmels Indra
in den Veden denselben Beisatz äpiya führt (s.
Petersb. Wtb. unter dptya). Erst später werden
diese himmlischen Wasser zu irdischen und die
in ihnen hausenden ursprünglichen Luftgötter zu
Meergöttem. Neben aptya erscheint auch mit
der unverstärkten ursprünglichen, oder vielleicht
aus dp geschwächten Basis : ap dptya in der ety¬
mologisch gleichen Bedeutung »wässerig, dunstig«
(Rigv. I, 124, 5).
Wir haben also als Urform von äthwya dp-
fya von dthwydna dptydna, höchstens vielleicht
aptya aptydna anzuerkennen und sind ver¬
pflichtet 'A&dva nicht aus den zendischen, son¬
dern aus diesen Formen zu erklären.
Diese dptydna oder aptydna stehen aber auf
den ersten Anblick dem Namen Ad'dva ziemlich
fern und sollte es mir nicht gelingen, ihre Iden¬
tität vollständig nachzuweisen, so erinnere ich an
das über die Umwandlung antiker mythischer
Namen schon oben Bemerkte; bei der Verbrei¬
tung von localisirten Persönlichkeiten dieser Art
konnte es leicht kommen, dass sich eine topisch
stark uragestaltete Form durch weite Verbreitung
des Localdienstes, in welchem diese Namensver¬
änderung eingetreten war, an die Stelle einer
auf die Urform leichter reducirbaren setzte und
diese ganz verdrängte. Wer würde z. B., wenn
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48.
sich von den von Justi unter äthwya aufgeführ¬
ten verschiedenen Umwandlungen des Namens
von Vater die Form a^/2a/ einzig gel¬
tend gemacht hätte, mit Leichtigkeit ihr lautli¬
ches Verhältniss zu äthwya zu erweisen vermö¬
gen?
üebrigens würde man sich irren, wenn man
aus diesen einleitenden Worten entnehmen wollte,
dass ich mich halsbrechender Künste bedienen
würde, wai'^Ad'dva und *dptyäna mit Gewalt un¬
ter einen Hut zu bringen. Das lautliche Ver¬
hältniss ist keinesweges so sehr dunkel, dass es
grosser Wagnisse bedürfte, um zum Ziel zu ge¬
langen.
Es wird zunächst so ziemlich allgemein ange¬
nommen, mit*'^ri9’/^ in etymologischer
Verbindung steht (vgl. unter andern Pott Etym.
Forsch. II. 42) und für die Berechtigung die¬
ser Annahme spricht mit ziemlicher Entschie¬
denheit die Sage von der Entstehung des EricA-
thonius^ welcher nach einer Form Sohn des fie-
phästos und der Atthis nach der andern des He--
phästos und der Athene ist (Apoll. HI, 14. 6),
wo also Atthis und Athene mit einander wech¬
seln, wesentlich identisch erscheinen.
Ferner ist ^Atd^ig zugleich Landesname für
Attika und kann so das Mittelglied für eine Ver¬
bindung Yon'' Amxij mit Athene bilden und auch
diese Verbindung wird von Etymologen ange¬
nommen (s. Pott a. a. 0.).
Wir wären also berechtigt, bei unsrer Er¬
klärung des Namens ^A&^vfj von ""Avnxy und
’*A^diq auszugehen.
Bis jetzt leitet man, alter Ueberlieferung ge¬
mäss "^AmxrJ von 'Axtij ab, welches ein alter
Name des Landes gewesen sein soll und, zu des¬
sen geographischer Lage passend , dasselbe als
Meergestade bezeichnet habe. Dabei nimmt man
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eine Assimilation von ler zu rr an, für welche es
zwar bis jetzt, so viel mir bekannt, kein siche¬
res Analogon giebt, die sich aber doch in diesem
speciellen — sicherlich topisch entstandenen —
Namen vielleicht durch Dissimilation erklären
würde, indem dxuxij wegen der beiden x viel¬
leicht durch Kakophonie das Ohr beleidigte.
Nimmt man aber diese Ableitung von dxtij
an, so muss man den Zusammenhang mit *AT&ig
aufgeben. Denn erstens ist in dieser Form kein
Grund für die Assimilation des x an den T-laut
abzusehen, da hier kein x folgt, und zweitens ist
ebensowenig ein Grund zu erkennen, welcher den
üebergang des zweiten t von ^Aviixri in er¬
klären könnte. Zwei Umwandlungen aber und
zwar der wesentlichsten Elemente eines Wortes
anzunehmen, von denen die eine ohne Analogie,
die andere unerklärbar ist, möchte doch auch
für einen mythologischen und geographischen
Namen unstatthaft sein.
Es sind daher nur zwei Wege übrig: entwe¬
der müssen wir die Verbindung von 'Ai;t$x^ mit
aufgeben, oder, trotz der — vielleicht
übrigens keinesweges ganz verlässigen — Angabe,
dass ^Ax%ri ein alter Name von Attika gewesen
sei, die Richtigkeit der Ableitung von äxri^ in
Abrede stellen.
Wir haben keinen Grund, diese Frage hier
zu discutiren, da die von mir vorzuschlagende
Erklärung von '^twxiy, ^At^ig und 'A&^Vfj auch
der Verbindung mit dem ersten Namen entbeh¬
ren, und man für diesen also auch die von dxt^
bestehen lassen kann.
Im Falle man jedoch die Verbindung fest-
halten und die Erklärung aus dxz^ zurückwei¬
sen will, würde ich sowohl für "^Avt&xri als ^At-
d^i-d dptya (vielleicht aptya) zu Grunde legen.
In ""Avftxtj betrachte ich vi als Assimilation von
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nt. Von dieser Assimilation giebt es und zwar
grade im Attischen mehrere Beispiele; denn so
wenig als anzunehmen ist, dass in attisch th-
taQBq und böotisch nitiaqa aus dem ursprüng¬
lichen Thema katvar das tt eine Umwandlung
von gewöhnlichem (Tu sei, sondern vielmehr; dass
tt die ursprüngliche aus Assimilation von tp zu
Ti entstandene Form ist, eben so wenig ist, wo
sich nt, tt und atf gegenüberstehen, dem letzten
ein Vorrang vor dem mittleren einzuräumen,
sondern auch hier als erste Stufe Assimilation
zu tt {nituiv für nints^v) anzunehmen. So ist
auch in ottii (Hesych.) = was man auch
über die Aspirata im Anlaut denken mag, doch
eine Form von ursprünglichem dn-n, also Assi¬
milation von Trr unverkennbar; ebenso mävtava^
vgl. dntavBtov und dntdviov.
Sollte man übrigens trotzdem diese Assimi¬
lation im Allgemeinen bezweifeln, so lässt sich
noch ein Grund für die Zulassung derselben in
diesem besonderen Fall geltend machen.
Das Wort ap »Wasser« hat nämlich im San¬
skrit die Anomalie, dass, statt des auslautenden
p vor den mit bh anlautenden Casusendungen,
d erscheint; da im Sanskrit alle harte Conso-
nanten vor bh weich werden müssen und sich
nach weisen lässt, dass in den indogermanischen
Sprachen schon vor der Trennung Nominalthe¬
men existirten, welche, als Rest eines mit t an¬
lautenden Suffixes , blosses t hinter ihrem wur-
zelrepräsentirenden Element hatten (vgl. meinen
Aufsatz in Kuhn’s Zeitschrift für vgl. Sprfschg.
K, 105 ff.), so ist es höchst wahrscheinlich, dass
einst das Thema apt oder äpt lautete und z. B.
ad-bhis aus apt~bhis durch Dissimilation (d. h.
Einbusse des p wegen des lautverwandten bh)
und Erweichung des t entstand. Auch die No¬
minative Singularis und Locative Pluralis
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-dhmt^ ~srai-\-sUy •dht>Qt-\-su^ so wie die Instru¬
mentale, Dative und Ablative des Dual und Plu¬
ral •srad-\-bhydm u. s. w. von srams, dhvams »fal¬
len« ruhen auf einer organischeren Nominalform
srast^ dhmst für srams-\-AS, t , dht'ams-\-AS, t]
die Einbusse des Nasals findet nach Analogie von
srasta Ptcp. Pf. Pass, und aa. Statt.
Existirte diese Form noch zur Zeit der Ad-
jectiv-Bildung durch tya, so lautete diese dpttya
änvijo^ wo die zwiefachen % noch leichter Assi¬
milation oder selbst Verdrängung des n herbei¬
führen konnten.
In Ai;fHd — mögen wir es nun mit
in Verbindung lassen oder davon trennen und
unmittelbar dptya oder aptya gegenüberstellen —
erklärt sich das gegenüber von pty zunächst
durch Assimilation des /> an das aus t durch
den aspirirenden Einfluss des folgenden y (j).
Zwar ist dieser Einfluss in der That nirgends
mit Sicherheit nachzuweisen; allein da altes ;
im Griechischen häufig im Anlaut zu ' wird (vgl.
z. B. sskr. yaj = dy), so ist die Annahme, dass
es sporadisch auch im Inlaut aspirirend habe
wirken können, keine besonders kühne (vgl. wei¬
terhin das Verhältniss von zu
sehen wir doch i?, welches ebenfalls im Anlaut
zu ‘ wird, diesen Einfluss nicht selten üben und
w'enn ä-Xsitfoa mit Recht zu sskr. Up gestellt
wird, wird sich y statt p kaum anders als aus
dem y {j ) der sogenannten vierten Conjugations-
klasse des Sanskrit erklären lassen : ä-Xeicfia für
ä-lep-ydmi^ wie mid im Sanskrit med-ydmi bildet.
In lAr&ig erkenne ich das Femininum von
dplya^ oder vielleicht aptya ^ als Bezeichnung
des Trita, so dass in ihr das weibliche Gegen¬
bild desselben wesentlich in derselben Weise
hervortritt, wie in der Tgtrcovid das seines Soh¬
nes des Thraetäna.
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als Femininum eines aus äptya durch
das Affix xa gebildeten Adjectivs würde ich er¬
klären als »das dem Apiya angehörige Land«;
insofern dieser Gott durch seinen Namen als
»Wassergott« bezeichnet ist, erinnere ich an den
Kampf der Athene mit Poseidon um den Besitz
von Athen, und an die Ueberlieferung dass die¬
ses einst Iloastdcovia und die sumpfige ge¬
heissen haben soll (s. Preller Griech. Mythol. I.
161 und n. 4). Doch ist, wie gesagt, die Ver¬
bindung von 'Amxij mit und ^Ad^ijv^
zweifelhaft.
Wie sich ^Ax&lg als Femininum an äptya
schliesst, so "^A^dva an äptydna^ welches wir aus
äthwyäna erschliessen dürfen. Das x von *Ax&ig
ist hier eingebüsst; auch dafür wird sich (ähn¬
lich wie bei der Aspirirung das x zu &) keine
sichere Analogie nachweisen lassen. Dennoch
steht der Zusammenhang zwischen *Axd'ig und
^A&ijvy so sehr über allem Zweifel, dass er durch
diesen Mangel nicht im Geringsten beeinträch¬
tigt wird.
Wie scheinbar regellos Umwandlungen der¬
artiger Eigennnamen eintreten, das heisst: nach
wie speciellen topischen Lautneigungen sie bis¬
weilen umgestaltet sein mögen für die wir im
Gemeingriechisch keine Analogien nachzuweisen
im Stande sind, zeigt die Form ^Axyyfj als Name
eines Demos, die, so gut wie der Stadtname
^A&^vai, mit ^Ad^yvfi sicher identisch, von dem
Doppellaut in "^AxMg nur die tenuis zeigt.
Die Kürze des anlautenden A m'Ad^^vfj erklärt
sich mit der grössten Wahrscheinlichkeit und nach
vielen Analogien durch den auf die unmittelbar
folgende Sylbe fallenden Accent, vergl. z. B. (rra
fSxa-xOy im Sanskrit sogar mit noch grösserer Schwä¬
chung sihiAd und Or. u. Occ. I, 236 f. Möglich wäre
übrigens auch, dass die Nebenform äptya die
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Basis der in ^Ad'rjvri wiedergespiegelten Ableitung
bildete und dieses einem "^äptyäna gegenüber¬
stehe.
Auf jeden Fall sind diese Schwierigkeiten nicht
der Art, dass sie uns hindern könnten, wieTjf*
tiMivid als Femininum zu Thraetdna, so den Bei¬
satz von jenem als Femininum von a/A-
wydna, dem Beisatz von diesem, mit voller üe-
berzeugung aufzustellen.
Wie sehr wir vielmehr dazu berechtigt sind,
erkennen wir am besten, wenn wir einfach ap-
iydnd miA^A&ävä einander gegenüberstellen. Wir
sehen dann, dass die fünf Elemente des griechi¬
schen Wortes fünfen der sieben des zu verglei¬
chenden ganz oder wesentlich und in derselben
Reihenfolge entsprechen; also eine sehr bedeu¬
tende Majorität in ihnen identisch ist; von den
beiden übrigen, einer verhältnissmässig sehr ge¬
ringen Minorität, ist das y als Aspiration zu dem
Dental getreten ; p aber, wie die verwandte Form
^Ard'lg zeigt erst dem Dental assimilirt dann ein-
gebüsst.
Will man, selbst bei so grosser üeberein-
stimmung im Uebrigen, den Mangel einer Ana¬
logie für zwei Elemente urgiren, so kann man
auch die unanfechtbare Identität von dthtoyq mit
dptya anfechten. Denn der Reflex von sskr. pt
durch zend. thw steht ebenfalls ohne weitere
Analogie da.
Erlauben wir uns die bisher besprochenen
Namen übersichtlich (im Nominativ Singul.) zu¬
sammenzustellen :
Indisch Zend Griech.
Trita Xplyah Thritö und Athwyd Ax&ig
Traitanäh . . \ . Thraetanö dthwyanö . .
Thraetdno dthwydnö TqmAvig^ A&dva
Thraetaonö äthwyonö .
Dass TqnaS, nach meiner Ansicht nur eine
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andre Form für Tgitcovidy nämlich eigentlich Tqt-
tiavi (s. meinen Aufsatz in der Zeitschrift der
Deutschen Morgenländischen Gesellschaft VlII,
456 und Or. und Occ. I, 264, wozu man noch
Tuv Aaxotv aus der kretischen Inschrift vonDre-
ros bei K. Fr. Hermann in den Gött. Gel.
Anz. 1855 S. 101 füge), so wie der Va¬
ter der mit Athene identischen Pallas und Er¬
zieher der Athene selbst (Apollod. III, 12. 3),
dann auch der Name der Athene Tqitoyivsia,
der der Tritonen, sowie der der Mutter des Tri¬
ton ebenfalls hieher gehören, ver¬
steht sich von selbst; doch bedürfte es zur ge¬
naueren Einsicht in diese Formen mehrerer Er¬
örterungen, auf welche ich jetzt nicht einzuge¬
hen vermag.
Eben so wenig erlaubt es mir meine jetzt
sehr beschränkte Zeit mich auf die Behandlung
mehrerer anderer Fragen einzulassen, die von
dem hier aufgestellten Standpunkt aus eine Be¬
antwortung verlangen und erhalten können. Doch
hofie ich alles in einer Abhandlung zusammen¬
zufassen, welche ich später der Königl. Gesell¬
schaft der Wissenschaften vorzulegen gedenke.
Für jetzt beschränke ich mich auf einige we¬
nige Worte über das Verhältniss der Athene zu
diesem Ap/^a’schen Geschlecht und über ihre ei¬
gentliche Bedeutung. Sie werden jedoch genü¬
gen, um die in formaler Beziehung festgestellte
Identität auch als materiell berechtigt erkennen
zu lassen.
In Bezug auf jenes ist es zunächst beachtens-
werth, dass während in der alten indischen und
persischen Fassung der hieher gehörigen Mythen
nur Mitglieder männlichen Geschlechts auftreten,
im Sanskrit Trita Aptya, Traitana; im Zend
Thrita, Athwya, Thraetaona (oder Thraetana^ oder
Thraetäna) kthwyäna (mit Vv.), Keregd^pa und
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ürvdkhshaya; in der griechischen dagegen die
Männer Tqhoav und Tqhfavsq fast ganz verschwin¬
den; nur der, wie ich in der Abhandlung zu zei¬
gen hofie, ebenfalls hieher gehörige Poseidon hat
sich eine hervorragende Stelle erhalten. An die
Stelle des Vaters Kptya ist an die des
Sohnes Thraetäna dlhwyäna Ai^Tqittavid^Ad^dvu
getreten. Diese Erscheinung steht hier aber
nicht vereinzelt, sondern bildet überhaupt einen
charakteristischen Unterschied zwischen den frü¬
her und später fixirten Mythen. In der vedi-
schen Mythologie erscheinen zwar eine Menge
mythische Persönlichkeiten weiblichenGeschlechts ;
sie sind aber noch gar nicht zu eignem Leben
entwickelt, noch nicht selbstständig geworden,
von den männlichen Persönlichkeiten, mit denen
sie in Zusammenhang stehen, fast noch gar nicht
abgelöst. In den später fixirten , den germani¬
schen und vorwaltend den griechischen sind sie
dagegen zu vollem Leben erblüht, ja in den letz¬
teren überwuchern sie sogar und der weibliche
Charakter beherrscht die ganze mythische und
religiöse Anschauung in einem solchen Grade,
dass er selbst auf die männlichen Persönlichkei¬
ten wirkt. Aehnliches zeigt sich auch in der
nachvedischen insbesondre späteren Entwicklung
der indischen Religion und Mythologie.
Ferner tritt in diesen Persönlichkeiten ein
eigenthümlich verschiedenes sich gewissermassen
abstufendes Verhältniss in Bezug auf die ihnen
gemeinschaftliche und vorzugsweise charakteri¬
stische Thätigkeit hervor. Diese besteht eigent*-
lieh in der Verschaffung des befruchtenden Re¬
gens, des ursprünglichen Soma, und in der Ver¬
nichtung der vorzugsweise als Schlangen vorge¬
stellten Unholde, welche den Erguss desselben
hindern. Es sind diess ursprünglich die man¬
nigfach gestaltigen, sich wie grauenerregende
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Schlangen am Himmel herwälzenden und die
Spitzen der Berge umlagernden Wolkenmassen,
welche erst dann ihr, das ganze Leben erhal¬
tende, befruchtende Nass zur Erde sinken lassen,
wenn sie durch die in sie geschleuderten Blitze
zersprengt sind.
In den Veden vernichtet Trita kpiya diese
Unholde selbst ; sein Sohn TraitanOy nur ein ein¬
ziges Mal erwähnt, scheint noch ganz im Hin¬
tergrund zu stehen.
In den zoroastrischen Schriften sind Thrita
und Athwya zwar beide noch Haomabereiter ; die
Bekämpfung der Unholde dagegen ist ihren Söh¬
nen Thraetäna kthwyäna und Keregägpa zu Theil
geworden.
Auch in der griechischen Sage tritt
das weibliche Gegenbild des Vaters dptya fast
ganz zurück ; mit den Unholden hat sie gar nichts
zu schaffen. Aber selbst Athene’s, des weibli¬
chen Gegenbildes des Sohnes *dptyäna^ Kampf
mit diesen (in der Gigantomachie) und ihre ei¬
genhändige Vernichtung der Gorgo (Preller, Gr.
Myth. I, 152), woher sie roqyoKfövog heisst, tritt
selten hervor. Es sind vielmehr deren Lieblings¬
helden, Perseus y Bellerophon und theilweis He^
rakles (welcher unter andern die Hydra, Tochter
der ^E)(jkdvci, von — sskr. ahi zend. azhi dem
gewöhnlichen Namen des Unholds tödtet), denen
sie den Kampf mit den Ungethümen überlässt,
ihnen aber dabei ihre Hülfe gewährt.
Was die ursprüngliche Bedeutung dieses my¬
thischen Geschlechtes betrifft, so werde ich nach¬
zuweisen vermögen, dass alle Mitglieder dessel¬
ben im atmosphärischen Feuer, dem Blitz, wur¬
zeln, dass sie Personificationen des Blitzes sind,
welcher die Regenwolken spaltet. In Bezug auf
Athene ist diess schon von Kuhn (Herabkunft
des Feuers 17. 29) und Preller (Griechische
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Mythologie I, 151) bemerkt. Doch Ünkenntniss
der alten Anschauungen hat den letzteren ge¬
hindert, diesen Gedanken durch Anwendung auf
die mythischen und religiösen Züge der Athene
Tollständig zu erweisen und fruchtbar zu machen.
Insofern der Himmel der Herd der Blitze,
dessen Personification, Zeus, ihr Schleuderer, ge-
wissermassen ihr Erzeuger ist, ist sie Tochter
von diesem geworden; aus seinem Haupte ist
sie entsprungen, weil der Blitz vom höchsten
Himmel, der materiellen Grundlage des Zeusbe¬
griffs, herabfahrt; vollständig bewaffnet tritt sie
hervor, weil der Blitz unmittelbar durch sich
selbst ohne weitre Hülfsmittel (Geräthe, Waffen,
SnXa) vernichtet. Göttin der Weisheit ist sie,
weil der Blitz alles — auch das tiefste Dunkel —
.erhellt. Ewige Jungfrau ist sie, weil der Blitz,
kaum in seiner blendenden Schöne erblickt^
schon wieder verschwindet; niemand kann ihm
nahen, niemand ihn fahen. Nur einer wagt es,
der verwandte Hephästos, wahrscheinlich Per¬
sonification des dienstbar gemachten und in so¬
fern irdischen Feuers, sie haschen (d. h. auch
den Blitz dienstbar machen) zu wollen ; doch sie
war verschwunden, ehe er seine Brunst an ihr
zu stillen vermochte. Allein des Gottes brün-^
stiger Wille blieb nicht ohne Frucht* Aus dem
verspritzten ydv^g (Apollod. HI. 14* 6) entstand
Erechtheus oder Erichthonios , entsprossen dem
Gotte des irdischen Feuers und als Sohn aner¬
kannt von der Personification des himmlischen,
der Athene, höchst wahrscheinlich Personificar
tion des ersten Ackerbauers, Ausdruck des
Bewusstseins, dass die Anfänge der Cultur dem
Feuer verdankt werden — wahrscheinlich auch
des ersten Menschen, wie auch in der Bibel der
erste Mensch als Ackerbaüer gefasst wird. Sein
Name ist wohl ursprünglich von
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= uQ in ägot^Q und bedeutet ‘die Erde (x^ov
ursprünglich = sanskr. ksham) beackernd’.
Das €v ist starke Form Ton v und das Thema
als letzter Theil eines Compositum für x^^l^
oder tritt ganz in Analogie mit sanskr, -gu
von gam (s. Petersburger Wtbch. unter gu), ~ku
für kam in yum-ku (Rigv. 1. 3. 3) und ä~khu aus d-khan.
Doch damit stossen wir auf einen mehr le¬
genden- als mythen-artigen Zug, welchem ver¬
wandtes in den Veden begegnet. Beide Fassun¬
gen müssen gemeinschaftlich behandelt werden
und dieses soll, sobald meine Zeit etwas freier
geworden, bei Gelegenheit einer üebersetzung
und Erklärung des 33. Hymnus im VH Man¬
dala des Rigveda geschehen.
Schliesslich bemerke ich, dass Athene auch
von M. Müller behandelt ist (Lectures on the
Science of language 11. 502), doch ist seine Auf¬
fassung von der meinigen gänzlich verschieden.
I. Zusatz.
Beiläufig, weil es nur weniger Worte bedarf,
will ich bemerken, dass in diesen Mythenkreis
auch die persische Sage von Ardschir und die
nordische von Ragnar Lodbrok gehört, welche
mein geehrter Freund Felix Liebrecht im ‘Orient
und Occident’ I, 511 — 67 zusammengestellt hat.
Man wird diess sogleich erkennen, wenn man
die Art wie Ardschir den Wurm tödtet mit
Yacna IX. 11 West. (= Sp. 35 — 39) vergleicht.
Von Ardschir heisst es Or. und Occ. S. 564 (nach
Görres, Heldenbuch von Iran H. 406; das Ori¬
ginal dieser Stelle ist noch nicht veröffentlicht).
‘Er belud viele Kamele mit Schätzen, füllte zwei
Kasten mit Blei und Zinn, fügte einen grossen
Kessel vonErz derLadungbei . . . ’. Dann
weiter ‘da zündete Ardschir ein grosses Feuer
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an und schmolz das Zinn mit dem Blei im Kes¬
sel und sie trugen ihn zum Behälter (nämlich
‘des Wurms’). Der Wurm steckte den Kopf her¬
aus und sie gossen das flüssige Metall hinab,
dass ihm die Kraft entging’.
Im Yagna heisst es von Kei'egägpa^ dem Sohne
des Thrita: ‘Welcher die Pferde verschlingende,
Menschen verschlingende Schlange frvara tödtete,
die giftige, grüngelbe, auf welcher Gift floss dau¬
mendick grüngelbes. Auf welcher Keregägpa in
Erz (einem ehernen Kessel) Nahrung kochte zur
Mittagszeit und diese mörderische wurde heiss
und .... (ein noch dunkles Wort); sie sprang vom
Erze weg seitab des kochenden Wassers. Er¬
schrocken wich aus der kühne Keregägpa\ Vgl.
auch Yasht XIX,^ 38 44, wo noch mehr Thaten
dieses herlralesartigen Sprossen des Thriia er¬
wähnt werden.
11. Zusatz.
. Die hier (S. 57) vorgeschlagene Etymologie
zeigt zugleich, dass ich, trotz der
höchst lobenswerthen in vielen Beziehungen aus¬
gezeichneten Arbeit von Vilmelmus Clemm: De
compositis graecis quae ax>erbl$ incipiunt. Gissae
i867 noch immer daran festhalte, dass diese
Composita von einer Zusammensetzung mit vor¬
anstehenden regierenden Participiis Präsentis ur¬
sprünglich ausgegangen sind. Ich habe diese
Ansicht, sowie die Vergleichung dieser Com¬
posita mit den entsprechenden im Sskr. und
Zend zuerst veröffentlicht in meiner ßecension
1) yardonh&t scheint mir sskr. pard mit dem Affix
sdty welches im Griechischen an Präpositionen tritt z. B.
tXao} für iv-sdt, und mit verkürztem Auslaut auch an
andre Themen z. B. n6~cs, woraus sich (h für er¬
klärt; es bedeutet ungefähr ‘wärts’ ‘zu’.
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von Pott’s Etym. Forschungen in den Ergän¬
zungsblättern zur Hall. Allg. Lit. Ztg. May 1838
Nr. 43 S. 338, was sowohlJusti in seiner Schrift
‘über die Zusammensetzung der Nomina u. s. vr.’
als Clemm unbekannt geblieben ist.
Dass meine Behandlung veröffentlicht ward,
ehe die Rosen’ sehe (in ‘ seiner Ausgabe des
Rigveda p. XXH) erschien, kann jeder kundige
schon daraus erkennen, dass mir noch keine
Beispiele aus den Veden zu Gebote standen,
sondern ich meine Schlüsse aus den beiden im
gewöhnlichen Sanskrit erhaltenen Eigennamen
Jamadagni und J. Bharadtäja zog.
üehrigens ist bekannt, dass die Rosensche
Ausgabe des Rigveda zwar schon 1838 gedruckt
ward, aber erst lange nachher — ich weiss das
Jahr nicht genau, aber die Göttinger Bibliothek
erhielt sie erst 1842 — in den Buchhandel kam.
Der Vater des während des Druckes ver¬
storbenen Herausgebers wünschte nämlich, dass
erst der Commentar von unserm bedeutendsten
Sanskritkenner nach den Papieren des Verstor¬
benen vollendet würde, was bekanntlich leider
imterblieb.
Es versteht sich übrigens von selbst, dass
ich, nach einem Zwischenraum von dreissig Jah¬
ren , manches an meiner damaligen nur sehr
kurz skizzirten Behandlung dieser Oömpositft zu
ändern habe; die Grundansicht aber über ihre
Entstehung glaube ich jetzt noch um so fester
begründen zu können, während ich gern zuge¬
stehe, dass die weitere Entwicklung ihres Ge¬
brauchs theilweis anders zu fassen sein wird^ als
doi’t angedeutet ist.
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Nachrichten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen¬
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
Februar 12. Mi 3. 1868.
KöDigliehe (lesellsehaft der Wissensehaften.
Sitzung am 1. Februar.
Grisebach, über die Gramineen Hochasiens.
Wicke legt eine Abhandlung von Dr. Hampe vor: lieber
Ammoniaksalze, Harnsäure, Hippursäure und Glycin
als stickstoffhaltige Nahrungsmittel der Pflanzen.
V. Seebach, Mittheilung aus einer Abhandlung über
den neuen Vulkanausbruch in Nicaragua.
üeber die Gramineen Hochasiens.
Von
A. Grisebach.
* Da ich früher die Gramineen des russischen
Reichs für Ledebour’s Flora rossica bearbeitet
hatte, so ging ich gern auf den Wunsch des
Herrn Hermann von Schlagintweit ein, die in
seinen Sammlungen aus Centralasien enthaltenen
Gräser zu untersuchen, um die Verbreitung die¬
ser Formen über die höchsten Gebirge der Erde
und ihre Vermischung mit der tropischen Vege¬
tation auf dem Südabhang des Himalaja genauer
kennen zu lernen. Systematische Arbeiten im
Bereiche dieses Florengebiets sind zwar insofern
misslich, als die grossen indischen Sammlungen
Englands der Veröffentlichung entgegengehen und
die neuen Entdeckungen in Kew zum Theil be¬
reits benannt sind, aber im vorliegenden Falle
können kaum Collisionen eintreten, da die Zahl
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der unbeschriebenen Gramineen aus dem Hima-
laya nicht gross ist und da auf der Schlagint-
weit’schen Reise nur äusserst wenige Arten ge¬
sammelt wurden, die nicht auch unter den von
Kew aus vertheilten Gräsern vorkämen, welche
ich der Munificenz Hoöker’s, unseres auswärtigen
Mitgliedes, verdanke. Das wissenschaftliche In¬
teresse der Schlagintweit’schen Sammlung, welche
an Gramineen-Eormen sogar gegen mein eigenes
von dort und aus anderen Quellen vom Himalaya
erhaltenes Material um ein Drittel zurücksteht
und daher mijb der Fülle des in England zu
Gebote Stehenden gar nicht zu vergleichen ist,
beruht überhaupt nicht sowohl auf neuen Bei¬
trägen zur Systematik, sondern ist ein geogra¬
phisches. Die ungemein grosse Zahl von Exem¬
plaren derselben Art, die auf den verschiedensten
Standorten während der langen Dauer dieser
ausgedehnten Reisen gesammelt wurden und mit
zahlreichen Angaben über das Niveau, wo sie
vorkamen, begleitet sind, sowie der Umfang des
durchwanderten Gebiets, welches die früher nie
erforschten Gebirge des Karakorum und Künlün
einschliesst und dadurch umfassendere Auf¬
schlüsse über die Verbindung der Flora des
britischen Tibet mit der des Altai und der
Steppen von Turkestan versprach , gewähren
eine vollständigere üebersicht über die horizon¬
tale und vertikale Verbreitung der Formen, als
sie früher n^öglich war, und diese Ergebnisse
gewinnen dadurch, dass sie sich auf genau be¬
kannte Arten beziehen , die ein weites Areal
bewohnen, an geographischem Werth; sie sind
für die Geobotanik wichtiger , als neue Ent¬
deckungen, von denen man nicht voraus^hen
kann, welche Rolle sie in dem auf dem Aus¬
tausch der Schöpfungscentren beruhenden Haus¬
halte der Natur spielen. Diesen geographischen
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Zweck also hat die nachfolgende Uebersicht ^er
ans den Gebirgen Centralasiens mir vorliegend en
Gramineep zunächst im Auge, wobei ich das
Material, welches ich selbst vergleichen konnte,
vollständig vereinige, indem ich den Schlagint-
weit^schen (jräsern audh diejenigen Arten hin¬
zufüge, die ich aus Kew oder von anderer Seite
empfing. Um die Bezeichnung der Formen sicher
zu stellen, konnte ich indessen nicht umhin, auch
in gewissen Fällen apf das Systematische ein¬
zugehen und unbeschriebene Arten durch Dia¬
gnosen zu erläutern, während das Meiste sich
an meine Arbeit über die russischen Gräser an-
scbliesst und durch diese verständlich wird.
Das allgemeinste Ergebniss der geographischen
Zusammenstellung ist eigentlich nur eine Be¬
stätigung dessen, was man schon über die Be¬
rührung der Florengebiete Centralasiens und
Indiens wusste, eine Vermischung von tropischen
Formen mit denen der gemässigten Zone an
dem südlichen Abhange des Himalaya, die durch
eine Beihe anderer Arten gegebene Vegetations¬
grenze , welche dem Hauptkamme dieses Hoch-
gebirgs entspricht, endlich die Verknüpfung mit
den Steppen- und Gebirgsfloren des russischen
Asiens und mit Europa. Wie sich diese auf der
verschiedenen, klimatischen Empfänglichkeit beru¬
henden Verhältnisse auch in der Familie der Gra¬
mineen nachweisen lassen, ist nun durch einige,
näher eingehende Bemerkungen zu erläutern.
Von den in der Uebersicht enthaltenen (213)
Gramineen ist der grösste Theil (194) an der
indischen Seite des Himalaya nachgewiesen und
unter diesen besteht mehr als die Hälfte pus
tropischen Formen. Viele derselben (66) sind
weit über Indien und zum Theil auch über bh-
dere Tropenländer verbreitet; aber auch unter
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den endemischen Gräsern des Himalaya sind die
tropischen Abtheilungen der Familie stärker ver¬
treten, ak die der gemässigten Zone. Auch
hätte die Anzahl der tropischen Formen noch
beträchtlich vermehrt werden können, wenn ich
nicht die unteren Regionen des Khasya-Gebirgs
in dem Katalog unberücksichtigt gelassen hätte,
von denen ich allein 35 nicht aus dem Himalava
vorliegende Formen besitze. Einige indiscne
Gräser scheinen zwar nur auf das wärmste
Klima am Fusse des Gebirgs beschränkt zu sein,
aber unter denen, die hoch in die gemässigte
Waldregion hinaufsteigen, fehlt es nicht an aus¬
gezeichnet tropischen Formen. Allgemein auf
der Halbinsel verbreitete Bambusen, Chlorideen
und Paniceen sind hier noch anzutreffen. Erst
im Niveau von 9 — 10000', also etwa 30Ö0' unter¬
halb der Baumgrenze, hören diese Formen auf.
Charakteristische Beispiele dieser vertikalen Ver¬
breitung sind ; Bambusa vulgaris und Sieberi —
9000'; Arundinaria falcata — 8900'; Tripogon
filiforme — 10000'; Paspalum scrobiculatum,
Panicum colonum, frumentaceum und antidotale,
diese Paniceen sämmtlich — 9000' beobachtet.
Die Vermischung solcher Formen mit denen hö¬
herer Breiten ergiebt sich nun aus einer Reihe
nordeuropäisch - sibirischer Wald- und Wi^sen-
gräser, die im indischen Himalaya bis zum Ni¬
veau von 6—4000', also an die untere Grenze
der gemässigten Region hinabsteigen. Dahin
gehören, nach dem beobachteten tiefsten Niveau
geordnet: abwärts — 6000' Brachypodium syl-
vaticum; Poa bulbosa, pratensis und trivialis;
Milium effusum ;
5000' Festuca gigantea, Bromuff asper,
Dactylis glomerata ; Agrostis alba ; Alopecurus
pratensis ; Digitaria sanguinalis ;
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— 4000' Poa nemoralis ; Stipa sibirica ; Di-
gitaria glabra.
Diese Verbindung der Pflanzenformeii aus
verschiedenen Gebieten in derselben Gebirgsre-
gion lässt sich so auffassen, dass die indischen
Bestandtheile der regelmässig geordneten Be¬
feuchtung des Monsunklimas bedürfen, aber nicht
an tropische Wärme gebunden sind, und dass
die Gewächse des Nordens hier die ihrem Bau
entsprechende Temperatur wiederfinden.
Das Steppenklima der Hochthäler Tibet’s,
welches durch den Hauptkamm des Himalaya
so scharf von dessen bewaldeten Abhängen ge¬
sondert ist, äussert auf die Verbreitung der
Gramineen einen verhältnissmässig geringen ,
aber doch bereits deutlich nachweisbaren Ein¬
fluss. Die tibetanische Sammlung , die ohne
Zweifel noch weit unvollständiger ist, als die
aus dem indischen Himalaya, umfasst 72 Formen,
von denen aber fast drei Viertel (53) auf der
Südseite des Kamms ebenfalls beobachtet wurden.
Löst man aber die tibetanischen Gräser in ihre
geographischen Bestandtheile auf , so verliert
diese Erscheinung alles Auffallende. Die tibe¬
tanische Flora besteht nämlich aus einem Ge¬
misch von Formen der verschiedensten Herkunft,
unter den eingewanderten Pflanzen oder, um
genauer zu sprechen, unter denen, welche ein
grosses Areal bewohnen, kann man nach ihrer
klimatischen Bedeutung europäische und arktisch¬
alpine Arten von der eigentlichen Steppenvege¬
tation unterscheiden. Die europäischen Grami¬
neen sind zum Theil auf die tiefer eingeschnit¬
tenen Thalstufen Tibets beschränkt und können,
da der Indus dem Austausch einen Verbindungs¬
weg öffnet, an beiden Abhängen gleichmässig
sich verbreiten. Dasselbe gilt von den übrigens
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weniger zahlreichen arktisch - alpinen Gräsern
und von denen überhaupt, welche sich, wie Poa
annua, noch in der Nähe der Schneelinie zu
behaupten vermögen. Zu diesen Kategorieen
gehört die Mehrzahl der Gramineen (32), welche
zugleich in Tibet und im indischen Himalaya
beobachtet sind. Hiezu kommen noch einige
endemische Arten (8), die meist ebenfalls in
höherem Niveau wachsen , und drei Cerealien,
welche in den Flussthälern gebaut werden, sowie
ein tropisches Gras, welches sie begleitet (Seta-
ria italica). Es bleiben also nur wenige gemein¬
same Arten übrig (9), welche an ein trockenes
Klima gebunden sin(l. Diese sind fast ausnahms¬
los auf den westlichsten Theil des Himalaya
beschränkt und bewohnen daselbst entweder die
obören Regionen oberhalb der feuchteren Wälder,
oder wo dieses nicht der Fall oder nicht nach¬
gewiesen , gehören sie zu den Steppenformen
des Punjab, welches durch Afghanistan, ebenso
wie Tibet durch Turkestan, mit den trockenen
Klimaten Asiens und Afrika’s in unmittelbarer
Verbindung steht. Diese Tibet und dem west¬
lichen Himalaya gemeinsamen Steppengräser sind
folgende: bis zur Songarei verbreitet Nephelo-
chloa songarica, Poa attenuata ; bis Anatolien Me-
lica micrantha; bis Arabien Melica persica, bis
Aegypten Arundo isiaca, bis Algier Andropogon
laniger; vom Punjab aus ansteigend Crypsis
compacta, Sporobolus pallidus. Die einzige Art,
welche auch ausserhalb des westlichen Himalaya
in der heissen Region am Fuss der Khasyaberge
gesammelt wurde , ist der persische Bromus
crinitus, der als Steppengras auch am Aralsee
vorkommt (B. gracillimus Bg.) , aber dies ist
eine einjährige Graminee , die vielleicht dem
Ackerbau gefolgt ist.
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Es bleiben nun 19 tibetanische Gramineen
übrig, welche im Süden der Himalaja - Pässe
nicht verkamen und die daher wenigstens zum
Theil als Beispiele der durch den klimfatischen
Gegensatz beider G^birgsseiten bedingten Tren¬
nung zweier Florengebiete gelten können. Es
kommen dabei nicht in Betracht einige europäi¬
sche (4) und einige alpine (3) Formen, die viel¬
leicht nur zufällig an der Südseite der Pässe
nicht gesammelt wurden, aber es bleiben noch
zwölf theils endemische, theils der Steppe eigen-
thümliche Gramineen übrige die schon durch
das der indischen Flpra fremdartige Ueberwiegen
der Stipaceen klimatisch charäkterisirt sind. Da¬
zu kommt, dass die nicht endemischen Formen
sämmtlich in den russischen Steppen weit Ver¬
breitet sind tind also den Zusammenhang der
Flora Tibets mit der der nördlicher gelegenen
Theile Asiens selbst bis zu den Tiefen des cas-
pischen Degressioilsgebiets hin ansdrücken, wie
sich aus folgender Uebersicht ihrer Verbreitung
ergiebt, der ich noch hiüzufügen kann, dass drei
derselben auch aus dem Kütilün vorliegen, einem
Gebirge, welches die Verbindung mit den Fund¬
orten in der Songarei und dem Altai vermittelt:
Elymus dasystachys (Rirghisensteppe — Baikal),
Leucopoa sibirica . (Altai — Daurien) , Atropis
tenuiflora (Künlün — Ostsibirien) , Sohismus mi-
nutus (Arabien und caspische Steppe — Son¬
garei), Avenä pilosa (Algerien, Syrien, oaspische
Steppe) , Piptatherum holcilbrme (Krim und
Aiiatolien — Songarei) , Lasiagrostis splendens
(Ural und caspische Steppe — Daurien), Stipa
orientalis (Anatolien — Altai), St. SzoVitsiana
(Arabien, caspische Steppe). Wie wenig diese
Steppengräser durch die vom Niveau bedingten
klimatischen Werthe in ihrer geographischen
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68
Verbreitung bestimmt werden, zeigt sich darin,
dass Thomson Elymus dasystachys bis 15000',
Lasiagrostis splendens bis 16000' Höhe in Tibet
beobachtete , während beide zugleich am caspi-
schen Meere Vorkommen, ohne in ihrer Gestal¬
tung geändert zu sein. Die v. Schlagintweit’sche
Sammlung enthält dann noch drei neue und also
bis jetzt endemische Gramineen aus Tibet , die
sich an diese Reihe anschliessen : Koeleria ar-
gentea, Stipa breviflora und St. purpurea.
Nach der vertikalen Verbreitung geordnet
reichen die vorliegenden Angaben über die Hö¬
hengrenzen der Gramineen, nicht ganz bis zum
Niveau der Schneelinie. Diese wird am Südab¬
hang des Himalaya von H. v. Schlagintweit auf
16200, an der tibetanischen Seite der Kette auf
18600, an dem Karakorum auf 19100 und am
Künlün auf 15800 (Südabhang) und 15100 (Nord¬
abhang) englische Fuss gesetzt. Zu den höchsten
Fundorten von Gräsern in Tibet gehören fol¬
gende: Elymus nutans — 17600', Brachypodium
longearistatum — 17600' , Festuca ovina var.
alpina Gaud. — 18000', Poa attenuata — 17600',
P. arctica — 17000', P. altaica — 18000', P.
alpina — 17600', P. annua — 17600', Avena
subspicata — 17600', Calamagrostis pulchella —
17600'. Nach ihrer geographischen Verbreitung
besteht diese Reihe von alpinen Formen aus
einigen endemischen und übrigens aus solchen
Arten, die in anderen Hochgebirgen Asiens und
Europas wiederkehren und zum Theil auch die
arktischen Gegenden bewohnen. Aber mit den
Alpen haben die höchsten Regionen Tibets doch
nur solche Arten gemein, die zugleich arktisch
sind und auch im Altai verkommen. Keine
der alpinen Seslerien ist hier wiedergefunden
und die Mannigfaltigkeit der Formen von Festuca
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und Avena zeigt sich sehr vermindert. Der
Reichthum der Alpen wird weder durch die en¬
demischen noch durch die asiatischen Formen
ersetzt, wie es in andern Familien so häufig
der Fall ist. Das trockene Klima Central asiens
konnte ungeachtet der reichlichen Bewässerung
aus thauenden Schneefeldern die hochgelegenen
Weidegründe nicht so ergiebig ausstatten, wie
in den Alpen. Nicht so leicht aber ist es ohne
Anschauung der örtlichen Verhältnisse zu er¬
klären, dass auch am indischen Abhange des
Himalaja die Ausbeute an alpinen Gramineen
gering ist, wo doch in der gemässigten Region
auch abgesehen von tropischen Bestandtheilen
die Fülle eigenthümlicher Formen z. B. an Holz¬
gewächsen alle anderen Hochgebirge der alten
Welt übertriflft und wo der Monsun durch seine
Niederschläge sowohl wie durch das Schmelzen ge¬
waltiger Schneemassen eine so starke Befeuch¬
tung des Bodens, die günstigste Lebensbedingung
für die Gräser, entwickelt. Sollte man muth-
massen dürfen, dass, da unter diesen Einflüssen
die Wälder bis zü dem ausserordentlich hohen
Niveau von 12000' in den westlichen, von 13000'
in den östlichen Theilen der Kette nach Hoo-
ker’s und Thomson’s Angaben hinaufsteigen, der
atmosphärische Wasserdampf in der alpinen Re¬
gion wegen ihres hohen Niveau’s doch auch hier
zu sehr vermindert ist? müsste man nicht viel¬
mehr annehmen, dass der Nachtheil trockener
Luft durch das Wasser, welches den Boden un¬
aufhörlich tränkt, reichlich ausgeglichen würde?
Man darf gewiss den indischen Himalaja als
eins der Schöpfungscentren betrachten, wo die
Natur, den günstigsten und zugleich mit dem
Niveau wechselnden Bedingungen des Pflanzen¬
lebens entsprechend, die höchste Mannigfaltigkeit
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der Formen geschaffen hat. Den europäischen
Gattungen ist hier gewöhnlich eine grössere
Reihe endemischer Arten, tropischen wenigstens
einzelnes Eigenthümliche hinzugefügt und dazu
wird die Einwanderung von aussen durch die
Lage, durch die Ausdehnung und Verknüpfung
des Gebirgs mit anderen Gebieten auf das Man¬
nigfachste befördert. Dagegen lässt sich, wie¬
wohl gewisse endemische Gattungen bekannt sind,
kaum behaupten, dass der Himalaya etwa in
höherem Masse, als die Alpen, durch den ab¬
weichenden Bau der endemischen Gewächse be¬
vorzugt sei. Bei den Gramineen zeigt sichf die
Eigenthümlichkeit , dass die Agröstideen (mit
Einschluss der Gattung Calamagrostis) viel stär¬
ker als in anderen Gebirgen vertreten und dass
die Bromeen und Aveneen erheblich vermindert
sind. In wiefern übrigens durch die einzelnen
Gruppen der Charakter dieser Gramineenflora
sich ausdrückt, ergiebt sich aus folgender nach
den Florengebieten, die sie bewohnen, geordne¬
ten Zusammenstellung des gesammten Materials.
Im Himalaya bis zum Künlün wurden gesammelt;
66 Gramineen der ostindischeh Tropenflora (5
Bambuseen, 7 Bromeen, 4 Agröstideen, 1 Sti-
pacee, 1 Phalaridefe, 6 Chlorideen, 21 Pani-
ceen, 21 Andropogineen) ;
5 1 endemische Gramineen (2 Triticeen, 4 Bromeen,
2 Anthoxantheen, 2 Aveneen, 14 Agröstideen.
3 Stipaceen, 9 Paniceen, 15 Agröstideen);
38 Gramineen der nordeuropäisch - sibirischen
Flora (3 Triticeen, 21 Bromeen, 2 Aveneen,
2 Agröstideen, 1 Stipacee, 3 Phalarideen, 5
Paniceen, 1 Andropoginee) ; .
20 Gramineen der Steppenflora (2 Triticeen , 9
Bromeen, 1 Avenee, 4 Stipaceen, 1 Chloridee,
1 Panicee, 2 Andropogineen);
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16 Gräniineen der Mediterranflora (6 Bromeen,
1 Avenee, 2 Agrostideen, 1 Chloridee, 2 Pa-
niceen, 4 Andropogineen);
7 arktisch-alpine Gramineen ( 3 Bromeen, 2 Ave-
neen, 1 Agrostidee, 1 Phalaridee) ;
6 früher nur in den Steppen oder auf den Ge¬
birgen Sibiriens beobachtete Gramineen, dar¬
unter die beiden Monotypen Leucopoa und
Ptilagrostis (3 Bromeen, 2 Stipaceen, i An-
dropogiilee) ;
1 nordamerikanische Agrostidee (Müehlenbergia
sylvatica) ;
8 kultivirte Cerealien (Triticum 3 sp. , Avena,
Oryza, Panieum, Sorghum, Zea).
Systematische Üebersicht ^).
Bambussen.
1. Bambusa vulgaris Schrad. H. occ. Simla
3-9000'.
2. B. Sieben Gr. Westind. Fl. (B. arundinacea
Sieb., non Roxb.) H. occ. Simla 3— 9000'; H.
or. — Chittagong (Th.)
3. B. stricta Roxb. (ex Fl. Corom. t. 80, non
Rupr.). Venis transversis in foliö nullis B.
capensi Rupr. aceedit, palea parva valde dif-
fert. — H. occ. Garwhal 5000 — 6800'; H. or.
1) Die Angaben über die geographische Verbreitung
sind, wo die Quelle rpcht angegeben, von den Gebrü¬
dern von Schlagintweit aufgezeichnet: bei den übrigen
sind die Gewährsmänner, namentlich Hooker (H.) und
Thomson (Th.) hinzugefügt. Abkürzungen des Areals : II.
or. bedeutet Nepal -- Khasya, H. occ. Kumaon — Kaschmir
und Marri, T. Klein-Tibet von den Himalayapässen —
Künlün. Von den zahlreichen topographischen Angaben
sind nur die Grenzdistrikte, bis zu denen die einzelne
Art beobachtet wurde, sowie die äussersten Niveaus er¬
wähnt.
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72
— Khasya 2 — 4000' (Bambusa nr. 9 und B.
culta in montibus Khasya : pl. Hook.)
4. B. globifera Gr. foliis (12" longis, 2" latis)
oblongo - lanceolatis breviter acuminatis basi
rotundatis margine scabris: mediano subtus
prominulo pallido, vagina glabra in ligulam
rotundatam producta , spiculis numerosis in
verticillos globosos aequidistantes digestis ob¬
longo - lanceolatis acutiusculis (4 — 5"' lon^s),
glumis fuscis glabris laevibus, superioribus
sensim longioribus paleam involutam ciliato-
hispidam Ys superantibus, floribus hermaphro-
ditis, staminibus 6, stylo elongato indiviso
paleam subaequante. — Syn. Bambusa nr. 11 :
pl. Hook.. H. or. Sikkim 1000 — 8000';
Khasya 0—5000' (H.).
5. Dendrocalamus strictus Ns. (ex Wall. 5038.
b., exclus. syn. Roxb. ; Bambusa stricta Rupr.)
H. occ. Simla 2000 — 4600' ; H. or. Assam
(Wall.)
Triticeen.
6. Hordeum pratense L. T. 10 — 12000' (Th.),
Balti.
7*. H. hexastichon L. H. occ. — 7300'; T.
Ladak, Nari Khorsum.
8. Elymus nuians Gr. perennis, foliis planis pu-
berulis v. glabriusculis, spica nutante, spicu¬
lis geminis (v. superioribus solitariis) 3—4.
floris glumam sterilem longiorem duplo, bre-
viorem subtriplo superantibus, glumis sterili-
bus lineari-acuminatis muticis v. mucronatis,
longiori 3— , breviori 1 nervi, aristisflori sub-
aequilongis. — Syn. E. Sibiriens Hook. Thoms.
pl. tibet., non L.. — Habitus E. sibirici L.,
cui giumae steriles multo majores, fortius ner-
vatae , fertilibus parum breviores, in aristam
attenuatae; variat ipse statura spithamea-tri-
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73
pedali, vaginis glabriusculis v. tomentoso-pi-
losulis, spica laxa v. condensata, spiculis pi-
losiusculis, arista (quae vulgo patulo-divergens)
longiori:
a) elatior, vaginis glabriusculis, foliis 3 — 2'"
latis, spica gracili 3—4" longa. — H. occ.
Garwhal 10—10600'; T. 10—14000' (Th.),
Balti-Ladak.
ß) condensatus^ spithameus, vaginis foliisque
inferioribus molliter tomentellis , bis IV2— 2"
latis, spica condensata IV2 — 2" longa, glumis
sterilibus subaequalibus. — H. occ. Garwhal
13400 — 17G00'; T. Nari Khorsum.
9. E. dasystachys Tr. T. 13 — 15000' (Th.),
Zanskar, Nordabhang des Künlün.
10. Triticum semicostatum St. H. occ. 6 —
12000' (Th.).
11*. — vulgare Vill. H. occ. — 7300'; T.
Balti, Nordabhang des Künlün.
12*. — durum Desf. H. occ. — 6800'.
13. Lolium perenne L. H. or. Sikkim 6 — 8000'.
14. Brachypodium sylvaticum P. B. H. or.
Sikkim 6 -10000' (H.) ; T. Balti.
15. B. longearistatum Boiss. H. occ. Kuinaon
11200—12100'; T. 12000—17600', Zanskar,
Nari Khorsum.
Bromeen,
16. Sclerochloa dura P. B. H. occ. Kaschmir(Th.).
17. Festuca uniglumis Sol. H. occ. Simla 6000
—7300' ; T. — 12000' (Th.) Nubra.
18. F. ovina L. H. occ. Simla.
var. alpina Gaud. (inclus. F. violacea Gaud.)
H. occ. Garwhal 10 — i7000', Kumaon — Lahul;
H. or. Sikkim 12 — 18000' (H.); T. Balti, Nari
Khorsum.
19. F. heterophylla Lam. H. occ. 8 — lOOOÖ'
(Th.).
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74
20. F. rubra L. (traijsiens in var. arenariam
Osb.) H. occ. Kaschmir, Chamba; T. Balti.
var. baikalensis Gr. H. or. Sikkim 12 — J4000'
(H.); T. 8—11000' (Th.'.
21. F. gigantea Vill. H. occ. 6—10000' (Th.);
H. or. Sikki^ 6 — lOOOQ' (H.) , Khasya b —
7000' (HO.
22. Bromus asper Murr. H, or. Khasya 5 —
7000' (H.): forma vaginis glabris.
23. B. variegatus M. B. H. occ. La}ml.
24. B. inermis Leyss. H. occ. Kaschmir , Ku-
maon (Stracbey).
25. B.tectorumL. H.occ. Jamu — Lahul, Chamba
4 — 5000', T. Hasora — Nubra.
26. B. crinitus Boiss. ,H. occ. Lahul, or. Khasya;
T. 10— 12000' (Th.) Spiti, Zanskar.
27. B. arvensis L. H. occ. 6 — 13000' (Th.)
Kishtvar, Chamba, Lahul; T. 6900— 15300'
Balti — Nari Khorsura.
28. B. patulus M. K. H. occ. Simla 6000 — 7300'.
29. B. macrostachys Desf. T. 10—12000' (Th.),
Dras, Zanskar.
var. oxyodon Schrk. H. occ. Chamba, Lahul ;
T. Zanskar.
30. B. membranaceps Jacq. ap. Hook. H. occ.
6—8000' (Th.).
31. Nephelochloa songarica Gr. H. occ. 1 —
10000' (Th.) ; T. Balti — Nubra.
32. Dactylis glpmerata L. H.occ. 5000 — 10600'
Jamu— Gar:whal ; T. Balti 6900 — 7500', Ladak.
33. Poa alpina L. T. 14 — 18000' (TK), Hasora
— Nari Khorsum.
34. P. bulbosa L. H. occ. 6 — 8000' (Th.)
35. P. attenuata Tr. {I. occ. Garwhal 13400 —
17600'; T. Balti — Nari Khorsum 14800 —
17600'.
var. davurica Tr. T. Balti — Nari Khorsqm.
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75
36. P. compressa L. T. 15000' (Th.: Poanr. 16.)
37. P. arctica R. Br. H. or. Sikkim 12 —
17000' (H.); T. Pangong, Nubra.
38. P. altaica Tr. H. occ. Kaschmir, Lahul,
or. Sikkim 11 -18000' (H.); T. U~18000'
(Th.) Balti — Jfari Khorsum.
39. P. cenisia All. T. Nari Khorsum.
40. P. serotina Ehrh. T. Balti; var. botryoides
Tr. H. occ. Kaschmir, Garwhal 10000 — 10600;
T. 12—14000' (Th.) Hasora — Nari Khorsum.
41. P. nemoralis L. H. occ. Kaschmir (Th.),
Chamba 4000— 4500'; T. Dras; var. glauca Koch.
T. Balti.
42. P. annua L. H. occ. 1400 — 17600' Kula —
Garwhal; H. or. Sikkim 6 -8000'; T. Balti
— Nari Khorsum.
var. uepalensis Wall, flaccida, elatior, pani-
culae ramis scabriusculis, imis 2 — Snatis, la-
nugine inter flores copiosiori. H. occ. Kumaon
(Strachey), or. Sikkim (H.).
43. P. pratensis L. H. or. Kaschmir (Th.),
Simla 6000—7300'; H. or. Sikkim 11-13000'
(H.: Poa nr. 17).
var. angustifolia L. H. or. Sikkim 9 — 12000 .
44. P. trivialis L. H. occ. 6 — 12000' Simla,
Kumaon; H. or. Sikkim 11000' (H. : Poa nr.
24).
45. Eragrostis poaeoides P. B. H. occ. 1300 —
4000' Kaschmir; T. Balti.
46. E. papposa Nym. — Syn. E. verticillata
Goss., Roxb., non Poa verticillata Cav. sec.
Willk. — H. occ. (Th.) 4000' (Strachey).
47. E. nigra Ns. H. occ. (Th., Strachey); H.
or. Sikkim. 6 —8000' — Khasya (H.).
48. E. elegantula Ns. H. occ. (Th.), or. Assam
1—300'.
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76
49. E. bahiensis Schrad. -- Syn. E. Brownii
Ns. — H. or. Assam 100 — 300' — Khasya (H.)
50. E. unioloides R. S. H. occ. Garwhal , or.
Sikkim 120' — Khasya (H.)
51. E. bifaria W. A. H. or. Nepal (Wall.) —
Khasya ^H.).
51. E. diandra Roxb. H. or. Assam 1 — 300' —
Khasya (H.).
53. Leucopoa sibirica Gr. T. Balti, Ladak, Spiti.
54. Colpodium nutans Gr. (Dupontia Munr.)
H. occ. 8—10000' (Th.)
55. Atropis distans Gr. T. 9 — 11000' (Th.)
56. A. tenuiflora Gr. T. Balti, Nordabhang des
Karakorum — Künlün.
57. Glyceria caspica Tr. H. or. Sikkim 9 —
12000' (H.)
58. Arundo pumila (Phragmites Willk.) H. occ.
Kaschmir; T. Hasora, Ladak.
59. A. isiaca Del. H. occ. Kaschmir; T. Balti.
60. A. Donax L. H. occ. Marri 4000 — 5500'
— Garwhal.
61. A. Pliniana Turr.: forma vaginis juxta li-
gulam longe ciliosis. H. occ. Marri — Simla
3—9000'.
62. A. madagascariensis Kth. (sec. Hook.) H.
or. Sikkim, Khasya.
63. Arundinaria falcata Ns. (ex Rupr. Bambus,
t. 3). H. occ. Garwhal 6100 — 8900'; H. or.
Sikkim 4 — 7000' (H. nr. 6j.
64. Melica micrantha Boiss. var. inaequalis Gr.
gluma sterili superiori inferiorem duplo supe-
rante. Eadem dicitur , quam non vidi , M.
ciliata pl. Thomson, ex Hirn. occ. 10 — 12000'.
— T. Zanskar.
65. M. persica Kth. var. breviflora Boiss. T.
Zanskar.
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77
var. caspica Gr. — Syn. M. HohenackeriBoiss.
H. occ. Chamba, LahuL
var. vestita Boiss. variat gluma sterili inferiori
superiorem dimidiam aequante v. superante et
rudimento floris supremi nunc apice truncato
nunc rotundato, inde a M. persica ipsa vagi-
nis molliter tomentosis tantum recedit, quae
in var. brevifiora Boiss. glabriusculae. H. occ.
(Th.); T. Balti 6900'--7500', Ladak.
66. Koeleria cristata Pers. H.occ. Kishtvar —
Garwhal 10000'— 10600' ; T. Hasora.
67. K. argentea Gr. (Lophochloa) rhizomate fibroso,
culmo apice villoso-pubescente , foliis planius-
culis vaginisque glabris: bis emarcidis indivi-
sis, ligula breviter producta, panicula elongata
basi saepe interrupta nitida pallida, spiculis
2 — Sfloris membranaceis glabris glumas ste¬
riles subaequantibus , glumis fertilibus bifido-
acuminatis : arista lacinias earum subaequante,
rhacheos internodiis pilosis. — Habitus K. cri-
statae, panicula argenteo-nitens v. carinis vi-
rentibus variegata, glumae steriles non multum
inaequales. — T. Nubra, Ladak pr. Leb, Nari
Khorsum.
68. Scbismus minutus R.S. — T. Dras.
Änthoxantheen,
69. Hierochloa laxa R. Br. (in pl. Hook.) H.
occ. 10 — 13000' Garwhal, Kumaon.
70. Ataxia Hookeri Gr. foliis planis lineari-
acuminatis, pedicellis glabris gluma floris mas-
culi ad tertiam partem usque bicuspidata: la-
ciniis lanceolato-acuminatis aristam subaequan¬
tibus, arista floris neutrius glumam suam ad
originem usque bipartitam duplo superante. —
Habitu et characteribus A. Horsfleldii R. Br.
proxima. — H. or. Sikkim 9—12000' (H. :
Ataxia nr. 2).
7
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78
Ateneen,
71. Danthonia Kaschmiriana Jaub. Sp. H. occ.
Garwhal 10000' - 10600', or. Sikkim 10—12000'
(H.)
72*. Avena sativa L. H. occ. — 9000'.
73. A. barbata Brot. (A. hirsuta MB.) H. occ.
Kishtvar; T. Balti, Ladak.
74. A. pilosa MB. T. Ladak.
75. A. alpina Sm. H. occ. Garwhal 9000' —
15400' (unvollständig gesammelt).
76. A. aspera Munr. (in pl. Hook.) H. occ.
Simla 6000' — 7300'; H. or. Sikkim 8 — 10000
(H.), Khasya 5—6000' (H.)
77. A. flavescens L. H. or. Sikkim 10—12000' (H.)
78. A. subspicata Clairv. H. occ. Garwhal 9000' —
15400'; H. or. Sikkim 12—17000' (H.); T.
14—17000' (Th.), Balti — NariKhorsum.
var. pallida Gr. glabrior, panicula contracta
pallide virente. H. occ. Garwhal ; T. Balti — N ari
Khorsum 16200' — 17600'.
79. Deschampsia caespitosa P.B. H. occ. Gar¬
whal 9000' — 15400'; H. or. Sikkim 10 — 12000'
(H.); T. Spiti.
Agrostideen.
80. Calamagrostis pulchella Gr. (Dejejxxia) culmo
laevi pedali, foliis anguste linearibus: ligulis
productis, suprema oblongo-acuminata, pani¬
cula coarctata purpurea, glumis sterilibus (2'"
longis) subaequalibus lanceolatis acuminatis
scabriusculis, ferfili membranacea apice 4den-
tata paleam sexta fere parte superante infra
medium dorsum aristata glabra: arista florem
superante superne divergente e glumis exserta,
caili rudimentique. pilis florem subaequanti-
bus. — Affinis C. strigosae Bong., aristis ex-
sertis divergentibus, nunc glumas paullo exce-
• dentibus nunc ipsis floreque sesquilongioribus
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79
facile distinguenda. — H. occ. Garwhal 10000' —
17600'; H. or. Sikkim 12—16000' (H.: De-
euxia nr. 10.)
81. C, scabrescens Gr. (Deyeuxia Munr. in pl.
Hook.) culmo elato scabro, foliis linearibus:
ligulis productis, suprema lacera, panicula
effusa, glumis sterilibus (2'"longis)parum inae-
qualibus lanceolato-linearibus acuminatis sca-
brinscnlis, fertili apice denticulata paleam sexta
fere parte snperante supra basin aristatagla-
bra: arista flore duplo longiori a medio di-
- vergen te e glumis 1'" exserta, calli rudimenti-
que pilis florem fere aequantibus:
a. glumis sterilibus ciliatis. H. or. Sikkim 10 —
12000' (H. : D. scabrescens Munr.)
ß, elatm\ glumis sterilibus margine nudis, pa¬
nicula subviolacea pedali. H.or. Khasya 5 —
6000' (H.: D. nr. 7.)
y* humilis, glumis sterilibus margine nudis, pa¬
nicula angusta virente, ligula breviori truncata
V. obtusa. — H. or. Sikkim 11 — 13000' (H. :
D. nr. 9.)
82 . C. ßliformis Gr. (Deyeuxia) culmo flaccido fili-
formi laevi, foliis linearibus: ligulis productis,
suprema lacera, panicula laxa rariflora, glumis
sterilibus (2'" longis) virentibus subaequalibus
lanceolatis acuminatis laeviusculis, fertili apice
denticulata et e dentibus '2 lateralibus seti-
gera paleam quarta fere parte superante su¬
pra basin aristata glabra: arista flore duplo
longiori divergente ultra lineam e glumis ex¬
serta, setis earum apicem fere attingentibus,
calli pilis abbreviatis, rudimenti corona pilo-
rum flore plus duplo superata. — Species se¬
tis glumae fertilis geminis distinctissima. —
H. or. Sikkim 11 — 12000' (H. : D. nr. 3.)
83. C. '^nepalensis Ns. (ex descr.) — Syn. C.
7*
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80
laxa pl. Thoms. , sed folia angustiora, ligula
acumiData, glumae magis inaequales, arista
flori subaequilonga. — T. Balti — NariKhorsum.
84. C. emodensis Gr. (Eucalamagrostis) culmo
laevi , . foliis late linearibus: ligulis productis
laceris, panicula eflfuso-densiflora apice nu-
tante, glumis sterilibus subaequalibus lineari-
acuminatis setaceo-acuminatis , fertili paleam
tertia parte superante ad medium bifida inter
lobos aristata: arista florem 3— 4plo superante
glumas steriles subaequante e pilis breviter ex-
serta, calli pilis florem longe superantibus. —
H. occ. Garwhal 9000' — 15400'; H.or. Sikkim
6—9000' (H. : C. nepalensis ej., non Ns.)
85. C. Epigejos Rth. H. occ. Kaschmir; T.
Dras.
86. Garnotia polypogonoides (Berghausia Munr.)
H. or. Sikkim 6 — ^8000' (H.)
87. G. adscendens (Berghausia Munr.) H. or.
Khasya 4—6000' (H.)
88. Muehlenbergia Huegelii Tr. (Syn. M. viridis-
sima Ns. , M. geniculata Ns.) H. occ. Marri
4—7000'; H. or. Sikkim 4—7000' (H.), Kha¬
sya 5—6000' (H.)
89. M. sylvatica T. G. H. occ. 8000' (Th.)
90. Agrostis alba L. H. occ. Kaschmir; H. or.
Khasya 5—6000' (H.: A. nr. 12.); T. 10—
13000' (Th.), Balti — Dras.
91. A. verticillata Vill. H. occ. Simla 2000' —
4600'.
92. Ä. inaequiglumis Gr. (Airagrostis) annua,
digitalis, foliis lineari-setaceis: ligula breviter
protracta , panicula coarctata oblongo-lineari
(1" — IV2' longa); ramis laeviusculis a basi
florentibus, pedicellis spiculae (l'"longae) sub-
aequilongis, callo minuto glabro, glumis ste¬
rilibus acutis inaequalibus , superiori quarta
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81
fere parte breviorl florem paullo superante,
fertili paleae aequilonga mutica glabra. —
Habitus Aperae interruptae, sed mutica et
rudimentum floris secundi nullum. — H. or.
Sikkim 12 — 15000 (H.: A. nr. 10.)
93. A. divaricata Gr. (Airagrostis) annua, spi-
thamea, foliis setaceis: ligula protracta, pa-
nicula divaricato-trichotoma (1" — 2" longa):
ramis laevibus capillaribus inferne nudis dis-
tantibus pedicellis spicula (Vs'" longa) plus
duplo longioribus, callo minuto glabro, glumis
sterilibus acutis subaequalibus florem parum
superantibus, fertili paleae aequilonga mutica
glabra. — Affinis A. trichocladae Gr., sed pe-
dicelli ramique paniculae breviores et glumae
acutae. — H. or. Sikkim 9-12000' (H. A.
nr. 11.)
94. A. rupestris All. T. Dras, Zanskar.
95. A. ciliata Tr. — Syn. Lachnagrostis Ns.,
Calamagrostis St.— H.or. Sikkim 12— 16000'(H).
96. A. Roylei Tr. (Syn. Lachnagrostis Ns.,
L. HookerianaNs. (Calamagrostis St.), A. Walli-
chiana St. , A. Hookeriana Munr.) — H. occ.
5000' — 10600', Garwhal, Kumaon (Strachey);
H. or. Nepal (Wall.); T. Hasora.
97. A. nervosa Ns.H. or. Sikkim 9 — 10000' (H.)
98. Sporobolus indicus R.Br. (Syn. S. elon-
gatus (R. Br.) — H. occ. Garwhal — 4000'.
99. S. diander P.B. H. occ. Kumaon (Strachey).
100. S. pallidus Lindl. (sec. Hook.) T. Ladak.
101. Polypogon monspeliensis Desf. var. nepa-
lensis Ns. T. Balti.
102. P. fugax Ns. (Syn.P. maritimus pL Thoms.)
differt a P. maritimo genuino glumis sterilibus
ad basin usque pube (neque aculeolis) adsper-
sis, aristä earum breviori laminae aequilonga
V. duplo longiori, gluma fertili sub apice bre-
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82
viter aristata: arista caduca. — T. 4 — 8000'
(Th.), Nubra, Ladak.
103. P. Higegaweri St. (Syn. P. litoralis pl.
Thoms.) differt a P. litorali genuino radice
annua, glumis sterilibus infra apicem bifidum
aristatis, conferatur P. adscendens Guss. —
H. occ. 4 —9000' Marri — Simla.
Stipaceen.
104. Milium effusum L. H. occ. 6 — 8000' (Th.)
105. Piptatherum holciforme R. S. T. Balti,
Nord Seite des Künlün.
106. Lasiagrostis splendens Kth. T. 12—16000'
(Th.), Balti — NariKhorsum.
107. Ptilagrostis mongolica Gr. — Genus ca-
ryopside libera lineari teretiuscula exsulca in¬
tus linea notata cum Stipa convenit, nec dif¬
fert a Stipa nisi textura floris herbacea (de-
mum nön indurata) et arista flexuosa vix
torta. — H. or. Sikkim 14 — 16000' (H.)
108. Stipa sibirica Lam. H. occ. Marri 4000' —
5500', Kaschmir.
109. S. orientalis Tr. T. Nubra — Zanskar — Nari
Khorsum.
110. S, breviflora Gr. rhizomate fibroso , culmo
(1' — IV2' longo) vaginisque laevibus, foliis
convoluto-setaceis brevibus: ligula brevi ob-
tusa, panicula angusta basi inclusa: ramis di-
stantibus geminis v. solitariis, glumis sterili¬
bus bneari-lanceolatis aristato-acuminatis sub-
aequalibus florem (3'" longum) duplo supe-
rantibus, fertili seriatim pilosa. arista (2" longa)
octies superata: pilis versus aristae basin
brevioribus — Affinis S. Szovitsianae, sed arista
duplo brevior etflos minor. — T. Nari Khorsum.
111. S. Szovitsiana Tr. T. Balti, Dras.
112. S. purpurea Gr. rhizomate fibroso, culmo
spithameo vaginisque laevibus, foliis convoluto-
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83
setaceis: ligula producta acuminata, panicula
angusta demum patula exserta: ramis distan-
tibus solitariis v. geminis, pedicellis longiori-
bus spiculae subaequilongis , glumis sterilibus
purpureis lanceolato-acuminatis subaequalibus
florem (3"' longum) duplo superantibus, fertili
undique aequaliter pilosa arista (2" — 3" longa)
8 — 12ies superata: pilis versus aristae basin
sensim brevioribus, antheris glabris. — Co-
lore glumarum cum Ptilagrosti mongolica con-
venit, cui panicula magis expansa, arista multo
brevior et structura aliena. — T. Nari Khor-
sum.
113. Aristida setacea Retz, (ex descr.) H. occ.
Marri 4 — 7000'.
114. A. cyanantha Ns. H.occ. 5 — 9000' Kasch¬
mir, Kumaon (Strachey).
Oryzeen.
115*. Oryza sativa L. H.occ. — 6800' Kasch¬
mir, Garwhal.
Phalarideen.
116. Phleum pratense L. T. Dras, Nari Khorsum.
117. P. alpinum L. H.occ. Garwhal 9000' —
15400'; H. or. Sikkim 10-12000' (H.); T.
Spiti.
118. P. arenarium L. var. Thomsonii Gr. glu¬
mis sterilibus longius acuminatis: flore triplo
breviori glabriusculo obtusiusculo. — H. occ.
6—8000' (Th.)
119. Alopecurus pratensis L. H. occ. 5000'—
15400' Garwhal; T. Hasora, Spiti.
120. Crypsis compacta St. (ex descr.) (Syn.
C. aculeata pl. Thoms.) structura Antitragi
cum C. aculeata convenit, difiert panicula
ovoidea (fere C. schoenoidis) ad medium se-
miimmersa, foliis 2 involucrantibus flaccidiori-
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84
bus, glumis sterilibus acuminatis florem paullo
superantibus. — T. Balti.
Chlorideen
121. Microchloa setacea R.Br. H. or. Kbasya
reg. temperat. (H.)
122. Tripogon unidentatus Ns. H. occ. Kumaon
(Strachey).
123. T. filiformis Ns. (sec. Hook.) H. occ. 6 —
8000' (Th.), or. Sikkim 6—10000' (H.), Kha-
sya 3—7000' (H.)
124. Chloris montana Roxb. T. (Th.)
125. Eleusine indica G.H.occ. Garwhal 5000' —
6800'.
126. E. coraccana G. H. occ. Garwhal, Kumaon
(Strachey); H. or. Sikkim 6—8000'.
127. Dactyloctenium aegyptiacum W. H. occ.
Marri — 7000'.
128. Cynodon dactylon Rieh. H. occ. Simla —
7300', Kumaon (Strachey).
Paniceen.
129. Paspalum scrobiculatum L. H. occ. Kasch¬
mir — 9000', Kumaon (Strachey).
130. P. juhaium Gr. strictum, quadripedale,
glabrum , foliis planis margine scabriusculis
vaginae fissae subaequilongis , racemis nume-
rosis erecto'patentibus, plerisque approximatis
6" — 8" longis , uno terminali parum ceteris
longiori : axi trigono-filiformi scabriusculo spi-
culis angustiori, his in racemulos secundos fle-
xuoso-subadpressos dispositis irregulariter se-
rialibus parvis (Vs'" longis) ellipticis acutis
pubescentibus pedicellatis : pedicellis longiori-
bus spiculae aequilöngis, glumis sterilibus mem-
branaceis obsolete 3nerviis. — Racemuli spi-
culis 6 — 2 constituti, glumae saepe purpureo-
tinctae. H. or. Khasya 7000' (H. : P. nr. 9.)
131. Digitaria sanguinalis Scop. H. occ. Kasch-
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85
mir — Garwhal; H, or. Sikkim 5 — 9000' (H.),
Khasya 4—8000' (H.); T. 11 — 12000' (Th.)
132. D. glabra R. S. H. occ. Marri 4000' —
5500; T. Balti 6900'- 7500'.
133. D.elytroblepharaSt. (exdescr.) H. occ. (Th.)
134. D. marginata Lk. H.occ. — 9000' Ka¬
schmir — Garwhal.
135. Orthopogon compositus R. Br. H.occ.
(Th.) , or. Sikkim 3 — 5000' (H. : Oplism.
nr. 6).
136. Panicum eruciforme Sibth. H. occ. Kaschmir.
137. P. colonum L. H. occ. 3 — 9000', or. Kha¬
sya — 4500'.
138. P. crusgalliL. H.occ. Kaschmir— Chamba;
H. or. Sikkim (H.); T. Balti — 7500'.
139. P. frumentaceum Roxb. H. occ. — 9000'
Chamba — Garwhal; H. or. Sikkim — 8000'. .
140. P. excurrens Tr. H. occ. (Th.), or. Kha¬
sya (H.)
141. P. plicatumLam. H. or. Sikkim (H.), Kha¬
sya (H.)
142. P. vestitum Ns. H. occ. (Th.), or. Khasya (H.)
143. P. polystachyum Prl. H. or. Sikkim (H.),
Khasya (H.)
144. P. antidotale Retz. (sec. Hook.) H.' occ.
Simla — 9000'.
145. P. pilipes Ns. H. occ. Marri — 5500' ; H.
or. Khasya — 4500'.
146* P. miliaceum L. H. occ. — 8900' Kasch¬
mir — Kumaon (Strachey); T. Hasora — Nubra.
147. P. montanum Roxb. H. or. Khasya reg.
temperat. (H.)
148. P. ovalifolium P. B. H. or. Sikkim (H.)
149. P. biflorum Lam. (Syn. Isachne miliacea
Rth.) H. or. Khasya reg. temperat. (H.)
150. Isachne albens Tr. H. occ. (Th.), or. Sik¬
kim 5 — 7000' (H.), Khasya 2800 — 4500'.
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86
151. Hymenachne indica Biis. H. occ. Garwhal,
or. Sikkim (H.) Khasya (H.)
152. H. myumsP. B. H.or. Khasya reg. tem-
perat (H.)
153. Setaria viridis P. B. H. occ. Kasclimir-
Chamba; T. 6900— 10000' (Th.) Balti — Ladak.
154. S. glauca P. B. H. occ. — 9000' Marri-
Kumaon (Strachey); H. or. Sikkim (H.), Kha¬
sya (H.); T. Balti.
155. S. italica P.B. H. occ. Kaschmir — Gar¬
whal — 6800' ; T. Balti.
156. Pennisetum compressum R. Br. H. occ.
Garwhal 6100'— 8900'.
157. P , flaccidum (Gymnothrix Munr.) rhizomate
repeote , foliis planis lineari-acuminatis : va-
gina ciliata, spica solitaria, involuoellis sessi-
libus : setis scabris spiculam excedentibus, iina
eam triplo superante, spiculis solitariis v. ge-
minis, gluma ima pusilla, secunda spiculam
dimidiam excedente, tertia ei aequilonga, sty-
lis distinctis. — T. 9—13000' (Th.), Nübra,
Ladak ;
. var, interruptum Gr. foliis angustioribus, supe-
rioribus lineari-sectaceis : vagina glabrescente,
spica gracili interrupta, involucellis brevioribus
stipitatis, gluma secunda spiculam dimidiam
aequante v. excedente. — H. occ. Garwhal
10000'— 10600'; T. Balti, Ladak.
158. P. orientale Eich. H. occ, Chamba, Simla
3—9000'.
159. P. nepalense Spr. (emend.) rhizomate fibroso,
foliis planis lineari-acuminatis margine sca¬
bris cum vaginis et culmi apice molliter pilo-
sis (nunc glabrescentibus), spica solitaria, in-
volucellis breviter stipitatis, later alibus ramo-
sis sterilibus: setis plumo§is inequalibus, lon-
gioribus spiculam excedentibus (v, subaequan-
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87
tibus), spiculis inferioribus saepe ternatis, su-
perioribus solitariis, glumis 2 imis inaequali-
bus flore multo brevioribus, tertia mascula
paleata quartaque fertili aequilongis. — Syn.
Penicillaria elongata Schrad. in hortis. Genus
nov. Setariae affine in pl. Thomson. — In-
volucellis spicularum binis lateralibus pedicel-
liformibus accedit ad Setariam, flore non in-
durato differt et a Penniseto generice vix di-
stin^ui potest, sectionem bis characteribus de-
signandam formans:
Pennisetaria. Involucelli setae plumoso-pi-
losae, laterales in pedicellum ramosum divisae.
Stylodia cohaerentia. — H.occ. Kishtvar —
Kumaon (Th.); T.Balti 6900' — 7500', Hasora.
160. Thysanolaena acarifera Ns. — Syn. Vilfa
platyphylla Ns. in pl. Strachey : status videtur
spiculis juvenilibus. — H. occ. (Strachey) : spe-
cimina completa ex ditione Malva Ind. centr.
1800'— 2500'.
161. T. Agrostis Ns. H. or. Sikkim 1—5000'
(H.), Khasya — 4000' (H.)
162*. Arundinella Hookeri Munr. H. or. Sikkim
8—10000' (H.)
163. A. Wallichii Ns. H. or. Sikkim 4000' (H.),
Khasya 2 — 4000' (H.)
164. A. miliacea Ns. H. or. Sikkim 1—4000'
(H.), Khasya 4 — 5000' (H.)
165. A. nepalensis Tr. H. or. „Nepal“, Khasya
3 -4000* (H.)
166. A. setosa Tr. H. occ. (Strachey, Th.),
or. Khasya 5000' (H.)
167. A.Khasyana Ns. H. or. Khasya 4 -6000' (H.)
Sacchareen. (Rottboellieen und Andropogineen).
Wegen der Schwierigkeit, in dieser Abthei¬
lung natürliche Gattungen zu begrenzen und
da ich mich vergebens bemüht habe, Pleuropli-
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88
tis von Andropogon durch einen genügenden,
generischen Charakter zu unterscheiden, schalte
ich hier eine üebersicht der näher verwandten
Gattungen, sowie ich sie im folgenden Verzeich¬
niss auffasstö, ein.
1. Andropogineae. Spiculae heterogamae aut
solitariae, rhachi accumbentes v. pedicellatae.
*Spiculae inferiores geminaev. omnes solitariae.
Andropogon. Glumae exteriores chartaceo-
herbaceae, tertia sine palea. Arista genicidata. —
Pleuroplitis Tr. (Batratherum Ns.) sectio est
spiculis abortu superioris solitariis; Dimeria
R. Br. eadem, rhachi continua.
Jschaemum. Glumae exteriores chartaceo-
herbaceae, tertia paleata. — Apocopis Ns. est
sectio spiculis solitariis.
Anatherum. Glumae exteriores chartaceo-
membranaceae, tertia sine palea. Arista recta
V. 0.
Sorghum, Glumae spiculae fertilis exterio¬
res cartilagineae , laeves, spiculae sterilis char-
taceae. Arista geniculata v. 0.
Vetioeria. Glumae spiculae utriusque exte¬
riores cartilagineae, muricatae. Arista recta
V. 0.
**Spiculae inferiores v. omnes verticillatae v.
fasciculatae, exteriores steriles.
Chrysopogon. Spiculae ternae, laterales pe¬
dicellatae, masculae. Glumae exteriores char-
taceo-herbaceae, tertia sine palea.
Anthistiria. Spiculae imae quatemae exte¬
riores. Glumae exteriores chartaceo-herbaceae,
tertia sine palea. — Androscepia Brongn.,
Iseilema And. , Exotheca And. : sectiones An-
thistiriae.
Apluda. Spiculae ternae, laterales incom-
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89
pletae. Glumae exteriores chartaceo-membra-
naceae, tertia paleata.
11. Eriantheae, Spiculae bomogamae, geminae
V. fasciculatae.
Spodiopogon. Glumae exteriores cbartaceo-
herbaöeae, tfertia paleata. — Iscbaemopogon
Gr. est sectio pedicelli articulatione a spiculae
basi distante, rbacbi articulato-secedente.
Pollinia Tr. (non Spr.) Glumae exteriores
cbartaceo-berbaceae, tertia sine palea. Arista
geniculata.
Eriochrysis. Glumae exteriores cbartaceo-
cartilagineae, tertia sine palea. Arista 0.
Imperata. Glumae exteriores cbartaceo-mem-
branaceae, tertia sine palea. Arista 0.
Pogonatherum, Glumae exteriores chartaceo-
membranaceae , secunda et quarta ^llistatae,
tertia vulgo paleata. Aristae rectae.
Erianthus. Glumae exteriores cbartaceo-
mem branaceae, tertia sine palea, quarta ari-
stata, arista recta. — Eulalia Tr. est sectio
rbacbi continua.
Saccharum, Glumae exteriores membrana-
ceae, quarta abortiva. Arista 0.
168. Perotis latifolia Ait. H. occ. (Tb.)
169. Andropogon (Euandropogon) Iscbaemum
L. H. occ. Kaschmir, Kisbtvar; T. Balti6900'—
7500', Dras.
170. A.(— ) annulatus Forsk. H. occ. Chamba.
171. A. ( — ) tristis Ns. (sec. Hook.) H. occ.
6—8000' (Tb.)
172. A. ( — ) punctatus Roxb. H. occ. Kumaon
(Stracbey).
173. A. (Heteropogon) contortus L. H. occ. (Tb.)
174. A. (Scbizacbyrium) laniger Desf. H. occ.
Kumaon (Stracbey); T. Balti 6900—7500'.
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ÖO
175. A. (— ) pachnodes Tr. (sec. Hook.) H. occ.
Simla 3—9000'.
176. A. ( — ) distans Ns. H. occ. Kumaon (Stra-
chey).
177. A. ( — ) Martini Roxb. (Syn. A. caesius
Ns.) - H. occ. Kumaon (Strachey).
178. A. (Pleuroplitis) lancifolius Tr. (Syn.
A. microphyllus Tr. Batratherum molle Ns.)
H. occ. Kumaon 4000' (Anonym.) H. or. Nepal
(Wall.)
179. A. (— ) amplexifolius Tr. (Syn. Pleuro¬
plitis centrasiatica Gr. in Led. Fl. ross. Batra¬
therum nudum Ns. in pl. Hook.) H. occ.
Garwhal ; var. plumbeus Ns. H. or.Khasya (H.)
180. A. ( — ) echinatus Heyn. (Syn. Batra-
therunt^s.) H. occ. 5— 7000 (Th.), or.Kha¬
sya. 2OT0'— 6000'.
181. Ischaemum speciosum Ns. H. occ. (Th.)
182. Sorghum halepense Pers. H. occ. Kasch¬
mir, Kishtvar.
183. S. fulvum P. B. H. occ. Garwhal.
184*. S. vulgare Pers. H. occ. Garwhal — 6800'.
185. Vetiveria muricata Gr. H.or. AssamlOO' —
300'.
186. Chrysopogon’ Gryllus Tr. H. occ. Simla
(Griff.) ; var. echinulatus Ns. H. occ. Kaschmir —
Lahul; T. Balti 6900'— 7500',
187. C. serrulatus Tr. H. occ. Simla 3—9000'.
188. C. montanus Tr. H. or. Sikkim (H.), Kha-
sya — 4500'.
189. C. villosulus St. H.or „Nepal“, Khasya
4_6000' (H.)
190. C. Royleanus St. H. occ. Kumaon 5000'
(Strachey).
191. C. ciliolatus St. H. occ. Kumaon (Strachey).
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91
192. Anthistiria ciliata L. var. laxa And. H. or.
„Nepal“, Khasya (H.).
193. A. tremnla Ns. H.occ. Kaschmir.
194. A. anathera Ns. H. occ. Marri 5—7000' —
Kumaon 5000' (Strachey).
195. A. Wightii Ns. H. „Nepal — Kunawur“;
specimina nostra ex Punjab (Th.) et Malva
2500'.
196. A. gigantea CaT. H.or. Sikkim — 5000'
(H.: Androsc. nr. 4), Khasya (H.); var. armata
And. Khasya 3000' (H.)
197. A, Hookeri. Gr. (Androscepia) culmo (1 —
2' alto) flexuoso inferne ramoso glabro, foliis
Vagina aperta longioribus margine versus basin
piliferis, panicula subsecunda laxa: spicis e
media bractea emersis cernuis: Dedicello fili-
formi glabro, spiculis 9 — 11 glal<ns, 4 invo-
lucrantibus masculisque (6'" longis) oblongo-
lanceolatis acuminatis spicam dimidiam sub-
aequantibus , ceteris callo barbato suffultis,
fertilibus 2 mediis cum masculis alternantibus
aristatis : aristis geniculatis longe exsertis flore
subduplo longioribus. — H. or. Sikkim 6 —
9000' (H. : Androscep nr. 2.), Khasya 5000' (H.)
198. Apluda aristata L.H. occ. Marri — 7000';
H. or. Khasya — 5000' (H.)
199. A. mutica L. H.occ. (Th.), or. Sikkim,
Assam — 300', Khasya (H.)
200. Spodiopogon petiolaris Tr. (ex descr.) H.
occ. Garwhal.
201. S. angustifolius Tr. (S. laniger Ns.) H. occ.
Kumaon, (Strachey).
202. S. Lehmanni (Pollinia Ns. sec. Hook.) H.
or. Khasya 5 — 7000' (H.)
203. Pollinia nuda Tr. H. or. ,, Nepal“, Khasya
(H.).
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92
204. Imperata cylindrica P.B. H.occ. Simla
3 9000'; H.or, Sikkim 6—8000'.
205. Pogonatherum crinitum Tr. H. occ. (Th.),
or. Sikkim 120', Khasya (H.)
206. P. majus Gr. pedale, glabrum, foliis linea-
ri-acuminatis (IV2 — 1'" latis): ligula breviter
producta truncata apice fissa pilis orbata, spica
villosa : pube rhacheos erecto patente spiculis
breviori, spiculis hermaphroditis (2'" longis)
arista floris (1' longa) sexies superatis. — No-
dis foliisque glabris, Ugula non ciliosa et spi¬
culis majoribus a praecedente diflert. — H.
or. Khasya 5 — 6000' (H.: Pogon. nr. 2.)
207. Erianthus nudipes Gr. culmo apice pubes-
cente: nodis glabris, foliis lineari-acuminatis
vaginisque pilosiusculis , spicis digitato-fasci-
culätis , It^a patente spiculam subaequante.
ad ejus bafsin restricta: internodiis pedicellis-
que glabris, glumis exterioribus (2'" longis)
paucinervatis dorso sparsim pilosis, arista spi¬
culam duplo superante. — Conferatur E, rufus
Ns., nimis succincte descriptus. — H. or. Sik¬
kim 9—13000' (H.: Er. nr. 10.)
208. E. velutinus Munr. H. or. Khasya 5 —
6000' (H.)
209. E. Ravennae P.B. H.occ. Kaschmir —
Simla 4500 — 8400'; T. Hasora.
210. E. mollis Gr. culmo (1 — 2' alto) apice pu-
bescente: nodis glabris, foliis brevibus planis
lineari - acuminatis vaginisque pubescentibus
(v. glabratis), spicis -3 — 5natis mollissimis,
lana nitida patente spiculas duplo excedente
per internodia pedicellos glumasque aequaliter
extensa, spiculis lanceolato-acuminatis (IV4'"
longis), glumis exterioribus lineari-acuminatis,
arista (6 — 8'" longa) erecta spiculam 4 — 6plo
superante. — Conferatur EulaUa concinna Ns.,
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93
quae forsan eadem planta: nam abortu paleae
structuram Eulaliae Kth. aemulat, ab Eulaliis
Trinianis vero rhachi spicae articulata differt.
Eulalia igitur melius supprimitur et sensu Tri-
niano ex rhachi continua ut sectio solummodo
Erianthi. agnoscitur : si qui cum Neesio (Gram,
capens. p. 92.) aliter sentiunt et genus Kun-
thianum ex suppressione „glumae tertiae“ re-
stituere malunt, hanc speciem et sequ entern
nescio quomodo ab Eulalia distinguant nisi
charactere minus perspicuo. — H. occ. 5 —
6000' (Th.: Er. nr. 3.), Kumaon pr. Almora
(Strachey).
211. E. rufipilus (Saccharum St. ex descr. ; E.
japonicus pl. Hook., von P. B.) Structura spi-
culae cum Eriantho molli convenit, a stirpe
e Japonia missa (quae descriptioni Eulaliae
japonicae Tr. respondet) valde distat arista
spiculam multo superante, lana elongata ad
pedicellos extensa aliisque. — H. occ. Jamu
— Kumaon 4000—8900'; H. or. Sikkim 5 —
7000' (H.)
212. E. nepalensis (Eulalia Tr.). H. occ. Gar-
^hal 6100 — 8900'; H. or. Sikkim 6—9000'
(H.), Khasya 5 — 6000' (H.)
213*. Zea Mays L. H. occ. Garwhal — 6800'
8
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u
lieber Ammöniaksalze , Harnsäure,
Hippursäure und Glycin als sticfc-
ßtoffhaltige Nahrungsmittel der
Pflanzen.
Von
Dr. W. Hampe.
(Mitgetheilt von Wilh. Wicke).
Die in meinem siebenten Berichte über das
agriculturchemische Laboratorium mitgetheilten
Vegetationsversuche mit organischen stickstoff¬
haltigen Verbindungen (Nachrichten Nro. 25)
wurden von meinem Assistenten Dr. Hampe
im vorigen Sommer fortgesetzt und haben neue
interessante, für die Pflänzen-Ernährung lehr¬
reiche Resultate geliefert. Eine darüber ver¬
fasste ausführliche Arbeit liegt bereits drubk-
fertig vor und soll in der nächsten Zeit iii dbn
, ,Landwirthschaftliclien V ersuchs-Stationen* ‘ von
Prof. N 0 b b e publicirt werden. Darauf verwei¬
send gebe ich hier nur ein kurzer Referat über
die Zusammensetzung der Nährstoff-Lösungen,
über die bemerkenswerthesten Erscheinungen wäh¬
rend der Vegetation und über die durch genaue
Gewichts-Bestimmungen ermittelten Ernte-Ergeb¬
nisse. Letztere sollen, in einer übersichtlichen
Zusammenstellung tabellarisch geordnet, am
Sdilusse mitgetheilt werden.
Es waren sogenannte Wasserculturen , mit
zwei Sorten Mais
a) eine kleinere Sorte — badischer Mais — und
b) eine etwas grössere Sorte.
Die Versuche mit den Körnern a) wurden
durch die Art, wie die Körner zur Keimung ge¬
bracht waren, auf eine nachtheilige Weise beein-
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flusst, was für die Beurtheilung der Resultate in
Betracht gezogen werden muss. Die Körner hat¬
ten iA Sägespähnön ^^keimt, die, obgleich sie
vorher ausgelaugt waren , doch die Wurzeln
krankhaft verändert hatten. Die aus diesen
Keimlingen gezogenen Pflanzen haben wäh¬
rend ihrer ganzen Vegetation darunter zu leiden
gehabt. Gelegt wurden die Samen am 2. April
und bis zum 23. d. M. hatten sich daraus be¬
reits ganz ansehnliche Pflänzchen’ entwickelt.
Körner b) dagegen keimten in destillirtem
Wasser und wurden auch darin weiter entwickelt.
Idh gehe jetzt zu den Vegetations-Verfeuch^n
selbst über.
I. Vegetations- Versuche mit Ammo¬
niaksalzen.
Dazu wurden drei verschiedene Lösungen
A B und C benutzt, die folgende Zusammen¬
setzung hatten.
A.
KO
2 HO
+
j PO» + NH^pj PO» 4- V» Ca CI
72 MgO,‘ so» + X Fe»'0», PO»
Pro lÖÖO CC.
Grm.
KO, PO» = 0. 3950 = 0 . 4552 Prm. KO 1 4^5
, 2 HO{^^
^40 {P0"=0-4118 = 0.4419 „2NH^g{P0»
CÄCl=i 0.0928
MgO, SO» = 0.1 004= 0.2058 „ MgO.Siy+Ta^i'
xFe»0»,P0»=
l'.OOOO
8*
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96
B.
2 + V* CaCl
+ V2 MgO, SO» + X Fe*0», PO®.
Pro 1000 CC.
Grm.
KO, PO^ =0.3690 = 0.4253 Grm. 2 HO i
K 0
j^|4®|P0®= 0.4504 =0.4785 „ NH*o|pO®
Ca CI = 0.0867
MgO, S0®=0. 0939=0. 1925 „MgO,SO*+7aq.
xFe*0®,P0®=
1.0000
C.
NH^O ,
KO, SO* + NH^OJPO® 4- V* Ca CI
HOI
+ V» MgO, SO* + X Fe»0», PO®.
Pro 1000 CC.
Grm.
KO, SO* = 0.325
2NH^O,PO®= 0 . 4595 = 0.4931 Grm.
CaCl= 0.1035
MgO, SO*=0.112 =0.2296 „MgO,SO*+7aq.
xFe*0»,P0®
1.0000
Die Lösungen wurden alle 8 Tage erneuert.
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97
A und B, schwach sauer reagirend, waren klar
so lange das phosphorsaure Eisenoxyd nicht zu¬
gesetzt war. C, von schwach alkalischer Reak¬
tion, trübte sich augenblicklich durch Ausschei¬
dung von phosphorsaurem Kalk.
Mit den Lösungen A und B wurden die Ver¬
suche mit einer Pflanze der Sorte b und zwei
Pflanzen der Sorte a am 5. Mai begonnen. Es
war eine V» P-ni. Flüssigkeit.
Der Verlauf der Entwicklung war im Allge¬
meinen der, dass nach einem anfangs guten und
ziemlich gleichmässigen Gedeihen, bei der Aus¬
bildung des 4., 5., 6. und 7. Blattes Bleichsucht
in verschieden starkem Grade eintrat, verbunden
mit einer Stockung des Wurzelwachsthums. Da
die Pflanzen am 25. Mai eine 1 p. m. Lösung
erhalten hatten, und dadurch vielleicht die Stö¬
rungen entstanden sein konnten, so wurde ihnen
am 20. Juni eine nur P-dq. Lösung gegeben.
Dies hatte auf die Pflanze b der Lösung
A eine so auffallend günstige Wirkung, dass
das 10. und 11. Blatt wieder mit dunkelgrüner
Färbung hervortrat, die Bleichsucht gänzlich sich
verlor und auch die Wurzelentwicklung wieder
einen erwünschten Fortgang nahm. Der Stengel
trieb neue, äusserst feine, sehr lange fadenför¬
mige Wurzeln und nach einigen Wochen war die
Pflanze durchaus gesund.
Das Hervortreten der männlichen und weib¬
lichen Blüthe erfolgte am 24. Juli. Gegen das
Ende dieser Periode fingen die älteren Wurzeln
zu faulen an; auch setzte sich Schwefeleisen auf
ihnen ab.
Vom 29. Juli an vegetirte die Pflanze nur in
destillirtem Wasser, wobei die Entwicklung das
Kolbens in normaler Weise von statten ging.
Eine Bestätigung des Satzes, dass die Pflanzen
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98
zur Blüthezeit mit der zu ihrer Sameubildung
uothw^udigen Menge von Nährstoffen bereits sich
versorgt haben.
Bei der Ernte — am 5. Sept. — hatte die
Pflanze eine Höhe von 75Ctm. Der Kolben war
besezt mit 40 wohl ausgebildeten gelben Körnern.
Sechs derselben, um ihre Keimkraft zu consta-
tiren, wurden in Erde gepflanzt ; sie zeigten sich
vollkommen wachsthumsfehig.
An diesen Versuch schlossen sich drei an¬
dere, die hier zunächst mitgetheilt werden sollen,
welche den Zweck hatten, zu erforschen : ob der
auffallende Wechsel von der ausgeprägtesten
Bleichsucht zu einem durchaus gesunden und nor¬
malen Wachsthum, in der Concentration der Lö¬
sung oder in einem andern, physiologischen Um¬
stande seine Erklärung finde. Zu dem Ende
wurden noch am 8. Juli einige Maiskörner in
destillirtem Wasser zum Keimen gebracht, die
denn am 27. Juli, als durchaus gesunde Pflanzen,
von Anfang an in eine P-m. Lösung A,B, C
gebracht wurden.
In den Lösungen B und C gingen die Pflan¬
zen ein, ich übergehe die einzelnen Umstände,
unter welchen das Absterben erfolgte.
Die Pflanze der Lösung A gedieh anfangs sehr
gut, eine reichliche Wurzelentwicfelung und zuerst
ganz normale Blätter zeigend. Aber schon das
3. und vollends das 4. Blatt waren b)ass. Auch
die Wurzelentwicklung litt und bis zupa 14. Äug,
trieb nur noch ein und zwar völlig gelbes Blatt.
Alle Symptome schienen auf ein nahe bevorste¬
hendes Absterben hinzudeuten, als auch ^i die¬
ser Pflanze ein vöjlliger Umschlag erfolgte. Die
Pflanze genas; bis zum 24. Aug. hatte sie be¬
reits z^ei gesunde dunkelgrüne Bfät^e^ ^d der
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9t
SteDgel Hess neue Wurzeln hervortreten. Mitte
September waren beide Blüthen vorhanden.
Demnach kann die Erklärung für die ab¬
norme Entwicklung der Pflanze in der Concentra-
tion der Lösung wohl nicht gefunden werden. Es
gewinnt fast den Anschein, als wenn die jugend¬
liche Pflanze das Vermögen nicht hat, das Am¬
moniak ihrem Bedürfniss gemäss zu verwerthen.
Dass aber die Fähigkeit solches zu können, von
einer gewissen Periode ihrer weiteren Entwick¬
lung an eintritt. Dass dieser Satz noch durch
wiederholte Versuche auf seine Richtigkeit ge¬
prüft werden muss, versteht sich von selbst. Da
aber vor der Hand keine andere Erklärung ge¬
geben werden kann, so mag diese Annahme vor*-
läufig hier ausgesprochen werden.
Die Pflanzen a der Lösung A gingen ein,
desgleichen die Pflanze b der Lösung B, während
von den Pflanzen a dieser Lösung eine sich wie¬
der kräftigte und auch von da an wieder dunkeL
grüne Blätter producirte. Zu einer eigentlichen
Massentwicklung brachte sie es indessen nicht*
Endlich ist über die Pflanzen der Lösung C zu
berichten, dass sie gar nicht wuchsen. Nachdem
ihre Wurzeln das emailartige Ansehen verloren
hatten, gingen sie in Fäulniss über und waren
am 20. Juni als abgestorben zu betrachten.
II. Vegetatio ns- Versuche mit Harnsäure.
Um eine sauer reagirende Lösung mit einer
grösseren Menge Harnsäure zu erhalten wurde
zu neutralem hamsauren Kali so viel saures phos¬
phorsaures Kali gesetzt, bis eine Lösung ent¬
standen war, die klar blieb und sauer reagirte*
Sie hatte dann die folgende Zusammensetzung:
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100
' 2Hol + V4(C“H*K*N*0«) + VsCaCl
+ V* Mg0,S08 + xFe^'O», OP®.
In 1000 CC.
Gnn.
KO, PO®= 0.4987 = 0.5747 Grm.2gQjPO®
Cioh2K*N*0«= 0.2578
CaCl= 0.1169
MgO, SO»= 0.1266=0.2595„MgO,SO*+7aq.
xFe*0», PO®
1.0000.
Der Versuch begann am 4. Juni mit einer
Pflanze a und einer Pflanze b.
a starb nach einigen Wochen ab, wahrschein¬
lich in Folge der kranken Wurzeln.
b vegetirte , ohne bleichsüchtig zu werden,
mit normaler Blatt- und Wurzel -Entwicklung.
Mit dem Hervorbrechen der männlichen Blüthe
fing die Lösung zu faulen an und auf einigen
Wurzeln setzte sich Schwefeleisen ab. Bei wei¬
tem die meisten Wurzeln blieben indessen weiss
und gesund. Die männliche Blüthe entwickelte
sich aber so viel früher als die weibliche, dass
diese, um sie zu befruchten, mit dem Pollen
einer andern Pflanze bestäubt werden musste.
Bei der Ernte, "welche am 24. Aug. erfolgte,
wurden nur* 2 unreife Körner erhalten. Höhe
der Pflanzen 95 Ctm.
Bei jeder Erneuerung der Lösung wurde die
gebrauchte alte auf Ammoniak und Harnsäure
untersucht. Während der erstere Körper stets
in grösserer oder geringerer Menge gefunden
wurde, konnte die Harnsäure nicht nachgewiesen
werden. Eine Bestätigung des schon bei früheren
Versuchen mit diesem Körper erhaltenen Re-
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101
sultates, dass die Harnsäure nicht als solche
in die Pflanze eingetreten und assimilirt worden
sei. Unter den obgewaltfeten Verhältnissen
waren aus ihr Zersetzungsprodukte entstanden,
welche entweder für sich allein oder in Verbin¬
dung mit dem harnsauren Kali die Pflanze mit
assimilirbarem Stickstoff versorgt hatten.
So complicirt zusammengesetzte Verbindun¬
gen, wie Harnsäure und Hippursäure, machen,
wegen ihrer leichten Zersetzbarkeit die Vegeta¬
tions-Versuche ungemein schwierig. Kann man
ihre Zersetzung nicht hindern , so sind die Re¬
sultate höchst unsicher.
HI. Vegetations- Versuche mit Hippur¬
säure.
Aeltere Versuche liegen vor. von Knop (1857
und 1865) und Johnson (1861), mit negativen
Resultaten.
Die Zusammensetzung der Nährstoff-Flüssig¬
keit, für den in Rede stehenden Versuch, war
folgende:
2HO + C»«H«KNO« + V»Ca CI
-1- V»MgO, SO® + xFe»0®, PO».
Pro 1000 CG.
Grm.
KO, PO» = 0.3006 = 0.3464 Grm. ’ggQjPO»
C>®H®KNO« = 0.5525
CaCl = 0.0705
MgO, SO» = 0.0764= 0.1564 ,,MgO.SO»+7aq.
xFe*0», PO».
1.0000.
Auch bei diesem Versuch wurde von jeder
Sorte Mais eine Pflanze genommen, die vom
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102
20. Mai bis 5. Juni eine V2 P- Lösung, von
da an aber eine 1 p. m. erbielten.
Die Pflanzen , * im Ganzen zart und klein,
blieben gesund, vornehmlich b. Auch hier eine
so frühe Entwicklung der männlichen Blüthe,
dass später die weibliche Blüthe mit Pollen von
einer andern Pflanze befruchtet werden musste.
Bei b blieb die weibliche Blüthe so lange aus,
dass eine Befruchtung nicht mehr möglich war.
Ernte, am 24. Aug., Pflanze a war 48 Ctm.,
Pflanze b 61 Ctm. hoch. Der Kolben von a
hatte 24 keimfähige Körner.
Bei der Untersuchung der gebrauchten Lö¬
sung wurden nicht unbeträchtliche Mengen von
Benzoesäure gefunden. Alle Umstände sprechen
dafür, dass während der Vegetation die ange¬
wandte Hippursäure in Benzoesäure und Gly¬
cin zerlegt worden sei. Letzteres konnte als
stickstoffhaltiges Nahrungsmittel gedient haben.
Ein eigenthümliches nebensächliches Verhält-
niss verdient besondere Erwähnung. Die Lösung
erhielt schon nach wenigen Tagen eine dichte,
rasenartig verfilzte Pilzdecke, die sich, man mochte
thun was man wollte, stets wieder bildete. Da
nun Büchner bereits beobachtet hat, dass die
Hippursäure durch Fermente gespalten wird, so
ist diese Spaltung wahrscheinlich ein Vegeta¬
tions-Act, wie in unserm Falle. Das Verhältniss
der Pilze zu der Maispflanze ist dadurch beson¬
ders interessant und bemerkenswerth, dass jene
wahrscheinlich erst die Entwicklung dieser mög¬
lich gemacht haben. Wie wir wissen, dass die
Mineralbestandtheile der festen Gesteiüe sehr oft
zunächst durch niedere Pflanzen aufgenommen,
gesammelt und dann an die höheren Pflanzen ab¬
getreten werden, so dass Flechten und Moose die
Vorläufer der höheren Pflanzenwelt in dteser Be-
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103
Ziehung sind, so finden wir hier, dass eine com-
plicirt zusammengesetzte organische Verbindung
von einem Pilze zerlegt wird und das stickstofi-
haltige Zersetzungsprodukt einer höheren Pflanze
zu ihrem Lebensunterhalte dient. Es dürfte
dies eine Dienstleistung der niedern Pflanzen
für die höheren Organismen sein, welche sehr
oft zu beobachten ist.
Ob in der gebrauchten Lösung auch geringe
Mengen von Buttersäure waren , konnte nicht
mit Bestimmtheit constatirt werden. Die ge¬
wonnene Quantität, des, übrigens in seinem Ge¬
rüche der Buttersäure sehr ähnlichen Körpers,
reichte dazu nicht aus.
Bei einer so complicirt zusammengesetzten
Lösung wie die Nährstofifflüssigkeit hat die Nach¬
weisung so kleiner Mengen von Glycin, wie
sie vielleicht in der gebrauchten Lösung noch
vorhanden waren, sehr grosse Schwierigkeiten.
Der darauf gerichtete Versuch schlug fehl.
Ammoniak wurde nur ein Mal gefunden und
in Folge dessen wurde die Pflanze am 13. Juni
in destillirtes Wasser gestellt.
IV. Vegetations- Versuche mit Glycin.
Die Nährstofflösung hatte die bei der Hip¬
pursäure angeführte Zusammensetzung, mit der
Abänderung, dass statt 0.5525 Grm. hippursau¬
rem Kali pr. Liter 0.27 Grm. Glycin genommen
waren. Ihre Concentration blieb während der
ganzen Dauer des Versuchs unverändert.
Das Ergebniss fiel ungemein günstig aus.
Die beiden Pflanzen a und b zeigten von allen
Versuchspflanzen die üppigste Entwicklung. Dun¬
kelgrüne Blätter und eine durchaus normale
Wurzelbildung. Aber auch in diesem Falle blieb
a gegen b zurück, die bei der Keimung in Säge-
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104
spähnen erlittenen Störungen schien sie während
der ganzen Dauer der Vegetation nicht über¬
winden zu können.
Mitte Juni blühten die Pflanzen. Bei b tra¬
ten die männliche und weibliche Blüthe gleich¬
zeitig hervor; bei a nicht, weshalb die weibliche
Blüthe mit Pollen von b befruchtet wurde.
Die Untersuchung der gebrauchten Lösungen
gab stets nachweisbare Mengen Glycin ; Am¬
moniak dagegen liess sich nur am 20. Juli nach-
weisen, von welchem Tage an die Pflanzen in
des tillirtes Wasser gesetzt wurden und darin bis
zum Ende des Versuchs verblieben.
Bei der Ernte, am 31. Aug., war a 55 Ctm.
hoch und lieferte 15 gute und 3 schlechte Kör¬
ner. Sechs der ersteren wurden auf ihre Keim¬
fähigkeit geprüft; fünf Körner keimten.
Pflanze b, 80 Ctm. hoch, hatte den Kolben
mit 55 auserlesen schöne Körner besetzt; zwei
Körner waren schlecht. Sechs Körner zum
Keimen hingestellt, keimten sämmtlich.
Die geringe Menge von Ammoniak, welches
nur zu Ende des Versuchs nachzuweisen war,
kann auf das Resultat keinen Einfluss geübt
haben und dieses lässt sich demnach dahin aus-
sprechen, dass das Glycin den Pflanzen als
stickstoffhaltiges Nahrungsmittel genügt, dass es
ihnen ein durchaus brauchbares Material zur
Erzeugung ihrer sämmtlichen stickstoffhaltigen
Körperbestandtheile ist.
lieber das Emtegewicht, den Stickstoff- und
Aschen-Gehalt giebt die folgende Tabelle Aus¬
kunft.
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Wegen Mangel an Substanz nicht bestimmt.
105
3
mtd ^
h'' Srr c ct>
3 rt a
b3
55^0 S
STP-u?
^ Hg-
— pl
bd CO ^ §
o ^ C3 ^ g oq
^ ct- P ö m P.
P-oq p Or“
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Verzeichniss der bei der Königl. Gesell¬
schaft der Wissenschaften eingegangenen
Druckschriften.
December 1867.
Memorie della Accademia delle scienze dell’ Istituto di
Bologna. Seriell, T. V. VI. Bologna 1865. 66. 4.
Rendiconto delle Sessione dell’ Accademia delle scienz^
deir Istituto di Bologna. Anno Accademico 1865 — 66
und Anno Accademico 1866—67. Ebd. 1866. 67. 8.
Memoires et documents publies par la SöCiete d’Histoii^
et d’Arcbeologie de _ Geneve. T. XV. . XVI. Livr. I.
T. XV. XVI. Livr. ü. Geneve et Paris 1864—67. 8.
Notice sur les travaux scientifiques de Ml, Sichel. Paris
1867. 4.
XV. Bericht des Vereins für Naturkunde zu Cassel vofi
1864 — 66 ; redigirt von Dr. H. Möhl. Cassel 1867. 8.
Annales de l’Obsenratoii^ Royal de Bruxelles. (Bögen 1 l'.J
Monatsbericht der K. Pr. Akademie der Wissehsfehafted
zu Berlin. August 1867. Berlin 1867. 8.
Ferdinandus Mueller, fragmenta p^ographiae Au-
straliae. Vol. V. Melbourne 1865—66. 8.
M. Ch. Girault, recherche d’une orbite aumoyend’ob-
servations geocentriques d'apres le : Theoria motus cor-
porum coelestium de Gäuss. Caen 1864. 8.
— indicateur planetaire^ ou recueil de Tables , calculees
dans l’hypothese du mouvement elliptique et foumis-
sant du 1er janvier 1865 au 1er janvier 1900 la di-
stahce ahgülaire du Soleil atix planetes principales.
Ebd. 1867. 8.
Neues Lausitzisches Magazin. Bd. 44. Heft 1. Görlitz
1867. 8.
Flora Batavia, afbeelding en beschrijving van Neder-
landsche ^ewassen. Aflevering 200—203. Amsterdäm. 4.
Anales del Museo püblico de Buenos Aires. Entrega se-
gunda. Buenos Aires' 1867. 4.
Le MÄhbir^ türkische' Zeitung.) l.ann’^e. Nr. 1—12.
London 1 8w.
G. Curtius , zur Chronologie der Indogermanischen
Sprachforschung. Le^zig 1867. 8.
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107 .
Berichte über die Verhandlungen der K, Sächsischen
Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig. Philolog.-
historische Classe. 1866. IV. 1867. I. Ebd. 1867. 8.
Transactions and Proceedings of the Royal Society of
Victoria. Part. I. Vol. VIII. Melbourne 1867. 8.
Societä Reale di Napoli:
Atti dell’ Accademia delle scienze fisiche e matema-
tiche. Vol. n. Napoli 1865. 4.
Rendiconto delP Accademia deUe scienze fisiche e
matematiche. Anno IV. Fase. 6—12* 1865. Anno
V. Fase. 1 — 12. 1866. Anno VI. Fase. 1^6.
Ebd. 1865—67. 4.
Rendiconto delle tomate e dei lavori delP Accadbitiia
di scienze morali e politiche. Anno sestb. Quaderni
di Settembre e Ottobre 1867. Ebd. 1867. 8.
A. Sc’acohi, della polisimmetria e del polimorfismo dei
cristalli. Ebd. 1865. 4*
— del paratartrato ammonico-sodico. Ebd. 1865. 8.
— prodotti chimici ohristallizzati spediti alla esposizione
universale di Parigi. Ebd* 1867. 4.
— sulle combinazioni della litina con gli acidi tartarici.
Ebd. 1866. 4.
— Sulla scambievole soprapposizione dei cristalli di sol-
fato potassico, appartenenti a diversi sistemi. Ebd. 4.
— dei solfati doppi di manganese e potassa. 8.
Januar 1868.
Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft in Basel.
Theil IV. Hft. 4. Basel 1867. 8.
Festschrift, herausg. von der naturforschenden Gesellschaft
in Basel zur Feier des 50-jährigen Bestehens. 1867.
Ebd. 1867. 8.
Festrede, gehalten bei der Feier des 5(^ährigen Beste¬
hens der naturf. Gesellschaft in Basel v. Dr.F. Burck-
hardt. Ebd. 1867. 8.
Proceedings of the scientific meetings of the Zoological
Society of London. 1867. Part. I. ü. Januory— May.
London 1867. 8.
Transactions of the Zoological Society of London. Vol.
VI. Part. 4. Ebd. 1867. 4.
Sitzungsberichte der Kaiserl. Akademie der Wissenschaf¬
ten: Philos.-histor. Classe. Bd. 55. Hft. 2. 3 und 4.
Bd. 56. Hft* 1. 2. Mathem.-naturw. Classe. Jahrg.
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108
1867. Abtheilung I. Bd. 55. Hft. IH. IV und V;
Bd. 56. Hft. I. ~ Abtheilung H. Bd. 55. Hft. HI. IV.
V; Bd. 56. Hft. I. Wien 1867. 8.
Fontes rerum austriacarum. Abth. H. Bd. XXVU. Ebd.
1867. 8.
Archiv für Oesterreichische Geschichte. Bd. 38. Erste
Hälfte. Ebd. 1867. 8.
Almanach der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften.
Jahrg. XVH. 1867. Ebd. 1867. 8.
Der Zoologische Garten. Zeitschrift für Beobachtung,
Pflege und Zucht der Thiere, herausgeg. v. Dr. F. C.
Noll. Jahrg. VIH. 1867. Nr. 7—12. Juli bis Dec.
Frkft. a. M. 1867. 8.
Annales de PObservatoire R. de Bruxelles. (Bogen 12).
Monatsbericht der K. Pr. Akademie der Wissenschaften
zu Berlin. September. October. 1867. Berlin 1867. 8.
G. F. Schömann, die Hesiodische Theogonie. Berlin
1868. 8. •
Verhandlungen des naturhistorisch-medicinischen Vereins
zu Heidelberg. Bd. IV. 5. Heidelberg. 8.
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Nachrichten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen¬
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
Februar 26. M. 4. 1868.
Verzeichniss der Vorlesungen auf der Georg-
Augusts -Universität zu Göttingen während des
Sommerhalbjahrs 1868. Die Vorlesungen begin¬
nen den 15. April und enden den 15. Atigust.
Theologie.
Theologie des Alten Testaments: Professor Bertheau
vierstündig Mont., Dienst., Donnerst., Freit, um 11 Uhr.
Einleitung in das Neue Testament: Prof. Lünemann
fünfstündig.
Leben Jesu Christi: "Prof, Ehrenfeuchter viermal, Mont.
Dienst., Donnerst., Freit, um 12 Uhr.
Erklärung des Buches Ijob und der salomonischen
Schriften: Prof. Ewald um 10 Uhr.
Erklärung des Buches Jesaja: Prof. Bertheau sechs¬
stündig um 10 Uhr.
Erklärung der Genesis und Exodus : Lic. Klostermann
fünfmal um 10 Uhr.
Erklärung der kleinen Propheten: Derselbe viermal
um 11 Uhr.
Synoptische Erklärung der drei ersten Evangelien:
Prof. Gess fünimal um 9 Uhr.
Erklärung des’ Evangeliums Johannis: Prof. Wiesinger
fünfmal um 9 Uhr.
Erklärung der Briefe Johannis: Derselbe zweimal,
Dienst, und Freit., um 2 Uhr öffentlich.
Erklärung der Briefe des Paulus an die Römer und
Galater; Prof. Lünemann sechsstündig um 9 Uhr.
9
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110
Kirchengeschichte itälfie: t¥of. Wagenmann sechs¬
mal um 8 Uhr.
Kirchengeschichte ü. Theil: Prof. Duneher sechsmal
um 8 Uhr.
Neuere Kirchengeschichte: Prof. Wagehmann zweimal,
Mont, und Dienst., um 7 Uhr Morgens öffentlich.
Dogmengeschichte; Prof. Duncker fünfmal um 11 Uhr
und Sonnabends um 9 Uhr.
Geschichte der protestantischen Theologe: Prof. Wa¬
genmann dreimal, Mittw. , Donnerst., Freit., um 7 tPhi*
Morgens.
Comparative Symbolik; Prof. Ritschl fünfmal um 11
Uhr; Prof. Matthaei zweimal, Donnerst, und Freit., um
2 Uhr.
Symbolik der lutherischen Kirche : IJf of. Matthaei Mont,
und Dienst, um 2 Uhr.
Dogmatik I. Theil; Prof. jKi^äcä/ sechsmal um 12 Uhr.
Dogmatik II. Theil; Prof. Gees fünfmal um 12 Uhr.
Theologische Ethik: Prof. ÄcÄöfterfet« fünfmal um 4 Uhr.
Praktische Theologie in ihren Grundzügen: Prof. 8chn-
herlein fünfmal um 12 Uhr.
Praktische Theologie II. Theil (Liturgik, Homiletik,
Lehre von der Seelsorge und von der kirchlichen Yer-
fassung): Prof. Ehrenfeuchter fünfmal von 3 — 4 Uhr.
Die Uebungen des Königl. Homiletischen Seminars lei¬
ten abwechslungsweise Prof. Ehrenfeuchter und Prof.
Wieeingw Sönnabends 10 — 12 Uhr öffentl.
Katechetische Uebungen; Abt Ehrenfeuchter Sonna-
behds 3—4 Uhr; Prof. Wiesinger Mittwochs 3 — 4 Uhr
öffentlich.
Die liturgischen Uebungen der Mitglieder des praktisch¬
theologischen Seminars leitet Prof. Schöherlein Söünabetids
9—10 Uhr öffentlich,
Anleitung zütn Kircheilgesang -giebt Derselbe Mittwochs
6—7 Uhr öffentlich.
Eine dogmatische Societat leitet Prof. Schöherlein Freit.
6 Uhr, und Prof. Gess; eine historisch-theologische Prof.
Wagenmann Freit. 6 Uhr ; eine theologische Söbietat für
Studirende der Philologie Prof. Wiesinger,
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Die exegetischen , hh^henhistorischen und systemati¬
schen Conversatorien im theologischen Stift werden iii
gewöhnlicher Weise Montag Abends 6 Uhr von den Re¬
petenten geleitet werden*
Eechtswisseascluift.
Geschichte des römischen Rechts: Prof. Schlesinger
sechsmal wöch. von Uhr.
Institutionen des römischen Rechts : Prof. Francke von
11 — 12 Uhr; Prof. Schlesinger von 11 — 12 Uhr.
Pandekten: Prof. Ribbentrop von 9 — 10 und von 11 —
12 Uhr.
Ausgewahlte Lehren des Pandektenrechts : Derselbe
vier Mal wöch. von 12 — 1 Uhr, öffentlich.
Erbrecht: Prof. Francke von 8—9 Uhr.
Exegetische Uebungen: Prof. Wolff drei Mal wöch.
um 8 Uhr.
Erklärung der Commentarien des Gaius: Prof. Wolff
zwei Mal wöch. um 8 Uhr, öffentlich.
Deutsche Staats- und Rechtsgeschichte: Prof. Frens-
dorff fünf Mal wöch. von 11 — 12 Uhr.
Deutsche Verfassungsgeschichte seit dem Tode Frie¬
drichs des Grossen: Prof. Frensdorff zwei Mal wöch.
von 12—1 Uhr, öffentlich.
Deutsches Privatrecht mit Einschluss des Lehn- und
Handelsrechts: Prof. Kraut täglich von 7—8 und 9 — 10
Uhr. Deutsches Privatrecht: Prof. Wolff sechs M^l wö¬
chentlich Morgens 7 Uhr; Deutsches Privatrecht mit Ein¬
schluss des Lehnrechts: Dr. Sohmy nach Kraut, Grund¬
riss zu Vorlesungen über das deutsche Privatrecht vierte
Auflage, sechs Mal wöch. von 9 — 10 Uhr und am Mon¬
tag und Donnerstag von 11 — 12 Uhr.
Deutsches eheliches Güterrecht: Dr. Sohm Sonnabend
von 11 — 12 Uhr, öffentlich.
Handelsrecht: Prof. Thöl nach seinem Buch (das Han¬
delsrecht vierte Auflage, das Wechselrecht zweite Auflage)
fünf Mal wöch. von 7—8 Uhr; Handels- und Wechsel¬
recht: Dr. Hilse fünf Mal von 11 — 12 Uhr.
Privatseerecht: Prof. Schlesinger Dienstag, Donnerstag
und Freitag von 8—9 Uhr.
Preussische Staats- und Privatrechtsgeschichte : Dr.
Hilse drei Mal wöch. von 12 — 1 Uhr.
9*
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112
Preussisches Privatrecht: Dr. Hilse vier Mal wöch.
von 7—9 Uhr.
Deutsches Criminalrecht: Prof. Zachariae sechsstündig
um 10 ühr.
Gemeines deutsches Staatsrecht: Prof» ZacAanh« sechs¬
stündig um 12 Uhr.
Die Stellung des Staates zur Kirche, und der richter¬
lichen Gewalt zur Verwaltung in Preussen: Dr. Hilse
zwei Mal von 12—1 Uhr , unentgeltlich.
Eirchenrecht : Prof. Dove fünfstündig von 9—10 ühr.
Eherecht: Derselbe zweistündig in zu bestimmenden
Stunden, öffentlich.
Theorie des deutschen Civilprocesses : Prof. Hartmann
zehnstündig von 11—12 und von 12—1 ühr; gemeiner
deutscher Civilprocess Dr. Grefe sechs Mal wöch. von
1-2 ühr.
Deutscher Strafprocess mit besonderer Rücksicht auf
die neueren deutschen Strafprocessordnüngen: Prof. Za¬
chariae fünfstündig um 11 ühr.
Pändektenpracticum : Prof. Thöl Montag und Donner¬
stag von 4 — 5 und 5—6 Uhr.
Civilprocesspracticum : Prof. Brieghh vierstündig Dien¬
stag und Freitag von 4—6 ühr.
Relatoriura: Prof. Hartmann Montag und Donnerstag
von 4— 6 ühr.
Zu Repetitorien und Examinatorien insbesondere über
das römische Recht erbietet sich Dr. Sohm,
Medicin,
Zoologie, Botanik, Chemie s. unter Naturwissenschaften.
Geschichte der Medicin (erster Theil): Dr. Marm^,
Dienst, u. Donnerst, von 12-1 ühr.
Anatomische Propaedeutik trägt Prof. Krause Mitt¬
woch u. Freitag von 11-12 ühr vor.
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113
Knochen- und Bänderlehre: Dr. Ehlers Dienstag, Don¬
nerstag, Sonnabend von 11 — 12 Uhr.
Systematische Anatomie II. Theil (Gefäss- und Ner¬
venlehre): Prof. Henle^ täglich von 12 -1 Uhr.
Allgemeine Anatomie : Prof. HenUy Montag, Mittwoch,
Freitag von 11-12 Uhr.
Mikroskopische Uebungen leiten Prof. Krämer priva-
tissime, Dr. Ehlers im anatomischen Institute wie bisher.
Mikroskopische Curse im pathologischen Institute hält
Prof. Krause wie bisher.
Allgemeine und besondere Physiologie mit Erläuterun¬
gen durch Experimente und mikroskopische Demonstra¬
tionen: Prof. Herbst sechs Mal wöchentlich um 10 Uhr.
Experimentalphysiologie I. Theil (Physiologie der Er¬
nährung): Prof. Meissner fünf Mal wöchentlich von 10
-11 Uhr.
Physiologie der Zeugung nebst allgemeiner und spe-
cieller Entwicklungsgeschichte: Prof. Meissner ^ Freitag
von 5 — 7 Uhr.
Arbeiten im physiologischen Institut leitet Prof. Meiss¬
ner täglich iß passenden .Stunden.
Allgemeine Pathologie (incl. der Missbildungen): Prof.
Krause^ Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag von 8 —
9 Uhr.
Physikalische Diagnostik verbunden mit praktischen
Uebungen lehrt Prof. Krämer Montag, Mittwoch und
Freitag von 8 — 9 Uhr; Dasselbe gleichfalls in Verbin¬
dung mit praktischen Uebungen an Gesunden und Kran¬
ken trägt Dr. Wiese vier Mal wöchentlich in später nä¬
her zu bezeichnenden Stunden vor.
Arzneimittellehre und Receptirkunst : Prof. Marx fünf
Mal wöchentlich von 3 — 4 Uhr; Dasselbe verbunden mit
pharmakognostischen Demonstrationen und Uebungen in
der Receptirkunde trägt Dr. Husemann fünf Mal wö¬
chentlich von 3—4 Uhr vor.
Ueber die reizenden und abführenden Medicamente
trägt Dr. Husemann Montags von 5 — 6 Uhr öffentlich vor.
Pharmakognosie lehrt Prof. Wiggers fünf Mal wöchent¬
lich von 2 — 3 Uhr nach seinem Handbtiche der Pharma¬
kognosie, 5. Aufl. Göttingen 1862.
Pharmacie lehrt Prof. Wiggers sechs Mal wöchentlich
von 6—7 Uhr Morgens; Dasselbe für Mediciner: Prof,
fj. TJslar in später zu bestimmenden Stunden; Dasselbe
lehrt Dr, Stromeger privatissime.
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114
Pharmaceutische Chemie und Organische Chemie für
Mediciner: Vgl. Naturwissenschaften S. 118.
Ein Repetitorium über Materia medica und Arzneiver¬
ordnungslehre hält Dr. Husemann in passenden Stunden.
Die Lehre von den Giften und Gegengiften in Ver¬
bindung mit Experimenten trägt Dr. Marm^ Montag,
Dienstag, Donnerstag von 4-5 Uhr vor.
Ausgewählte Kapitel aus der Giftlehre tragt Dr. Marme
Donnerstag von 6—7 Uhr öffentlich vor.
Elektrotherapie durch Experimente und Demonstratio¬
nen erläutert: Dr. Marmi Mittwoch von 4 -6 Uhr.
Specielle Pathologie und Therapie: Prof. täglich
von 7—8 Uhr und Mittwoch und Sonnabetid von 8—9
Uhr.
Pathologie und Therapie der Syphilis lehrt Prof. Krä¬
mer Dienstag und Donnerstag um 8 Uhr.
Die medicinische Klinik und Poliklinik leitet Professor
Hasse täglich von lO^/j — 12 Uhr.
Allgemeine Chirurgie beabsichtigt Dr. Löhmeyer von
2 — 3 Uhr oder zu einer andern passetiden Zeit zü lesen.
Chirurgie 1. Theil. Prof. Baum fünf Mal wöchentlich
von 4—5 Uhr, Sonnabend von 3— 4, Uhr.
Ueber Knochenbrüche und Verrenkungen trägt Prof.
Baum Freitag und Sonnabend von 2—3 Uhr publice vor.
Bandagenlehre mit praktischen Uebungön trägt Prof.
Krämer drei Mal wöchentlich in zu verabredenden Stun¬
den vor.
Die Vorlesungen über Augenheilkunde , die klinischen
und operativen Uebungen in diesem Fache wird Prof.
Baum in den bisherigen Stunden halten, wenn nicht bis
dahin ein neuer Lehrer für diese Doctrin berufen sein
sollte.
Augenheilkunde: Dr. Lohmeyer fünf Mal wöchentlich
von 7 — 8 Uhr.
Die chirurgische Klinik hält Prof. Baum täglich von
9— lOVa ühr.
Uebungen in chirurgischen Opertitionen an der Leiche
leitet Prof. Baum im Anatomiegebäude so oft Leichen
vorhanden von 5 Uhr Nachm, an.
Geburtskunde trägt Prof. Schwartz Montag, Dienstag,
Donnerstag, Freitag von 8—9 Uhr vor.
Systematische Geburtshülfe: Dr. Käneke, Montag,
Dienstag, Donnerstag, Freitag uin 7 Uhr früh.
Geburtshülfliche Operationslehre und Opetifttionscursus
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115
am Phantom; Dr. Künelce, Mittwoch und Sonnabend
um 7 Uhr früh.
Die geburtshülflichen Operationen zeigt Prof. Schtoartz
am Phantom Montag und Donnerstag von 3—4 Uhr.
lieber Frauenkrankheiten liest Dr. Küneke Montag,
Dienstag und Donnerstag von 5 — 6 Uhr.
Geburtshülflich-gynaekologische Klinik leitet Professor
Schtoartz Dienstag und Freitag von 3-5 Uhr.
Pathologie und Therapie der Geisteskrankheiten lehrt
Prof. Meyer Donnerstag von 4 — 6 Uhr.
Psychiatrische Klinik hält Prof. Meyer Montag und
Mittwoch von 4—6 Uhr.
Repetitorien und Privatissima ertheilt Dr. Küneke,
Die Lehre von den Krankheiten der Hausthiere in
Verbindung mit klinischen Demonstrationen im Thier¬
hospitale tragt Dr. Luelfing wöchentlich sechs Mal von
7—8* Uhr vor.
Philosophie.
Geschichte der Philosophie, 2. Theil, von den Neupla-
tonikern bis Hegel: Prof. Teichmüller 4St. wöch., Mont.,
Dienst, Donnerst., Freit, um 7 Uhr früh.
Geschichte der alten Philosophie: Prof. Ritter 5 St.
wöchentlich um 6 Uhr.
lieber die Religionsphilosophie der Alten : Dr. Peipers,
Mittw. und Sonnab., 8 Uhr, unentgeltlich.
Logik: Prof. Peip ^ 4 St. Dienst., Mittw., Donnerst,
und Freit., 7 Uhr früh.
Psychologie: Prof. Bohtz^ Mont., Dienst, u. Donnerst,
um 4 Uhr.
Religionsphilosophie: derselbe Mont., Dienst, und Freit,
von li — 12 Uhr.
Historisch-kritische Darstellung der wichtigstep Ansich¬
ten der PMlosophen über den Weg zur Gotteserkenntniss.:
Ass. Mollert Mittw., 10 Uhr öffentlich.
Naturphilosophie: Praf. Lotze, 4 St., um 10 Uhr.
Praktische Philosophie: derselbe ^ 4 St. , 4 Uhr.
Die aristotelische Philosophie der Kunst: s. Griech. u.
Lat. Spracdie S. 122.
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116
Prof. Petp wird in seiner pWlosopliisclien Societät ans¬
gewählte Abschnitte des aristotelischen »Organonc (Ausg.
von Th. Waitz) durchnehmen, Freit. Abends 6—8 Uhr.
Geschichte der Paedagogik, 1, Theil: alte und mittel¬
alterliche Paedagogik : Assessor Afo/fer, Donnerst., Freit..
Sonnab. 9 Uhr. - ’
Allgemeine Paedagogik: derselbe, Mont., Dienst., Mittw.
9 Uhr. ’
T» Uebungen des K. pädagogischen Seminars leitet
Prof. Sauppe, Donnerst, u. Freitag um 11 Uhr.
Die Mitglieder der paedagogischen Societät will Assoss.
Möller in die Kenntniss der paedagogischen Literatur,
ihren wichtigsten Erscheinungen nach, einiuhren.
Mathematik und Astronomie.
Praktische Geomö^riß: Prof. Ulrich, 4 mal wöch. vor
5-7 Uhr.
Variationsrechnung: Prof. Stern, Mont., Dienst., Mit!
woch 7 Uhr.
Theorie der Determinanten: Dr. Enneper, Dienstag u.
Freitag 9 Uhr.
Analytische Geometrie : Dr. Hattendorff, 4 St. 10 Uhr.
Analytische Geometrie der Flächen und Curven dop¬
pelter Krümmung: Dr. Enneper ^ Mont, bis Freitag, 11
Uhr.
Differential- und Integralrechnung: Prof. Stern, 5 St.
wöch. 8 Uhr.
Theorie der bestimmten Integrale: Dr. Ferd, Meyer,
4 St. um 11 Uhr.
Anwendungen der partiellen Differentialgleichungen auf
die Lehre vom Licht, von der Wärme, von der Elasti-
cität und vom Schall: Prof. Schering, 4 St. 3 Uhr.
Geschichtliche Einleitung in die Theorie der ellipti¬
schen Functionen: Dr. Hattendorff, Sonnabend, 10 Uhr.
Theorie der Functionen einer complexen Variabein,
insbesondere der elliptischen Functionen: derselbe, 5 St.
9 Uhr.
Theorie der Fourier’ sehen Reihen: Dr. Ferd, Meyer,
Mittw. 11 Uhr, unentgeltlich.
Hydrostatik und Hydraulik : Prof. Ulrich, 4St. lOUhr.
Ueber einige Theile aus der hohem Geodäsie: Prof.
Schering, für die Mitglieder des math. physikalischen
Seminars, öffentlich.
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117
Theoriscbe Astronomie (Theorie der Bahnbestimmun¬
gen : Prof. Klinkerfues, Mont., Dienst. Mittw., Donnerst,
um 12 Uhr.
In dem mathematisch -physikalischen Seminar leitet
Prof. Ulrich die mathematischen Üebungen, Mittwoch um
10 Uhr; tragt Prof. Stern über die Anwendung einiger
Reihen auf die höhere Arithmetik Donnerst. 7 tjhr vor ;
giebt Prof. Klinkerfuea einmal wöch., zu einer passenden
Stunde, Anleitung zur Anstellung astronomischer Beob¬
achtungen. — Vgl. Naturwissenschaften S. 118 f.
N aturwissenschaften .
Vergleichende Anatomie: Prof. Keferatein, Montag,
Dienst., Mittw., Donnerst. 3 Uhr;
Die zoologischen und zootomischen Uebungen leitet
Prof. Keferatein im zoologischen Museum, Mont, und
Dienst, von 9-— 12 ühr.
In den Stunden, Dienst, und Freit. 3—5 ühr, in de¬
nen das zoologische Museum dem Publicum geöfihet ist,
bietet deraeWe seine Demonstrationen an.
Allgemeine und specielle Botanik: Prof. Oriaehacht 6
St. um 7 ühr, in Verbindung mit Excursionen und De¬
monstrationen an Pflanzen des botanischen Gartens. —
üeber die offlcinellen Pflanzen: deraelha, Montag, Dien¬
stag, Donnerstag und Freitag um 8 ühr. — Praktische
üebungen in der systematischen Botanik: deraelbe^ un¬
entgeltlich.
Grundriss der allgemeinen und speciellen Botanik:
Prof. Bartling y 6 St. um 7 Ühr. — Medicinische Bota¬
nik: deraelbey 5 St. um 8 ühr. — Botanische Excursio¬
nen veranstaltet deraelhe in bisheriger Weise, Demonstra¬
tionen im botanischen Garten halt er zu gelegener Zeit.
Allgemeine und specielle Botanik: Assessor Lantziua-
Beningay 6 St. wöch. Morgens um 7 Ühr. — Medicini-
Bche Botonik: deraelbey 6 St. um 8 ühr, oder zu andern
passenden Stunden. — Deraelhe wird ein Repetitorium
über allgemeine und medicinische Botanik halten und
Excursionen, Demonstrationen, so wie praktische üebun¬
gen im üntersuchen der Pflanzen anstellen. — Er er-
theilt auch Privatissima.
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118
Mineralogie: Prof. Sartorius von Waltershausen^ 4 St-.,
Dienst., Mittw. , Donnerst., Freit* um 7 Uhr. — Prakti¬
sche üebungen in der Mineralogie leitet derselbe Don¬
nerst. Nachmittag und Sonnabend Vormittag.
Geognosie und Bodenkunde: Prof, von Seehaeh^ 6 St.
um 8 Uhr, verbunden mit Excursionen.
Petrographische und palaeontologische üebungen leitet
derselbe, Mittw. u. Donnerst, von 9 — 2 Uhr, privatissime,
aber unentgeltlich.
Physik, ersten Theil, tragt Prof. Weher vor, Montag,
Dienstag und Mittwoch von 5 — 7 Uhr.
Optik: Prof. Listing, 4 St. um 12 ühr.
Theorie der Schwere, der Electrioitat und des Magne¬
tismus: Dr. Minnigerode, 6 St.
Lehre vom Licht, von der Wärme, der Elasticität und
vom Schall: Vgl. Mathematik S. 116.
Anleitung zur Berechnung meteorologischer Beobach¬
tungen: Prof. Listing , Dienst, um 4 ühr.
Physikalisches Practicum im Laboratorium des physi¬
kalischen Instituts, verbunden mit einem Vortrage über
die Behandlung der wichtigsten physikalischen Instru¬
mente: Prof. Kohlrausch,
In dem mathematisch -physikalischen Seminar leitet
Prof. Weber die physikalischen Üebungen, in Gemein¬
schaft mit dem Assistenten Prof. Kohlrausch, Donnerstag
um 5 ühr; Prof. Liating physikalische üebungen, Mitt¬
woch um 11 ühr. — Vgl. Mathematik S. 117.
Chemie: Prof. Wühler, 6 St. um 9 Ühr.
Allgemeine organische Chemie: Prof. Fittig , Dienstag
bis Freit, um 12 ühr. ~ Organische Chemie speciell für
Mediciner: derselbe, Mont. u. Donnerst. 4 ühr. — Orga¬
nische Chemie: Kühner, 4 St. Montag bis Donnerst,
um 9 ühr.
Einzelne Zweige der theoretischen Chemie: Dr. Stro^
meyer , privatissime.
Die Grundlehren der neueren Chemie und ihre Ent¬
wicklung aus den älteren Ansichten: Dr. Hübner, Frei¬
tag um 12 Uhr.
Pharmaceutische Chemie: Prof, von Uslar, 4 St.
Die Vorlesungen über Pharmacie und Pharmacognosie
s. unter Medicin S. 113.
Die praktisch-chemischen üebungen und Untersuchun¬
gen im akademischen Laboratorium leitet Prof. Wühler
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119
in Gemeinschaft mit den Assistenten Prof, von UslaVy
Prof. Fittig, Dr. Hühner und Dr. Ahrem,
Prof. Wiehe leitet die chemischen üebungen für Stu-
dirende der Landwirthschaft.
Prof. Bödeker leitet die chemischen üebungen im
physiologisch - chemischen Laboratorium, täglich (ausser
Sonnabend) 8—12 und 2 — 4 Uhr.
Historische Wissenschaften.
Alte Länder- und Völkerkunde mit eingehenderer Dar¬
stellung der griechischen Wohnsitze : Prof. CurtiuSy 5 St.
12 Uhr.
Charakteristik und ethnographische Verbreitung der
Sprachen Europas: s. Linguistik S. 12.
Sitten und Gebräuche der Völker des Orients: Prof.
Brugschf Sonnabend 12 Uhr, öffentlich.
Entdeckungsgeschichte und Geographie von Amerika:
Prof. Wappäus, 4 mal, Mont., Dienst., Donn. u. Freitag
12 Uhr.
Grund Züge der Urkundenlehre und Üebungen im Le¬
sen alter Handschriften: Dr. Cohn, 3 St. um 5 Uhr.
Geschichte des Mittelalters: Prof. Waitz, 4 St. 8 Uhr.
Geschichte der Päpste im Mittelalter: Dr. Ahel^ Mitt¬
woch 12 Uhr, unentgeltlich.
Geschichte der vorzüglichsten Reiche Europas vom
Anfang des 16; Jahrh. bis zum Jahre 1740: Prof. Ha-
vemann, 4 St. , 4 Uhr.
Deutsche Alterthümer und Erklärung von Tacitus Ger¬
mania: Prof. Waitz, 4 St. , 4 Uhr.
Geschichte des römisch deutschen Kaiserthums im Mit¬
telalter: Dr. Steindorff, 3 St.
Üebersicht über die Geschichte des preussischen Staa¬
tes: Dr. Cohn, in zwei noch zu bestimmenden Stunden.
Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg:
Prof. Havemann, Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag
um 11 Uhr.
Geschichte der deutschen Geschichtschreibung : Dr.
Ahel, 4 St. wöchentlich, 9 Uhr.
Geschichte Italiens seit dem Beginn des Mittelalters:
Assessor Wüstenfeld, 4 St. 11 Uhr, oder zu einer andern
den Zuhörern gelegenen Zeit, öffentlich.
Historische Hebungen leitet Prof. Waitz, Freitag um
7 Uhr, öffentlich ; historische Hebungen auf dem Gebiete
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120
des Alterthums leitet Prof. Curtius, Eine geschiclitliche
Gesellschaft zu leiten erbietet sich Dr. Cohn,
Kirchengeschichte: s. unter Theologie S. 110.
Staatswissenschaft und Landwirthschaft.
Oekonomische Politik: Prof. Helferich^ Mont. Dienst.
Donnerst. Freit, 3 Uhr.
Polizeiwissen Schaft: derselbe y Dienst. Donnerst. Freit.,
8 Uhr.
Vergleichende Staatenkunde: Dr. Dedey Mont., Dienst.,
Donnerst., Freit., 12 Uhr.
Allgemeine Verwaltungspolitik: derselbe y Mittw. um
12 Uhr.
Ackerbaulehre, allgemeiner und specieller Theil: Dr.
Drechsler y Mont., Dienst., Donnerst., Freit. 12 Uhr.
Landwirthschaftliche Taxationslehre : Prof. Griepenkerly
Dienst., Donnerst., Freitag, 8 Uhr.
Landwirthschaftliche Thierproductionslehre (Lehre von
den Nutzungen, Ra^en, der Züchtung, Ernährung und
Pflege des Rindes, Schafs, Pferdes und Schweins): der-
selbe Mont., Dienst., Donnerst., Freitag um 12 Uhr.
Die landwirthschaftliche Technologie {Branntwein- und
Spiritusfabrikation, Runkelrübenzuckerfabrikation u. s. w.) :
derselbe y 3 St., Mont., Mittw., Sonnab., 8 Uhr, unent¬
geltlich.
Im Anschluss an diese Vorlesungen werden Demon¬
strationen auf benachbarten Landgütern und in Fabriken
gehalten werden.
Ueber Heuwerth und Futtermischung : Prof. JEennehergy
Mittw. 11—1 Uhr öflTentlich.
Landwirthschaftliches Practicum : Uebungen im Anfer¬
tigen landwirthschaftlicher Berechnungen (Ertragsan¬
schläge u. s. w.); Anleitung im Gebrauch des Mikro¬
skops : Dr. Drechsler y in noch zu bestimmenden Stunden.
Chemische Uebungen s. unter Naturwissenschaften S. 1 19,
Krankheiten der Hausthiere: s. Medicin S. 115.
Literärgeschichte.
N
Literaturgeschichte: Prof. Hoeck,
Allgemeine Literaturgeschichte: Prof. Schweiger.
R^ligionsphilosophie der Alten: s. Philosophie S. 115.
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121
Deutsche Literaturgeschichte seit dem Beginn des 17.
Jahrhunderts: Assessor Tittmann^ 5 St. um 11 Uhr.
Geschichte der deutschen Geschichtschreibung: s. Hi¬
storische Wissenschaften S. 119.
Leben Petrarkas: s. Neuere Sprachen S. 123.
Alterthumskunde.
Die gesamnite Kunstarchäologie der Griechen undRö-
mer trägt Prof. Wieselet vor, 5 St. um 10 Uhr, und erklärt
zugleich mit besonderer Rücksicht auf Geschichte und
Theorie der bildenden Künste die im Kön. Kunstmuseum
vorhandenen Werke, 2 St., 10 Uhr.
Griechische Mythologie: s. Griechische und Lateinische
Sprache S. 122.
Griechische und lateinische Epigraphik: s. Griech. u.
lat. Sprache S. 122.
Alterthümer der christlichen Kunst: s. Schöne Künste
S. 123.
Im K. archäologischen Seminar legt Prof. Wieselet
öffentlich auserlesene Kunstwerke zur Erklärung vor, Sonn¬
abends um 12 Uhr. Die Abhandlungen der Mitglieder
wird er privatissime beurtheilen.
Linguistik.
Charakteristik und ethnographische Vertheilung der
Sprachen Europas: Dr. Leskien, Mittw. , 4 Uhr.
Zum Unterricht im Litauischen und Altbulgarischen
(Kirchenslawischen) erbietet sich derselbe»
Orientalische Sprachen.
Die Vorlesungen über das A. u. N. Testament s. unter
Theologie Seite 2.
Seine orientalischen Vorlesungen setzt Prof. Ewald öf¬
fentlich um 3 Uhr fort.
Die Syrische Sprache lehrt Prof. Bertheau, 2 St.
Arabische Schriftsteller erklärt Prof. Wüstenfeld pri-
vatissime.
Hieroglyphische Grammatik und Erklärung einer Aus¬
wahl von Texten : Prof. Brugsch, 3 St.
Die Aethiopische Sprache lehrt Prof. BertheaUf 2 St.
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122
Sanskritische Gedichte inierjnretirt Prof. Benfey, Mont.
Dienst. Mittw., 6 ühi*.
Die Zendsprache lehrt derselbe^ Donnerst, u. Freit, um
5 Uhr.
Hebungen im persisch und arabisch Sprechen: Prof.
Brugschf privatissime und unentgeltlich, in zu bestim*
menden Stunden.
Griechische und lateinische Sprache.
Griechische Grammatik: Dr. Leskien, Mont., Dienst.,
Donnerst., Freit., 10 Uhr.
Die Lehre von der metrischen Komposition der Stro¬
phen in der griechischen Poesie: Prof, von Zeutsch,
Mont., Dienst., Mittw., 3 Uhr.
Griechische und lateinische Epigraphik: Prof. Suuppe,
4 St., früh 7 Uhr.
Homerische Frage und Interpretation der Dias: Dr.
Leskien, Dienst, und Freit., 4 Uhr, unentgeltlich.
Hesiods Theogonie, mit einer Einleitung in die grie¬
chische Mythologie: Prof. Wieseler, 3 St., 8 Uhr.
Die kleineren griechischen Lyriker: Prof. Mitt¬
woch 8 Uhr.
Aeschylos Perser: Prof. Sauppe, 4 St. um 9 Uhr.*
Erldärung von Platons Republik: Dr. Peipers, 3 St.,
Mont. , Mittw., Donnerst., 4 Uhr.
Die aristotelische Philosophie der Kunst erklärt aus
den erhaltenen Schriften: Prof. Teichmüller, Mittw., 11
Uhr.
Ausgewählte Satiren des Juvenal: Prof. Curtius, % %i,,
8 Uhr.
Tacitus Historien: Prof, von Leutsch, 5 St., 10 Uhr.
Tacitus Germania : s. Historische Wissenschaften S. 119.
Im K. philologischen Seminar leitet die schriftlichen
Arbeiten und Disputationen Prof, von Leutsch Mittwoch,
11 Uhr, lässt Propertius ^klären Prof. Curtius, Donner¬
stag und Freitag, 11 Uhr, lässt Aristoteles Rhetorik Prof.
Sauppe erklären, Mont. u. Dienst., 11 Uhr, alles öffentl.
Im philologischen Proseminar leitet die schriftlichen
Arbeiten und Disputationen Prof. v. Leutsch, Mittwoch,
4 Uhr; lässt Tibullus Prof. Curtius, Xenophons Sympo¬
sion (Mittw. 2 Uhr) Prof. Sauppe erklären, alles öffentl.
In seiner philosophischen Societät fährt Dr. Peipers
fort Ritters und Prellers historia philosophiae graecae et
romanae zu behandeln.
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12B
Deutsche Sprache.
HlBtorisohe Grammatik der deutschen Sprache: Prof.
Wilh, Müller, 5 St., 3 Uhr.
Erklärung des Parziväl von Wolfram von Eschenbach :
derselbe, Dienst., Mittw., Freitag, 10 Uhr.
Grundzüge der altsächsisehen Sprache und Erklärung
des Heliand: derseWe, Mont. u. Donnerst., 10 Uhr.
Die Hebungen der deutschen Gesellschaft, leitet der¬
selbe,
Geschichte der deutschen Dichtung s. unter Literär-
geschichte S. 121.
Neuere Sprachen.
Grammatik der englischen Sprache lehrt in Verbindung
mit praktischen Uebungen Prof. Theod, Müller, Montag,
Dienstag, Donnerstag, Freitag um 6 Uhr Abends.
Geschichte der französischen Sprache: derselbe, Mont.,
Dienst., Donnerst., 12 Uhr.
Die ältesten Denkmäler der französischen Sprache nach
Bartsch’s altfranz. Chrestomathie erklärt derselbe, öffent¬
lich, Mittw. 12 Uhr.
Französische Sprech- und Schreibübungen veranstaltet
derselbe , Dienstag, Mittwoch, Freitag, Sonnabend, 9 Uhr.
Leben und Dichtung Petrarkas: Assessor Tittmann,
2 St., öffentlich.
Schöne Künste. — Fertigkeiten.
Die Alterthümer der christlichen Kunst: Prof. TJnger,
4 St. um 8 Uhr. ^ ,
Unterricht im Zeichnen wie im Malen ertheilen Zei¬
chenmeister Grape und, mit besonderer Rücksicht auf
naturhistorische und anatomische Gegenstände, Zeichen¬
lehrer Peters,
Uebersicht der Geschichte der neueren Musik : Prof.
Krüger, Mittw. und Sonnab. um 12 Uhr.
Harmonie- und Kompositionslehre, verbunden mit prak¬
tischen Uebungen, Musikdirector Hille, in passwiden
Stunden.
Het'selbe ladet zur Theilnahme an den Uebungen der
Singakademie und des Orchesterspielvereins ein.
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124
Reitunterricht ertheilt in der K. Universitäts-Reitschule
der üniv. Stallmeister Schweppe , Mont. , Dienst. , Don¬
nerst., Freit., Sonnab., Morgens von 7—11 und Nachm,
(ausser Sonnab.) von 4 — 5 Uhr.
Fechtkunst lehrt derüniversitatsfechtmeister Castropp,
Tanzkunst der üniversitatstanzmeister Hölttke,
Oeffentliche Sammlungen.
Die Universitätsbibliothek ist geöffiiet Montag, Dienstag,
Donnerstag und Freitag von 2 bis 3, Mittwoch und Sonn¬
abend von 2 bis 4 Uhr. Zur Ansicht auf der Bibliothek
erhält man jedes Werk, das man in gesetzlicher Weise
verlangt; über Bücher, die man geliehen zu bekommen
wünscht, giebt man einen Schein, der von einem hiesigen
Professor als Bürgen unterschrieben ist.
Das Zoologische Museum ist Dienstag und Freitag von
3 — 5 Uhr geöffnet.
Die geognostisch-paläontologische Sammlung istMittw.
von 3—5 Uhr geöffnet.
Die Gemäldesammlung ist Donnerstag von 11 — 1 Uhr
geöffiiet.
Der botanische Garten ist, die Sonn- und Festtage
ausgenommen , täglich von 5-7 Uhr geöffnet.
üeber den Besuch und die Benutzung des Theatrum
anatomicum , des physiologischen Instituts , der patholo¬
gischen Sammlung , der Sammlung von Maschinen und
Modellen j des zoologischen Museums ^ des botanischen
Gartens f der Sternwarte^ des physikalischen Cabinets, der
mineralogischen und der geognostisch-paläontologischen
Sammlung y der chemischen Laboratorien, der ethnogra¬
phischen Sammlung, des archäologischen Museums, der
Gemäldesammlung y d&r Bibliothek des k,philologischen Se¬
minars, des diplomatischen Apparats, bestimmen be¬
sondere Reglements das Nähere.
Bei dem Logiscommissär, Pedell Fischer (Burgstr. 39),
können die, welche Wohnungen suchen, sowohl über die
Preise, als andere Umstände Auskunft erhalten, und auch
im Voraus Bestellungen machen.
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JVachrichten
von der Königh Gesellschaft der Wissen¬
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
März 11. A& S. 1868.
Königliche Hesellsehaft der Wissenschaften.
Sitzung am 7. März.
Henle, Abhandlung des Dr. Lindgren über den Bau
der Vogelniere.
K. V. Seebach, über die Entwickelung der Kreideforma¬
tion im Ohmgebirge.
Wöhler, über die Bildung des Silbersuperoxyds durch
Ozon.
lieber den Bau der Vogelniere.
Von
Dr. Lindgren aus Lund.
Vorgelegt von J. Henle.
Ebenso sicher wie in den Nieren der Säuge-
thiere, findet man auch in denen der Vögel eine
besondere Binden- und Mark-Substanz, nur mit
dem Unterschied, dass die einzelnen Pyramiden
entschieden getrennt und wie regellos zerstreut
daliegen. Ohne Ansatz zu Papillenbildung geht
einer der Endzweige des Ureters unmittelbar in
den einzigen breiten Kanal über, der sich in der
Spitze der Pyramide befindet, und die Haupt-
Sammelröhre für alle zu der Pyramide gehören-
10
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126
den Harnkanälchen bildet. Dieser Kanal theilt
sich zu wiederholten Malen dichotomisch nicht
nur in der Pyramide, sondern auch in der Rin-
den-Substanz , und die Zweige, die hierdurch
entstehen, bilden jeder für sich Sammelröhren
höherer oder niederer Ordnung. In der Rinden-
Substanz breiten sich die Sammelröhren in ver¬
schiedenen Richtungen aus, in gewisse Gruppen
geordnet, wodurch dieselbe das Ansehen be¬
kommt, als wäre sie in kleine Läppchen abge-
theilt. Auf einer gegen die Oberfläche der Niere
senkrecht stehenden Schnittfläche treten diese
am deutlichsten hervor, und bilden dann kleine,
ovale, mit dem breitem Ende nach aussen ge¬
kehrte Felder, in deren Axe sich eine Vene be¬
findet, und in deren Peripherie die Sammelröh¬
ren gegen die Mitte des freien Randes (den
Scheitelpunkt der Läppchen) hin verlaufen. Wäh¬
rend dieses ganzen Verlaufes gehen von den
Sammelröhren eine Menge Zweige (die schleifen¬
förmigen Kanälchen) nahezu in rechtem Winkel
ab, welche alle auf die Axenvene zustreben,
aber mit dem Unterschiede in ihrem Verlaufe,
dass die basalen (d. h. die der Basis der Pyra¬
mide zunächst sich abzweigenden) Kanälchen
zugleich eine Richjtung nach aus$en haben, wäh¬
rend dagegen die, welche zu dem Endstück der
Sammelröhre gehören, schräg nach innen gehen.
Die schleifenförmigen Kanälchen gehen von
zwei verschiedenen Seiten der Sammelrötbre ans,
gewöhnlich in ungleicher Höhe, und veriaufen
anfänglich eine kurae Strecke divergirend, aber
nachher parallel. Bei den Axenvenen angekom¬
men, machen sie eine schleifenförmige Umbie¬
gung (die Central-Schleife) und gehen denselben
Weg zurück, den sie gekommen sind, an der
Sammelröhre vorbei, um hier, unter edner neuen
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127
Umbiegung (der peripherischen Schleife) ziem¬
lich plötzlich in die gewundenen Kanälchen über¬
zugehen. Diese nehmen denselben Verlauf, wie
die schleifenförmigen Kanälchen, und kommen
zum Theil zwischen deren Schenkel zu liegen.
Das gewundene Kanälchen geht also ziemlich
gerade oder unter schwachen Krümmungen bis
in die Nähe der Central - Schleife des schleifen¬
förmigen Kanälchens und wendet sich dort nach
der Sammelröhre zurück, wo es seine periphe¬
rische Umbiegung macht , um alsbald in die
Müllersche Kapsel überzugehen. Die Glomeruli
kommen auf die Central-Seite der Sammelröhre
zu liegen, ungefähr in die Mitte zwischen dieser
und der Axenvene, der eine über dem andern,
in einer oder ein paar Reihen. Die Harnka¬
nälchen, welche zum basalen Theil des Läpp¬
chens gehören, unterscheiden sich von den übri¬
gen dadurch, dass die schleifenförmigen Kanäl¬
chen ihre peripherischen Umbiegungen nicht in
der Rinden-Substanz vollziehen, sondern in der
Pyramide, einige wenige ganz unten an ihrer
Spitze und in immer zunehmender Anzahl, je
mehr man sich der Basis nähert. In der Nähe
derselben gehen sie in die gewundenen Kanäl¬
chen über, welche im Anfänge den geraden Ver¬
lauf der schleifenförmigen Kanälchen fortsetzen,
aber nachher unter verschiedenen Krümmungen
ihren Bogen machen. Alle die verschiedenen
Harnkanälchen sowohl als die Glomeruli nehmen
an Grösse ab, je mehr man sich der Oberfläche
der Niere nähert.
Die erwähnten Läppchen sind von sehr ver-
Bchiedener Grösse und Form, und statt jedes
für sich ein Ganzes auszumaohen. gehen sie
immer in einander über. Die Oberfläche der
Niere und die mit derselben parallele Schnitt-
10*
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128
fläche zeigt nämlich eine Menge zusammenhän¬
gender, geschlängelter Windungen, welche da¬
durch, dass sie sich neben einander legen und
sich dann bald wieder trennen, kleine Abthei¬
lungen bilden, gegen deren Mitte hin die Harn¬
kanälchen gerichtet sind. Auf diese Weise ent¬
stehen die Läppchen.
Die Endzweige der Venen haben ihren Platz
zwischen den Windungen, also sowohl in der
Mitte der Läppchen, als zwischen denselben,
die feineren Arterien dagegen innerhalb der Win¬
dungen und also zwischen der Peripherie der
Läppchen und der Axenyene.
Die kleinen, sphärischen, krystallinischen Kör¬
per, welche die Hauptmasse des Harns der Vö¬
gel ausmachen, finden sich in den Sammelröhren
und in den schleifenförmigen Kanälchen immer
in dem Lumen derselben, wobei die Kanälchen
nicht selten bedeutend erweitert, aber doch voll¬
ständig mit ihrem normalen Epithel bekleidet
sind. In den gewundenen Kanälchen dagegen
kommen diese Körperchen in den Zellen selbst
vor, und zwar gerade in deren Kernen, welche
man allmählich in dieselben sich verwandeln sieht.
üeber die Entwickelung der Kreide¬
formation im Ohmgebirge.
Von
Karl von Seebach
Die Kreideformation des Ohmgebirges ist zu¬
erst im Jahre 1852 von Bornemann aus der
Nähe von Gerode beschrieben worden (cf. Jahrb.
f. Mineralogie 1852 S. 27). Bornemann kannte
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129
damals bloss „Planer** und führt aus diesem
Ammonites mrians Sow. , Turrilites tuberculatus
Sow., Hamites armalus? (Sow.) Roem., Terebratula
pisfiiw Sow. ?, Inoceramus Cuvieri Sow,, 1. orbi-
cularis Goldf., Lima multicostata Gein.?, und
Siphonia cf. cervicornis et pistillum an. Die letz¬
tere war indess verkieselt.
Im Mai 1854 publicirte Herr Bornemann
dann auch das Vorkommen von Kreideschichten
in der unmittelbaren Nähe von Holungen (S.
Zeitschr. der Deutsch, geol. Gesellsch. Bd. IV.
S. 273) und in dieser zweiten kurzen Mitthei¬
lung werden schon ganz richtig zwei verschie¬
dene Glieder der Kreideformation getrennt, eine
untere glaukonitische sandige Abtheilung mit
Flintstücken und von Petrefa^ten nur Scyphien
und Pecten ^inquecostatus enthaltend und eine
obere „der Pläner“ mit Am. tarians, A. Man-
teilt, Inoceramus Cutieri, latus, mytiloides etc.
wie bei Gerode.
1856 beschrieb dann Herr Giebel (Zeitschr.
f. d. gesammten Naturwissenschaften Bd VIU,
S. 169) die Kreideablagerung des Sachsenthals.
Auch er erkannte die zwei schon von Borne¬
mann geschiedenen Abtheilungen, schreibt aber
dem Grünsandstein fälschlich ein höheres geog-
nostisches Niveau zu als dem Pläner, aus dem
er Ptychotrochus iurbinatus Giebel, Scyphia iso-
pleura Reuss, Anomia truncata Gein., Inoceramus
latus Mant., I. striatus Mant., Pecten cf. asper,
Terebr. pisum Sow., Rhynchonella plicatilis Sow.,
und Am. varians Sow. anführt.
1865 hat dann A. Kunth (Zeitschrift der
Deutsch, geol. Gesellsch. Bd. XVH S. 256) eine
weitere kurze Notiz über die Kreide des 0hm-
gebirges gegeben. Auch er unterscheidet den
Grünsand und den Pläner, welchen letzteren er
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jedocflb, ebenso wie Giebel, für älter hält als je¬
nen. Da in dem Pläner Am, tarians sich findet,
in dem Grünsaöd aber Am, Rolomagensis und
Pecten quinquecostatus Vorkommen sollen , so
wird jener mit v. Strombecks Schichten des Am,
väriäns dieser mit v. Strombecks Schichten des
Am. Kotomagensis verglichen.
Die von Kunth, hier zuerst behauptete Zu¬
gehörigkeit der Kreideformation zu dem Cenoma-
nen oder Unteren Pläner von Strombeck ’s
hat sich vollkommen bestätigt, nur ist der Grön-
sandstein , wie schon Bornemann richtig er¬
kannt, älter als der Pläner. Der Grünsand
liegt zwar an den meisten Punkten in einem
geodätisch höheren Niveau als der Pläner, es
beruht dies indessen nur auf der muldenförmi¬
gen Einlagerung der Kreideformation. Die un-
mittelbere Auflagerung des Grünsand auf der
Trias und seine Bedeckung durch Pläner kann
man nicht nur zweimal sehr schön an dem Wege
beobachten der von Holungen zwischen dem
Sonnensteine und dem Zuckerhute vorüber nach
„der Brehme“ führt, sondern sie ist auch un¬
zweifelhaft in dem Rinnsale im unteren Thelle
des Sachsenthals d. i. also an dem geodätisch
tiefsten Punkte der südlichen oder Ohmfelder
Kreidemulde zu erkennen. An diesem letzteren
Punkte würde der Grünsand überhaupt nicht
Vorkommen können , wenn er jünger als der
Pläner wäre.
1. Dor Grünsand.
Der Grünsand mag circa 50' mächtig sein.
Er wird gebildet von einem ziemlich feinkörni¬
gen, nur wenig weissen Glimmer enthaltenden,
an sich graugelben Sand, der sehr zahlreiche
grüne Glaukonitkörner enthält. Derselbe ist bald
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mürbe und leicht zerfallend, bald durch ein kies-
liches Caement hart und fest. Diese festen quar-
zitischen Partien bilden unregelmässig begrenzte
Knollen und Concretionen und scheinen beson¬
ders nach unten häufig zu sein. Durch die At¬
mosphärilien wird der lockere Grünsand zerstört
und fortgeführt und es bleiben nur die kieseligen
Knollen übrig, die alsdann dicht gehäuft die
Felder bedeckten und leicht die ungefähre Ver¬
breitung der Schichtengruppe erkennen lassen.
Nach oben nehmen die Quarzitknollen ab und
es geht der Grünsand über in einen grünlich
grauen sandigen festen Kalkmergel, der seiner¬
seits wiederum ebenso allmählich in den Pläner
v^läuft.
Der Grünsand ist arm an Petrefaeten. Es
wurden in ihm gefunden:
1 . ? Cribrospongia, Ein becherförmiger Schwamm
auf der innern Seite mit grösseren und eckigen
Oeflfnungen, verkieselt, nur ein Exemplar vom Ho^
langer Knick.
2. Terebratula bipUcaici Sow. oar. obtusa
(Davids. Cret. Brach, taf. VI fig. 13 u. 31). Ein
ziemlich stark gewölbtes Exemplar dessen zwei-
gefalteter Stimrand bei dem Herausarbeiten lei¬
der entzwei brach, wurde in den oberen kalkigen
Grenzschichten im Sachsenthal gefunden.
3. Ostrea cf, diluviana h.juven. Ein Abdruck
mit theilweis erhaltener Schale aus detn Sach¬
sen thale. Eine ganz gleiche Form habe ich in
dem obersten Gault von Cambridge gesammelt.
4* Pecten orbicularis Sow. Obgleich nur ein
Steinkem bei Holunger gefunden wurde, so dürfte
die Bestimmung doch eine völlig sichere sein*
5. Neithea quinquecostafa Sow* sp. Es lie¬
gen 2 Bruchstücke vor, eins von Holunger und
eins aus dem Sachsenthale*
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132
6. Area cf, Mailleana Orb. (Terr. cret. vol.
in S. 229 Taf. 318 Fig. 3 6). In dem Rinn¬
sale des Sachsenthals wurde die rechte Schale
einer Area gefunden, die der A. Mailleana Orb.
ziemlich nahe steht. Sie ist auf der Höhe der
Wölbung nur durch die Zuwachsstreifen gezeich¬
net, scheint aber vorn und hinten einige feine
ausstrahlende Linien gehabt zu haben; auf dem
hinteren Feldchen in der Mitte eine markirte
ausstrahlende Linie. Da indessen an dem vor¬
liegenden Exemplar der untere Rand nicht pa¬
rallel dem oberen ist, sondern nach vorn conver-
girt , während gleichzeitig die höchste Wölbung
der Schale dem Hinterrande näher liegt als dem
vorderen, so wird die Zugehörigkeit zu der an¬
geführten Species vorläufig noch unsicher blei¬
ben müssen.
7. Ammonites Mayorianus Orb. Ein Bruch¬
stück eines jener grossen glatten, seitlich com-
primirten Ammoniten, welche man sich nach dem
Vorgänge von Herrn A. v. Strombeck in Nord¬
deutschland gewöhnt hat als A. Mayorianus Orb.
zu bezeichnen, wurde in den oberen kalkhaltigen
Uebergangsschichten im Sachsenthale gefunden.
Endlich hob ich bei Holungen auch ein Stück
fossiles Holz auf.
2. Der Pläner.
Der Pläner des Ohmgebirges ist ein merge¬
liger Kalkstein von bald mehr compacter, bald
mehr schiefriger Structur und von weisser bis
grauer Farbe. Zu unterst ist er sandig, enthält
zahlreiche Glaukonitkömer und zeigt grünlich¬
graue Färbungen. Seine Mächtigkeit mag 50'
betragen, ln der ünterregion zeichnet sich eine
harte etwas krystallinische weissliche Bank durch
zahlreiche, wenn auch nur selten genügend er-
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133
haltene Brachiopoden aus, während eine der
höheren Schichten, die besonders nordwestlich
von Holungen in den Wegen mehrfach aufge¬
schlossen ist, durch den Reichthum an Cephalo-
poden bes. Am. varians auflallt. Ein eigenthüm-
licher Plänerkalk von ziemlicher Festigkeit, mat¬
tem Bruch und weisser Farbe mit vielen kleinen
rauh begrenzten Poren von graulicher Farbe
findet sich im Sachsenthal. Er dürfte eine der
höchsten hier entwickelten Schichten darstellen.
Petrefacten sind , wenn man bedenkt wie
wenig gute Aufschlusspunkte vorhanden sind, in
dem Pläner ziemlich häufig. Es wurden ge¬
funden :
1) Holaster carinatm Orb. (Terr. cret. VI.
S. 104 taf. 818). Zwei nicht sicher bestimmbare
Echiniden, die bei Holungen gefunden wurden,
stimmen im Habitus ziemlich gut mit der citir-
ten Form überein, die in den nordwestlichen
Vorlanden des Harzes in den gleichaltrigen Schich¬
ten so häufig ist.
2) Rhynchonella Mantelliana Sow. (Davids.
Brit. cret. Brach. S. 87, taf. XII, fig. 21 — 23;
cf. V. Strombeck Zeitschr. d. D. geol. Gesellsch.
Bd. XV. S. 110). Bei Holungen und auf dem
Ohmfelde nicht eben selten aber meist verdrückt.
3) Rhynchonella Gt^asiana Orb.(Terr. Cret. IV,
taf. 497, fig. 7 10; cf. ü. Schloenbach Nordd.
Cenoman. Brach. S. 96 [496]).
Formen, die mit den vorhandenen Darstel¬
lungen völlig übereinstimmen, aber allerdings
meist ein wenig verdrückt sich vorfinden, sind
bei Holungen nicht eben selten.
Hierher dürften auch wohl die von Borne¬
mann und Giebel als Rh.plicatilis und Rh.pisum
bezeichneten Formen gehören.
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134
4) Rhynchoneüa sp. Es muss nach dem vor¬
liegenden Material fraglich bleiben, ob noch eine
dritte Rhynchonella unterschieden werden muss,
welche durch grobe dachförmige Rippen, grössere
Breite und tiefen Sinus sich auszeichnet und mit
den Formen zu stimmen scheint, die aus dem
upper Green Sand von Cambridge unter dem na-
men Rh. sulcata Park. fcf. Davidson a. a. 0.
S. 85, taf. X, fig. 18—36) bekannt sind*
5) Ostrea lateralis (Nils.) Goldf. (öf.v. Strom¬
beck Zeitschr. d. D. g. Gesellsch. 1859, Bd. XI,
S. 37) ein Exemplar von Holungen.
6) Exogyra haliotoidea Sow. sp. (Min. Con.
taf. 25, fig. 1 — 5) klein, glatt, scharfkantig ge¬
kielt ; zwei untere Schalen von Holungen.
7) Plicaiula inflaia Sow. Bei Holungen
häufig.
8) Pecten Beatoeri Sow. (Min. Conch. taf. 158)
Gf. taf. 72, fig. 5. *4“ P. depressUs Goldf. taf. 92,
fig. 4; cf. V. Strombeck Zeitschr. d. D. geol.
Gesellsch. 1863, Bd. XV, S. 108). Sehr mit
Recht hat H. v. Strombeck den P. depressus
Goldf. mit P. Beaveri vereinigt, denn er ist nur
die andere Schalenklappe des nämlichen Thieres.
Ein gutes Exemplar im Sachsenthal, Fragmente
bei Holungen.
9) ^ Lima subconsobrina Orb. (Terr. cret. Bd.
IIl, S. 556, taf. 422, fig. 4 — 7). Es liegen zwei
gestreifte Schalenbruchstücke vor, die von allen
mir bekannten Formen der angezogenen am
nächsten stehen.
10) Inoceramus slriatus Mant. (cf. v. Strom¬
beck a. a. 0. 1859, Bd. XI, S. 36). Bei Ho¬
lungen und im Sachsenthale häufig. Manche
Exemplare erhalten eili fremdartiges Ansehen
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185
durch regelmässige concentrisclie Falten, die
aber wohl nur durch den Erhaltungszustand
veranlasst worden sein könnten. Derlei Formen
konnten früher leicht unrichtig bestimmt werden.
11) Ammonites varians Sow. Das häufigste
Fossil von allen, sowohl im Sachsenthale als
auch besonders bei Holungen, wo schöne Exem¬
plare gefunden werden. Es kommen eben so¬
wohl die flachere, gerippte, typische Form vor
(cf. Sharpe Foss. mollusca chalk Engl. taf. VIII,
fig. 7) als die aufgetriebene Varietät ohne durch¬
gehende Rippen (Am. Coupei Brgn. cf. Sharpe
ebenda fig. 5).
12) Ammonitei Manielli Sow. Stets mehr
oder minder verdrückt, doch scheint die flache
Form (cf. d’Orb. terr. cret. taf. 104) von Haus
aus vorgeherrscht zu haben. Seltener als der
vorige besonders in einigermassen genügendem
Erhaltungszustand , aber immerhin im Sachsen¬
thal und bei Holungen ziemlich häufig.
13) Turrilites Scheuchzerianus Bose. (S. d’Orb. •
a. a. 0. taf. 146, fig. 3—4). Die Mundöffnung
ist lang ausgezogen, länger als bei d’Orbigny’s
T. costatus (taf. 145). Mehrere wohlerhaltene
Exemplare wurden bei Holungen aufgenommen.
14) Turrilites costatus Lam. (Sow. Min. Conch.
taf. 36). Durch Verlängerung der Knötchen an
T. Desnoyersi Orb. erinnernd; zwei Exemplare
bei Holungen.
15) Nautilus Deslonchampsianus Orb. (Terr.
cret. Bd. I, taf. 20). Das einzige vorliegende
wohlerhaltene Exemplar von Holungen lässt zwar
die Spiralstreifung nicht mehr erkennen, wird
aber durch die Nabelkante sicher gekennzeichnet.
16) Nautilus cf. laetigaius Orb. Ein kleiner
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136
flachgedrückter Nautilus, der als Steinkern bei
Holuugen gefunden wurde, mag zu dieser Spe-
cies gehören. Doch ist bei dem mangelhaften
Erhaltungszustand keine sichere Bestimmung
möglich.
17) Ein ziemlich grosser Wirbelkörper, wie
es scheint eines Squaliden wurde unweit Kalt¬
ohmfeld aufgehoben.
Diese Petrefacten, soweit sie mit Sicherheit
bestimmt werden konnten, beweisen zunächst,
dass, die Kreideformation des Ohmgebirges, wie
Bornein an n schön bei ihrer ersten Entde¬
ckung mit Recht hervorhob, nicht in den Bil¬
dungsraum der Sächsisch - Böhmischen Kreide¬
ablagerungen, sondern in denjenigen des Nord¬
deutschen Kreidebeckens gehört.
Die nächsten Norddeutschen Kreideschichten
sind diejenigen am Nordrande des Harzes bei
üsenburg, welche 6 deutsche Meilen abstehen,
während die nächstgelegenen Kreidepartien
westlich vom Harze über 7 deutsche Meilen ent¬
fernt sind. Die Verbindung mit einer dieser
beiden Partieen kann natürlich nur durch die
Denudation zerstört worden sein, ein Beispiel,
welches — wie schon anderwärts erwähnt —
klar zeigt, wie verkehrt es ist aus der heute
noch erhaltenen Verbreitung der Formationen
unmittelbar auf die ehemaligen Küstenlinien zu¬
rück schliessen zu wollen.
Die erkannten Petrefacten gestatten aber auch
gleichzeitig eine völlig sichere Altersbestimmung
des Pläners und bestätigen die Behauptung von
Kunth, dass derselbe Cenoman sei.
Sämmtliche angeführte Petrefacten finden sich
in dem Norddeutschen Cenoman wieder. Wenn
hingegen die Frage entsteht, mit welchem be-
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137
stimmten Niveau des Cenoman man den Holun-
ger Pläner parallelisiren söll, so ist dies bei der
meist durch die ganze Schichtengruppe durch¬
gehenden Fauna nicht leicht zu beantworten;
indessen wird man ebensowohl aus der Verge¬
sellschaftung aller und der Häufigkeit einzelner
Petrefacten, als auch besonders aus dem Fehlen
der eigentlichen Tourtia- Formen und des Am,
Roiomagensis und der Discoidea cylindrica zu¬
nächst auf die Schichten des Am, carians v,
Strombecks schliessen müssen. Das Vorkom¬
men des Turrilites costaius Sow. d. i. eines der
Leitfossilien für die Am. Rotomagensis - Schich¬
ten von Strombecks in einer sonst besser den
Am. varians -Schichten entsprechenden Fauna
ist aber ein weiterer Beweis für die schon von
diesem ausgezeichneten und umsichtigen Forscher
ausgesprochene innige Verwandtschaft der ver¬
schiedenen cenomanen Ablagerungen (S. v. Strom¬
beck Zeitschr. d. D. geol. Gesellsch. 1863, Bd.
XV, S. ] 18) und dürfte jedenfalls zeigen , dass
die beiden oberen Zonen enger zu einander ge¬
hören als zu der nächst älteren Tourtia. Zu
dieser letzteren werden wir hingegen den Grün¬
sand bringen müssen. Dass derselbe nicht wie
Kunth wollte, den Am. Rotomagensis-Schich-
ten entspricht, erweisen die Lagerungsverhält¬
nisse hi^änglich. Die von ihm angeführte Nei-
thea quinquecosiata ist ja gerade auch ander¬
wärts in der Tourtia häufig und der A, Roto¬
magensis wird bei schlechter Erhaltung mögli¬
cherweise ein A, JU ante Ui sein können. Zu einer
paläontologischen Altersbestimmung würden zwar
die bisher in dem Grünsand gefundenen Petre¬
facten an und für sich nicht genügen, in Ver¬
bindung aber mit der petrographischen Beschaf¬
fenheit , den Lagerungsverhältnissen und dem
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138
allmählichen, ununterbrochenen üebergang des¬
selben in den cenomanen Pläner dürfte an der
Zugehörigkeit des Grünsands zu der Tourtia
nicht zu zweifeln sein. Hoffen wir, dass es fort¬
gesetzten Bemühungen gelingen wird dereinst
auch die characteristische Fauna der Tourtia
noch vollkommener nachzuweisen.
Von allgemeinerem geologischen Interesse ist
es aber endlich, dass es auch hier gerade die
Tourtia ist, mit welcher nach einem grossen Hia¬
tus die Kreideformation sich auf die Trias auf¬
lagert. Es zeigt diese Thatsache, dass jene
grosse Senkung, welche zuerst den Ostdeutschen,
den sächsisch-bömisch-schlesischen Bildungsraum
den Wellen des Kreidemeeres öffnete, welche
westlich an der Ruhr, in Belgien und duixh die
Südwestlichen Grafschaften Englands (Dorsetetc.
bis nach Irland erkennbar die Grenzen der
Kreideformation erweiterte, auch in dem subher-
cynischen Kreidebecken die Küstenlinie nach
Süden zurückschob und somit eine continuirlicbe
west- und mitteleuropäische Senkung war. Der
untere Quadersandstein, die Tourtia und min¬
destens theilweise auch der Upper Green Sand
sind nur die durch diese Senkung bedingten
sandigen Küstenbildungen, die an steilen gera(L-
linigen Ufern sich nur wenig mächtig und in
schmalen Bändern, an sanft ansteigenden, man¬
nigfach gegliedertem Gestade aber über grössere
Flächen und in ansehnlicher Entwickelung ab¬
setzen mussten.
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m
lieber die Bildung des Silbersuperoxyds
durch Ozon,
Leitet man durch Wasser, welches mit Schwe¬
felsäure schwach sauer und dadurch leitend ge¬
macht ist, den electrischen Strom von einigen
Bunsen’schen Elementen, indem man als positi¬
ven Pol eine Silberplatte anwendet, so fangt
diese sogleich an, sich mit einer schwarzen Sub¬
stanz zu bedecken. Diese Substanz ist Silber¬
superoxyd, leicht erkennbar an der Eigenschaft,
sich in Ammoniak unter heftiger Entwickelung
von Stickgas aufzulösen. Auf diese Weise ent¬
stehend, ist es nicht krystallinisch , wie das aus
einem gelösten Silbersalz am positiven Pol so
schön krystallisirende Superoxyd, sondern es
bildet amorphe schwarze Binden.
Diese Bildungsweise bietet insofern Interesse
dar, als es wahrscheinlich ist, dass sie unmittel¬
bar durch das am positiven Pol entstehende
Ozon stattfindet; denn dass blankes Silber ohne
den electrischen Strom durch ozonisirtes Sauer-
stofigas oberflächlich in Superoxyd verwandelt
wird, ist schon längst von Schönbein beob¬
achtet und als eine der characteristischen Eigen¬
schaften des Ozons bezeichnet worden. Bei den
angestellten Versuchen war der Strom stark ge¬
nug, um bei Anwendung von Platin als positiven
Pol Ozon zu bilden; aber bei Anwendung von
Silber war während der Bildung des Superoxyds
keine Spur Ozongeruch wahrnehmbar, so dass
also anzunehmen ist, alles Ozon werde so¬
gleich zur Oxydation des Silbers verwendet.
Nachdem sich eine gewisse Menge Superoxyd
auf dem Silber abgesetzt hat, fängt es an, schwach
Sauerstoffjgas zu entwickeln und zugleich sieht
man an dem negativen Pol die Abscheidung ei-
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140
ner kleinen Menge von grauem, ganz amorphem
metallischen Silber. Auch findet man in der
Flüssigkeit stets etwas Silber als Salz aufgelöst.
Es sind diess wahrscheinlich secundäre Erschei¬
nungen, herrührend von der Einwirkung der um
den positiven Pol sich sammelnden und auf das
Superoxyd zersetzend wirkenden Schwefelsäure.
Dasselbe Verhalten zeigt das Silber, wenn
es in einer Lösung von schwefelsaurem Natron
steht und der Strom hindurchgeleitet wird. Aber
ganz anders ist das Verhalten in einer Lösung
von salpetersaurem Kali. Hierbei bildet sich
kein Superoxyd, sondern die ganze Flüssigkeit
erfüllt sich mit hellbraunem aufgeschlämmtem
Silberoxyd.
In einer Lösung von Ferrocyankalium belegt
/ sich das Silber mit weissem amorphen Ferro-
cyansilber, und in einer Lösung von Kali-Bi-
chromat mit röthlich schwarzem, fein krystalli-
nischem chromsaurem Silber, das kein Super¬
oxyd enthält.
Wöhler.
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IVachriehten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen¬
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
März 18. Ml 6. 1868.
Kdnigliche Gesellschaft der Wisseasehaftea.
Pr eisaufgaben
der
Wedekindschen Preisstiftung
für Deutsche Geschichte.
Der Verwaltungsrath der Wedekindschen Preis¬
stiftung für Deutsche Geschichte macht hiermit
aufs neue die Aufgaben bekannt, welche für den
dritten Verwaltungszeitraum, d. h. für die Zeit
vom 14. März 1866 bis zum 14. März 1876, von
ihm ingemäss der Ordnungen der Stiftung ge¬
stellt worden sind.
Für den ersten Preis.
Der Verwaltuugsrath verlangt
eine Ausgabe der verschiedenen Texte
der lateinischen Chronik des Hermann
Korner.
Für den letzten Verwaltungszeitraum war
eine Ausgabe der verschiedenen Texte und Be¬
arbeitungen der Chronik des Hermann Korner
verlangt und. dabei sowohl an die handschrift¬
lich vorhandenen deutschen wie die lateinischen
11
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142
Texte gedacht. Seit dem ersten Ausschreiben
dieser Aufgabe hat aich aber die Kenntniss des
zu benutzenden Materials in überraschender Weise
vermehrt: zu der von der bisherigen Ausgabe
der Chronica novella stark abweichenden Wol-
fenbütteler Handschrift sind zwei andere in Dan¬
zig und Linköping gekommen, die jenes Werk
in wieder anderer Gestalt darbieten (vgl. Waitz,
lieber Hermann Korner und die Lübecker Chro¬
niken, Abhandlungen der Königlichen Gesell¬
schaft der Wissenschaften zu Göttingen Bdl Y,
und einzeln Göttingen 1851. 4., Nachrichten
1589 Nr. 5 S. 57 ff. und 1867 Nr. 8 S. 113);
ausserdem ist in Wien ein Codex der deutschen
Bearbeitung gefunden, der den Korner auch als
Verfasser dieser bestimmt erkennen lässt (Pfeif¬
fer, Germania IX, S. 257 ff.).
Auch jetzt noch würde eine zusammenfas¬
sende Bearbeitung aller dieser Texte das
schenswertheste sein. Da aber eine solche nicht
geringe Schwierigkeiten darbietet, so hat der
Vei:waltungsrath geglaubt, bei der für den neuen
Verwaltungszeitraunj beschlossenen Wiederholung
die Aufgabe theilen und. zunächst eine kritische
Edition der verschiedenen Texte der lateinischen
Chronik fordern zu sollen.
Hier wird es darauf ankommen zu geben:
1) den in der Wolfenbütteler Handschrift,
Helmstad. Nr. 408, enthaltenen Text einer ohne
Zweifiel dem Korner angehörigen Chronik, als
die. älteste bekannte Form seiner Arbeit;
2) alles was die Danziger und Linhöpinger
Handschrift Eigenthümliches darbieten und aus¬
serdem eine Nachweisung ihrer Abweichungen
von den andern Texten und unter einander, so
dass die allmähliche Entstehung und Bearbeit
tung des Werkes erhellt;
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148
3) aus der lezten und vollständigsten Bear¬
beitung der Chronica novella, die bei Eccard
(Corpus historicum medii aevi II) gedruckt ist,
wenigstens von der Zeit Karl des Grossen an,
alles das was nicht aus Ileinrich von Herford
entlehnt und in der Ausgabe desselben von Pott¬
hast bezeichnet ist, unter Benüt^ng der vor¬
handenen Handschriften, namentlich der Lübecker
und Lünebui^er.
Es wird bemerkt, dass von dem Wolfenbüt-
teler, Danziger und Linköpingek* Codex sich ge¬
naue Abschriften auf der Göttinger Universitäts-
Bibliothek befinden, die voh den Bearbeitern
werden benutzt werden können, jedoch so daes
wenigstens bei der Wolfenbötteler Hands^rift
auch auf das Original selbst zurückzugehen ist.
In allen Theilen ist besonders auf die von
Korner l)enutz‘ten Quellen Rücksicht zu nehmen,
ein genauer Nachweis derselben und der von
dem Verfasser vorgenommenen Veränderungen
sowohl in der Bezei^nung derselben wie in den
Auszügen selbst zu geben. Den Abschnitten von
sdbständigem Werth sind die nöthigen erläutern¬
den bemerkungen und iein Hinweis aüf andere
Darstellungen, namentlich in den verschiedenen
Lübecker Chroniken, beizufügen.
Eine Einleitung hat sich näher über die Per¬
son des Korner, seine Leistungen als Historiker,
seine eigenthümliche Art der Benutzung und An¬
führung älterer Quellen, den Werth der ihm
selbständig angehörigen Nachrichten , sodann
über die verschiedenen Bearbeitungen der Chro¬
nik, die Handschriften und die bei der Ausgabe
befolgten Grundsätze zu verbreiten.
Ein Glossar wird die ungewöhnlidven , dem
Verfasser oder seiner Zeit eigenthümlichen Aus-
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144
drücke zusammenstellen und erläutern, ein Sach¬
register später beim Druck hinzuzufügen sein.
Für den zweiten Preis.
Wie viel auch in älterer und neuerer Zeit
für die Geschichte der Welfen, und namentlich
des mächtigsten und bedeutendsten aus dem
jüngeren Hause, Heinrich des Löwen, gethan ist,
doch fehlt es an einer vollständigen, kritischen,
das Einzelne genau feststellenden und zugleich
die allgemeine Bedeutung ihrer Wirksamkeit für
DeutscUand überhaupt und die Gebiete, auf
welche sich ihre Herrschaft zunächst bezog, ins¬
besondere in Zusammenhang darlegenden Bear¬
beitung.
Indem der Verwaltungsrath
eine GescMelite des Jflngern Hauses der
Welfen yon 1055—1335 (Von dem ersten
Auftreten Welf IV. in Deutschland bis
zur Errichtung des Herzogthums Braun¬
schweig - Lfinehurg)
ausscbreibt, verlangt er sowohl eine ausführliche
aus den Quellen geschöpfte Lebensgeschichte der
einzelnen Mitglieder der Familie, namentlich der
Herzoge, als auch eine genaue Darstellung der
Verfassung und der sonstigen Zustände in den
Herzogthümem Baiern und Sachsen unter den¬
selben, eine möglichst vollständige Angabe der
Besitzungen des Hauses im südlichen wie im
nördlichen Deutschland und der Zeit , und Weise
ihrer Erwerbung, eine Entwickelung aller Ver¬
hältnisse, welche zur Vereinigung des zuletzt
zum Herzogthum erhobenen Welfischen Territo¬
riums in Niedersachsen geführt haben. Beizu¬
geben sind Regesten der erhaltenen Urkunden,
jedenfalls aller durch den Druck bekannt ge-
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145
machten, so viel es möglich auch solcher die
noch nicht veröffentlicht worden sind.
In Beziehung auf die Bewerbung um diese
Preise, die Ertheilung des dritten Preises und
die Rechte der Preisgewinnenden ist zugleich
Folgendes aus den Ordnungen der Stiftung hier
zu wiederholen.
1. lieber die zwei ersten Preise. Die
Arbeiten können in deutscher oder lateinischer
Sprache abgefasst sein.
Jeder dieser Preise beträgt 1000 Thaler in
Gold, und muss jedesmal ganz, oder kann gar
nicht zuerkannt werden.
3. lieber den dritten Preis. Für den
dritten Preis wird keine bestimmte Aufgabe
ausgeschrieben , sondern die Wahl des Stoffs
bleibt den Bewerbern nach Massgabe der fol¬
genden Bestimmungen überlassen.
Vorzugsweise verlangt der Stifter für densel¬
ben ein deutsch geschriebenes Geschichtsbuch,
für welches sorgfältige und geprüfte Zusammen¬
stellung der Thatsachen zur ersten, und Kunst
der Darstellung zur zweiten Hauptbedingung ge¬
macht wird. Es ist aber damit nicht bloss eine
gut geschriebene historische Abhandlung, sondern
ein umfassendes historisches Werk gemeint. Spe¬
ciallandesgeschichten sind nicht ausgeschlossen,
doch werden vorzugsweise nur diejenigen der
grossem (15) deutschen Staaten berücksichtigt.
Zur Erlangung dieses Preises sind die zu die¬
sem Zwecke handschriftlich eingeschickten Arbei¬
ten, und die von dem Einsendungstage des vori¬
gen Verwaltungszeitraums bis zu demselben Tage
des laufenden Zeitraums (dem 14. März des zehn¬
ten Jahres) gedruckt erschienenen Werke dieser
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146
Art gleichmässig berechtigt. Dabei findet indefir
sen der Unterschied statt, dass die ersteren^ so¬
fern sie in das Eigenthum der Stiftung übergehen,
den vollen Preis von 1000 Thalem in Golde,
die bereits gedruckten aber, welche Eigenthum
des Verfassers bleiben, oder über welche als öeiö
Eigenthum er bereits verfügt hat, die Hälfte des
Preises mit 500 Thalern Gold empfangen.
Wenn keine preiswürdigen Schriften der Ge¬
zeichneten Art vorhanden ßind, so darf der dritte
Preis angewendet werden, um die Verfasser sol¬
cher Schriften zu belohnen, welche durch Ent¬
deckung und zweckmässige Bearbeitung Unbe¬
kannter oder unbenutzte^ historischer Quellen,
Denkmäler und ürkundensatamlungen sich um
die deutsche Geschichte verdient gemäeht h^en.
Solchen Schrifteb darf aber Jiur die Hälfte des
Preises zuerkannt werden.
Es steht Jedem frei, für diesen zweiten Fall
Werke der bezeichneten Art audi handschrifüich
einzusenden. Mit' denselben sind aber ebenfalls
alle gleichartigen Werke, welche vor dem Einsen¬
dungstage des laufenden Zeitraums gedruckt er¬
schienen sind, für diesen Preis gleich berechtigt.
Wird ein handschriftKches Werk gekrönt, so er¬
hält dasselbe einen Preis von 500 Thalern in
Gold; gedruckt erschienenen Schriften können
nach dem Grade ihrer Bedeutung Preise von
2^50 Thlr. oder 500 Thlr. GoM zuerkannt werden.
Aus dem Vorstehenden ergiebt sich von selbst,
dass der dritte Preis auch Mehreren zuglei<h zu
Theil werden kann.
8. Rechte der Erben der gekrÖnteii
Schriftsteller, Sämmtiiehe Preise fallen^ wenn
die Verfasser der Preisschriften bereits gestorben
sein sollten , deren Erben zu. Der dritte Preis
kann auch gedruckten Sohrifteu zuerkannt wer-
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147
den, deren Verfasser schon gestorben sind, und
fällt alsdann den Erben derselben zu.
4. Vorm der Preisschriften und ihrer
Einsendung. Bei den handschriftlichen W erken,
welche sich um die beiden ersten Preise
bewerben, müssen all0 äusseren Zeichen vermieden
werden, an welchen die Verfasser erkannt werden
können. Wird ein Verfasser durch eigene Schuld
erkannt, so ist seine Schrift zur Preisbewerbung
nicht mehr zulässig. Daher wird ein Jeder, der
nicht gewiss sein kann , dass seine Handschrift
den Preisrichtern unbekannt ist, wohl thun, sein
Werk von fremder Hand abschreiben zu lassen.
Jede Schrift ist mit einem Sinnspruche zu ver¬
sehen, und es ist derselben ein versiegelter Zettel
beizulegen, auf dessen Außseriseite derselbe Sinn¬
spruch sich findet, während inwendig Name,
Stand und Wohnort des Verfassers angegeben
sind.
Die handschriftlichen Werke, welche sich um
den dritten Preis bewerben, können mit dem
Namen des Verfassers versehen, oder ohne den¬
selben eingesandt werden.
Alle diese Schriften müssen im Laufe des
neunten Jahres vor dem 14. März, mit welchem
das zehnte beginnt (also diesmal bis zum 14.
März 1875), dem Director zugesendet sein, wel¬
cher auf Verlangen an die Vermittler der üeber-
sendung Empfangsbescheinigungen auszustellen
hat.
5. Ueber Zuils^gkelt zur Preisbewer-
bung. Die Mitglieder der Königlichen Societät,
welche nicht zum Preisgerichte gehören, dürfen
sich, wie jeder Andere, um alle Preise bewerben.
Dagegen leisten die Mitglieder des Preisgerichts
aut jede Preisbewerbung Verzicht.
6. Verkftndlgiuig der Preise. An dem 14.
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148
März , mit welchem der neue Verwaltungszeit¬
raum beginnt , werden in einer Sitzung der So-
cietät die Berichte über die Preisarbeiten vor¬
getragen , die Zettel , welche zu den gekrönten
Schriften gehören, eröffnet , und die Namen der
Sieger verkündet , die übrigen Zettel aber ver¬
brannt. Jene Berichte werden in den Nachrich¬
ten über die Königliche Societät, dem Beiblatte
der Götting^nschen gelehrten Anzeigen, abge¬
druckt. Die Verfasser der gekrönten Schriften
oder deren Erben werden noch besonders durch
den Director von den ihnen zugefallenen Preisen
benachrichtigt, und können dieselben bei dem
letztem gegen Quittung sogleich in Empfang
nehmen.
7. Znrflckfordemng der nicht gekrSnten
Schriften, Die Verfasser der nicht gekrönten
Schriften können dieselben unter Angabe ihres
Sinnspruches und Einsendung des etwa erhalte¬
nen Empfangsscheines innerhalb eines halben
Jahres zurückfordern oder zurückfordern lassen.
Sofern sich innerhalb dieses halben Ju-hres kein
Anstand ergiebt, werden dieselben am 14. Octo-
ber von dem Director den zur Empfangnahme
bezeichneten Personen portofrei zugesendet. Nach
Ablauf dieser Frist ist das Recht zur Zurück¬
forderung erloschen.
8. Druck der Prcisschriftca. Die hand¬
schriftlichen Werke, welche den Preis erhalten
haben, gehen in das Eigenthum der Stiftung für
diejenige Zeit über, in welcher dasselbe den Ver¬
fassern und deren Erben gesetzlich zustehen
würde. Der Verwaltungsrath wird dieselben einem
Verleger gegen einen Ehrensold überlassen, oder
wenn sich ein solcher nicht findet , auf Kosten
der Stiftung drucken lassen, und in diesem letz¬
teren Falle den Vertrieb einer zuverlässigen und
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149
thätigen Buchhandlung übertragen. Die Aufsicht
über Verlag und Verkauf führt der Director.
Der Ertrag der ersten Auflage, welche aus¬
schliesslich der Freiexemplare höchstens 1000
Exemplare stark sein darf, fallt dem verfügbaren
Capitale zu, da der Verfasser den erhaltenen
Preis als sein Honorar zu betrachten hat. Wenn
indessen jener Ertrag ungewöhnlich gross ist,
d. h. wenn derselbe die Druckkosten um das
Doppelte übersteigt, so wird die Königliche So-
cietät auf den Vortrag des Verwaltungsrathes
erwägen, ob dem Verfasser nicht eine ausseror¬
dentliche Vergeltung zuzubilligen sei.
Findet die Königliche Societät fernere Aufla¬
gen erforderlich, so wird sie den Verfasser, oder
falls derselbe nicht mehr leben sollte, einen an¬
dern dazu geeigneten Gelehrten zur Bearbeitung
derselben veranlassen. Der reine Ertrag der
neuen Auflagen soll alsdann zu ausserordentli¬
chen Bewilligungen für den Verfasser, oder falls
derselbe verstorben ist, für dessen Erben, und
den neuen Bearbeiter nach einem von der Kö¬
niglichen Societät festzustellenden Verhältnisse
bestimmt werden.
9. Bemerkung auf dem Titel derselben.
Jede von der Stiftung gekrönte und herausgege¬
bene Schrift wird auf dem Titel die Bemerkung
haben :
von der Königlichen Societät der Wissen¬
schaften in Göttingen mit einem Wedekind-
chen Preise gekrönt und herausgegeben.
10. Freiexemplare. Von den Preisschrif¬
ten, welche die Stiftung herausgiebt, erhalten
die Verfasser je zehn Freiexemplare.
Göttingen, den 14. März 1868.
12
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150
Verzeichniss der bei der Königl. Gesell¬
schaft der Wissenschaften eingegangenen
Druckschriften.
Februar 1868.
ProcecdingB of the Royal Society of Edinburg. Session
1866-67. - 8.
Transactions of the Royal Society of Edinburgh. Vol;
XXI Y. Port III. For the Session 1866—67. - 4.
Berichte, über die Yerhandlungen der Königl- Sächsischen
Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig. Mathema¬
tisch-physische Classe. 1866. lY. Y. — 1867. I. II.
Leipzig 1867. 8.
P. H. Hansen, Tafeln der Egeria, mit Zugrundlegüng
der in den Abhandl. der K. Sachs. Gesellschaft der
Wissenschaften veröffentlichten Störungen dieses Pla¬
neten. Ebd. 1867. 8.
— von der Methode der kleinsten Quadrate im Allge¬
meinen und ihrer Anwendung auf die Geodäsie. Ebd.
1867. 8.
ForhandUuger i Yidenskabs-Selskabet i Ghristiania. Aaar
1865. 66. Christiania 1866. 67. 6.
Nyt Magazin for Naturvidcnskabexme. Udgives af den
physiographisque Forening i Christiania ved M. Sars
og Ph. Kjerulf. Femtende Rinds, forste u. andct
HeftJo. Ebd. 1866. 67. 8.
Norsko Rigsregistranter. 4 Rinds, 1 Hefte 1608— 1609;
..udgivet ved Otto Gr. Lundh. Ebd. 1867. 8i
Morkinskinna, Pergamentsboch fra forste Halvdel af det
trettende Aarlumdrede udgiven af C. R. ünger. Ebd.
1867. 8.
Beretuiug bm Redsfaengstets Yirksomhed i Aaret 1866.
Ebd. 1867. 8.
Hot KoiJgelige Norske Frederiks Universitets Aarsberet-
ning for Aaret 1866, roed Rilage. Ebd. 1867. 8.
Fortegnelsc over de Forelacsninger der skulle holdes red
det Kongelige Fröieriks üniversitet i dets hundrede
og uiende Halvoar fra Regyndelsen of August Maaned
1867. Ebd. 1867. 8.
— i dets hundrede og. ottende Halvoar fra Midten af
Januar Marned 1867. Ebd. 1867. 4.
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151
Etudes sur les affinitös cbimiques par C. M. Guldberg et
P. Waage. Ebd. 1867. 4.
Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, Organ des
Germaniseben Museums, Neue Folge. Vierzehnter
Jahrgang 1867. Nr. 1-12. Nürnberg 1867. 4. Mit
Beilage.
Jahresbericht des Germanischen Museums. XIIL Bericht.
Ebd. 1867.
XV, XVI und XVII. Jahresbericht der Naturhistorischen
Gesellschafk zu Hannover, von Michaelis 1864 bis da¬
hin 1867. Hannover 1866. 67. 4.
Das Staatsbudget und das Bedürfhiss für Kunst nnd
Wissenschaft im Königreich Hannover. Ebd. 1866. 4.
L. Mejer, die Veränderungen in dem Bestände der
Hannoverschen Flora seit 1780. Ebd. 1867. 8.
V. Hinüber, Verzeichniss der im SoUinge und Umge¬
gend wachsenden Gefasspflanzen. Iifit Nachtrag. 8.
Correspondenz-Blatt des zoologisch-mineralischen Vereins
in Eegensburg. 1867. 8.
Verzeichniss der Sammlungen des zoologisch*'mineralogi-
schen Vereins in Regensburg. Elbd. 1867. 8.
Nuova Antofogia di scienze, lottere ed erti. Anno terzo.
Vol. settimd. Fascicolo I. H. Firenze 1868. 8.
Monatsbericht der K. Pr. Akademie der Wissenschaften
zu Berlin. Nov. 1867. Berlin 1867. 8.
F. A. Schneider, fernere Nachrichten über die Fort¬
schritte der Astrometeorologie. (Dritte Fortsetzung).
Ebd. 1868. 8.
E. Lev in stein, Bericht über die Kranken -Anstalt:
Maison de Sante zu Neu-Schöneberg bei Berlin. Ebd.
1867. 8.
Aunales de l’Observatoire Royal de Bruxelles. (Bogen 1.)
II. Brunn, über die sogenannte Leukothea in der Glyp¬
tothek Sr. Majestät König Ludwigs I. München 1 867. 4.
Almanach der Kön. Bayer. Akademie der Wissenschaften
für das Jahr 1867. Ebd. 1867. 8.
Annalen der Kön. Sternwarte bei München. Bd. XV.
XVI. Ebd. 1867. 8.
Sitzungsberichte der K. Bayer. Akademie der Wissen¬
schaften zu München. 1867, II. Hft. II. III. Ebd.
1867. 8.
U. Gosche, wissensobafblicber Jahresbericht über die
morgenländischen Studien 1859 — 1861. Leipz. 1868. 8.
Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft.
Bd. XXL Ilft. IV. Ebd. 1867. 8.
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152
Archives Neerlanduises des Sciences exactes et naturelles ,
redigfees par C. H. v. Baumhauer. T. 11. Livr. 3. 4.
5. La Hage 1867. 8.
Det Kongelige Danske Videnskabemes Selskabs Schrifler.
Femte Baekke.
N a turvidenskabelig og Matbematisk Afdeling . Sjette Bind .
Ejoebenbavn 1867. 4.
H. L. D’Arrest, Siderum Nebulosorum Observationes
Hamicenses. Hamiae 1867. 4.
Oversigt over det Kongelige Danske Videnskabemes
Selskabs Forbandlinger og dets Medlemmers Arbeider
i Aaret 1866 u. 1867. Nr. 4. 5. Kjoebenbavn 1867. 8.
Memoires de la Societe des Sciences pbysiques et natu-
* Teiles de Bordeaux. T. V. 2e cabier. Paris et Bor¬
deaux. 8.
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Jabrg. 1867. Nr. 1—18. Wien. 8.
Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. Bd. XVII.
1867. Nr. 4. Oct.-Dec. Ebd. 8.
M. Hör ne 8, die fossilen Mollusken des Tertiaer-Beckens
von Wien. Bd. IL Nr. 7. 8. Herausg. v. der k. k.
geologischen Reichsanstalt. Ebd. 1867. 4.
Verhandlungen des naturforschenden Vereins in Brünn.
Bd. V. 1866. Brunn 1867. 8.
Abhandlungen der Eönigl. Akademie der Wissenschailen
zu Berlin. Aus dem Jahr 1866. Berlin 1867. 4.
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IVachriehten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen¬
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
Mai 6. M <7.
1868.
Königliche (lesellschaft der Wissenschaften.
Sitzung am 2. Mai.
Waitz, des Jordanus von Osnabrück Bach vom deut¬
schen Reich.
Eeferstein, Untersuchungen des Prof. Eowalevsky
über die Entwickelung der Coelenteraten.
Eohlrausch, Bericht über die Resultate der magneti¬
schen Beobachtungen im Observatorium zu Göttingen
• vom J. 1867.
Bödeker, über Dichlorphenol und Derivate.
Enneper, über ein geometrisches Theorem. — Bemer¬
kungen über den Durchschnitt zweier Flachen.
Wo hier, über das Verhalten einiger Metalle im elektri¬
schen Strom.
Jordanus von Osnabrück.
Von
0. Waitz.
Die Abhandlung über den fast ganz in Ver¬
gessenheit geratbenen Tractatus des Jordanus von
Osnabrück de praerogativa Bomani imperii beschäf¬
tigt sich zuerst mit dem Verfasser, dem Inhalt
und Charakter, den Quellen der Schrift, geht
etwas näher auf manche der Sagengeschichte an-
13
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154
gehörige Theile derselben ein, zeigt wie der Text
in sechs verschiedenen Recensionen erhalten ist,
beschreibt die c. 20 Handschriften, welche näher
untersucht wurden, und giebt eine neue Ausgabe
mit Hervorhebung aller Abweichungen, welche
die verschiedenen Recensionen bieten. Der Druck
wird in Bd. XIV der Abhandlungen erfolgen.
Untersuchungen über die Entwicklung
der Goelenteraten.
Vorläufige Mittheilung von Prof. A. Kowalevsky.
(Vorgelegt von Keferstein).
Messina im April 1868,
1. Entwickelung der Pelagia nocti-
luca. Nach der Furchung des Eies bildet sich
eine geräumige Furchungshöhle, von einer Reihe
von Zellen umgeben. An einem Rande, der somit
entstandenen Blase, bildet sich eine Einstülpung, •
deren innerer Rand bis zum Centrum der gan¬
zen Blase reicht. Die weitere Entwickelung be¬
steht im Wachsthum der blasenförmigen Larve,
wobei sie sich mit Flimmercilien bedeckt, zu
schwimmen anfängt und die Dotterhaut verlässt.
— Jetzt nimmt auch die Larve eine länglich
ovale Form an und wird dreimal so gross als
zur Zeit des Einstülpens ; der eingestülpte Theil
wächst bedeutend langsamer und bleibt deshalb
am unteren Ende der Larve in Form eines klei¬
nen, blinden Säckchens. Weiter beginnt die
Larve sich abzuflachen und wird aus der läng¬
lich ovalen Form zur flachen Scheibe ; es bilden
sich an ihrem unteren Rande anfangs vier, spä¬
ter acht Lappen, ganz in derselben Weise, wie
es Kroh h*) beschreibt Der eingestülpte Sack,
♦) MüUer’s Archiv 1856.-
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155
welcher zum Magen wird, giebt Ausstülpungen
in die wachsenden Lappen und somit entsteht
die ganze Verdauungshöhle mit ihren Canälen
als Einstülpung der primitiven, einzelligen Bla-
stoderm. — Diese Bildung der Verdauungshöhle
berechtigt uns dieselbe mit dem Darme anderer
Thiere zu vergleichen und den Raum, zwischen
den Darmwandungen und den äusseren Bede¬
ckungen der Pelagia, welcher sich aus der Fur¬
chungshöhle gebildet hat, als Leibeshöhle dieser
Meduse anzusehen.
2. Entwickelung der Campanularia
aus Eucope. Nach der Furchung des Eies
entsteht eine grosse Furchungshöhle, begrenzt
wie bei der Pelagia von einer Reihe von Zellen;
von diesen Zellen, theilen sich an ihrem inneren
Rande neue Zellen ab, das ganze Ei nimmt eine
ovale Form an, bedeckt sich mit Flimmercilien
und verlässt die Dotterhaut. Die abgelösten
Zellen sammeln sich am hinteren Ende der Fur¬
chungshöhle und füllen von da, immer weiter
wachsend die ganze Höhle aus. Die Larve be¬
steht nunmehr aus einer äusseren epitelialen
Schicht und einer Masse von Zellen, welche die
innere Höhle ausfüllen. — Nach einem Tage
bildet sich in der Mittelliniae der centralen Masse
eine Höhle, durch Auseinandertreten der Zellen;
die Larve befestigt sich dann und wird zur Cam¬
panularia, wie es schon Ge gen bau r gesehen
hat. Die durch Spaltung entstehende Höhle wird
zur Verdauungshöhle des Hydroids. Sie bildet
sich genau an derselben Stelle, wo früher die
Furchungshöhle lag, aber nicht unmittelbar aus
derselben, so dass es sdir schwer wird sie mor¬
phologisch zu deuten.
3. Entwickelung der Agalma rubrum Vogt.
Nach der vollständigen Furchung, welche schon
13*
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156
Gegenbaur beobachtet hat, bildet sich eine
mit Flimmercilien bedeckte Larve, deren Wandun¬
gen aus einer Reihe von Zellen bestehen während
der ganze innere Raum mit Nahrungsdotter er¬
füllt ist. — Die erste Veränderung, welche man
an der Larve beobachtet, ist die Verdickung des
oberen Endes und das Auftreten von rothem Pig¬
ment in demselben; weiter flacht sich das untere
Ende etwas ab es und beginnt die Bildung des
zweiten Blattes, welches durch Spaltung aus dem
äusseren Blatte entsteht. Zu gleicher Zeit be¬
obachtet man am unteren, abgeflachten Pole der
Larve eine aus beiden Blättern bestehende Ein¬
stülpung, welche die Höhle des Magens oder des
sogenannten ernährenden Polyps bildet.' — Nach
der Bildung dieser Einstülpung zieht sich die
Larve bedeutend in die Länge, wobei man die
Bildung der Luftblase und der Fangfäden beob¬
achtet. Das Lumen oder die Höhle der Luft¬
blase ist eine abgeschnürte Partie derjenigen
Höhle in welcher sich der Nahrungsdotter befin¬
det. Die erste Bildung dieser Abschnürung be¬
ginnt als eine Verdickung des unteren Blattes
in der Gegend des vorderen Larvenpoles. In
einer gewissen Entfernung vom oberen Pole,
geht die Verdickung des unteren Blattes so schnell
vor sich, dass sich ein Theil der allgemeinen
Höhle, welcher von oben vom verdickten unterem
Blatte umgeben war abschnürt. Die Dotterkör¬
ner, welche noch in dieser abgeschnürten Höhle
bleiben, lösen sich bald vollständig auf. — Der
Fangfaden bildet sich anfangs als ein kleiner
Höcker , ungefähr in der Mitte der Larve und
besteht aus einer Ausstülpung der beiden Blät¬
ter. Bald treibt der Höcker fingerartige Aus¬
wüchse, welche alle zu selbständigen Fangfäden
sich entwickeln. Mit der Entwickelung der Fang-
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157
fäden und Luftblase hält gleichen Schritt auch
die Bildung der allgemeinen Höhle. Der Nah¬
rungsdotter zerfällt in immer kleinere und klei¬
nere Ballen, welche von den sich auf den Zellen
des unteren Blattes bildenden Cilien umhergejagt
werden bis zur Auflösung. — In diesem Stadium
starben meine Larven ab, weshalb ich auch die
weiteren Veränderungen nicht verfolgen konnte.
4. Entwickelung der Actinia (sp.?)
Die jüngste von mir beobachtete Larve stellte
eine länglich ovale Blase dar, deren Wandungen
aus einer Reihe von Zellen bestanden. Der ganze
Körper war von Flimmern bedeckt. Im unmit¬
telbar folgenden Stadium beobachtet man eine
laterale Einstülpung einer ganzen Hälfte der
Blase, so dass man die Form eines Kahnes er¬
hielt. Die weiteren Veränderungen bestanden in
Zusammentreten der Ränder der eingestülpten
Höhle bis zu einer kleinen Oeffnung. Die Larve
in dieser Form entspricht ganz der Larve vieler
anderer, von mir beschriebenen Thiere (z. B.
Amphioxus, Phoronis, Sagitta u. s. w.), so dass
über die Deutung der Höhlen kein Zweifel blei¬
ben kann. Den eingestülpten Theil muss man
mit dem Darme anderer Thiere paralleüsiren
und die Spalte zwischen den beiden Blättern mit
der Leibeshöhle. — Weiter bilden sich zwei
Scheidewände, welche die Nahrungshöhle in zwei
Kammern scheiden ; sie entstehen als Falten der
Darmwandungen. Auf diesen zwei ersten Schei¬
dewänden bilden sich die ersten Mesenterialfäden,
als Umbiegungen des vorderen Faltenrandes. Die
beiden Kammern, werden weiter jede durch drei
Scheidewände in vier Kammern abgetheilt, so
so dass nunmehr acht Kammern vorhanden sind.
Zu gleicher Zeit beginnt die Auswachsung der
Fühler und die Einbiegung der beiden Butter,
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158
welche den sogenannten Magen der Actinien dar¬
stellen. — Meine Untersuchungen stimmen somit
fast ganz vollständig mit den Angaben von Co-
bold über die Entwickelung der Aetinien über¬
ein, nur ist es mir gelungen auch die Furchungs-
höUe zu finden und somit die morphologische
Bedeutung wie der allgemeinen Höhle der Acti¬
nien, so auch des Spaltes zwischen den beiden
Blättern zu bestimmen. ~
5. Zur Ent Wickelungsgeschichte der
Ctenophoren. Bei Wiederaufnahme der Un¬
tersuchungen über die Entwickelung der Cteno¬
phoren, hat es sich erwiesen, dass in meinen
früheren Studien über diesen Gegenstand, einige
bedeutende Lücken geblieben sind. Nach meinen
neuen Beobachtungen geht die Sache folgender-
maassen vor sich. — Nachdem das Blastoderm
sich gebildet hat d. h. nachdem dasselbe den
Nahrungsdotter vollständig umwachsen hat, stellt
der Embryo die Form einer flachen Scheibe dar;
nun fangen die Ränder dieser Scheibe an sich auf¬
zuheben und damit parallel geht die Einbiegung
des centralen Theiles. Die sich immer weiter
erhebenden Ränder treten endlich zusammen und
es entsteht somit eine geräumige, centrale, von
Zellen ausgekleidete Höhle, welche von Aussen
vom Nahrungsdotter umgeben ist. Aus dieser
Höhle bildet sich der Trichter und als seine Aus¬
stülpungen die sogenannten gastrovasculären Ca¬
näle. Die Bildung des Magens geht als einfache
Einwachsung der Ränder, welche den primitiven
Spalt umgeben vor sich. Also auch bei den Cte¬
nophoren bildet sich das ganze Verdauungssystem
als Einstülpung des Blastoderms. Der Raum,
welcher vom Nahrungsdotter eingenommen ist,
und an dessen Stelle später das s. g. Secretge-
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159
webe sich bildet, ist meiner Meinung nach, mor¬
phologisch als Leibeshöhle zu deuten. —
Resultate aus den magnetischen Beob¬
achtungen im Observatorium zu Göt¬
tingen vom Jahre 1867.
Von
F. Eohlrausch.
Nach Elimination der unregelmässigen, sowie
der von der Tageszeit abhängigen Variationen
hat sich im Mittel ergeben:
Ort.
Zeit.
Westliche
Declination
1
Inclination.
Horizon¬
tale In¬
tensität.
Göttingen
51« sr 40"
®ördl. Breite
Juli 9.
14®5r49''
66»47'26"
1,84222
9o56'34" östl.
V. Greenwich.
1867.
Hieraus ergiebt sich, mit Zuziehung früherer
Beobachtungen für die säcularen Variationen:
Ort.
Zeit.
Westliche !
Declina- ; Inclination.
tion. I
Horizontale In¬
tensität.
51^3r49"
nördl. Br.
9« 56' 34"
östL von
Greenw.
1867,521
+ t
14®5r49"
— 530",6.t
3"209.t*
66®47'26'
— 109", O.t
+0",805 . t*
1,84222
+0, 003422. t
+0,0000349.t2
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160
Das magnetische Observatorium in Göttingen
ist von Gauss im Jahre 1833, zur Bestimmung
der Intensität des Erdmagnetismus nach absolu¬
tem Maasse, gegründet, und es sind solche Mes¬
sungen von ihm selbst und später von Gold¬
schmidt mehrfach ausgeführt worden. Ausser¬
dem sind in demselben Observatorium und mit
denselben Instrumenten zwanzig Jahre lang De-
clinationsbestimmungen gemacht und an regel¬
mässigen Terminen die Declinationsvariationen
beobachtet worden. Die Inclination wurde von
Gauss mit einem Robinson’schen Inclinatorium
an einem Platze Sjusserhalb des Observatoriums
bestimmt ; zur Beobachtung der Intensitätsvaria¬
tionen diente ein Bifilarmagnetometer in der
Sternwarte.
Nachdem diejenigen Zwecke, welche Gauss
bei der Gründung des Observatoriums und wäh¬
rend seiner Beschäftigung mit magnetischen und
galvanischen Untersuchungen besonders im Auge
hatte , erreicht waren , wurde nach seinem
Tode beschlossen, das von ihm gegründete In¬
stitut auch ferner zu erhalten und für die Wis¬
senschaft nutzbar zu machen. Als Hauptzweck
musste dabei die voll st ändigeB es timmung
der Elemente des Erdmagnetismus für
Göttingen in angemessenen Zwischen¬
zeiten festgehalten werden, wobei es weniger
auf häufige Wiederholung dieser Bestimmungen
ankam , ^s vielmehr auf genaue Ausführung in
solcher Weise, dass das Resultat von den unre¬
gelmässigen, sowie den von der Tageszeit abhän¬
gigen Variationen als unabhängig betrachtet wer¬
den konnte.
Um die Erreichung dieses beschränkteren
Zweckes für längere Dauer zu sichern, bedurfte
es einiger Ergänzungen und festerer Einricbtun-
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161
gen, durch welche die genaue Wiederholung der¬
selben Bestimmungen nach längeren Zwischen¬
zeiten befördert und erleichtert würde. Hierzu
ist erstens im Jahre 1861 das Gebäude selbst
erweitert, zweitens in dem neu hinzugekom-
menen Baume ein erdmagnetischer Inductor zu
feinerer Messung der Inclination (siehe Abhandl.
1853. ßd. 5) aufgestellt worden; drittens er¬
hielt das Ma^etometer zur Bestimmung der ab¬
soluten Declination einen die Beobachtung er¬
leichternden Collimator, und einen eigenen fei¬
neren Messapparat für die räumlichen Abmes¬
sungen bei Bestimmung der absoluten Intensität.
Viertens endlich wurde den beiden Hülfsmag-
netometern, weil sie sich nicht in einem und
demselben Raume wie die Messungsinstrumente
befinden dürfen, eine bleibende Stellung in der
benachbarten Sternwarte gegeben. Zu den Va-
riations- und den correspondirenden Beobachtun¬
gen behufs der Reduction auf gleiche Zeit ist
nämlich daselbst für die Declination ein ünifilar-
magnetometer im östlichen Zimmer aufgehängt
worden und im westlichen Zimmer ein Bifilar-
magnetometer mit Hülfsnadel für die Intensitäts¬
variationen des Erdmagnetismus und des Stab¬
magnetismus (siehe Abhandl. 1855 Bd. 6).
Die neuen Instrumente wurden nach Herrn
Hofrath Weber’s Vorschriften von Herrn Inspec¬
tor Dr. Meyerstein ausgeführt.
Leider hat die Feuchtigkeit des Bodens, ge¬
gen welche das Innere des Observatoriums bis¬
her noch nicht genügend geschützt ist, eine zeit¬
weilige Entfernung der darin neu aufgestellten
Instrumente nöthig gemacht, und ohne Zweifel
wird auf die Dauer die Erreichung des Zwe¬
ckes für das ganze Institut wesentlich von der
Beseitigung jenes baulichen Uebelstandes ab-
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162
hängen. Abgesehen übrigens von den hieraus
entspringenden Gefahren künftiger Störungen ist
durch die neulichen Beobachtungen, deren Re¬
sultat oben mitgetheilt ist, der Beweis geliefert
worden, dass der Hauptzweck, in Beziehung auf
möglichste Vollständigkeit und Feinheit der Mes¬
sungen durch die neuen Einrichtungen als er¬
reicht betrachtet werden kann.
lieber eine noch beabsichtigte Erweiterung
des jetzt auf erdmagnetische Maassbe-
stimmungen beschränkten Instituts auf gal¬
vanische Maass bestimmungen wird hof¬
fentlich im nächsten Berichte weitere Mitthei¬
lung gemacht werden können.
Bezüglich der im Jahre 1867 gemachten Be¬
stimmungen ist noch Folgendes hinzuzufügen:
Die ]^ttelwerthe sind erhalten aus achttägi¬
gen Beobachtungen aller dreier Elemente, um
6V2 Uhr Morgens, 2V2 Uhr Mittags und 10 V2
Uhr Abends, unter thätiger Betheiligung der Mit¬
glieder des mathematisch physikalischen Semi-
nares, HH. Eggers, Nippoldt, Sleumer und Voss.
Für die Declination ergiebt sich aus Goldschmidt’s
Rechnung über deren mittleren täglichen Gang,
dass durchschnittlich das Mittel aus den Beobach¬
tungen zu den angegebenen drei Tageszeiten dem
Tagesmittel ziemlich genau entspricht. Für In-
clination und Intensität fehlen bisher noch sol¬
che Anhaltspuncte.
Die absoluten Bestimmungen , vor dem An¬
fang und nach dem Schluss dieser Terminbeob¬
achtungen ausgeführt, zeigten, auf denselben Stand
der Variationsinstrumente reducirt, eine sehr
gute üebereinstimmung und liefern hiermit, bei
der zwischenliegenden Frist von etwa 14 Tagen
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163
ein wichtiges Zeugniss für die Genauigkeit und
das exacte Ineinandergreifen der Instrumente
und Messungsmethoden.
Als Grundmaasse für Längen- und Zeit-Be¬
stimmungen dienten ein dem physikalischen In¬
stitut gehöriger Meterstab von Oertling und ein
Chronometer der Sternwarte, dessen Gang von
den Herren Börgen und Copeland untersucht
worden war. Für die Beobachtungen der abso¬
luten Declination wurde eine von den Herren
Professor Klinkerfues und H. Weber gemachte
Bestimmung des AzimuPs der Albanithurmspitze
zu Grunde gelegt.
Die Details der Beobachtungen und einige
neben dem Hauptzweck erhaltene Resultate, mü¬
ssen einer ausführlicheren Mittheilung Vorbehal¬
ten bleiben.
Königliche VniTersitöt«
Mittheilungen aus dem pathologisch-ähatomischen
Institut.
Die Membrana fenestrata der Retina.
Von
W. Krause.
Die Bedeutung der Opticus-Ellipsoide, welche
in den Zapfen und Stäbchen verkommen , kann
nicht erörtert werden, ohne die Vorfrage zu
beantworten , ob die Stäbchen und Zapfen in
anatomischem Zusammenhang mit den Fasern
des N. opticus stehen. Nun sind zwar die Stäb¬
chen von Manchen schon von ihrer Wieder-Ent-
deckung an (bekanntlich hatte Leeuwenhoeck sie
beim Frosch beschrieben) für die Endorgane
des N. opticus angesehen worden. Seit den
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164
neueren Arbeiten vollends zweifelte Niemand
mehr an der nervösen Natur der Stäbchen und
Zapfen, obgleich Fortsetzungen von den kegel¬
förmigen Anschwellungen, mit welchen die von
den Zapfen ausgehenden Fasern aufhören und
von den kolbenförmigen Verdickungen, in wel¬
chen die von den Stäbchen kommenden, unter
bestimmten Umständen varicösen Fasern zu en¬
digen schienen, durch die Zwischenkörnerschichte
hindurch nicht nachgewiesen worden waren.
Es lässt sich jedoch der Beweis führen, dass
Stäbchen und Zapfen nicht die Endorgane des
N. opticus sein können.
1) Die Stäbchen- und Zapfenfasern, letztere
vermittelst ihrer kegelförmigen Endanschwellun¬
gen hängen ausschliesslich zusammen mit grossen,
multipolaren, platten Zellen, welche zwischen der
inneren und äusseren Körnerschicht eine
brana fenestrata bilden. Dieselben Zellen dienen
zum Ansatz , resp. bilden die äussere Endigung
der radialen Stützfasern, welche mit ihren in¬
neren Enden an die Membrana limitans interna
sich ansetzen; die Zellen sind gegen Essigsäure
und Alkalien resistent und unzweifelhaft binde¬
gewebiger Natur. Die Erkenntniss des Zusam¬
menhanges der Zellen der Membrana fenestrata
nach innen und nach aussen hin bildet ein ent¬
scheidendes Moment für die Auffassung des
Bau’s der Retina überhaupt.
Aus dem Vorhandensein dieser Membran er¬
klärt sich sehr einfach die bekannte Spaltbarkeit
der Retina an der betreffenden Stelle, wodurch
sie in ein äusseres und ein inneres Blatt zer¬
fällt. Die Membrana fenestrata kommt bei
Säugern (Mensch, Affe, Kaninchen), bei Vögeln
(Falko buteo, Huhn), bei Amphibien (Frosch)
vor ; von Fischen ist sie seit langer Zeit bekannt '
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165
und auch sonst sind schon Andeutungen beob¬
achtet. Sie ist beim Menschen in der Macula
lutea und an den Ora serrata ebenfalls vorhan¬
den; ihre Zellen haben ca. 0,012, ihre Lücken,
in welche besondere rundliche Körper hinein¬
ragen, 0,0038 — 0,0057 Mm. Durchmesser.
Eine granulirte Zwischenkömerschicht in dem
bisher angenommenen Sinne existirt also nicht,
und es ist eine solche durch die Querschnitte
platter anatomosirender Zellen und die bei
schwächeren Vergrösserungen punktförmig er¬
scheinenden Ansätze der Stäbchenfasern vorge¬
täuscht worden.
2) Durchschneidet man beim Kaninchen den
N. opticus in der Augenhöhle, so wird die Pu¬
pille erweitert und unbeweglich; die Circulation
in der Retina aber bleibt ungestört,, falls keine
Nebenverletzungen angerichtet wurden. Tödtet
man das Thier nach mehreren Wochen, so fin¬
det man alle Theile des Auges unverändert und
ebenso die meisten Schichten der Retina. Die
Aussen- und Innenglieder der Stäbchen und
Zapfen, die äusseren Körner mit ihren charakte¬
ristischen Querstreifen, die Radialfasern u. s. w.
bleiben sämmtlich vollständig normal, während
die Nervenfasern fettig entarten. Letzteres zeigt
sich an dem peripherischen Stumpf des N. op¬
ticus, an den Bündeln doppeltcontourirter Fa¬
sern desselben in der Retina, aber auch an den
einfach contourirten Fortsetzungen der letzteren,
welche zum grösseren Theile die Nervenfaser¬
schicht in der Retina des Kaninchens aus¬
machen.
Es war von vornherein einleuchtend, dass
die Functionen der Opticus - Ellipsoide wie die
der zuerst genannten Abschnitte der Retina nur
durch das Experiment ermittelt, resp. die An-
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166
sichten darüber dem Bereich der subjectiven
Meinungen entzogen werden könnten. Das Ex¬
periment hat nun gelehrt, dass die Stäbchen-
Schicht nach Resection des N. opticus unverän¬
dert bleibt, mithin nicht als nervös anzusehen
ist. Zu den in Nr. 1 erörterten anatomischen
Thatsache/i treten also auch physiologische,
in bemerkenswerther Weise übereinstimmende
Gründe hinzu. Für die Erkennung der Opticus-
Ellipsoide ist aber die Retina des Kaninchens
nicht geeignet, und es war daher gerathen, sich
an die Vögel zu wenden. In derselben Weise
beim Huhn angestellte Experimente zeigten so¬
fort, dass auch die Zapfen- und Stäbchen -El-
lipsoide, sowie die blassen Axenfaserh der In¬
nenglieder nach Resection des N. opticus un¬
verändert bleiben, mithin nicht ipehr für Ner-
ven-Endorgane gehalten werden können.
Gegen dieses unerwartete und den über die
Stäbchenschicht allgemein verbreiteten Anschau¬
ungen widersprechende Resultat könnte noch
der naheliegende Einwurf erhoben werden,, ob
nicht die Ganglienzellen der Retina, die doch
der fortdauernden Blutcirculation sich erfreuen,
eine Ernährungsstörung in den äusseren Schich¬
ten der Retina verhinderten. Aber es ist leicht
diesen Einwand zu widerlegen; denn die Gang¬
lienzellen degeneriren ebenfalls. Sie vermögen
es nicht, sich selbst gegen fettige Entartung zu
schützen; wie sollten sie andere Schichten der
Retina davor bewahren können ?
Diese Veränderung der Ganglienzellen ist ein
sehr wesentlicher Punkt, ohne dessen Berücksich¬
tigung keine bindenden Schlüsse aus den Resec-
tionen des Sehnerven gezogen werden konnten.
3) Die Stäbchenkömer besitzen eine Querstrei¬
fung, welche durch ihre, Zusammensetzung aus
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167
verschieden stark lichtbrechenden Substanzen zu
Stande kommt. Dieselbe nur feinere Querstrei¬
fung zeigen die Zapfenkömer beim Falken und
Affen. Die schwächer- lichtbrechenden Schich¬
ten stellen biconcave Scheiben dar. Diese Zu¬
sammensetzung erinnert frappant an ein dioptri-
sches System , speciell an ein achromatisches
Objectiv. Analog erscheinen in den Stäbchen
resp. Zapfen die früher erörterten Ellipsoide
derselben.
4) Bei Vögeln und Amphibien , welche Oel-
tröpfchen in den Zapfen besitzen, wird an der
betreffenden Stelle die ganze Dicke des Zapfens
von dem Oeltröpfchen ausgefüllt. Durch eine
Fettkugel kann nach allen unseren Kenntnissen
kein Nervenprocess geleitet werden; wohl aber
können Aetherwellen dieselbe passiren.
5) Die aus physiologischen Thatsachen her¬
genommenen Beweisgründe für die Licht -Per-
ception vermittelst der Stäbchenschicht sind we¬
sentlich auf die bekannte Parallaxe der Aderfi¬
gur zurückzuführen. Man hat dabei übersehen,
dass dieselbe Parallaxe resultiren muss, wenn
die vollkommen homogenen Aussenglieder
der Stäbchen und Zapfen katoptrisch wirken,
und die bisher noch unbekannten Elemente,
welche die Licht - Empfindung vermitteln, nach
innen von der Stäbchenschicht liegen. Es ist die
Alternative gegeben: entweder sind die Stäb¬
chen resp. Zapfen selbst die Apparate, welche
die Licht - Empfindung vermitteln, oder diese
letzteren werden nur durch aus der Stäbchen¬
schicht refiectirtes Licht angeregt. Da die
erste Alternative nach dem bisher Erörterten
nicht mehr zulässig ist, so verwandelt sich die
erwähnte Parallaxe in einen interessanten Be¬
weis dafür, dass nur von der Choroidea her
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168
reflectirtes Licht zur Perception gelangt, wodurch
zugleich, wie man weiss, eine Analogie mit Ein¬
richtungen in den Augen der Wirbellosen her¬
gestellt ist.
Nach Allem also — und die Gründe häufen
sich von den verschiedensten Seiten — stellen
Stäbchen und Zapfen, Stäbchen - und Zapfen-El-
lipsoide, Stäbchen - und Zapfenkörner mit dem
Pigment der Choroidea resp. dem Tapetum ei¬
nen hatoptrisch’-dioptrischen Apparat dar. Der¬
selbe wird fixirt oder in seiner Lage erhalten
durch die Radialfasern, welche sammt den Stäb¬
chen- und Zapfenfasem, sowie den Membranae li-
mitantes externa und interna und der Membrana
fenestrata den bindegewebigen Stützapparat der
Retina bilden.
Man muss folglich dreierlei in der Retina un¬
terscheiden: einen katoptrisch- dioptrischen Ap¬
parat, einen bindegewebigen Stütz - Apparat und
die nervösen Elemente. Zu den letzteren gehö¬
ren Nervenfasern, Ganglienzellen und innere Kör¬
ner resp. ein Theil der letzteren.
Weitere Mittheilungen, die nächstens im Ar¬
chiv für Anatomie und Physiologie erscheinen
sollen, werden Vorbehalten.
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lVa4;hriehten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen¬
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
Mai 13. JV& 8.
1868.
KSugliehe Gesellschaft der Wisseasehaftea.
üeber das Verhaltea einiger Metalle im
elektrischen Strom.
Von
F. Wöhler.
Die in Nr. 5 S. 139 mitgetheilte Bildungsweise
des Silbersuperoxyds gab Veranlassung, das Ver¬
halten noch einiger anderer Metalle unter ähn¬
lichen Umständen zu untersuchen.
Palladium, als positiver Leiter von zwei
Bunsen’schen Elementen in Wasser , das mit
Schwefelsäure leitend gemacht ist, läuft sogleich,
wie beim Erhitzen, mit wechselnden bunten Stahl¬
farben an. Nach einigen Stunden wird die Ober¬
fläche fast schwarz. Diese Substanz ist ohne
Zweifel das in der Zusammensetzung den Super¬
oxyden ähnliche Oxyd = PdO*. Mit Salzsäure
entwickelt es Chlor, in Oxalsäure löst es sich
unter Kohlensäure -Entwickelung zu Oxydulsalz
auf. Leichter als in schwefelsäurehaltigem Was¬
ser scheint es in einer Lösung von zweifach¬
chromsaurem Kali zu entstehen. An dem nega¬
tiven Pol wird gleichzeitig eine kleine Menge fast
schwarzes, amorphes Metall reducirt.
14
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170
Auf Blei bildet sich unter denselben Um¬
ständen sogleich braunes Superoxyd, auf Thal¬
lium schwarzes Oxyd.
Osmium, in seiner gewöhnlichen undichten
porösen Form, bildet sogleich Osmiumsäure, OsO^.
Wendet man statt der verdünnten Säure Natron¬
lauge an, so färbt sich diese durch Aufnahme
von Osmiumsäure in kurzer Zeit tief gelb, wäh¬
rend sich auf dem negativen Leiter eine dünne
Lage von Metall absetzt. Diese Lösung wird
durch Salpetersäure nicht gefällt, sondern nur
entfärbt unter Freiwerden von Osmiumsäure.
Ruthenium, in Pulverform , verhält sich eben
so. Die entstehende tief orangegelbe Lösung im
Alkali wird durch Salpetersäure schwarz gefällt
und nimmt dann den Geruch von Ruthensäure an.
Osmium-Iridium, natürliches, diese sonst
so schwer zersetzbare Verbindung, unter Natron¬
lauge durch einen Platindraht mit dem positiven
Pol in Verbindung gebracht, fängt sogleich an
zersetzt zu werden und das Alkali gelb zu fär¬
ben. Bei Anwendung des aus sehr feinen Blätt¬
chen bestehenden Minerals, wenn man davon un¬
gefähr 50 Gramm auf ein Mal nimmt, geht die
Zersetzung so rasch vor sich, dass man vermit¬
telst des Stroms von zwei Elementen in kurzer
Zeit eine tief orangegelbe Lösung von osmium-
imd ruthehsaurem Natron erhält. Auch hier
schwärzt sich allmälig der negative Pol durch
reducirtes Metall.
Durch Salpetersäure wird diese Lösung schwarz
gefällt, zum Beweise, dass sie auch Ruthensäure
enthält.
Behandelt man nach dem Abwaschen das übrig
bleibende Osmium-Iridium mit Königswasser, so
erhält man eine grüne Lösung, die beim Erhitzen
rothgelb wird und aus der dann Salmiak schwar-
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171
zes Iridiumdoppelsalz fallt, in der Quantität un¬
gefähr entsprechend dem zuvor aufgelösten Os¬
mium und Iridium.
üeber Dichlorphenol, Nitrodichlorphe-
nol und Amidodichlorphenol
von Ferdinand Fischer.
Vorgelegt von C. Boedeker.
1. Dichlorphenol, C®H®C1^0H.
Durch Einleiten von getrocknetem Chlor in
Phenol, wiederholte fractionirte Destillation und
ümkrystallisiren aus Benzol erhält man das Di¬
chlorphenol in seinen mehrere Zoll langen sechs¬
seitigen farblosen Nadeln, die — getrocknet und
in etwas grösserer Menge betrachtet, — blassröth-
lich erscheinen. Bisher wurde diese Verbindung
als ein Oel beschrieben, über dessen Siedepunkt
keine übereinstimmenden Angaben vorliegen.
Die Krystalle schmelzen zwischen 42 und 43® ;
es siedet bei 209®, also ganz auffallender Weise
bei etwa 9® niedrigerer Temperatur als das Mo¬
nochlorphenol, welches bei 218® sieden soll. Trotz
wiederholter Rectification behielt aber das Di¬
chlorphenol seinen Siedepunkt bei 209®; während
ein bei 218® siedender Theil des ursprünglichen
Gemisches der chlorirten Phenole auch den für
Monochlorphenol passenden Chlorgehalt zeigte.
Es ist demnach wohl zu erwarten, dass noch ein
anderes Dichlorphenol existirt, welches den zu
erwartenden höheren Siedepunkt besitzt.
Die Krystalle des Dichlorphenol lösen sich in
Wasser fast gar nicht, aber sehr leicht inAlko-
14*
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172
hol, Aether, auch in warmem Benzol. Ihr Ge¬
ruch ist durchdringend unangenehm, sehr lange
haftend. Mit Wasserdämpfen ist' es flüchtig.
Beim Kochen mit Wasser treibt es aus kohlen¬
sauren Alkalien und alkalischen Erden die Koh¬
lensäure aus; in der Kälte treibt aber Kohlen¬
säure aus diesen Lösungen wieder das Dichlor-
phenol aus.
Das Ammoniumsalz C^H^Cl^ONH^ kry-
stallisirt aus der heissen Lösung des Dichlorphe-
nol in concentrirtem Ammoniak in langen farb¬
losen glänzenden Nadeln, aus verdünnten Lösun¬
gen in scheinbar rhombischen Täfelchen. Es
verliert an der Luft Ammoniak und färbt sich
leicht röthlich.
Das Kaliumsalz bildet feine farblose rhom¬
bische Tafeln, die am Lichte, namentlich feucht,
rasch grauviolett werden; leicht löslich in Was¬
ser, wie in Alkohol; schon bei 70® dunstet dar¬
aus sehr merklich die freie Säure ab.
Das Silbersalz fällt als gelblicher amor¬
pher, auch im Dunkeln sich rasch schwärzender
Niederschlag.
Das Blei salz aus der Lösung des Ammo¬
niumsalzes durch Bleizucker gefällt, weiss, amorph,
ist nach dem gefundenen Bleigehalte vermuthlich
die basische Verbindung C®H®CPOPbOH *).
Der Aethylaether, C^H^CPOC^H^ , bildet
sich beim Kochen des Kaliumsalzes mit Jodae-
thyl; durch Fällen mit Wasser und Rectificiren,
erhält man es als ein bei 226 — 227® siedendes,
farbloses Oel, in Wasser fast unlöslich; mit Al¬
kohol, wie Aether, in jedem Verhältniss löslich.
Die obigen Formeln des Dichlorphenols und
des Ammoniumsalzes wurden durch Analysen ge¬
nau bestätigt.
♦) Pb = 207.
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173
2. Nitrodichlorphenol C6H2CP{N02)0H.
Um zu sehen, ob das aus dem krystallisirten
Dichlorphenol erhaltene Nitrodichlorphenol ande¬
res Verhalten zeigen würde, als das von Laurent
aus der flüssigen Verbindung erhaltene , wurde
das erste in rauchende Salpetersäure eingetragen,
mit Wasser gefallt und aus Alkohol krystallisirt.
Die schön gelben Krystallblättchen schmelzen bei
121 — 122®; in Wasser ist es nur sehr wenig,
aber mit intensiv gelber Farbe löslich; sublimirt
schon bei 100® langsam; rasch erhitzt verpuflft es.
Das Ammoniumsalz, C^H^CPNO^ONHS kry¬
stallisirt in tief orangerothen glänzenden 6-seiti¬
gen Nadeln; sublimirbar; eine Spur seines Stau¬
bes erregt heftiges Niesen.
Das Natrium salz bildet orangerothe war¬
zenförmig gruppirte Nadeln.
Das Kaliunlsalz krystallisirt in langen
glänzenden Nadeln fast von der Farbe der Chrom¬
säure.
Das Silbersalz krystallisirt aus der Lösung
in vielem kochenden Wasser in sehr dunkelro-
then Nadelbüscheln.
Die Salze mit Magnesium und Barium
bilden schön seidenglänzende orangegelbe, in
Wasser schwer lösliche Nadeln.
Das Bleisalz durch Bleizucker gefällt, als
orangefarbiger Niederschlag, ist nach der Blei¬
bestimmung ein basisches Salz, C®H^CP{N0^)0
PbOH.
Der Aethylaether Cm^C\\m^)OCm^
wird durch Einträgen von Dichlorphenol-Aethyl-
aether in rauchende Salpetersäure, Fällen mit
Wasser, ümkrystallisiren aus absolutem Alkohol,
in grossen zollangen abgeplatteten, fast farblo¬
sen Prismen mit einem schwachen Stich ins Hell-
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174
gelbe erhalten, die bei 29® schmelzen. Das reine
Nitrodichlorphenol , das Ammoniumsalz und der
A'ethylaether desselben wurden analysirt und ga¬
ben den obigen Formeln völlig entsprechende
Zahlen.
Das hier erhaltene Nitrodichlorphenol scheint
also mit dem von Laurent erhaltenen identisch;
zur weiteren Prüfung wurde noch die folgende
Verbindung dargestellt; worüber nur vorläufig
Folgendes:
3. Amidodichlorphenol C®H*CP(NH*iOH.
Durch Digestion von Nitrodichlorphenol mit
Zinn und Salzsäure erhält man ein ?frisch dar¬
gestellt), farbloses Zinndoppelsalz, welches, nach
Abscheidung des Zinn mit Schwefelwasserstoff,
salzsaures Amidodichlorphenol, C^H^CPNH^OH,
HCl, in farblosen, am Lichte leicht sich röthen-
den Blättchen liefert, die in Wasser, wie in Al¬
kohol leicht löslich sind.
Das daraus abgeschiedene Amidodichlorphe¬
nol bildet seidenglänzende, weisse Kryställchen,
die sich — namentlich feucht, — sehr leicht
^ersetzen.
lieber ein geometrisches Theorem
von
A. Enneper.
Im Folgenden ist die Erweiterung eines Theo¬
rems entboten, welches lautet:
Eine Rotationsfläche werde von einem Puncte
aus oder von parallelen Strahlen beleuchtet, der
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175
Schatten, welchen die Fläche auf eine Ebene E,
senkrecht zur ßotationsaxe, wirft, ist durch eine
Curve C begrenzt. Nimmt man die Trennungs¬
linie von Licht und Schatten auf der Rotations¬
fläche und ihre Axe zu Directricen einer Conoid-
fläche, so wirft dieselbe bei gleicher Beleuchtung
wie die erste Fläche , auf die Ebene E einen
Schatten, welcher durch eine Curve Ci begrenzt
wird. Die Curve Ci ist die Evolute der Curve C.
Ist V eine beliebige Function von o, setzt
dV
man -r- = F', so lassen sich die Coordinaten
dv
C eines Punctes einer Rotationsfläche in
Function zweier Variabein u und v auf folgende
Art darstellen:
1)
5 = (F' cos u V sin v) cos u ,
< ly = (r cos 4" V sin v) sin u ,
f = (F' sin — Fcosu,
wenn die Axe des z zur Rotationsaxe genommen
wird. Die Gleichung der berührenden Ebene im
Puncte (5, fj ist:
X cos tf sin u -[■ F sin ti sin t? Zcosv = V,
oder, wenn zur Abkürzung — = p gesetzt wird :
sin tJ
2) X cos u -f“ F sin II — Z cott) = p-
Sieht man in den Gleichungen 1 ) u als Func¬
tion von u an, so ist (5, 0 ein Punct einer
beliebigen Curve 0 ^.uf der Rotationsfläche. Lässt
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176
man in der Gleichung 2) u variiren, so ergeben
sich die Gleichungen der successiven berühren¬
den Ebenen zur Rotationsfläche längs der Curve
Q. Diese berührenden Ebenen hüllen eine de-
veloppabele Fläche ein, deren Generätrix, wdche
durch den Punct (J, C) geht, bestimmt ist
durch die Gleichung 2) und die folgende:
V „dcoit>
3) — A sin II + 1^ cos u — Z — — = p ,
wo p
du
Setzt man in den Gleichungen 2)
und S) Z = Oj so ergeben sich zwei Gleichun¬
gen zur Bestimmung des Punctes, in welchem
die obige Generätrix die ÄCjy-Ebene trifft. Sind
Xy y die Coordinaten dieses Punctes, so hat man
für dieselben die Gleichungen:
4) a? = p cos ti •— p' sin n, p = p sin ii + P' cos u.
Diese Gleichungen nach ti differentiirt und
= p" gesetzt geben:
5) — = — (p+p'')sini#, - = (p + p")cos fl.
Lässt man in den Gleichungen 4) ii variiren,
so gehört der Punct (a?, y) einer Curve C an.
Diese Curve ist der Durchschnitt der jcp-Ebene
mit der developpabeln Fläche, welche der Rota¬
tionsfläche längs der Curve Q umschrieben ist.
Ist (a:*, p2) der! Punct der Evolute von C, welcher
auf der Normalen des Punctes (a:, y) liegt, so
geben die Gleichungen 4) und 5):
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177
6) — a?2=p'8inM-}-p"co8M, — yi= — ^p'cosii+P sinn.
Die Curve 0 und die Axe der Rotationefläche
werden zu Directricen einer Conoidfläche genom¬
men. Für einen Punct (5i, lyi, &) derselben kann
man setzen:
7) 91 = u>fi, & =
wo ?, f!» C durch die Gleichungen 1) bestimmt
sind. Die Gleichung der berührenden Ebene im
Puncte (5i, ifi, &) ist:
xi-Si,
, Zi-&
dh
diji
d^
dw ’
dä>'
dtp
d$i
difi
du’
du
oder nach 7):
o.
Mittelst der Gleichungen 1) geht die vorste¬
hende Gleichung über in:
V . V « r cos c + K sin D
Xi sin u ~ Fl cos II + Ziw ~-r-. - — - -7
a(Fsinc — Fcosc)
du
( F sin V — F cos v) (V‘ cos © + F sin v)
d(F'sin© — Fcos©) ’
du
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178
oder :
q
8) Xisinw — Ficosm + Zi——. - - = a,
' ' rsint?— Fcosu
wo zur AbkürzuDg gesetzt ist:
9) w
‘(F'siiiD — Fcosü) (Fcosf)
d ( r sin fj — V cos ©)
= 9-
du
Auf der Conoidfläche werde eine Curve 0i
angenommen. In diesem Falle kann man in den
Gleichungen 7) und 9) id, also auch q, als Func¬
tion von u ansehn. Der Einfachheit halber werde
gesetzt :
dq , dq
du du ^ ’
Durch die Gleichung 8) und die Gleichung:
10)
ist die G.eneratrix der developi)abeln Fläche be¬
stimmt, welche der Conoidfläche längs der Curve
Ql umschrieben ist und durch den Punct
&) geht. Bezeichnet man durch xi , yi die Co-
ordinaten des Schnittpuncts dieser Generatrix
mit der a?y-Ebene, so geben die Gleichungen 8)
und 10):
11) a?i = ysinfi-f-y'cosfi, yi = — ycosti -f-y'sinti.
Diese Gleichungen geben unmittelbar:
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179
12) ^ + g") C08 u, ^ = (g + g") sin u
Der Punct (jci, yi) gehört einer Curve Ci an,
gebildet aus dem Durchschnitt der a;y-Ebene mit
der developpabeln Fläche, welche der Conoidfläche
längs der Curve Qi umschrieben ist. Die Glei¬
chungen 5) und 12) geben:
dx dxi dy
du du du du
o.
Diese Gleichung zeigt, dass die Tangenten in
zwei entsprechenden Puncten der Curven C und
Ci zu einander orthogonal sind. Aus dem Vor¬
stehenden ergiebt sich:
Längs einer beliebigen Curve Q auf einer Ro¬
tationsfläche sei derselben eine developpabele
Fläche umschrieben, welche eine Ebene E, die
senkrecht zur Rotationsaxe ist, in einer Curve
C schneidet. Die Curve Q und die Axe der Ro¬
tationsfläche bestimmen eine Conoidfläche. Die
developpabele Fläche, welche der Conoidfläche
längs einer beliebigen Curve Qi umschrieben ist,
schneidet die Ebene E in einer Curve Ci. Die
Curve C ist eine orthogonale Trajecterie der Tan¬
genten der Curve Ci.
Soll die Curve Ci die Evolute der Curve C
sein, so hat man x% = a?i, y% = y\. Die Glei¬
chungen 6) und 11) geben dann q = — p*
Da F = p sin ©, so lässt sich die Gleichung 8)
auch schreiben:
V • Tr r» q dcoix>
Xi sinn — Fl cosn — Zi -r — r - = Q-
p du
Setzt man hierin q = — P ? so folgt:
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180
, nx ^ ^ d cot t>
13) — Xi sm u 4- 1^1 cos ti — Z — - — = p .
du
Die Gleichung 10) wird für 9 = — P *
d^ cot 0
14) Xicostf -|- 1^1 sin w 4" Zi —^2' ~ — P •
Die Gleichungen 3), 13) und 14) zeigen, dass
immer eine Generatrix der developpabeln Fläche,
welche der Conoidfläche umschrieben ist, einen
Punct der Wendecurve der developpabeln Flä¬
che enthält, welche der Rotationsfläche umschrie¬
ben ist. Die Wendecurve der developpabeln Flä¬
che, welche der Rotationsfläche umschrieben ist,
liegt also auf der developpabeln Fläche, welche
der Conoidfläche umschrieben ist. Das Vorste¬
hende gilt natürlich nur für y == — p\
Findet zwischen ti und © eine der folgenden
Relationen statt:
xo cos u + yo sin u — «6 cot t> = p^
15)
cos flo cos u -f- cos 60 sm u — cos co cot © = o,
wo xoj ^0, SSO, ao, 60, Co Constanten sind, so ist
die developpabele Fläche, welche der Rotations¬
fläche umschrieben ist, conisch oder cylindrisch.
Die obigen Gleichungen nach u differentiirt geben :
— Xd sin M -|- yo cos u —
16)
— COS oo sin u 4- cos 60 cos u
ao
d cot©
du
= P
d cot©
• cos Co — . — == o.
du
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181
Diese Gleichungen und die Gleichungen 13)
zeigen, dass die developpabele Fläche, welche
der Conoidfläche umschrieben, ebenfalls conisch
oder cylindrisch ist, man erhält dann unmittel¬
bar das zu Anfang bemerkte Theorem. Finden
die Gleichungen 15) statt, soll die developpabele
Fläche, welche der Conoidfläche umschrieben ist,
conisch oder cylindrisch sein, so findet man mit¬
telst der Gleichungen 16) und:
Xi sin u — Fl cos — Zt
q d cot e
p du
9
umgekehrt q = — p\ Setzt man in die Glei¬
chung 9) 9 = — p\ so ist io bestimmt für ein
gegebenes V in Function von v und eine gege¬
bene Curve 0 auf die Rotationsfläche. Man kann
auch to als gegeben annehmen , die Curve Q ist
dann durch eine Differentialgleichung erster Ord¬
nung und zweiten Grades bestimmt.
Bemerkungen über den Durchschnitt
zweier Flächen.
Von
A. Enneper.
Sei P ein Punct der Curve C in welcher sich
zwei Flächen S und Si schneiden. Die Normale
zur Fläche S im Puncte P bilde mit den Coor-
dinatenaxen die Winkel fl, 6, c. Der Krümmungs¬
halbmesser des Normalschnitts der Fläche S im
Puncte P, welcher die Tangente zur Curve C
enthält, sei p und (5, iy, £) der Krümmungsmit-
telpunct. Für die Fläche Si sind die analogen
Quantitäten durch ai, 6i, ci, 5i, & bezeichnet.
Im Puncte P der Curve C seien;
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182
ßp r
/, m, #i;
die Winkel , welche respective die Tangente,
Hauptnormale und dieAxe der Krümmungsebene
mit den Coordinatenaxen bildet, ferner sei q der
Krümmungshalbmesser, r der Torsionsrädius und
ds das Bogenelement. Sind x, y, z die Goordi-
naten von P, so finden, mit Rücksicht auf die
angegebenen Bezeichnungen folgende Gleichun¬
gen statt:
dx dy dz
— r= cos«, -f == cosÄ, -- == cosy.
ds ds ds
cosacosa -|- cosßcosb -j- cosi'cosc = o,
{cosa
cos«
cos ai -}- cos ß cos bi -f- cos y cos ci = o.
dcosa , ^dcosb . dcosc 1
2)
coBa——+cosß-^-\-cosr ^
~P
3)
I dcosai , „rfcosfti , {fcosci 1
jcos« — ; - |-C08ff — - f-cosy- — - — =— .
[ ds' ds ds pi
?=4f+pcosa, iy==y+pc086, C=5-{-pcosc,
{
?i =a:-|-pi cosfli =y-{“Picos6i ,£i =»+^1 cosci .
Bezeichnet man durch 6 den Winkel , wel¬
chen die Normalen zu den Flächen d und Si im
Puncte P einschliessen , so ist:
4) cos a cos öl 4“ cos b cos bi -f- cos c cos ci = cos 6-
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. 183
Die Gleichungen 1) enthalten folgenden Satz:
Die Normalen zu zwei Flächen in einem ge¬
meinschaftlichen Puncte P liegen in der Nor¬
malebene des Punctes P ihrer Schnittcurve.
Die Gleichungen 1) nach s differentiirt geben,
mit Rücksicht auf die Gleichungen 2):
coQlcosa cosfßfcosb cosvco&c = —
cos A cos ai -f- cos /a cos 6i -I- cos V cos ci =: — — .
Aus den vorstehenden Gleichungen und;
cosAcostt cos /a cos/9 -|~ cos i' cos;' = o,
lassen sich die Werthe von cosA, cos/a^ cosv
entwickeln. Man kann , unbeschadet der Allge¬
meinheit setzen:
5)
COS a,
cos j9,
cosy
cos a,
cos 6,
cosc
cos flj,
cosfti,
cos Ci
= sin 6.
Multiplicirt-man die Werthe von cosA, cos/a,
cosv mit der links stehenden Determinante von
5), so findet man:
Isin^ö . cosflicosÖ- cosa , cosßcosÖ - cosui
cosA= - - - 1 - - - - ,
Q p pi
jSin^ö cosfiicosd- cosö . cosfccosö — cos6i
6)<i -—008/»=—- - - - - ,
\ Q P pi
I sin coscicosö— cosc , cosccosö— cosci
-cos P-
+
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184 .
Die Gleichungen 6) geben;
COS A,
cosp,
cosv
cos CI,
COSÄ,
cosc?
cos Ul,
cos6i.
COSCi
d. h. der Krümmungshalbmesser q der Curve C
liegt in der Ebene, bestimmt durch die beiden
Normalen zu den Flächen S und Si, Die Glei¬
chungen 6) quadrirt und addirt geben:
sinö * ^ I ^
Q P
2 cos 0
ppi
Da nnn nach 3):
+ (f— &)*=p^+pi^— 2jE^cosd,
so ist:
ppisinö = ^ j/-[(5^5i)2+ ^
Aus dieser Gleichung oder aus der folgenden:
(? — ?l)C0si -f (l|? — ?i)C08p -|- (C— &)cosv = o
ergiebt sich folgender Satz:
Verbindet man die Krummungsmittelpuncte
der Normalschnitte zweier Flächen, welche
durch die Tangente eines PunctesP der Schnitt-
curve gehn, durch eine Gerade, so ist das Per¬
pendikel, gefällt vom Puncte P auf diese Ge¬
rade, der Krümmungshalbmesser im Puncte P
der Schnittcurve der beiden Flächen.
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m
Bezeichnet man durch y den Winkel, welchen
die beiden Geraden q und p bilden, so ist, zu
Folge des obigen Satzes:
7)
1
P
cos (p
cos (ö — (p)
Pl
Hierdurch werden die Gleichungen 6) einfa¬
cher:
8)
, sin (d — a) , sin (p
— cos/ = - r— cos ö A - - ^ COS öl,
smd ' sinö
sin (ö — o)) , , sin ^ ,
— cosf* = - t-t: — cosÄ A — cos6i,
sinö ' 8in0 • ’
sin (0 — <p)
- cos V S=: — -
Sinö
cos P
Setzt man:
, sin g>
cos C H - cos Cl.
Sin 0
cos«, cos/?, cosy
cos«, cos/J, cos;'
,cosa, cosÄ, cosc
=9,
cosai, cosfci, cosci
=yi,
dcosa dcosA dcosc
dcosui dcos6i dcosc
ds ^ ds ^ ds
ds ’ ds^ds
so giebt jede der yorsteheuden Gleichungen mit
der Gleichung 5) multiplicirt :
lOV
, . ^ flfcoso , , dcos6 , dcosc
lysipß — posffl— ^
• "T'
, . „ dcoBOi , .dcosbi , dcoBci
I — oi8mö=coso — ; - \-coBb — - hcosc — - — .
' ’ ds ds ds
15
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186
Diese Gleichungen in Verbindung mit den
Gleichungen 2) und den folgenden:
cosa
cos Ol
dcosa
ds
. , dcosft ,
4- cos 6 — T -
' ds
dcos c
L cos c — • — .= a,
ds
dcosai
ds
, . dcosfti ,
-f cosfti-— -
ds
dcosci
y COSCi ■ = 0,
geben :
dcosa cos® , cosai — cosa cos ö
— - — = - - cos a 4- 7 —
äs . Q ^
dcosb cos® ^ ,
- - .-0OS/! + ,
dcos c cos ® ,
- - - coer + ,
rfcosai _ cosö — q>
ds Q
d cos bl cos (6 — y)
ds Q
dcosci _ cos(d — (p)
ds Q
cos a — qi
cosß — qi
cos;' — qi
sin ö ’
cos bl — cos b cos 6
sin 6 ’
cos ci — cos c cos d
sinö ’
cosa — cos ai cos 6
sinö ’
cos 6 — COSÄi cosö
Jin0 ’
cos c — cos ci cos 6
sin 0
Dififerentiirt man die erste Gleichung 8) nach
so findet man mittelst der vorstehenden Glei¬
chungen :
cos/ _
r
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187
cos(ö— siny rfö , sin(0-9i)co8Ö ,
eto«
cosfpdip BiinpcosS dO sin(ö— y)
"^^sind (i» sin^ö siii*0
Die Gleichungen 10) addirt geben:
7]cosai.
(y ? ) ö +C086C086i+C0SCC08Ci)
d. i.:
11)
(/C08&
~~dr'
qi—q =
dö
Setzt man dieeen Werth von 3- in dieGlei-
ds
chung für 80 folgt:
r
cos/ ,C08y _ C08(<? — ,«/g> ,
r 'smö sm ö '</«'*
Diese 'und zwei ähnliche Gleichungen gehen:
p - (f + »)■.
nimmt man:
-=^+»
r d» ^ *
80 hat man für cos/ cosm, cosn die Gleichungen :
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188
, cos^ cosfö— y)
^508/ =: COSOl - - coso,
sinö
sind
bddö> , C0s(9—q>) , .
cosii - . ^ cos 6,
feind sind
. cofea cos(d—
cosn = — - cosci - 7— • cosc.
sind sind
Durch die vorstehenden Gleichungen sind die
wesentlichsten Elemente der Schnittcurve zweier
Flächen bestimmt. Von den verschiedenen Be¬
merkungen, zu welchen diese Gleichungen Ver¬
anlassung geben, mögen die folgenden Platz fin¬
den. Ist nach 10) y = o oder = o , so ist
die Curve C eine Krümmungslinie der Fläche S
oder Si, Nilhmt man gleichzeitig q = o^ yi=ö,
so ist nach 10) d constant. Es ergiebt sich dann
der bekannte Satz, dass wenn zwei Flächen sich
in einer Krümmungslinie schneiden, die Norma¬
len längs derselben einen constanten Winkel ein-
schliessen. Nimmt man in 11) q ^ o und d
Constant, so ist stxich qi = o. Hieraus folgt:
Schneidet eine Fläche & eine andere Fläche
8 unter einfem constanten Winkel und in einer
Krümmungslinie, so ist die Schnittcurve auch
eine Krümmungslinie der Fläche Si,
Die Determinante q verschwindet identisch,
wenn cosa, cos 6, cosc constant sind, in diesem
Fälle ist die Fläche S die Ebene. Sind ^ und
h zwei Unbestimmte, so lässt sich nach 9) die
Gleichung q = o ersetzt durCh:
, ^ d cos a
cosa = o cos a + Ä — ^ — ,
* ds
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i89
dcosb
COS/? = ^ COSO + Ä —
. , rf cos c
cosy = ^ COSC + Ä — — .
Diese Gleichungen respective mit cos 0, cos fr,
cos c multiplicirt und addirt geben: g = o, man
hat folglich:
, (/cosa ^ , dcosÄ .dcosc
cos« = h — 1 — , cos/?= Ä — ; — , cos;' = Ä — 3 — .
ds ' ^ ds ds '
oder :
dcosa 1 j dcosa ^ , dcosa
( — ; - — )cosaH - — cos/?H - ; — cos;'=o,
dx h' dy dz
di^ozb , daöib ^ . dcosb
— - j.)C08^ + ^C0Br=.,
dcosc . dcosc . ^ . ^rfcosc K
—i - CÖÖÄ4-— — COß/?+( — ; - — ) öos^' = o.
dx dy ' dz h'
Sollen diese Gleichungen für alleWerthe von
cos«, cos/?, cos;' bestehen, sa ist:
dcosa
e/cosa
dcosa
1
dy
dz
dx
j
dcos b
dcosb
dcos b
1
- = 0.
— - ss=
0,
—
_
da
dx
7
dy
A’
dcoBc
dcose
dcose
1.
dx ~
% ~
dz
A
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190
Diese Gleichungen geben:
dh dh dh
dx dy
d. h. h constant. Sind yo, «o Constanten, so
folgt durch Integration:
X — a?o = Äcosa, y — yo = Acos6, » — ä5ö = Acosc.
und hieraus:
{x—xo)^ + (y— yo)* + Äo)* = A*,
was die Gleichung einer Kugelfläche ist. Die
Determinante q verschwindet also für die Ebene
und die Kugelfläche identisch. Die Gleichung
11) giebt dann folgenden Satz, welcher als eine
Vervollständigung der von Joachimsthal und
Serret über plane und sphärische Krümmungs¬
linien gegebenen Theoreme angesehen werden
kann:
Schneidet eine Ebene oder eine Kugelfläche
eine Fläche unter einem constanten Winkel, so
ist die Schnittcurve eine Krümmungslinie der
Fläche und umgekehrt.
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Königliche Vniyersität.
Mittheilungen aus dem pathologischen Institut.
üeber die Nerven-Endigung am Anus
des Menschen.
Von
W. Krause.
Man weiss, dass die Schleimhaut derColum-
nae Morgagni lange Papillen besitzt und reich
ist an Nervenstämmchen. Die Endigung der letz¬
teren scheint kein besonderes physiologisches In¬
teresse darzubieten; , wenigstens ist sie bisher
von Niemandem untersucht worden. Dagegen
dürfte dieselbe in praktischer Hinsicht nicht ohne
Bedeutung sein wegen der hier so häufig vorkom¬
menden schmerzhaften Fissuren.
Auf Esmarch’s Wunsch habe ich ermittelt,
dass die fraglichen Nervenfasern mit Endkolben
aufhören. Letztere sind kuglig, von ca. 0,05 Mm.
Durchmesser. Sie liegen in einiger Entfernung
unter der Basis der Papillen und werden von je
einer doppelcontourirten Nervenfaser versorg.
Im Innern der Endkolben sind blasse Terminal¬
fasern nicht zu beobachten. Man benutzt senk¬
rechte Durchschnitte und Natron, wobei sich
zeigt, dass die Papillen ausschliesslich Gefass-
schlingen enthalten.
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Verzeichniss der bei der Königl. Gesell¬
schaft der Wissenschaften ein^^egangenen
Druckschriften.
April 1868.
Abhandlungen, herausg. vom naturwi8se;i8chaftlichen Ver¬
eine zu Bremen. Bd. I. Heft UI. (Angehefbet der IH.
Jahresbericht). Bremen 1868. 8.
G. F. Naumann, Lehrbuch der Geognosie. -Bd. HI.
Zweite Lieferung. Leipzig 1868. 8.
Societa Reale di Napoli. Eendiconto delle tomate e dei
lavori dell’ Accademia di Scienze moraU e politiche.
Anno settimo. Quademo di Gennaio 1868. Napoli
1868. 8.
Nnova Aptologia di Scienze, Lettere ed Arti. Anno terao.
Vol. settimo. Fase. IV. Aprile 1868. Firenze 1868. 8.
Bulletin de la Societe Imp. des Naturalistes de Moscou.
Annee 1867. No. II. Moscou 1867. 8.
Vierteljahrsschrifb der Astronomischen Gesellschaft. Her-
ansg. von den Schriftführern der Gesellschaft u. unter
Verantwortlichkeit von Prof. C. Bruhns in Leipzig.
Jahrg. I. Heftl-IV. Jahrg.II. Heft I— IV. Jahrg.lll.
Heft I. Leipzig 1866—68. 8.'
Fublicationen der Astronomischen Gesellschaft in Leip¬
zig. Heft I— VIII. Ebd. 1865—67. 4.
H. A. Rinne, Materialismus und ethisches Bedürfniss in
ihrem Verhältnisse zur Psychologie. Braunschweig
1868. 8. - -
Zeitschrift für die gesummten Naturwissenschaften, her-
ausgeg. von dem naturwissenschaftlichen Vereine für
Sachsen u. Thüringen in Halle, redigirt von C. Giebel
u. M. Siewert. Jahrg. 1867. Bd. 30. Berlin 1867. 8.
Annales meteorologiques de l’Observatoire Royal de Bru¬
xelles, publikes par A. Quetelef;. Deuxiäme annee.
(Bogen 2). Bruxelles 1868. 4.
Archiv des historischen Vereines von ünterfranken und
AsohafPenburg. Bd. XIX. Heft HI. Würzburg 1868. 8.
Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde«
Heft XIX. XX. Wiesbaden 1864—66. 8.
Jahresbericht des physikalischen Vereins zu Frankfurt
a. M. 1866—67. Frankfurt a. M. 8.
(Fortsetzung folgt).
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Nachrichten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen¬
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
Juni 3. 9. 1868.
Königliche Clesellschnft der Wissensehnften.
lieber die Thatsachen, die der Geo¬
metrie zum Grunde liegen.
von
H. Helmholtz,
correspondirendem Mitgliede der Königl. Gesellschaft.
Meine Untersuchungen über die räumlichen
Anschauungen im Gesichtsfelde haben mich ver¬
anlasst, auch über die Frage nach dem Ursprünge
und dem Wesen unserer allgemeinen Anschau¬
ungen vom Eaume Untersuchungen anzustellen.
Die Frage, welche sich mir dabei aufdrängte,
und die auch offenbar in das Bereich der exacten
Wissenschaften gehört, war zunächst nur die:
Wieviel von den Sätzen der Geometrie hat ob-
jectiv gütigen Sinn; wieviel ist im Gegentheil
nur Definition oder Folge aus Definitionen, oder
von der Form der Darstellung abhängig? Diese
Frage ist meines Erachtens nicht so ganz einfach
zu beantworten, da wir es in der Geometrie stets
mit idealen Gebilden zu thuu haben, deren kör¬
perliche Darstellung in der Wirklichkeit immer
nur eine Annäherung an die Forderungen des
16
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194
Begriffes ist, und wir darüber, ob ein Körper
fest, ob seine Flächen eben, seine Kanten gerade
sind, erst mittels derselben Sätze entscheiden,
deren thatsächliche Richtigkeit durch die Prü¬
fung zu erweisen wäre. Bei dieser Untersuchung
hatte ich im Wesentlichen denselben Weg ein¬
geschlagen, dem Riemann in seiner, kürzlich
veröffentlichten Habilitationsschrift*) gefolgt ist.
Die analy tischeBehandlung der Frage, wodurch
sich der I^um unterscheide von anderen abmess¬
baren, mehrfach ausgedehnten und continuirlichen
Größen empfiehlt sich in diesem Falle gerade
durch den Umstand, dass sie der Anschaulichkeit
ermangelt, und deshalb den auf diesem Gebiete
so schwer zu vermeidenden Täuschungen durch
die besondere Begrenztheit unserer Anschauungen
nicht ausgesezt ist. Daneben hat sie den Vor¬
theil die Möglichkeit folgerichtiger Durchführung
eines abweichenden Systems von Axiomen leicht
vollständig überblicken zu lassen.
Mein nächster Zweck war also,* wie Rie¬
mann 's, zu untersuchen, welche Eigenthümlich-
keiten des Raumes einer jeden von mehreren
Veränderlichen abhängigen, continuirlich in ein¬
ander übergehenden Mannigfaltigkeit, deren Dif¬
ferenzen alle mit einander quantitativ vergleich¬
bar sind, zukommen, welche dagegen nicht durch
diesen allgemeinen Charakter bedingt, dem Raume
eigenthümlich seien.
Es lagen mir gerade in der physiologischen
Optik zwei Beispiele von anderen, räumlich dar¬
stellbaren und in mehrfachem Sinne veränder¬
lichen Mannigfaltigkeiten vor, nämlich das System
der Farben, welches auch Riemann citirt, und
die Ausmessung des Gesichtfeldes durch das Au-
*) Abhandlungen der Eönigl. Gesellschaft der Wis-
sensch. zu Göttingen. Bd. XY.
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genmaaß. Beide zeigen ^wisse fundamentale
Unterschiede von dem Messuugssysteme der Ge¬
ometrie, und regten zu einer Vergleichung an.
Uebrigens muss ich bekennen, dass wenn auch
durch die Veröffentlichung von Riemann's
Untersuchungen die Priorität in Bezug auf eine
Reihe meiner eigenen Arbeitsresultate vorweg
genommen ist, es für mich bei einem so unge¬
wöhnlichen und dqrch frühere Versuche eher
discreditirten Gegenstände von nicht geringem
Gewichte war, zu sehen, dass ein so ausgezeich¬
neter Mathematiker dieselben Fragen seines In¬
teresses gewürdigt hatte, und dass es mir eine
gewichtige Bürgschaft für die Richtigkeit des
eingeschlagenen Weges war, ihn als Gefährten
darauf anzutreffen.
Unsere beiderseitigen Arbeiten decken sich
aber nicht ganz vollständig, und ich will mir
deshalb hier erlauben, denjenigen Theil meiner
Untersuchungen, der in denen von Riemann
nicht mitenthalten ist, der Königlichen Gesell¬
schaft vorzulegen.
Nachdem Riemann ausgeführt hat, dass eine
Mannigfaltigkeit als nfach ausgedehnt zu be¬
trachten sei, wenn sich das bestimmte Einzelne
(der Ort) in ihr durch die Bestimmung von n
veränderlichen Größen (Coordinaten) bestimmen
lasse, und die weitere Forderung hinzugefügt,
dass jede Linie unabhängig von Ort und Rich¬
tung mit jeder anderen der Länge nach ver¬
glichen werden könne, stellt sich ihm die Auf¬
gabe, die Art der Abhängigkeit des Längenele¬
ments einer Linie von den entsprechenden Dif-
ferentialien der Coordinaten zu bestimmen. Er
thut das mittels einer Hypothese, indem er das
Längenelement der Linie gleich setzt der Qua¬
dratwurzel aus einer homogenen Function zwei-
16*
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196
ten Grades Ton den Differentialien der Goordina-
ten. Er begründet diese Hypothese als die ein¬
fachste, die den Bedingungen der Aufgabe ent¬
spreche, erkennt sie aber ausdrücklich als Hy¬
pothese an, und erwähnt insbesondere die Mög¬
lichkeit, dass auch eine vierte Wurzel aus einem
homogenen Ausdruck vierten Grades, oder andere
noch complicirtere Ausdrücke für das Linienele¬
ment gesetzt werden könntep.
Dann behandelt er weiter in allgemeinster
Form die Folgerungen, welche aus jener Hypo¬
these zu ziehen sind, und specialisirt erst zu-
lezt diese Allgemeinheit wieder, indem er nun
die weitere Forderung aufstellt, dass begrenzte
nfach ausgedehnte Gebilde von endlicher Größe
(feste Punctsystem^ überall hin ohne Dehnung
beweglich seien. Dies führt ihn dann auf den
Fall des wirklichen Raumes, der diese Forderung
erfüllt. Dabei zeigt sich indessen, dass die For¬
derung der Unendlichkeit seiner Ausdehnungen,
welche die gewöhnliche Geometrie aufstellt, durch
die zu Grunde gelegten Postulate nicht mit ein¬
geschlossen ist.
Meine eigene Untersuchung unterscheidet sich
von der Riemann’s dadurch, dass ich den
Einfluss dieser zulezt eingeführten Beschränkung,
die den wirklichen Raum von anderen mehrfach
ausgedehnten Mannigfaltigkeiten unterscheidet,
auf die Begründung des den Angelpunct der
ganzen Untersuchung bildenden Satzes, wonack
das Quadrat des Linienelements eine homogene
Function zweiten Grades von den Differentialien
der Goordinaten ist, näher untersucht habe. Es
lässt sich zeigen, dass wenn man die Forderung
einer unbedingt freien Beweglichkeit in sich
fester Figuren ohne Formänderung in allen Thei-
len des Raumes von Axifang an festhält , Rie-
Digitized by Google
197
mann 's Ansgangshypothese als Folgerung aus
yiel weniger beschränkten Annahmen hergeleitet
werden kann.
Mein Ausgangspunct war, dass alle urspüng-
liche Baummessung auf Beobachtung der Con-
gruenz beruht; die Geradlinigkeit der Licht¬
strahlen ist offenbar eine physikalische That-
sache, die sich auf besondere Erfahrungen eines
anderen Gebietes stützt, und für den Blinden,
der doch auch vollständige Ueberzeugung von
der Bichtigkeit geometrischer Sätze gewinnen
kann, gar kein Gewicht hat» Von Congruenz
kann man aber überhaupt nidit reden, wenn
nicht feste Körper oder Punctsysteme in unver¬
änderlicher Form zu einander bewegt werden
können, und wenn Congruenz zweier Bäumgrö¬
ssen nicht ein unabhängig von allen Bewegun¬
gen bestehendes Factum ist. Die Möglichkeit
der Baummessung durch Gonstatirung von Con¬
gruenz habe ich also von Anfang an vorausge¬
setzt, und mir die Aufgabe gestellt, die allge¬
meinste analytische Form einer mehrfach aus¬
gedehnten Mannigfaltigkeit zu suchen , in der
die dabei verlang Art der Bewegungen mög¬
lich ist.
Bei diesem veränderten Wege fehlte meiner
Arbeit die grosse Allgemeinheit, welche Bie-
mann's Analyse vor der Einführung der oben
erwähnten Beschränkung erreicht hat. Nach der
Einführung derselben stimmen meine Besultate
mit den seinigen vollkommen überein.
§. 1.
Die Hypothesen, die der Untersuchung
zu Grunde liegen.
I. Der Baum von n Dimensionen ist eine
nfach ausgedehnte Mannigfaltigkeit, das heisst.
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198
das bestimmte Einzelne in ihm, der Punct, ist
bestimmbar durch Abmessung irgend welcher,
continuirlich und unabhängig von einander ver¬
änderlicher Grössen (Coordinaten) deren Anzahl
n ist. Jede Bewegung eines Punctes ist daher
begleitet von einer continuirlichen Aenderung
mindestens einer der Coordinaten. Sollten Aus¬
nahmen Vorkommen, wo entweder die Aenderung
discontinuirlich wird, oder trotz der Bewegung
gar keine Aenderung sämmtlicher Coordinaten
stattfindet, so sind diese Ausnahmen doch be¬
schränkt auf gewisse durch eine oder mehrere
Gleichungen begrenzte Orte (also Puncte, Li¬
nien, Flächen u. S.W.), die zunächst von der Un¬
tersuchung ausgeschlossen bleiben mögen.
Zu bemerken ist, dass unter Continuität der
Aenderung bei der Bewegung nicht nur gemeint
ist, dass alle zwischen den Endwerthen der sich
ändernden Grössen liegenden Zwischenwerthe
durchlaufen werden, sondern auch, dass Difife-
rentialquotienten existiren, das heisst, dass die
Verhältnisse der zusammengehörigen Aenderungen
der Coordinaten sich bei zunehmender Verrin¬
gerung der Grösse dieser Aenderungen einem
festen Verhältnisse nähern.
Diese Hypothese liegt auch Ri emann’s Ar¬
beit. zu Grunde, auf welche ich betreflTs der nä¬
heren Erläuterung und Begründung verweisen
darf.
n. Es wird die Existenz von beweglichen
aber in sich festen. Körpern, beziehlich Punct-
systemen, vorausgesetzt, wie sie nöthig ist, um
Vergleichung der Baumgrössen durch Congruenz
vornehmen zu können. Da wir hier noch keine
speciellen Messungsmethoden der Raumgrössen
vorauBsetzen dürfen, so kann die 'Definition eines
festen Körpers an dieser Stelle nur folgende sein :
Digitized by Google
199
Zwischen den 2w Goordinaten eines je¬
den Pnnctpaares, welches einem in sich
festen Körper angehört, besteht eine
von der Bewegung des letzteren unab¬
hängige Gleichung, welche für alle
congruenten Punctpaare die gleiche ist.
Congruent sind solche Punctpaare, welche
gleichzeitig oder nach einander mit demselben
Punctpaare des Raumes Zusammenfällen können.
Troz ihrer anscheinend so unbestimmten Fas¬
sung ist diese Definition eines festen Körpers
äusserst folgenreich, weil nach ihr zwischen m
Puncten — ^ 'Gleichungen bestehen müs-
sen, während die Anzahl der darin enthaltenen
Unbekannten, der Goordinaten, mn ist, und von
diesen noch wieder eine Anzahl, nämlich
der veränderlichen Lage des festen Systems ent¬
sprechend verfügbar bleiben müssen. Also ha¬
ben wir, wenn m > w + 1 hierbei V2 (vn — n) X
(m — n — 1) Gleichungen mehr als Unbekannte.
Daraus folgt, dass nicht jede beliebige Art von
Gleichungen zwischen den Goordinaten je zweier
fester Puncte bestehen kann, sondern dass diesen
Gleichungen ganz besondere Eigenschaften zu¬
kommen. Daraus ergiebt sich also das bestimmte
analytische Problem, die Art dieser Gleichungen
näher zu bestimmen.
Ich bemerke, dass das oben aufgestellte Po¬
stulat, wonach im Baum für je zwei fest ver¬
bundene Puncte eine Gleichung besteht, den
Baum vom System der Farben scheidet. In die¬
sem besteht mittels des Mischungsgesetzes im All¬
gemeinen erst zwischen fünf Puncten eine Glei¬
chung, oder in dem specielleren Falle, wo eine
Digitized by Google
200
Farbe aus drei andern mischbar ist , zwischen
diesen dreien. Im Raume würde dem der Fall
entsprechen, wenn alle festen Körper nach drei
Hauptaxenrichtungen hin beliebig dehnbar wä¬
ren. Die oben gegebene Definition der Festig¬
keit ist also die Definition des höchsten denk¬
baren Grades relativer Festigkeit.
in. Es wird vollkommen freicBeweg-
lichkeit der festen Körper vorausge¬
setzt; das heisst, es wird vorausgesetzt, dass
jeder Punct derselben an den Ort jedes andern
continuirlich übergehen könne, so weit er nicht
durch die Gleichungen, die zwischen ihm und
den übrigen Puncten des festen Systems beste¬
hen, zu dem er gehört, gebunden ist.
Der erste Punct eines in sich festen Systems
ist also absolut beweglich. Wenn er festgestellt
ist, besteht für den zweiten Punct eine Glei¬
chung, und eine seiner Coordinaten wird Func¬
tion der (n — 1) übrigen. Nachdem auch der
zweite festgestellt ist, bestehen zwei Gleichun-
• gen für den Dritten u. s. w. Im Ganzen sind
Grössen zur Bestimmung der Lage
eines in sich festen Systems erforderlich.
Aus dieser Annahme und der unter II auf¬
gestellten folgt, dass zwei in sich feste
Punctsysteme A und JB, die in einer er¬
sten Lage von A zur Gongruenz ent¬
sprechender Puncte gebracht werden
konnten, auch in jeder andern Lage
von A zur Gongruenz aller derselben
Puncte, die vorher congruirten, müs¬
sen gebracht werden können. Das heisst
mit andern Worten, die Gongruenz zweier Raum¬
gebilde ist nicht von ihrer Lage abhängig, oder
alle Theile des Baumes sind, wenn von ihrer
Digitized by LiOOQle
201
Begrenzung abgesehen wird, unter einander con-
gruent, wie alle Stücke derselben Kugelfläche
von ihrer Begrenzung abgesehen, der Plächen-
wölbung nach einander congruent sind.
Das Gesichtsfeld zeigt eine beschränktere
Beweglichkeit der Netzhautbilder auf der Netz¬
haut.^ Welche eigenthümliche Folgen daraus
für die Abmessungen der Distanzen mittels des
Augenmaasses herfliessen , habe ich in meiner
physiologischen Optik auseinander gesezt.
IV. EndHch müssen wir dem Raume noch
eine Eigenschaft beilegen, die der Monodro-
mie der Functionen einer complexen Grösse
analog ist, und die sich darin ausspricht, dass
zwei congruente Körper auch noch congruent
sind, nachdem der eine eine Umdrehung um ir¬
gend eine Rotationsaxe erlitten hat. Drehung
ist analytisch dadurch characterisirt, dass eine
gewisse Anzahl von Puncten des bewegten Kör¬
pers während der Bewegung unveränderte Co-
ordinaten behalten, Umkehr der Bewegung da¬
durch , dass früher durchlaufene continuirlich in
einander übergehende Werthcomplexe der Co-
ordinaten rückwärts durchlaufen werden. Wir
können die betrefibnde Thatsache so aussprechen:
Wenn ein fester Körper sich um — 1
seiner Puncte dreht, und diese so ge¬
wählt sind, dass seine Stellung nur noch
von einer unabhängig Veränderlichen
abhängt, so führt die Drehung ohne
Umkehr schliesslich in die Anfangs¬
lage zurück, von der sie ausgegan¬
gen ist.
Wir werden sehen, dass diese letztere Eigen¬
schaft des Raums nidit nothwendig vorhanden
zu sein braucht, wenn auch unsere drei ersten
Bedingungen erflillt sind. Sie musste deshalb.
Digitized by Google
202
so selbstYerständlicli sie erscheinen mag, als be¬
sondere Eigenschaft aufgeführt werden.
Die gewöhnliche Geometrie setzt diese letzte
Eigenschaft stillschweigend voraus, wenn sie
den Ereis als geschlossene Linie behandelt, sie
setzt die Postulate 11 und HI bei den Congru-
enzsätzen voraus, da die Existenz in sich fester
und übrigens frei beweglicher Körper von den
dort angegebenen Eigenschaften die Vorbedin¬
gung jeder Congruenz ist. Sie setzt die Conti-
nuität und die Dimensionen des Raumes eben¬
falls voraus. Es sind diese Satze hier nur in
analytische Form gebracht, da sich ohne deren
Anwendung deren Sinn gar nicht bestimmt aus¬
sprechen lässt.
§.2.
Die Folgerungen aus den vorausgeschickten
Sätzen werde ich ziehen unter der Voraus¬
setzung von drei Dimensionen.
Ich bemerke ferner, dass, da es sich im Fol¬
genden nur um die Begründung von Riemann's
die Differentialien der Coordinaten betreffenden
Satz handelt, ich die Annahmen ü, DI und IV
nur für Puncte mit unendlich kleinen Coordina-
tenunterschieden an wenden werde, so dass also
nur für die unendlich kleinen Raumelemente
die von der Begrenzung unabhängige Congruenz
vorausgesetzt wird.
Es seien m, t;, w die Coordinaten eines Punc-
tes, der einem festen Körper angehört, in der
ersten Lage dieses Körpers.
Es seien r, ^ die Coordinaten desselben
Punctes in einer zweiten Lage des festen Kör¬
pers. Dieselben werden Functionen von u,v,w
und sechs Constanten (Stellungsconstanten) sein
müssen, welche die neue Lage des festen Körpers
. Digitized by Google
203
bestimmen. Es werden der Annahme I entspre¬
chend, r, 8 und t sich mit w, v, w continuirlich
ändern müssen, mit eventueller Ausnahme sol¬
cher Stellen, wo Bewegung des Punctes discon-
tinuirliche Aenderungen der Coordinaten hervor¬
bringt. Wo dies nicht der Fall ist, werden wir
also haben
, du du .. du .
du = dr — ds A — ^ dt
dr ' ds ^ dt
dv
dv
dv
dv = dr ds — dt
dr ds dt
dw dw dw
dw = ^ dr + ~ ds + ^dt.
dr ds dt
worin die Differentialquotienten Functionen der
w, v, w oder der von ihnen abhängigen r, s, t
sind , und ausserdem Functionen der sechs Stel-
lungsconstanten.
Die Functionaldeterminante der w, v^w wird
hierbei nicht verschwinden können, mit Aus¬
nahme etwa solcher Orte, wo entweder die w, v, w
oder die r, s, t nicht ausreichen zur Bestimmung
der vollständigen Lage eines Punctes.
Lassen wir andererseits den festen Körper
übergehn aus der ersten Lage, wo die Coordi¬
naten seiner Puncte w, v, w waren in eine dritte,
wo sie g, er, T sind. Wir werden wiederum haben
, du ^ , du ^ , du ^
dw ==: -5- do 4- 3- der 4- — a»
dq d(f
dt
dv :
dw !
dv . dv . , dv j . .
_ der _ d» ) la
dw ^ , dw , , dw ,
Digitized by Google
204
und auch hier wird die Functioualdeterminante
nicht Nall seyn können, beides unter Ansschlie-
Bsung derselben Ausnahmen, wie oben.
Nun werden wir von den sechs Constanten,
welche die Stellung des festen Körpers in der
zweiten Lage bestimmen, drei so wählen kön¬
nen, dass die Lage des Functes t;, w in der
zweiten Stellung des Systems dieselbe ist, wie
die desselben Functes in der dritten SteUung,
(Annahme lY) so dass also
r = Q , $ = ü , t = t
wird. Setzt man nun die Werthe von dUy dv^ dto
aus der Gleichung 1 in die Gleichung la, so
erhält man dr, ds und dt linear und homogen
ausgedrückt durch do und dr^ oder letztere
durch erstere. Da, wie bemerkt, die Determi¬
nanten der Gleichungen l und la nicht Null
werden können, so weit die Goordinaten ausrei¬
chend sind zur Bestimmung der Lage der be¬
treffenden Functe, so lässt sich unter dieser
Voraussetzung auch immer ein solcher linearer
Ausdruck herstellen, welchen wir schreiben können
dv =! u4o dQ .Bo dcf Cb dt
ds = AidQ~\- Bl da‘\- Ci dt
dt = As d^ -}- jBs dfS -}- Cs dt.
2
Dass sich dergleichen lineare Ausdrücke, ab¬
gesehen von den erwähnten speciellen Ausnahms-
lallen, müssen herst;ellen lassen, ergiebt sich da¬
raus, dass der Punct r, s, t den wir hier be¬
trachten zu Uj t;, w keine durch die Natur der
Aufgabe gesetzte besonders ausgezeichnete Be¬
ziehung hat, sondern ganz beliebig ist; ebenso
Digitized by Google
205
der Panct f, er, t. Also müssen die Gleichungen
1 und la im allgemeinen Falle richtig sein, und
aus denen folgt 2. Direct würde 2 nicht mit
gleicher Sicherheit aufgestellt werden, da bei
einer Bewegung, wobei der Punct r, s, t liegen
bleibt, dieser allerdings zu er, v in einer be¬
vorzugten Beziehung stehen würde, die möglicher
Weise bewirken könnte, dass die ersten Diffe¬
rentialquotienten sämmtlich verschwänden.
Der Punct, welcher in der ersten Lage, die
Coordinaten u du ^ t? -J- eZv, w dw hat,
hat in der zweiten Lage die Coordinaten r -)- eZr,
s -f- cZä, Z + (ZZ und in der dritten die Coordi¬
naten q + dq^ a + eZtf, « -J- cZt und die Grö¬
ssen (Zr, OS, dt beziehen sich also auf denselben
Punct in einer andern Lage des Systems, zu
dem er gehört, wie dq^ der, dt. In den Glei¬
chungen 2 ist das allgemeinste Gesetz zwischen
diesen Grössen aui^esprochen , welches bestehen
muss, wenn der Kaum von drei Dimensionen
durch drei continuirlich veränderliche Grössen
messbar sein soll.
Im Folgenden werde ich die Bezeichnung
einführen«
dr a= €X
dq =
ds ^ ey
dt = sa
da = SV
> 2a
dt = s[
worin s eine verschwindend kleine Grösse be¬
deuten soll. Wir haben dann
X — ji.0 ^ -f* JBo V -j- Co C
y = Aig + Siv+Ci[
Js g + B2 V + Cst
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206
Die Coefficienteu -4, jß, C hängen in diesen
Gleichungen ab von den drei noch verfügbaren
Stellungsconstanten , welche die Stellung des
Systems in der zweiten Lage bestimmen; wir
wollen dieselben mit p% p' und p'" bezeichnen.
Wenn wir dieseConstanten sich um die verschwin¬
dend kleinen Grössen dp\ dp\ dp"'' ändern las¬
sen, so ändert sich die zweite Lage des Systems,
und mit ihr die Werthe z um dx^ dy^ dz.
Bezeichnen wir mit ff eine neue Variable, und se¬
tzen bei der vorausgesetzten kleinen Verschiebung
or dÄn n , , dÄn , ,, , dÄn j. )
und geben den Buchstaben und Sn die ent¬
sprechende Bedeutung für die B und C7, so wird
dx
^ + «0 t; + Süf
dz
= äi ? + öl v + Si C > 3a
^ = sis? + ®si; +
und wenn wir in diesen Gleichungen, die «N i
aus 1 und la und 2a linear durch x, y, z aus-
drücken, was nach dem oben gesagten immer
gehen muss, so erhalten wir Andrücke von der
Form
dx
^ = do X -f- bo y -f“ ^ ^
^ — axx hiy -{■ cie ^ 3b
dz
— = aja: + ^
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207
Da jede der Grossen b, c drei der will-
kührlich veränderlichen Grössen dp% dp\ dp**
einschliesst, so kann es eine unendliche Anzahl
solcher Transformationssjsteme geben. Aber
zwischen den Goefficienten von je vieren der¬
selben wird immer durch Elimination von dp*^
dp' und dp" ein System linearer Gleichungen
gewonnen werden können ,
(^n=fan' +
hf^fhp -^ghp' + hip'"
^9 f c q g Cq' b Cq
WO h Constanten sind, und n, jp, g irgend
welche der Indices 0, 1, 2 bedeuten.
Sind die Systeme oo' etc., ao" etc., ao'* etc.
selbst von der Art, dass zwischen ihren Coeffi-
cienten kein solches System von Gleichungen
besteht, wie das eben aufgestellte, so wird sich
also jedes andere System, welches einer mög¬
lichen Bewegung entspricht, linear durch die
Coefficienten a\ a \ a" etc. ausdrücken lassen,
und jede Summe von der Form der obigen Aus¬
drücke für pn, bp und Cq mit beliebigen Gon¬
stanten /, g, h wird einer möglichen Bewegung
entsprechen. Eine andere Bestimmung der ver¬
schiedenartigen Bewegungen dieser Art ist dadurch
fegeben, dass laut Annahme III, nachdem ein
*unct des Systems r, $, t festgestellt ist, noch
jeder andere Punct als ruhend festgestellt wer¬
den kann, ohne dass die Bewegung dadurch un¬
möglich gemacht wird. Wir müssen also die
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208
Grossen dp\ dp* und dp** so al^ndern können,
dass för beliebig gegebene Werthe von ^o,
werden könne:
0 = oo ^0 -j” fto yo -|- Cö jto
0 = ai -f“ yo 4” ^0
0 = a* iPo 4* “f“ ^
was nur geschehen kann, wenn für alle unend¬
lich kleinen Drehungen des Systems die Bedin¬
gung erfüllt ist, dass die Determinante der Co-
efficienten
^0 , öo , Co
(h 1 6i t ^ =0 . ji*
Os f t Cs
Der ersten unendlich kleinen Verschiebung,
durch welche fl m x mx dx^ y m
y + ^yi xf in xf + disr übergegangen ist, kön¬
nen wir eine zweite derselben Art und derselben
Grösse folgen lassen. Nennen wir das System
in seiner ersten Lage Ai in der zweiten Agy
und denken wir beide gleichzeitig bestehend, so
decken sich die Puncte (a? + dXy y + dy^ xr + de)
in Al mit den Puncten in .As, welche ursprüng¬
lich die Lage {Xy y, xr) hatten. Lassen wir nun
mit A\ dieselbe Verschiebung Vorgehen, durch
welche es ursprünglich in As verwandelt wurde,
so wird auch As in eine neue Lage As kom¬
men, und fl auf fl 2dfl wachsen. Dabei wer¬
den nach dem Schlusssatz der Annahme UI die
Puncte, welche vor der ersten Verschiebung die
209
Coordinaten y, 0 hatten, jezt diejenige Lage
erhalten, welche bei der ersten Verschiebung
die Puncte mit den Coordinaten x -f“ äx^ y + dy,
z dz erhalten haben. Dies können wir so oft
wiederholen, als wir wollen.
Bei jeder solchen Verschiebung werden die
Puncte mit den Coordinaten (a;, y, z) gerade
ebenso entsprechend den Gleichungen 2b in
{x + dic, y + dy, z -|- dir) übergehen, wiedas
erste Mal. Werden also dieselben Verschiebun¬
gen continuirlich fortgesetzt, so bleiben die Co-
efficienten a, c der Gleichungen 2b constant,
während 17 der Zeit proportional wächst, und
wenn man sie auf einen bestimmten
Punct des bewegten Systems bezieht, sich so
verändern, wie es die Gleichungen 3b vorschrei¬
ben, wenn man darin ^ als DifFeren-
dti äff
tialquotienten betrachtet.
Um die Integration der Gleichungen 3b aus¬
zuführen, suchen wir vier neue Constanten mit¬
tels folgender Gleichungen
Zä = Zoo + mai + na%
♦nÄ = Z60 + mhi -f- nb% 4a
nh = Ico -f mci + ncs.
Durch Elimination von Z, w, n geben diese die
Determinante:
Oo — A , ai ,01
&o , Al — h j bi SS 0 ^ 4b
Co 1 Ci t — A
17
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210
Es ist dies eine Gleichung dritten Grades nach
Ä, welche also drei Wurzeln giebt. Jede dieser,
in die Gleichungen 4a gesetzt, giebt ein System
von Werthen für Z, m, w, wobei je eine dieser
Constanten willkührlich bleibt.
Sind die Gleichungen 4a erfüllt, so folgt
aus 3b
^ I Za? + my + I = ä | Za? -f- |
oder wenn wir die Integrationsconstante mit Ä
bezeichnen :
Ix my m = Ae^n . | 5
und zwar gelten die Gleichungen 4c und 5 für
jedes der drei Systeme von Werthen, welches
die Gleichungen 4a und 4b liefern.
Wegen der Gleichung 4 muss einer der Werthe
von h gleich Null sein. Für diesen ist
Zoa?4"^y + ^o^ = Const . | 5a
Die beiden andern h\ und h% können reelle
oder complexe conjugirte Grössen sein. Im er-
steren Palle sind auch die zugehörigen n
reell, im zweiten complex.
Sind die beiden Wurzeln hi und Äs reell, so
folgt aus den Gleichungen von der Form 5,
dass die zugehörigen Grössen (hx
so wie (Zsa? -|- msy -|- ws-s?) sich vom Werthe 0
bis + OO continuirlich verändern können, aber
ohne Umkehr oder Sprung können sie nicht,
wie Postulat IV fordert, zu einem früheren Werthe
zurück kehren ; daher können das auch die Grö¬
ssen a?, y, 0 selbst nicht thun. Dasselbe gilt
auch für den Pall, wo hi und Äs gleich gross
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211
sind. Man erhält dann eine lineare Function
der x.v, 0. welche eine andere,
welche gleich e
welche gleich ist. Eben so gilt dasselbe
auch, wenn Al und Äa gleichzeitig verschwin¬
dend kkin werden, also dem Werthe Ao = 0
sehr nahe kommen. Man kann dann drei line¬
are hnnctionen zusammensetzen. Von denen eine
con^nt, eine gleich eine gleich ist.
Mähen Ai und Aa dagegen complexe Werthe,
so itt dasselbe auch der Fall mit den zugehörigen
l, »», M. Setzmi wir alsdann ^
hl = S' toi
Zi = Ao “l“ Ali
«n *= /»o +
«1 = vo -j- Vli
so wird
ha & — Mi
& = Ao — Ali
ma = fto — (iii
«a » i'o — Pli.
cos[an|^ -j- c)
8in(coi7 + c).
0^
X -f- fMoy 3^0 XI =s
&9f
hl X -)- fti y Pi 0 = A.e
In diesem Falle ist
(Ao a: + IM,}/ -f- Po^y -j- ßi ^ + f*it/-\-vi
= . . . . } 5b
Diese Gleichung macht es ebenfalls unmög¬
lich, dass X, }/, 0 ohne Umkehr und ohne Sprung
zu ihren früheren Werthen zurückkehreh, wenn
nicht ^ a 0,
Das unter IV anfgestellte Postulat kann also
nnr dann erföllt werden, wenn die Wurzeln der
Gleichung 4h, welche nicht Null sind, rein ima-
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212
ginär werden. Das geschieht laut Gleichung
4b, wenn
oo + 6i + = 0 . } b
Wir haben also schliesslich zur Bestimmung
von Xy z als Function von y die drei Glei¬
chungen
&)a? + woy-|-wo;er = Const.
^ i*? + /Mo y + vo ^ = -4 cos {fzfi + c) > 6a
Al a? + /wi y -j- vi ;er = sin (aiy -f- c). ,
Die Determinante
2o , ^ ) ^0
Ao , fio , vo
Al , /Ml , n
kann nicht Null werden, ohne dass eine Glei¬
chung besteht, welche y constant setzt, also die
Bewegung aufhebt. Folglich können die Grö¬
ssen y, z aus den drei Gleichungen 6a ein¬
deutig bestimmt werden als Functionen von y.
Von hier ab wird es die Rechnung verein¬
fachen, wen wir statt der Grössen a?, y, z die
drei oben gefundenen
•2C = ?o Ä? -|- Wo y -)- Wo z
Y = Ao a? -|- /Mo y yo z
Z = Xix ikiy ^ riz
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213
in die Rechnung einfuhren , aus denen wir die
y, z immer wieder eindeutig bestimmt finden
können.
Wir haben bisher erst eine Art der Drehung
untersucht, bei der ein Punct yo, ^ero fest blei¬
ben sollte. Nun ist nach 6a bei der untersuch¬
ten Bewegung
dfi
= — mZ
Die letztem beiden Grössen sind also gleich
Null für diejenigen Puncte, für welche
r = Z = 0.
Das sind die Puncte, welche bei der bisher be¬
trachteten Bewegung in Ruhe bleiben.
§. 3.
Wir haben nun noch die anderen Arten der
Drehung des Systems zu untersuchen. Wie
oben bemerkt wurde , können wir jeden andern
Punct des Systems während der Drehung als
ruhend setzen.
Nehmen wir eine zweite Drehung an, bei
welcher die Puncte X = Z = 0 in Ruhe blei¬
ben; nennen wir die der Zeit proportional wach¬
sende Variable dabei 5', so können wir Schreiben
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214
dii'
dY
= CU) X ~{“ 0 yo Z
=s«iZ+0 + mZ)v
dZ
dti
^ = a, X + 0 + y»Z.
Die mittlere Verticalreihe der Coefficienten
musste gleich Null gesetzt werden, weil für
X = ^ = 0 die Differeutialquotienten der liu-
ken Seite gleich Null werden sollen.
Die beiden Bedingungen der Gleichungen 4
imd 6, denen jedes System von Coefficienten un¬
terworfen sein muss, wenn es in sich zurücklau¬
fende Drehungen geben soll, reduciren sich
hier auf
oo -f- y» = 0
7a
Für eine dritte Drehung setzen wir die Be¬
dingung, dast die Puncte an ihrer Stelle bleiben,
für welche X = X = 0. Die der Zeit pro¬
portional wachsende Veränderliche sei 17", so
können wir schreiben
dX
d^
dtf"
OoX -f bo r -f 0 j
Ol X -I- bl r -f- 0 l
0» X bi X -}- -O. I
8
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215
und dazu die Bedingung
öo bl = 0 . ... j 8a
Aus der in Gleichung 3 gegebenen Form der
Coefficienten geht nun, wie dort schon bemerkt
wurde, hervor, dass wenn zwei Systeme von Co¬
efficienten den Bedingungen der Aufgabe genü¬
gen, auch die Summe de^ entsprechenden Co¬
efficienten ein diesen Bedingungen genügendes
System bilden muss.
Wenden wir dies auf 6b und 7 an, so folgt
«0
0
yo
«1
0
1
8
«2
«0
— oo
oder
«0 — 69 («0 n — «1 yo) = 0.
Da die Coefficienten jedes dieser Systeme eine
willkührliche Constante als Factor enthalten, so
muss einzeln sein
oo = 0 und also auch yg = 0
ferner «lyo = 0.
Nun kann yo nicht gleich Null gesetzt wer¬
den, ohne gegen das Postulat IV zu verstossen,
da dann aus den Gleichungen 7 folgen würde
^ = 0 also Z = 0
und Z = a%Gi( + ü
Y = «iCi?' + nOfi + + O'
wo C, C und 0" Constanton sind. Das würde
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216
eine nicht in sich zurücklaufende Drehung re-
präsentiren.
Auch a2 kann aus demselben Grunde nicht
Null werden wie ich hier gleich bemerken will.
Da nun yo nicht Null werden darf, so lässt die
Gleichung aiyo = 0 nur die eine Lösung zu
«1 = 0
und das System der Coefficienten der Gleichun¬
gen 7 reducirt sich also auf:
0, 0, ro
0, 0, n
«2, 0, 0.
Nach demselben Verfahren ergiebt sich für das
System der Coefficienten der Gleichungen 8, dass
ao = bl = 0
a2bo = 0.
Hier dürfen ai und bo nicht Null werden,
aus denselben Gründen wie «2 und Folglich
muss a2 = 0 sein , und das System reducirt
sich auf
0, bo, 0,
ai, 0, 0,
0, b2, 0.
Endlich, wenn man die Summe aller drei
Systeme bildet, erhält man die Bedingung
0, bo, roj
0 — ai, 0, yi — CO
«2, b2 + «, 0,
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217
oder
bo (n—«) «2 + yo ai (02 + «) = 0 . J 9
Da, wie bemerkt, diese Gleichung gelten muss,
auch wenn man die Coefficienten, die demselben
System angehören mit einer willkührlichen Con-
stanten multiplicirt, so muss einzeln sein:
yo ai — Bo .02 = 0 . I 9a
Bo 02 = 0
dl B2 yo = 0
Da nun, wie bemerkt, weder Boundai, noch
02 und yo gleich Null werden dürfen, so muss sein
yi = 0 und B2 = 0
Setzen wir
02 = — q> yo = Kq>
ai = tp
so folgt aus der Gleichung 9a, dass
60 = — xy//
Daraus erhalten wir nun schliesslich das voll¬
ständige System der möglichen Transformationen
für verschwindend kleine Verschiebungen.
dX — — xxpYdff' + ^9Zdfi\
dY = tpX df — w 10
dZ = — 9 X dif -|- « F d/ip
Es enthält dies drei willkührlich variable
Grössen dfi , d^' und df(\ und muss also alle
möglichen Drehungen umfassen.
Die Grösse x muss positiv sein, wenn das Sy¬
stem imaginäre Werthe für h geben soll.
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218
Aus der Gleichung 10 folgt, dass bei jeder
beliebigen kleinen Drehung des Systems
— XdX + YdY 4- ZdZ = o
X ' '
also
+ xY^ + xZ^ = Const.
drücken wir also X, Y, Z vermöge der Glei-
chuiigen 6b und 2a in dr^ ds^ dt aus, und setzen
dS^ = [h dr m ds no dtf
X {Xd dr iaq ds + dtY
X (Al dr (ii ds vt dtf
so folgt , dass dS eine bei allen Drehungen des
Systems um den Punct dr = ds = dt = 0,
unverändert bleibende Grösse ist von derselben
Dimension kleiner Grössen, wie dr^ ds und dt
selbst.
Diese Grösse kann also als ein von den dre¬
henden Bewegungen unabhängiges Maass des
räumlichen Unterschiedes der Puncte (r, 5, t)
und (r -|- s + ds^ t -|- dt) benutzt werden.
§. 4.
Dadurch ist der Ausgangspunct von Rie-
mann’s Untersuchungen gewonnen, indem sich
gezeigt hat, dass ein homogener Ausdruck zwei¬
ten Grades von den DifiFerentialien existirt, wel¬
cher bei jeder Bewegung zweier unter sich fest
verbundener Puncte von verschwindend kleinem
Abstande unverändert bleibt, ,Da wir die oben
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219
aufgestellten Axiome II bis IV, welche die Mög¬
lichkeit der Congruenz zwischen verschiedenen
Theilen des Raumes aussprechen, hierbei nur auf
unendlich kleine Raumelemente angewendet ha¬
ben, sa zeigt sich, dass Riemann’s Annahme
identisch ist mit der, dass der Raum monodrom
ist und unendlich kleine Raumelemente im All¬
gemeinen einander, von der Begrenzung abgese¬
hen, congruent sind. Anschaulich wird der Sinn
dieses Satzes, wenn man ihn auf zwei Dimen¬
sionen einschränkt. Aus Riemann’s Annahme
folgt in diesem Falle, dass die Raummessungen
dieselben sind, wie unsere analytische Geometrie
sie auf einer beliebig gekrümmten Fläche aus¬
führen lehrt. In der That sind die unendlich
kleinen Flächenelemente einer beliebigen krum¬
men Fläche alle als eben zu betrachten, und
also alle einander congruent, wenn von ihrer
Begrenzung abgesehen wird.
Die weitere Untersuchung bezieht sich dann
darauf, welche Folgerungen sich ergeben, wenn
man die Congruenz endlicher Theile des Raumes
unabhängig von der Begrenzung und in allen den
möglichen Drehungen fordert, welche das Postulat
in ergiebt. Wie in diesem Falle für zwei Dimen¬
sionen die krumme Fläche sich in eine Kugelfläche
oder eine aus einer solchen durch Biegung ohne
Dehnung entstandene Fläche verwandeln muss, so
hat Rie mann für drei oder mehr Dimensionen
gezeigt, dass die von ihm als Maass der Krüm¬
mung bezeichnete Grösse constant sein müsse.
Ich will diesen Theil meiner Untersuchung, der
in Riemann’s implicite enthalten ist, hier
nicht weiter ausführen. Das Resultat ist fol¬
gendes.
Wenn unsere Annahmen I bis IV erfüllt sind,
so ist das allgemeinste System der Geometrie
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220
das, was sich nach den Regeln unserer gewöhn¬
lichen analytischen Geometrie ergeben würde,
wenn man diese anwendete auf ein kugelähnli¬
ches Gebilde von drei Dimensionen, dessen Glei¬
chung in vier rechtwinkeligen Coordinaten X,
F, Z, S ausgedrückt wäre:
+ [S + BY
Hierin können X, F, Z nicht unendlich werden
wenn nicht B = 00. Letzterer specieller Fall ent¬
spricht unserer wirklichen Geometrie gemäss den
Axiomen des Euclides. Es können X, Y und Z
dann endliche Werthe nur haben, wenn 5=0,
was die Gleichung eines ebenen Gebildes ist.
In diesem Sinne müssen wir den Baum des
EucUdes den Räumen von höherer Anzahl der
Dimensionen gegenüber, mit Ri e mann, als ebe¬
nen Raum bezeichnen.
Schliesslich bemerke ich noch, dass wenn man
das Postulat IV nicht aufstellt, sich ganz abwei¬
chende Systeme der Geometrie ergeben, die aber
doch consequent durchzuführen wären. Am leich¬
testen zeigt sich dies für zwei Coordinaten. Wäre
die Grösse S- der Gleichung 5b nicht Null, so
würden die linearen Dimensionen jeder ebenen
Figur bei Drehung um einen constanten Winkel
in gleicher Richtung in constantem Verhältniss
wachsen; die Linie gleicher Entfernung von ei¬
nem Puncte wäre die Spirale.
Ein andres leicht zu behandelndes Beispiel
erhält man, wenn man in der analytischen Geo¬
metrie der Ebene mit rechtwinkeligen Coordi¬
naten die y als imaginär betrachtet. Es ent¬
spricht das dem Falle, wo hi und Äs reell sind,
und
Äi -f- Äs = 0.
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221
Die Linie constanter Entfernung von einem
festen Punkte wird dann eine gleichseitige Hy¬
perbel.
Riemann’s und meine Untersuchungen zu¬
sammen genommen zeigen also, dass die oben
aufgestellten Postulate in Verbindung mit fol¬
genden zwei Sätzen:
Y dass der Baum drei Dimensionen habe,
Y1 dass der Baum unendlich ausgedehnt sei
die genügende Grundlage zur Entwickelung der
Baumlehre abgeben. Ich habe schon hervorge¬
hoben, dass dieselben Postulate auch von der
gewöhnlichen Geometrie, wenn auch stillschwei¬
gend, als richtig vorausgesetzt werden müssen,
und unsere Postulate also weniger annehmen,
als die gewöhnlich geführten geometrischen Be¬
weise voraussetzen.
Zugleich mache ich darauf aufmerksam, dass
die ganze Möglichkeit des Systems unserer Baum¬
messungen, wie in dieser Entwickelung deutlich
heraustritt, von der Existenz solcher Naturkör¬
per abhängt, die dem von uns aufgestellten Be¬
griffe fester Körper hinreichend nahe entspre¬
chen. Die Unabhängigkeit der Congruenz vom
Orte, von der Bichtung der sich deckenden
Baumgebilde, und von dem Wege, auf dem sie
zu einander geführt worden sind, ist die That-
sache, auf welche die Messbarkeit des Baumes
basirt ist.
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222
Verzeichniss der bei der Königl. Gesell¬
schaft der Wissenschaften eingegangenen
Druckschriften.
April 1868.
(Fortsetzung).
Bullettino Archeologico Napolitano. Nuova Serie. Pubbli-
cato per cura di G. Minervini. Anno settimo. Napoli
1859. 4.
Verhandlungen der k. k. zoologisch-botanischen Gesell¬
schaft zu Wien. Jahrg. 1867. Bd. XYII. Wien 1867. 8.
J. Schumann, die Diatomeen der hohen Tatra. Ebd.
1867. 8.
A. Neilreich, Diagnosen der in Ungarn und Slavonien
bisher beobachteten Gefasspflanzen. Ebd. 1867. 8.
Joh. Winnertz, Beitrag zu einer Monographie der
Sciarinen. Ebd. 1867. 8.
Yin. Bericht, des Oflfenbacher Vereins für Naturkunde
über seine Thätigkeit vom 31. Mai 1866 bis 12. Mai
1867. Offenbach a/M. 1867. 8.
Lotos. Zeitschrift für Naturwissenschaften. Jahrg. XVÜ.
Prag 1867. 8.
Bericht über die Verhandlungen der vom 30. September
bis 7. October 1867 zu Berlin abgehaltenen allgemei¬
nen Conferenz der Europäischen Gradmessung. Berlin
1868. 4
Die römische Villa zu Nennig. Ihre Inschriften erläutert
von Domcapitular von Wilmowsky. Trier 1868. 4.
Acta Universitatis Lundensis. (kompl. in 4Abth.) Jahrg.
3. 1866—67. Lund. 1866—67. 4.
Catalogue of the United States Army Medical Museum.
Washington 1866. 4.
War Departement, Surgeon General’s Office. Circular.
Nr. 7. Ebd, 1867. 4.
Annual Report of the Surgeon General, United States
Army. 1867. 8.
Memoirs of the Royal Astronomical Society of London.
Vol. XXXIV. London 1866. 4.
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Nachrichten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen¬
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
Juni 16. Ml 10.
1868.
KöBigUehe «eseUscliaft der WisseBsehaften.
Sitzung am 13. Juni.
C. Neum an n in Tübingen, Correepondent, Resultate einer
üptersuchung über die Principien der Elektrodynamik.
u w ° Basel. Correspondent, über das
Verhalten der Aldehyde zum gewöhnlichen Sanerstofif;
Uber em hoohot «mpfinaiiolmB ««»r
über das empfindlichste Keagens auf Wasserstofisu-
peroxyd.
Fittig, über einige neue, vom Mesitylen abgeleitete
Verbindungen.
E n n e p e r , analytisch-geometrische Untersuchungen.
Resultate einer Untersuchung über
die Principien der Elektrodynamik
von
Prof. Carl Neumann in Tübingen.
Vorbemerkung. Die im Nachfolgenden
mit c bezeichnete constante Portpflanzuugs-Ge-
schwindigkeit ist als eine überaus grosse
angenommen. Demgemäss ist in den nachfol¬
genden Untersuchungen die dritte Potenz von
— durchweg vernachlässigt worden. Im Uebri-
c
18
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224
gen aber sind die angegebenen Resultate die
vollständig streng on Consequenzen der zu
Grunde gelegten Voraussetzungen.
§. 1. Die Prämissen der Untersuchung.
Geleitet von sorgfältigen üeberlegungen
schliesse ich mich der Nomenclatur derjenigen
Autoren an, welche unter lebendiger Kraft die
Summe der Massen verstehen, jede multiplicirt
mit dem halben Quadrat ihrer Geschwindig¬
keit, und welche ferner unter dem Potential
diejenige Function der Coordinaten verstehen,
deren negative Differential-Quotienten die
Componenten der Kräfte repräsentiren. Das
Princip der Lebendigen Kraft lautet
alsdann :
[Leb. Kraftj -j- [Potential] = Const.
Und gleichjeitig wird alsdann ein anderes allge¬
meines Princip der Mechanik, das Hamilton-
sche Princip seinen Ausdruck finden in der
Formel:
dyjjLeb. Kraft] — [Potential]! dt =
wo bei Ausführung der Variation 6 die Orte und
Geschwindigkeiten als unveränderlich zu be¬
trachten sind an den Grenzen desjenigen
(beliebig zu wählenden) Zeitraumes, über wel¬
chen die Integration sich erstreckt.
Wenn ich nun bemerke, dass bei gegebenen
Kräften das Potential bekannt ist, dass aber
auch umgekehrt bei gegebenem Potential die
Kräfte bekannt sind, und wenn ich demgemäss
mir erlaube, das Potential als das Primäre, als
den eigentlichen Bew eg ungs -Antrieb anzu-,
Digitized by Google
225
sehen, die Kräfte aber aufzufassen als das Se-
cundäre, als die Form, in welcher jener An¬
trieb sich äussert, so liegt hierin keine reale,
sondern höchstens eine formale Neuerung. We¬
sentlich neu hingegen (wenn auch verwandt
mit einer schon von Riemann geäusserten Con-
jectur) ist die von mir gemachte Voraussetzung,
dass jener durch das Potential reprä-
sentirte Be wegungs-Antrieb von einem
Ma ssenpunct zum andern nicht momen¬
tan, sondern progressiv ü berge he, dass
er im Raume sich fortpflanze mit einer
gewissen, allerdings äusserst grossen
Geschwind! g k eit. Diese Geschwindigkeit
betrachte ich als constant, und bezeichne sie
mit c.
Diese Vorstellung und daneben die Annahme,
dass das Hamilton'sche Prinoip eine uiinnischräiiktc
Gültigkeit besitze, bilden die Grundlage meiner'
Untersuchung, bilden diejenige Grundlage, von
welcher aus ich (ohne Zuziehung irgend einer
weiteren Voraussetzung) unmittelbar gelange zu
Weber ’s elektrischem Uni versal-Gesetz, selbstver¬
ständlich also auch zu den von Ampere, Weber
und meinem Vater für die elektrische Repulsion
und Induction aufgestellten Specialgesetzen.
§. 2. Ableitung des Weher^ sehen Oesetees.
Betrachtet man zuvörderst nur zwei Puncte
m und 7m, welche sich bewegen unter ihrer
gegenseitigen Einwirkung, so sind, ausgehend
von der Vorstellung einer progressiven Fort¬
pflanzung des Potentiales, für jeden Zeit-Augen¬
blick zwei verschiedene Potentiale zu unter¬
scheiden, das emissive und das receptive.
Das emissive Potential ist dasjenige,
welches jeder Punct in dem gegebenen Au-
18*
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226
genblick aussendet, und welches erst ei¬
nige Zeit später den andern Punct erreicht. Be¬
zeichnet r die zwischen den Puncten in dem ge¬
gebenen Augenblick vorhandene Entfernung, so
soll (in voller Uebereinstimmung mit den alt¬
hergebrachten Vorstellungen) angenommen wer¬
den, dass das diesem Augenblick entbrechende
emissive Potential = oder allgemeiner
= mm\^i ist, wo (p — g) (r) eine beliebig ge¬
gebene Function von r bezeichnet.
Das receptive Potential andererseits ist
dasjenige, welches jeder Punct in dem gege¬
benem Augenblick empfängt, welches also
schon einige Zeit früher von dem andern Punct
ausgesendet wurde. Das dem gegebenem Au¬
genblick entsprechende receptive Potential ist
demnach immer identisch mit dem einem frü¬
heren Augenblick entsprechenden emissiven
Potential. Bezeichnet man den gegebenen Au¬
genblick mit t, die in ihm vorhandene Entfer¬
nung wiederum mit r, und das diesem Augen¬
blick entsprechende receptive Potential mit w,
so findet sich:
, dn
wo w und n die Werthe besitzen:
” = »"«[»■ + (*)’],
” = "“'r* + ^]-
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227
Hier ist (p die ursprünglicli gegebene, in dem
emissiven Potential enthaltene Function von r,
während ® gewisse andere Functionen
von r vorstellen, welche aus (p sich ableiten
lassen durch sehr einfache elementare Operatio¬
nen. (p ist daher unabhängig von der früher
genannten Fortpflanzungs- Geschwindigkeit c;
X hingegen sind behaftet mit dem Factor — ,
/ly
und 0 mit dem Factor . Ferner ist zu
bemerken, dass für den Specialfall q) = — der
T
zY r
Werth von xD = — wird. — Von den bei-
c
den Bestandtheilen des receptiven Potentiales
nenne ich (zur Abkürzung und mit Rücksicht
auf die weiteren Ergebnisse meiner Untersuchung)
den einen, nämlich w das effective, den an-
diT
dem -:r- das ineffective Potential.
dt
Da nun das Hamilton’sche Princip als
unumschränkt gültig betrachtet wird, so muss
im vorliegenden Fall die Bewegung der beiden
Puncte m und mi in einer Weise stattfinden,
welche charakterisirt wird durch die Formel:
d/(r — (ö) = 0,
wo das angegebene receptive Potential, und
T die lebendige Kraft beider Puncte zusammen¬
genommen vorstellt. Substituirt man hier für
dft
<o seinen Werth w -| — , so reducirt sich
die Formel auf:
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^228’
- • s - w] dt = 0. ■
Hieraus ergeben sich, wenn jnan die Varia¬
tion d wirklich ausführt, die zur Bestimmung
der Bewegung nothwendigen sechs Differential-
Gleichungen. Diese Gleichungen nun geben
Rechenschaft über die Art und Weise, in
welcher der durch das Potential repräsentirte
Bewegungs- Antrieb sich äussert, d. i. Rechen¬
schaft über die zwischen den Puncten thätige
Kraft. Sie führen in dieser Beziehung zu fol¬
gendem Resultat:
Die zwischen zwei Puncten m und mx wäh¬
rend ihrer Bewegung thätige Kraft föllt in je¬
dem Augenblick zusammen mit ihrer Verbin¬
dungslinie r. Wird diese Kraft als eine repul-
sive betrachtet und (in solchem Sinne genom¬
men) mit H bezeichnet, und ist andererseits tn
das (schon mehrfach erwähnte) effective Poten¬
tial der beiden Puncte auf einander, so wird It
jederzeit gleich sein dem negativen Variations-
Coefficienten von w nach r. Durch Berechnung
dieses Variations-Coefficienten ergiebt sich daher:
(1) B = »«.. [- ^- + 2 ^ -^J.
1 . 21/
Für den Specialfall = wird ^=— ^
folglich :
(2) B
Man erkennt sofort, dass diese Formel (2)
vollkommen identisch ist mit dem Weber ’-
sehen üniversalgesetz, dass sogar die hier vor-
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229
handene Constante c dieselbe ist, welche von
Weber mit diesem Buchstaben bezeichnet wird. —
Andererseits ist die Formel (1), wie beiläufig
erwähnt werden mag, in voller Uebereinstim-
mung mit demjenigen Gesetz, welches ich sel¬
ber (vor 10 Jahren) meinen Untersuchungen
über die magnetische Drehung der Polarisations-
Ebene des Lichtes zu Grunde gelegt habe.
Eine sich hier anschliessende allgemei¬
nere Untersuchung führt zu folgendem Ergeb-
niss: Ist W das eficctive Potential für ein be¬
liebiges Punctsystem, ist ferner m irgend ei¬
ner von diesen Puncten, und sind rc, y, ^ die
Coordinaten von m, so werden die rechtwinkligen
Componenten der auf m einwirkenden Kraft in
jedem Augenblick gleichwerthig sein mit den
negativen Variations-Coefficienten von W' nach
y, Versteht man ausserdem unter P die¬
jenige Componente der eben genannten Kraft,
welche einer durch m beliebig gelegten Rich¬
tung p entspricht, so wird P jederzeit gleich¬
werthig sein mit dem negativen Variations-Co¬
efficienten von W nach p.
Der hier mehrfach gebrauchte Ausdruck :
Variations-Coefficient bedarf einer kurzen
Erläuterung. Sind ... w unbestimmte
Functionen von irgend welcher Grundvariablen
(z. B. von der Zeit), oder auch unbestimmte
Functionen von beliebig vielen Grundvariablen
«1, «2, . . . an, und ist andererseits F ein ge¬
gebener aus den u, ... w selber und aus
ihren Ableitungen nach jenen Variablen zusam¬
mengesetzter Ausdruck, so lässt sich die den
unbestimmten Functionen ... w entspre¬
chende Variation
Fdai das .. . da»
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230
bekanntlich immer reduciren auf ein w-faches
Integral, in welchen nur dw, dv, . . . dw selber
enthalten sind, und daneben auf andere Inte¬
grale von einem weniger hohen Grade der
Vielfachheit, in denen ausser du^ dv, . . . dw
selber auch noch die Variationen der Ablei¬
tungen von . . . w sich vorfinden. Be¬
zeichnet man das erstgenannte Integral mit
y W (Jjgy, , -j- Wdw) dax da^ . . . dan,
so werden von mir ?7, F, . . . TV die Varia-
tions-Coefficienten von F n^chw, v, . . . w;
genannt.
§. 3. Die Gesetze der eleJctrischen Repulsion
und Induction.
Da die zu Grunde gelegten Voraussetzungen
hingeführt haben zu Weber’s üniversalgesetz,
so werden sie selbstverständlich auch hinführen
müssen zu denjenigen bekannten Specialgesetzen,
welche von Ampere, Weber und meinem Vater
aufgestellt sind für die zwischen elektrischen
Strömen sich zeigenden repulsiven und inductiven
Wirkungen. Trotzdem gehe ich auf diesen Ge¬
genstand noch genauer ein , hauptsächlich um
zu zeigen, dass es für die Deduction jener Spe¬
cialgesetze fast vollkommen gleichgültig ist, ob
man ausgeht von der dualistischen oder von
der unitarischen Hypothese, dass nämlich eine
Differenz in dieser Beziehung nur vorhanden ist
bei den Gesetzen der Induction , und auch hier
nur in denjenigen Fällen, wo es sich um nicht-
geschlossene Ströme handelt.
Es sei ds das Element eines electrischen
Stromes, ferner seien eds und — eds die darin
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231
enthaltenen Quantitäten positiv und negativ elek-
ds
trischen Fluidums, endlich mögen s = und
8' =
die Geschwindigkeiten bezeichnen,
welche jene Massen eds und — eds besitzen nach
ein und derselben Richtung. Setzt man
S = — 5', so bewegen sich beide Fluida mit
gleicher Schnelligkeit nach entgegengesetzten
Richtungen, in voller Uebereinstimmung mit der
gewöhnlich zu Grunde gelegten dualistischen
Hypothese. Setzt man hingegen S' = 0, so
wird dadurch das negative Fluidum als fest ver¬
bunden beseichnet mit der ponderablen Masse
des Leiters, oder wohl gar als identisch be¬
zeichnet mit dieser Masse; so dass alsdann nur
ein in Bewegung begriffenes Fluidum vorhanden
ist. Diese letztere Vorstellung ist es, welche
vorhin kurzweg als die u n i t a r i s c h e Hypothese
bezeichnet wurde.
Ich habe beide Hypothesen gleichzeitig ver¬
folgt, und zwar unter Beibehaltung einer be¬
liebigen Function (p. Der Kürze und Ueber-
sichtlichkeit willen aber beschränke ich mich dar¬
auf, die Resultate in der Form mitzutheilen,
wie sie sich gestalten für den Specialfall (p = — .
Sie lauten alsdann:
I. Behalten cefe, y
die schon ge¬
nannte Bedeutung, haben ferner dtf, rjdfS^ d =
analoge Bedeutung für ein zweites Stroraelement,
und ist r die gegenseitige Entfernung der beiden
Elemente, so hat das effective Potential
Digitized by Google
232
W der beiden Elemente aufeinander den Werth:
^ _ »^dsdff es'ti& dr dr
^ ~ ~~2 r~ ^ Tts ’
4 2
wo die Constante x = — oder = — ist, jenach-
c c
dem die dualistische oder die unitarische Hypo¬
these zu Grunde gelegt wird. Dieser Werth von
W ist allgemein gültig, nämlich gültig so¬
wohl dann, wenn die Stromträger in Ruhe sind,
als auch dann, wenn sie irgend welche Bewe¬
gung besitzen.
II. Die repulsive Kraft B zwischen den
beiden Stromelementen wird repräsentirt durch
den negativen Variations-Coefficienten von W
nach r, woraus sich die Formel ergiebt:
B = dsda-
es . fjC
/ d^r 1 dr dr\
\ dsd(S 2 ds der/’
eine Formel, welche identisch ist mit der von
Ampere angestellten.
III. Sind ds und da zwei Elemente geschlo¬
ssener Ströme, und bezeichnet 5 die dem Differen¬
tial ds zu Grunde liegende Bogenlänge, so wird die
von dcTauf ds in der Richtung s ausgeübte Elek-
tromotorische Kraft (mag sie nun hervor¬
gerufen sein durch eine Aendernng der Strom¬
stärken oder durch eine Aenderung der relativen
Lage) immer gleichwerthig sein mit dem nega¬
tiven Variations-Coefficienten von W nach s.
Daneben ist zu ben^erken, dass dieser Variations-
Coefficient im vorliegenden Fall (wo es sich nur
um geschlossene Ströme handelt) identisch
ist mit dem Differential-Quotienten von W nach
der Zeit, falls nämlich unter W der Werth des
Digitized by Google
233
eflfectiven Potentiales W für 5' = 1 verstanden
wird* Hieraus ist ersichtlich, dass das angegebene
Gesetz identisch ist mit dem von meinem Vater
aufgestellten Inductionsgesetz.
§. 4. Das Princip der Lebendigen Kraft.
Es ist von Anfang an die Voraussetzung zu
Grunde. gelegt worden, dass das Hamilton’sche
Princip eine unumschränkte Gültigkeit besitze.
Fraglich ist es, ob unter so bewandten Umstän¬
den das Princip der Lebendigen Kraft ebenfalls
gültig bleibt. Um die in dieser Beziehung er¬
haltenen Resultate angeben zu können, ist es
zweckmässig, das effective Potential in zwei
Bestandtheile zu zerlegen.
Sind nur zweiPuncte m und mi vorhanden,
so hat das effective Potential w den Werth:
«; [ 9) + (^) ],
d. i. den Werth:
w = u
wo u und V die Ausdrücken bezeichnen :
u = mmi(p^
V
mmi
Von diesen beiden Ausdrücken mag der eine
nämlich u (welcher unabhängig von c ist) das
statische Potential, der andere v (welcher
mit dem Factor behaftet ist) das moto¬
rische Potential genannt werden.
Eine analoge Zerfällung wird ausführbar sein
Digitized by Google
234
bei dem eflfectiven Potential W eines beliebigen
Punctsystems. Sie mag angedeutet sein durch
die Formel:
TT = CT + F,
wo alsdann U das statische und V das moto¬
rische Potential des Systems vorstellt, und wo
wiederum U unabhängig von c, V hingegen be¬
haftet sein wird mit dem Factor ) .
Dies vorausgeschickt, führt nun meine Unter¬
suchung über das Princip der Lebendigen Kraft
zu folgendem überraschend einfachen Resultat :
Bei der Bewegung eines beliebigen
Punktsystems wird die Lebendige Kraft,
vermehrt um das statische und vermin¬
dert um das motorische Potential be¬
ständig einenund denselben Werth behal¬
ten; es wird also immer die Relation
stattfinden
T + U - F = Const.
Was den allgemeinen Fall anbelangt, so mag
noch bemerkt werden, dass die lebendige Kraft
T allein abhängig ist von den Geschwindig¬
keiten der Puncte, dass andererseits das sta¬
tische Potential U allein abhängt von ihrer
relativen Lage, dass hingegen das motorische
Potential F sowohl von den Geschwin¬
digkeiten als auch von der relativen
Lage abhängig ist.
Nachschrift. Die in § 3, I, 11, III ge¬
machten Angaben zeigen, dass in den dort er¬
wähnten Fällen vollständige üebereinstimmung
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235
stattfindet zwischen den Resultaten der dualisti¬
schen und zwischen denen der unitarischen Hy¬
pothese. Ich habe aber auch den dort nicht
behandelten Fall der inductiven Wirkung zwi¬
schen nicht geschlossenen Strömen vollständig
untersucht. Für diesen Fall sind die Resultate
der unitarischen Hypothese verschieden von
denen der dualistischen Hypothese.
Ilnmrsität.
Das auf den vierten Juni fallende Fest
der öffentlichen Preisvertheilung war diesmal
des Pfingstfestes wegen auf den zehnten verlegt.
Herr Professor Curtius hielt die einleitende Fest¬
rede. An einen römischen Aufenthalt anknü¬
pfend, sprach er über das Thema : Rom und die
Deutschen. Er führte aus, dass es nicht die
romanischen Völker, wie man erwarten sollte,
gewesen seien, welche Rom als Metropole zur
Geltung gebracht hätten, sondern vorzugsweise
die Deutschen. Italien und Deutschland seien
von Anfang an durch unauflösliche Beziehungen
auf einander angewiesen, wie sich dies auf po¬
litischem, religiösem und wissenschaftlichem Ge¬
biete zeige ; jede Aenderung in den Beziehungen
zu Rom sei auch eine Epoche der deutschen
Geschichte gewesen; das normale Verhältniss
sei erst eingetreten, seitdem keines der beiden
Nachbarvölker des andern Freiheit gefährde.
Der Redner entwickelte dann besonders, wie
deutsche Kunst und Wissenschaft in Rom all¬
mählich heimisch geworden sei und wie die durch
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236
Wiackelmann begonnen und von einer Reihe
ausgezeichneter Männer fortgesetzte Arbeit der
deutschen Wissenschaft in Rom durch Gründung
des archäologischen Instituts auf dem Capitole
eine feste Stätte gewonnen habe und sich eines
gesegneten Fortgangs erfreue.
Der Rede folgte die Beurtheilung der Preis¬
arbeiten, welche diesmal nur bei der theologi¬
schen und der juristischen Facultät eingegangen
waren.
Die theologische Facultät hat über die wis¬
senschaftliche Preisaufgabe: quae vis ad effici-
endam hominum salutem in novo testamento re-
surrectioni Christi tribuitur? zwei Arbeiten er¬
halten, von denen keine der Krönung würdig
erachtet werden konnte; doch ist auf Antrag
der Facultät von Seiten desKönigl. Curatoriums
bewilligt worden, dass, um den Ernst der Gei¬
stesarbeit und die rühmliche Annäherung an
eine glückliche Lösung der Aufgabe anzuerken¬
nen, der Preis zu gleichen Theilen an die Ver¬
fasser vertheilt werde , wenn sie ihre Namen
bei der Facultät angeben.
Als Verfasser der einen dieser Abhandlun¬
gen hat sich genannt Wilhelm Walther
stud. theol. aus Ritzebüttel.
üeber den aufgegebenen Predigttext sind
sieben Predigten eingegangen, unter welchen
der des stud. theol. Julius Kühns aus Lüne¬
burg die Hälfte des Königl. Preises zuerkannt
worden ist.
Die juristische Facultät hat über ihre vor¬
jährige Aufgabe : explicentur iuris Romani prin-
cipia de modo ab heredibus vel legatariis adim-
plendo eine Arbeit erhalten, welche aber nach-
Form und Inhalt den an eine akademische Preis¬
schrift zu stellenden Ansprüchen zu wenig e-nt-
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sprach, als dass die Facultät im Stande gewe¬
sen wäre, einen Preis zu ertheilen.
Die neuen Preisaufgaben, deren Bearbeitun¬
gen bis zum 15. April 1869 den Dekanen der
betreffenden Facultäten einzuhändigen sind, lau¬
ten wie folgt:
Die theologische Facultät stellt als wis¬
senschaftliche Aufgabe:
causae et argumenta doctrinae scholastico-
rum de doiio superuaturali exponantur
und als homiletischen Text:
Eyang. Joh. 3, 27 — 36.
Die juristische Facultät stellt die Aufgabe:
expücentur principla iuris Romani de
poena confiscationis bonorum.
Die medicinische Facultät verlangt:
eine Beschreibung des Gewebes des liga-
mentum arteriosum (Botalli) beim Erwach¬
senen und eine auf die Untersuchung des
ductus arteriosus bei Neugeborenen ge¬
gründete Entwickelungsgeschichte jenes
Gewebes.
Die philosophische Facultät stellt zwei Auf¬
gaben
eine ordentliche:
Caussae et origines varietatis textus hebra-
ici et versionis Alexandrinae libri Jere-
miae prophetae exponantur et quae pro-
latae sunt sententiae de dignitate et prac-
stantia recensionis quam vocant Alexan-
driuae dijudicentur.
eine ausserordentliche:
die Facultät verlanjgt eine genaue geogno-
slische Untersuchung der Braunkohlen-Ab-
lagerungen in der Umgebung von Götti ii-
fen^ vom Meissner und Habichtswald an
is in die Nähe von Wallensen im Amte
Digitized by Google
238
Laiienstein. Hauptsächlich wird mit Rück¬
sicht auf die Arbeiten von Heer, Göppert
und Massalongo eine botanisch-mikrosko-
Eische Untersuchung der verschiedenen
raunkohlenhölzer gewünscht und sind
die genera und species dieser vorwelt-
liehen Bäume mit möglichster Sicherheit
festzustellen.
Die .Bearbeitung dieser Preisaufgabe so
wie der medicinischen ist in deutscher Sprache
gestattet.
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Nachrichten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen¬
schaften und der G. A: Universität zu
Göttingen.
Juni 24. JVa 11. 1868.
K&nigiiche (üesellschaft der Wissensehaften.
Ueber einige neue vomMesitylen abge¬
leitete Verbindungen.
von
Eudolph Fittig«
Die Resultate der in den letzten Jahren von
mir und meinen Schülern ausgeführten Arbeiten
über das Mesitylen haben die Constitution die¬
ses Kohlenwasserstoffs und die Stellung, welche
ihm im chemischen Systeme zukommt, mit fast
unzweifelhafter Gewissheit entschieden. Trotz¬
dem aber blieben noch einige Fragen übrig,
deren Beantwortung, wenngleich im Allgemei¬
nen Von secundärer Bedeutung, doch zur besse¬
ren Characterisirung des Mesitylens und zur
Kenntniss der Trimethylbenzole überhaupt wün-
schenswerth erschien. Von diesem Gesichts-
puncte aus sind die folgenden Versuche auf
meine Veranlassung von Herrn S. Hooge-
werff aus Rotterdam ausgeführt werden.
I. Chlorsubstitutionsproducte des
Mesitylens.
Chlorgas wirkt auf kalt gehaltenes Mesitylen
19
Digitized by Google
240
sehr energisch ein und es lassen sich daher mit
der grössten Leichtigkeit die drei noch vorhan¬
denen WasserstofiFatome des Benzolrestes substi-
tuiren. Ein Zusatz von Jod ist vollständig über¬
flüssig und erschwert nur die nachherige Reini¬
gung der Producte. ' Mit Ausnahme derTrichlor-
verbindung lässt sich keins der drei Substi-
tutionsproducte für sich allein darstellen. Die
Äfflnität des Chlors zum Mesitylen ist so gross,
dass man immer, selbst wenn man weniger Chlor
einleitet, als zur vollständigen Umwandlung des¬
selben in Monochlormesitylen erforderlich ist,
doch neben dieser Verbindung ansehnliche Quan¬
titäten von Di- und Trichlormesitylen erhält.
Um diese Substitutionsproducte von einander zu
trennen, löst man das mit Natronlauge ge¬
waschene Gemenge in siedendem Alkohol. Beim
Erkalten scheidet sich fast die ganze Menge des
Trichlormesitylen ab , welches sich durch Um-
krystallisiren aus Alkohol sehr leicht vollstän¬
dig reinigen lässt. Aus der Mutterlauge ent¬
fernt man den Alkohol und trennt die Mono-
uud Dichlorverbindung durch fractionirte De¬
stillation von einander. Wenn es sich nur um
die Darstellung des Monochlormesitylens handelt,
so ist es vortheilhaft, nur ungefähr die Hälfte
der erforderlichen Chlormenge in das Mesitylen
einzuleiten und dann das Product direct der
fractionirten Destillation zu unterwerfen. Da¬
bei beobachtet man dieselbe merkwürdige Er¬
scheinung, wie bei der Darstellung des Mono-
brommesitylens, dass nämlich die geringen zwi¬
schen dem Mesitylen und dem Monochlormesi¬
tylen übergehenden Quantitäten sich intensiv
roth färben.
Durch Destillation mit Wasserdämpfen las¬
sen sich die Substitutionsproducte nicht von
Digitized by Google
241
einander trennen. Sie Terflüchtigen sich dabei
sämmtlich,^ und auffälliger Weise geht die Di-
chlorverbindung am leichtesten, leichter als die
Monochlorrerbindung über.
f CH»
1. Monochlormesitylen C®H»C1 J CH».
[ CH»
Bildet in reinem Zustande eine völlig farblose,
wasserhelle Flüssigkeit, die bei 204 — 206®
ohne Zersetzung siedet und in Alkohol leicht
löslich ist. Rauchende Salpetersäure wirkt sehr
energisch darauf ein und verwandelt es selbst
bei guter Abkühlung fast momentan in ein
Gemenge von Nitro- und Dinitrochlormesity-
len , welche sich durch fractionirte Krystalli-
sation aus Alkohol von einander trennen lassen.
Beim Kochen mit chromsaurem Kalium und ver¬
dünnter Schwefelsäure wird das Chlormesitylen
nur langsam oxydirt. Anfänglich schied sich
dabei eine kleine Menge einer festen Säure ab,
die aber nach mehrtägigem Kochen wieder ver¬
schwand. Wir unterbrachen den Versuch, als
die grössere Menge des Chlormesitylens ver¬
schwunden war, erhielten aber als einziges nach¬
weisbares Oxydationsprodnct nur eine ziemlich
bedeutende Menge von Essigsäure. Das Chlor¬
mesitylen verhält sich demnach genau so, wie
das Mesitylen bei gleicher Behandlung. — Vei*-
dünnte Salpetersäure oxydirt es leicht zuChlor-
mesitylensäure.
fCH»
Ni tro chlormesitylen C»H(NO*)Cl j CH»,
Bildet sich bei der Einwirkung von rauchender
Salpetersäure auf gut abgekühltes Chlormesity¬
len nur in geringer Menge. Entsteht als Ne-
19*
Digitized by Google
242
benproduct bei der Oxydation des Chlormesity-
lens mit verdünnter Salpetersäure. — Farblose,
zu Gruppen vereinigte Spiesse, die bei 56 —57®
schmelzen. In Alkohol leicht löslich.
fCH»
Dinitrochlormesitylen C®(NO^)^ClJ CH®*
[CH»
Ist das Hanptproduct der Einwirkung von rau¬
chender Salpetersäure auf das Chlormesitylen.
Krystallisirt aus Alkohol in langen farblosen
Nadeln, die bei 176 — 177® schmelzen und sich
ohne Zersetzung sublimiren lassen. In heissem
Alkohol ziemlich leicht, in kaltem wenig löslich.
f CH»
Chlormesitylensäure C»H»ClJ CH»
[CO HO
Wurde durch 2— rStägiges Kochen des Chlorme-
sitylens mit verdünnter Salpetersäure (1 Vol.
Säure von 1,4 spec. Gewicht und 2 Vol. Was¬
ser) erhalten. Sie ist in Wasser, selbst in sie¬
dendem ausserordentlich schwer löslich, in Al¬
kohol leicht löslich, bräunt sich über 200® ohne
zu schmelzen und lässt sich nicht ohne Zer¬
setzung sublimiren.
Chlo rm e si tyle ns aur e s Baryum
Ba (C® H» CI 0»)» 4" 4H»0 ist in kaltem Wasser
schwer löslich, krystallisirt aus heissem Wasser
in zarten farblosen Nadeln , die zu grösseren,
halbkugeligen Gruppen vereinigt sind.
Chlormesitylensaures Calcium
Ca (C®H»C10»)» + 5 H»0 krystallisirt in hüb¬
schen büschel- oder fächerartig vereinigten platt¬
gedrückten Nadeln. In heissem Wasser ziem¬
lich leicht und auch in kaltem leichter löslich,
als das Baryumsalz.
Digitized by LiOOQle
243
f
( CH»
2. Dichlormesitylen C® H CI» i CH®.
I CH®
Krystallisirt aus Alkohol in prachtvollen, farb¬
losen, glänzenden Prismen. Schmilzt bei 59®
und siedet ohne Zersetzung bei 243—244®. ln
heissem Alkohol, in Benzol und Aether sehr
leicht löslich. Von chromsaurem Kalium und
verdünnter Schwefelsäure wurde es selbst bei
mehrtägigem Kochen kaum angegrifiPen. Es
entstand dabei keine Spur einer aromatischen
Säure und nur eine sehr geringe, kaum nach¬
weisbare Spur von Essigsäure.
f CH®
3. Trichlormesitylen C®C1® ^ CH®.
[CH®
Diese Verbindung, welche schon vonKane dar¬
gestellt ist, entsteht ausschliesslich, wenn Me-
sitylen in der Kälte mit überschüssigem Chlor
behandelt wird. Sie ist in kaltem Alkohol sehr
wenig, in heissem löichter, aber doch noch ziem¬
lich schwer, in Aether leicht löslich. Aus sie¬
dendem Alkohol krystallisirt sie in langen, farb¬
losen, feinen Nadeln, die bei 204 — 205® schmel¬
zen und ohne Zersetzung in langen, pi:achtvoll
glänzenden Spiessen sublimiren. Bei mehrtägi¬
gem Kochen mit Salpetersäure, Chromsäure oder
übermangansaurem Kalium blieb es vollständig
unverändert.
Es ist uns bis jezl nicht gelungen, Substi-
tutionsproducte des Mesitylens zu erhalten, bei
denen das Chlor Wasserstoff der Methylatome
ersetzt. Bei der sehr grossen Neigung des Me¬
sitylens in Trichlormesitylen überzugehen wer¬
den sich derartige Verbindungen überhaupt nur
äusserst schwierig darstellen lassen.
Digitized by Google
244
II. Mesitol (Phenol des Mesitylens).
C»H‘*0 = C«H2 J ßgt
1 CH*
Wir e?*hielten diese Verbindung nach der
von Wurtz, Keknle und Dusart entdeckten
Methode durch Erhitzen von mesitylenschwefel-
saurem Kalium mit Kalihydrat. Diese Opera¬
tion erfordert indess, wenn sie gelingen soll,
sehr grosse Vorsicht. Beim Schmelzen des Ka¬
liumsalzes mit Kalihydrat in einer Silberschale
bildete sich tceine Spur des Phenols. Die grösste,
aber immerhin noch weit hinter der theoreti¬
schen Menge zurückbleibende Ausbeute erhielten
wir, als wir das Kaliumsalz mit dem dreifachen
Gewicht Kalihydrat in kleinen Kochflaschen im
Lufkbade längere Zeit auf 280® erhitzen. Diese
Temperatur muss möglichst genau inne gehal¬
ten werden, denn bei jeder anderen, niedrigeren
oder höheren Temperatur bildet sich die Ver¬
bindung entweder gar nicht oder doch nur in
sehr geringer Menge. Das Product wird in
Wasser gelöst, mit Schwefelsäure angesäuert
und darauf destillirt. Das Mesitol ist mit den
Wasserdämpfen ausserordentlich leicht flüchtig
und man braucht kaum den zehnten Theil der
Flüssigkeit abzudestilliren, um dasselbe vollstän¬
dig im Destillate zu haben. Es erstarrt im
Kühlrohre und in der Vorlage sofort. Wird
die Destillation, nachdem alles Mesitol abdestil-
lirt ist, fortgesetzt, so geht mit den Wasser¬
dämpfen eine feste in Wasser sehr schwer lös¬
liche organische Säure über. Um das Mesitol
von Spuren dieser Säure zu reinigen, versetzt
man das Destillat mit kohlensaurem Natrium
Digitized by Google
245
bis zur schwach alkalischen Reaction und destil-
lirt von Neuem#
Das Mesitol krystallisirt aus siedendem Was¬
ser in langen, durchsichtigen, glänzenden und
völlig farblosen Nadeln. Es ist in kaltem Was¬
ser wenig, in siedendem Wasser leichter, in Al¬
kohol, Aether und Benzol fast in jedem Ver-
hältniss löslich. Es schmilzt bei 72—73® und
siedet ohne Zersetzung bei 216 — 217®. Sehr
characteristisch ist die Leichtigkeit, mit der es
sich mit den Wasserdämpfen verflüchtigt. Wenn
man die massig warme Lösung der bei der Dar¬
stellung erhaltenen Schmelze mit Schwefelsäure
ansäuert, so bemerkt man, dass sich am Hals
des Kolbens sofort zolllange farblose Nadeln
absetzen und bei nachheriger Destillation erfüllt
sich das Kühlrohr schon mit Krystallen, bevor
noch der erste Wassertropfen übergeht. Das
Mesitol besitzt die allgemeinen Eigenschaften
der Phenole. Es lösst sich nicht in Ammoniak
pnd kohlensauren Alkalien, aber leicht in Kali¬
oder Natronlauge und wird aus dieser. Lösung
durch Einleiten von Kohlensäure wieder krystal-
linisch gefällt.
Beim Schmelzen des mesitylenschwefelsauren
Kaliums mit Kalihydrat entsteht neben dem
Mesitol eine organische Säure in ansehnlicher
Quantität. Unter gewissen Verhältnissen scheint
diese sogar, als Hauptproduct aufzutreten, we¬
nigstens beträgt die Quantität, welche wir von
dieser Säure erhielten mehr als die Menge des
Mesitols. Sie geht, wie bereits erwähnt, mit
den Wasserdämpfen über, wenn man das Roh-
product mit Wasser und verdünnter Schwefel¬
säure destillirt, ist aber viel schwerer flüchtig
als das Mesitol. Im Wasser löst sie sich sehr
schwer, in Alkohol leicht und krystallisirt dar-
Digitized by Google
246
aus in kleinen compacten Krystallen, die bei
176 — 177® schmelzen und ohne Zersetzung in
langen, glänzenden Nadeln sublimiren.
Ihr in kaltem Wasser nicht sehr leicht lös¬
liches Baryumsalz krystallisirt in durchsichtigen,
harten zu Gruppen vereinigten Blättern, die sich
schon bei 140® schwärzen. Mit der näheren
Untersuchung dieser Säure sind wir noch be¬
schäftigt. Wir vermuthen, dass sie Oxymesity-
HO
I CH®
lensäure C® H® J ist, die aus dem an-
ICO.HO
fänglich gebildeten Mesitol durch die oxydirende
Wirkung des schmelzenden Kalihydrats entstan¬
den ist.
Ueber das Verhalten der Aldehyde zum
gewöhnlichen Sauerstoff.
von
G. F. Schönbein.
Auf eine Anzahl von Thatsachen mich stützend,
habe ich schon vor Jahren die Ansicht geltend
zu machen gesucht, dass der gewöhnliche Sauer¬
stoff als solcher der chemischen Verbindung un¬
fähig sei und der Oxidation jeder Materie eine
Zustandsveränderung (Activirung) dieses Elemen¬
tes vorausgehen müsse. Dem Anscheine nach
werden zwar viele Substanzen durch denselben
oxidirt, in welchem Falle namentlich die Alde¬
hyde sich befinden, die bekanntlich in Berührung
mit atmosphärischer Luft schon bei gewöhnlicher
Digitized by Google
247
Temperatur so leicht in Säuren sich verwandeln;
aber gerade diese merkwürdige Gruppe organischer
Körper ist ganz besonders dazu geeignet, das
ihrer Oxidation vorausgehende Thätig werden (Ozo-
nisation) des gewöhnlichen Sauerstoflfes auf dem
Wege des Versuches nachzuweisen, unter welchen
selbst wieder Yaleryl Wasserstoff es ist, an dem
der besagte Vorgang am augenfälligsten beobach¬
tet werden kann.
Bekanntlich wirkt der gewöhnliche Sauerstoff
(bei gewöhnlicher Temperatur) nicht im Gering¬
sten auf die Indigolösung, das Guajak, das Jod¬
kalium, das Thalliumoxidul und das schwefelsaure
Manganoxidul ein, während das Ozon den Farb¬
stoff zerstört, das Harz bläuet, aus dem Haloid-
salz Jod abscheidet, das Thalliumoxidul in das
braune Oxid und die Basis des Sulfates in Man-
gansuperoxid überführt, wesshalb die mit dem
genannten Substanzen behafteten und der Ein¬
wirkung des Ozons ausgesetzten Papierstreifen
gebleicht oder gefärbt werden und daher auch
als bequeme Rfeagentien auf den thätigen Sauer-»
Stoff dienen können.
Solche Streifen (in befeuchtetem Zustande) in
einem luft- oder sauerstoffhaltigen Fläschchen von
20^^ aufgehangen, in das man vorher einen oder
zwei Tropfen des Valeryl Wasserstoffes hatte fallen
lassen, bleiben in völliger Dunkelheit so gut als
unverändert; anders unter sonst gleichen Umstän¬
den im unmittelbaren Sonnenlichte. Ist dasselbe
sehr kräftig, so fängt das Guajak- und stärke¬
haltige Jodkaliumpapier sofort an sich zu bläuen,
wird das mässig stark gebläuete Indigopapier in
wenigen Minuten völlig gebleicht und in kurzer
Zeit auch das Thallium- und Manganpapier deut-
lichst gebräunt seyn, wobei kaum nöthig ist zu
bemerken, dass mit diesen Ozonreactionen auch
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248
Bildung von Baldriansäure Hand in Hand geket,
wie dieses die Röthung des Lakmuspapiers be¬
urkundet.
Hat man das gleiche flüssige Aldehyd im Dun¬
keln auch längere Zeit mit reinem Sauerstoff oder
atm. Luft zusammengeschüttelt, so lässt es doch
die Guajaktinctur und den Jodkaliumkleister un¬
gefärbt; geschieht diess aber im unmittelbaren
Sonnenlichte, so vermag die Flüssigkeit nach
kurzem Schütteln die beiden genannten Reagen-
tien bis zur Undurchsichtigkeit tief zu bläuen,
was beweist, dass das so behandelte Aldehyd
thätigen und noch übertragbaren Sauerstoff ent¬
hält. Nach kurzem Stehen in der Dunkelheit
bringt jedoch dasselbe diese oxidirenden Wirkun¬
gen nicht mehr hervor, woraus erhellt, dass die¬
ser Sauerstoff eine festere Verbindung eingegan¬
gen d. h. zur Bildung von Baldriansäure gedient
hat, wie in der That nun auch das Aldehyd
sauer reagirt.
Aus diesen Thatsachen erhellt, dass der ge¬
wöhnliche Sauerstoff, gleichzeitig unter den Ein¬
fluss des Aldehydes und des Sonnenlichtes ge¬
stellt, rasch in den thätigen Zustand versetzt wird,
so dass derselbe nicht nur auf das Yaleral sondern
auch auf andere ihm dargebotene Materien wie das
Ozon einwirkt. Und da das unter Lichteinfluss
mit gewöhnlichem Sauerstoff in Berührung gesetzte
flüssige Aldehyd antänglich noch die Wirkungen
des Ozons auf das Guajak u. s. w. hervorbringt, so
lässt sich aus dieser Thatsache abnehmen, dass
der Sauerstoff nach seiner Activirung nicht so¬
fort mit Yaleral zu Baldriansäure sich verbindet,
sondern anfänglich mit demselben nur locker sich
vergesellschaftet, um jedoch bald (auch bei Ab¬
wesenheit des Lichtes) iu einen fester gebundenen
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249
Zustand zu treten d. h. mit dem Aldehyd die
genannte Säure zu erzeugen.
Wiederholt habe ich die Ansicht ausgespro¬
chen, dass die chemischen Verbindungen, welche
der Sauerstoff mit den übrigen Elementen ein¬
geht, nicht urplötzlich zu Stande kommen, sondern
dass es bei denselben wie einen Anfang und ein
Ende so auch eine Mitte gebe, so dass die voll¬
endete Oxidation einer Materie gleichsam nur
der Schluss eines aus mehreren Acten bestehen¬
den chemischen Dramas sei. Bei dem Zusammen¬
treffen des gewöhnlichen, besonnten Sauerstoffes
mit dem Valeral findet erst die Activirung dieses
Elementes statt, dann die Vergesellschaftung des
veränderten Sauerstoffes mit dem Aldehyd und
schliesslich die Umsetzung dieser beiden M^erien
in Baldriansäure, während die gewöhnliche Vor¬
stellung den Sauerstoff und das Aldehyd so zu
sagen „Knall und Fall“ zu der genannten Säure
mit einander sich verbinden lässt.
Dass man bisher solche Verhältnisse nicht
beachtet hat, rührt hauptsächlich von der raschen
Aufeinanderfolge der bezeichneten Vorgänge her,
welche in der Regel durch so kleine Zeiträume
von einander getrennt sind, dass Nichts zwischen
dem Anfang und Ende einer Oxidation zu liegen
scheint. Niemand wird aber in Abrede stellen
wollen, dass die Kenntniss der bezeichneten Vor¬
gänge zum Verständniss der Oxidation eben so
gut gehören als diejenige des Endergebnisses der¬
selben.
In einer schon vor Jahren von mir über das
Bittermandelöl veröffentlichten Arbeit habe ich
gezeigt, dass der gewöhnliche Sauerstoff, ehe er
diese aldehydartige Materie zu Benzoesäure oxi-
dirt, unter dem Einfiusse des Lichtes in den thä-
gen Zustand versezt werde, wie aus der That-
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250
Sache hervorgeht, dass das besagte Oel, nur kurze
Zeit mit besonneter Luft geschüttelt, die Guajak-
tinktur und den Jodkaliumkleister bläuet und
auch noch anderweitige ozonartige Oxidations¬
wirkungen hervorzubringen vermag. Eben so
haben meine in neuester Zeit mit dem Acetyl-
wasserstoflF angestellten Versuche zu Ergebnissen
geführt, vollkommen übereinstimmend mit den¬
jenigen, welche mit dem Valeral erhalten wurden.
Die obengenannten Reagenspapiere in einem Ge¬
menge von gewöhnlichem reinen oder atmosphä¬
rischen Sauerstoff und Aldehyddampf aufgefan¬
gen, verändern sich in der Dunkelheit nicht merk¬
lich, während sie in unmittelbarem Sonnenlichte
ziemlich r^sch die mit dem Valeral erhaltenen
Reacttonen zeigen : es wird das Indigopapier ge¬
bleicht, das Guajak- oder Jodkaliumstärkehaltige
gebläuet, das Manganpapier gebräunt u. s. w.
Ebenso erlangt das flüssige Acetylaldehyd durch
kurzes Schütteln mit besonnter Luft die Eigen¬
schaft, die Guajaktinktur und den Jodkalium¬
kleister auf das tiefste zu bläuen, um dieselbe
nach kurzer Zeit in der Dunkelheit zu verlieren,
selbstverständlich unter Bildung von Essigsäure.
Wenn nun obigen Angaben gemäss die drei
Aldehyde: der Acetyl-, Valeryl- und Benzoyl-
wasserstoff unter der gleichzeitigen Mitwirkung
des Sonnenlichtes den gewöhnlichen Sauerstoff
vor ihrer Oxidation in den thätigen Zustand ver¬
setzen, so ist kaum daran zu zweifeln, dass auch
die übrigen Aldehyde in ähnlicher Weise sich
verhalten werden. Wahrscheinlich gibt es aber
noch eine grosse Anzahl anderer organischer, na¬
mentlich vegetabilischer Substanzen, deren Ver¬
halten zum gewöhnlichen beleuchteten Sauerstoff
demjenigen der Aldehyde gleicht, zu welchen
Materien meinen frühem Versuchen gemäss nicht
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251
wenige aetherische Oele gehören ; wie ich über¬
haupt Grund habe anzunehmen, dass bei vielen
langsamen Oxidationen unorganischer und na¬
mentlich organischer Körper vegetabilischen Ur¬
sprungs, die in der atmosphärischen Luft statt
finden, das Licht eine viel grössere Rolle spielt,
als man bisher geglaubt hat.
Da diese Oxidationsweise sicherlich einer der
wichtigsten chemischen Vorgänge ist und dess-
halb eine möglichst vollständige Kenntniss der
Umstände und Bedingungen, unter welchen die¬
selbe stattfindet, eine nicht geringe theoretische
Bedeutung hat, so dürfte es beim Vortrage der
Chemie belehrend sein, an schicklichem Orte das
typische Verhalten des Valerylaldehydes zum ge¬
wöhnlichen beleuchteten Sauerstoff durch einen
eben so einfachen als schönen Versuch den Zu¬
hörern anschaulich zu machen. Zu diesem Behufe
bringt man in eine luft- oder sauerstoiBfhaltige
halblitergrosse Flasche etwa zehn Tropfen des
genannten Aldehydes, hängt darin die oben er¬
wähnten Reagenspapiere gleichzeitig auf upd
lässt nun auf das Versuchsgefäss kräftiges Son¬
nenlicht fallen, unter welchen Umständen die
oxidirenden Wirkungen des thätig gewordenen
Sauerstoffes sehr rasch und in augenfälligster
Weise hervorgebracht werden. Um diesen Ver¬
such noch lehrreicher zu machen, setze man zu
gleicher Zeit die gleichen Reagenspapiere der Ein¬
wirkung stark (durch Phosphor) ozonisirter Luft
aus , wodurch sie selbstverständlich auch im
Schatten gerade so wie das beleuchtete Gemenge
von gewöhnlichem Sauerstoffgas und Aldehyd-
Dampf verändert werden.
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252
lieber ein höchst empfindliches Rea¬
gens auf die Blausäure.
Von Demselben.
Bekanntlich ist es eine karakteristische Eigen¬
schaft des Guajaks mit dem Ozon eine tief blaue
Verbindung einzugehen, welche aber auch beim
Zusammentreffen des in Weingeist gelösten Har¬
zes mit gewissen Säuren, Oxiden u. s. w. ent¬
steht, die thätigen Sauerstoff enthalten wie z. B.
NO4, Mn»07, PbOa, AgO u. s. w. Das Kup¬
feroxid, obwohl es unter geeigneten Umständen
die Hälfte seines Sauerstoffes an oxidirbare Ma¬
terien z. B. an Traubenzucker abgibt, vermag
doch für sich allein die Guajaktinctur nicht zu
bläuen, thut dies aber augenblicklich unter der
Mitwirkung von Blausäure, gleichgültig ob das
Oxid frei, an Wasser oder an irgend eine Säure
gebunden sei.*) Diese Reaction beruhet nach
meinem Dafürhalten einerseits auf der von Wüh¬
ler ermittelten Thatsache, dass das Kupferoxid mit
der Blausäure ein Cyanür-Cyanid (gemäss der Glei¬
chung 3 Cu 0 + 2 H Cy = Cu2 Cy, Cu Cy +
2HO + 0) erzeugt und andererseits auf der
grossen Neigung des Guajaks mit thätigem Sauer¬
stoff zu der besagten tiefblauen Verbindung zu¬
sammen zu treten. Der intensiven Färbung die¬
ser Materien halber lassen sich daher mit Hülfe
des Guajaks in Verbindung mit einem Kupfer¬
salze noch verschwindend kleine Mengen von
Blausäure auf das augenfälligste nachweisen, wie
aus den nachstehenden Angaben erhellen wird.
Filtrirpapier , mit frisch bereiteter Guajak-
Schon Pagenstecher hat gezeigt, dass die blausäure¬
haltige Guajaktinctur durch eine Kupfersalzlösung ge-
blauet werde.
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258
tinctur von 3 ®/o Harzgehalt getränkt und nach
dem Verdunsten des Weingeistes mit einer Kupfer¬
vitriollösung von Vio ®/o Salzgehalt benezt, bläuete
sich noch ziemlich rasch, wenn eingeführt in
einen 46 Liter grossen Ballon, in welchen man
vorher nur einen Tropfen wässriger Blausäure
von 1 % HCy-Gehalt hatte fallen lassen. Lässt
man ein erbsengrosses Stück Cyankaliums in
einer lufthaltigen 10 litergrossen Flasche nur
wenige Minuten lang verweilen, so enthält die¬
selbe schon so viel Blausäure, um das eingeführte
Reagenspapier sofort zu bläuen, wie sich Letz¬
teres auch unverweilt färbt, wenn einige Linien
hoch über eiuem in der Luft liegenden Stückchen
des Haloidsalzes gehalten. Eben so lässt sich
mit dem gleichen Papier zeigen, dass beim Zu¬
sammenbringen des Amygdalins mit Emulsin die
Umsetzung des Glucosides in Blausäure u. s. w,
schon bei gewöhnlicher Temperatur sofort be¬
ginnt. Bringt man auf einem Uhrschälchen
einige Milligramme Amygdalins mit einigen Trop¬
fen kräftiger Mandelmilch zusammen und be¬
deckt man dasselbe mit einem andern Uhrgläs¬
chen, an dessen Innenseite ein Stückchen des
Reagenspapiers haftet, so wird Letzteres sofort
anfangen sich zu bläuen. Bringt man zerquetschte
bittere Mandel-, Pfirsich-, Apricosen, Pflaumen-,
Kirschen-, Apfelkerne oder zerschnittene frische
Kirschlorbeerblätter in kleinere Fläschchen, so
bläuen sich darin aufgehangene Streifen des mit
der Kupfersalzlösung benetzten Guajakpapiers so¬
fort auf das Augenfälligste.
Aus den voranstehenden Angaben folgt von
selbst, dass die Guajaktinktur in Verbindung
mit der verdünnten Kupfervitriollösung auf den
in Wasser gelösten CyanwasserstofiF ein eben
so empfindliches Reagens ist, als das Guajakpa-
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254
pier mit der gleichen Salzlösung auf die dampf¬
förmige Säure.
Wasser von Viooooo HCy-Gehalt mit dem glei¬
chen Volumen frischer Guajaklösung von 3 Vo
Harzgehalt vermischt, wird durch einige Tropfen
Kupfervitriollösung noch auf das Tiefste gebläuet
und Wasser, das nur ^/s, 000,000 Blausäure enthält,
bläuet sich noch in deutlichster Weise, so dass
ausser den Blutkörperchen in Verbindung mit
HO2 das Guajak und ein Kupfersalz als weit¬
aus das empfindlichste Reagens auf die Blausäure
gelten kann, weshalb es auch allgemeine An¬
wendung verdient. Zerkleinerte bittere Mandeln,
Pfirsichkerne, Kirschlorbeerblätter u. s. w. mit
Wasser übergossen, liefern sofort eine Flüssig¬
keit, welche die Guajaktinctur unter Beihülfe
einer Kupfersalzlösung schon merklich stark
bläuet. Es ist das Guajak u. s. w. auch ein
höchst empfindliches mittelbares Reagens auf das
in manchen Pflanzen vorkommende Amygdalin,
mit dessen Hülfe dieses Glucosid leicht da sich
entdecken lässt, wo es bisher seiner geringen
Menge halber noch nicht aufgefunden werden
konnte.
üeber das empfindlichste Reagens auf
das Wasserstoffsuperoxyd;
von Demselben.
Obwohl wir schon mehrere höchst empfind¬
liche Reagentien auf dieses Superoxyd besitzen,
wie z. B. der Jodkaliumstärkekleister in Verbin¬
dung mit einer Eisenoxydullösung, womit sich
noch ein Milliontel HO2 im Wasser deutlichst
Digitized by Google
255
nachweisen lässt , so habe ich unlängst ein an¬
deres aufgefanden, welches an Empfindlichkeit
alle bisher bekannten übertrifft. Das Wasser¬
stoffsuperoxyd für sich allein vermag bekannt¬
lich die Guajaktinctur nicht zu bläuen, thut
diess aber unter der Mitwirkung der Blutkör¬
perchen, der wässrigen Auszüge aller Pflanzen¬
samen, namentlich der Cerealien, unter welchen
selbst wieder die gekeimte Gerste (Malz) ganz
besonders sich auszeichnet. Tröpfelt man in
einige Gramme Wassers, das ein Milliontel
HO2 enthält, soviel frisch bereitete Guajaktinc¬
tur bis das Gemisch milchig geworden und fügt
man nun demselben einige Tropfen etwas con-
centrirten wässrigen Malzauszuges zu, so bläuet
es sich rasch auf das augenfälligste; ja Wasser,
welches ’nur ein Zehnmilliontel Superoxydes
enthält, wird hiedurch noch sichtlich gebläuet.
Dieser ausserordentlichen Empfindlichkeit halber
lässt sich daher mittelst Guajak und Makaus-
auszug HO2 noch da nachweisen, wo man es
nicht erwarten sollte.
Wasserfreier Weingeist scheint in der Dun¬
kelheit gegen den gewöhnlichen Sauerstoff voll¬
kommen gleichgültig sich zu verhalten, wie ich
aus der Thatsache zu schliessen geneigt bin,
dass solcher Alkohol, nachdem er sechs Monate
lang in Dunkelheit mit atm. Luft in Berührung
gestanden hatte, mit meinem Reagens geprüft,
auch keine Spur von HO2 enthielt. Zwanzig
Gramme dieses Weingeistes in einer halbliter
grossen lufthaltigen Flasche nur 8 — 10 Minuten
in kräftigem Sonnenlicht geschüttelt, erweisen
sich schon so H02-haltig, dass sie sich mit Gua¬
jaktinctur und Malzauszug deutlichst bläueten
und selbstverständlich fällt diese Färbung um
so tiefer aus, je länger der Weingeist in der
20
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256
angegebenen Weise behandelt worden. Und
eben so versteht es^ich von selbst, dass auch
unter dem Einflüsse des zerstreuten Lichtes
(obwohl langsamer) diese Bildung von Wasser¬
stoffsuperoxyd erfolgt, woher es kommt, dass
Weingeist (auch der wasserhaltige) in lufthal¬
tigen Flaschen längere Zeit im Laboratorium
u. s. w. auf bewahrt, durch unser Reagens ge-
bläuet wird. Es darf daher aus diesen That-
sachen mit Sicherheit geschlossen werden, dass
jeder Weingeist, welcher auch selbst nur im
zerstreuten Licht mit atm. Luft in Berührung
gestanden, nicht mehr rein und je nach Um¬
ständen mehr oder weniger H02-haltig ist.
Wie nach meinen früheren Angaben das mit
• Wasser stark verdünnte HO2 selbst bei 100® con-
centrirt und theilweise überdestillirt werden
kann, so auch der H02-haltige Weingeist. Al¬
kohol, im zerstreuten Lichte durch längere Be¬
rührung mit atm. Luft so H02-haltig geworden,
dass er zwar durch die Guajaktinctur und den
Malzauszug merklich stark, nicht aber durch
das viel weniger empfindliche Reagens der Chrom¬
säure gebläuet wurde, unterwarf ich der Destil¬
lation, vom Ganzen Neunzehnttheile überziehend.
Das Destillat bläuete sich noch deutlich mit
unserem Reagens, obwohl schwächer als der
nicht destillirte Weingeist diess that, während
dagegen das rückständige Zehntel diese Reaction
sehr stark hervorbrachte und durch Chromsäure¬
lösung ziemlich tief lasurblau gefärbt wurde,
was die durch Destillation bewirkte Concentra-
tion des im Weingeist enthaltenen HO2 ausser
Zweifel stellt.
Da die Guajaktinctur ein eben so empfind¬
liches als bequemes Mittel ist, das unter den
erwähnten Umständen im Weingeist u. s. w.
Digitized by Google
257
entstandene HO2 nachzuweisen, so muss selbst¬
verständlich die zu diesem Zwecke taugliche
Harzlösung mit Weingeist bereitet werden, der
völlig frei von HO2 ist. Um sich von dieser
Reinheit zu überzeugen, löse man etwa ein Hun¬
dertel Guajaks in dem zu prüfenden Weingeist
auf und füge der Tinctur einigen Malzauszug zu,
welcher im Falle völliger Abwesenheit von HO2
die Harzlösung ungebläuet lassen muss. Aus
diesen Angaben folgt, dass die mit Luft in
Berührung stehende Guajaktinctur im Dunkeln
aufbewahrt werden muss, wenn sie nicht HO2-
haltig und für Versuche tauglich bleiben soll.
Nach meinen Versuchen verursacht eine An¬
zahl von Metallen, gleichzeitig mit Wasser und
atm. Luft in Berührung gesetzt, sofort die Bil¬
dung von HO2 , in welcher Hinsicht das Zink
ganz besondes sich auszeichnet. Wie empfind¬
lich unser Reagens auf das in dieser Weise ent¬
standene Superoxyd ist, mögen folgende Anga¬
ben zeigen. Bespritzt man auf einen Trichter
gebrachte amalgamirte Zinkspähne mit destillir-
tem Wasser, so enthält die ablaufende Flüssig¬
keit schon so viel HO2, um durch unser Rea¬
gens angezeigt zu werden und eine gleich rea-
girende Flüssigkeit wird erhalten, wenn man die
besagten Spähne nur einen Augenblick mit ei¬
nigem Wasser und Luft zusammenschüttelt, wo¬
bei man selbst kochendes anwenden kann. Die
einfachste Weise, die unter diesen Umständen
stattfindende Bildung von HO2 augenfällig zu
machen, besteht darin, dass man ein amalga-
mirtes und mit Wasser befeuchtetes Zinkstäb¬
chen stark gegen guajakhaltiges und mit Malz¬
auszug benetztes Papier drückt, welches da so¬
fort tief gebläuet wird, wo es mit dem Metall
in Berührung gekommen.
20 ♦
Digitized by Google
258
Analytisch -geometrische Untersu¬
chungen
von
A. Enneper.
V.
Mittelst zweier Curvensysteme, welche auf ei¬
ner Fläche liegen, lassen sich für die Flächen
von constantem Krümmungsmaass ohne Schwie¬
rigkeit einige fundamentale Gleichungen ableiten,
welche besonders einfache Formen annehmen,
wenn die beiden Curvensysteme gegenseitig zu
einander orthogonal sind. Die unüberwindlichen
Schwierigkeiten, welche sich der Aufsuchung al¬
ler Flächen von constantem Krümmungsmaass
entgegenstellen, führen von selbst darauf beson¬
dere Fälle zu betrachten und die Fläche noch
durch eine zweite geometrische Eigenschaft nä¬
her zu bestimmen , wobei dann die Wahl der
Curvensysteme nicht gleichgültig ist. Welche
Wahl man auch treffen möge, so scheinen die in
II. entwickelten Formeln die grössten Vortheile
zu bieten, wenn die Krümmungslinien der zu be¬
stimmenden Flächen gewisse Bedingungen zu er¬
füllen haben. Um zu einigen neuen Resultaten
in Beziehung auf die bemerkten Flächen' zu ge¬
langen ist im Folgenden die Lösung des Pro¬
blems gegeben:
Für welche Flächen von constantem Krüm¬
mungsmaass ist ein System von Krümmungs¬
linien plan oder sphärisch?
Es soll vorausgesetzt werden, dass die zu be¬
stimmende Fläche keine Rotationsfläche ist, wel¬
cher Fall schon bekannt und leicht zu behandeln
ist. Obgleich die Flächen mit einem System
Digitized by
Google
259
planer KräinnmngsHmen nur ein besonderer Fall
der Flächen mit einem System sphärischer Krüm¬
mungslinien sind , so scheint es doch zweckmä¬
ssig zu sein, jeden Fall besonders zu behandeln,
da die auszufuhrenden analytischen Betrachtun¬
gen in beiden Fällen wesentlich von einander ab¬
weichen.
Ist das Product der beiden Hauptkrümmungs¬
halbmesser positiv constant, so findet die Glei¬
chung r'r" = statt, wo g eine Constante be¬
deutet. Diese Gleichung lässt sich ersetzen durch :
1 - I L+J
r'-g 1 + f’ r" gl- t'
wo t eine näher zu bestimmende Function von
« und 0 ist. Mittelst der Gleichungen 1) gehen
die Gleichungen:
- — 1
dv r r' dv ’ du r" r du ’
über in:
1 rf|/ E _ 1 1 dt
ys dt ~ • 2/ 1 4-7 dt'
1 d]/G _ . 1 ^
ye du ~ ^ 2t l — ? du
Hieraus folgt:
= V6-
WO = nur von u und =
^ ' du ^ ^ dt
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260
nur von t) abhängt. Da alle zu bestimmenden
Grössen Functionen von F{u) und Fi(ü) sind, so
kann man F{u) = u , Fi(t?) == v setzen und hat
dann einfacher:
2) KE - ‘-f KS - Iy,-
Die Gleichungen 1) und 2) geben:
yE _ 1 i^i y"G _ i i + t
r'~ ~ 7 2Vt^ "r~ ~ 7 ^ t
r' d r \dt r dyli 1 dt
y" Gdt>\/^E 2t dt^ y^E du r' 2t du
Mittelst Hülfe dieser Gleichung geht die Gleichung :
A (I ^ -u 4- = 0
dv ^y^Gdf) r du^y^Bdu r" r r'
über in:
d^\og\/t d^Xo^y t _ 1 1 —
dv^ ' du^ (2^)^ t
Ist das Product der beiden Hauptkrümmungs¬
halbmesser negativ constant, also rV" = — ,
so kann man setzen:
5) 1 _ 1 l-< 1 ^ 1 l + <
r g l + <’ r" g 1 — <’
Für F und G finden die Gleichungen statt:
l d\/' E \ *
yE de ~ + t r+ de'
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261
1 d]/G _ 1 l dt
d^ ~ r+ du
oder integrirt:
«\|/p _ 1 1 + * i/r ^ ^ ^
6) = 1/G _
Ziu* B^timmung von t dient die Gleichung:
d^arctang^ d^arctang/ _ 1 — 1
^ du* dw* 1 + ^* 2^*'
Es lassen sich in beiden Fällen noch je zwei par¬
tielle Differentialgleichungen aufstellen, welchen
die Coordinaten x, y, z genügen, da dieselben
für die folgenden Untersuchungen nicht nöthig
sind, so soll ihre Aufstellung hier unterbleiben.
Die allgemeine Integration dieser Gleichungen,
sowie die Gleichungen 4) und 7) scheint sich
nicht ermöglichen zu lassen.
Ist das System der Krümmungslinien für wel*
che o allein variirt plan, so findet die Gleichung
statt:
8)
rr^ d |/G
du r'
= — cotey, *
wo der Winkel er, unter welchem die Ebene der
planen Krümmungslinie die Fläche schneidet, nur
von u abhängt. Die Gleichung 8) bleibt unge-
ändert, wenn F(u), F(u) statt ti, u als unabhän¬
gige Variabelen genommen werden und cot a
- , cot (S . ,
durch _t7-7 ersetzt wird. Da nun cot (S eine
F(k)
Digitized by Google
262
beliebige Function von u ist, so kann man, un¬
beschadet der Allgemeinheit, auf die Gleichung
8) die Gleichungen 2) und 3) anwenden. Mit¬
telst der Gleichungen 3) erhält man aus 8);
1 \ dt .darctangl/'f 1
l-\-t Yt du du J
oder:
9)
gesetzt :
folglich:
10)
«1
-A
cot <f du
d arctang j/* t
dui
1
2’
yt = tang - («1 -f- »i)
WO f?i eine näher zu bestimmende Function von
t ist. Mit Rücksicht auf 9) giebt die Gleichung
10):
d\o^\rt 1 1 ^
° ^ — - cot ff,
du
d* log ]/” t
+
sin(«i Di) g
cos(«i -t- ffi) .1 ,
- i? — — i (- cot ay
sin *(«1 -y ci) g
1 «Id cot ff
sin («1 4- Ol) 9
da nun nach 9):
du
Digitized by Google
263
dcoia d cot a dm
du dui du
so ist auch;
— cotu
9 .
d cot a
~~dui~~'
^ _ cos («1 + ci) 1 . ,
du^ sin \ui -f- y
, _ 1 _ J_ _d 1
sin («i-j-tJi) 2^* dui sin V
Durch Anwendung dieser Gleichung und der
Gleichung 10) geht die Gleichung 4) über in:
[sin («1 + fji) — - cos («i + oi) (^) ] =
11) ^
cos («1 + ci) ^ sin («1 + Ci) sin
Es soll angenommen werden, dass cot<y nicht
constant ist. Wäre dieses der Fall, so müssten
in 10) die Factoren von sinwi und coswi einzeln
verschwinden, dann folgt:
d^i _
dti *
1
sin %
welche Gleichungen für x>i keinen reellen Werth
geben. Soll cf constant sein, so ist
ist t unabhängig von t#, die gesuchte Fläche eine
Kotationsfläche , welche hier nicht weiter in Be¬
tracht kommen soll.
Die Gleichung 11) zweimal nach mi differen-
tiirt giebt:
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264
- [cos («1 + ci) — sin («i + ui) (^) ] =
</ 3 1
sin («1 + Ul) — (;
1 d* 1
+ ö" Z.
dui ^2 sin ^ 2 du\ sin
- COS (fll+f5l)
1
sin V
Durch Addition dieser Gleichung zur Gleichung
11) folgt:
dui
sm
-U i — — 0
V ' 4 sin ’
also:
-r-"^ = A cos2tti 4- ß8in2«ii — C.
sin 2<r '
wo Ag B, C Constanten sind. Die rechte Seite
der vorstehenden Gleichungen lässt sich auf die
Form bringen:
D cos 2{ui — uo) C,
Da nun nach 9) u auch als Function von ui an-
gesebn werden kann , so kann man t/o = 0, also
auch B — 0 setzen. Für sin c ergiebt sich dann
die Gleichung:
12) . ^ - = A cos 2ui — C,
sinV
Setzt man diesen Werth von sin V in die Glei¬
chung 11). so folgt:
Digitized by Google
265
[{A-C +
2
) ) COS t?i — sin t?i
dv^
] cos Ul
, r/ A I r. •
+ [(^ + — Ö^*C08 f?l —2 ] sin Ml = 0.
Da Ml nicht constant ist, so kann die vorstehende
Gleichung nur bestehn, wenn die Factoren von
Ml und sin mi einzeln verschwinden. Es ist folglich :
+(g —)] co8f?i = ^*sinoi
o df?i * d^vi
[A -t- C — C-^) ] sinei = g^cozti
oder:
13) (jg = C— 4 cos^üi
und:
2 . . o
o* = A sin 2i?i.
du*
Die letzte Gleichung folgt auch durch Differen¬
tiation der Gleichung 13) nach r. Die Gleichun¬
gen 12) und 13) zeigen, dass A und C immer
gleiche Zeichen haben müssen. Substituirt man
den Werth von t aus 10) in die Gleichungen 2)
und 3), so findet man:
1
sin (mi -f n)
, !/■(? =
cos («1 + ®l)
sin («1 + »i)’
Digitized by Google
266
(y^E _ 1 cos («1 + ei) ]/G
r
g sin («1 + ci ’ r" g sin («i -j- Ci)’
ux
r " ^ V £
j/' G dv r
r d ya _
du r"
dti
sin(Mi + vi) rff?’
1 8iii(fii +
g I
cot c.
Mit Rücksicht auf 9) giebt die Gleichung 12)
nach u dififerentiirt;
der A . ^ , 1 i4sin2wi
15) — = — sin 2tii sin *<r =
du
9
g A cos 2u\ — C
Aus den Gleichungen 9), 12), 13), 14) und 15)
findet man:
16)j
, d<f * , , r" d ]/■£ * . ,
_j - ■) -i. (— - _ sin *<r =
, ^ du' ' ]/^ff dv r
1 4* — C* A^ — C^ . ^
g^ (Acoi2ux — Cf~ g^ ’
d aAe , da r" d j/E* .
— (^^-4-— ) — (=-r;;-r sm<rcostf==
du ^ r ' du '|/ G dv r
’IA sin 2«i cot fff A sin 2«i ,
^*(4cos2«i — /1co82«i — C
2(V- + s) si’
. d r" dl/ß, r" dl/'£,l/‘£ der
dw'|/6rdi? r ^ \/ Gdv r r du
= — 2 cos er
2 cos er
der doi
dtt du sin (tii -|- ©i)
der r' d ]/£
dti )/ G dv r
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267
Sind aj ßj y die Winkel , welche die Ebene der
planen Krümmungslinie im Puncte (a?, y, z) mit
den Coordinatenaxen bildet, so bat man;
cos a sin (T — cos a cos <r = cos
cos 6' sin (f — cos b cos <f = cos ß ,
cos c sin (f — cos c cos ü = cos y*
Die Gleichung für cos a successive nach u diffe-
rentiirt giebt, unter Zuziehung der letzten Glei¬
chung 17):
d cos cc
~~du~
r" d VE .
- - - - sm ff cos a
y G dt> r
18)
+ (cos a' cos ff -|-
cosa sin ff)
VE
djjosa , (1^ COS« =
^ W ^ du
da r" dVE „ . . ^,r dyE^
— 2 eosff — — — coso — coso sinff —
duy Gdv r ]/ Gdv r
. ^ d \/E , da
-j- (cos a' cos ff -(- cos a sm ff) — (.-y~ +
Addirt man auf beiden Seiten der vorstehenden
Gleichung:
sin*ff r ..- - ^) cos«,
r dar
so /olgt mittelst der Gleichungen 1 6), 17) und 18) :
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268
d^coBct — C* . .
- - — [- — V — sm% cos« = 20010"
du^
d(f dcosa
du du
Aus dieser Gleichung und zwei analogen Glei¬
chungen folgt:
d. i.:
cos«, cosj^, cos;'
d cos a d cos ß d cos y '
du ^ du ^ du
0,
d^co^a d^cosß d^cosy
~du^~' du^ ’ du^
cos a cos «0 4" ß 4" cos yo = 0,
«0, ßoi ya Constanten sind. Diese Gleichung zeigt,
dass alle Ebenen der planen Krümmungslinien
einer festen Geraden parallel sind, bestimmt durch
die Winkel cro. ßo, yo- Nimmt man diese Gerade
parallel zurAxe der «, so ist cosao = 0, cos/?o
= 0, cosyo = 1, folglich cosy = 0. Man kann
also setzen:
19) cos a = sin cos = — cosy, cos y = 0,
Die Gleichungen 14), 15) und 17) geben:
/- sin (S
(cOSo'cOSOf4“COSft COs4-COSC cos/jl/ E-=^-7—i -
sin(i/i-ft)i)
• ,cfcosa dcosß ^^cosy
(cosa — f-coso — j-cosc —j^)V E—
du
cos <r
sin(Mi 4- f?i)
du
r\ [“ + ei) +
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269
d. i. nach 19):
[cos a’ sin y — cos 6' cos qi)]/'E=
sinff
20)^
sin («1
d^
(cos a' cos y -j* ®08 b sin \/E =
cosff 1 da
I ”* — / - i - \ l“ ”1“ H“ 3" J*
sm (ui + t?i)
Aus den Gleichungen 14), 17) und 19) findet man:
21)
r*
— sin^u.
d(p d
l-
smöL
du du *^8in (tii + ci) d(f •**
22) du
.fl w I \ 1 cos (T
-j“ [— cot (wi -f- 4” Y“] - j - 7
y dur sm (i/i + t?i)
Bedeutet ® eine Function von so ist die Glei¬
chung der Ebene der planen Krümmungslinie,
welche durch denPunct («, y, ») geht, nach 17)
und 19):
23) a? sin y — y cos y = ®.
DiflFerentiirt man diese Gleichung successive nach
fl, berücksichtigt die Gleichungen 20) und 22),
so folgt:
, . dO sin Cf
du ’
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270
d*0
— of sin y 4- y cos (p = —2-
Die zweite der vorstehenden Gleichungen zur
Gleichung 23) addirt giebt:
d(p^
+ ® = 0,
also 0 = xo sin y — yo cos y , wo xo, yo Con-
stanten sind. Die Gleichung 23) wird hierdurch
(x — xo) sm(p — (y — yo) cosy> = 0, woraus
folgt, dass die Ebene der planen Krümmungslinie
durch eine feste Gerade geht. Nimmt man die¬
selbe zur Axe der s , so ist xo = 0, yo = 0
also ® = 0. Zur Bestimmung von x und y hat
man die Gleichungen:
24)
!F sin y — y cos y = 0 , '
da sin (t
[x cos a y sin a) -r — — "= — ; - , - r
^ ^ ^ ^ du sm («1 -f ®i)
Die dritte Gleichung 17) giebt für cosy = 0:
cos c — cot <f . cos c.
Diese Gleichung lässt sich auch schreiben:
y'G
de
du
cot (f . (
dx dy
du dv
dx dy
dö
d. i. nach 14) und 24):
d«i
d% sin % cot tf dv •
du d(p sin *(mi -j- vi)
du
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271
oder:
^ g sin *<r _
d«i dq) dt
du sin *(dt -j- öi)
Setzt maü näöt 21):
Ja —
sin *<r
80 folgt:
^ ~ + 1/(4* — C*) Ht W
Diese Gleichung integrirt giebt:
dti d cot («1 -|- »i)
'=+vw=m
wo Y eine nähör zu bestimmende Function von
e ist , deren Werth sich auf folgende Weise er-
giebt. Die Gleichung cosc' sintf — cosc costf
= 0 nach » differentiirt gieht:
, . . . .yE dtf r" dtV^E
(cosc cos(r+coscsino)(— ^ sinacosc"
r du V Gdt r
Setzt man hierin:
C08C' =
1 de
tf
1 d»
V^Gdt' tangflf.
so folgt nach 14):
21
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. 272
1 ^ .. dtf- rfs
t- COt(«l + »l) + ^
sin (S . cos <f dt>i dz _ ^
Diese Gleichung giebt nach 13) und 25):
d(S
dv r ^ du
^ = — cot {ui + f?i) [A sin 2t?i —
1 ^ sin V _ ^
sin *^cos \ni + vi) dt ^
Mit Hülfe der Gleichungen 12), 13) und 15) fin¬
det man :
dV
— z=i C — ilcos2f?i.
dt
Die Zusammenstellung der gefundenen Resultate
giebt:
0? sin y — y cos 9) = 0.
— ^ 1
<rco8<p+y8m9. = + ^^P^^ 3i„ ^
+ 9 V[A^ - C*) =
dti
/{C— A cos 2P1) dt -f y* cot (m + ®i)
wo Ml , (Sy <p und ti durch die Gleichungen be¬
stimmt sind :
dui
du
= cot a.
9
sin %
A cos 2mi — C,
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273
d» _ ^ — C^) _ 1_
du — g cos 2mi — C'
dt>i *
{g -^) = C — ilcos2f?i.
Mittelst der vorstehenden Gleichungen lassen sich
c, (p durch u und oi in Function von fo dar¬
stellen, was indessen hier nicht weiter ausgeführt
werden soll.
Ist das Krümmungsmaass negativ constant,
so hat man sich der Gleichungen 5), 6), 7) und
8) 2u bedienen. Da die fiechnungen denen des
vorlergehenden Falls ziemlich analog sind, so
sollea dieselben im Folgenden nur kurz angedeu¬
tet werden. Die Function in werde wieder durch
die Gjeichung definirt:
in =ss f~ Qoi(tdu.
'^9
Wegen der Gleichungen 5) und 6) erhält man aus :
rr* d V'G
« < 1 “*-* cot (f
VEG du r
zur Bestmimuig von t die Gleichung:
1 1 M _ J_
1 + < <'(1 -f* **) <^*<1 ^2’
folglich ; ’
t sin i («1 -|- Ol)
1 i sin i («1 + vi) ’
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274
wo » = ^ — 1. Die Glrächong 7) giebt dann:
. . .dPti 14 1.
cos, (.. + «) =
» Sin » («1 + Ci) [ - -J- — — ) ].
‘ de'-'
Durch snccessiye Differentiationen nach tii leitet
man für sin ff die Differentialgleichung ab:
^ -}— _ L_-i == 0
dwi ‘d«i* i^in*ff s^*<r
Es ist folglich:
. ^ - = A cos 2tui — Bi 8in2i«i ■\- C.
sm *ff
Unbeschadet der Allgemeinheit kann mtn wieder
0 = 0 setzen und erhält dann folgende Glei-
chwgen:
-r^=C'-|-4 W8 2*t&, (-~1 = Ci-A cos2»ei.
ßin*ff g do^ ■ r
dff Ai . 1
— = — sm 2i«i sin *ff, VE = — t, - - — r ,
du g m »(«1 4- ®i)
t/G=itangi(«i 4-ci), ^^=— ^tang»(«i 4-cij,
1
/
^ = i ^
r" g C03 i(«^ ui)’
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276
Mittelst dieser Gleichungen findet man:
yE r" d y/E^^ . ,
<— +s> + W * — > “”^=
Setzt fliian wieder:
cos a' sin tf — cos o cos ff = cos «,
so ist:
d* cos «
f
c*-4s<
~1^
COS a sin = 2 cot o
do: dcosav
du du
Auf gleiche Art wie für den Fall rV" = g fin¬
det man, dass die Ebenen aller planen Krüm-
mungslinien durch eine feste Gerade gehn, wird
dieselbe zur Axe der a genommen, so ergeben
sich folgende Gleichungen;
a? sin y — y cos 9 = 0,
(«cop» + Ifssiny) ^ ^
sin Cf
cos f (wi + vi) ’
z d(p
sinV du
1 dx)\
— f{C — d cos 2iei) dv-\- gi fang i («i +
g ffu
wo g> durch die Gleichung beetimt^t ist:
g*
8111.%.
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276
Im vorliegenden Falle kann o constant sein,
dann ist A = 0. Nimmt man i = sin V, ferner :
dg> 1 dui 1 . dvi — 1
— cot tf, :j- = — ,
du g du g de g sm tf
also:
u = g gi, Ul — <p cot a, v = — vi g sin «r,
so ergeben sich folgende Gleichungen: ,
, u osintr e 4- e
, = arclang _ , - —
e _ sin ff 4- yi9^ sin *ff — a:* — y*]
^ sin ff — y[g^ sin/ff — x* —
Ml+»1 — («l+»l)
ß ß
= C 4- ^ sin ff — - - - j - r =
«1 4" «1 “ («1 + ®l)
e 4“ *
«i4-»i —
ß ß
—iui +t)i)g sin tf f y^cos(r+^8in(y — ; - ;; — j —
' ' + — (f#i + f)i)
ß ^ ß
Aus den vorstehenden Gleichungen ergiebt sich
folgende Gleichung der Fläche:
-6=^cos<rarctang - 1- V^[^*sinV — a?* — y*]
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277
— sin erlog
^ sin <r + sin % — — y*)
y sin er — sin V — — y^)'
Diese Gleichung zeigt, dass die Fläche, durch
eine ebene Curve erzeugt wird, welche sich so
bewegt, dass ein fester Punct derselben eine He¬
lix eines Kreiscylinders beschreibt, während ihre
Ebene beständig durch die Axe des Cylinders
geht. Bedeutet h eine Constante, so lässt sich
die Curve durch folgende Gleichung definiren:
® = Äcosö, ^ = tangö,
dx
woraus sich leicht einige geometrische Eigenschaf¬
ten derselben ergeben.
Verzeichniss der bei der Königl. Gesell¬
schaft der Wissenschaften eingegangenen
Druckschriften.
Mai und Juni 1868.
0
Sveriges Geologiska ündersökning. Attonde Häflet. Bla¬
den 22—25. Eriksberg, Nyköping, Tärna och Söms-
holm.
Memoires couronnes, publiees par l’Academie Royale des
Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique
in 4., T. 33.
— — — — in 8. T. 19. 20. Bruxelles 1867. 68.
Bulletins de l’Academie Royale des Sciences etc. de Bel¬
gique. 36me annee, 2me s6rie, T. 24. 1867. Ebd.
1867. 8.
Annuaire de l’Acad4mie Royale des Sciences etc. de Bel¬
gique. 1868. 34nie annee. Ebd. 1868. 8.
Annales de l’Observatoire Royal de Bruxelles. T. XVIII.
1868. 4.
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278
Annuaire de l’Observatoire Royal de Bruxelles, par A-
Quetelet. 1868. 35me ann6e, Ebd. 1867. 8.
Diverses uotices par A. Quetelet. 8.
Annales de l’Observatoire Royal de Bruxelles. (Bogen 3. 4).
Resume des observations sur la meteorologie et sur la
physique du globe. 1867. 4.
Concours üniversitaire de 1864 — 65. Question de Droit
Romain. Bruxelles 1866. 8.
— — — — de 1865—66. Question de M4decine.
Ebd. 1867. 8.
Archives du Musee Teyler. Vol. I. Fase, troisieme.
Harlem 1868. 8.
Transactions of the Zoological Society of London. Vol.
V. Part. 4. London 1865. 4.
Proceedings of the Scientific Meetings of the Zoological
Society of London. Part. I. II. ID. Ebd. 1864. 8.
Transactions and Proceedings of the R. Society of Victo¬
ria. Part. II. Vol. III. Melbourne 1868. 8.
Memoirs of the Royal Astronomical Society. Vol. XXXV.
XXXVI. 1865-^67. London 1867. 4.
Surgeon General’s Office. War Department. Circular Nr. 5.
Report of epidemic cholera. Washington 1867. 4.
A. T. Oettingen, Meteorologische Beobachtungen ange¬
stellt in Dorpat, im Jahre 1867. Dorpat 1868. 8.
Libros del saber de Astronomia de! rey D. Alfonso X
de Castilia. T. V. Parte I. Madrid 1867. gr. folio.
Anales del Museo püblico de Buenos Aires. Entrega
cuarta. Buenos Aires 1867. kl. folio.
Nuova Antologia di Scienze, Lettere ed Arti. Anno terzo.
Vol. ottavo. Fase. V. VI. Maggio, Giugno 1868. Fi¬
renze 1868. 8.
Magnetische und Meteorologische Beobachtungen zu Prag.
Jahrg. 28. Vom 1. Jan. — Sl.Dec. 1867. Prag 1868. 4.
Jsdirbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. Jahrg.
1868. Bd. XVin. Nr. 1. Jan. — März. Wien 1868. 8.
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Nr.
1-6. Wien 1868. 8.
Monatsbericht der k. preussischen Akademie der Wissen¬
schaften zu Berlin. Dec. 1867. Berlin 1867. 8.
Sitzungsberichte der k. bayer. Akademie der Wissenschaf¬
ten zu München. 1867. II. Hft. IV. — 1868. I. Heft l.
München 1867. 68. 8.
M. v.Pettenkofer u. C. Voit, über den Stoffverbrsittch
bei der Zuckerharnruhr. 8.
(Fortsetzung folgt).
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Nachrichten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen¬
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
Juli 15. Mk 12.
1868.
Kdnigliche Oesellschaft der Wissenschaften.
Sitzung am 11. Juli.
Schönbein, Corresp., über das Guajak als Reagens auf
Blausäure und lösliche Cyanüre.
Schering, die Fundamental -Classen der zusammenge¬
setzten arithmetischen Formen, (erscheint in den Ab¬
handlungen).
W. Wicke, über das Vorkommen des Phosphorit in
Nassau.
K. T. Seebach, über Estheria Albertii Yoltz sp.
Notiz über das Guajak als Reagens auf
die Blausäure und die löslichen Cyanme¬
talle.
Von
C. F. Schönbein.
Meiner letzten Mittheilung über diesen Ge¬
genstand habe ich als Nachtrag und Berichti¬
gung noch beizufügen, dass das Kupfercyanür-
Cyanid für sich allein die Guajaktinctur auf das
Tiefste bläut unter Bildung von Cyanür und Ent-
23
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280
bindung von Blausäure, welche letztere schon
durch den Geruch wie auch an der Bläuung des
mit verdünnter Kupfervitriollösung benetzten Gua-
jakpapiers erkannt wird. Das besagte Cyanür-
Cyanid , mit Wasser nur kurze Zeit geschüttelt,
, liefert eine Flüssigkeit, welche ebenfalls die Harz¬
lösung tief bläuet und durch schweflichte Säure
milchig wird in Folge der Ausscheidung von ei¬
nigem Kupfercyanür, wobei ebenfalls Blausäure
zum Vorschein kommt. Hieraus erhellt, dass
das Cyanür- Cyanid, wenn auch spärlich, doch
noch in merklicher Weise in Wasser löslich ist.
Solche bläuende Flüssigkeit erhält man über¬
haupt beim Behandeln wässriger Blausäure mit
dem wasserfreien und hydratirten Kupferoxyde
wie auch mit allen löslichen und unlöslichen Kup¬
fersalzen , welche Thatsachen kaum daran zwei¬
feln lassen, dass die Bläuung der Guajaktinctur
durch das Kupfercyanür • Cyanid oder Cyanid be¬
wirkt werde. Unter der Voraussetzung, dass
diese Verbindungen Hydrate seien, muss man zur
Erklärung der Harzlösung annehmen , ein Theil
ihres Cyangehaltes vereinige sich mit dem Was¬
serstoffe des vorhandenen Wassers zu HCy und
gehe der dadurch frei gewordene Sauerstoff zum
Harze, um die blaue Verbindung (Guajakozonid)
zu bilden, gemäss der Gleichung 2Cu Cy HO
= Cu2 Cy HCy 0 Guajak.
Da für mich eine solche Wasserzersetzung
wenig wahrscheinlich ist und weder das Cyanür-
Cyanid noch das Cyanid im wasserfreien Zu¬
stande existirt, so bin ich geneigt anzunehmen,
dass die genannten Verbindungen keine Hydrate,
sondern blausaures Kupferoxid oder Oxidul-Oxid
seien und dieselben bei Gegenwart von Guajak
in Kupfercyanür, Cyanwasserstoff, Wasser und
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281
das blaue Guajakozonid sich umsetzen (2CuO,
HCy + Guajak = Cu2 Cy HCy -f' HO +
0 Guajak).
Zu Gunsten dieser Ansicht dürfte auch die
Thatsache sprechen, dass das an schwächere Säure
(Essig- oder Ameisensäure) gebundene Kupferoxid,
die Gnajaktinctur bläut, d. h. einen Theil seines
Sauerstoffs an das Harz abtritt, wie bekanntlich
auch die Lösungen der Eisenoxidsalze diese Wir¬
kung desshalb hervorbringen , weil der in ihrer
Basis enthaltene thätig-bewegliche Sauerstoff auf
das Guajak übergeführt wird. Dass auch die alka¬
lischen Cyanmetalle in Verbindung mit den Kup¬
fersalzen die Gnajaktinctur bläuen, versteht sich
von selbst und ich finde, dass Wasser, welches
nur ein Milliontel Cyankaliums enthält, beim
Hinzufügen verdünnter Kupfervitriollösung die
Harzlösung noch deutlich zu bläuen vermag.
lieber Estheria Albertii Voltz sp.
Von
K. V. Seebach.
Estheria Albertii ist von Voltz 1837 (Mem.
de la soc. hist. nat. Strassburg II, S. 640 cf. Ib.
f. Mineral, etc. 1838. S. 340) unter dem Gattungs¬
namen Posidonia aufgestellt worden. Dieselbe
findet sich in dem bunten Sandstein von Sulz¬
bad zusammen mit Est, minuta Alb, sp. mit meh¬
reren den Muschelkalk characterisirenden Con-
chylien. Voltz Diagnose ist nach Rupert
Jones (Monogr. foss. Estheriae S. 52) — das
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282
Original steht mir nicht zu. Gebote — ziemlich
ungenügend und giebt bei gleicher Grösse mit
E, minuia nur eine grössere Länge für sie an.
Im Jahre 1857 erwähnte Beyrich eine kleine
„Posidonia^^ die sich durch den längeren ge¬
raden Schlossrand von der P. minuta unter¬
scheide und von ihm P. Germari genannt wird.
Sie war an verschiedenen Punkten der Provinz
Sachsen in dem unteren d. i. dem Roggenstein
führenden bunten Sandstein gefunden worden.
Rupert Jones hat dann 1862 in seinem Mo¬
nograph of fossil Estheriae S. 52 u. Taf. V, Fig.
9 eine Estheria von Sulzbad abgebildet und be¬
schrieben, welche nach seiner Meinung die von
Voltz als P. beschriebene Form sein könnte
und die man alsdann als E, minuia ear. Alber Ui be¬
zeichnen möge. In demselben Jahre wurde das
Vorkommen der P. Germari Beyr, auch aus dem
mittleren bunten Sandstein von Büchellohe bei
Ilmenau von mir erwähnt (Zeitschr. d. D. geol.
Gesellsch. ad XITI, S. 586). 1864 endlich ge¬
denkt y. Alberti in seinem üeberblick über
die Trias S. 102 der P. Albertii und rechnet die
P. Germari als synonym ebenfalls zu ihr. Sie
ist nach ihm von der £. minuta kaum verschie¬
den. Sie ist eben so klein nur der Rand an
dem beide Schalen zusammenstossen ist etwas
länger, wodurch die Schale mehr gestreckt er¬
scheint; auch sind die concentrischen Streifen
etwas weniger markirt.
Bei einem Aufenthalte, den ich im verflosse¬
nen Herbste, zum Zweck der geognostischen
Aufnahme der Gegend im üntereichsfelde zu
machen hatte, fand ich an verschiedenen Punk¬
ten Estherien in dem mittleren bunten Sand¬
stein. Dieselben wurden an der Haderscheere
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283
bei Hundehagen, an der Lindei bei Bernterode,
bei Gross-Bodungen am Wege nach Wallrode und
in dem Dorfe „d^ie Brehme“ erkannt und liegen
an allen genannten Punkten etwa 100' unter
der Grenze zwischen dem mittleren Bunten und
dem Roeth. Ausser einzelnen Exemplaren die
auf den Absonderungsflächen des gelblichen ziem¬
lich feinkörnigen Sandsteins gefunden werden,
erfüllen sie zu Millionen die graugrünen, an
perlweissen und schwarzen Glimmerschüppchen
sehr reichen Schieferthone, die mit den Sand¬
steinbänken wechsellagern. Durch ihre Färbung
und den ganzen petrographischen Character sind
diese Schichten so leicht von den höher liegen¬
genden rothen Schieferthonen zu unterscheiden,
dass man sie schon aus einiger Entfernung wie¬
der zu erkennen vermag.
Diese Estherien sind in dem selteneren Palle
von der Grösse der JE. minuta nur 2 — 2,5 Mm.
lang, während die meisten 7 Mm. Länge errei¬
chen. Stets aber liegen nur Abdrücke und Stein¬
kerne vor, so dass eine mikroskopische Unter¬
suchung der Structur und der feineren Orna¬
mente unmöglich ist. Die grösseren Exemplare
sind bei 7 Mm. Länge nur 3 — 4 Mm. hoch;
das mittlere Verhältniss der Länge zur Höhe
kann daher wie 2 : 1 angegeben werden und
sinkt nicht unter 1 : 1,7. Die Schalen waren
ziemlich stark gewölbt. Sie gleichen in ihrer
ganzen Erscheinung kleinen Bohnen. . Der obere
und untere Rand laufen bald parallel, bald con-
vergiren sie ein wenig nach hinten ; beide sind
nur wenig gekrümmt , der untere etwas stärker
als der obere und beide verlaufen in allmähli-
ger Krümmung in dem vorderen und hinteren
Rand. Der etwas übergebogene Wirbel steht
Digitized by
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284
nicht unmittelbar an dem vorderen Rande, son¬
dern der Schalentheil vor demselben ist genau V2
mal so lang als der hinter ihm gelegene. Die
Schalenoberfläche war mit 8 — 12 ziemlich weit
auseinander stehenden concentrischen Leisten und
(oder?) mit sehr zahlreichen und feinen concen¬
trischen Runzeln und Streifen geziert.
Bei der ersten Betrachtung erinnern die grob¬
gerippten Formen stark an die Estheria omta
Lea von Phoenixville und noch mehr an die Ab¬
bildungen die R. Jones von der ostindischen
£. Mangaliensis giebt (a. o. a. 0. Taf. II, Fig.
16) aber bei einer sorgfältigeren Untersuchung
weist sich diese Aehnlichkeit als eine nur schein?-
bare aus ; sie stehen am nächsten manchen For¬
men der E, elliptica mr, subquadrata (cf. Jones
ebenda Taf. III, Fig. 26 u. 27) und der E. mi~
nuta (ebenda Taf. II, Fig. 1, 2, 4, 5, 6). Mit
jenen stimmen die Umrisslinien mit diesen die
Art und Lage der Wölbung. Einzelne kleinere
Exemplare' stimmen bis auf den nicht schiefen
Hinterrand völlig mit der Estheria minuta var.
jilbertii bei R. Jones Taf. V, Fig. 9 von Sulz¬
bad.
Da also die in Rede stehenden Formen sich
von der typischen £. minuta des Eeupers durch
ihre gestrecktere und nicht schiefe Form, sowie
durch beträchtlichere Grösse hinlänglich aus¬
zeichnen, so musste für sie entweder eine neue
Species aufgestellt werden oder man musste auf
die E. Alber iii (= ? E Germari) zurückgreifen
und die Sulzbader Exemplare als nicht völlig
ausgewachsene und verhältnissmässig kurze In¬
dividuen ansehen. Die Identität der Formen
aus 'dem mittleren Bunten des Eichsfeldes und
der echten P, Germari Beyr, beweisen die mir
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285
vorliegenden Originalexemplare Beyrichs, die so¬
weit ihre wenig gute Erhaltungsart zu erken¬
nen gestattet völlig übereinstimmen mit der oben
gegebenen Beschreibung und ein Verhältniss von
Länge zur Höhe von etwa 1,7 : 1 zu besitzen schei¬
nen. Unter diesen Umständen und bei dem wenig
befriedigenden Erhaltungszustände der Estherien
im bunten Sandstein sowie bei den ihnen so häufig
zukommenden Formschwankungen schien das
letztere das richtigere. Nur wird man alsdann
die Estheria Albertii kaum mehr als eine blosse
Varietät E. minula ansehen dürfen.
Bei dieser aufiassung und Abgrenzung der
Species würde die durch beträchtlichere Länge
und absolute Grösse überhaupt sich auszeichnende
Estheria Albertii Voltz sp. ebenso characteristisch
für die mittleren und unteren Buntsandstein¬
schichten sein , wie die echte Estheria minuta
Alb, sp. vorherrschend, ja wenn von dem citir-
ten Vorkommen bei Sulzbad abgesehen wird,
ausschliesslich die obere Trias von den Thon¬
platten bis zum Rhaet als Leitfossil bezeichnet.
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286
Verzeichniss der bei der Königl. Gesell¬
schaft der Wissenschaften eingegangenen
Druckschriften.
Mai und Juni 1868.
(Fortsetzung).
Mittheilungen des historischen Vereins für Erain. Jahrg.
21. 1866. Jahrg. 22. 1867. Laibach. 4.
Oversigt over det Kongelige Danske Videnskabemes Sels-
kabs Forhandlinger og dets Medlemmers Arbeider ;
i Aaret 1866, 67. Nr. 5 u. 7. Kjöbenhavn. 8.
Det Kongelige Danske Videnskabemes Selskabs Schrifter.
Femte Raekke. Naturvidenskabelig og mathematisk
Afdeling. Syvende Bind. Ebd. 1868. 4.
Az Erdelyi Muzeum -Egylet Evkönyvei. IV Kötet. Ma-
sodik Füzet. Kolozsvart. 1868. 4.
Philosophical Transactions of the Royal Society of Lon¬
don. For the year 1867. Vol. 157. Part. II. Lon¬
don. 1867. 4.
Proceedings of the Royal Society. Vol. XVI. Nr. 95 —
100. Ebd. 8.
The Royal Society. 30th November 1867. Ebd. 4.
Gatalogue of Scientific Papers. (1860—1863). Vol. I.
Ebd. 1867. 4.
Ray Society. A monograph on the structure and deve¬
lopment of the Shoulder- girdle and sternum in the
vertebrata. Ebd. 1868. fol.
Monatsbericht der k. pr. Akademie der Wissenschaften
zu Berlin. Januar, Februar, März. 1868. Berlin.
1868. 8.
P. Niemeyer, Handbuch der theoretischen und clini-
schen Percussion und Auscultation vom historischen
und critischen Standpuncte bearbeitet. Bd, I. Erlan¬
gen. 1868. 8.
H. E. Benrath, die Normal -Zusammensetzung blei¬
freien Glases und die Abweichungen von derselben in
der Praxis. Aachen. 1868. 8.
(Fortsetzung folgt.)
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Naehrichten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen¬
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
Juli 22. M. 18. 1868.
Königliche Gesellschaft der Wissensehaften.
Sitzung am 11. Juli.
Das Phosphoritvorkommen in Nassau.
Von
Wilh. Wicke.
Das Vorkommen von Phosphorit in Nassau
wurde vor vier Jahren ven dem Industriellen
Victor Meyer in Limburg entdeckt. Bei
Schürfversuchen auf Braunstein fand er das ihm
unbekannte Mineral, welches dann vom Med. Rath
Dr. Mohr in Bonn analysirt und als Phosphorit
erkannt wurde. Weitere Nachforschungen er¬
gaben, dass in der Lahn- und Dill-Gegend der
Phosphorit ein sehr verbreitetes Mineral und an
vielen Stellen in einer solchen Mächtigkeit auf-
tritt, dass seine Gewinnung durch den Bergbau
lohnt. So weit das Vorkommen bis jetzt er¬
mittelt worden ist, kann der Verbreituugsbe-
zirk des Phosphorits zu 6 Meilen Länge und i
Meilen Breite und Medenbach als die nordöstlichste,
24
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288
Katzenellenbogen als die äusserste südwestliche
Grenze angenommen werden. Die Montan -In¬
dustrie auf das werthvolle Mineral beschäftigt
gegenwärtig viele Hände. Die Förderung betrug
im vorigen Jahre bereits 1 Million Centner, so
dass nicht allein einheimische Superphosphat-
Fabrikanten aus Nassau ihr Material bezogen,
sondern auch ein bedeutender Export nach Eng¬
land stattgefunden hat. Der durchschnittliche
Preis für gutes Material', mit einem garantirten
Gehalt von 60 — 63 Proc. dreibasisch phosphor¬
saurem Kalk, hat 15 Sgr. betragen. Der Betrieb
wird von dem Fiscus, von Gesellschaften und
auch von Privatpersonen unterhalten und ent¬
wickelt sich in immer grösserem Umfange.
Manche Lagerstätten sind in verhältnissmässig
kurzer Zeit erschöpft, andere gewähren eine
reichhaltigere Ausbeute. Bei Staffel, am rechten
Lahnufer, Stunden von Diez, ist unter an¬
dern eine sehr ausgiebige Lagerstätte, die schon
längere Zeit im Betrieb und einen hochprocen-
tigen Phosphorit liefert. Desgleichen bei Katzen¬
ellenbogen, erst jüngst entdeckt, deren Mäch¬
tigkeit von Dr. Grüneberg zu beiläufig 20
Fuss angegeben wird. In der ganzen Erstreckung
von letztgenannter Localität über Obemeisen bis
Netzbach sind Aufschlüsse gemacht worden so
dass die Phosphorit-Gewinnung für Nassau von
sehr beachtenswerther industrieller Bedeutung
geworden ist. Die deutsche Landwirthschaft ist
dadurch theilweise wenigstens von den auslän¬
dischen überseeischen Phosphaten unabhängig
geworden. Sie wird ihren Bedarf an Super¬
phosphat mit einem geringeren Aufwande von
Geld, als bis jetzt, decken können. Es waren
bis jetzt vorzugsweise die Phosphate von der
Baker- Navassa- und Sombrero -Insel, welche
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289
uns Aushülfe schaffen mussten und als Surrogate
für Knochen dienten. Wie alle fossilen Phos¬
phate, muss auch der nassauer Phosphorit, ehe
er zur Anwendung kommt, durch Aufschliessen
mit Schwefelsäure in Superphosphat übergeführt
werden.
Ausführlich beschrieben ist das nassauer Phos¬
phorit-Vorkommen zuerst vom Bergrath Stein
in Diez, in einer besonderen Schrift »lieber
das Vorkommen von phosphorsaurem Kalk in
in der Lahn- und Dillgegend«, in welcher auch
die ersten Analysen vom Geh. Hofr. Fresenius
mitgetheilt worden sind. Der Verf. erwähnt bei der
Gelegenheit auch eines neuen Minerals, welches
er nach der Fundstelle »Stafifelit« benannt hat.
Ebenfalls analysirt von Fresenius und später
auch von Dr. Petersen, hat letzterer die Zu¬
sammensetzung auf die Formel
3(3CaO, PO^)+CaFl+CaO, CO^ + HO
zurückgeführt. Fehlte bisher noch die Krystall-
form des Staflfelits, so ist es ganz neuerdings
Prof. Fr. Sandberger gelungen dieselbe auf¬
zufinden.
Das Fluor ist, wie so ofk, auch in dem Phos¬
phorit aus Nassau der Begleiter des phosphor¬
sauren Kalks. Aber ausserdem ist auch noch
das Jod vertreten, in freilich so geringen Quan¬
titäten, dass bis jetzt seine quantitative Bestim¬
mung nicht gelingen wollte. Auch dieser Be-
standtheil ist manchen Phosphoriten eigen, wie
z. B. auch dem phosphorsauren Kalk von Am¬
berg in Baiem.
Als einen andern neuen Bestandtheil des
nassauer Phosphorits kann ich noch das Chrom
anführen, da ich es zuerst in dem Stafifelit auf¬
fand, dem es wahrscheinlich seine grüne Farbe
verleiht, und später auch in dem derben Phos-
24*
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m
phorit nachgewiesen habe. Seine äusserst geringe
Menge lässt aber auch eine quantitative Bestim¬
mung nicht zu.
Die Besichtigung des Staffeier Vorkommens
hat es mir sehr wahrscheinlich gemacht, dass der
Phosphorit aus dem Schalstein — ein in Nassau
sehr häufig auftretendes Gestein — durch dessen
Verwitterung hervorgegangen ist. Der Staffelit
ist der Phosphorit in seiner reinsten Gestalt.
Er sitzt dem derben Phosphorit, der in einer
grossen Mannigfaltigkeit von Farben auftritt:
weiss, gelblich bis braunroth, auf, umgiebt die¬
sen in traubigen und knospigen Massen und
zeigt deutlich, dass er wiederum aus dem derben
Phosphorit durch Auslaugung entstanden. Mohr,
der sich auch über die Entstehung des Phospho¬
rits ausgesprochen hat, nimmt an, dass der Strin-
gocephalen- oder Korallen - Kalk ausschliesslich
dabei bieltheiligt gewesen sei. Der Phosphorsäure¬
gehalt der Korallen könne bis zu IV2 Proc.
steigen und auch das Fluor sei darin von Dana
nachgetviesen worden.
Die geologischen Verhältnisse sind in den
allermeisten Fällen so, dass der Stringocephalen-
Kalk das Liegende, der Schalstein das Hangende
vom Phosphorit, so dass dieser dem Kalk auf¬
setzt. Er ist dann in Mulden und Klüften des
Kalksteins zur Ausbildung gelangt und hat diese
ausgefüllt. Nach Dr. Grüne b erg ist es unter
den mannigfachen Abänderungen des Schalsteins
die sich in Nassau finden, vor allen andern der
Porphyr- Schalstein, aus welchem der Phos¬
phorit entstanden. Das Staffeier Vorkommen
ist der Annahme, dass der Phosphorit dem
Schälstein seine Entstehung verdanke, durchaus
günstig. Es findet sich dies Gestein gerade da,
wo der Phosphorit eine seltene Mächtigkeit er-
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2^1
langt hat, so stark zersetzt, dass es schwer hält
noch Trümmer von ihm aufzufinden, die dann
freilich auch schon durch die Verwitterung fast
unkenntlich gemacht sind. Wie nicht anders
zu erwarten , ist das letzte übrig bleibende
Zersetzungsprodukt : Thon, der aus den Stafieler
Schächten reichlich gefordert wird und jene
Trümmer von Schalstein einschliesst. Er blät¬
tert beim Austrocknen an der Luft in dünnen
Lamellen aus einander, noch deutlich die Struc-
tur des Schalsteins zeigend. Auch Fluor, Phos¬
phorsäure und selbst Chrom lassen sich in ihm
noch mit voller Sicherheit nachweisen; die bei¬
den ersten Bestandtheile sogar quantitav bestim¬
men. An Phosphorsäure wurde 1.17 Proc. , an
Fluor 0.50 Proc. gefunden. Der Kalkgehalt
war bedeutend geschwunden: 2.14 Proc. ; er be¬
trägt, zufolge der Analysen von Dollfus und
Neubauer, in den un verwitterten Schälsteinen
sehr oft 40-— 60 Proc.
Ich wurde bei meinen Untersuchungen über
die Entstehung des Phorsphorits von selbst dar¬
auf geführt Schalsteine und auch Stringocepha-
len-Ealke auf die besonderen Bestandtheile des
Phosphorits: Fluor xmd Chrom zu untersu¬
chen. Vollständige Analysen von beiden Gestei¬
nen auszuführen, schien nicht noth wendig, weil
die Schalsteine in 5 Abänderungen von Dollfus
und Neubauer und nicht weniger als 13
Stringocephalen - Kalke von Fresenius analy-
sirt worden sind. Erstere bestimmten die Phos¬
phorsäure durchschnittlich zu 0.3-r— 0.4 Proc.
und in einem Falle sogar zu 1.676 Proc. Tn
den Analysen der Stringocephalen -Kalke wird
die Phosphorsäure gar nicht angeführt. Ich
fand im Kalkstein aus dem Distrikt Dexertgra-
ben eine äusserst geringe Menge. Die Reaktion
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292
darauf gelang nur mit molybdänsaurem Ammoniak.
Üebrigens war der Kalkstein einem ganz frischen
Bruchstücke entnommen.
Das Fluor habe ich in allen Schalsteinen,
die ich darauf untersucht habe , angetrofifen.
Nimmt man grössere Mengen des gepulverten
Gesteins und zersetzt sie im Kolben mit con-
centrirter Schwefelsäure, so ist der stechende Ge¬
ruch nach Fluorwasserstoffsäure sehr stark. Ich
habe übrigens das Fluor auch als Fluorcalcium
isolirt und damit dann die sichersten Reaktionen
auf Fluor erhalten. Auch quantitative Bestim¬
mungen habe ich ausführen lassen. So lieferte
ein sehr fester, gänzlich unverwitterter Schal¬
stein aus Districkt Hinterwässer , Gern. Freien¬
diez, annähernd einen Fluorgehalt von über 2
Proc. ; in anderen aus einem Steinbruche im
Dist. Eckertgraben, Gern. Aull, 0.5 Proc., ent¬
sprechend 1.03 Proc. Fluorcalcium.
In verschiedenen Stringocephalenkalken fand
ich gleichfalls Fluor. Nimmt man grössere
Quantitäten zur Zersetzung mit Schwefelsäure,
ist gleichfalls die Fluorwasserstoffsäure gar nicht
zu verkennen. Die quantitative Bestimmung bei
einem solchen Kalkstein aus Dist. Dexertgraben
gab einen Gehalt von 1.12 Proc. Fluorcalcium.
Man kann leicht grössere Mengen von Fluor¬
calcium aus dem Gestein isoliren, wenn man den
kohlensauren Kalk durch Essigsäure zersjötzt.
Es ist aber der Fluorgehalt in den Schalsteinen,
so weit meine Beobachtungen reichen, ungleich
grösser, als in den Stringocephalenkalken.
Was das Chrom anbetrifft, so fand ich es
in dem aus der Verwitterung des staffeier Schal¬
steins entstandenen Thon in kleinen, nur mit
der Lupe zu erkennenden plattgedrückten lin¬
senförmigen Körperchen. Diese lieferten die
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293
charakteristischen Reaktionen auf Chrom sehr
deutlich.
In den Schalsteinen habe ich es gleichfalls
nachgewiesen, so in dem schon erwähnten aus
Dist. Hinterwässer. Ferner in einem andern
unterhalb Weilburg gefundenen Stücke.
Im Stringocephalenkalk von Dexertgraben
war es nicht. In einem andern Kalkstein aus
Dist. Steinkaute, Gern. Flacht — Liegendes Cy-
pridinensschiefer — war eine äusserst geringe,
kaum zu erkennende Menge.
Bemerken will ich noch, dass die Nachwei¬
sung des Jods mir nicht gelungen ist, weder bei
dem einen, noch bei dem andern Gestein.
Die Lagerungsverhältnisse, die grösseren
Mengen der eigenthümlichen Bestandtheile des
Phosphorits in dem Schalstein, im Vergleich zum
Stringocephalenkalk, die Wahrnehmung endlich,
dass bei stark zersetztem Schalstein der Phos¬
phorit sich in hervorragender Quantität gebildet
hat — dürften keinen Zweifel darüber lassen,
dass die Entstehung des Phosphorits, wenn nicht
einzig und allein, doch hauptsächlich dem Schal¬
stein zu danken.
Unter den bis jetzt analysirten Phosphoriten
fehlt noch eine eigenthümliche Modification, die
man ihrer absonderlichen Gestalt wegen »Bleche«
nennt: flache Tafeln, deren oft mehrere über
einander liegen und die genau auf einander pas¬
sen. Sie lassen sich sehr leicht spalten und die
Spaltungsflächen sind äusserlich angedeutet durch
schwarze Linien, die ihre Farbe von Mangan
haben. Die Flächen haben ein rauhes Anfühlen
von kohlensaurem Kalk. Ein von dem Verwal¬
ter Bergen in Weilburg erhaltenes Blech hatte
folgende Zusammensetzung :
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294
Kalk .
51.97 Proc.
Magnesia .
0.42
«
Kali .
1.22
«
Natron .
1.22
«
Eisenoxyd . . . . .
2.43
«
Thonerde . . . . .
2.22
«
Kohlensäure .
3.24
«
Phosphorsäure . ... .
34.86
«
Fluor .
2.62
«
Chlor .
Spur
«
Unlöslich in Salzsäure .
1.46
«
Für 1 Aeq. Fluor 1 Aeq. Sauer¬
iOl.66
«
stoff ab .
1.10
<
100.56
«
Spec. Gewicht = 3.09.
Stimmt dieser Phosphorit in seinem Phosphor¬
säuregehalt fast genau überein mit dem yon
Fresenius untersuchten »gelbbraunen Phos¬
phorit von Staffel«, so nähert er sich in seinem
Ealkgehalte sehr dem eigentlichen Staffeüt, mit
54.67 Proc.
l]iii?ersität
Bericht
über die von der philosophischen Honorenfacultät
in dem Decanatsjahre 1867/68 vollzogenen
Promotionen.
Am 3. März 1868 hatte die Pacultät die
Freude, ihrem Senior, dem Hofrath Professor
Hoeck, das erneuerte Diplom seiner voi* fünfzig
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295
Jahren hier erlangten Doctorwürde glückwün-
schend überreichen zu können.
Am 7. April 1868 verlieh die Facultät dem
Director des Domgymnasiums zu Verden Herrn
Plass den Doctortitel honoris et congratulatio-
nis causa zur Jubelfeier seiner fünfzigjährigen
Lehramtsfiihrung*
Aus dem Decanat des Hofraths Bartling
1858/59 unvollzogen geblieben und nun voll¬
zogen
am 24. April 1868 die Promotion von Tho¬
mas Wood aus Leicester.
Aus dem Decanat des Hofraths v. Deutsch
1866/67 unvollzogen gebliebene Promotionen
wurden ausgeführt:
1) 6. Juli 1867 Gustav Adolph Eduard Meu¬
sel aus Coburg.
2) 6. Juli 1867 Wilhelm Ähren s aus Rohr¬
sen.
3) 10. Octbr. 1867 Ludwig Wittmack aus
Hamburg.
4) 9. Octbr. Georg Hermann Grenacher
aus Lipburg.
5) 10. Octbr. August Heinrich Christian
Westphal aus Hamburg.
6) 9. Octbr. 1867 Georg Ludwig Dasse aus
Danzig.
7) 8. Febr, 1868 Theodor Hoffmaun aus
Hamburg.
8) 8. Fein:. 1868 Nicolaus Freih. v. Wrän¬
ge 11 aus Petersburg.
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296
In dem Decauat des Hofrath Lotze 1867/68
wurden folgende Promotionen beschlossen und
bis auf die 6 letzten vollzogen :
1) 20. Juli 1867 James Howard Eaton aus
Andover in Massachusetts. Dissertation : lieber
die Cyanverbindungen des Mangans.
2) 30. Juli Heinrich Franz Meck er aus
Havisbeck in Westphalen. Dissert. : lieber Iso-
merie in der Benzoesäurenreihe.
3) 30. Juli Anton Hollmeyer aus Troppau
in Schlesien. Dissert. : lieber schwefelhaltige
Abkömmlinge des Mesytilens.
4) 3. August Theodor Jilke aus Weidenau
in Schlesien. Dissert. : lieber Zersetzung des
Kamphers durch schmelzendes Chlorzink.
5) 7. August Edmund Paul Georg Schulze
aus Berlin. Dissert. : lieber den dentalen Vor¬
schlag des Jod. (Disputirte öffentlich).
6) 9. August Eugen Drbher aus Stettin.
Dissert.: lieber Bibromsalicylsäure.
7) 10. August Ferdinand Järschkerski
aus Breslau. Dissertation : Gottfried der Bärtige,
Herzog von Lothringen und Markgraf von Tos¬
kana.
8) 10. August Ludwig Mattheides aus
Mitau. Dissert.: lieber Xylol und synthetisches
Methyltolupl.
9) 17. August Gustav Andreas Rumpf aus
Frankfurt a/M. Dissert. : lieber einige Derivate
des Bemsteinsäureäthers.
10) 17. August Wilhelm Begemann aus
Bückeburg. Dissert. : De suflFixis latinis t-or, i-or.
(Disputirte öffentlich).
11) 17. August Ffanz Christian Wilhelm
Gur litt aus Rom. Dissert. : De tetrapoli Attica.
(Disputirte öffentlich).
12) 20. August Oscar v. Grub er aus Stral-
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297
sund. Dissert. : lieber toluolschweflige Säure
und ihre Zersetzungsprodukte.
13) 21. August Wilhelm Heinrich Brückner
aus Monroe in Michigan. Dissert. : On the
mesytilenic acids.
14) 21. August Peter Friedrich Ludwig
aus Mülheim a/Mosel. Dissert.: lieber die Be¬
fruchtung der Pflanzen u. s. w.
15) 2. September Johannes Paul Achilles
Jung aus Basel. Dissert. : Japhet Ben Eli’s des
Earaiten Commentar zum Hohen Liede.
16) 16. September Friedrich Wilhelm Lud¬
wig Schachtrup aus Lauenberg. Dissert.:
lieber Anwendung des Amylalkohols zur Bestim¬
mung von Morphin und Strychningehalt des
Opium und der nux vomica.
17) 20. September Eberhard Adolph Leese¬
kamp aus Emden. Dissert.: lieber die Theo¬
rie der algebraischen Gleichungen, (in absentia).
18) 9. October Friedrich Wilhelm Julius
Brakeimann aus Soest. Dissert. : lieber
Straparola da Caravaggio. (Disputirte öfiPentlich).
19) 29. October Dr. jur. Ludwig Joseph
Brentano aus Aschaflfenburg. Dissert. : lieber
von Thünen’s naturgemässen Lohn und Zinsfuss
im isolirten Staate.
20) 9. November Carl Leopold Gusserow
aus Berlin. Dissert. : lieber Attraction der Kör¬
perstumpfe, welche u. s. w. (Disputirte öffent¬
lich).
21) 14. November John Störer aus Glasgow.
Dissertation: On the derivates of the mesitylen.
(in absentia).
22) 11. December Johann Albert von Käm¬
pen aus Danzigs. Dissert. : De parasitis apud
Graecos sacrorum ministris. (Disputirte öfifentl.).
23) 21. December Heinrich Christian Wilhelm
Digitized by Google
298
Oetling aus Hildesheim. Dissert. die gekrönte
akademische Preisschrift: Librorum manuscripto-
rum, qui Ciceronis orationem pro Caelio conti-
nent , qualis sit conditio. (Disputirte öffentlich).
24) 24. December Friedrich Carl Th^dor
Arthur Schondorff aus Güstrow. Dissert.
die gekrönte akademische Preisschrift: lieber
die Minimalfläche, die von einem doppelt gleich¬
schenkligen räumlichen Viereck begrenzt wird.
25) 24. December Adalbert Schafarik aus
Neusalz, früher Professor der Chemie an der
Handelsakademie zu Wien. (Auf Grund vieler
Druckschriften), (in absentia).
26) 5. Februar 1868 Friedrich Lindow aus
Bandelin. Dissert. : lieber Einwirkung des Oxy-
chlorürs der Schwefelsäure auf organische Ver¬
bindungen.
27) 10. Februar Hermann Georg Heinrich
W’rampelmeyer aus Asendorf. Dissert. :
Librorum manuscriptorum , qui Sestianam et
Caelianam continent, ratio qualis sit. (Dispu¬
tirte öffentlich).
28) 12. Februar Emil von Furteubach
aus Nürnberg. Dissert.: Ueber Oxidationspro-
ducte des Mesitylens.
29) 12. Februar Rudolf Biedermann aus
Uslar. Dissert. : Ueber Amidobenzoesäure u.s.w.
30) 1. März Wilhelm Brackebusch aus
Oberg, Schuldirector in Whitby in England. Dis¬
sertation : Is English destined to become the uni¬
versal Language of the World? (In absentia.)
31) 1. März Oscar Pieper aus Schwitz. Dis¬
sert.: Ueber die Kohlenwasserstoffe des Steiu-
kohlentheeröls.
32) 7. März Charles James Ashmend Schaef-
fer aus flarrisburg in Pennsylvanien. Dissert.:
Ueber Cumol und Propylbenzol. (In abs.)
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299
33) 12. Mäi*^ Rudolph Otto Kohlschütter
aus Dresden. Dissert : Venedig unter dem
Herzog Peter II. Orseolo. (Disputirte öfiPentlich.)
34) 14. März Lionel von Donop aus Det¬
mold. Dissertation: De variis anathematum Del-
phicorum generibus. (Disputirte öflFentlich.)
35) 16. März Julius Reinhold Waldemar
Strenge aus Ohrdruf. Dissert.: Quaestiones
Philochoreae. (Disputirte öfiPentlich.)
36) 16. März Adolph Christian Wilhelm
Schur aus Altona. Dissertation: lieber die
Bahn des Doppelsterns 70 Ophiuchus.
37) 17. März Rush Emery aus Swanton in
Ohio. Dissertation: Studies on the North Ame¬
rican Lakes. (In absentia.)
38) 23. März Franz Crook aus Baltimore.
Disser^tion: On the Chemical Constitution of
the Ensisheim, Mannkirchen, Shergotty and Mud*
door meteoric stones. (In absentia.)
39) 25. März Ludwig Geiger aus Breslau.
Dissertation: lieber Melanchthon’s oratio con*
tinens historiam Capnionis.
40) 6. April Christian Ferdinand August Oli-
vier aus München, Professor der Mathematik
am Gymnasium zu Schafifhausen. (Auf Grund
einer Druckschrift: lieber constructive Lösung
geometrischer Aufgaben des 3. und 4. Grades.)
41) 8. April Otto Schulzen aus Bodenfelde.
Dissertation : De usu participii apud Thucydidem.
(Disputirte öfiPentlich.)
42) 17. April Salomon Rubin aus Dolina
in Galizien. Dissertation: Spinoza und Mai*
monides. (In absentia.)
43) 18. April Otto Andreas Lowson Mörch
aus Lund, Assistent am Königlichen zoologischen
Museum in Kopenhagen u. s. w. Auf Grund
vieler Druckschriften. (In absentia.)
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300
44) 21. April Carl Robert Marx aus Gie¬
boldehausen. Dissertation : Beitrag zur Kennt-
niss der centralamerikanischen Laven.
45) 25. April Heinrich Julius Jaenisch aus
Hamburg. Dissertation: de Graecorum asylis.
(Disputirte öffentlich.)
46) 2. Mai Julius Albert Jessen aus Ham¬
burg. Dissertation : Quaestiones Lucretianae.
(Disputirte öffentlich.)
47) 5. Mai Johann August Wilhelm G er¬
be rding aus Hannover, ordentlicher Lehrer an
der Louisenstädter Gewerbeschule in Berlin.
Dissertation : lieber die orthographischen Systeme
der französischen Grammatiker des 16. Jahrhun¬
derts.
48) 5. Mai Ernst Vollrad Michael Grubitz
aus Minden. Dissertation: die angelsächsischen
Annalen bis 893.
49) 23. Mai Carl Friedrich Wilhelm Peters
aus Hamburg , Assistent an der Sternwarte zu
Altona. Dissertation : Bahnbestimmung der
Sylvia. (In absentia.)
50) 10. Juni Conrad Rethwisch aus Ber¬
lin. Dissertatfon : lieber die Berufung des deut¬
schen Ordens gegen die Preussen. . (Disputirte
öffentlich.)
51) 13. Juni Waldemar Konrad Schottmül¬
ler aus Berlin. Dissersation : lieber die Ent¬
stehung des Stammherzogthums Baiern. (Dis¬
putirte öffentlich.)
52) 24. Juni Wilhelm Bender aus Münzen¬
berg. Dissertation : Schleiermachers philosophi¬
sche Gotteslehre. (In absentia.)
53) 27. Juni Leonardo Pflücker y Rico
aus Lima. Dissertation: lieber dasRhät in der
Umgebung von Göttingen.
54) Hieronymus Myriantheus, 'Diaconus
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301
der orthodoxen griechischen Kirche. Disserta¬
tion : nsQi %mv nqoStoav xaroixoav rijaov Kvnqov,
noch nicht gedruckt.
55) Handseil Griffiths in London. Dissert. :
On haemodynamics. Noch nicht gedruckt.
56) Carl Bar wes aus Rodewald. Dissert.:
Quaestionum Tullianarum specimen I. Noch nicht
gedruckt.
57) Ernst Friedrich Dürre aus Lyon, Assi¬
stent am Probirlaboratorium der Königlichen
Bergakademie in Berlin. Dissert. : Ueber die
Constitution des Roheisens. Noch nicht gedruckt.
58) Albert Orth aus Lengefeld. Dissert.;
Beiträge zur Bodenuntersuchung. Noch nicht
gedruckt.
59) Wilhelm von Bippen aus Lübeck.
Dissert. : Ueber die versus de vita Vicelini.
Noch nicht gedruckt.
Die letzten sechs Promotionen sind noch
nicht vollzogen.
Siebzehn Bewerber wurden abgewiesen.
Digitized by
Google
302
Verzeichniss der bei der Königl. Gesell¬
schaft der Wissenschaften eingegangenen
Druckschriften.
Juni 1868.
(Fortsetzung).
Sitzungsberichte der königl. böhmischen Gesellschaft der
Wissenschaften in Prag. Jahrg. 1867. Hft. 1.2. Prag
1867. 68. 8.
Abhandlungen der königl. böhmischen Gesellschaft der
Wissenschaften vom Jahre 1867. Secliste Folge. Bd. I.
Ebd. 1868. 4.
Societa Reale di Napoli. Bendiconto delle Tomate e ,
dei Lavori dell’Accademia di scienze morali e politiche.
Anno settimo. Febbraio— Aprile 1868. Napoli. 1868. 8.
Yargasia. Boletin de la Sociedad de Seiendes Fisicas y
Naturales de Caracas. 1868. Num. 1 — 3. Caracas. 1868. 8.
F. Casarati, Teorica delle funzione di variabili com-
plesse. Vol. I. Pavia. 1868. 8.
le Baron N. Wr angell, etudes sur la Protection et
son Influence sur P&idiistrie manufacturiere en general
et sur celle de la Russie en particulier. Berlin. 1867.8.
A. Schyrnoff, essai sur la metaphysique des forces*
Memoire premier et second. Kiew. 1868. 8. *
Th. Wechniakoff, recherches sur les conditions an-
thropologiques de la production scientific et esthetique.
Fase. Premier et second. Paris et St. Petersbourg.
1865. 8.
Yierteljahrsschrift der Astronomischen Gesellschaft in
Leipzig. Jahrg. UI. Hft. U. (Juni 1868.) Leipzig.
1868. 8.
Revue Archeologique. Inscriptions inedites de l’ile de Rho¬
dos, par M. P. Foucart. Paris. 1867. 8.
Bidrag tit Bomholms Geotektonik ved M. Jespersen.
Kjöbenhavn. 1867. 8.
Jacut’s geographisches Wörterbuch. Bd. UI. Leipzig.
1868. 8.
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Nachrichten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen¬
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
August 5. M. 14. 1868.
IlBifersität
Verzeichniss der Vorlesungen auf der Georg-
Augusts -Universität zu Göttingen während des
Winterhalbjahrs 186^/9. Die Vorlesungen begin¬
nen den 15. October und enden den 15. Märjs.
Theologie.
Einleitung in das Studium der Theologie: Prof. Ehren*
feuchter zweimal, Mittwoch und Sonnabend 12 Uhr,
öffentlich.
Apologie des Christenthums oder über das Verhält-
niss des Christenthums zu der allgemeinen Cultur : Der*
selbe viermal, Montag Dienstag Donnerstag Freitag um
Kritische und hermeneutische Einleitung in die kanoni¬
schen und apokryphischen Bücher des Alten Testaments :
Prof. Eertheau in fünf Stunden um XI Uhr,
Einleitung in das Neue Testament : Prof. Ritschl fünf¬
mal um 11 Uhr.
Alttestamentliche Theologie: Lic. Klostermann fünf¬
stündig um 10 Uhr.
Erklärung der Genesis: Prof. Eertheau sechsmal um
10 Uhr.
Erklärung der Psalmen und der übrigen Lieder des
Alten Testaments: Prof. Ewald um 10 Uhr.
s.
25
i. ■ \tvKH>!Tfc;
J 1 i i (i \ N U .
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304
Erklärung des Buclies Hiob: Lic. Klostermann vier¬
mal um 11 Uhr.
Synoptische Erklärung der drei ersten Evangelien:
Prof. Lünemann fünfmal um 9 Uhr.
Erklärung des Evangeliums Johannis : Prof. Oess fünf¬
mal um 9 Uhr.
Erklärung des Römerbriefs: Prof. Wiesinger fünfinal
um 9 Uhr.
Erklärung des Galaterbriefs: Derselbe' Dienstags und
Freitags um 2 Uhr.
Erklärung der Corintherbriefe : Lic* Zahn fünfmal
um 9 Uhr.
Kirchengeschichte Th. I : Prof. Duncker sechsmal
um 8 Uhr.
Kirchengeschichte Th. 11: Prof. Wagenmann fünfmal
um 8 Uhr.
Neuere Kirchengeschichte : Prof. Duncker fünfmal um
3 Uhr öffentlich.
Dogmengeschichte : Prof. Wagmmann fünfmal um 4 Uhr.
Patristik: Derselbe zweistündig Sonnabend von
8 — 10 Uhr öffentlich.
Comparative Symbolik: Prof. Schöberlein fünfmal
um 4 Uhr; Prof. Matthaei Donnerstag und Freitag um
äühr.
Lutherische Symbolik: Prof. Matthaei Montag und
Dienstag um 2 Uhr.
Einleitung in die Dogmatik: Prof. Schöberlein Mitt¬
woch und Sonnabend um 12 Uhr öffentlich.
Dogmatik Th. I: Derselbe viermal um 12 Uhr.
Dogmatik Th. II: Prof. Mitschi fünfmal um 12 Uhr.
Theologische Ethik: Prof. Qess fünfmal um 12 Uhr.
Praktische Theologie Th. I. (Prolegomena, Theorie
der Mission und Katechetik): Prof. Ehrenfeuchter vier¬
mal um 3 Uhr.
Kirchenrecht s. unter Rechtswissenschaft S. 4.
Die Uebungen des Kön. homiletischen Seminars leiten
abwechslungsweise Prof. Ehrenfeuchter und Prof. Wie¬
singer Sonnabend von 10 — 12 Uhr öffentlich.
Katechetische Uebungen: Prof. Ehrenfeuchter Sonn¬
abend von 3 — 4 Uhr , Prof. Wiesinger Mittwoch von
5 — 6 Uhr öffentlich.
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305
Die liturgischen Uebui^en der Mitglieder des prak¬
tisch-theologischen Seminars leitet Prof. Schöherlein
Sonnabend von 9 — 10 Uhr öffentlich.
Anleitung zum Eirchengesang: Derselbe Mittwochs
6 — 7 Uhr öffentlich.
Eine theologische Societat leitet Prof. Riischl^ dess-
gleichen Freitag Abend * 7 Uhr Prof. Oess , eine dogma¬
tische Societat Prof. Schöherlein Freitags 6~ 8 Uhr, eine
exegetische Societat Prof. Wiesinger, eine historisch¬
theologische Societat: Prof. Wagenmann»
Privatissima bietet an Lic. Klostermann»
Die systematischen« kirchengeschichtlichen und exege- .
tischen Conversatorien im theologischen Stift werden in
gewohnter Weise Montag Abends 6 Uhr von den Repe¬
tenten geleitet werden.
Repetent Hachfeld wird in zwei später zu bestim¬
menden Stunden die Bücher Samuelis, Repetent Well¬
hausen ebenso die Briefe Jacobi, Judae , 1 und 2 Petri
cursorisch und unentgeltlich erklären.
Rechtswissenschaft.
Geschichte der Rechtsquellen: Prof. Wolff Montag
und Donnerstag von 4—' 6 Uhr, öffentlich.
Geschichte des römischen Rechts: Prof. Rxbhentrop
von 10 — 11 Uhr.
Geschichte des römischen Civilprocesses : Prof. Hart¬
mann dreimal wöchentlich von von 3 — 4 Uhr.
Institutionen des römischen Rechts: Prof. Rihhentrop
von 12 - 1 Uhr.
Pandekten: Prof. FVancÄa von 9— 10 und 11 — 12 Uhr;
einzelne Lehren des Pandektenrechts: Prof. Rihhentrop,
dreimal wöchentlich von 5— 6 Uhr öffentlich; allgemeiner
Theil der Pandekten: Prof. Bremer dreimal wöchentlich
von 11—12 Uhr.
Obligationenrecht : Prof. Schlesinger nach Arndts
Pandekten fünf Stunden von 9—10 Uhr.
Erbrecht: Derselbe nach Arndts Pandekten fünf Stun¬
den von 12 — lUhr.
Exegetische Uebungen: Derselbe Mont, und Mittw. von
8— 4 Uhr ; Prof. Bremer zweimal wöchentlich von ö — 6 U.
25*
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306
Deutsche Staats- uud Rechtsgeschichte: Prof. Kraut
fünfmal wöchentlich von 10—11 Uhr.
Erklärung des Sachsenspiegels: Dr. Sohm Sonnabend
von 11 — 12 Uhr öffentlich.
Deutsches Privatrecht mit Einschluss des Lehnrechts:
Prof. Thöl täglich von 8—9 Uhr und Mont. u. Donnerst,
von 9 — 10 Uhr ; Prof. Dove täglich von 8—9 Uhr u. Mont,
und Donnerst, von 9 — 10 Uhr.
Hannoversches Recht: Dr. Grefe fünf Stunden um
1 Uhr.
Handels- Wechsel- und Seerecht: Prof. Dove Dienst.,
Mittw., Freit, u. Sonnab. v. 9^ — lOUhr ; Handels- u. W echsel-
recht: Dr. Sohm fünfmal wöchentlich von 11 — 12 Uhr.
Erklärung der deutschen Wechselordnung : Prof.
Schlesinger Dienstag und Freitag von 3 — 4 Uhr.
Landwirthschafbsrecht : Prof. Bremer dreimal wöchent¬
lich von 5- 6 Uhr.
Deutsches Criminalrecht : Staatsrath Zacharias sechs¬
stündig um 10 Uhr.
Geschichte der Gesammtverfassung Deutschlands seit
Auflösung des deutschen Reichs, nebst einer kurzen
Darstellung der Verfassung des deutschen Bundes und
einer Interpretation der Verfassung des norddeutschen
Bundes : Staatsrath Zacharias vierstündig um 12 Uhr.
Deutsches Staatsrecht: Prof. Frensdorff fünfstündig
von 11—12 Uhr.
Völkei^echt: Prof. Frensdorff dreistündig von 12— 1 Uhr.
Evangelisches und katholisches Kirchenrecht: Prof.
Kraut fünfmal wöchentlich von 12—1 Uhr.
Theorie des gemeinen Civilprocesses : Prof. Briegleb
achtstündig von 4 — 5 und 5—6 Uhr.
Deutscher Strafprocess: Staatsrath Zacharias fünfstün¬
dig um 11 Uhr.
Civilpracticum : Prof. Wolff Montag, Dienstag und
Donnerstag von 3—4 Uhr.
Civilprocesspracticum : Prof. Dartmann zweimal wö¬
chentlich von 4 — 6 Uhr.
Relatorium: Derselbe zweimal wöchentlich von 4— 6 Uhr.
Gerichtliche Medicin- und Öffentliche Gesundheits¬
pflege siehe unter Medicin S. 309.
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307
Medicin.
Zoologie, vergleichende Anatomie, Botanik, Chemie siehe
unter Naturwissenschaften.
Knochen- und Bänderlehre: Prof. Keule ^ Dienstag,
Freitag, Sonnabend von 11 — 12 Uhr.
Systematische Anatomie 1. Theil Prof. Keule ^ täglich
von 12 — 1 Uhr.
Topographische Anatomie: Prof. Keule Montag, Mitt¬
woch, Donnerstag von 2—3 Uhr.
Praparirübungen leitet Prof. Keule ^ in Verbindung
mit Prosector Dr. Ehlers, täglich von 9— 4 Uhr.
Mikroskopische Uebungen leitet Dr. Ehlers im anato¬
mischen Institute wie bisher ; Prof. Krämer privatissime.
Mikroskopische Curse hält Prof. Krause im patholo¬
gischen Institute wie bisher.
Allgemeine und besondere Physiologie mit Erläute¬
rungen durch Experimente und mikroskopische Demon¬
strationen: Prof. Kerbst, in sechs Stunden wöchentlich
um 10 Uhr.
Experimentalphysiologie II. Theil (Physiologie des
Nervensystems und der Sinnesorgane): Prof. Meissuer
fünfmal wöchentlich von 10 — 11 Uhr.
Mechanik der Gelenke trägt Prof. Krause Sonnabend
von 10—11 Uhr öffentlich vor.
Arbeiten im physiologischen Institute leitet Prof. Meiss^
ner täglich in passenden Stunden.
Pathologische Anatomie lehrt Prof. Krause Montag,
Mittwoch, Donnerstag, Sonnabend von 3 — 4 Uhr.
Physikalische Diagnostik verbundon mit praktischen
Uebungen trägt Prof. Krämer Montag, Mittwoch, Frei¬
tag von 8 — 9 Uhr vor. Physikalische Diagnostik in Ver¬
bindung mit praktischen Uebungen an Gesunden und
Kranken lehrt Dr. Wiese viermal wöchentlich in später
näher zu bezeichnenden Stunden.
Arzneimittellehre und Receptirkunst lehrt Prof. Marx
fünfmal wöchentlich von 5—6 Uhr.
Arzneimittellehre, verbunden mit pharmakognostischen
Demonstrationen und Uebungen in der Receptirkunst,
trägt Dr. Kusemanu fünfmal wöchentlich von 5 — 6 Uhr vor.
Pharmacie lehrt Prof. Wiggers sechsmal wöchentlich
-von 8— 9 Uhr, dasselbe Dr. Stromeyer privatissime.
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308
Pharmacie für Mediciner lelirt Prof, von Uslar in spä¬
ter zu bestimmenden Stunden. j v
Die Lehre von den Giften und Gegengiften , durch
Experimente erläutert, Dr. 3£armS Montag, Dienstag
und Donnerstag von 4 — 5 Uhr. x. t\
Ausgewählte Kapitel aus der speciellen Giftlehre: Dr.
Marmi Donnerstag von 6 — 7 Uhr öffentlich.
Pharmakologische und Toxikologische Untersuchungen
leitet Dr. Marmi im physiologischen Institute.
Elektrotherapielehrt Dr. Mittwoch von 4—5 ^ir.
Ein Repetitorium über Arzneimittellehre halt Dr. Hu-
semann von 4—5 Uhr oder zu gelegener Zeit.
Specielle Pathologie und Therapie: Prof. Hasse täg¬
lich Sonnabend ausgenommen von 4— 5 Uhr.
Pathologie und Therapie der Hautkrankheiten trägt
Prof. Krämer Dienstag u. Donnerstag von 8—9 Uhr vor.
Die medicinische Klinik und Poliklinik leitet Prof.
Hasse täglich von 10Vi*^12 Uhr.
Geschichte der Chirurgie trägt Prof. Baum Mittwoch
von 5—6 Uhr öffentlfch vor.
Allgemeine Chirurgie: Dr. Lohmeyer fünfmal wöchent¬
lich von 3—4 Uhr.
Chirurgie Ü. Theil : Prof. Baum fünfmal wöchentlich
von 6— 7 Uhr, Sonnabend von 2— 3 Uhr. .
Die Lehre von den chirurgischen Operationen: Prof.
Baum viermal wöchentlich von 5 — 6 Uhr.
Die chirurgische Klinik leitet Prof. Baum täglich von
9— lOVjUhr.
Bandagenlehre Prof. Krämer dreimak wöchentlich in
näher zu verabredenden Stunden.
Pathologie und Therapie der Augenkrankheiten: Prof.
Schweigger viermal wöchentlich von 3 4 Uhr.
Augenheilkunde: Dr. Lohmeyer viermal wöchentlich
von 8 — 9 Uhr.
Klinik der Augenkrankheiten hält Prof. Schweigger
fiin^al wöchentlich von 2— 3 Uhr.
Geburtskunde einschliesslich der Wochenbettskrank¬
heiten trägt Prof. Schwartz Montag, Dienstag, Mittwoch,
Donnerstag, Freitag um 3 Uhr Vor.
Geburtshülflichen Operationscursus hält Prof. Schwartz
Mittwoch und Sonnabend um 8 Uhr.
Geburtshülflich-gynaekologische Klinik leitet Prof.
Schwartz Mont., Dienst., Donnerst, und Freit, um 8 Uhr.
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309
Pathologie und Therapie der Geisteskrankheiten lehrt
Prof. Meyer Donnerstag von 4 — 6 Uhr.
Psychiatrische Klinik hält Derselbe Montag und Mitt¬
woch von 4 — 6Uhr.
Gerichtliche Medicin : Prof. Krause Mittwoch von
5—6 Uhr und-^Sonnabend von 4—5 Uhr im Auditorium
des pathologischen Instituts.
Ueber öffentliche Gesundheitspflege (auch für Nicht-
Mediciner) trägt Prof. Meissner Montag, Mittwoch, Don¬
nerstag von 4—5 Uhr vor.
Ueber öffentliche Irrenpflege: Prof. Meyer Dienst, von
5—6 Uhr oder zu einer andern passenden Stunde, öffentl.
Anatomie und Physiologie der Hausthiere nebst Pferde-
und Rindviehkunde lehrt Dr. Luelßng sechs Mal wö¬
chentlich von 8—9 Uhr.
Die Theorie des Hufbeschlags trägt Dr. Luelßng
öffentlich in zu verabredenden Stunden vor.
Philosophie.
Allgemeine Geschichte der Philosophie Prof. Peip^
fünf Stunden, um 5 Uhr.
Geschichte der Philosophie II. Theil oder Geschichte
d. neuem Philosophie Prof. Ritter^ fünf Stund., um 5 Uhr.
Geschichte der alten Philosophie, nach Uebeiwegs
Grundriss der Geschichte der Philosophie des Alterthums
dritte Auflage, Dr. Peipers, vier Stunden, um 10 Uhr.
Logik und Encyclopaedie der Philosophie Prof. Lotze,
vier Stunden, um 11 Uhr.
Metaphysik Prof. Möller, Montag, Dienstag, Donners¬
tag und Freitag, um 11 Uhr.
Psychologie Prof. Bohtz, Montag, Dienstag und Frei¬
tag, um 11 Uhr; und Prof. Lotze^ vier Stunden, um 5 Uhr.
Aesthetik Prof. Bohtz, Montag , Dienstag, Donnerstag
und Freitag, um 4 Uhr.
Religionsphilosophie Prof. Peip, vier Stund., um 3 Uhr.
In seinen philosophischen Sodetäten wird Prof. Peip
Dienstag Abend von 6 — 8 Uhr die Hauptsysteme der
alten und neueren Philosophie repetiren, Freitag in dens.
Stunden das erste Buch der Metaphysik des Aristoteles
durchnehmen.
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310
Br. Peipera wird in seiner Societät Platons Theätet
erklären. . -
Allgemeine Pädagogik (Grundzüge der Pädagogik)
Prof. Möller, Montag, Dienstag, Donnerstag, um 4 Uhr.
Uebersicht der Geschichte der Erziehung trägt Prof.
Krüger vor Dienstag und Freitag, um 4 Uhr.
Vergleichende Darstellung der pädagogischen Lehren des
Aristoteles und des Plato Prof. Möller^ Mittwoch um 3 U.
Die Uebungen des K. pädagogischen Seminars leitet
Prof. Sauppe^ Montag und Dienstag, um 11 Uhr.
Die Arbeiten seiner pädagogischen Societät leitet Prof.
Möller auch ferner.
Grundriss der Rhetorik Prof. Krüger Montag und
Donnerstag um 4 Uhr.
Mathematik und Astoonomie.
Algebraische Analysis nebst einer Einleitung über die
Grundbegriffe der Anthmetik Prof. Stern , fünf Stunden,
um 1 1 Uhr.
Die analytische Geometrie mit den Flächen zweiter
Ordnung Prof. Ulrich, um 10 Uhr; und Dr. Ferd^ Meyer,
vier Stunden um 3 Uhr.
Analytische Geometrie des Raumes Prof. Clebeeh, fünf
Stunden.
Theorie der Differenzialgleichungen Dr. Hattendorff,
fünf Stunden, um 9 Uhr.
Anwendung der Infinitesimalrechnung auf höhere Geo¬
metrie Dr. Mattendorff, vier Stunden, um 8 Uhr.
Differential- und Integralrechnung Prof. Ulrich, um
4 Uhr ; und Dr. Ferd, Meyer, fünf Stunden, um 11 Uhr.
Theorie der elliptischen Functionen Dr. Enneper, fünf
Stunden, Montag bis Freitag, um 9 Uhr.
Ueber die hypergeometrische Reihe Dr. Hattendorff,
Dienstag und Freitag, um 4 Uhr.
Analytische Mechanik Prof. Stern, vier Stund., um lOU.
Mathematische Theorie der galvanischen Ströme Prof.
Schering, vier Stunden, um 4 Uhr.
Die Lehre vom Messen, verbunden mit ausgeführten Ue¬
bungen auf der Sternwarte, Prof. Schering, öffentlich, für
die Mitglieder des mathematisch-physikalischen Seminars.
Uebungen über Capitel der Geometrie Prof. Clehsch,
eine Stunde, öffentlich.
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311
Theoretisolie Astronomie Prof. KUnkerfues , Montag,
Dienstag, Donnerstag und Freitag, um 12 Uhr.
ln dem mathematisch - physikalischen Seminar trägt
Prof. Ulrich über die Capillarität Sonnabend um 10 Uhr
vor; leitet die mathematischen Uebungen Prof. Stern
Mittwoch um 10 Uhr; giebt Anleitung zur Anstellung
astronomischer Beobachtungen Prof. KUnkerfues^ in einer
passenden Stunde.
Vgl. Naturwissenschaften S. 312.
Naturwissenschaften.
Allgemeine und specielle Zoologie Prof. Keferstein^ vier
Stunden, Montag bis Donnerstag, um 3 Uhr.
Naturgeschichte des Menschen, mit Benutzung der Blu-
menbachschen Sammlung, für Hörer aller Facultaten
Dr. Ehlers^ drei Stunden, Montag, Donnerstag und Sonn¬
abend, um 11 Uhr.
Ausgewählte Kapitel der vergleichenden Histologie Dr.
Ehlers^ öffentlich, in einer näher zu bezeichnenden Stunde.
Praktische zoologische und zootomische Uebungen
leitet im zoologischen Museum Prof. Kef erstein , Mon¬
tag und Dienstag von 9 — 12 Uhr, in gewohnter Weise.
Pflanzenphysiologie Prof. Grisehach , vier Stunden, um
4 Uhr, mit mikroskopischen Demonstrationen Sonnabend
um 10 Uhr.
Physiologie und Anatomie der Pflanzen, sowie die
Gmndzüge der systematischen Botanik trägt Assessor Dr.
Lantuus-Beninga vor, Montag, Dientag, Donnerstag
und Freit, um 6 Uhr oder in andern passenden Stunden,
hnd stellt zur Erläuterung dieser Vorträge mikroskopi¬
sche Beobachtungen Sonnab. um 10 Uhr an.
Pflanzengeographie Prof. Grisehach, Donnerstag und
Freitag, um 4 Uhr; praktische Uebungen in der syste¬
matischen Botanik Derselbe,
Naturgeschichte der kryptogamischen Gewächse Prof.
Bartling, vier Stunden, um 2 Uhr.
Demonstrationen in den Gewächshäusern des botani¬
schen Gartens giebt Derselbe Mittw. um 11 Uhr, öffentlich.
Botanische fecursionen in bisheriger Weise Derselbe,
Ein Repetitorium über allgemeine und specielle Bo¬
tanik hält und zu Privatissima über dieselbe erbietet
sich Assessor Dr. Lantzius-Beninga,
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312
Geologie Prof. Sartorius von Wcdtershausen^ vier St.,
Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, um 6 Uhr.
Den II. Theil der Mineralogie trägt Derselbe vor , in
denselben Tagen, um 11 Uhr.
Krystallographie , einschliesslich der Optik der Kry-
stalle Prof. Listing, vier Stunden, um 4 Uhr.
Palaeontologie Prof, von Seebach^ fünf St., 9 — 10 Uhr.
Das mineralogische Practicum hält Prof. Sartorius
von Waltershausen Donnerstag 2 — 4 Uhr und Sonnab.
9—12 Uhr.
Petrographische und palaeontologische Hebungen Prof.
von Seebach Dienst., Mittwoch, Donnerst, in gewohnter
Weise, 10 ~ 2 Uhr, privatissime, aber unentgeltlich.
Physik, zweiter Theil, über Electricität, Magnetismus,
Wärme und Licht Prof. Weber t Montag, Dienstag, Mitt¬
woch 5 — 7 Uhr.
Anleitung zur Berechnung meteorologischer Beobach¬
tungen Prof. Listing^ Dienstag, um 6 Uhr.
Auserwählte Kapitel der theoretischen Physik Dr.
MinnigerodCf vier Stunden.
Einleitung in die praktische Physik: Vvoi. Kohlrausch^
Donnerstag und Freitag von 5 — 6 Uhr.
Die praktischen Hebungen im physikalischen Labora¬
torium leitet Derselbe,
In dem mathematisch-physikalischen Seminar leitet in
Gemeinschaft mit dem Assistenten Prof. Kohlrausch phy¬
sikalische Hebungen, Prof. Weher \ und Prof. Listing^
Mittwoch um 11 Uhr; Zoologische Hebungen Prof. Ke-
f erstein , Dienstag , um 11 Uhr. Siehe Mathematik und
Astronomie S. 311.
Chemie Prof. Wifhler, sechs Stunden, um 9 Uhr.
Allgemeine organische Chemie Prof. Fittig, Montag
bis Donnerstag, um 12 Uhr.
Organische Chemie Assistent Dr. H^ner^ Dienstag bis
Freitag, um 9 Uhr.
Organische Chemie speciell für Mediciner Prof. Fittig,
Dienstag und Freitag, um 3 Uhr.
Pharmaceutische Chemie Prof, von Uslar ^ vier Stunden.
Die Grundlehren der neueren Chemie und ihre Entwick¬
lung aus den älteren Ansichten Dr. Hübner^ Montag,
um 12 Uhr.
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313
Ueber. einzelne Zweige der theoretischen Chemie Dr.
Stromeyer^ privatissime.
Die Vorlesungen über Pharmacie s. unter Medicin S. 6.
Die praktisch-chemischen üebungen und Untersuchun¬
gen im akademischen Laboratorium leitet Prof. Wühler
in Gemeinschaft mit den Assistenten Prof, von Uslar ^
Prof. Fittig^ Dr* Hühner und Dr. Ahrens,
Prof, Wicke leitet die chemischen üebungen für die
Studirenden der Landwirthschaft v. 8—12 u. v. 2 — 4 Uhr.
Prof. Boedeker leitet die praktisch-chemischen üebun-
!fen im physiologisch - chemischen Laboratorium, täglich
mit Ausschi. d. Sonnb.) 8—12 und 2—4 Uhr.
Historische Wissenschaften.
Entdeckungsgeschichte und Geographie von Amerika
Prof. WappätMj Mont. Dienst. Donnerst, und Freitag, um
12 Uhr.
Praktische Üebungen in der Urkunden Wissenschaft Dr.
Cohn, Mittw. und Sonnab. um 11 Uhr.
Allgemeine Verfassungsgeschichte Prof. Waitz, vier
Stunden, um 8 Uhr.
Neuere Geschichte bis zum westfälischen Frieden
Dr. Cohn, Dienst, und Donnerst, um 6 Uhr.
Geschichte des europäischen Staatensystems von der
Mitte des 18. Jahrhunderts bis zum Jahre 1815 Prof.
Havemann, Mont. Dienst. Donnerst. Freit., um 4 Uhr.
Deutsche Geschichte Prof. Waitz, fünf Std., um 4 Uhr.
Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation Dr.
Steindorff, drei Stunden, um 9 Uhr.
Geschichte Italiens im Mittelalter Assessor Dr. Wü^
stenfeld, vier Stunden, Mont. Dienst. Donnerst. Freit,
um 10 Uhr, unentgeltlich.
Historische üebungen leitet Prof. Waitz, Freit, um
6 Uhr, öffentlich.
Historische üebungen leitet Dr. Steindorff in zu ver¬
abredender Stunde, unentgeltlich.
Kirchengeschichte: s. unter Theologie S. 304.
Staatswissenschaft und Landwirthschaft.
Encyclopädie der Staatswissenschaften Dr. Dede, Mont*
Dienst. Donnerst. Freitag, uro 9 Uhr,
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314
Nationalökonomie Prof. Helferich, vier Std. um 8 Uhr.
Finanz Wissenschaft Derselbe^ fünf Stunden, um 5 Uhr.
Einleitung in die Statistik Prof. Wappäus, Sonnabend
um 12 Uhr, öffentlich.
Allgemeine Verwaltungslehre Dr. Dede , Sonnabend
um 12 Uhr öffentlich.
Allgemeine Verfassungsgeschichte : s. Geschichte S. 313.
Landwirthschaftliche Betriebslehre Dr. Drechsler^ vier
Stunden um 4 Uhr.
Die Theorie der Organisation uüd Taxation der Land¬
güter Prof. Griepenkerl ^ Montag Dienst. Donnerst, und
Freitag, um 5 Uhr.
Die landwirthschaftliche Thierproductionslehre (Lehre
von den Nutzungen, Ragen, der Züchtung, Ernährung
und Pflege des Rinds, Schafs, Pferdes, Schweins) Derselbe,
Mont. Dienst. Donnerst, und Freit, um 12 Uhr.
Landwirthschaftliche Technologie (Branntwein- und Spi¬
ritus-Fabrikation, Runkelrüben -Fabrikation u. s. w.).
Derselbe, in drei passenden Stunden, unentgeltlich.
Im Anschluss an diese Vorlesungen werden Demon¬
strationen auf benachbarten Landgütern und in Fabri¬
ken, sowie praktische Uebungen gehalten werden.
Die Lehre von der Ernährung der landwirthschaftli-
chen Hausthiere Prof. Kenneberg, vier Stunden, Mittw.
und Sonnabend, von 11 — 1 Uhr.
Agriculturchemie Prof. Wicke, 2 Stunden.
Landwirthschaflliches Practikum: Uebungen im An¬
fertigen landwirthschaftlicher Berechnungen (Ertragsan¬
schläge, Buchführung) Dr. Drechsler, in zu bestimmen¬
den Stunden.
ChemischeUebungen Naturwissenschaften S.313.
Anatomie der Hausthiere und Pferde- und Rindvieh¬
kunde, Hufbeschlag siehe Medicin Seite 309.
Landwirthschaftsrecht siehe Rechtswissenschaft S. 306.
Literärgeschichte.
Allgemeine Literaturgeschichte Hofr. Hoeck,
Allgemeine Literärgeschichte Prof. Schweiger, vier
Stunden.
Einen Umriss der Geschichte des griechischen Drama
geben und das gesammte Theaterwesen der Griechen
erörtern wird Prof* Wieseler, vier Stunden, um 12 Uhr.*
Digitized by
Googk
315
Geschiclite der deutschen Nationalliteratur Prof.
Wilh. Müller^ fünf Stunden, um 3 Uhr.
Geschichte der deutschen Dichtung Assessor Tittmann^
fünf Stunden, um 10 Uhr.
Alterthumskunde.
Griechische Religions- und Kunstsymbolik Prof. Wie-
Beier ^ zwei Stund., Mittw. um 12 u. Sonnab. um 11 Uhr.
Kultus, Recht und Sitte der Athener Prof. Sauppe^
Mont. Dienst. Mittw. Donnerst., um 9 Uhr.
Chorographie "von Attika, mit besonderer Berücksich¬
tigung Athens , Dr. Benndorff^ drei Stunden , um 4 Uhr
oder zu anderer passender Stunde.
Topographie von Pompeii Dr. Benndorff^ Sonnabend
um 12 Uhr, unentgeltlich.
üeber die deutsche Heldensage Assessor Tittmann,
zwei Stunden, um 5 Uhr, öffentlich.
^ Im k. archäologischen Seminar lässt Prof. Wieseler
öffentlich auserwählte Kunstwerke erklären, Sonnab. um
12 Uhr. Die schriftlichen Arbeiten der Mitglieder wird
er privatissime beurtheilen.
Das Theaterwesen der Griechen: s. Literärgeschichte
Seite 814.
Vergleichende Sprachkunde.
Vergleichende Grammatik der Hauptsprachen des in¬
dogermanischen Sprachstamms (Sanskrit, Griechisch, La¬
teinisch, Deutsch) Prof. Benfey^ Montag Dienst. Don¬
nerstag Freitag, um 4 Uhr.
Litauische Sprache Dr. Leskien, Dienst, und Freitag,
um 4 Uhr.
Zur Unterweisung in der Altbulgarischen (kirchen-
slavischen) Sprache erbietet sich Derselbe,
Orientalische Sprachen.
Die Vorlesungen über das A. und N. Testament siehe
unter Theologie S. 303 f.
Orientalische Vorlesungen hält Prof. Ewald, um
2 Uhr öffentlich, für die, welche sich melden.
Die Anfangsgründe der arabischen Sprache lehrt Prof.
Wästen/eld, privatissime.
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316
Die Syrische und . Aethiopische Sprache lehrt Prof.
BertheaUf um 2 Uhr.
Grammatik der Sanskritsprache Prof. Benfey, Mont.
Dienst. Mittw. um 5 Uhr.
Altägyptische Grammatik und Erklärung einer Aus¬
wahl von Texten Prof. Brugsch, in drei näher zu be¬
stimmenden Stunden.
Erklärung altägyptischer Denkmäler Prof. Brugsch^
Mittw. um 6 Uhr, öffentlich.
Griechische und lateinische Sprache.
Die Frösche des Aristophanes Prof, von Leutsch^ vier
Stunden, um 10 Uhr.
Platos Theätet, Aristoteles Metaphysik, die pädagogi¬
schen Lehren des Plato und Aristoteles s. Philosophie
S. 309 f.
Geschichte der lateinischen Poesie Prof, von Leutsch^
vier Stunden, um 3 Uhr.
Lateinische Grammatik mit Heranziehung des Oski-
schen und ümbrischen, Dr. Leskien ^ vier Stunden, um
12 Uhr.
Terentius Adelphoe und Heautontimorumenos Prof.
Sauppe^ vier Stunden, um 2 Uhr.
Im k. philologischen Seminar leiten die schriftlichen
Arbeiten und Disputationen Prof, von Leutsch und Prof.
Sauppe^ Mittw., von 11—1 Uhrj lässt Theognis erklären
Prof, von Leutsch^ Montag und Dienstag, um 11 Uhr ;
lässt Lucretius erÜären Prof. Sauppe^ Donnerstag und
Freitag, um 11 Uhr, alles öffentlich.
Im philologischen Proseminarium leiten die schriftli¬
chen Arbeiten und Disputationen Prof, von Leutsch und
Prof. SauppCf lässt Bruchstücke des Tyrtaeus Prof.
von Leutsch^ Lucretius Prof. Sauppe erklären, alles
öffentlich.
Deutsche Sprache.
Ausgewählte althochdeutsche und mittelhochdeutsche
Dichtungen erklärt nach W. 'Wackemagels kleinerem alt¬
deutschen Lesebuche Prof. Wilh, Müller ^ Montag Diens¬
tag Donnerstag, um 10 Uhr.
Die Uebungen der deutschen Gesellschaft leitet Derselbe,
Digitized by Google
I
Geschichte der deutschen Literatur: s. unter Literär-
geschickte S. 315.
Neuere Sprachen.
Grammatik der englischen Sprache lehrt, in Verbin¬
dung mit praktischen üebungen, Prof. Theod. Müller ^
Mont. Dienst. Donnerst, und Freit, um 6 Uhr Abends.
Shakespeare’s Macbeth erklärt Derselbe, Dienstag und
Freitag, um 12 Uhr.
Französische Schreib- und Sprechübungen veranstaltet
Derselbe, Dienst. Mittw. Freit. Sonnab. um 9 Uhr.
Moliere’s TartüfFe erläutert in franz. Sprache Derselbe,
Montag und Donnerst., um ^2 Uhr, öfiPentlich.
Schöne Künste. — Fertigkeiten.
Die Kunst der Renaissance in Italien Prof. TJnger,
Dienstag um 5 Uhr, öffentlich.
Unterricht im Zeichnen, wie im Malen, ertheilen Zei¬
chenmeister Grape, und, mit besonderer Rücksicht auf
naturhistorische und anatomische Gegenstände, Zeichen¬
lehrer Peters.
Geschichte der neueren Musik seit 1500 Prof. Krü¬
ger, Mittw. und Sonnab., um 12 Uhr.
Harmonie- und Kompositionslehre, verbunden mit prak¬
tischen Üebungen, Musikdirector Hille, in passenden
Stunden. '
Zur Theilnahme an den Üebungen der Singakademie
und des Orchesterspielvereins ladet Derselbe ein.
Reitunterricht ertheilt in der K. Universitäts - Reitbahn
der Univ. Stallmeister Schweppe, Mont. Dienst. Don¬
nerst. Freit. Sonnab., Morgens von 8—12 und Nachm,
(ausser Sonnab.) von 3 — 4 Uhr.
Fechtkunst lehrt derUniversitätsfechtmeister Castropp,
Tanzkunst der Universitätstanzmeister Hülttke.
OefFentliche Sammlungen.
Die Unwersitätshibliothek ist geöf&iet Montag, Dienstag,
Donnerstag und Freitag von 2 bis 3, Mittwoch und Sonn¬
abend von 2 bis 4 Uhr. Zur Ansicht auf der Bibliothek
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318
erhält man jedes Werk, das man in gesetzlicher Weise
verlangt; über Bücher, die man geliehen zu bekommen
wünscht, giebt man einen Schein, der von einem hiesigen
Professor als Bürgen unterschrieben ist.
üeber den Besuch und die Benutzung des Th^atrum
anatomicum , des physiologischen Instituts , der patholo¬
gischen Sammlung t der Sammlung von Maschinen und
Modellen f des zoologischen Museums ^ des botanischen
Gartens^ dicv Sternwarte ^ des physikalischen Cahinets, der
mineralogischen und der geognostisch- paläontologischen
Sammlung f der chemischen Laboratorien^ der ethnogra¬
phischen Sammlung f des archäologischen Museums^ der
Gemäldesammlung,, d-csr Bibliothek des k.philologischen Se¬
minars y des diplomatischen Apparats y bestimmen be¬
sondere Reglements das Nähere.
Bei dem Logiscommissär, Pedell Fischer (Burgstr. 39)
können die, welche Wohnungen suchen, sowohl über die
Preise, als andere Umstände Auskunft erhalten, und auch
im Voraus Bestellungen machen.
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STaehrichten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen¬
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
August 12. JV& 15. 1868.
Käiigliehe tiesclkeluift ier WisseueliafteM*
Sitzung am 1. August.
Sartorius vonWalterhau sen, Untersuchungen über
die Krystallform des Plumosits im Vergleich zu den
verwandten Schwefelblei-Schwefelarsen Verbindungen
des Binnenthals.
Keferstein, Beschreibung einiger neuen Batrachier aus
Australien und Gostarica.
S eher in g, zur Lehre von den Kräften, deren Mass nicht
nur von der Lage, sondern auch von der Bewegung
der auf einander wirkenden Körper abhängt, (Erscheint
in den Abhandlungen.)
Fittig, Untersuchungen über das Trimethylbenzol.
Kohlrausch, über die von der Influenz-Elektrisir*
maschine gelieferte Elektricitatsmenge nach absolutem
Maasse.
Wo hl er, Mittheilung über den Meteorsteinfall bei Pul-
tusk am 31. Januar d. J.
C u r t i u s , Mittheilung über den von ihm vorgelegten
Atlas von Athen.
Mittheilung über den von ihm vorge*
legten Atlas von Athen
von Curtias.
Herr Prof. Curtius überreichte der K. Ge¬
sellschaft seine Karten zur Topographie von
Athen nebst erläuterndem Texte (Gotha, Justus
Perthes 1868) und knüpfte daran folgende Be¬
merkungen,
26
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320
Nachdem die Resultate, welche die im Jahre
1862 auf Veranstaltung der K. Regierung nach
Athen geschickte Commission für die genauere
Eenntniss der Baudenkmäler, namentlich der
Burgtempel und des Theaters, gewonnen hat,
durch die Mittheilungen von Bötticher u. A.
veröffentlicht worden sind, erfolgt in dem vor--
liegenden Hefte die Mittheilung dessen, was für
die Topographie von Athen geleistet werden
konnte. Ich verdanke diese Ergebnisse beson¬
ders der Gunst, welche S. E. der General von
Moltke unserer Expedition zuwandte, und der
Betheiligung des Herrn Oberst vonStrantz vom
Grossen Generalstabe. Obgleich Zeit und Mit¬
tel nicht genügten, um in umfassenderem Masse
eine genaue Aufnahme der Oertlichkeiten von
Athen vorzunehmen, so wird man doch, wie ich
hoffe, J)ereitwillig anerkennen, dass hier der An¬
fang gemacht worden ist zu der genauen und wür¬
digen Darstellung eines Terrains, auf welchem
alle Freunde des klassischen Alterthums ein In¬
teresse haben sich einheimisch zu machen. Das
erste Blatt giebt eine Darstellung von den na¬
türlichen Niveauverhältnissen des attischen Bo¬
dens und zugleich eineüebersicht von Stadt und
Häfen, wo die Ueberreste der langen Mauern
zuerst genau eingetragen sind. Dann folgen die
zwei Blätter, welche Athen und die Häfen im
Massstabe von 1 : 10,000 darstellen. Alle drei
Karten verdanke ich Herrn von Strantz. Die
folgenden Blätter beziehen sich auf die üeber-
reste der alten Felsenstadt, auf welche wir be¬
sonders unser Augenmerk richteten. Die gra¬
phische Darstellung derselben ist wegen des un¬
ermesslichen Details eine ganz besonders schwie¬
rige. Bl. 5 giebt ein allgemeines Bild der Ter¬
rainverhältnisse, Bl. 6 einiges Detail, um die
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Art der Felsbenutzung za Häusern, Gräbern und
Cistemen anschaulich zu machen. Zu diesen
Blättern, welche ich der Güte des Architekten
Herrn W. P. Tackermann verdanke, gehört dann
noch die Darstellung euies Pelshügels (Bl. 7),
auf dessen Fläche alle Felseinschnitte von meinem
verehrten Freunde, Herrn Prof. Julius Schmidt,
dem Direktor der Sternwarte in Athen und Cor¬
respondenten unserer Gesellschaft, abgemessen
und aufgezeichnet worden sind. Das sechste
Blatt giebt den Grundriss der Akropolis nach
den Untersuchungen von Penrose und Bötticher
nebst Durchschnitten, Ansichten der Felsnischen
und Angabe der in den letzten Jahren gefunde¬
nen Fundamente alter Baulichkeiten. Auf Bl.
7 ist der Grundriss des Theaters des Dionysos
nach H. Strack, mit Hinzufügung der nach Stracks
Abreise gewonnenen Resultate, so wie eine von
Herrn von Strantz aufgenommene Skizze der Fels¬
burg in Dekeleia, deren geographische Lage durch
eine Karte der attischen Diakria deutlich ge¬
macht wird.
Der beifolgende Text enthält auf Grund der
in den Abhandlungen der Kgl. Gesellschaft ver¬
öffentlichten attischen Stadien eine übersichtliche
Darstellung von der historischen Entwickelung
der Stadt Athen und zugleich eine Reihe von
lithographischen Blättern und Holzschhitten,
welche dem Kartenhefte zur Ergänzung die¬
nen. Zunächst eine Skizze des Meerbusens
von Salamis mit den anliegenden drei Ebenen,
um die im Texte ausgeführte Ansicht zu erläu¬
tern, dass von dem salaminischen Sunde aus die
Ciolonisation phönikischer und im Anschlüsse an
die Phönizier gelandeter, kleinasiatischer See¬
stämme in das Binnenland und namentlich nach
dem Gaue Melite vorgedrungen sei. Die zweite
26 ♦
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322
Textbeilage giebt die sorgföltige Aufnahme, welche
Herr Tuckermann von der sogenannten Pnyx,
d. h. der Altarterrasse des Zeus Hypsistos 1862
mit Benutzung der damals gemachten Nachgra-
'bnngen ausgefiihrt und jnir freundlichst zur Ver¬
öffentlichung überlassen hat. Die merkwürdigen
Entdeckungen, welche bald nach unserer An¬
wesenheit in Athen 1863 in der Nahe des alten
Dipylon gemacht worden sind , stellt die dritte
Textbeilage dar nach dem Werke von Salinas
^onumenti sepolcrali scoperti in Atene’, auf
welcher zugleich die Modification der Stadtmauer¬
linie angegeben ist, welche man eintreten lassen
muss, wenn man sich nicht entschliessen will,
eine Grabstätte innerhalb der Stadtmauer zur
Zeit des korinthischen Kriegs anzunehmen. Die
Bauanlagen in der Nähe des ‘Thurms der Winde’
und das Lokal des Olympicion sind nach den neu¬
sten Entdeckungen in zwei Holzschnitten darge¬
stellt, auf einem dritten der Aufgang zur Burg
vor und nach der Herstellung desselben, welche
unter der Leitung von L. Ross 1836 erfolgt ist.
Endlich habe ich in der vierten lithographischen
Beilage einen revidirten Plan der attischen Stadt¬
märkte mitgetheilt, wie ich jetzt ihn feststellen
zu müssen glaube, nachdem ich mit Berücksich¬
tigung aller neueren Untersuchungen meine in
den ‘attischen Studien’ mitgetheilten Ansichten
von Neuem einer genauen Prüfung unterworfen
habe. Ich werde über einzelne Punkte, namentlich
über die Geschichte des Prytaneion, über den
Weg der panathenäischen Prozession und über
das Theseion an anderem Orte Gelegenheit fin¬
den, mich ausführlicher auszusprechen, und be¬
merke nur, dass ich in dem sog. Theseion, wel¬
ches seiner Einrichtung und Ausstattung nach,
wie ich glaube, kein Heroon sein kann, den.
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323
Tempel des Herakles erkenne, welcher in Melite
als Gott verehrt wurde, und dass ich das The¬
seion nun mit dem Ptolemaion in die Gegend
zwischen Poikile und Anakeion verlege, was mit
dem Wege des Pausanias besser stimmt. Für
die Beurteilung seiner Periegese glaube ich im
Texte einige neue Gesichtspunkte aufgestellt
zu haben, welche vielleicht dazu dienen, die noch
immer nicht völlig aufgeklärten Seltsamkeiten
der Atthis des Pausanias zu erklären. Was die
attische Heliaia betrifft, so ist mir die schon
früher angedeutete Ansicht immer einleuchten¬
der geworden, dass Herodes Atticus sein Odeion
auf dem Platze der ^Heliaia angelegt und dass sein
Gebäude für die Gerichtsversammlungen gedient
habe. Ein Blick auf meinen revidirten Plan
der attischen Stadtmärkte zeigt, wie passend um
den Altmarkt von Athen die grossen Sammel¬
plätze der Gemeinde liegen, an der Nordseite
Heliaia und Dionysostheater, an der südlichen
oder südwestlichen Seite die Pnyx. Endlich
habe ich zum Schlüsse des Textes diejenigen
Blätter, welche im Texte selbst eine zusammen¬
hängende Erklärung nicht gefunden haben, na¬
mentlich den Peiraieus, näher besprochen.
Seit wir begonnen haben, die Topographie
der Stadt Athen im Zusammenhang mit ihrer
politischen und religiösen Geschichte zu behan¬
deln, ist freilich noch immer keine Ueberein-
stimmung zwischen den auf diesem Gebiete ar¬
beitenden Forschem erreicht worden, aber den
unzweifelhaften Gewinn haben wir, dass jede
neue Forschung in den Kern des Yerfassungs-
lebens, in den Kreis der wichtigsten geschicht¬
lichen Beziehungen hinein führt und daher auch
jede ernsthafte Controverse immer belehrend und
fördernd ist. So hoffe ich auch, dass diese Pu-
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824
blikation von Karten und Text dazu beitragen
wird, eine weitere Betheiligung an dieses Stu¬
dien zu veranlassen und über gewisse Haupt¬
fragen der attischen Alterthümer eine Verstän¬
digung zu erzielen.
lieber die von der Influenz-Elektr isir-
maschine erzeugte Elektricitätsmenge
nach absolutem Maasse
von
F. Kohlrausch.
Um für die praktischen Zwecke, welche man
als Anwendungen der Influenzelektrisirmaschine
in's Auge fassen kann, einen Anhaltspunct zu
gewinnen, ist die Kenntniss der Ergiebigkeit
dieser Elektricitätsquelle nach absolutem Mwsse
nöthig. Die Lane’sche Maassflasche eignet sich
nur zu vergleichenden Bestimmungen ; durch
Messung der magnetischen Wirkungen jedoch,
welche der von der Maschine gelieferte Strom
hervorbringt, lässt sich die obige Aufgabe in
einfacher Weise vollständig lösen, indem die von
Herrn Hofrath Weber und meinem Vater aus¬
geführte Reduction der Stromintensitäts-Messun-
gen auf mechanisches Maass das Mittel gibt,
aus der magnetischen Wirkung die entwickelte
Elektricitätsmenge auch in elektrostatischen Ein¬
heiten auszudrücken.
Zu diesem Zwecke wurde der Strom aus einer
Holtz'schen Influenzmaschine (mit zwei Saugern
und einer beweglichen Scheibe von 400™* Durch¬
messer) durch denselben, sorgfältig isolirten und
genau ausgemessenen , Multiplicator geleitet ,
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825
welcher zu der oben erwähnten Rednction her-
gestellt worden war. Aus der Ablenkung der
in der Mitte des Multiplicators aufgehäugten
Magnetnadel hat sich Folgendes ergeben:
1) Bei gleicher Umdrehungsgeschwindigkeit
zeigte sich die Stromstärke zu verschiedenen
Zeiten und unter verschiedenen Verhältnissen
nahezu constant.
2) Dieselbe war bis zu der durch die Dimen¬
sionen der Maschine gesteckten Grenze (35"^ )
unabhängig vom Abstande der Sauger von der
rotirenden Scheibe.
8) Sie ist proportional der Drehungsge¬
schwindigkeit.
4) Die Elektricitätsmenge verhielt sich zu
der von einer kräftigen Beibungsmasohine nach
Winter’scher Construction (mit 600“^* Scheiben¬
durchmesser) in gleicher Zeit gelieferten wie 10:3.
5) Das Maximum der Stromstärke — gegeben
durch die praktisch ausführbare Drehungsge¬
schwindigkeit — war nach magnetischem Maasse
0,00038. Es wurden also in der Secunde 58
Millionen Einheiten positiver Elektricität erzeugt.
Dieser Strom würde, durch Wasser geleitet, in
42 Stunden 1 Cubikcentimeter Knallgas ent¬
wickeln. Ein einzelnes Grove’sches Element lie¬
fert einen gleichen Strom in einer Leitung von
48000 Siemens’schen Einheiten Widerstand oder
in einer Telegraphenleitung von etwa 800 Mei¬
len Länge.
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326
Beschreibung einiger neuen Batrachier
aus Australien und Gostarica.
Von
Wilh. Keferstein.
A. Batrachia anura s. salientia,
Farn. Phryniscidae.
1. Pseudophryne coriacea sp. n.
Der Rücken dieser Art ist glatt, lederartig,
von bräunlicher Färbung, an den Seiten dunkler.
Am Schenkel keine Drüse, aber vom und hinten
am Oberschenkel ein gelber Fleck; ein ähnli¬
cher an der Basis des Oberarms. Unterseite
schwarz und weiss gross marmorirt, am Unter¬
schenkel und am Fuss eine helle Querbinde.
Am Metatarsus zwei kleine Höcker. Körper
27®“*, Bein 32®“- lang.
Clarence River, N. S. Wales (Dr. Schnette).
Ueber der Schulter findet man bei einigen
Exemplaren (Männchen?) eine grosse längliche
Geschwulst, ähnlich einer Parotis, die aber von
einem grossen, faltigen Sack gebildet wird, der
hinten in den Schlund zu münden scheint.
Diese Art ist vielleicht die, welche Krefft in
Monthley Notices Roy* Soc. Tasmania. March.
1865. p. 17 als Pseudophryne nov. spec. auf¬
führt.
Farn. Engystomidae.
2. PachybatrachusPetersii gen.et sp. nov.
Körper kurz und dick, Kopf klein, mit einer
Schnauze, die kürzer ist als das Auge. Mund¬
spalte kurz, bis etwa zur Mitte der Augenlänge
reichend. Extremitäten kurz, Haut lederartig.
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827
Trommelfell von der Haut überzogen, aber sicht¬
bar; etwa ein Drittel so lang als das Auge. —
Keine Zähne im Kiefer und Vomer. Am letz¬
teren aber jederseits neben dem hinteren Winkel
der sehr grossen Choanen ein hoher, von weicher
Haut überzogener Höcker; ein ähnlicher, klei¬
nerer hinter der Mitte des hinteren Choanen-
randes. Oeffhungen der Eustachischen Röhren
bedeutend kleiner als die Choanen. Zwischen
den ersteren bildet die Gaumenhaut einen queren
gefranzten Wulst. Zunge länglich, ganz. Fin¬
ger ganz frei, Zehen mit Andeutungen von
Schwimmhäuten und Säumen. Die Fusssohle wird
hinten begränzt von zwei grossen spornartigen
Höckern, von denen der innere vom Metatarsus
der ersten bis zu dem der vierten Zehe reicht.
Die Schädelkapsel ist sehr breit, zeigt aber
keine Parietalfontanelle. Die Querfortsätze des
Sacralwirbels sind in grosse Platten verbreitert,
die durch einen Knorpelrand noch vergrössert
werden. Am Brustbein fehlt das Manubrium
und die Clavicula gänzlich; die Goracoidea sind
sehr gross und stossen mit ihren verbreiterten
medianen Kanten aneinander. Das Xiphoideum
ist sehr bedeutend und besteht aus einem kurz¬
gestielten, herzförmigen Blatte.
Die Haut zeigt auf dem Rücken rundliche,
in der Umgebung des Afters spitzige Warzen.
Die Färbung des Rückens ist braun mit heilen
Marmorirungen, die der Unterseite ist einfarbig
hell. — Körper 55““* lang, 31™“* breit, 24““*
hoch, Bein 61““* lang, wovon 31““* auf den
Fuss kommen.
Neu-Süd- Wales (ein Exemplar von Dr.
Schnette).
Zuerst habe ich diesen Frosch für den Che-
lydobatrachus Gouldii gehalten, mit dem nach
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Gray und nach Peters neuerer Untersuchung
der wunderbare von Schlegel aufgestellte Myo-
batrachus paradoxus identisch ist. Nach Gün¬
ther ’s Angaben sind bei Chelydobatrachus aber
die Choanen und Eustachischen Röhren von
gleicher Grösse und es ist eine Clavicula vor¬
handen; überdies scheinen keine Doppelsporen
da zu sein, wenigstens werden sie in G ü n t h e r ’ s
Beschreibung nicht erwähnt und auch auf 6 r a y ’ s
Abbildung ist nichts davon zu sehen. — Am
meisten stimmt Pachybatrachus mit der afrika¬
nischen Gattung Breviceps überein, bei der auch
der zweite seitliche Fusssporn, wenigstens gering,
verkommt. Es fehlt Breviceps jedoch das durch
die Haut scheinende Trommelfell und wie es
Günther schon für B. gibbosus angiebt und
ich bestätigen kann, ist eine starke knöcherne
Clavicula vorhanden und das Xiphoideum ist
klein und ungestielt. — Bei Engystoma fehlen
am Pusse die Sporen ganz, während allerdings
wie bei Pachybatrachus keine Clavicula sich
findet. — Bei Hypopachus sind ähnlich wie bei
Breviceps und Pachybatrachus Doppelsporen an
der Fusssohle, von letzterer Gattung aber, der
sie übrigens sehr nahe steht, unterscheidet sie
sich schon durch das Vorhandensein einer wenn
auch feinen Clavicula.
Farn. Hylidae.
3. Hyla Schuetteii sp. n.
Der Kopf ist verlängert, aber vom abge¬
stumpft ; der Mundrand bildet ein längliches
Oval. Die Vomerzähne stehen in zwei kurzen
queren Reihen zwischen den hinteren Enden
der Choanen. Die Zunge ist länglich. Finger
mit ganz kleinen Schwimmhäuten, Zehen mit
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529
grossen Scliwimmhänten , die nur einen Theil
der letzten Phalangen frei lassen. Am Meta¬
tarsus ein langer spitzer Höcker. — Der Röcken
ist braun, mit scharfen dunklen Flecken. Canthus
rostralis dunkel. Hinter dem Auge ein breiter
dunkler bis über die Schulter fortsetzender Fleck,
der in seinem vorderen Theil unten von einem
weissen Streifen begränzt ist. Oberseite der
Extremitäten dunkel melirt. Unterseite hell,
am Unterkiefer bräunlich. — Körper 34“®*, Bein
52«m. lang.
Sydney (ein Exemplar, Dr. Schuette).
Nach der Stellung der Vomerzähne steht
diese Art, welche ich nach meinem Freunde
und Verwandten Dr. Rud. Schuette in Sydney
benenne, dem ich fast den ganzen Reichthum
an australischen Thieren, welchen das Göttinger
Museum besitzt, verdanke, der H. Krefftii am
nächsten, von der sie sich aber durch die völlig
andere Färbung leicht unterscheidet.
4. Hyla dentata sp. n.
Kopf kurz, abgestutzt ; Seiten hoch, Canthus
rostralis abgeflacht. Trommelfell mindestens
halb so gross, als die sehr hervorragenden Augen.
Habitus ähnlich wie bei H. Peronii. Vomer¬
zähne hinter den Choanen, in zwei halbkreis¬
förmigen oder hufeisenförmigen , nach vorn
offenen Gruppen, welche mindestens so grossen
Durchmesser als die Choanen haben. — An der
Hand sehr kleine Schwimmhäute, am Fusse sehr
grosse, die nicht einmal ganz die letzten Pha¬
langen frei lassen und als Säume sich bis zu
den Zehenspitzen fortsetzen, Haftscheiben gross.
Hand- und Fusssohlen mit feinen Warzen. Am
Metatarsus ein stumpfer Höcker, am Tarsus eine
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330
Hautfalte.' — Rückenseite theilweis mit kleinen
rundlichen Höckern, hellbraun, mit feinen dunklen
Punkten. Vom Canthus rostralis aus zieht an
den Seiten bis zur Mitte der Körperlänge ein
dunkler Streif. Unterseite einfarbig hell, über
der Brust eine quere Hautfalte. — Körper 29®“*,
Bein 45®®* lang.
Neu -Süd -Wales (ein Exemplär, von Dr.
Schuette).
Schon durch die eigenthümlich gestellten
Vomerzähne unterscheidet sich diese Art von
allen sonst bekannten, da mir jedoch nur ein
Exemplar zu Gebote steht, muss ich es unent¬
schieden lassen , in wie weit die ringförmige
Stellung derselben ein constantes Merkmal ist.
Farn. Polypedatidae.
5. Leiyla Güntherii gen. et sp. nov.
Körper schlank, Kopf zugespitzt mit steil
abfallenden Canthus rostralis. Mundrand von
der Form eines oben abgestutzten Spitzbogens.
Augen vorspringend, Trommelfell ganz deutlich,
etwa halb so gross als ein Auge. Vomerzähne
hinter den Choanen in einer in der Mitte kaum
unterbrochenen Querlinie, welche aber kürzer
ist als der Zwischenraum zwischen den inneren
Nasenlöchern. Zunge hinten frei, ausgerandet.
Finger ganz frei, Zehen mit kleinen Schwimm¬
häuten, welche an der ersten und zweiten Zehe
eine, an der dritten und fünften zwei, an der
vierten Zehe drei Phalangen frei lassen. Als
schmale Säume reichen sie jedoch bis zu den
Zehenspitzen. Am Metatarsus der ersten Zehe
ein schmaler Höcker, ein ähnlicher an dem der
vierten Zehe; am Tarsus eine Hautfalte. End¬
scheiben klein und dünn. — Die Haut des
Rückens ist mit Wärzchen und kleinen Längs-
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331
Wülsten bedeckt, die Unterseite ist ganz glatt.
— Die Rückenseite ist bräunlich bis olivenfarbig
mit einigen dunkleren Flecken, von denen einer
ein Querband zwischen den Augen bildet. Hin¬
terseite der Schenkel weiss gefleckt, ebenso wie
der Rand des Oberkiefers. Oberseite der Schen¬
kel schwach gebändert. Unterseite einfach hell,
bis auf die Kehlgegend, welche braun gefleckt
und melirt ist.
Schädelkapsel schmal, ohne Parietalfontanelle.
Vordere Stirnbeine sehr gross, das Ethmoidale
ganz bedeckend und sich in grosser Ausdehnung
in der Mittellinie berührend. Querfortsätze des
Sacralwirbels cylindrisch. Brustbein wie bei den
Arciferen. Clavicula und Coracoid von gleicher
Stärke. Xiphoideum gross, ungestielt, knorpelig.
Manubrium lang , schmal und knorpelig. —
Körper 43®“*, Bein 80“®- lang (wovon 36®®- auf
den Fuss kommen).
Costarica (ein Exemplar, von Seebach).
Dieser Frosch bildet eine neue Gattung ,
welche sich wegen der cylindrischen Sacral-
fortsätze, wie Acris und Pseudacris, an die
Polypedatiden (welche in ihren typischen Formen
nur in der alten Welt Vorkommen), wegen ihres
arciferen Brustbeins aber wie dieselben ameri¬
kanischen Gattungen an die ächten Hyliden
anschliesst. Von diesen entfernt sie sich, wie
H. aurea , durch den Mangel einer Parietal¬
fontanelle und zeichnet sich überdies durch eine
ganz glatte Bauchseite aus.
B, Batrachia urodela s. gradientia,
Farn. Plethodontidae.
6. Oedipina uniformis gen. et sp. nov.
Zunge klein, rund, auf einem langen in eine
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Scheide zuriickziehbaren Stiel. Gaumenzähne
am Vomer in einer hinter den Choanen stehen¬
den Querreihe, am Keilbein die untere drei¬
eckige Fläche desselben gleichmässig bedeckend
(nicht in zwei Längsreihen). Körper cylindrisch
vom Hals bis zur Schwanzspitze ; nur der Kopf
ist etwas abgeplattet. Schwanz über doppelt
so lang als der Rumpf. Extremitäten sehr klein,
Zehen kurz, stumpf, mit einander verwachsen,
vorn vier , hinten fünf. Haut ganz glatt. —
Der ganze Körper ist einförmig bläulich ge¬
färbt. Mit der Loupe erkennt mau zahlreiche
weisse Pünctchen, Hautdrüsen. Die Extremitäten
sind heller gefärbt, bis farblos. Der Körper
zeigt entsprechend den Wirbeln an den Seiten
Andeutungen von Ringelungen, entweder durch
schwache dunkle oder helle Linien: auf den
Raum zwischen den Vorder- und Hinterbeinen
kommen davon etwa 19. Hinter dem Kopfe
bemerkt man an der Unterseite eine deutliche
quere Kehlfalte. — Körper 137““- lang, von der
Schuauzenspitze bis zum Vorderbein 11““-, von
da bis zum Hinterbein 35““-, von ida bis zur
Schwanzspitze 90"™-, Beine 5"™- lang, Rumpf
Costarica (ein Exemplar, von Seebach).
Diese Gattung unterscheidet sich von Oedi-
pus Tschudi ausser durch die ganz abwei¬
chende Körpergestalt, durch die gleichförmig
vertheilten, nicht in zwei hinten divergirenden
Längsreihen stehenden Sphenoidalzähne und
durch die mit einander ganz verwachsenen Zehen.
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S33
Untersuchungen über das Trimethyl-
benzol.
Von Budolph Pltt^.
L Trimethylbenzol aus dem Xylol
durch Synthese dargestellt.
Meine Arbeiten über das Mesitylen machten
eine nähere Kenntniss des gleich zusammenge¬
setzten Pseudocumols *) sehr wünschenswerth.
Die bisher von verschiedenen Chemikern mitge-
theilten, zum Theil in directem Widerspruch
mit einander stehenden Angaben über dasPseu-
documol konnten nach meiner Meinung nur
wenig zur Kenntniss desselben beitragen, weil
der Kohlenwasserstoff, welcher zu allen diesen
Versuchen benutzt wurde, nur durch fractionirte
Destillation aus dem Steinkohlentheeröl abge¬
schieden worden war. Wie ich vor Kurzem ge¬
zeigt habe (Ann. Ch. Pharm. 147, 11), ist es
aber ganz unmöglich, das Pseudocumol auf diese
Weise auch nur in annähernd reinem Zustande
zu erhalten, weil der bei 164—167® siedende
Theil des Steinkohlentheers aus wenigstens zwei,
vielleicht gar aus drei verschiedenen, nicht von
einander trennbaren Kohlenwasserstoffen besteht.
Alle früheren Versuche, namentlich auch die
von Beilstein und dessen Schülern, sind wie
ich noch weiter unten zeigen werde, mit
einem solchen Gemenge ausgeführt worden. Nach
den Untersuchungen von Dr. Ernst und mir
*) So nenne ich diejenige Modification des Trime-
thylbenzols, welche die gut krystallisirende , bei 73®
schmelzende Monobromyerbindung liefert.
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834
entsteht das Pseadocumol, wenn man auf die
bekannte synthetische Weise in das Xylol des
Steinkohlentheers ein Methylatom einführt. Auf
meine Veranlassung hat Herr C. Laubinger
den Kohlenwasserstoff nach dieser Methode in
grösserer Quantität dargestellt und genauer
studirt.
1. Substitutionspr oducte des
Pseudocumols.
Mononitropseudocumol (NO*)
erhielten wir als Nebenpröduct, als wir
das Pseudocumol mit sehr verdünnter Salpeter¬
säure oxydirten. Es bildet sich, wenn man den
Kohlenwasserstoff tropfenweise in kalte rau¬
chende Salpetersäure einträgt und scheidet sich
beim Vermischen der Lösung mit Wasser in rei¬
nem Zustande ab. In der Kälte wirkt rau¬
chende Salpetersäure nicht weiter darauf ein.
Das Pseudocumol unterscheidet sich dadurch
scharf vom isomeren Mesitylen, denn der letz¬
tere Kohlenwasserstoff wird durch kalte rauchende
Salpetersäure sofort in Dinitroverbindung ver¬
wandelt. — Das reine Nitropseudocumol krystal-
lisirt aus Alkohol in langen, farblosen bei 71®
schmelzenden Prismen. Die Angaben von
Sch aper (Zeitschr. f. Chemie 3, 12) über diese
Verbindung sind richtig.
Dinitro pseudocumol. Wir haben diese
Verbindung in reinem Zustande nicht erhalten
können. Wird der Kohlenwasserstoff oder die
Mononitroverbindung längere Zeit mit rauchen¬
der Salpetersäure gekocht, so erhält man ein
Gemenge, welches in Redendem Alkohol gelöst,
zuerst Krystalle von Trinitropseudocumol und
zuletzt eine halbflüssige Masse abscheidet, welche
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ein Gemenge einer flüssigen Dinitroverbindung
mit der festen Mononitroverbindung zu sein
scheint.
Trinitropseudocumol C^^(NO*)®. Beim
Eintröpfeln des Kohlenwasserstoffe in ein kalt ge¬
haltenes Gemisch von conc. Schwefelsäure und
rauchender Salpetersäure scheidet sich sofort
eine krystallinische Masse ab und man braucht
nur kurze Zeit gelinde zu erwärmen, so ist die
ganze Menge des Kohlenwasserstoff in die gut
characterisirte Trinitroverbinduug verwandelt.
Diese ist in siedendem Alkohol sehr schwer, in
Benzol leichter löslich. Aus Alkohol krystalli-
sirt die beim langsamen Erkalten der Löäung in
farblosen', sternförmig gruppirten Nadeln, aus
Benzol in harten, compacten, wie es scheint mo¬
noklinen Kry stallen. Sie schmilzt bei 185® und
sublimirt bei stärkerem Erhitzen.
Tribrompseudocumol C®H®Br®. Das Ver¬
halten des Pseudocumols gegen Brom ist sehr cha-
racteristisch. Tröpfelt man letzteres in den kalt
gehaltenen Kohlenwasserstoff, so erstarrt die
ganze Masse sehr bald, indem sich die feste Mo¬
nobromverbindung bildet, fügt man mehr Brom
hinzu, so wird sie wieder flüssig und wenn man
mit dem Zusetzen von Brom fortfährt, erstarrt
sie abermals und jetzt ist die ganze Menge des
Kohlenwasserstoffs in die Tribromverbindung
übergeführt. — Wir habeii diese Verbindung schon
früher (Ann. Ch. Pharm 145, 139) beschrieben
und haben jetzt alle Angaben über die Eigen¬
schaften derselben bestätigt gefunden. Sie kry-
stallisirt aus siedendem Alkohol, worin sie sehr
schwer löslich ist, in zolllangen, haarfeinen Na¬
deln die bei.225® schmelzen. — Wir haben diese
Verbindung sehr sorgfältig mit dem isomeren
Tribrommesitylen verglichen. Der einzige ün-
27
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336
tersehied, welchen wir wahrnehmen konnten, be¬
steht darin, dass die langen Nadeln derPseudo-
cumolverbindung biegsam, die der Mesitylenver-
bindung aber spröde und leicht zerbrechlich
sind. Sonst findet vollständige üebereinstim-
mnng statt und auch der Schmelzpunct ist bei
beiden Verbindungen derselbe.
2. Oxydationsproducte des Pseu-
documols.
Von verdünnter Salpetersäure (1 Vol.
Säure von 1,4 spec. Gewicht und 3 Vol. Was¬
ser) wird das Pseudocumol rasch oxydirt. Das
Product besteht, abgesehen von einer kleinen
Menge von Nitrosäure aus zwei isomerischen
einbasischen Säuren die wir Xylyl-
säure und Paraxyly Isäure nennen wollen
und einer nicht unbedeutenden Quantität einer
zweibasischen Säure, die wir mit dem Namen
Xylidinsäure bezeichnen. Destillirt man
nach Beendijning der Oxydation das Ganze so
lange mit Vvasser, als mit den Wasserdämpfen
noch eine fiüchtige Säure übergeht, so sind im
Destillate die beiden einbasischen Säuren mit
einer Spur von Nitrosäure enthalten, während
sich im Rückstände die zweibasische Säure, ver¬
unreinigt mit mehr Nitrosäure befindet. Die
beiden einbasischen Säuren sowohl, wie auch
die Xylidinsäure worden darauf durch längeres
Behandeln mit Zinn und Salzsäure von jeder
Spur von Nitrosäure befreit. Die Trennung
der Xylylsäure von der Paraxylylsäure geling
nicht durch ümkryslallisiren. Aus ihrer Lösung
in Alkohol scheidet sich zwar zuerst nahezu
reine Xylylsäure ab, aber die Löslichkeit beider
Säuren in Alkohol ist zu gross, um sie auf diese
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337
Weise ganz rein zu erhalten. Sehr gut gelingt
die Trennung aber mittelst der Calciumsalze.
Aus der Lösung derselben scheidet sich bei par¬
tieller Krystaliisation zuerst das schwerer lös¬
liche paraxylylsaure Salz aus. Die Krystalle
desselben sind so verschieden von denen des xy-
lylsauren , dass man , selbst bei den mittleren
Krystallisationen, beide Salze mechanisch, durch
Auslesen leicht von einander trennen kann. Je¬
des der beiden Salze wurde darauf durch wie¬
derholtes ümkrystallisiren für sich vollständig
gereinigt und dann die freie Säure daraus ab¬
geschieden. — Beide Säuren waren in annähernd
gleicher Quantität vorhanden.
Xylylsäure In Wasser sehr
schwer löslich, in Alkohol leicht löslich. Aus
Wasser krystallisirt sie in feinen farblosen Na¬
deln, aus Alkohol in langen farblosen, durch¬
sichtigen monoklipen Prismen. Sie schmilzt bei
126® und sublimirt vollständig unzersetzt.
Xy lylsaures Calcium Ca(C®H®0*)^ + 2H^O
krystallisirt aus Wasser in sehr gut ausgebilde¬
ten, harten, durchsichtigen und völlig farblosen
monoklinen Prismen.
Xylylsaures Baryum Ba (C®H®0*)* ist
in Wasser ausserordentlich leicht löslich und
scheidet sich beim freiwilligen Verdunsten der
Lösung als strahlig krystallinische Masse ab.
Paraxylylsäure C®HW*. Ist der Xylyl¬
säure und der gleichfalls isomeren Mesitylen-
säure ausserordentlich ähnlich. Aus Alkohol
krystallisirt sie indess in concentriseh gruppir-
ten spiessigen Prismen, deren Schmelzpunct bei
163® liegt;
Paraxylylsaures Calcium Ca (C®H®0*)*
-|- 3H*0 kiystallisirt in weichen, farblosen,
dünnen, nicht durchsichtigen Spiessen, die häufig
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339
zu. grossen von einem Puncte an den Gefass-
wänden ausgehenden Büscheln vereinigt sind.
Trotzdem dass das Salz aus einer gemischten
Lösung vor dem xylylsauren herauskrystal-
lisirt, löst es sich doch beim Erwärmen mit
Wasser viel rascher, als die harten Krystalle
des xylylsauren Salzes auf, so dass sich bei den
mittleren Erystallisationen die beiden Salze auch
auf diese Weise trennen lassen.
Paraxyly Isaures Baryum Ba(C^H^O*)^
+ 4H^O krystallisirt in sternförmig oder bü¬
schelartig gruppirten farblosen Nadeln. Es ist
leichter löslich als das vorige Salz, aber schwe¬
rer als das xylylsaure Baryum.
Xylidinsäure Die aus ihren Salz¬
lösungen abgeschiedene reine Säure bildet eine
weisse amorphe, sehr voluminöse Masse. Sie ist
in siedendem Wasser sehr schwer löslich, in kal¬
tem fast ganz unlöslich. Aus der siedend hei¬
ssen wässrigen Lösung scheidet sie sich selbst
bei sehr langsamem Erkalten in kaum krystal-
linischen Flocken ab. In Alkohol, namentlich
in heissem, ist sie leicht löslich. Sie schmilzt
bei 283® und sublimirt fast unzefsetzt.
Xylidinsaures Baryum BaC®H®0* und
xylidinsaures Calcium CaC®H®0^ sind in
kaltem Wasser ausserordentlich leicht löslich
und nicht in gut ausgehildeten Krystallen zu er¬
halten. Die Lösung des Baryumsalzes hinter¬
lässt beim freiwilligen Verdunsten eine strahlig
krystalliniscbe Masse; aus der Lösung des Cal¬
ciumsalzes scheiden sich beim freiwilligen Ver¬
dunsten farblose, fast amorphe Massen ab. • Beide
Salze werden durch Alkohol aus ihren concen-
trirten wässrigen Lösungen gefällt.
Die Untersuchung dieser Säure ist noch nicht
abgeschlossen. Wir haben bislang nur die Säure
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339
näher untersucht, welche wir als Nebeuproduct
bei der Darstellung der beiden einbasischen
Säuren erhielten und sind jetzt damit beschäf¬
tigt die Säure aus jeder der beiden isomeren
Xylylsäuren darzustellen. Unsere Versuche in
dieser Hinsicht haben indess schon ergeben, dass
beide Säuren durch längeres Kochen mit ver¬
dünnter Salpetersäure leicht und fast vollständig
in die zweibasische Säure übergeführt werden
können und dass beide dieselbe Säure liefern.
Verhalten der Xylylsäure bei der
Oxydation mit Chromsäure. Durch ein
Gemisch von saurem chromsaurem Kalium und
verdünnter Schwefelsäure wird die Xylylsäure
sehr leicht oxydirt. Als wir den Versuch ge¬
nau in derselben Weise, wie bei der isomeren
Mesitylensäure ausführten, entwickelte sich be¬
ständig Kohlensäure und nach etwa zweistün¬
digem Erhitzen war alle Xylylsäure verschwun¬
den. Die Losung enthielt jetzt aber keine aro¬
matische Säure mehr, sondern nur eine beträcht¬
liche Menge von Essigsäure. Die Oxydation zu
Kohlensäure und Essigsäure, welche ich auch
bei der Mesitylensäure beobachtete, erfolgt bei
der Xylylsäure ungleich rascher. Wir haben
den Versuch mit einer viel stärker verdünnten
Chromsäurelösung wiederholt und denselben un¬
terbrochen, bevor noch alle Xylylsäure oxydirt
war, aber auch auf diese Weise entstand viel
Essigsäure und nur eine sehr geringe Menge
einer nicht mit den Wasserdämpfen flüchtigen,
bei hoher Temperatur schmelzenden Säure. Wir
zweifeln nicht daran, dass es bei Anwendung
grösserer Quantitäten von Xylylsäure gelingen
wird, auch die dreibasische, mit der Trimesin-
säure isomerische Säure zu isoliren. Unser so müh¬
sam bereitetes Material reicht aber dazu nicht aus.
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340
Unsere Beobachtungen weichen vollständig
von denen von Beilstein und Kogler (Ann.
Ch. Pharm. 137, 324) und von denen vouHir-
zel und Beilstein (Zeitschr. f. Chem. N. F.
2, 503) ab. Beilstein und Kogler beschrei¬
ben die Xylylsäure als eine bei gewöhnlicher
Temperatur flüssige Verbindung. Wir lassen
es dahingestellt, was diese flüssige Säure war.
Ein Derivat des Pseudocumols ist sie jedenfalls
nicht. Dasselbe gilt von der bei 103® schmel¬
zenden Xylylsäure von H i r z e 1 und Beilstein.
Freilich könnte man vermuthen, dass diese Säure
nur eine nicht genügend gereinigte Xylylsäure
gewesen sei, aber dagegen spricht das total ver¬
schiedene Verhalten derselben bei der Oxyda¬
tion mit Chromsäure. Nach Hirz el und Beil¬
stein soll die Oxydation sich nur bis zur Bil¬
dung der zweibasischen Säure erstrecken und
denn aufhören. Aus unserer Xylylsäure dagegen
lässt sich auf diese Weise mit aller erdenklichen
Vorsicht kaum eine Spur von zweibasischer
Säure erhalten, vielmehr geht die Oxydation
noch über die Bildung der dreibasischen Säure
hinaus. Uebrigens ist auch die von Hirzel
und Beilstein beschriebene Insolinsäure ganz
verschieden von unserer Xylidinsäure. Dass
unsere beiden Xylylsäuren aber Derivate des
auch im Steinkohlentheer enthaltenen Pseudo¬
cumols sind, folgt aus den im hiesigen Labora¬
torium vor einiger Zeit ausgeführten Versuchen
von Sch aper (Zeitschr. f. Chemie N. F. 3, 12
und dessen Inauguraldissertation) , der eine
Säure aus dem Steinkohlentheer dargestellt hat,
die in jeder Hinsicht mit unserer Xylylsäure
übereinstimmt und der auch das gleichzeitige
Auftreten einer Säure von höherem Schmelz-
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punct (166®) beobachtete, welche er jedoch nicht
in ganz reinem Zustande erhalten konnte.
AuflFällig ist es, dass das Pseudocumol gleich¬
zeitig zwei isomerische Säuren liefert. Es lässt
sich dieses nur durch die Annahme erklären,
dass der Kohlenwasserstotf zwei mit gleicher
Leichtigkeit oxydirbare Methylatome enthält
und dass von diesen bald das eine, bald das an¬
dere in Carboxyl verwandelt wird, denn dass
unser synthetischer Kohlenwasserstoff schon aus
zwei isomerischen Trimethylbenzolen bestehen
sollte, lässt sich, namentlich nach dem Ergeb-
niss der im Folgenden beschriebenen Versuche
nicht annehmen.
II. Trimethylbenzol aus dem Toluol
durch Synthese dargestellt.
Ich habe früher gefunden, dass das durch
Synthese bereitete Dimethylbenzol (Methyltoluol),
trotz der grössten Aehnlichkeit mit dem Xylol,
doch etwas verschieden davon ist und nament¬
lich andere Nitrosubstitutionsproducte , als das
Xylol liefert. Wenn diese Verschiedenheit von
einer ungleichen relativen Stellung der beiden
Methylatome herrührt, so konnte man erwar¬
ten, dass auch bei der synthetischen Einführung
eines dritten Methylatoms die beiden Kohlen¬
wasserstoffe zwei etwas von einander verschie¬
dene Trimethylbenzole liefera würden. Auf meine
Veranlassung bat Herr P. Jan na sch diese Ver-
muthung“ experimentell geprüft. Es wurde zu¬
nächst eine grössereMenge von reine’mMethy Itoluol
bereitet, dieses in die Monobromverbindung ver¬
wandelt, welche bei etwa 205® siedete und das
Gemisch der letzteren mit Jodmethyl auf die
bekannte Weise mit Natrium zersetzt. Das so
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S42
erhaltene Trimethylbenzol hatte genau denselben
Siedepunct, wie das aus Xylol dargestellte und
eine nähere Untersuchung zeigte, dass es voll¬
ständig identisch damit ist. Es wurden daraus
die für das Pseudocumol so sehr characteristi-
schen Nitro- und Bromverbindungen dargestellt,
welche sich in keiner Hinsicht von den oben
beschriebenen unterschieden. Bei der Oxydation
lieferte dieser Kohlenwasserstoff, wie das Pseu¬
documol , ein Gemenge von zwei einbasischen
Säuren und einer zweibasischen Säure, welche
auf die in der vorigen Abhandlung beschriebene
Weise von einander getrennt und in reinem
Zustande dargestellt wurden. Alle drei Säuren
und auch deren Salze besassen absolut dieselben
Eigenschaften, wie die aus dem Methylxylol er¬
haltenen.
Die Thatsache, dass sich aus zwei isome¬
rischen Dimethylbenzolen bei gleicher Behand¬
lung dasselbe Trimethylbenzol bildet, ist übrigens
nicht sehr auffallend, wenn man bedenkt, dass
auch die beiden isomeren und so sehr von ein¬
ander verschiedenen Mononitrophenole bei wei¬
terer Behandlung mit Salpetersäure dasselbe
Dinitrophenol und dieselbe Pikrinsäure liefern.
Beide Thatsachen sind in derselben Weise zu
erklären. Wenn nämlich bei der Einführung
von Brom in die beiden Kohlenwasserstoffe, die¬
ses an die Stelle eines Wasserstoffatoms tritt,
welches in der isomeren Verbindung durch Me¬
thyl vertreten ist, so müssen nothwendig die¬
selben Triraethylbenzole entstehen. Man könnte
auch annehmen, dass beim Eintritt des dritten
Methylatoms in das Methyltoluol eine ümlage-
rung im Molekül stattfindet, aber es liegt kein
zwingender Grund zu dieser Annahme vor und
unsere Versuche sprechen dagegen. Beisynthe-
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.343
tischer Bildung des Trimethylbenzols wird wie
bei den meisten dieser Reactionen eine gewisse
Menge von Dimethylbenzol regenerirt. Wenn
nun eine Unilagerung imMolecul stattfindet, so
ist es wahrscheinlich, dass auch dieser regene-
rirte Kohlenwasserstoff ein anderes Diniethyl-
benzol geworden ist, als dasjenige, von welchem
man ausgegangen ist. Wir haben das aus dem
Brommethyltoluol regeuerirte Dimethylbenzol
näher untersucht und gefunden, dass es mit
Salpeter-Schwefelsäure die für das Methyltoluol
so characteristische Trinitroverbindung liefert,
welche bei 138®, also um fast 40® niedriger
schmilzt, als die gleich zusammengesetzte vom
Xylol sich ableitende Verbindung. Eine Um¬
lagerung der beiden Methylatome hatte dem¬
nach nicht stattgefunden.
ni. Vorkommen von Mesitylen im
Steinkohlen theer und Bildung dessel¬
ben bei der Einwirkung von schmel¬
zendem Chlorzink auf den Campher.
Als ich in Gemeinschaft mit Eö brich und
Jilke die Producte näher untersuchte, welche
der Campher bei der Zersetzung mit schmelzen¬
dem Chlorzink liefert, erhielt ich neben ande¬
ren Kohlenwasserstoffen ein bei 164 — 167® sie¬
dendes Product, von dem ich glaubte, dass es
hauptsächlich aus Pseudocumol bestehe, weil es
eine Tribromverbindung gab, welche von dem
aus Monobrompseudocumol dargestellteii Tri-
brompseudocumol nicht zu unterscheiden war.
Ausserdem lieferte dieses Destillat eine bei 230®
schmelzende Trinitroverbindung C®H® (NO^)*,
welche wir gleichfalls aus dem bei derselben
Temperatur siedenden Theil des Steinkohlen-
theers erhielten und deshalb für Trinitropseu-
28
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344
docamol ansahen. Die oben mitgetheilten Re¬
sultate der üiitersuehung des synthetisch dar¬
gestellten reinen Pseudocumols zeigten uns aber,
dass das reine Trinitropseudocumol ganz andere
Eigenschaften besitzt und schon bei 185® «chinilzt.
Ich veranlasste deshalb Herrn Dr. Wacken-
roder meine früheren Versuche mit dem bei
164 — 167® siedenden Theil des Steinkohlentheers
zu wiederholen, um einen etwaigen Irrthum
von mir zu berichtigen. Herr Dr. Wacken¬
roder fand indess alle von mir gemachten An¬
gaben (s. Ann. Ch. Pharm. 145, 140) bestätigt.
Durch Behandeln des Kohlenwasserstoffs mit
einem Gemisch von Salpetersäure und Schwefel¬
säure bei gelinder Wärme wurde eine halbflüs^
sige Masse erhalten, welche beim Umkrystalli-
siren aus siedendem Alkohol eine grosse Menge
jener bei 230® schmelzenden Trinitroverbimlung
lieferte. Die Analyse bewiess, dass dieser Ver¬
bindung in der That die Formel C®H®
zukommt. Bei weiterer Untersuchung zeigte es
sich aber, dass dieselbe ein Gemenge von zwei
gleich zusamttiengesetzten Verbindungen war,
welche beide in si^endem Alkohol gleich schwer
löslich waren und sich durch Umkrystallisiren
daraus nicht trennen Hessen. Sehr leicht und
vollständig gelang die Trennung aber durch üm-
krystallisiren aus Benzol. Aus der heissen, nicht
zu concentrirten Lösung schieden sich zuerst
lange farblose Nadeln ab, die nach abermaligem
Umkrystallisiren aus Benzol bei 232® schmolzen.
Aus den Mutterlaugen hiervon setzten sich nach
demEinengen cothpaete, ganz anders aussehende
Krystalle ab , die alle Eigebschaften des oben
beschriebenen Trinitmpseudoculnols batten und,
wie dieses, genau bei 185® schmolzen. Die er-
stere bei 232® schmelzende Verbindung war rei-
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345
nesTrinitromesit jlen. HerrDr. Wackeu-
roder hat sie mit Reductionsmitteln behandelt
und daraus die prachtvoll krystallisirenden, für
das Mesitylen so sehr characteristischen Basen:
Dinitroamidomesitylen und Nitrodi-
amidomesitylen in vollständig reinem Zu¬
stande dargestellt. Das Trinitropseudocumol
liefert bei gleicher Behandlung Basen, die total
verschieden davon sind. Wir werden diese spä¬
ter beschreiben.
Die Trennung der beiden Trinitroverbindun-
gen mittelst Benzol gelingt ausserordentlich gut.
Die Form der auf diese Weise erhaltenen Kry-
stalle ist so verschieden, dass man, selbst wenn
die Lösung zu concentrirt ist und beide Verbin¬
dungen sich gleichzeitig absetzen, augenblicklich
neben den Nadeln von Trinitromesitylen die
compacten Krystalle von Trinitropseudocumol
erkennt und sie annähernd durch Auslesen von
einander trennen kann. In unserem Gemenge
war das Trinitromesitylen in vorwiegender Menge
enlhalten.
Herr Dr. Waakenroder hat darauf auch
das von Beilstein und Kögler durch De¬
stillation der Sülfosäure gereinigte Cumol, wel¬
ches diesen Chemikern zu ihren Versuchen ge¬
dient hatte und von dem sich ein Theil noch
in der hiesigen Sammlung befand, in derselben
Weise untersucht. Dasselbe bestand mehr als
zur Hälfte aus Mesiiylen, enthielt nur eine ver-
hältnissmässig geringe Menge von Pseudocumol
und daneben in ansehnlicher Menge einen drit¬
ten Kohlenwasserstoff, dessen Nitroverbindung
in Benzol leichter löslich war und bei niedrige¬
rer Temperatur schmolz, als das Trinitropseudo¬
cumol. Herr Dr. Wackenroder hat auch
aus diesem Cumol von Beilstein undKögler
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346
die characteristischen Mesitylenbasen in vollstän¬
dig reinem Zustande dargestellt.
Diese Versuche beweisen, dass der bei 164 —
167^^ siedende Theil des Steinkohlentheers ausser
Pseudocumol eine sehr beträchtliche Quantität
von Mesitylen enthält und zuweilen wenigstens
vorwiegend aus Mesitylen besteht. Ausserdem
sind darin aber noch andere Kohlenwasserstoffe
enthalten, deren leichter lösliche, zum Theil flüs¬
sige Nitroverbindungen bei unseren Versuchen
in der alkoholischen Mutterlauge blieben. Wir
haben dieselben daraus abgeschieden und von
Neuem mit Salpeter -Schwefelsäure behandelt,
erhielten daraus aber weder Trinitromesitylen
noch Triuitropseudocumol. Das Vorhandensein
von Mesitylen erklärt auch vollständig die Be¬
obachtungen, welche ich vor einiger Zeit über
diesen Theil des Steinkohlentheers (Ann. Ch.
Pharm. 147, .11) mitgetheilt habe.
Ferner beweisen diese Versuche aber noch,
dass auch bei der Zersetzung des Camphers mit
Chlorzink Mesitylen auftrilt , denn aus diesen
Zersetzungsproducten erhielt ich ja zuerst die
bei 230® schmelzende Trinitroverbindung. Ob
neben demselben auch Pseudocumol auftritt,
muss unentschieden bleiben, denn die Tribrom-
verbindung, welche ich erhielt, kann ebenso gut
Tribrommesitylen gewesen sein, welches, wie
oben erwähnt, dieselben Eigenschaften, wie das
Tribrompseudocumol besitzt*
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Nachrichten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen¬
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
August 19. 16. 1868.
Königliehe Ueselliicliift der Wissenschaftent
Untersuchungen über die Krystallform
des Plumosits im Vergleich zu den
verwandten Schwefelblei-Schwefelarsen-
Verbindungen des Binnentbals
von
W. Sartorius von Waltershausen.
Im Wolfsberge am Harz, wo vor etwa einem
Menschenalter durch den Bergbau verschiedene
neue Mineralkörper gefördert wurden, kam auch
der bereits auf dem Freiberger Revier beobach¬
tete Plumosit oder das Federerz zum Vorschein.
Heinrich Rose stellte in Folge einer sehr sorg¬
fältigen Analyse für dieses Mineral die Formel
Pb* &h auf. Die Krystalle, deren nähere Er¬
forschung bei ihrer ausserordentlichen Kleinheit,
bei der Länge eines Millimeters und der Dicke
eines feinen Haares, ganz unmöglich erschien,
blieben bisjetzt ununtersucht.
Die nadelartigen Krystalle des Plumosits sind
meist in filz-, woll- oder federartigen Massen
zusammengehäuft und haben so zu der Benen¬
nung des Minerals Veranlassung gegeben.
29
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348
In einer Abhandlung über die im Dolomit
des Binnenthals vorkommenden Mineralkörper *)
machte ich zuerst auf die Unterscheidung des
isometrischen Dufrenoysits und des trimetrischen
Skleroklas aufmerksam, welchem letztem nach
»
Damour die Formel Pb^ As zukommt. Bei dem
Isomorphismus von Antimon und Arsen konnte
es keinem Zweifel unterliegen, dass die Krystall-
formen des Plumosits und des Skleroklas auch
isomorph sein müssten. Eine damals von mir
ausgeführte Untersuchung stellte es zwar ausser
Zweifel, dass der Plumosit dem trimetrischen
Systeme angehöre, indess gelang es mir nicht
weder von den Stufen des Wolfs bergs noch von
denen von Bräunsdorf und Freiberg messbare
Krystalle zu erhalten. Der Plumosit eines alten
Vorkommens von der Grube Abendröthe zu An¬
dreasberg besteht aus concentrisch gruppirten
Krystallgruppen, welche wie schwarze Kügelchen
von der Grösse einer Linse auf Kalkspath auf¬
gewachsen sind. Obwohl sie die trimetrische
Form deutlich erkennen lassen, so sind doch
die Flächen auf die es ankömmt, um die kry-
stallographischen Elemente aus ihnen abzuleiten,
sö ausserordentlich klein, dass das Auge selbst unter
den günstigsten Bedingungen keine deutliche
Lichteindrücke oder deutlich gespiegelte Bilder
erhält.
Indess erhielt ich eine etwa vor 10 oder 11
Jahren auf der Grube Samson zu Andreasberg
aufgefundene Stufe von auf Kalkspath aufge¬
wachsenem Plumosit auf der etwas grössere und
sehr spieglende, aber immerhin sehr kleine
etwa 1 — 2““ lange und 0”^2 breite Kry¬
stalle sich befinden. Sie liessen in Bezug auf
*) Poggend. Axm. B. 94. S. 126.
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349
die Pyramidenfläclien recht gute Messungen zu,
welche auf eine oder einige Minuten verbürgt
werden können und aus denen die Parameter
ableitbar sind. Die Prismenflächen dagegen “
in der Zone 100, 010 sind meist so stark
gestreift, dass schärfere Messung bei den weni¬
gen Exemplaren, die mir zu Gebote stehen, nicht
ausführbar waren.
An dem ersten Krystall erhielt ich über der
kürzeren Diagonale der Pyramide 111 (P, Nau¬
mann) folgende Winkelbestimmungen
oo" = 350 52' (3)
35 51 (5)
35 50 (5)-
An einem zweiten Krystall fand ich
00" = 35® 57' (1)
35 55 (1)
35 57 (1).
Das Mittel aus beiden Krystallen mit Be¬
rücksichtigung der Gewichte ist 00"= 35® 52'= K.
Der Winkel über der längeren Diagonale fand sich
00 = 36® 26' 5" (1)
36 27 10 (1)
36 24 50 (1)
00 ^ 36® 26' = H.
Daraus folgt der Basiswinkel der Pyramide
127® 56' = L.
Die angularen Elemente ergeben sich daraus:
011,010= 71® 5'; 101,001 = 19® 11'; 110,100
= 44® 34'
und die Parameter 1 : 1,01527 : 0,34790.
Mit denselben berechnet man:
oc = 111,001 = 26® 2'
am = 100,110 = 44 34
hm = OlOaiO = 45 26
mm'= 110,110 = 90 52.
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350
Seit meinen ersten Untersuchungen über die
Schwefelmetalle im Dolomit des Binnenthals ist
dort sehr viel besseres Material gefunden als
mir damals zu Gebote stand; so dass von Des-
cloizeaux, Häusser und vom Rath in Bonn aus¬
gezeichnete und umfangreiche Messungen über
jene Mineralkörper veröfifen^tlicht worden sind:
Poggend. Ann. B. 122 St. 3.
Der letztere hat ausser dem isometrischen
Dufrenoysit, den er Binnit benannte, drei trime-
trische Schwefelmetalle mit dem Namen Du¬
frenoysit, Skleroklas und Jordanit aufgeführt.
Der Dufrenoysit Raths ist gleich dem von mir
beschriebenen Skleroklas, und der von mir mit
dem Namen Arsenomelan belegte Mineralkprper
Pb^ wird von Rath Skleroklas genannt. Den
Jordanit erklärt derselbe wegen seiner ihm neu
scheinenden Krystallisation für eine selbstständige
Mineralspecies, von welcher er bemerkt, dass dieselbe
bisjetzt noch nicht chemisch untersucht worden sei.
Die im Binnenthale vorkommenden Schwefel-
blei-Schwefelarsen-Verbindungen sind vielen Ana¬
lysen unterworfen, welche zwischen den Grenzen
des Skleroklas und Arsenomelan, also zwischen
Pb^As und Pb As hin und her schwanken.
Man berechnet die Zusammensetzung beider
Verbindungen folgendermassen ;
PhAs
Blei 57,21 42,68
Arsen 20,70 30,93
Schwefel 22,09 26,39.
Die meisten der bis jetzt ausgeführten Analysen
schwankten zwischen diesen beiden Grenzgliedern
hin und her und sind, wie die Rechnung auf
das aller Unzweideutigste zeigt, als Mischungen
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3&1
jener mit einer Genauigteit darstellbar , die
nichts zu wünschen übrig lässt, so dass die nach
dieser Theorie berechneten Analysen mit den
Beobachtungen verglichen nur sehr massige Feh¬
ler, wie sie bei den besten Analysen Vorkommen,
zurücklassen. Auch eine in der erwähnten. Ab¬
handlung des Herrn vom Rath mitgetheilte und
von Hrn. Dr. Berendes ausgeführte Analyse gibt
mit den Näherungswerthen x = 0,01840 und
y = 0,00575 , nachdem Silber und Eisen auf
Blei reducirt sind, folgende Zusammensetzung:
^»bAs
Blei
47,66 -
h 7,45
Arsen
17,25 H
h 5,39
Schwefel 18,40 H
h 4,60
83.31 H
h 17.44'
Ber. Beob.Ber-Beob.
55,11 54,78 + 0,33
22,64 21,76 + 0,88
23,00 23,27 — 0,27
Die beiden Mineralkörper mischen sich dem¬
nach etwa im Verhältniss 5 : 1 und die Analyse
erklärt sich so ohne einen grossen Verlust von
Blei. Es ist darauf aufmerksam zu machen,
dass in dieser Verbindung kein Kupfer enthalten
ist, also auch Beimischungen des sogenannten Bin-
nit oder unseres Dufrenoysit unmöglich sind.
Es ist übrigens durch die Untersuchungen
des Herrn vom Rath gelungen die krystallo-
graphischen Formen für den Skleroklas Pb*As
und den ArsenomeUn l’bAs und des bis jetzt
noch nicht analysirten Jordanits durch eine grosse
Anzahl vorzüglicher Winkelmessungen festzu¬
stellen und wir sind so in den Stand gesetzt,
die Formen der verwandten Antimon- und Ar¬
senverbindungen mit einander zu vergleichen.
Die Parameter dieser Mineralien sind in der
nachfolgenden üebersicht zusamm^ogestellt.
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352
a h c
1. Ziukenit jPb S-b 1:0,56981:0,14948 Miller
2. Plruiiosit iPb*S'b 1 : 0,98495 : 0,34790 S.t. W,
3. Arsenomelan IPb 1 : 0,53890: 0,6 1900 v. Rath
4. Skleroklas t*b*As l:0,93798:l,53110v. Rath
5. Jordanit 1 : 0,53750 : 2,03080 v. Rath
Vertauscht man zunächst in 2. und 4. die Para¬
meter a iind 5, indem man 5 = 1 setzt, so
ergibt sich folgende Uebereinstimmung :
ct . 5 0
1. Zinkenit 1 : 0,56981:0,14948
2. Plnmosit 1 : 1,01527 :0,34790
3. Arsenomelan 1 : 0,53890 : 0,61881
4. Skleroklas 1 : 1,06620:1,53110
5. Jordanit 1 : 0,53750:2,03080
Ans dieser Zahlenzusammenstellung ersieht man,
dass diese Parameter zu einander in einfachen
ZahleuTerhältnissen stehen und es ergibt sich,
dass die fünf Mineralkörper mit gemeinsamen
Parametern auf einander bezogen werden kön¬
nen, und zwar in folgender Weise:
1. Zinkenit 1 : 0,56981 : 0,14948 . 4
= 1 : 0,56981 : 0,59792
2. Plnmosit 1 : 1,015274 : 0,34790 . |
= 1 : 0,50763 : 0,60883
3. Arsenomelan 1 : 0,53890 : 0,61881
= 1 : 0,53890 : 0,61881
4. Skleroklas 1 : 1,06620.4 : 1,53110 .
= 1 : 0,53310 : 0,61244
5. Jordanit 1 : 0,53750 : 2,03080 . ^
= 1 : 0,53750 : 0,60924
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853
Als Mittelwerth der beiden Antimon-Verbindun¬
gen hätte man alsdann die Parameter fiir die
Pyramide 111 wie
1 : 0,53872 : 0,60337
Als Mittelwerth für die Parameter der drei Ar¬
senverbindungen findet sich für dieselbe Pyra¬
mide 111
1 : 0,53650 : 0,61350.
Mit den Dimensionen von 111 ergeben sich
für die 5 Mineralkörper folgende abgeleitete
Pyramiden
Zinkenit 114
Plumosit 4 2 7
Arsenomelan 111
Skleroklas 10 5 4
Jordanit 10 10 3
deren Winkel sich mit den Mittelwerthen der
Parameter berechnen und mit den beobachteten
Formen derselben vergleichen lassen.
Aus den gefundenen Zahlen ergibt sich
1) die Isomorphie vonl^bSb und Pb^Sb
oder des Zinkenits und Piumosits,
2) in noch höherem Grade tritt die Iso¬
morphie von tbAs und Ph^As oder des Arse¬
nomelan und des Skleroklas hervor,
3) ist der Isomorphismus des Jordanits mit
dem Arsenomelan und Skleroklas nicht zu be¬
zweifeln und es wird so in hohem Grade wahr¬
scheinlich, dass der Jordanit, dessen Analyse
zur Zeit noch fehlt, nichts anderes sei als
Arsenomelan oder vielleicht als eine aus Skle¬
roklas und Arsenomelan gruppirte Verbindung.
Möglicherweise ist auch die dem Arseno-
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melan entsprechende Analyse, die sich als ein
Gemisch von As und As zu erkennet gibt,
der Krystallform von 3. zugehörig.
Weiter fortgesetzte Analysen dieser Körper
und Vergleichungen ihrer Krystalle werden dem¬
nächst weitere Aufklärung über diese interes¬
sante Frage ertheilen.
Vergleichen vdr z. B. die Parameter von
Diaspor und Goethit, zweier entschieden iso¬
morpher Mineralkörper, so findet sich das Ver-
hältniss derselben folgendermassen :
Diaspor a : & : c = 1 : 0,93470 : 0,59257
Goethit a : 6 : c = 1 : 0,91848 : 0,60681
und die Uebereinstimmung ist hier eine sehr viel
geringere als zwischen den obigen Arsenver¬
bindungen.
Wir machen schliesslich noch darauf auf¬
merksam , dass das schwarze von Bornträger
analysirte Zundererz von Andreasberg (Miller’s
Mineralogie, p. 196) der Formel Pb* (^Sb) oder
den Verhältnissen 12 4 gut entspricht und da¬
her auch aus zwei Atomen Schwefelblei und ei¬
nem Atom Bealgar zusammengesetzt ist. Es
wäre dieses ein neuer Fall, wo in einem Schwe-
felmetall nicht As sondern As vorkommt.
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355
llnifersität
Zum Prorector der Universität ist pro l.Sept.
186®/9 erwählt und bestätigt Herr Hofrath Thöl.
Für den zum 1. Sept. 1868 aus dem Ver-
waltungsausschusse ausscheidenden Herrn Con-
sistorialrath Wiesinger ist Herr Professor Wap-
paeus und für den zum 1. Sept. 1868 aus dem
Verwaltungsausschusse ausscheidenden Herrn Hof¬
rath Thöl Herr Professor Dove als Mitglied wie¬
dererwählt.
Die Üniversitäts-Casse ist von Hannover nach
Göttingen verlegt und ist Herr üniversitätsrath
Bose als Bendant derselben angestellt.
Verzeichniss der bei der Königl. Gesell¬
schaft der Wissenschaften eingegangenen
Druckschriften.
Juli 1868.
Memoires de l’Academie Imp. des Sciences de St. P4ters-
bourg. VUte sme. T. XI. Nr. 9—18. St. Peters-
bourg 1867. 68. 4.
Bulletin de l’Academie Imp. des Sciences de St. Peters-
bourg. T. Xn. Nr. 2—5. Ebd. 1868. 4.
Bulletin de la Societ4 Imp. des Naturalistes de Moscou.
Annee 1867. Nr. HI. Moscou 1867. 8.
Neues Lausitzisches Magazin, herausgegeben von Prof.
Dr. E. E. Struve. Bd. 44. Eft. 2.8. Görlitz 1868. 8.
Rendiconto delle Tomate e dei Lavori deU* Accademia
di Scienze morali e politiche. Anno settimo. Qua-
demo di Maggio u. Quademo di Giugno 1868. Napoli
1868. 8.
Transactions of the Zoological Society of London. Vol.
yi. Part 5. London 1868. 4.
30
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356
Proceedings of the Scientific Meetings of the Zoological
Society of London, for the year 1867. Part. III.
May — December. London. 8. rr i i
Report of the Council and Auditors of the Zoological
Society of London. Ebd. 1868. 8.
List of Vertebrated animals living in the gardens of the
Zoological Society of London. Ebd. 8.
Monatsbericht der königl. preussischen Akademie zu Ber¬
lin. April 1868. Berlin 1868. 8. ^
Abhandlungen der philosophisch-philologischen Classe der
königl. bayer. Akademie der Wissenschaften. Abth. II.
Bd. München 1867. 4. , ~ i i
Abhandlungen der historischen Classe der
Akademie der Wissenschaften. Abth. HL Hd. A.
Ebd. 1867. 4. . i
A. Vogel, Denkrede auf Heinrich August von Vogel.
Ebd. 1868. 8. , ^ •
C. Voit, über- die Theorien der Ernährung der thien-
sehen Organismen. Ebd. 1868. 4. . . ,
Sitzungsberichte der königl. bayer. Akademie der Wis¬
senschaften zu München. 1868. I. Hft. II. m.^
A. Erdmann, Expose des formations quatemaires de
la Suede. Stockholm 1868. 8. Avec Atlas.
Der Zoologische Garten. Zeitschrift für Beobachtung,
Zucht und Pflege der Thiere, herausg. v. Df. F. L.
Noll. Jahrg. Ü. 1868. Nr. 1-6. Frkfrt. a./M.
1868. 8. 1, 1. Ä
Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellscnalt.
T»J frtr TTrx T — TT T.^injir^rr 1868. 8.
Bd. XX. Hft. I. u. n.
UU. Xllt. X. U. Ai. --
Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes, üerausg.
V. der deutschen morgenl. Gesellschaft» • Bd. V. Nr* Ir
Ebd. 1868. 8.
Schriften der naturf. Gesellsch. in Danzig.
Bd. n. Hft.I.
Danzig 1868. 8. , . . xr io
Dr. Bail, Separat-Abzug aus der Hedwigi». -Nr. Iz.
1867. 8, ^ ^ ^
Memoires de l’Acad. Imp. des Sciences etc. de Lyon.
Classe des Sciences, T. 16. Lyon et Paris 1866. 67. 8.
Annales de TObservatoire Royal de Bruxelles. (Bogen 6.)
A general catalogue of books offered for sale by B. Qua-
ritch. London 1868. 8.
Nuova Antologia diScienze, Lettere edArti. Anno terzo.
Vol. ottavo. Fase. VH. Luglio 1868. Firenze 1868. 8.
(Fortsetzung folgt.)
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STachriehten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen¬
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
September 2. Mk 17. • 1868.
Ilnif ersität
Mittheilungen aus dem pathologischen
Institut zu Göttingen.
Von
W. Krause.
Die quergestreiften Muskelfasern zeigen in
der Längsansicht alternirend hellere und dunk¬
lere Querstreifen. Betrachtet man aber die le¬
bende quergestreifte Muskelfaser eines Wirbel-
thieres mit starken -Vergrösserungen, so fällt
eine dritte Art von Querstreifen auf, die als
sehr feine (0,0003 Mm.) dunkle Linien erschei¬
nen. Zum Unterschiede mögen die breiteren
von Alters her bekannten Streifen als helle und
dunkle Querbänder, die feineren, bisher un¬
beachteten als Querlinien unterschieden wer¬
den. Durch eine solche Querlinie, die ebenfalls
auf der Längsrichtung der Muskelfaser senkrecht
steht, wird jedes helle Querband in seiner Mitte
halbirt. Die dunklen Querbänder sind aniso¬
trop , zugleich von matterem Aussehen und stär¬
ker lichtbrechend ; die hellen isotrop, schwächer
lichtbfechend und bestehen ohne Zweifel aus
Flüssigkeit. Die in der letzteren auftretende
Querlinie muss, da sie zwar in jeder Längsan-
31
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358
sicht, nicht abör im Qherschnitt der Muskelfa¬
ser erscheint, der optische Ausdruck einer flach
ausgebreiteten, in festem Aggregatzustande be-
flndlichen Substanz, mithin einer Membran sein.
Nach dem Gesagten zerßlllt jede quergestreifte
Muskelfaser durch quergestellte Membranen in
so viel Abtheilungen als sie Querlinien resp.
helle Querbander enthält. Werden diese Mem¬
branen in der frischen Muskelfaser durch me¬
chanische Verletzung zerrissen, so verschwindet
die Querstreifung und es zeigen sich bekannt¬
lich unter diesen Umständen homogene, wachs¬
artig glänzende Stellen. Pathologische Anato¬
men haben diesen an jeder Muskelfaser künst¬
lich zu erzeugenden Zustand irrthümlicher Weise
für krankhaft angesehen und als „wachsartige
Degeneration“ bezeichnet.
Die Querlinien sind gegen verdünnte Es¬
sigsäure resistent, und wenn man letztere ei¬
nem microscopischen Präparat zusetzt , so er¬
blassen allmäUg die dunkeln Querbänder, wäh¬
rend die Querlinien immer deutlicher hervor¬
treten. Hierdurch wird, nebenbei bemerkt, je¬
der Gedanke an ein Interferenz- oder dera^-
ges Phänomen von vornherein ausgeschlossen.
Zerfällt die Muskelfaser durch längere Einwir¬
kung der verdünnten Essigsäure in Scheiben,
so wird die anisotrope Substanz (d. h. die dun¬
keln Querbänder) gelöst, wogegen die Querli¬
nien sich erhalten. Umgekehrt werden die Mem¬
branen durch concentrirte Salpetersäure zerstört,
welche die anisotrope Substanz zurücklässt, und
die auf diesem Wege entstehenden Scheiben sind
mit denjenigen, welche man durch die Einwir¬
kung verdünnter Säuren erhalten kann, keines¬
wegs identisch. Ebenso hat nach dem Gesag¬
ten die Querstreifung der lebenden und der ge-
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359
nügend mit Essigsäure behandelten Muskelfaser
eine ganz verschiedene Bedeutung. An der er-
steren waren bisher nur die dunkeln Querbän¬
der berücksichtigt; an der letzteren erscheinen
mit nicht geringerer Schärfe die Querlinien. Bei
der Contraction lebender Muskelfasern kann auf
der Längsansicht das Sarcolem an der Ansatz¬
stelle der Qnerlinien Einkerbungen im Profil, Quer¬
runzeln auf der Fläche zeigen. Dies beweist ein
festes Verwachsensein des peripherischen Randes
der geschilderten Membranen mit dem Sarcolem.
üebrigens sind auch an vom Sarcolem befreiten
Theilen der Muskelfaser die Querlinien, sowie
die hellen und dunkeln Querbänder zu unter¬
scheiden, worauf schon Queckett (1848) hinge¬
wiesen hat. Auch Sharp ey hat die Querlinien
gesehen, hielt sie aber für nicht-constant.
Während in den bisherigen Beschreibungen
Querlinien , dunkle Querbänder und Querrunzeln
des Sarcolems , die in Reagentien erhalten blei¬
ben können, mit einander confundirt wurden,
sind jetzt die mannigfachen Erscheinungswei¬
sen der Querstreifung leicht begreiflich.
Querschnitte der lebenden Muskelfaser ohne
Zusatz untersucht zeigen ein Netz von scharfen
Linien , welche polygonale Figuren bilden. Die¬
ses Netz ist von Köl liker beschrieben und man
darf dasselbe nicht mit anderen, durch Einwir¬
kung von Wasser oder verdünnten Salzlösungen
künstlich erzeugten Figuren des Querschnitts
von abgestorbenen Muskelfasern verwechseln.
Ersteres Netz ist gegen verdünnte Essigsäure
resistent; in der Längsansicht zeigen lebende
oder mit verdünnter Essigsäure behandelte Mus¬
keln, die dasselbe darbieten, eine zarte Längs¬
streifung , welche jedoch von den Querlinien je¬
desmal unterbrochen wird.
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360
Aus den mitgetheilten und sonstigen That-
sachen ergibt sich folgender Bau der querge¬
streiften Muskelfasern. Jede derselben besteht
abgesehen vom Sarcolem aus einer sehr grossen
Anzahl von Muskelkästchen. Jedes Muskel¬
kästchen enthält ein Muskelprisma, aus der
anisotropen Substanz bestehend , welches das
Muskelkästchen beinahe ganz ausfüllt. Die Form
der Muskelprismen {sarcous elements) ist die
einer mehrkantigen, oben und unten quer ab¬
geschnittenen Säule, deren Querdurchmesser wech¬
selt, während die Höhe der Muskelprismen wie der
Muskelkästchen in der ganzen Wirbelthierreihe
beinahe constant ist; die dünnsten Muskelprismen
finden sich bei den Säugern. Beide Grundflächen
des Muskelprisma’s werden von einer dünnen Plüs-
sigkeitsschicht überzogen, als deren Ausdruck in
der Längsansicht der Muskelfaser für jede Quer¬
schicht von Muskelprismen jedesmal die Hälfte ei¬
nes hellen Querbandes erscheint. Die Flüssigkeit
soll zum Unterschiede von der später zu erwähnen¬
den interstitiellen Flüssigkeit als Muskelkäst¬
chenflüssigkeit bezeichnet werden. Umschlos¬
sen wird das Muskelprisma an seinen Seitenflächen
von der dichtanliegenden Seitenmembran des
Muskelkästchens. Diese Membranen erschei¬
nen auf dem Querschnitt der lebenden Muskel¬
faser als das oben beschriebene Netzwerk von
hellen Linien. Die Seitenmembranen der Mus¬
kelkästchen endigen in der Längsrichtung der
Muskelfaser, indem sie mit den anstossenden
beiden Grundmembrauen von Muskelkästchen
verschmelzen. Dies sieht man am besten an
Macerationspräparaten in verdünnter Essigsäure.
Während aber jedem Muskelkästchen eine ei¬
gene dessen Seiten rings umschliessende Seiten¬
membran zukommt, ist die Grundmembran,
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361
welche der Basis des Muskelprisma’s entspre¬
chend eine polygonale Form besitzt, stets je
zwei benachbarten Muskelkästchen gemeinsam.
Man kann das auch bo ausdrücken, dass man
sagt: das Muskelkästchen hat nur Eine Grund¬
membran; an der entgegengesetzten Seite ist es
offen, und wird von der Grundmembran des
nächstfolgenden Muskelkästchens verschlossen.
Hiernach besteht also jedes Muskelkästchen aus
einer Grundmembran, einer Seitenmembran,
zwei dünnen Schichten der Muskelkästchenflüs¬
sigkeit und dem zwischen beiden letzteren gele¬
genen Muskelprisma.
Weder Fibrillen noch sarcotts elements^ son¬
dern vielmehr die Muskelkästchen sind die
primitiven Elementartheile, aus denen
die ganze Muskelfaser in gleich zu erör¬
ternder Weise aufgebaut wird. Das Princip
von Aneinanderreihung dieser einfachen Ele¬
mente der Quere und Länge nach genügt, um
die mannigfaltig complicirten Erscheinungswei¬
sen der Muskelfasern mit Leichtigkeit aufzuklä¬
ren. Die Muskelkästchen sind nämlich in der
Querrichtung der Muskelfaser zu regelmässigen
Scheiben angeordnet, welche Muskelfächer
heissen mögen. Jedes Muskelfach besteht aus
einer Grundmembran, die im Profll als Quer¬
linie erscheint. . Dann folgt in der Längsansicht
der Muskelfaser die eine Hälfte eines hellen
Querbandes, dann ein dunkles Querband, dann
die Hälfte des nächstfolgenden hellen Querban¬
des, dann wieder eine Querlinie oder Grund¬
membran, mit der ein neues Muskelfach beginnt
u. s. f. Die Peripherie jedes Muskelfaches wird
natürlich von einer entsprechend breiten Ab¬
theilung des Sarcolems gebildet.
Wie oben bemerkt, ist die Seitenmembran
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362
eines jeden Mnskelkästcliens vollkommen in sieb
abgeschlossen. Dem entsprechend besteht auch
die Grundmembran eines jeden Muskelfaches aus
einer grossen Anzahl von polygonalen Grund¬
membranen der Muskelkästchen einer Querreihe,
die nach Art eines Mosaikfussbodens sich an
einander schliessen. Da die trennenden Grund¬
membranen der Muskelfächer nur einfach vor¬
handen sind, so ist der Ausdruck „Muskelfach“
bezeichnend , analog den Fächern eines Bücher¬
schrankes.
Zwischen den Ecken der Grundmembranen
der Muskelkästchen, sowie zwischen den Seiten¬
membranen von je zwei benachbarten Muskel¬
kästchen finden sich interstitielle Flüssig¬
keit und Fetttröpfchen, wenn solche vorhanden
sind. Die letzteren zeigen sich auf der Längs*
ansicht verhältnissmässig häufig in die Querli¬
nien selbst eingelagert. Die Kerne, welche im
Innern der Muskelfasern bei niederen Wirbel-
thieren verkommen, werden von den elastisch
ausgespannten Membranen getragen. Auch kann
Wasser etc. zwischen die Muskelkästchen ein-
dringen. Auf diese Art zerfällt die Muskelfa¬
ser in Fibrillen oder Muskelsäulchen, wie man
dieselben neuerdings genannt hat. Am passend¬
sten sind dieselben als Längsreihen von
Muskelkästchen zu bezeichnen. Solche ent¬
stehen namentlich auch durch Coagulation und
Erhärtung jener Muskelkästchenfiüssigkeit , als
deren optischer Ausdruck die hellen Querbänder
erscheinen, mittelst Alkohol, Chromsäure etc.
bei gleichzeitiger Verminderung ihres Querdurch¬
messers in Folge der Wasserentziehung. Dass
der Zerfall in Scheiben seltener und nur unter
besonderen Umständen vorkommt, erklärt sich
jetzt sehr einfach aus dem Umstande, dass die
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Seitenmembran eines jeden Musfcelkästchens eine
besondere ist ; die Grundmembran aber je zwei
einander in der Längsrichtung der Muskelfaser
benachbarten Muskelkästchen gemeinsam ange¬
hört. Dass die Grundmembran eines jeden Mus¬
kelkästchens von den benachbarten in demselben
Muskelfache getrennt ist, und nicht etwa eine
Verschmelzung derselben unter einander statt¬
findet, geht trotz der bei normalen Muskelfa¬
sern gleichartigen Beschaffenheit der Querlinien
in deren ganzer Ausdehnung einfach aus folgen¬
dem Umstande hervor. Sowohl die Querlinien
als die Querbänder benachbarter Fibrillen ver¬
mögen sich an einander nach der Längsrichtung
der Muskelfaser zu verschieben, wenn ein Zer¬
fall in Längsreihen von Muskelkästchen einmal
eingetreten ist.
Am besten kann man vielleicht die Muskel¬
fächer den Waben eines Bienenstockes verglei¬
chen, die Wachszellen den Muskelkästchen, wenn
die Längsaxe der Wachszellen als parallel der
Längsrichtung der Muskelfaser gedacht wird, die
anisotrope Substanz dem Honig, den man sich
aber in festem Zustande und nach den Grund¬
flächen der prismatischen Wachszelle hin mit einer
Flüssigkeitsschicht überzogen vorstellen müsste.
Mit Hülfe der Entwicklungsgeschichte lässt
sich darthun, dass die Grundmembranen der
Muskelkästchen vom Sarcolem her in das Innere
der Muskelfaser hineinwachsen. Bei diesen Un¬
tersuchungen hat man sich zu hüten, nicht die
Kerne der motorischen Endplatte mit denen des
Sarcolems zu verwechseln. Die Embryonen der
Säuger besitzen nämlich an ihren quergestreiften
Muskelfasern ovale Endplatten, die (bei Kanin¬
chen-Embryonen von 35 — 55 Mm. Länge) aus
drei bis vier Kernen bestehen, welche letzteren
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m
ausserhalb des Sarcolems liegen. Diese Kern-
Anhäufungen sind bisher mit den Sarcolem-
Kernen zusammengeworfen worden (S. Kölli-
ker, Gewebelehre. 1867. Fig. 126. 1. a. 2. a.
links unten).
Bei der Contraction zeigt sich, während die
hellen Querbänder schmaler werden, eine An¬
näherung der Querlinien und auch der dunkeln
Querbänder oder der Muskelprismen an einander
in der Längsrichtung der Faser. Die momentan
auftretenden Aenderungen der Form der leben¬
den Muskelfaser im Ganzen erklären sich, wenn
man annimmt, dass die Flüssigkeit innerhalb
der Muskelkästehen von den Grundflächen der
Prismen nach deren Seiten hin ausweicht, sobald
die Muskelprismen benachbarter Muskelföcher,
wie kleine Magnete, sich anzuziehen beginnen.
Wahrscheinlich bleibt die Form der Muskelpris¬
men, von denen jedes in Flüssigkeit suspendirt
in seinem Muskelkästchen schwimmt, während
der Contraction unverändert. Dabei werden die
Querlinien d. h. die Grundmembranen der Mus¬
kelfächer nur passiv verschoben; in absterben¬
den Muskelfasern wölben sie sich oft bogenför¬
mig und sind dann besonders deutlich zu erken¬
nen. Dagegen dürfte die Rückkehr der Mus¬
kelfaser aus der Form des contrahirten zu der¬
jenigen des ruhenden Zustandes auf den elasti¬
schen Kräften der feinen Membranen beruhen,
welche , wie gezeigt wurde, im Inneren der Mus¬
kelfaser nach allen Richtungen hin ausgespannt
vorhanden sind.
Weitere Ausführungen, sowie Mittheilungen
über analoge Verhältnisse bei Wirbellosen und
die Untersuchungsmethoden werden Vorbehalten,
Göttingen, den 20sten August 1868.
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lVa4;hriehten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen¬
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
November 11. M. 18. 1868.
Königliche Gesellschaft der Wissenschaften.
Sitzung am 7. November.
Waitz, Mittheilung eines Aufsatzes von E. Dümmler
in Halle, Corresp. d. Soc., über die Sage von den sie¬
ben Ungern.
Wüstenfeld, über die Wohnsitze und Wanderungen der
Arabischen Stämme.
Sauppe, über den Silberfund bei Hildesheim, vorläufige
Mittheilung.
Schering, Erweiterung des Gauss’schen Fundamental-
Lehrsatzes für die Dreiecke auf stetig gekrümmten
Flächen.
Kefertein, zum Gedächtniss von Jan van der Hoeven.
Derselbe, Mittheilung einer Notiz von Kowalevsky in
Kasan: Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der Tuni-
caten.
Enneper, analytisch-geometrische Untersuchungen.
Kohlrausch, Bestimmungen des Widerstandes der ver¬
dünnten Schwefelsäure.
lieber die Sage von den sieben Ungern
von
Emst Dümmler.
Constantin Porphyrogenitus, trotz seiner Ver¬
worrenheit der zuverlässigste Gewährsmann für
die Anfänge der ungrischen Geschichte, berich-
32
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366
tet, dass die Magyaren, welche er durchweg
Türken nennt, ursprünglich aus 7 Stämmen
ohne ein gemeinsames Haupt bestanden hätten
(De admin. imp. c. 38 xai oi fiev Tovqxoi ysvsal
vnriQXOv knxä). Wahrscheinlich ist es daher nur
ein Versehen, vielleicht durch Verwechselung mit
den Chazaren hervorgerufen, wenn er an einer
spätem Stelle (c. 40) von 8 türkischen Stämmen
redet. Die uralte Siebentheilung*) des magya¬
rischen Volkes gehört zu den wenigen geschicht¬
lichen Thatsachen, welche die durch fremden
Einfluss wie durch kecke Erdichtung stark ge¬
trübte ungrische üeberlieferung uns ebenfalls
bewahrt hat **). Die vier kühnen Predigermön¬
che, die um das J. 1237 nach Jugrien aufbra¬
chen zum Besuche ihrer heidnischen Landsleute,
hatten in ungrischen Geschichtsbüchern gelesen,
dass es ein Gross-Ungarn gebe, von wo einst
die 7 Herzoge mit ihren Völkern ausgezogen
seien, um sich neue Wohnsitze zu suchen (De
facto Üngariae magnae bei Endlicher . monum.
Arpadiana 248; vgl. Alberici chronic, a. 1237
bei Leibniz accessiones histor. II, 564). Simon
von Eeza, der Zeitgenosse Ladislaus III. (1273
— 1290), lässt nach dem Falle Zuatoplugs die
*) Flegler (Allgem. Monatsschr. für Wissensch. u. Lit-
ter. Jahrg. 1852 S. 838) weist eine Analogie der 7 un¬
grischen Stämme bei den Türken nach, deren Khakhan
in einem Schreiben an den Kaiser Mauricios sich nannte
0 Xayavog 6 fiiyag decnotijg ^nm yevdty xat xvgtog jcl#-
udnoy olxvuiytjg inrd (Theophylact. Simocatta histor,
1. VII c. 7).
**) Sollte vielleicht mit Rücksicht auf die 7 Stämme
und ihre getrennten Gebiete Piligrim von Passau in sei¬
nem Schreiben an Benedikt VII. (Endlicher mon. Arp.
182) die Behauptung aufgestellt haben, dass in römischer
Zeit das östliche Pannonien »propriosVII antistites« hatte?
Denn die Vergangenheit sollte hier nur der Zukunft als
Vorbild dienen.
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367
Ungern ihr ganzes Volk in 7 Heere von je 3000
Mann unter je einem Herzoge theilen. Er kennt
die Namen dieser 7 Hauptleute, von denen Ar-
pad, Almus Sohn, als erster Oberherzog des ge-
sammten Volkes der vornehmste war (Gesta Hun-
garor. 1. H bei Endlicher mon. Arp. 102 flg.).
Diese Namen und die davon abgeleiteten Ge¬
schlechter begegnen uns mit manchen Abwei¬
chungen freilich bei dem wohl gleichfalls dem
Ende des dreizehnten Jahrhunderts angehören¬
den Anonymus, der als Notar des Königs Bela
bekannt ist. Hier sind es 7 Fürsten, die edel¬
sten und kräftigsten Männer des Volkes, die
schon in Scythien, der alten Heimat, zu Führern
der Wanderuug erwählt werden und »bis auf den
heutigen Tag Hetumoger (die 7 Magyaren) hei¬
ssen« (Gesta Hungarör. c. 5 — 7 bei Endlicher
6—8).
Mit Keza stimmt der grosstentheils von ihm
abhängige Heinrich von Mügeln um die Mitte
des vierzehnten Jahrh. sowohl in seiner lateini¬
schen Reimchronik (Engel monum. Ungrica 16,
20; vgl. über den Verfasser Wilmanns in Haupts
Zeitschr. N. F. I, 155) als auch in seiner deut¬
schen Chronik der Hünen (c. 13 bei Kovachich
Sammlung kleiner noch ungedr. Stücke 23)*),
doch macht er das Bedenken geltend, dass nicht
alle ungrischen Geschlechter auf die 7 Haupt¬
leute zurückgingen und dass 7 Geschlechter ah¬
lein offenbar ein solches Land nicht bezwingen
konnten. Mügeln ist daher der Meinung — und
darin folgt ihm die 1358 verfasste Wiener Bil¬
derchronik, welche Johann von Thwrocz in der
zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahrh. seinem
*) Yon den 72 Kapiteln der bis 1883 reichenden deut¬
schen Chronik entsprechen genau die ersten 86 der un¬
vollständig abbrechenden lateinischen.
32*
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368
Werk vollständig einverleibt hat, so dass es fast
gar keinen selbständigen Werth besitzt — dass
die Sieben und ihre Nachkommen von sich Ge¬
sänge und Bücher zu ungebührlicher Erhöhung
ihres Ruhmes hätten machen lassen (Chronica
Hungaror. 11 c. 9 bei Schwandtner Scr. rer.
Hungaricar. I, 105: isti capitanei septem de se
ipsis cantilenas fecerunt inter se decantari ob
plausum secularem et divulgationem sui nominis,
ut quasi eorum posteritas his auditis inter vici-
nos et amicos iactare arrogantia se valerent)*).
Mit dieser vermeintlichen Berichtigung nicht zu¬
frieden geben beide Autoren zugleich noch eine
völlig andre Herleitung der im Volksmunde le¬
benden 7 Ungern (quam vulgus dicit VII Hun-
garos), die uns zu der zweiten Gestalt der Sage
hinüberführt.
Die 7 Magyaren wurden nämlich nicht allein
als die Väter ihrer stolzen Nation, als Personi-
ficationen der ungrischen Stämme, nach Art des
Ion und Achäus gefeiert, sondern man kannte
sie auch als die einzigen Uebefbseibsel einer
schweren fast vernichtenden Niederlage. Bischof
Otto von Freising, der über Ungarn sehr wohl¬
unterrichtet ist, hat in seiner im J. 1146 vol¬
lendeten Chronik (1. VI c. 10 in den Monum.
Germ. Scr. XX, 238) zuerst über die Schlacht
auf dem Lechfelde 955 die selbständige Angabe :
Barbari vero, quod etiam incredibile videtur, us-
que ad internecionem septem tantum residuis
omnes deleti dicuntur (während nach Widukind
ni c. 46 nullus aut rarus entkam). Dieselbe
Nachricht, doch wohl aus dieser Quelle geschöpft,
obgleich der Herausgeber dies nicht anmerkt,
finden wir in etwas jüngeren Jahrbüchern von
*) Ebenso Chronic. Budense ed. Podhradczky, Budae
1638 p. 44, aus derselben Quelle.
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369
Salzburg, Admunt und Garsten (Scr. IX, 566.
574. 771 z. J. 955 : qui autem evaserunt septem
tantum fuerunt). In andrer Wendung auf die
Hünen, die vermeintlichen Vorfahren der Ungern,
bezogen weiss um 1200 Gerhard von Steter bürg
von diesem Gemetzel zu erzählen. Steterburg,
berichtet er, sei einst eine so starke Feste ge¬
wesen, dass Attila, der hochberühmte Hunenkö-
nig cum exercitu infinitae multitudinis ab eodem
Castro invasum fugatum et caesum et adeo an-
nullatum, ut ipse cum paucis id est septem vi-
ris turpiter aufugerit (Scr. XVI, 199). Offenbar
liegt dieser sagenhaften Angabe die Niederlage
zu Grunde, welche ein ungrischer Heerhaufe 938
durch einen Ausfall der Besatzung von Steter¬
burg erlitt (Widukind. res gest. Saxon. H c. 14).
Während hier eine ganz andre Oertlichkeit, die
Gegend des Harzes und der Ocker, als Schauplatz
der Begebenheit vorkommt, führt uns Konrad
von Scheiern, der unter K. Friedrich H schrieb,
wieder auf das Lechfeld zurück. Die bekannte
Nachricht von den nach der Schlacht zu Regens¬
burg erhängten üngemfürsten, deren Zahl von
einem Zeitgenossen auf 3 bestimmt wird*), ver¬
bindet er mit der Sage von den 7 und meldet
älso, dass die Ungern sämtlich (usque ad unum)
fielen »et septem principes eorum apud Ratispo-
nam in patibulis suspensi« (Chronic. Schirense
c. 11, Scr. XVII, 621). Ebenso die jüngere E-
bersberger Chronik aus der Mitte des dreizehn¬
ten Jahrh. (Caesar antem septem reges Hunga-
*) lieber ihre Personen handelt ausführlich Katona
(Hist. Hungariae ducum 450 flg.). Neben den beiden
besser bekannten Bultzu und Leel ist der dritte Sur
jetzt durch die ältere Ebersberger Chronik (Scr. XX, 12
Sur regem et Leü ducem) besser beglaubigt, wenn man
nicht mit Pray ein Missverstandniss von Az ür d. h. der
Herr annehmen will.
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370
rorum crucis patibulo iussit appendi, bei Oefele
scr. rer. Boicar. II, 8) , die darin noch weiter
von der Geschichte abirrt, dass sie die Augsbur¬
ger Schlacht in das J. 937 und noch unter die
Regierung Heinrichs setzt. Bemerkenswerth ist,
dass an den beiden letzten Orten die 7 zu Für¬
sten oder Königen der Ungern gemacht werden.
Nach diesen beiden so weit von einander ab¬
stehenden Reihen von Zeugnissen möchte man
nun geneigt sein den innern Zusammenhang zwi¬
schen ihnen völlig zu leugnen und das Zusam¬
mentreffen der Zahl für ein wunderliches Spiel
des Zufalles zu halten, doch wir stehen hiermit
noch keineswegs am Ende und eine enge Ver¬
wandtschaft beider Formen der Sage lässt sich sogar
streng erweisen. Der Mönch Alberich von Neu-
Moustier um die Mitte des dreizehnten Jahrh.
benutzte für seine Weltchronik, wie unlängst
bemerkt worden ist (Pertz Archiv X, 231), ei-
genthümliche ungrische Quellen. Aus diesen
machte er zu dem aus Otto von Freising ent¬
lehnten Berichte über die Schlacht auf dem Lech¬
felde z. J. 957 den Zusatz : De illis septem Un-
garis qui remanserunt unus ab eis factus est
rex; hü venientes in terram suam totum popu-
lum qui non exierat cum eis ad bellum in ser-
vitutem redigerunt; qui autem de istis septem
nati sunt , ‘ ipsi sunt modo viri nobiles in terra
Ungarorum , quamvis eorum nobilitas magnae
servituti subiacet (Leibniz access. hist. II, 291).
Die Anschauung Alberichs, der mithin die Häup¬
ter des magyarischen Volkes, die Stammväter
ihres Königshauses und ihres Adels, als die aus
einer Unglücksschlacht Entkommenen betrachtet,
findet eine weitere Stütze bei den einheimischen
Chronisten.
Keza zwar in seiner ziemlich gedrängten Chro-
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nik lässt uns hier im Stiche. Heinrich von Mii-
geln dagegen in seinen beiden Werken und Jo¬
hann von Thwrocz*) berichten, die Ungern hät¬
ten zur Zeit ihres Herzogs Taxis oder Tocsun
(der in die Mitte des zehnten Jahrh. gehört) ein
grosses Heer auf Raub nach Frankreich geschickt,
das sich heimkehrend diesseit des Rheines in
drei Haufen fcheilte. Der eine von diesen sei in
einem Strausse bei Eisenach von dem Landgra-
en von Thüringen (wofür Thwrocz etwas pas¬
sender den Herzog von Sachsen nennt) bis auf
den letzten Mann erschlagen worden. Nur 7,
die sich gefangen gaben, schnitt der Sieger die
Ohren ab und schickte sie zum warnenden Bei¬
spiele nach Ungarn zurück. Die Magyaren räch¬
ten diese Schande durch ein furchtbares Blut¬
bad, das sie in Schwaben anrichteten, überdies
aber wurde durch Volksbeschluss jenen elenden
alle ihre Habe, selbst ihre Familien aberkannt
und sie dazu verurtheilt als baarfusse Bettler
ein verachtetes Dasein zu führen (Kovachich 25.
Engel 22. 23). Nach einer handschriftlichen
Chronik des 15. Jahrh., die Katona (Histor. crit.
primor. Hungariae ducum 467) anführt, soll nach¬
mals der h. Stephan sich ihrer Nachkommenschaft
erbarmt und sie zu Pfründnern des h. Lazarus
.in Gran gemacht haben. Wenn von den 7 Ma¬
gyaren die Rede ist, meint Thwrocz >ex istis
itaque sic damnatis vulgus dicit, non de septem
capitaneis istis primis« (a. a. 0.).
*) Die deutsche Üngemchronik ist nicht, wie Wacker¬
nagel (deutsche Litteraturgesch. 349) angiebt, »grossen-
theils nur üebersetzung aus Simon Eeza« , sondern viel
ausführlicher als dieser und mit der (in das Chron. Bu-
dense und den Thwrocz aufgenom menen) Chronik von
1358 so genau zusammenstimmend, dass man nur zwi¬
schen Entlehnung oder einer gemeinsamen Quelle die
Wahl hat.
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Uebersehen wir noch einmal den ganzen hier
kurz angedeuteten Sagenstoff, so sind vor allem
nach inneren Merkmalen die wesentlichen Züge
von den unwesentlichen, der Kern von späteren
Ausschmückungen zu sondern. Zu letzteren
rechne ich ai2 deutscher Seite die Verwechse¬
lung der Sieben mit den 3 bei Regensburg er¬
hängten üngernfürsten , die aus blosser Flüch¬
tigkeit oder auch aus prahlerischer üebertrei-
bung entsprungen sein kann. Aber auch die
angebliche Verdammung der Sieben wegen ihrer
Feigheit ist sicher spätere Umdichtung aus ei¬
ner Zeit, da der ungrische Nationalstolz, der
sich in den Chroniken oft in sehr roher Weise
bläht, an der alten Sage Anstoss nahm. Die
schmähliche Verstümmelung der Gefangenen, die
hiemit zusammenhängt, dürfte vielleicht nichts
anderes sein, als eine weitere Ausführung der
Geschichte von dem Hunde ohne Schwanz und
Ohren, den Heinrich I 933 den Magyaren höh¬
nisch statt des geforderten Tributes übersandt
haben soll (s. Waitz, Kön. Heinrich I. Neue
Bearb. 244 flg.). Eine jüngere Zuthat, die ich
in der obigen Zusammenstellung übergangen
habe, ist endlich auch bei den ungrischen Chro¬
nisten die Zurückführung des Namens Siebenbür¬
gen, der vermuthlich mit der Zahl 7 gar nichts '
zu schaffen hat, auf die 7 Herzoge.
Für unwesentlich halte ich in diesen Sagen selbst
den Ort der Schlacht. Neben dem Lechfelde,
welches die Ebersberger Chronik irrig in das J.
937 verlegt, erscteint auch der erste für die
Ungern sehr nachtheilig endende Einfall unter
Otto I. im J. 938 nach Thüringen und Sachsen
(vgl. Köpke in Rankes Jahrbüch. I, 2, 24) und
endlich ein ganz fabelhaftes Treffen bei Eise¬
nach, wobei man etwa an die Sagen über Jecha-
I
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373
bürg denken könnte. Die üeberlieferungsch wankt
also, wesentlich ist hier nur die Erinnerung ei¬
ner fast vernichtenden Niederlage. Hatte man
von einer solchen aus älterer Zeit halbver¬
schollene Kunde, so darf es uns zumal auf deut¬
scher Seite keinen Augenblick befremden, dass
gerade die Schlacht auf dem Lechfelde zur Ver¬
jüngung dieser Sage diente. In der Entwicke¬
lung des ungrischen Volkes, das nach Liutprands
(antap. I c. 5) bezeichnendem Ausdrucke einge¬
schüchtert, seitdem nicht mehr zu mucksen wagte,
bildete sie einen tiefen Einschnitt. Ungarn
musste, weiteren Raubzügen entsagend, sich in
seine Grenzen zurückziehen und konnte sich in¬
nerhalb derselben nicht lange mehr christlicbar
Lehre und Gesittung verschliessen. So durch¬
schlagend war diese Wirkung, dass, wie Otto
von Freising sagt (a. a. 0.): »exhinc gens om-
nium immanissima non solum regnum invadere
non änderet, sed et suum desperatione correpta
vällibus et sudibus in locis palustribus contra
nostros munire cogitaret«. Auch den ungrischen
Chronisten, z. B. Simon von Keza (S. 106: ex-
ercitus siluit non intrans ulterius in Germaniam)
ist die Bedeutung dieses Ereignisses keineswegs
entgangen. Weder diese Schlacht aber noch
die früher gegen die Deutschen gelieferten Tref¬
fen hängen mit der schon vorher vollzogenen Grün¬
dung des ungrischen Reiches zusammen, und doch
ist eben dieser Zusammenhang der wesentliche
Kern der Sage, wie sie uns am klarsten bei Al¬
berich entgegentritt.
Die 7 Stämme der Ungern, so ungefähr mag
dieser Kern gelautet haben, leiten ihren Ursprung
von den 7 Magyaren her, die aus einer die Volks¬
kraft fast vernichtenden Niederlage allein übrig
blieben. Flüchtig und geschlagen gewannen sie
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374
dennoch wieder die Macht mit ihren Geschlechts¬
genossen als deren Häupter Pannonien dem Her¬
zog Suatopluk und seinen Slaven zu entreissen
und ein kriegerisches Reich zu begründen, des¬
sen Herrscher von dem vornehmsten jener Sieben,
Almus oder seinem Sohne Arpad abstammten.
Ist nun diese durch so manche spätere Entstel¬
lungen, zumal durch die ungehörige Einmischung
der Hünen stark verdunkelte ürsprungssage als
völlig unhistorisch zu verwerfen? Ich glaube
nicht. Wie die Burgunder ihr späteres König-
^ reich in den Rhonelanden, an dem ihr Name am
längsten gehaftet hat, erst begründeten nach ei¬
ner Unglücksschlacht gegen die Hünen, in der
ihr Königshaus und ein grosser Theil des Vol¬
kes zu Grunde ging — einer Schlacht, deren
Andenken bei allen deutschen Stämmen in Lied
und Sage fortlebte — , so ist auch die Einwan¬
derung der Magyaren in ihr heutiges Vaterland
aus den Gegenden an der Mündung der Donau
und des Dniepr unmittelbare Folge schwerer
Kämpfe, in denen die feindlichen Nachbarn,
Bulgaren und Petschenegen, einen grossen Theil
der Nation aufrieben. Dies geschah nach ganz
glaubhaften Angaben im J. 895 (s. meine Gesch.
des Ostfränk. Reiches H, 443). Als Besiegte
also, mit gelichteten Reihen, ihrer Habe wie
ihrer Familien grossentheils beraubt, zitternd
vor der Uebermacht der Petschenegen, die in
ihre früheren Sitze einrückten, überschritten die
Magyaren die Karpathen, um unter besonders
günstigen Verhältnissen sich gegen die Slaven
eine neue Heimath zu erkämpfen. Warum sollte
die ungrische Sage die Herkunft ihres Volkes
von diesen Flüchtlingen verleugnen, die man
erst später als Nachkommen der Hünen ansehen
lernte, da selbst Rom und seine Julier sich rühm-
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teil von flüchtigen Trojanern abzustammen ? Die
Erinnerung an jene gewaltige Krisis, die der
Einwanderung voranging, an jenen Kampf auf
Leben und Tod behauptete sich, während die
einst so gefürchteten Namen der Petschenegen
und Bulgaren verschollen oder ganz in den Hin¬
tergrund traten. So wurde die Sage gleichsam
entwurzelt, sie hängte sich an andere gleichar¬
tige Ereignisse und trieb neue Ableger, die an
die Stelle des alten Stammes traten, aber richtig
verstanden, d. h. auf ihre ursprüngliche Gestalt
zurückgeführt, giebt auch sie noch ein Zeugniss
von dem geschichtlichen Hergange der Eroberung
Ungarns durch die Magyaren.
Halle im August 1868.
Zu dem Hildesheimer Silberfund.
Von
Hermann Sauppe.
Mit einer autographirten Tafel.
Dass die silbernen Gefässe^ welche vor Kur¬
zem am westlichen Abhang des Galgenbergs bei
Hildesheim durch einen glücklichen Zufall gefun¬
den wurden, antik seien, kann Niemand bezwei¬
feln , der sie nur etwas genau betrachtet hat.
Dies zeigt die Wahl der dargestellten Gegen¬
stände, die Form der Gefässe, die Schönheit der
künstlerischen Ausführung, die bei vielen Reliefs
und Ornamenten bewundernswerth ist. Das be¬
weist endlich mit vollkommner Sicherheit die
Art, wie das Gewicht der Mehrzahl der Gefässe
inschrifllich angegeben ist. Und diese Inschrif¬
ten zeigen auch, dass wir hier einen Theil des
argentum escarium et potorium (Paulus in den
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Dig. 34. 2, 32, 2. Testam. Dasumii §. 4) eines
reichen Römers vor uns haben, dessen Entste¬
hung nach Rom, etwa in die Zeit des Augustus
oder Tiberius, zu setzen ist. lieber den Kunst¬
werth und die dargestellten Gegenstände werden
Berufenere urtheileii und erweisen, dass der Fund
einzig in seiner Art sei. Meine Absicht ist nur
hier die Inschriften mitzutheilen , die mehr in
meinen Bereich gehören, und einige Worte zu
ihrer Erklärung hinzuzufügen. Vollkommen ge¬
treue Nachbildungen giebt das beiliegende Blatt
nicht, aber dass sie in allem Wesentlichen ge¬
nau sind, wird die Vergleichung mit den Origi¬
nalen zeigen. Die Mittheilung der meisten
verdanke ich der zuvorkommenden Güte Herrn
Dr. Benndorffs. Nur 4. 19. 20. 23. 24 sind in
Linien eingeritzt, alle übrigen punktirt, wie dies
auf metallenen Gefässen häufig geschah.
1. Unten im Fusse eines Bechers.
2. Auf dem Boden eines Becherfusses.
Ofienbar haben wir einen und denselben Na¬
men vor uns, dessen schwankende Orthographie
ihr Analogon in BROCCVS C. I. L. 1, 1266 ne¬
ben BROCCHVS 1, 485 (vergl. Th. Mommsen,
Gesch. d. R. M. p. 640) und 1, 1194 hat. Ebenso
Graccus und Gracchus (Charis, p. 82, 7 K.). So-
wol CG aber, als das über die Linie verlängerte I
der langen Genitivendung weisen ebenso, wie die
Buchstabenformen, die denen z. B. in den Fasti
praenestini gleichen, in die ältere Kaiserzeit.
Dass damals der Name Boccus, Bochus vorkam,
beweist der Schriftsteller Cornelius Bochus, den
Plinius in der N. H. und Solinus mehrfach anfuh-
ren: Th. Mommsen praef. Solini p. XVII. E. Hüb¬
ner Hermes 1 S. 397 bemerkt, dass der Name
in Lusitanien häufig vorkomme. Ob die Ligatur
MALLEOLVS oder MALLIVS zu lesen sei, kann
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nach dem, was Mommsen zu den gleichen Mo¬
nogrammen auf den Münzen 375 und 379 des
C. L L. und Gesch. d. R. M. p. 558. 562 be-
merkt, zweifelhaft sein.
Wir lernen also durch diese Inschriften einen
negotiator argentarius L. Malleolus (Mallius?) Bo-
chus der ersten Kaiserzeit kennen und haben die
erste zu lesen:
L. Mallii Bocci. P(ondo) tria (ünciam) unam
(scripula) tria. (3 Pfund 1^/24 Unze)
die zweite:
L. Mallii Bochi. P(ondo) unum (Uncias) duas
(scripula) sex. (1 Pf. 2^24 UA
Denn dass die Gewichte der Gefässe alle in
Pondo, Unciae, Scripula angegeben seien, kann
trotz des verschiedenen Zeichens für die Scripula,
das selbst 8. 9. 10. 20 ganz fehlt, nicht zwei¬
felhaft sein. So giebt z. B. auch Frontinus de
aquis urbis Romae 1 §. 39 ff die Maasse seiner
Bleiröhren alle in Digiti, Unciae, Scripula. Es^
genügt auf Mommsens Gesch. d. R. Münzw. S.
188 ff. undHultsch Gr. und R. Metrologie S. 112,
Metrolog. script. reliqu. 2 p. XXVUI zu verweisen.
3. Unten am Griff eines Tigels. — Das
Monogramm kommt auf Münzen der gens Au-
relia öfters vor (C. I. L. 1, 241. Wir haben
also einen negotiator M. Aurelius Cotta (?),
zu erkennen. Das Gewicht P(ondo) tria (Uncias)
duas (Scripulum) unum ist sicher. Aber Schwie¬
rigkeit macht die hier vor dem P stehende Zahl
II. Offenbar sind die Zahlen I auf Nr. 4. 5,
III auf 6 — 14, IV auf 15 — 17 derselben Art.
Aber was bedeuten sie? Man kann an die Be¬
zeichnung der zu einer Garnitur, einem Service
zusammengehörigen Stücke denken, oder bei ei¬
ner z. B. nach Dekaden (wie bei uns nach Du¬
tzenden) geordneten grossen Menge einzelner
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S78
Gefasse die zu derselben Dekas gehörigen so bezeich¬
net glauben, oder es können auch verschiedene
Kaliber, verschiedene Grössen, die in den offici-
nae argentariae vorhanden waren, damit gemeint
sein. Und fast sollte man die Stellung dieser
Zahl zwischen dem Namen des Negotiator und
der Gewichtangabe in den Nummern 3 und 4
dahin deuten, dass sie nicht auf Besitzverhält¬
nisse gehe, sondern vom Goldschmidt für seine
Betriebszwecke zugefügt sei, Also die ganze In¬
schrift: M. Aur(elii) C(ottae). 11. P(ondo) tria
(üncias) 2 (Scripulum) 1 (3 Pf. 2V24 U.).
4. Auf dem Boden einer einfachen Schale
mit Blumenornamenten in Graffito und 12 um
den Rand laufenden Vertiefungen, wie für Eier.
Ohne Zweifel ist auch hier ein Negotiator Marsus
bezeichnet. Bei der Gewichtangabe erkennt
man leicht die Ligatur für P(ondo) L(ibra) und
so lautet die Inschrift: Mars(i). I. P(ondo) L(i-
bras) duas, (scripula) duo (2^/288 Pf.)«
5. Unten an einem Tigel. üeber die Zahl
I. vgl. zu Nr. 3. Sonst ist die Lesung sicher:
I. P(ondo) duo (üncias) sex (Semunciam) (Scri¬
pula) quatuor (2 Pf. fiVs ü.).
6. Auf dem Boden eines viereckigen Unter¬
setzers. III. P(ondo) tria (Üncias) septem (Scri¬
pula) novem (3 Pf. 7^24 U.).
7. = 6.
8. Unten auf dem allein erhaltenen Fuss
eines Gefässes. III. P(ondo) tria (üncias) unde-
cim (Scripula) novem (3 Pf. II724 ü.). Da in
der ganz gleichen Inschrift Nr. 9 vor der Zahl
der Scripula kein Exponent steht, so ist wol
auch hier an der Stelle, die etwas verrieben
ist , keiner gewesen.
9. Auf einem ähnlichen Fusse. III. P(ondo)
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tria (Uncias) quinque (Scripula) novem (3 Pf.
5724 U.).
10. Auf dem Boden eines Becherfusses. III.
P(ondo) unum (Uncias) tres (Scripula) undecim
(1 Pf. 3^724 U.). Ich nehme an, dass die hinter
den drei Punkten * . • der Unzen in der Ab¬
schrift Herrn Dr. Benndorfs folgenden Punkte,
in der Stellung nichts sind, als das undeut¬
liche Zeichen für Scripula. Sechs Unzen .werden
immer durch S (Semis) bezeichnet.
11. Wie 10. III. P(ondo) unum (Uncias)
septem (Semunciam) (Scripula) quatuor (1 Pf.
7^724 u.).
12. Wie 10. IlLP(ondo) duo (XJncias) un¬
decim (Scripula) novem (2 Pf. 11724 U.).
13. Wie lo. III. P(ondo) unum (Uncias)
sex (Semunciam) (Scripula) quatuor (1 Pf. 6^724 U.).
14. Ganz wie 13. Nur die Form des P ist
ein wenig anders.
15. Unten auf dem Boden der Schale, auf
deren Emblema das Relief des Deus Lunus ist.
IV. P(ondo) quatuor (Uncias) quinque (4 Pf.
5 U.).
16. Unten auf dem Boden der Schale, auf
deren Emblema das Relief der Magna Mater ist.
Inschrift ganz wie 15.
17. Unten auf einem Teller, dessen horizon¬
taler Rand mit Vögeln und Eichhörnchen zwi¬
schen Ranken in Hochrelief geziert ist. Das
Zeichen zwischen P und II ist doch wohl nichts
als I, so dass zu lesen ist: IV. P(ondo) tria (Un¬
cias) quatuor (Semunciam) (3 Pf. 4V2 U.).
18. Graffito am vertikalen innern Rand ei¬
nes Tellers. P(ondo) tria (Uncias) septem (Scri¬
pula) septem (3 Pf. 7^/24 U.). Zu dem sonder¬
baren Zeichen des Scripulum vgl. Hultsch me-
trol. script. 2 p. XXII, 135.
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380
19. Graffito auf der untern Fläcte eines Un¬
tersetzers. P(ondo) L(ibras) duas(üncias) quin-
que (Scripula) quatuor. In der Abschrift des
Herrn Dr. B.enndorf sehen die Zeichen für die
Unzen fast aus, wie 389, aber die Vergleichung
von Nr. 20 zeigt, dass JJo zu lesen ist; ob aber
9 in o) aufzulösen sei, wie ich gethan habe,
oder nur für o genommen werden müsse, wofür
20 spricht, kann nur eine nochmalige Verglei¬
chung des Originals entscheiden (2 Pf. 5^24 U.).
20. Wie 19.
21. Graffito auf dem Boden eines Kyathos.
Die Buchstaben SH auf dieser und der folgenden
Nummer bezeichnen höchst wahrscheinlich wie¬
der den Besitzer einer taberna argentaria, wie L.
Mallius Bochus, M. Aurelius C. und Marsus wa¬
ren. Die Inschrift hiesse also: S. H. P(ondo)
Septem (Uncias) octo (Scripula) quinque. Sollte sich
aber bei näherer Untersuchung nicht ergeben, dass
vielmehr auf dem Gefässe* steht: P. V-USJVund’
zu lesen ist P(ondo) L(ibras) duas (Uncias) octo
(Scripula) quinque ? Denn 7 Pf. ist für das Ge-
fäss (Durchm. 0,11. Höhe 0,10. Gewicht 246 Gr.
Zollg.) offenbar viel zu viel. Auch darüber bin
ich im Zweifel, ob die Zeichen vor der Zahl der
Scripula für eine nota des Scripulum oder für
Kinge zur Bezeichnung zweier Unzen zu neh¬
men sind, wie in den Inschriften 19 und 20
(entweder 2 Pf. 6^24 U. oder 2 Pf. 8^24 U.). j
22. Wie 21.
23. Am äussern Jßande eines grossen glo¬
ckenförmigen Gefässes. Wie dmse Geyrichtsbe¬
zeichnung zu erklären sei, weiss ich nicht. 30
Pfund und 1 Scripulum oder gar 41 Pf. ist ein
Gewicht, das für das Gefäss natürlich viel zu gross
ist, und die Angabe eines Scripulum über 30 Pfund
noch dazu höchst unwahrscheinlich. Aber auch
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die ganz vereinzelte Angabe in dem Codex Mu-
tinensis bei Hnltsch metrol. scriptores 2 p;132,
dass X eine nota für As gewesen sei, wird man
nicht anwenden wollen, um hier 3 Pfund 1 Scri-
pulum zu finden. X im Mutinensis geht wol auf
L zurück, das Mommsen G. R. M. p. 199 erwähnt.
24. Auf dem Boden des Embleraa mit dem
schönen Minervarelief. Die Gewichtangabe hinter
P ist wol eher undeutlich geworden, als dass das
Ganze für bedeutungslose Kritzelei zu halten
wäre. Passend bietet sich für dies und die andern
Embleme die Inschrift Or.-Henzen 5905 zur Ver¬
gleichung: Noreiae Aug. Sacr. Q. Fabius Mo¬
destus domo Roma. Dec. al. I. Aug. Thracum
phialam argent. P. 11. embl. Noreiae aurea un-
cias duas D. D.
Besondere Beachtung verdient unter den an¬
geführten Gewichtszeichen die alterthümliche
Form des P, welche si^^ in den Inschriften 6 —
14 und 23 findet, denn schwerlich weicht sie
auf 9 sehr von den übrigen ab. Während also
alle mit der OrdnungszifiFer III bezeichneten
Stücke dies Zeichen gleich haben, ist das des
Scripulum auf 6- 7 eckig, auf 7 — 14 rund und
auf 9. 10., wol auch 8, fehlt es ganz. Ein ge¬
wisses Schwanken scheint also auch unter den¬
selben Händen vorgekommen zu sein, aber man
ist dennoch, wie ich glaube, berechtigt anzuneh-:
men, dass Stücke mit der Ligatur PL (4. 19.
20) auf eine und dieselbe, aber von den mit
anderer Bezeichnung des Fundes verschiedene
Werkstätte hindenten. So passt es gut, wenn
meine Vermuthung zu 21. 22. richtig ist, dass
allein in der Werkstätte SH die Bezeichnung
P. V* vorkommt. Wir dürfen also wol anneh¬
men, dass wir in dem hildesheimer Fund Arbei¬
ten aus mindestens fünf Werkstätten haben, des
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Mallius Bochus, des Aurelius C., des Marsus,
des SH, der mit P. Das stimmt ganz gut mit
der Angabe in Plinius N. H. 33 §. 139 über die
tabernae furniana, clodiana, gratiana, nach de¬
nen das in verschiedenem Geschmack gearbeitete
Silbergeschirr genannt worden sei. Gewiss em¬
pfiehlt die Zartheit und Vollendung der Arbeit
in Entwurf und Ausfühhing den Gedanken Benn¬
dorfs, dass die Künstler selbst, wenigstens der
schönsten Gefässe, Griechen gewesen seien. Er
erinnert passend an die Inschrift bei Gruter p.
639, 12: (M. Canuleius Zosimus) arte in caelatura
clodiana evicit omnes, die auch Brunn G. d. Gr.
K. 2 S. 404 erwähnt. Ob sie echt ist?
llniTersität.
Aus dem pathölogischen Institut.
Die Querlinien der Muskelfasern und ihr
Verhalten zu der mo torischen Endplatte
Von
W. Krause.
Nachdem die wahre Structur der querge¬
streiften Muskelfasern erkannt war (S. Gott.
Nachr. 1868. 20. Aug. Nr. 17.), erschien es
leicht, die Frage über das Lage-Verhältniss der
motorischen Endplatten in Bezug auf ihre zu¬
gehörigen Muskelfasern zur Entscheidung zu
bringen.
Am angeführten Orte war auseinandergesetzt
worden, dass die Querlinien (im Gegensatz zu
den Querbändem) der Muskelfasern der optische
Ausdruck von structurlosen Grundmembranen
der Muskelfächer sind. Dieser Satz ist beiläufig
bemerkt auf einem später zu erörternden Wege
ganz leicht zu erweisen. Die Peripherie jener
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Ztc U. y. ?■
fg^i. •A'- /'g-
ia:Mi:BOCC!*Plii-Uii
3. AVM-C ii-pU:i)5
4. AAA|\S-/-E/U'III
P HIS*>iX
JJIl-niür.MlX
ii.üj'P'llS^iO iX
ftf.iV'P ivr.-
ii.E««88*iv
ai. p U
ll.CHpVf/fä''
H.CVM-BA5I- r-XXXVl
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383
Grundmembranen ist mit dem Sarcolem fest ver¬
wachsen, wie aus den während der Contraction
entstehenden Einschnürungen der Muskelfasern
an den betreffenden Ansatzstelleu der Grund¬
membranen an das Sarcolem hervorgeht. Auch
sieht man in der Längsansicht der Muskelfaser
den continuirlichen Uebergang der Querlinien
in die Contour , welche den optischen Ausdruck
des Sarcolems bildet.
Es fragte sich nun, wie sich die Querlinien
an der Stelle verhalten, wo die motorische End¬
platte gelegen ist. Sie konnten z. B. frei en¬
digen, in welchem Falle die letztere natürlich
innerhalb des Sarcolems liegen musste. Um dies
zu ermitteln, bedurfte es einer Methode die
Säugethier -Muskelfasern zu isoliren. Es wurde
aber zur LcTsung der eben aufgestellten Frage
noch erfordert, dass die Querlinien, das Sarco¬
lem, die motorische Endplatte oder doch wenig¬
stens ihre Kerne an der isolirten Muskelfaser
deutlich erkennbar bleiben. Diesen Ansprüchen
genügt vollkommen die Anwendung von «Oxal¬
säure und Wärme, worüber nächstens Genaue¬
res mitgetheilt werden soll.
Man findet auf diese Art an isolirten Mus¬
kelfasern mit Leichtigkeit die ansitzenden dop-
peltcontourirten Nervenfasern. Wo sie endigen,
zeigt sich in der reinen Profilansicht an Stelle
der Endplatte eine Reihe von Kernen, die mei¬
stens ganz frei dem Sarcolem aufliegen. Zu¬
weilen erhalten sich noch Reste der Bindege-
websmembran , welche die motorische Endplatte
überzieht. Die Muskelfaser aber besitzt durch¬
aus keine Hervorwölbung , keinen Hügel an der
betreffenden Stelle; sie ist cylindrisch oder in
den meisten Fällen ein wenig concav einge¬
drückt. Daher erscheint der Ausdruck Ner-
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384
venthal für die Stelle, wo die Endplatte liegt,
nicht unpassend. In dem Nerventhal nun sieht
man das Sarcolem als breite glänzende Contour
zwischen den Querlinien und den Kernen der
motorischen Endplatte sich hinziehen und mit
den Querlinien im continuirlichen Zusammen¬
hänge, während die anisotrope mit der isotro¬
pen Substanz homogen resp. glashell durchsich¬
tig geworden ist.
Auf diese Art — abgesehen von den früher
(1. c.) erwähnten Thatsachen der Entwicklungs¬
geschichte — lässt sich mit Leichtigkeit zeigen,
dass die motorischen Endplatten wirklich ausser¬
halb des Sarcolems liegen, welcher Nachweis
bisher nur unter besonders begünstigenden Um¬
ständen gelungen war. Auch an Froschmuskel¬
fasern, welche auf diese Weise isolirt worden
sind, kann man darthun, dass die Kerne der
motorischen Endplatten ausserhalb des Sarco¬
lems gelegen sind. (Zur Vermeidung von Miss¬
verständnissen muss bemerkt werden, dass ein
die Budplatten des Frosches erörternder Auf¬
satz, der bald erscheinen wird, von mir bereits
im Juli d. J. an die Redaction des Archivs für
Anat. und Physiol. eingesandt worden ist). Da
sich die Muskelfasern der Wirbelthiere jede aus
Einer embryonalen Zelle entwickeln, deren Zel¬
lenmembran (Sarcolem) bei den Säugern und
beim Frosch niemals von einer Nervenfaser durch¬
bohrt wird, so lässt sich der Analogie nach
schliessen, dass bei sämmtlichen Wirbelthieren
die motorischen Endplatten ausserhalb des Sar¬
colems liegen. Bei Insecten lauten die Daten
der Entwicklungsgeschichte bekanntlich abwei¬
chend und ein Analogie -Schluss ist, wie man
weiss, aus diesem Grunde nicht statthaft.
Göttingen , den 12. Sept, 1868.
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Üfachrichten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen¬
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen,
November 18. 19, 1868.
Königliche Gesellschaft der Wissenschaften.
Die Wohnsitze und Wanderungen
der Arabischen Stämme.
Von
F. Wüstenfeld.
Ueber die Geschichte der Ureinwohner Ara¬
biens, der Stämme *Äd, Thamüd, Tasm, und
'Gadis, haben sich zwar nur sehr vereinzelte
Nachrichten erhalten, doch sind diese schon von
den Arabischen Geschichtschreibern in einen
gewissen Zusammenhang gebracht und dadurch
bekannt geworden. Diese Stämme haben sich
theils unter einander selbst aufgerieben, theils
mit der nachfolgenden zweiten und dritten Be¬
völkerung vermischt, so dass sie ihre Selbstän¬
digkeit verloren und schon viele Jahrhunderte
vor dem Isläm als erloschen zu betrachten sind.
Wie dann die zweite und dritte Bevölkerung,
jene, die Jemenischen Stämme seit dem sech¬
sten, diese, die Ismä’ilitischen, seit dem vorletz¬
ten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung sich
auf der Halbinsel ausbreiteten, wie sie die meist
herrenlosen Gebiete durchzogen, den besten Wei¬
den für ihre Heerden nachgehend, wie sie um
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diese stritten oder ans anderen Veranlassungen
lange und blutige Kämpfe führten und sich
trennten, bis nicht sehr lange vor Muhammed
fast jede Völkerschaft einen ziemlich bestimm¬
ten Wohnsitz eingenommen hatte, — das wird
uns in einzelnen Zügen in einer Menge gleich¬
zeitiger historischer Lieder geschildert, und die
späteren Araber sind bemüht gewesen zum nä¬
heren Verständniss derselben die darauf bezüg¬
lichen Thatsachen nach den alten üeberliefe-
rungen aufzuzeichnen. Indess ist eine zusam¬
menhängende Darstellung und eine genaue An¬
gabe jener Wanderungen und dieser Wohnsitze
bisher unter uns nicht versucht worden , und
es schien mir desshalb passend damit einen An¬
fang zu machen durch die Veröffentlichung der
Vorrede des Abu *Obeid el-Bekri zu seinem geo¬
graphischen Wörterbuqhe, welche sich aus¬
schliesslich mit diesem Gegenstände beschäftigt.
Zwar habe ich einen Theil davon schon in dem
Register zu meinen genealogischen Tabellen
bei den einzelnen Namen benutzt, allein diese
dadurch auseinander gerissenen Notizen gewäh¬
ren keine lieber sicht über das Ganze, und die
Gedichte sind darin ganz unberücksichtigt ge¬
lassen; man wird aber gut thun zum Verständ-
niss die genealogischen Tabellen zu Hülfe zu
nehmen.
Den Nachrichten des Bekri liegen ältere
namhafte Werke zum Grunde, die uns nicht
mehr erhalten sind, und wenn sie auch keines¬
wegs auf Vollständigkeit Anspruch machen kön¬
nen, so werden sie doch einen ganz passenden
Rahmen abgeben, in welchen sich andere zer¬
streute Notizen einreichen lassen. Besonders
wird es noch darauf ankommen, mit Hülfe der
Genealogien und anderer Angaben . die Zeit
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dieser Wanderungen zu bestimmen, dann aber
auch in jedem Gebiete die Namen der Nieder¬
lassungen seiner Bewohner, die Namen der Städte
und Dörfer, der Berge, Thäler, Gewässer, Brun¬
nen, Weideplätze u. d. gl. nachzutragen, wozu
ein reichhaltiges Material vorhanden ist, um
sich daraus ein Bild zu entwerfen, wie Arabien
kurz vor und zu Muhammeds Zeit aussah, denn
auf diese Periode beziehen sich die meisten der¬
artigen Angaben, ehe die Strömungen nach au¬
ssen dem Lande wieder ein anderes Ansehen
gaben, wiewohl auch nicht wenige Stämme bis
auf den heutigen Tag ihre alten Wohnsitze inne
haben.
Da Jäcü t zum Theil dieselben älteren Werke
benuzte wie Bekri, so finden sich bei beiden
viele gleichlautende Stellen , von denen ich die
hauptsächlichsten angemerkt habe; indess kom¬
men in den Gedichten nicht selten auch ganz
abweichende Recensionen vor, die also aus ver¬
schiedenen Quellen geschöpft sein müssen ; auch
in dem Eit ab el-agäni werden »ich manche
Stücke wörtlich wiederfinden.
Abu ’Obeid * Abdallah ben ’Abd el-*Aziz el-
Bekri, ein ausgezeichneter Feldherr, Gelehrter
und Dichter Spaniens, welcher im J. 487 (1094
Ohr.) starb, hat mehrere bedeutende W erke ver¬
fasst, von denen uns zwei geographische erhal¬
ten sind, das eine, die Beschreibung von Africa,
ist durch die Ausgabe vohSlane bekannt, das
andere, ein geographisches Wörterbuch, war im
Orient sehr geschätzt, aber so selten, dass J ä-
cüt, der weitgereiste, gelehrte Buchhändler,
kein Exemplar davon aufgefunden hatte und es
sehr bedauert, dasselbe nicht haben benutzen
zu können. Wir besitzen davon drei Hand¬
schriften, zu Leyden, Cambridge und Mailand,
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388
von denen die^ beiden ersten bei unsrer Ueber-
setzung benutzt werden konnten. Die Ge¬
schichte der Cambridger Handschrift, wie sie
in der Unterschrift erzählt wird, ist so eigen-
thümlich und merkwürdig, dass es wohl der
Mühe werth ist, sie hier in der Kürze wieder¬
zugeben. Der Codex besteht aus einem alten
Fragment und einer neuen Ergänzung. Das
alte Fragment gehörte zu einem Exemplare,
welches aus drei Bänden bestand und enthält
von diesen den grössten Th eil des zweiten Ban¬
des. Es ist dies eine der besten Arabischen
Handschriften, die wir haben, in schöner Ma-
gribinischer Schrift geschrieben, vollständig vo-
calisirt und fast ganz fehlerfrei. Dieses Frag¬
ment kam in den besitz des Hanifitischen Ge¬
lehrten Ibrahim ben Suleimän ben Muhammed
ben *Abd el-Aziz el-Ginini zu Damascus, wel¬
cher aus einem ebenfalls alten Magribinischen
Codex, der vom J. 585 (1189 Chr.) datirt und
mit der Original-Handschrift des Bekri verglichen
war, das fehlende Stück im zweiten Theile
bis und den dritten Tb eil von q bis zum
Schluss im J. 1095 (1684 Chr.) ergänzte. Von
dem ersten Theile konnte er lange Zeit kein
Exemplar auftreiben, bis ihm nach dreijährigen
Bemühungen sein Freund, der Scheich Hasan
^Ag'imi aus Mekka meldete, dass dort ein Codex
des Bekri aus Aegypten angekommen sei. Auf
Ibrahims Wunsch nahm Hasan hiervon eine
Abschrift und sandte sie nach Damascus , wo
Ibrahim dann den ersten Theil bis im J.
1100 (1689 Chr.) für sein Exemplar copierte. —
Auch diese Ergänzungen sind im Ganzen sehr
correct und mit vielen Vocalen versehen.
Der Leydener Codex enthält hier und da,
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besonders am Schlüsse der Artikel, Zusätze und
242 Artikel mehr als der Cambridger, und es
liegt die Vermuthung nahe , dass Bekri eine
zweite vermehrte Ausgabe besorgt habe, wie¬
wohl auch der Cambridger Codex einige grö¬
ssere Stellen und 30 Artikel enthält, welche in
dem Leydener fehlen.
Die Ausarbeitung selbst erscheint in dem
14. Bande der Abhandlungen der Kgl. Ges. d.
Wiss.
Erweiterung des Gaussschen Punda-
mentalsatzes für Dreiecke in stetig
gekrümmten Flächen.
von Ernst Schering.
Ga US 8 hat in seiner Abhandlung ‘Disquisitio-
nes generales circa superficies curvas’ (Göttingen
1827) hauptsächlich den Zweck verfolgt, einen
Lehrsatz über die Beziehungen zwischen den
Theilen eines solchen Dreiecks zu beweisen, das
aus drei kürzesten in einer stetig gekrümmten
Fläche liegenden Linien gebildet wird. Die
Form des von Gauss aufgestellten Lehrsatzes ist
analog dem Legendreschen speciellen Satz für
Dreiecke in einer Kugelfläche, es wird der Un¬
terschied zwischen jedem Winkel solchen Drei¬
ecks und dem entsprechenden Winkel eines ebe¬
nen Dreiecks, dessen Seiten dieselben Längen
haben wie das erstere, angegeben. Das Eigen-
thümliche an diesem Satze ist, dass, wenn man
die in die Quadratwurzel aus dem Maasse der
Flächenkrümmung multiplicirten Längen der
Seiten als kleine Grössen erster Ordnung an¬
sieht und die Grössen vierter und höherer Ord-
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nung ausser Acht lässt, dann der genannte Un¬
terschied allein schon durch die in den Flächen¬
inhalt des Dreiecks multiplicirten Maasse der
Flächenkrümmungen an den drei Eckpunkten
bestimmt wird.
Aus dem andern in jener Abhandlung be¬
wiesenen Satze, dass bei der Abwickelung von
Flächen auf einander das l^rümmungsmass un-
geändert bleibt, folgt leicht, dass überhaupt die
Beziehung zwischen den Theilen der in einer
Fläche liegenden Figur nicht weiter von der
Gestalt der Fläche als nur von dem Krümmungs-
maasse abhängt.
Die Bestimmung des Unterschiedes zwischen
den Winkeln eines Dreiecks in einer krummen
Fläche und den Winkeln des entsprechenden
Dreiecks in der Ebene hat Gauss noch weiter
als in dem erwähnten Satze geführt. Er hat
auch die Glieder vierter Ordnung abgeleitet,
aber sie nur durch die Coefficienten in der Rei¬
henentwickelung für eine Function dargestellt,
welche selbst erst durch den allgemeinen Aus¬
druck von besonderer Form für das Längenele¬
ment in der Fläche bestimmt wird.
Diese Entwickelung hat Herr Han s en in sei¬
nen ‘Geodätischen Untersuchungen (Leipzig 1865)
wieder aufgenommen auch die Glieder fünfter
Ordnung dargestellt und zwar durch Differen¬
tial-Ausdrücke, die unmittelbar aus der Gleichung
der Fläche abgeleitet werden.
Wegen des rein theoretischen Interesses des
Lehrsatzes und wegen der besondern Brauchbar¬
keit, die er für die Berechnung der Gestalt der
Erde aus sehr weit über die Oberfläche dersel¬
ben sich erstreckenden Messungen bietet, theile
ich hier den von mir auf die Berücksichtigung
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der Glieder vierter Ordnung erweiterten G a u s si¬
echen Fundamentalsatz mit.
Sind
a^hyC die Längen der kürzesten ein Dreieck
einschliessenden Linien in einer stetig
gekrümmten Fläche
J-, jB, G die drei den entsprechend bezeichneten
Seiten gegenüberliegenden Winkel
a, tf, Y ciiö Maasse der Flächenkrümmungen in
den drei Eckpunkten
«1, 6i, Yi die Maasse der Flächenkrümmungen
in den Halbirungspunkten der drei
Seiten
der Inhalt des Dreiecks auf der krum¬
men Fläche.
die den geradlinigen Seiten von den
Längen a,h^c eines ebenen Dreiecks
gegenüberliegenden Winkel
(T* die Fläche dieses ebenen Dreiecks also
nach Gauss :
■^ = 1 + rzö « ( + 266 + 2cc)
+ ^ hh 2cc)
TW y “I"
so ist, wenn man zur Abkürzung
31 = _ 8ai + 46' + 4y
33 = + 4a — 86'i 4-
ß = -(-■ — 8/1
setzt:
A —A* = ^(f{2a-}-6+Y
— To ”1“ "i" “1“ ( — 2a(i -f- 66 -|- cc] |
B — JB* — (S \a 26 Y
- iV (2 31 + ö + 2ß) + ^6'6' (+ aa - 266 + cc) j
C — C* = a ja -|- 6' -(- 2/
- 1^(231 + 233 + ß) + i^YY (+ a« + - 2cc) j .
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392
Zum Gedächniss von
Jan van der Hoeven.
von Wiih. Keferstein.
Viel seltener, wie in ihren andern Zweigen
treten uns in den beschreibenden Naturwissen¬
schaften jene beglückten Forscher entgegen,
welche durch neue Felder eröffnende und rasch
in ihrer Wichtigkeit erkannte Entdeckungen
die Augen aller Welt auf sich lenken; um so
häufiger aber begegnen wir in ihren Bahnen
den still und stetig wirkenden Arbeitern, welche
im unverdrossenen Fleiss auf vorgezeichneten
Wegen die Schätze ihrer Wissenschaft beständig
vermehren und sie in der besten und leichtesten
Form auf ihre Schüler übertragen.
Einer solcher stillen Forscher war der am
10. März 1868 verstorbene Professor der Zoo¬
logie und vergleichenden Anatomie an der Uni¬
versität Leiden Jan van der Hoeven, seit
1860 correspondirendes Mitglied unserer Socie-
tät. Sein Leben ist ruhig und ohne besondere
Ereignisse in gewissenhafter Arbeit dahingeflos¬
sen, seine Werke aber und sein Wirken werden
sein Andenken in der Wissenschaft lebendig
erhalten.
Jan van der Hoeven*) wurde am 9. Fe¬
bruar 1801 zu Rotterdam als der jüngste von
vier Brüdern geboren, von denen ausser ihm noch
zwei Cornelis Pruys als Mediciner und Abrä-
*) Bei den folgenden Bemerkungen über das Leben
van der Hoeven’s konnte ich ausser gütigen Mitthei¬
lungen seines Sohnes, pract. Arztes in Rotterdam, be¬
nutzen den Levensberigt von Harting im Jaarboek der
Akademie in Amsterdam 1868 und den Necrolbg von
Salverda in der Nederlandsch Tijdsohrift voor Gnees-
kunde 1866.
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ham des Amorie als Theologe in der Wis¬
senschaft sich auszeichneten. Schon in seinem
zweiten Jahre verlor van der Hoeven seinen
Vater, erhielt aber neun Jahre alt in D r. P r u y s
practischem Arzt in Rotterdam einen sorgsamen
Stiefvater. In seinem Jünglingsalter beschloss
man ihn Chirurg werden zu lassen und that
ihn, da damals in Holland noch das Wesen der
zünftigen Chirurgen in Blüthe stand, zu einem
alten Practicus in die Lehre. Aber die ihm
hier gebotene Beschäftigung konnte seinen kräf¬
tigen und strebsamen Geist in keiner Weise be¬
friedigen und er erlangte, da er niemals eine
höhere Schule besucht hatte, die Erlaubniss,
Privatunterricht in der lateinischen Sprache zu
nehmen, um später die Universität besuchen
und sich der medicinischen Wissenschaft wid¬
men zu können.
Nach solcher mangelhaften , nur anderthalb
Jahr dauernden, Vorbereitung begann er be¬
reits 1819 in Leiden seine Studien, brachte
aber, wie es oft zu geschehen pflegt, viel
mehr Lust zu den classischen Wissenschaf¬
ten mit, als meistens die normal auf den Gym¬
nasien ausgebildeten Jünglinge zeigen. Van
der Hoeven lernte vorzügliches Latein, das
er in Wort und Schrift beherrschte, lernte spä¬
ter noch Griechisch und hatte solche Freude an
den alten namentlich lateinischen Schriftstel¬
lern, dass er sie bis in sein Alter las und zu¬
weilen mit ihren Aussprüchen seine Schriften
schmückte. Lange Zeit hat van der Hoeven
später seine Vorlesungen in lateinischer Sprache
gehalten und vielleicht mit zu grosser Vorliebe
für sie sein letztes grösseres Werk noch in der¬
selben geschrieben.
In Leiden warf sich van der Hoeven zu-
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394
nächst auf die Naturwissenschaften , in deren
organischen Zweigen er aber wesentlich nur den
Unterricht bei S and i fort in der Anatomie
und Physiologie gemessen konnte , indem der
Lehrstuhl der Naturgeschichte nach Brug-
man’s Tode (1819) unbesetzt blieb, bis ihn nach
seiner Rückkehr aus Indien unser Landsmann
Reiuwardt 1822einnähm.
Van der Hoeven war demnach hauptsäch¬
lich auf Privatstudien angewiesen, widmete sich
ihnen aber und besonders der Zoologie und ver¬
gleichenden Anatomie mit solchem Eifer und
Erfolg, dass er seine ausgezeichneten Fähigkei¬
ten sehr früh durch drei Preisschriften erweisen
konnte. So gewann er schon 1820 in Gent den
Preis bei der Frage nach dem Werth der ver¬
gleichenden Anatomie bei der Eintheilung des
Thierreichs , 1821 ferner in Utrecht bei der
Frage nach dem Bau und der Physiologie des
Gehörorgans und erhielt endlich 1822 bei der
Frage nach der Lehre von den Endursachen
und deren Anwendung in der Zoologie eine Me¬
daille von der Utrecht’schen Gesellschaft der
Wissenschaften. Sein Stiefvater, welcher nur
durch diese Auszeichnungen mit seinem Studium
der Naturwissenschaften hatte ausgesöhnt wer¬
den können, gestattete ihm nun auch den Doc-
torgrad der Philosophie zu erwerben, was van
der Hoeven 1822 mit seiner noch jezt ge¬
schätzten Dissertation de sceleto Piscium in Lei¬
den ausführte.
Um diese Zeit hatte Reinwardt seinen
Lehrstuhl der Naturgeschichte und Chemie in
Leiden eingenommen und wirkte, wenn er auch
keine zoologischen Vorträge hielt, doch viel¬
fach anregend auf unsern van der Hoeven.
Besonders ermuthigte er ihn, sich besonders
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auf die Zoologie zu werfen und eröflfnete ihm,
dessen Talente schon so klar zu Tage lagen,
die Aussicht, später eine eigene Professur in
Leiden zu erhalten. Van der Hoeven ging
daher, nachdem er 1824 als Doctor der Medicin
promovirt hatte, auf ein halbes Jahr nach Pa¬
ris, wo er den grossen Geist C u v i e r ’s auf sich
wirken liess und durch Strauss-Dürkheim
in die practische Insectenanatomie eingeführt
wurde.
Seine Aussichten in Leiden verwirklichten
sich aber nicht so schnell und van der Hoe¬
ven musste noch anderthalb Jahr als practi-
scher Arzt in seiner Vaterstadt Rotterdam zu¬
bringen, ehe er 1826 zum ausserordentlichen
Professor der Zoologie in Leiden ernannt wurde.
Hier hat er nun, 1835 zum ordentlichen Pro¬
fessor befördert, bis an seinen Tod zweiundvier¬
zig Jahre als Lehrer und Forscher in ununter¬
brochener segensreichen Thätigkeit gewirkt. In
seiner Antrittsrede führt er aus wie die Liebe
zur' Wahrheit eine der Haupteigenschaften des
Naturforschers sein muss: im Leben und der
Wissenschaft ist er diesem Grundsatz treu ge¬
blieben.
Früh , in mancher Beziehung vielleicht zu
früh, unternahm es van der Hoeven den gan¬
zen Inhalt seiner Wissenschaft in einem Hand¬
buche darzustellen. Schon 1827 erschien das
erste Heft seines Handboek der Dierkunde, des¬
sen letztes Heft 1833 vollendet wurde. Wie er
aber einen wesentlichen Theil seiner Zeit und
seiner ausdauernden Arbeitskraft diesem Werke
widmete, verdankt van der Hoeven ihm auch
einen grossen, vielleicht den grössten Theil, sei¬
nes allgemein verbreiteten Rufes. Von diesem Hand¬
buche kam 1849-55 eine völlig umgearbeitete Auf-
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läge heraus und der Werth dieses Werkes geht
schon daraus hervor, dass in Deutschland zwei
IJebersetzungen desselben unternommen wurden,
von denen die eine (von Moleschott) zwar
mit der zweiten Lieferung abgebrochen, die an¬
dere (von F. Schlegel und Leuckart) aber
unser beliebtestes wissenschaftliches Lehrbuch
der Zoologie geworden ist. Leuckart gab
1856 einen Band wichtiger Nachträge zu dem
ersten Theile dieses Buches heraus, die durch
van der Hoeven’s Sohn ins Holländische
übersetzt und auch 1859 einer dritten Titelauf¬
lage des Werkes beigegeben wurden. Eine eng¬
lische Uebersetzung desselben (von W. Clark)
erschien 1856—58, im zweiiten die Wirbelthiere
enthaltenden Theile vielfach durch Zusätze von
van der Hoeven selbst verbessert.
W esentlich auf den Schultern C u v i e r ’s
stehend stellt van der Hoeven in diesem gro¬
ssen Werke das ganze Thier.reich in seinen haupt¬
sächlichen Zügen dar und zeigt sich dabei in
der Beherrschung des ungeheuren Stoffes in sei¬
ner ganzen Grösse. In allen Zweigen der Zoo¬
logie, abgerechnet vielleicht den mikroskopi¬
schen, urtheilt darin der Verfasser nach eigener
selbständiger Untersuchung und Anschauung
und beherrscht, was nach ihm kaum noch vor¬
kommt, wie früher Ouken, in gleicher und
ausreichender Weise das ganze Gebiet, die Glie-
derthiere und die Mollusken, die Vögel und die
Säugethiere.
Aber nicht allein in der Bewältigung des
unendlichen Stoffes liegt der Werth dieses Wer¬
kes, sondern es sind die ausführlichen anato¬
misch-physiologischen Einleitungen zu den ein¬
zelnen Thierklassen und die eingefügten sorg¬
fältigen Nachweise der wichtigsten Literatur^
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welche ihm seine tief anregende und nachhal¬
tige Bedeutung geben. In beiden Beziehungen
ist das Werk, und das will bei der grossartigen
Concurrenz in dieser in allen Cultursprachen be¬
handelten Wissenschaft viel sagen, bis heute
noch nicht übertroflFen.
Durch jene klar und eingehend geschriebe¬
nen Einleitungen hat van der Hoeven na¬
mentlich auf die jugendlichen Forscher in nicht
genug auzuerkennenden Weise anregend gewirkt
und hat darin wie es besonders seine Absicht
war dem angehenden Mediciner eine Fülle von
Kenntnissen vor die Augen geführt, welche auch
für sein specielles Studium von entscheidender
Bedeutung sind. Aber ganz ohne Einseitigkeit
wird van der Hoeven in den speciellen Thei-
len seines Werkes der systematischen Zoologie
völlig gerecht. Hier charakterisirt er die we¬
sentlichen Gattungen genau und zwar in seiner
geliebten lateinischen Sprache, fügt die nächst
verwandten Gattungen wenigstens mit ihren
Namen hinzu und erwähnt die wichtigsten Ar¬
ten nach ihrer Lebensweise, Heimath u. s. w.
üeberall führt er die wesentlichen Schriften
aus der unglaublich zerstreuten Literatur aufs
Genauste an und citirt bei jeder erwähnten Art
womöglich die beste davon vorhandene Abbil¬
dung. Durch diese literarischen Nachweise hat
van der Hoeven seinem Werke auch hei den
ausgebildeteren Zoologen einen nachhaltigen
Werth gesichert, und die grosse darauf verwandte
Mühe, ihm allerdings durch eine unvergleich¬
liche Privatbibliothek sehr erleichtert, hat sich
durch den Erfolg und durch die Dankbarkeit
des Publikums reich gelohnt. Die Liebe zu dem
historischen Theile unserer Wissenschaft, auf
den auch C u v i e r solch hohen W erth legte,
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jst durch die ganze Kichtung dieses Buches
sehr verallgemeinert und an vielen Stellen hat
es die Lust erweckt mit der Kenntniss der
Thatsachen auch die Geschichte dieser Kennt¬
nisse sich einzuprägen und dadurch befähigt
im weiteren Fortschritte mannigfache schon über¬
wundene Irrgänge zu vermeiden und die Ver¬
hältnisse mit kritischer Sicherheit zu beur-
theilen.
Weit über seinen Lehrkreis hinaus hat sich
van der Hoeven durch dies Handbuch aller
Orten dankbare Schüler erworben und um nur
bei berühmt gewordenen Landsleuten stehen zu
bleiben bekennen sich, ohne je seinen mündli¬
chen Unterricht genossen zu haben, Harting
und Bleek er mit Vorliebe als seine Schüler.
Wie van der Hoeven seine wissenschaft¬
liche Laufbahn mit seinem grossen Handbuche
begann, hat er am Schlüsse derselben 1864 noch
ein ähnliches umfassendes Werk geliefert, seine
Philosophia zoologica, welches dem ersteren in
mancher Beziehung eine Ergänzung ist. Er lie¬
fert hierin eine Uebersicht der Thieranatomie
nach den Organsystemen geordnet, eine allge¬
meine Embryologie der Thiere, eine systema¬
tische Uebersicht derselben und der dabei an¬
zuwendenden Grundsätze und endlich eine Thier¬
geographie. Eine allgemeine Embryologie war
seit V. Carus’ Morphologie nicht wieder
versucht worden und eine Thiergeographie fand
sich überhaupt noch in keinem Hand buche dar¬
gestellt: hierin und in den sorgfältigen Litera¬
turnachweisen liegt der bleibende Werth dieses
Werkes. Viel würde van der Hoeven den¬
selben noch erhöht haben, wenn er wie er an¬
fangs beabsichtigte, noch eine Geschichte der
Zoologie hinzugefügt hätte, zu deren Darstel-
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399
lung Niemand so wie er die Befähigung besass
und die , seit Cuvier nicht wieder bearbeitet
war. Leider hat van der Hoeven dieses
Werk in lateinischer Sprache abgefasst und da¬
durch einer allgemeineren Verbreitung dessel¬
ben grosse Hindernisse in den Weg gelegt. Eine
italiänische Uebersetzung (von L es so na) ist
davon 1866 — 68 herausgekommen.
Weit aber würde man fehlen, wenn man
die Kraft van der Hoeven’s in diesen Hand¬
büchern und in seiner Lehrthätigkeit , die sich
ausser auf Zoologie und vergleichende Anato¬
mie, zu Anfang auch auf Pharmacologie, später
auch auf Anthropologie und Geologie erstreckte,
erschöpft wähnte. Durch eine grosse Reihe von
monographischen Arbeiten hat er den Bereich
seiner Wissenschaft auch direckt vergrössert.
Wie es aber erwähnt werden kann, dass van
der Hoeven in seiner Lehrthätigkeit eine Zeit¬
lang durch Concurrenz mit van Breda, der
nach der Lostreiinung Belgiens von Gent nach
Leiden übersiedelte, eingeschränkt wurde, so er¬
fordert es die Gerechtigkeit bei der Beurthei-
lung seiner zoologischen Untersuchungen die
Aufmerksamkeit darauf zu lenken , dass ihm
kein Institut, kein Museum dabei Vorschub lei¬
stete und er fast stets allein auf seine privaten
Mittel angewiesen blieb.. Um so ruhmvoller ist
es, dass mit seinem Namen eine Reihe von Un¬
tersuchungen verbunden sind, welche in wesent¬
lichen Puncten die Wissenschaft gefördert ha¬
ben. Wie in seinen Vorlesungen kam ihm bei
der Mittheilung seiner Befunde sein ausgezeich¬
netes Zeichentalent sehr zu statten.
So verdankt die Zoologie van der Hoeven
eine Darstellung des Farbenwechsels des Cha-
maeleons, eine treffliche Monographie von Li-
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400
mulus, eine Abhandlung über die Lemnrid^n
u. s. w. Zuerst wies van der Hoeven dein
japanischen Riesensalamander seinen richtigen
Platz bei Menopoma unter den Proteiden an niid
beschrieb das bis dahin unbekannte so merk¬
würdige Abweichungen zeigende männliche Thier
von Nautilus pompilius. Früh begann er sich
mit Anthropologie zu beschäftigen, lieferte viele
wichtige Beiträge zu dieser Wissenschaft und
brachte eine private Schädelsarbmlung zusam-
'mexi von der er schon 1859 171 Stücke aufzäH-
•len konnte. Seine umfassende wissenschaftlische
Thätigkeit findet schon darin einen äusseren
Eindruck, dass man von seiner Hand 26 selb¬
ständig erschienene Werke, 15 Abhandlungen
in den Schriften neun gelehrter Körperschaften
und 83 Aufsätze in 15 Zeitschriften besitzt, die
man alle bei Harting aufgeführt finden kann.
Ausser diesen zahlreichen Publikationen gab
van der Hoeven 1834 — 45 mit dem Botani¬
ker de V riese zwölf Bände der Tijdschrift
voor natuurlijke Geschiedeuis' en Physiologie
heraus und betheidigte sich von 1^57 am bei! der
Redaction der niederländischen entomologis<?hen
Zeitschrift. Als populärer Schriftsteller trat er
mit Beifall im Album der Natuur auf und lie-:
ferte überdies eine Unzahl von Anzeigen und
Besprechungen zoologischer Werke in seiner
Tijdschrift, in der niederländischen Zeitschrift
für Arzneikunde und an andern Orten. Für die
Hebung des medicinischen Studiums und dea
ärztlichen Standes, dem er ja in seiner Jugend
selbst angehörte, trat van der Hoeven zu
wiederholten Malen auf: in einer eigenen Broschüre
fordert er 1842 für die Mediciner ein gründli¬
ches naturwissenschaftliches Vorstudium und be¬
tont in einer anderen 1862 die Nothwendigkeit
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401
ihrer classischen Schulbildung und das Schäd¬
liche von Abstufungen unter den Aerzten mit
verschiedener Berechtigung und theilweise un¬
wissenschaftlicher Ausbildung.
So liefert uns das Leben van der Hoeven’s
das Bild einer bis lui das Ende fori^esetzten un¬
ermüdlichen Thätigkeit, eines ernsten Fleisses
und eines hohen Strebens. Reich ist es an Er¬
folgen, wie sie dem einfachen Forscher und
Lehrer gewährt werden, und auch äussere Eh¬
ren flössen ihm vielfach zu, aber immer stand
ihm vor Augen , dass unser Wissen Stückwerk
bleibt und d^ Leben kurz, die Kunst lang ist.
Beitrag zur Entwickelungsgeschichte
der Tunicaten.
(Vorläufige Mittheilung).
Von Prof. A. Kowalevsky aus Kasan.
L Eniwickelmgsgeschichte der Pgrosoma.
Das reife Ei des Pyrosoma ist in eine Kap¬
sel eingeschlossen und besteht aus einer bedeu¬
tenden Masse Nahrungsdotter und einem Kern,
sammt dem ihn umgebenden Protoplasma. Die
Entwickelung beginnt in Form einer partiellen
Furchung, wobei der Kern und das Protoplasma
in Furchungskngeln zerfallen. Die Theilung in
2 Kugeln ist es mir nicht gelungen zu sehen,
dagegen 4, 8, 16 und mehr Furchungskugeln
habe ich öfters beobachtet. Die Grenze der
Furchungskugeln vom Nahrungsdotter ist sehr
scharf bezeichnet, und es giebt keine solche Fort¬
setzung des Protoplasma der unteren Furchungs-
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402
kugeln wie iban es z. B. bei den C!epliaIöjiodeii‘ '
beobachtet. — Nach der Furchung entstfefetr^
einliaufen von Zellen, welche sich bald lu ^
Blatteirn ordnen — zu einem oberen, aus einttP^
ReihA von Zellen bestehenden und einem uti- -
terezn^ bedeutend dickeren das in einigen Thei^ ^
len, besonders an den Seiten, aus zwei tüid mehr '
Reihen von Zellen zusammengesetzt ist. — Aua '
diesen, zwei primitiven Blättern bildet sich der
ganze Embryo (das von Huxley so genannte
Cyathozooid) , während die vier Ascidiozoöide
Huxley’s sich später als Knospen dieses Oy*-
athozooids entwickeln.
Nachdem der Haufen von Purchungskugeln *
sich in zwei Blätter geordnet hatte, beginnt das'
obere Blatt den Nahrungsdotter zu umwa(?hsen
und das untere sich zu einem Bohre zusämkueh-'
zurollen, wobei seine Ränder ach umbiegön, feiö«*-
ander entgegenwachsen und endlich ztr^amtn^h*^
schmelzen. — Während die Ränder des tfhte- '
ren Blattes sich umbiegen, lösen sich von seinen '
verdickten Stellen mehrere Zellen ab', welche^
zwischen die beiden primitiven Blätter kommen
und obgleich eie keine zusammenhängende Schicht ^
bilden, geben sie doch die Anlage 'bestimmter
Organe (flerzen’s, Muskeln, Blutkörpembeti}.
weshalb wit diese Zellenlage als mittlel^es BlaW
benennen werden. — Das innere Rohr ist
Darmrohr des Cyathozooids, welches einc^eite
ajuf dem Nahrungsdotter ruht, ahdrerseite
mittelbar an das obere Blatt sich anlegt , nfler''
von ihm än mehreren Stellen von den’ Zellen
des mittleren Blattes geschieden Din*
ganze Emblryonalanlage hat Von oben gcisbheb^
die ^orm einer länglich ovalen Scheibe*
vorderem Ende der Scheibe im ättsseitem* BlaJite^
bildeii sich bald zwei syrtönetriech gel^gettö’
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G^Ubcheja,, wejchfe sich immer mehr und mehr
Te^rtiefend, endlich zu Röhren werden die an
b^e^ Seiten des Darmrohres liegen. Die bei¬
den,, durch Einstülpung aus dem äusserem Blatte
gebiideteUf Röhren ziehen sich bis zum hinterem.
Ende des Darmrohres — wir werden diese Roh- '
reu Eloakalröhren nennen. Kaum sind diese '
Röhren Yollständig gebildet, so entsteht sogleich,
aus ( den Zellen des mittleren Blattes, die Anlage
des Perzens des Cyathozooids, anfangs in Formi
einer länglich ovalen Scheibe mit einem langem,
fadenförmigen Fortsatz, welcher sich, auf gleiche
Weise wie die Eloakalröhren bis zum hinterem
Ende des Darmrphres erstreckt. Die Scheibe
selbst liegt über dem Kloakalrohre , also zwi¬
schen diesem Rohre und dem äusserem Blatte,
sein Fortsatz abex befindet sich an der Seite
dee Kloakalrohrs. In dieser Scheibe beobachtet
man etwas später eine Höhle, welche sich auch
bis zum Ende dea .Fortsatzes verfolgen lässt, so
dass das ganze Gebilde die Gestalt eines hohlen
Kolbens mit einem sehr langen hohlem Stiel
hat Ob diese Höhle durch Auseinanderweichen
der Zellen, oder Zusammenrollen der scheiben¬
förmigen Anlage entstanden ist, konnte ich nicht
entach^den. — Das vordere breite Ende ist das
Pericardium des Cyathozooids, in welchem etwas
später sich das eigentliche Herz bildet. Zu glei-
(^r Zeit beobachtet man an beiden Enden des
Pe^ardiums Oefifnungen und das Herz beginnt
zUiipnlsireUt anfangs ganz unregelmässig, bald
aber sh?h dieselbe Form der Contractionen
^,1 welche wir auch bei anderen Tunicaten be-
qbaphten. Was aus dem hohlen Fortsatze wirdj
hpimte ich nicht herausbringen. — Endlich er^
l^H «das Darmrobr an seinem vorderem Ende
eine QefPnung nach aussen und damit ist der
35*
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404
Cyathozooid gebildet. Es ist ein Indiyiduum
welches alle Organe, die zum Leben dessdbeii
noth wendig sind besitzt: es hat ein Darmrohr,
eine mit Nahmngsdotter erfüllte Leibeshöbte
und ein Herz. — Aus dieser ersten, nnmittel-’
hart ans dem Ei sich entwickelnden Generatibny
entstehen durch Knospung die vier Ascidiö*^
zoaide von Huxley, welche nun die Anlage
der künftigen Kolonie geben. Die aus dem Ei
sich unmittelbar entwickelnde Generation ist
geschlechtslos, die durch Knospung aus ihr ent-,
standenen Ascidiozooide haben nur die Anlagen
der Geschlechtsorgane, welche nun in die neuen,
durch Knospung aus dem ersten Ascidioide sich
entwickelnde Individuen übergehn. —
Was die Entwickelung der ersten Ascidio¬
zooide anbelangt, so beobachten wir dass am
hinterem Ende des Cyathozooids sich ein kleiner
Vorsprung des äusseren Blattes bildet, in wel-’
eben das hintere Ende des Qarmrohres tind die
beiden Kloakalröhren sich forteetzen, dieser Vor¬
sprung wächst immer mehr und mehr aus und'
nachdem er eine bedeutende Länge erhalten hat,
sieht man dass er durch Einschnürungen in vier
Segmente sich theilt. Aus jedem von diesen
Segmenten entsteht ein Pyrosomenindividuum.
Jedes Segment besteht aus dem äusserem Blatte,
ans dem Darmrohre, zweien Kloakalröhren und
den einzelnen Zellen des mittleren Blattes, Welche
zwischen den genannten Gebilden liegen. Aus
dem innerem oder primitiven Darmrohre ^nt- "
wickelt sich der Lumen des Kiemensackes, wotaei
die Kiemenspalten jederseits, durch VerSchtnel-
tzung der Darmwandungen und der Wähdüii-
gen der Kloakalröhren entstehen. Der eigent¬
liche Darmkanal bildet sich aus demselben in-* ^
nerem Rohre und zwar an seinem hinterem un- '
’ /
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405
tevem Eade, anfangs in Form eines omfack aus*-
gestülpten Rohres, welches sich bald in die ^in^*
zelnen Darmabtheilungen diflferencitt. Die
obere Partie des Darmrohres jedes Segmentes
bildet eine doppelte Falte aus welcher der En«*
dostyl sich entwickelt. Die ersten Spuren des
Nervensystems fand ich nur in einzelnen Seg-
inenten und hier hatten sie immer die Form ei-
i^er hohlen Platte, dessen Höhlung mit der Kie¬
menhöhle unmittelbar communicirte. Diese hohlen.
Platten bestehen anfangs aus einer Reihe von
Zellen und bilden die eigentliche Anlage der
Nervenganglien. Bei weiterer Entwickelung
wird die centrale Höhle der Nervenplatte volh-
st^^dig ausgefüllt, theils von sehr kleinen Zel¬
len, theils von feinen Fibrillen die an die von
Leydig ^ genannte Punctsubstanz erinnenik^-^
Das Herz bildet sich aus den Zellen des mittle¬
ren. Blattes, anfangs entsteht das Fericardium
und später das eigentliche Herz; in der letzten
Zeit meiner Untersuchung, wurde es mir sehr
wahrscheinlich, dass das Pericardium jedes Asei-
diozooids aus demjenigen Bohre sich bildet,
welches von der Herzenanlage des Cyathozooids^
in die knospenden Segmente zieht.
Die Lage Veränderungen der Ascidiozooids öoi
w^e ihre weitere Ausbildung ist von Huxley *
ge^au geschildert und über die Einzelheiten die
hin^uzufigen sind werde ich bei der künftigen
vpUständgen Beschreibung sprechen.
, Was Knospung der einzelnen Pyrosomen-
indiyidjuen anbelangt so geht dieselbe auf die
nämlip^e Weise vor sich, wie es Huxley be¬
schreibt, muss nur hinzugesetzt werden,
dass bereits bai der ersten Bildung der Knospe
schpn pin länglicW Strang existirt, welcher die
Anlage des Nervensystems darstellt. Weiter,^
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4Ö6
wemi, es schoi^ zwei Knospen giebt| Hat öiöfe aer
Strang zui?a Bohre umgebildet, welches dek‘ bei"
4)01^ ^bmospen gemeinschaftlich ist. Bei
,, |t§^:fen Artbildung der vorderen Knospe theilt dch
, yp^i dem allgemeinem Nervenrohre ein hohles
j^egfuent ab und bildet die Anlage des Nerven-
,, Systems der Knospe; etwas später commuhiinrt
,, schon die Höhlung des Nervensystems derKnöiipe
..ipit der Kiemenhohle. Bei der definitiven AhsK
bUdung des Nervensystems wird die Höhle des¬
selben ausgefiillt. Jede Knospe besitzt schon
ein Ei, welches von dem Mutterthiere abstammt.
Wenn wir den hier Bflätgetheilten jVermeh-
. magsmpdus der Pjrosoipen mit der Entwicke-
, Igpg anderer Tnnicaten vergleichen, so finden
, ^ wir die grösste Analogie mit der Entwickelung
^ ;des ; Dpliolum. — Beim letzten entwickelt
, .tsich aus dem Ei auch em geschlechtslose^ Ipdi-
, i Vidnami welches auf einem centralen Keimstpcke
i. jCnpspen treibt, die ihrerseite einen dors^en
Kehnstock entwickeln , auf welchen^ sich nun
die Geschlechtsthiere bilden; doch gehört auch
, hiey die erste Anlage der Geschlechteorgane der
. Knospe nicht der Knospe selbst, sondern dem
Mutterthiere an , da man bei der ersten ^^dlage
der Knospe, auf dem dorsalem Keimstocke des
PpliolufliSj, schon ein Ei findet. — Es ehts^»ht
^ n-wx die Frage ob die Knospen des Cyathözbpids
d^e Pyrosomen als dorsale oder ventrale^' ähge-
, sehen werden müssen. Darüber kann viell^cht
^ die Page des Herzens entscheiden uiid' dk nun
4ae Kerz ü b e r und hinter den fehpspetr jßegt
^ so können wir sie als ventrale anseheh^a aes-
helb mit einem gewissen Grunde die KÜöipen
des Cyathpzooids mit dem ventralen Keimäfocke
des Doliolums analog halten. — Üeber die Ent¬
wickelung des DoUolum, ebenso aus dem Er wie
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407
4io Knospung, besitze ich mehrere ^ob-
^l^tupgen^ aber da ich sie noch nicht völfetfo-
' l^ .zasanunenstel^^ kann so lege ich sie einst*
weilen bei Seite und möchte nur hier et^ähhen
idhss die Knospen auf dem dorsalen Keini^cfke
des Doliolnm so vollständig mit den Knöspen
der Pyrosoma iibereinstimmen , dass die Zeich¬
nungen derselben sich nur durch ihre Grosse
unt^scheiden, indem die Lagerung der einzelnen
'theile so wie ihre relative Grösse bei den Knös¬
pen des Doliolum und Pyrosoma ganz dieselben
, sin*ä-
n. Entwiekelmgigesckichte der Salpen.
Die Furchung des Eies habe ich bei S. nuirima,
, S. democratica und S. scutigera beobachtet.
, Bei S. democratica ist sie besonders leicht zu
verfolgen und beginnt mit der VerküriTung des
Eileiters, wobei die Theilung des Kernes der
Theilung des ganzen Eies immer vorhergeht.
Nachdem das Ei in seine definitive Lage gClwgt
ist, wird es von der epithelialen Kapsel der Sie¬
menhöhle umwachsen und es wird jetzt in den
, unmittelbar folgenden Stadien der Entwickelpng
sehr schwer sein zu unterscheiden, was cigen^
lieh dem Ei und was der Kapsel angehörtt —
Viel bequemer ist die Beobachtung bei Sälpa
^ , s, c u t i g o.r a-c o nf e d e r a t a, deren l^twickelung
, hauptsächlich die folgenden Angaben ehtnonitaen
. SUid. Nach der Furchung bildet sich ein Hau-
/von Zellen, in welcher man keine Difieren-
./Qiij^uig antrifft, weiter beobachtet maj^ in der
fjiLtte des Haufens eine kleine Hohle von eini-
. jgen jReihen von Zellen umgeben und noch wei-
, I ‘jt^r h?^det man sehr oft ein Stadium Welches
nnn ^nauer beschreiben , werden. In
^swi hat die Embryonalanla^^ die Form öines
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408
etwas oyalen Körpers^ dessen äassere B^eckidi<t^ *
gen aus einer Beihe von Zellen bestehen, dessen *
centrale Höhle von einer Reihe von Zellen um- h
geben ist; (die Schicht von Zellen welche die
äusseren Bedeckungen bildet werden wir äussei« ' I
res Blatt, die Zellen welche die innere Höhle •
umgeben inneres oder unteres Blatt nennen) .
zwischen diesen zwei Zellenröhren oder Blättern
findet man eine Beihe von Zellen (mittleres
Blatt), welche nach oben in Form von drei Zel¬
lenhaufen auftreten. Der vordere Haufen stellt v
die Anlage des Nervensystems vor, der zwmfc© -
die Anlage der Kloake und der dritte, hintere^
die Anlage des Eleoblastes dar. — Bald naeh
der Bildung dieser drei Haufen, treten noch *
zwei andere auf, von denen einer am meisten' u
nach hinten gelegene die Anlage eines Organes
darstellt, welches nur bei den Kettensalpen seine i
vollständige Entwickelung erreicht; der andere
etwas seitlich gelegene Haufen giebt die Anlage i
des Pericardiums ab. — Die centrale Höhle i
kann als primitive Darmsystemanlage gedeutet
.werden, weil aus derselben die Kiemenhöhle, der :
eigentliche Darmkanal und die innere Höhle der
Placenta abstammt; wir werden diese centrale
Höhle »primitive Darmhöhle« neunem Das ;
unmittelbar darauf folgende Entwickelungssta- ^
dium besteht in der Einschnürung der länghcfe ^
ovalen Embryonalanlage, wobei sie iil t2we(i;[i
Theile zerfällt, einen unteren und einen ob^imit;
in die Zusammensetzung des unteren The(ilsrgelib>l»
die ganze untere HälBe der Emln*yonalanlagnr>
über und besteht aus dem äusserem Blatte, Zeh :
len des mittleren Blattes und der ganzen Hälfte
des primitiven Darmes oder dem unteren^ Blatte. . >
Der obere Theil besteht aus denselbm Eleimeii- ’
ten, nur ist dort eine Partie der Zellen des ,
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409
mittkuen Blatfies schon in mehrere Haufen
renzirt. : — Die untere Hälfte der so geiheilten
allgemeinen Embryonalanlage wird zur rlaeentu
die« obere zu dem eigentlichen Embryo.
Da« Wachsthum der Placenta geht anfangs
schneller als das des eigentlichen Embryo selbst '
vor sich, sie wird concav und es lagern sich in ^
der CJoncavität, welche gegen die Leibeshöhle
des Mutterthieres gewendet ist, Fettkörperchen
abf wie sie schon von C. Vogt beschrieben
worden sind. Die Zellen welche in die Zusam*
mensetzung der Placenta eingehen, bleiben in
embryonalem Zustande und werden auch sehr
fettreich aber sie bilden nicht den sogenannten
Feitkörper der Placenta. Die Zellen des mitt*
leren Blattes der Placenta bilden sich zu Blut«
körperchen um. — Was die Bestimmung der
Placenta anbelangt, so dient sie auch hier, wie
überall, zum Vermittler zwischen Mutter und
Frucht und ihre innere Höhle (aus der Theilung
des Primitivdarmes abstammend) und deren Wan¬
dungen stehen in unmittelbarer Verbindung mit
der Eiemenhöhle und den Eiemenwandungen '
des* Embryo, fast bis zur vollständigen Reife des *
letBterem Bei der Geburt der Salpe wird die
Placenta entweder von dem Jungen mitgenom¬
men und bleibt in dem äusseren Mantel dessel¬
ben stecken (Salpa maxima, demooratica), oder
deor ^Embryo löst sich von der Placenta los (S.
scntigera-confederata). Anfangs ist die Theilung
den primitiven Embryonalanlage dnreh eine cir-
culäre Rinne angedeutet , allmählig wird aber
mit der weiteren Entwickelung der beiden Theile,
die fBinbe «immer tiefer und tiefer bis sich end¬
lich dk beiden Gebilde vollständig von einander
trennexiw Es ist liervorzuheben dass zwischen
der Leibeshohle des Mutterthieres und der Höhle
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410
4er Plaoenta keine directe Caminank;9.jbion.>^i*
etirt wie es von Einigen angegeben ist. — Pie
> weitere Entwickelung des Embryo selbst besteht
in der Umbildung der schon beschriebenen j^pl-
lenhaufen zu bestimmten Organen. Die e^te
Veränderung, welche man beobachtet ist das 4^^"
> treten einer Höhle in dem zweiten Zellenhau^pn.
Der Haufen wird zur Blase und ist die Cloa-
kalblase oder -höhle; darauf kommt allmählig
eine Höhle auch in dem vorderen Haufen zum
Vorschein, welche auch auf dieselbe Weise zur
, Blase wird; diese letzte Blase zieht sich anfangs
etwas in die Länge und schnürt sich dann durch
zwei circulare Rinnen zu drei Blasen ab, welche
alle mit einander communiciren. Diese cbei
mit einander cnmmunicirenden Blasen sind das
eigentliche primitive Nervensystem der Salden;
diese drei Blasen sind besonders scharf bei S.
scutigera-confederata ausgesprochen und sind
anfangs von gleicher Grösse, später aber ör^ei-
tert sich die mittlere etwas mehr und die Höiile
der vorderen tritt in Verbindung mit der Kier
menböhle. Bei weiterer Entwickelung drängen
sich die Nervenblasen immer mehr und mehr
gegeneinander, wobei die vordere Blase . nach
<obw zu liegen kommt und zu gleicher Zeit
werden * die inneren Höhlen derselben allmählich
von Zellen und Functsubstanz ausgefüllt. N^h-
dem die vordere Blase nach oben zu liegen ge-
koiiunen ist, entwickeln sich aus den o,Wen
Zellen derselben das sogenannte Auge der pel-
’ pen; 4ie hktwickelung besteht anfangs in ein-
&cher Ablagerung des Pigments in den . pyeri-
phaiisidien Partien der Zellen; weiter heben
sich allmählig die pigmentischen Zellen .mehr
und inehr von anderen Zellen des Ganglique ab
und bilden endlich das bedeutend ebgesclmürte
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411
‘ ider ’ Salpen. — Die Capsel welche das
"‘^Nervens;^stem ningiebt bildet sich aus den Zel-
’ dei mittleten Blattes, es lagern sich '^esel-
bhn Mhenförmig und schmelzen bald m einer
^Membrän zusammen. Die drei NervenWaSen
nehmen in ihrer grössten Entwickelung zwei
Drittel der ganzen Länge des Embryo ein^ spä¬
ter aber wird dies Verhältniss bekanntlich ganz
anders und das Nervenganglion stellt sich nur
als ein kleines Pünktchen auf der halbfusslan-
gen Salpe dar.
. . Im dritten Zellenhaufen, welcher etwas seitlich
liejgt und die Anlage des Herzens darstellt,
bildet sich anfangs auch eine Höhle und in dieser
Perm ist es gleichsam als Pericardium anzusehen;
, lyas aber das eigentliche Herz anbetrifift, so
scheiui es durch Spaltung der Pericardialwan-
dungen zu entstehen. — Während der Ausbil¬
dung dieser Organe entwickelt sich auch der
Darmkanal, welcher als einfache Ausstülpung
der primitiven inneren Blase anzusehen ist.
Bei dem Embryo, bei welchem noch' keine
Höhle in der Kloakenanlage existirt, findet man
hinterem Ende zwei Zellenhaufen: der eine
tanz am hinteren Ende gelegene, liefert den
Ile oblast, der andere Zellenhatifen, der un-
’ mittelbar unter dem Eleoblast liegt ist ein
‘ Organ, welches dem künftigen Eeimstocke
' ähgehört und welches bald die Form eines Rohres
‘ änhimm^ und den Eierstock des KetienSalpen
’ 'bildet. Schliesslich haben wir noch zu jer-
Wähnen, dass die Keime sich an der Stelle bfiden
^ wö fie Wendungen der Kloake und der CentraJ-
' blase zusannhentreten und dass der äussere
’ Mantel erst dann erscheint, wenn schon alle
andere Organe bedeutend au^bUdet sind und
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412
dass er m gleicher Zeit von der Placenta so
wie vom Embryo selbst abgeschieden wird.
Die Knospung der Salpen Wurde von
mir auch untersucht, und um diesen Vorgang
klarer darzustellen , wollen wir mit der Entwi¬
ckelung des Keimstocks beginnen. Kaum hat
sieh die primitive Embryonalanlage in den eigent-
liehem Embryo und Placenta getheilt, so be-
noerkt man am unterem hinterem Bande, in der
Mitte zwischen der Placenta und dem Eleoblast,
ganz am hinterem Ende der Anlage des Endostyls,
eine kleine Ausstülpung der Wandungen der
Kiemenhöhle, welche ganz festgedrückt an den
schon erwähnten Haufen von Zellen (der em¬
bryonale Eierstock) liegt. — Diese Ausstülpung
der Darmwandungen und der Haufen von Zellen
sind die ersten Organe des Keimstocks, zu
welchen bald noch zwei Röhren — Kloakal-
röhren — hinzutreten. Diese letzteren sind
anfangs die hintersten und untersten Enden der
Kloake des Embryo, welche hier, bis zur Stelle,
wo sich der Keimstock bildet , sich fortsetzen.
Darauf beginnt der Keimstock auszuwächsen
und erhebt sich in Form einer kleinen Masse,
welche nun aüs folgenden Theilen besteht: 1)
der äusseren Haut (Fortsetzung der Haut des
Embryo), 2) dem Darmrohre (Fortsetzung des
Darmes des Embryo), 3) den zwei Kloakalröhren
(den Fortsetzungen der beiden hinteren Enden
der Kloake des Embryo und 4) einem Haüfen
von Zellen, welcher sich allmählig in die Lange
zieht, die Form eines Stranges annimmt und
weiter durch Ausbildung einer Höhle zn einem
Rohre wird. Zu diesen vier Röhren gesellt sich)
bald noch ein Rohr, welches in der Mitte zwischen
den beiden Kloakalröhren und ganz entgegen¬
gesetzt wie die Eierstocksrohre, dem Darmrohre
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413
dicht anliegt — dies ist das N^venrohn
Das Nervenrohr entsteht aus den Zellen de«
mittleren Blattes, anfangs in Form eines festen
Stranges, welcher bald durch Bildung einer
Höhle zu einer Röhre wird. - Der so
bildete Keimstock in welchem auf diese Art die
Anlage fast aller Organe sich befanden, (welche^
fast alle, aus den entsprechenden Organen des’
Mutterthiers abstammen) wächst nun schnell in
die Länge, der Zusammenhang der Eloakalröhren
des Keirastocks mit der Kloake der Mutter gebt
verloren und bald beobachtet man am vorderem
Ende desselben das Auftreten von Ein8elmü-‘
rungen, welche schon die einzelnen Kettensalpen
andeuten.
Wenn wir nun einen Blick darauf werfen,
was bei der Knospn^ der Pyroso;nen vorsich-
geht und die erste ßiospe der Pyrosome mit
dem kleinen Keimstocke der Salpen vergleichen,
so finden wir zwischen beiden die vollständigste
Analogie, nur mit dem Unterschiede, dass bei
den Pyrosomen das Ei schon in dem Mutter-
thiere sich entwickelt hat, wogegen wir bei den
Salpen ein Rohr haben, welches die Eierstock-
cäpseln an die einzelnen Kettensalpen liefert. —
Was jetzt die Entwickelung der einzelnen Salpen
anbelangt, so beginnt sie durch das Zerfallen
des anfangs glatten Keimstocks in eine Reihe
von Segmenten oder Ringen und aus jedem von
diesen Segmenten entwickelt sich eine Salpe,
wobei das eine Individuum nach einer , das fol¬
gende nach der entgegengesetzten Seite sich
verschiebt und es entsteht auf diese Weise die
bekannte Lagerung der Salpen in der Kette. —
Was die Ausbildung der einzelnen Organe an¬
betrifft, so erwähne ich nur, dass die beiden
Kloakalröhren zusammenschmelzen und auf diese
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. 414^
Wei80 «ifi« Kloake bildenv dass, die
welche? TOB dem Nervenrohre durch Theflui^r>
ahsiaimmeii^ sich auch m drei Blaseu-abschuh^en
und kn wesentlichen dieselben Yeräa^rnugeo^U
dnrdiinaehen , wie jene bei dem sich aus dem ^
Eie lentwiekelnden Embryo. — * Die Jdaskeln/
entwickeln sich bei beiden Generationen aus dem v
mittlerem Blatte, welches anfangs die beiden/.
Seiten des Embryos ganz bedeckt nud nur später ^
sich in eine Beihe von Segmenten spaltet , ans ;
welchen nun die Muskelringe sieh entwickeln.] —
Genaiier in die Beschreibung der Entwickelung
der einzelnen Organe einzugehen, währe ohne
Abbildungen sehr wenig verständlich und ich
hoffe bald die vollständige Beschreibung liefern
zu können. ^
Am Schlüsse dieser Mittheilung möohbe ich
mir noch erlauben die allgemeinen Analogien ’
hervorzugeben, welche zwisicheü der Bntwicte-’
lung von Salpa, Pyrosbma und zn '
merken sind. » , »r .ü
Bei den Salpeu entwickelt mih aus dem
Eie eine allgemeine ^^bryorml^^l^g® > welche
in zwei Theile zerfällt ; aus der einen bildet sich
die Placenta, aus der anderen der e^mrtKche
Embryo, welcher einen dorsalen Keimsiöckiroibt^
au^ welchen nun dtie Geschlecbtsindividimniehb*>[
sprossen«'’' -a) dj-rui.
* Bei' PyroBoma entwickelt sich^ anaidettnl
Ei ein sehr wenig ausgebildeter Embryo^^weklheni
dm^ehf Knospung vier Embryonen prpdsKuii, 'i<lfei
nnh -ihrei^seits auf dem dorsalem Eeksistockälviej'/l
Gesehleöbisindividuen entwickeln, r .k tin .i
-B ei Dol i 0 1 u m entwickelt jsioh; jäus>;iletiit>
Ei ein Vollständig ati8gebildeteBlndividnxim, iLiivB
ohne Geschl^htsorgane. I Es 'treibt i (einen >VeiGo(^
t^alen Keimstock auf welchem Sioh^ iliidividflimii
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415
bilieü , ^die doraalen Eeimstoek «r8ei^Q/ >
atm' d^ nun die GesK^hlechtstliiere entstehen^ ^
' \Au6^^ ' dieser Zusammenstellung geM BtdKm ^
deutlich kervor^ dass zwischen der Placenta der
Salp^, dem unvollständig entwickelten Embryo:
vou Pyrosoma und dem freischwimmenden ^ mit ^
ventralem Keimstocke versehenen Doliolum eine -
Analogie existirt, dass wir hier mit einem Worte*
nur verschiedene Stufen eines und desselben
Entwickelungsmodus vor Augen haben.
Triest, 13. September 1868.
lieber g alvanisc he Wieder standsbestim-
mung flüssiger Leiter, insbesondere
über die von Herrn A. Nippoldt im.
hiesigen physikalisch en Institute aus-'
geführte Messung des Widerstandes
der verdünnten Schwefelsäure,
von F. Kohlrausch.
Zuverlässige Widerstandsbestimmungen zern
setzbarer Leiter sind bis jetzt nur in den seiteneu
Fällen ansgeführt worden, in denen man die
durch den Strom an den Elektroden hervorgeT
btaehten chemischen Wirkungen unschädbch
machen^ konnte. Diese Möglichkeit ist auf neu?!
träte LösulBgeu aolcher Salze beschränkt , deren!
Metallel selbig als Elektroden eingeführt werdeni
können. Aber atich unter diesen liegt eine endt;
gültige^ uBeslimmnlng nur für die Lösung des
sehwefeisatireii Ziiikoixyds vor (Beetz, PoggeuH
dui^siAnhalea £d. Iil7. S; 1), die einzige be^^
kairiitetlBlüsriigkeitv in welcher j bei i gewis^enf
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416
Vorsichtsmaassregeln, gar keine Polarisation anf- |
tritt. Für die galvanisch wichtigsten flüssigen
Leiter, die Sänren, sind bis jetzt nur Versuche
vorhanden , welche als Annäherungen gelten
können.
Es gibt indessen einen einfachen Weg, auf
welchem die durch die chemischen Wirkungen
des Stromes verursachten Hindernisse gänzlich
vermieden werden können, und auf dem der
Widerstand eines beliebigen flüssigen Leiters
eben so leicht zu bestimmen sein wird, wie der¬
jenige eines Metalles. Ja es kommt alsdann
auch hier der Vorzug zur Geltung, welcher die
Bestimmung der physikalischen Eigenschaften
von Flüssigkeiten allgemein vor derjenigen der
festen Körper auszeichnet, sie erleichtert und i
ihnen eine grössere Bedeutung verleiht, dass |
nämlich die Flüssigkeit immer homogen ist, dass
sie sich weit leichter vollkommen rein darstellen
lässt, und dass die für die festen Körper noth- i
wendige und schwierige Definition von Härte-
und Elasticitätsgrad hier ohne Weiteres wegfällt,
Die chemische Wirkung des elektrischen
Stromes ist bekanntlich in solcher Art von der
Richtung des Stromes abhängig, dass sie durch
die Umkehrung der letzteren das entgegenge¬
setzte Vorzeichen erhält, und dass bei altere
nir enden Strömen von derselben Stärke und
Dauer, aber von entgegengesetzter Richtung, die
Wirkung des vorhergehenden durch den folgen¬
den aufgehoben wird. Die Messung solcher
Ströme wird durch das Weber’sche Bifilardyna-
mometer ermöglicht, zur Hervorbringung
altemirender einander an Stärke genau gleicher
Ströme dient ein Magnet, welcher innerhalb
eines Multiplicators in Rotation versetzt wird.
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anf-
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Durch Anwendung dieser Inductionsstösse anstatt
der CQnstanten Säulen ist oflFenbar der Ein&iss
der Polarisation der Elektroden in allen Flüssig¬
keiten auf ein beliebig geringes Maass zu redu-
ciren, wenn man über beliebig rasche ßotations-
geschwindigkeit verfügt. Es liegt ferner auf
der Hand, dass die Erreichung dieses Zweckes
noch gefördert wird durch die Vertheilung der
chemischen Wirkung auf grosse Flächen, also
durch die Anwendung grosser Elektroden. Man
kann alsdann die bei festen Körpern angewandte
Methode zur Widerstandsbestimmung einfach auf
Flüssigkeiten übertragen.
Eine solche Messung ist für die verdünnte
Schwefelsäure in 10 verschiedenen Concentrations-
graden von Herrn Nippoldt im hiesigen physi¬
kalischen Institut unternommen und mit grossem
Geschick und vollkommen befriedigendem Re-
sultat dürchgeführt worden.
Der Procentgehalt an Schwefelsäure wurde
durch Bestimmung des specifischen Gewichts
aus den vorhandenen Tabellen entnommen.
Die .I^üssigkeitssäule , deren Widerstand ge¬
messen wurde, befand sich in einer nach Länge
* und Querschnitt genau ausgemessenen Glasröhre,
deren offene Enden in zwei mit derselben Flüssig-
, keit gefüllte Gefasse eintauchten. Auf dem
Boden der letzteren waren die etwa 30 Quadrat-
centimeter grossen Platin-Elektroden angebracht.
, > Der inducirende Magnet war mit einer Sirene
fest verbunden, welche durch ein Gebläse in Rotation
- veraltet werden konnte. Die Tonhöhe der Si-
tiene, ! durch Vergleichung mit einem Satze Orgel-
I pfeifen t bestimmt, welcher mit demselben Ge-
iblÄ^e in Verbindung stand , ergibt die Umdre-
hnngsgeschwindigkeit. In Ermangelung eines
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Regulators musste dieselbe mit der Hand con-
staut erhalten werden, was freilich nur durch
grosse Uebung und auch dann nur näherungs^
weise möglich ist. Es wurde indessen eine Beo¬
bachtungsmethode angewandt , durch welche
diese kleinen Schwankungen compensirt wurden.
Vor den Widerstandsbestimmungen wurde
durch eine besondere Versuchsreihe festgestellt,
dass ein wahrnehmbarer Einfluss der Polarisation
nicht vorhanden war, was daraus erkannt wurde,
dass bei den verschiedensten Rotationsgeschwindig¬
keiten (von 10 bis zu 150 Strom wechseln in der
Secunde) ein gleicher Ausschlag des Dynamo¬
meters erfolgte, man mochte die Flüssigkeit oder
einen bestimmten metallischen Leiter in den
Schliessungskreis einschalten. ^
Bei den Widerstandsbestimmungen wurde
der inducirende Magnet in die grösst mögliche
auf die Dauer zu erhaltende Rotationsgeschwindig-
keit (von etwa 1 54 Stromwechseln in der Se¬
cunde) versetzt und der Ausschlag des Dynamo¬
meters bestimmt, wenn die Flüssigkeitssäule ein¬
geschaltet war. Durch einen einiachen öommu-
tator wurde dann die Flüssigkeit mit dem me¬
tallischen Widerstande eines Rheochords ver¬
tauscht und letzterer so regulirt, dass derselbe
Ausschlag erfolgte. Dann ist nach den Öhm'-
sehen Gesetzen der Widerstand der Flüssigkeit^-
säule gleich dem des Rheostaten.
‘ . Dieser Satz von Beobachtungen ist mit l jeder
der 10 verschieden concentrirten Sehwefelfeönren
zu acht verschiedenen Zeiten wiederholt wordpn,
wobei jedesmal die Temperatur der Fltissigkedt
sorgfältig bestimmt wurde. , Die'. Temperatur
(Zimmertemperatur) diflferirte von etwa 19® bis
28® Celsius. Hierdurch ist ein Mittel gegeben^
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419
erstens alle Bestimmungen auf dieselbe Tempe¬
ratur zu reduciren, für welche -j- 22®, 0 C. ange¬
nommen worden ist.. Zweitens lässt sich die
Abhängigkeit des Widerstandes von der Tempe¬
ratur für die verschiedenen Concentrationsgrade
daraus entnehmen.
Endlich wurde der bei den Beobachtungen
angewandte Rheochord mit einer Siemens’schen
Widerstandsscale vergliche^, wodurch alle An¬
gaben auf den Leitungswiderstand des Queck¬
silbers von 0® als Einheit reducirt worden sind.
Denn die Dimensionen der Flüssigkeitssäule in
der Rohre waren genau bekannt , und auf die
kleinen Widerstände, welche durch den Weg
von den grossen Elektroden bis zur Röhren¬
mündung hinzukamen, konnte durch eine Nähe¬
rungsrechnung genügend, Rücksicht genommen
werden.
- Die folgende Tabelle gibt in der ersten
Spalte die specifischen Gewichte, den Gewichts¬
gehalt an Schwefelsäurehydrat in 100 Gewichts-
theilen Flüssigkeit in der zweiten. Die dritte
Spalte enthält den specifischen Widerstand der
“betreffenden Lösung bei 22®, 0 C., bezogen auf den
“Widerstand des Quecksilbers als Einheit, wie er aus
den Beobachtungen gefunden worden ist. Die
Resultate der letzteren zeigen nämlich eine so
■Regelmässig verlaufende Abhängigkeit des Wider¬
standes von der Concentration , dass es gewagt
erscheint, die Beobachtung durch eine Interpola-
lüonsformel verbessern zu wollen. In der vierten
. SjiaAte^ findet sich die Abnahme des Widerstandes
auf 1® C. in Theilen des ganzen Widerstandes,
nach einer Interpolationsformel berechnet.
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420
Spec. Gew.
bei 18° C.
Gehalt an
SOg HO.
Specifischer
Widerstand,
Quecksilber
= 1
Aenderung
auf C.
in Procenten.
1,0504
8,3
34156
0,68
1,0989
14,2
18989
0,79
1,1431
20,2
14903
0,90
1,2045
28,0
13048
1,05
1,2631
35,2 1
13077
1,18
1,3163
41,5-
14215
1,30
1,3597 1
46,0
15681
1,39
1,3994
50,4
17615
1,47
1,4482
55,2
20633
1,56
1,5026
60,3
25249
1,66
Das Minimum des Widerstandes ist hiernach
= 12900 und fällt auf das specifische Gewicht
1,23, oder eine Lösung von 31 Schwefelsäurehy¬
drat in 100 Flüssigkeit.
Nachschrift. In der Sitzung der Societät
kommt mir der Bericht über eine der Berliner
Akademie (Monatsbericht für Juli) überreichte
Arbeit vor Augen, worin Herr Paalzov die spe-
cifischen Widerstände einer Anzahl von Flüssig¬
keiten, ebenfalls bezogen auf Quecksilber, mit¬
theilt. Die Bestimmungen sind mit constanten
Strömen gemacht; indessen ist durch Vermittelung
von Zinklösung die Polarisation immer auf einen
geringen Betrag reducirt worden. Die Ueber-
einstimmung der Zahl 13310, welche Herr Paalzqv.
für eine Schwefelsäure von 28,85 % bei 22®
findet, mit der aus Obigem folgenden 12964
(Unterschied von 2,6 ®/o) ist sehr befriedigend.
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Nachrichten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen¬
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
November 25. M. 20« |868.
Königliche GeseUschaft der Wissensehaftent
Analytisch-geometrische Untersu¬
chungen
von
A. Enneper.
VL
Die Untersuchung der Flächen von constan-
tem Krümmungsmaass mit einem System sphä¬
rischer Krümmungslinien bietet bedeutend grö¬
ssere Schwierigkeiten wie das in V. behandelte
Problem. Um den Raum nicht zu sehr in An¬
spruch zu nehmen, soll kn Folgenden nur der
Fall eines positiven Krümmungsmaasses behan¬
delt werden, die Rechnungen für ein negatives
Krümmungsmaass sind denen des ersten Falles
ziemlich analog.
Ist das System der Krümmungslinien, für
welches v allein variirt, sphärisch, so finden fol¬
gendende Gleichungen statt:
R
1/C
r d- VG
— C08C -| - - - - jr • sinff,
r" ^ VE du r
J s= oj -f- ß(c08 a COS er — cos a sin a) ,
37
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422
fj s== y ^ R{cos h cos er — cos b' sin er) ,
f = » + il{cos c cos er — cos c sin er).
In den vorstehenden Gleichungen ist (?, S) der
Mittelpunct, R der Radius der osculatorischen
Kugelfläche der sphärischen Krümmungslinie, er
ist der Winkel unter welchem diese Kugelfläche
die gesuchte Fläche schneidet. Diese sämmtli-
chen Quantitäten sind nur von u abhängig. Es
soll vorausgesetzt werden, dass R einen endlichen
Werth habe. Setzt man zur Abkürzung:
B cos (T = p , Ä sin (T = j ,
so hat man die einfacheren Gleichungen:
1)
y/G = p
r d r"
y'E du V'G
2)
5 = a! + p cos o — y cosa',
17 = y + P ~ 9 >
f = » 4- P cos c — y cos c.
Nimmt man r'r" = y* und in den Gleichungen
1), 2), 3) und 4) von "V. Vt = tang^ö, so fin¬
det man:
1 VE 1 V6
G=cotö,^=-cote,V^
smö r g r
ysinö'.
d 1 dO d \ dO _ cos d
du 'Sinö du dt sinö dv (ysine)*"
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423
Mittelst der Gleichungen 3) geht die Gleichung
1) über in:
dB p cos 6
5) “ — — — - •
du qg q
Schliesst man die Kugelfläche aus. so kann q
nicht verschwinden.
Substituirt man in die Gleichung 4) den Werth
von - aus 5 , so folgt:
du
f JL P
de sinö de
+ cotö
* + 9^4“^* cos ö p
{qgf sin^ö gq^
dl 1 d p
du q g sin 0 du q
l+cos*ö
sin ^6
Diese Gleichung mit
integrirt giebt:
2 dB
sin B de
multiplicirt und
<5=-
6)
(qgy
+ 2-^ cos 0 — 2' sin ö
99^
du q
2 »in« CO.» dp
g du q
wo U eine Function von u bedeutet. Die vor¬
stehende Gleichung differentiire man nach u und
dB
setze rechts für — seinen Werth aus 6), den so
du
d^B
erhaltenen Werth von - vergleiche man mit
dudt
37*
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424
demjenigen, welcher sich aus 5) ergiebt. Diese
Gleichung differentiire man nach i? undmultipli-
cire mit es ist dann:
dt
de ^
dt dudt
sin 0 dO ^
Setzt man rechts für (— ) seinen Werth aus 6),
dt ^20
so erhält man eine zweite Gleichung für - — .
dt dudt
Diese beiden Werthe führen auf folgende Glei¬
chung:
d p J. d I
^du gq^ du q ' q du f
sin ^0
+ — (2*^ - \)] sinö cosö
^9 du^ q 99 9^
- 4) - -4J sin Ö = 0.
du^ q ' q ^ q^' qg^^
Ist 9 nicht von t unabhängig, die gesuchte Fläche
also keine Rotationsfläche, so kann die vorste¬
hende Gleichung nur bestehen für:
du qg^ du q q du q
P 4- P (2fr — 1) = 0,
dvr q q q^
d* 1 1
^ - (2f/ -
dur q q ^
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425
Setzt man zur Vereinfachung ^ = p', = p"
du du^
etc., bezeichnet durch A eine Constante, so las¬
sen sich die vorstehenden Gleichungen ersetzen
durch:
7)
2pq._ p
2/»* 2, 1
-2 -- -2)-
r
Die Gleichung:
I = ® -f- p cos a — y cos a'
giebt nach u differentiirt, mit Rücksicht auf die
Gleichungen 3):
du
8)
== (p' — ^ cot 6) cos a
q dO
sind dt
cosa
1 O
+ ( 9' — ~ C08 o'.
Sind 9
Differentiirt man die vorstehende Gleichung nach
M, so folgt mittelst der Gleichungen 3), 6) und 7) :
fl
du^ q du
Für q und f findet man analoge Difierentialglei-
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426
cbungen. Sind |o, <70, £d, m, mi, tn» Gonstanten,
so ist:
|»2 I»1 m ^ ^
Hieraus folgt, dass derPunct (?, fj, f) auf einer
festen Geraden liegt, wird dieselbe zur Axe der
a genommen , so ist ?o = 0 , lyo = 0 , = 0,
fiii = 0, IW2 = 0 und:
9) J = 0, ^ = 0, f = m /j* du.
Aus der Gleichung 8) und zwei analogen Glei¬
chungen folgt:
d. i. nach 9):
10) mY = p* + y* + - 1 + Ä9*.
y
Diese Gleichung lässt sich auch mittelst der Glei¬
chungen 7) herleiten^ wenn die Constante, welche
die Integration involvirt , durch bezeichnet
wird.
Sei (f ein particulärer Werth von 6, welcher
keine willkührliche Constante enthält. Nach 5)
genügt (f der Diflferentialgleichung :
11)
dg> p cos 9)
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427
Setzt man:
pin^)
12) L = / ? du,
J q
✓
80 ist das allgemeine Integral der Gleichung 5):
13) tangAÖ =
(V — M) cos\q> — L ein ^q>'
wo V eine näher zu bestimmende Function von
V ist. Mittelst der Gleichungen 12) und 13) fin¬
det man:
sind d L
du (F — »)»“+“£*
{V—My -f L*
wo V
ist. Sei zur Abkürzung:
ip — g cos 6] cos o — q cos a = X
{p — g- cos 6) cos b — q cos b' = Y
[p — g cos 6) cos c — q cos c = Z
Die Gleichung für X lässt sich nach 2) schreiben:
X = 5 — a? — ^ cosö cosa.
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428
EUeraus folgt nach 3) und 5) :
^gfsinö^coso— flr^^^)co8a'
d« d» ^ d« r
_ dg 8^ [(p — J CO8 0) cosa — j ooso']
du g
d. i.:
dX dg , sinö ^
du , du q
Auf analoge Weise erhält man die Gleichüägßn,:
17)
fdX dg 8in(9 y
du ~ dü^ q '
^ ^ sing y
du du q
dZ_^ Bing 2
du du q
Setzt man in den beiden ersten Gleichungen
sin g -
nach 9) g = 0, q — 0, fmner für den
Werth aus 14), so folgt:
dlogX _ dlog F
du
^ 1 ^
d«-^°®(v-ii0*+
Z*-
f^ind Fl, F* näher zu bestimmende Functionen
?on V, so fcdgt durch Integration:
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429
18) X =
ViL
Y
ViL
(F— ff)* + i,*, ' (F-ff)* + L*'
Sejbzt man in den Gleichungen 3) ? = 0, ^ = 0,
so geben dieselben in Verbindung mit den Glei¬
chungen 16):
r
® SIS — X — p cos ö cos a
19) f =s — y — g cosö cos 6
e = I — Z — g cos 6 cos c.
Die Gleichungen 16) nach » differentiirt geben:
dX . de dY . A dB
20) — sinö -r-J cos o, -j- = sin6 — ^cos6,
' dv de do dv
dZ dB
— = Bin 6 3- o cos c.
do dv
Setzt man hieraus die Werthe von coso, cos 6,
cosc in die Gleichungen 18), so findet man:
^ dX
1® = — X — cotö 3-,
dv
d^
I dY
1j, = _ F-cotö-,
w
dv
s = {:— Z — cotö
dv
dv
21)
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430
Die Gleichungen 17) respective mit X, F, A mul-
tiplicirt und addirt geben nach 9):
1 = mq^Z + — (X* H- F> + Z*),
d. i. nach 16):
+ ^l(p-»co8e)* + g*].
Mit Rücksicht auf die Gleichung 5) folgt hieraus :
22) z = (p — g cos d)p' -\-qq ~q sin 6
' mq^
Mittelst der Gleichungen 15), 18) und 22) gehn
die Gleichungen 21) über in:
4 cotö —
^ L-\-{Y—M)cotd
‘ (V — M)^ 4- L* '
1 „ L + (F- A;)cotÖ
^ cot« 2 _(_ .
^ pp' + gg' , 1
b o I ; w
mq‘ mq sin 6
In den vorstehenden Gleichungen ist V statt c
als unabhängige Variabele eingeführt. Bildet
man aus 16), 18) und 22) den doppelten Werth
von X* + F* + Z^ so folgt:
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431
24)
I . (p — ifCOs6t)p'4- gy' — grsinö)*
“•" » L mq^
Da die linke Seite dieser Gleichung von u unab¬
hängig ist, so muss dasselbe auch mit der rech¬
ten Seite der Fall sein^ wie sich auf folgende Art
beweisen lässt. In die Gleichung 24), setze man
nach ,13):
^ [^V — M)^--V^]Bin(p-\-2L(V—M) cos ^
sinö (p _ j(f)2 12 >
[(F — Jlf)*— I<*]co8y — 2L(F — Jl/)siny
- (K _ »). + Li - •
Hierdurch geht die Gleichung 24) über in:
Fx* + F2* = ^^ (F-ä)« + 4^- (F-Jf)»
25)
+ 6P2 {V — Mf + 4P3 L(F- JU) + P4L*.
Setzt man zur Abkürzung:
gpcos(p-\-qsm(p gp sin (p — qcos(p
a, - - = p,
mq‘
mq^
26) {
PP + 9/ _
mq‘
= rj
{pp +19y—iP 9)
8 _ r,2
mY
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432
27)
so hat man folgende Gleichungen:
[P = (p — ^ cos <ff + — (y — «)*,
Pi = (p — pco89)psiny — |?(y — a)
Pa 4- » = sin
Pj — 2tt = p* + — p* cos V — y* +
Pa = (p 4- gf cos y) p sin y — /» (y + a),
^P4 = (p + j cos y)* 4- g* — (y + «).
Mit Rücksicht auf die Gleichungen 7), 10) und
11) folgt aus 26):
a =
sin <f , cos g)
y H :r' <
Y =
mV
mg*
a' = mg* + (y — «), /9'
cosg)
7 7
Die Gleichung für n nach u differentiirt giebt
s 0, d. h. » ist constant.
du ’
Zu Folge der Gleichungen 12) ist:
dL j sin (f dM cos q>
du q du q
Mittelst dieser Gleichungen erhält man aus 27) :
^ _P _
du L» ^ ’
d Pi cosg) P P dM
du L q L du'
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433
_ 2cos9) _ ^Pi dM
du q ‘ L du'
ft = 3ft
du q du
^■ft _ ^ «
au 9 du
Sind h, kl, ks, ks, &4 Gonstanten, so erhält man:
^ = Ä, ^ = AÄ + Äx,
2s^Pi = kM* + 2Äilf Ä2,
L.Pi = kM} + 3ÄX«* + 3Äjlf + Äs,
I L*P4 = ÄJlf* + 4Äiilf» + 6Ä2»* + 4AsJlf + Ä4.
Hierdurch geht die Gleichung 25) über in:
Fi> + Fs* =
29)
ÄF‘ + 4ÄiF» 4- 6Ä2P + 4Ä8F + Ä4.
Sind S und St zwei beliebige Variabele, setzt
man:
SVL + S> ^ = B,
SO ist die Determinante dieser Substitution gleich
1. Die Gleichungen 28) geben dann:
PS*4- iPiS^Si +6PsS»Si* + 4P8SSi» + P4S1* =
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434
kT* + ikiT^Ti 4- QksT^Ti^ + iksTTi^ + kiTi\
Diese beiden biquadratischen Formen haben die¬
selben Invarianten, man bat also die Gleichungen :
PPi — iPiPa + 3^2* = kki — Ulks + 3*2*,
30)
(PPi =r P^^)Pi -|- 2P1P2P8 — PPs* — PiPl^ =
|(**4 - *2*1*2 + 2*1*2*3 — *SA* — *i*l*-
Mittelst der Gleichungen 27) lässt sich zeigen,
dass die linken Seiten dieser Gleichungen eben¬
falls constant sind, da die auszuführenden Rech¬
nungen leicht sehr beschwerlich werden können,
so sollen dieselben kurz angedeutet werden. Die
Gleichungen 26) und 27) geben:
PPi — (Pj _ 2«)*
4
q*p* COS *q) — y*«^ — (pa — gy cos (p)^ —
gYcoz^if Wcosy-psiny *^
tnq mq ’
Pi Ps — (P2 n) (Fl - 2«) =
— gY (« sin <p ß cos qi)*
32)
+ (pß — gr sin (pY =
. .gg' sin y -|- p cos y *
mq ^ *
Die Differenz dieser Gleichungen- giebt nach 10):
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435
PPi- 4fiPa + 3fa^ _ 3^8 = _ V
4 tn>^
Es ist ferner:
Pft* + ftPi* - 2PiP3(P2 — 2n) _
I —
IW^
-|- 5^* {^^siny cosy — ctß)"^
oder:
PPs^ + P4Pi^— 2P1P2P3
4
(^gqcoscf — psiny)
= — wPiPs
— ^ - ^(P2-{n)-{-q^lghm(fCOS(p -ctßf,
mg
Multiplicirt man die Gleichung 31) mit Pi und
zieht von dem Producte die vorstehende Glei¬
chung ab, so folgt:
(PP4-Ps2)P2 + 2PiP2Ps-PP3^—P^Pi^ _
4 ~
q^(g^cos^(p — «*) [Pi + n) — ^^(^^sinycosy — aß)
-|- Hn — 2«®,
wo:
H= P1P3 — (P2 -|- n) {Pi — 2n) — q^g^ cos ^(p +
^ ^99 cosy — p siny 2
mq
Nach 32 j und 10) ist:
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436
H
Aus 26) und 27) folgt:
y* (y*cos — «*) (ft + n)— (g^ sin^icos^) — a/S)* =
<7 ^
— (« sin y — ß cos y)* = — (— ) .
tn
Mit Hülfe der vorstehenden Entwicklungen gehen
die Gleichungen 30) über in:
— 4AifeH-3fe^ _ 3^, 2 —
2
a “ >
4 m'
33) ,|(<rÄ4 — ki^)ki ihhh — ÄÄj* — Ä4Ä1*
Agr’
<7 * 2
- 2»» - (£) + » ^
m
Aus den Gleichungen 26), 27) und 28) folgt:
P(Pa + «) - ft* = {hki — Äi* + Ä«)L*
. . V. — ff cos®,*
= (yjsiny)* - - - ^)-
_ W sin y 4- P cos 9 ~
mq
Setzt man in:
hK
{kh-h^ + kn) L» = (ki ^ n--^)P
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437
für P seinen Werth aus 27), so ergiebt sich eine
Gleichung zur Bestimmung von (p.
Mit Hülfe der Gleichungen 13) und 26) folgt:
i(.v-My+Lv=
[(F — Jf)>— 1*)' (j’sinV - /!■)
+ 4L [(F — My — L*] ( V — M) (^* sin y cosy — aß)
4- 4L* (F — M)^ Cf* cos *^1 — «*).
Setzt man rechts nach 27):
sin = Pi fl,
sin y cos y — aß = ^ (Ps — Pi),
4(^* cos — o*) = L* -j- P4 — 2(Pi — 2«) ,
so geht die rechte Seite über in:
[(F — M)» - L*]> (P, + 2n)
-j- 2L{V — M) [(Y—M)^ — L^ (Ps-Pi)
+ L*(F — i)/)* (P4-P4-2P* + 4«).
Setzt man hierin für P, Pi, P«, Ps, P* ihre
Werthe aus 28), so ergiebt sich nach 29) die
Gleichung:
[östaV- _ ,y,
tnq‘
— 2ki V—ki — n\ [(F — Jtf)* + L*]* =
38
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438
-2[(r—M)^-j-L%V—3D(kV^+UiV»-\-SkiV-{-h)
+ {V—M)^ [iF^ 4Ä, r« + 6Ä* + 4A»F+ Ä4).
= {r - M)^ (Fl* + Fs*)
-(V-M) [(F-Jlf)* + L*) [Fi^* + Fs^*].
Die Summe der Quadrate der Gleichungen 20)
giebt:
dX * dY* dZ* , . d0 *
<*) +<5,'> +<.^>
Setzt man hierin für ö, X, Y, Z ihre Werthe
aus 13), 18) und 22), so findet man:
i Ur-M)’ + IT [(^)’ + =
^r-M) [(i'-30‘ + 11 [f.^ +
+ iV - Jf)* (Fl* + Fs*) =
[9 sin ö)* - [(F- Jf)* + L*]*
d. i. zu Folge der obigen Doppelgleichung:
dVi * dFs *
= 4(AF*+2AiF + As + «).
Durch die vorstehende Gleichung und die Glei-
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439
chung 29) sind Fi und Fi als Functionen von V
bestimmt, die Gleichungen 23) zeigen, dass in
den Werthen von a;, ^ die Quantität F als
unabhängige Variabele genommen werden kann.
Die dritte Gleichung 23) giebt:
dz 1 sin ^0 dd
de mq cos 6 de*
Nun ist j/'G = cot ö, ^ = |/“G cos c\ folglich :
de
cosc = —
mq sind de
Setzt man hierin den Werth von 6 aus 13) und
zur Abkürzung:
2) = [(F — Mf — sin ip 2L(F — M) cosy,
so folgt:
... - dV
35) cosc = — - — .
mqU de
Die Gleichungen 2) geben für S=0, q = 0:
pcosa = qcosa — x, pcosb = qcosb' — y.
Mittelst dieser Gleichungen folgt:
p (cos a cos b' — cos a cos b) = y cos a — x cos 5'
d. i.
p cos c' — y cos a — X cos b\
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440
oder:
„ amO , dx dy
cosc = - (y -z - X -j ).
p ^ du du
Setzt man hierin für a:, y ihre Werthe aus 23),
80 folgt mit Rücksicht auf die Gleichungen 5],
12) und 13):
= 2^ t»-. jj; - n
WO D dieselbe Bedeutung wie in 35) hat. Der
doppelte Werth von cosc' giebt:
m de dF
Fl
dVt
dV'
Mittelst der Gleichungen 29) und 34) ergiebt
sich für V folgende Differentialgleichung:
2o dF*
+
2 (ÄÄ3 - hl ki + 2Ä1 n) F» + (ÄÄ4 + 2Äi ks
- 3Ä** + 6«fc) F* + 2 (&i Ä4 - Ä» *8 + 2i8 n) V
+ *8*4 — *3* + kl n.
Wenn p ss 0 ist, so gehn die Gleichungen 10;
und 11) über in:
y* = «i*qr^ + 1 (i^ _ h)q*,
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441
dtp cos tp
Hieraus folgt:
q’ = \/^[m^q*‘ -|- 1 _}. (JL
A) 9^1
37)
41og
1 -f-siny
1 — sin 9)
1
q ]A[my+ 1 +(l_Ä)yJ
Setzt man in den Gleichungen 12)
so findet man:
du
9
d(p
cosy’
38)
L == cos 9), Jüf = — sin (p.
Nimmt man — ^ — Ä = 2m sind, so geben die
39)
cos ^(p
9
Gleichungen 37):
2 cos d sin 9> — sin d cos V’
(1 + sin ca d
2 cos d sin ^ — sin d cos
Die Gleichung für n aus 26) wird für p = 0:
40) 3»_,>+
oder ™ — A = 2m sind gesetzt:
3n = — sind,
w
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442
Mittelst der vorstehenden Gleichung, der Glei¬
chungen 38) und 39) gehen die doppelten Wer-
the von P, Pi. Pa, P$, Pt aus 27) und 28):
1
9^
cos
m
d
ftg -j- n = ^5^ _ — ^ga
' m
sind,
m '
Nimmt man — h = - », so erhält man
cos d
aus 37) und 40):
cos d cos *<p
1 -|- sin d — (1 — sind) sin *9’
, 2 sind sin 9
^ ~ sin d — (1 — sin d) sin V
2
3n =
m cos d*
In diesem Falle geben die Gleichungen 27) und
28):
„ 1 — sind , , „
k = ki = - - *1 = Ä3 = 0,
^ »1 cos d
14- sind s, , l-l-3sind
** + ”~“^cosd ’ ^ + mcosd ’
Die Bestimmung von p, q und (p in Function
von u scheint auf grosse Schwierigkeiten zu sto-
ssen. Sieht man in der Gleichung 10) und der
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443
letzten Gleichung 26) p als Function
so folgt durch Elimination von q’:
von q an,
I +
-f 3» — gi) -f_ 1
+ 1
Es verdmntbemerkt zu werden, dass der vorste-
«^urch eine lineare
- - uuruu eine lineare
Relation zwischen p* und q^ genügt wird, welche
keine willkuhrliche Constante enthält. Setzt man
nämlich :
so ist r durch die Gleichung bestimmt •
m*g^r + m*(l -f r) (3» — g^ =
(1 + ry _ h)
Der Werth von q lässt sich in diesem Falle als
riinction von u nicht mit Hülfe von elliptischen
runctionen darstellen, vorausgesetzt, dass die
konstanten h, m vollständig willkührlich bleiben.
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444
Verzeichniss der bei der Königl. Gesell¬
schaft der Wissenschaften eingegangenen
Druckschriften.
August, September, October 1868.
Report of the Commissioner of Agriculture for the year
1866. Washington 1867. 8.
Monthly Report of the agricultural Department for the
year 1867. Washington 1867. 8.
Dasselbe für 1866.
Ein und zwanzigster Jahresbericht der Staats-Ackerbau¬
behörde von Ohio, mit einem Auszug der Verhandlun¬
gen der County Ackerbau-Gesellschaften. Columbus,
Ohio 1866. 8.
Memoirs of the American Academy of arts and Sciences.
New series. Yol. IX. Part I. Cambridge and Boston. 4.
Proceedings of the American Academy of arts and Sciences.
Vol. VII. fol. 24-43. 8.
Annual of the National Academy of Sciences for 1866.
Cambridge 1867. 8.
Proceedings of the American philosophical society at Phi¬
ladelphia. Vol. X. 1867. No. 77. 8.
Transactions of the Chicago Academy of Sciences. Vol. I.
Part I. Chicago 1867. 4.
Smithsönian contributions to knowledge. Vol. XV. Wa¬
shington 1867. 4.
Proceedings of the California Academy. Vol. III. Part IV.
1867. San Francisco 1867. 8.
Speech of Hon. Charles Summer of Massachusetts, on the
cession of Russian America to the United States. Wa¬
shington 1867. 8.
The Transactions of the Academy of Sciences of St.
Louis. Vol. II. 1861-1868. St. Louis 1868. 8.
Proceedings of the Essex Institute. Vol. V und VI. Sa¬
lem 1868. 8.
Proceedings of the Academy of natural Sciences of Phi¬
ladelphia. Nr. 1-4. 1867. Philad. 1867. 8.
Proceedings of the American Association of the avance-
ment of Science. Fifteenth Meeting, at Buffaco, N. 9.
August 1866. Cambridge 1867. 8.
(Fortsetzung folgt).
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Nachrichten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen¬
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
December 9. JVSi 21. 1868.
Kdnigliche Gcsdlsehaft der Wissenschaften.
OefPentliche Sitzung am 5, December.
Grisebach, über die Pflanzenregionen der Alpen in Ver¬
gleichung mit den nordischen Gebirgen.
Nöldeke, über die Aussprache des Hebräischen bei den
Samaritanern.
Elinkerfues, über Anwendungen der Differentialglei¬
chung auf Akustik und Optik bei Varia-
da:*
tion der Grenzbedingungen.
Fittig, über die chemische Natur des Xylols im Stein-
kohlentheer.
Jahresbericht des Secretairs.
Am 5. December feierte die K. Gesellschaft
der Wissenschaften ihren Stiftungstag zum sie¬
benzehnten Mal in dem zweiten Jahrhundert
ihres Bestehens. Herr Hofrath Grise.bach
hielt einen Vortrag über die Pflanzenregionen
der Alpen in Vergleichung mit den nordischen
Gebirgen. Herr Professor Wüstenfeld legte
die oben genannte Abhandlung des Herrn Pro¬
fessor Nöldeke in Kiel, Correspondent der K.
Societät, vor, Herr Professor Klinker fu es die
obige mathematische, Herr Professor Fittig die
39
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446
obige chemische Abhandlung, worauf der bestän¬
dige Secretair den folgenden ördutmgsniäsi^en
Das jährlich unter den drei ältesten Mit¬
gliedern der K. Societät wechselnde Directöriüm
ist zu Michaelis d. J. von dem Hrn. Professor
Ewald in der historisch - philologischen Clässe
auf Hrn. Hofrath Marx in der physikaliscben
Classe übergegangen. '
Die K. Societät hat im Laufe dieses Jahres
eines ihrer Ehrenmitglieder, vier ihrer auswärtigen
und vier ihrer correspondirenden Mitglieder durch
den Tod verloren. Es sind folgende: ^
Honore Theodoric Paul Joseph d^Al-
bert, Duc de Luynes, Duc de Chevreuse-
Montfort, aus einem toskanischen, 1410 in
Frankreich eingewanderten Geschlecht, geboren
am 15. December 1802, war eben so ausgezeichnet
durch edle Gesinnung, Geist und Gelehrsamkeit,
als durch Reichthum und hohe gesellschaftliche
Stellung. Mit leidenschaftlicher Liebe pflegt^ er
sein ganzes Leben hindurch Kunst und Wissen¬
schaft. Selbst Maler und Architect Hess er durch
Dubon sein Schloss Dampierre umbauen Und
von Ingres und Flandrin mit Fresken schmücken.
Auf seine Kosten bildete Simart die göldelfen-
beineme Bildsäule der Athene Parthenos Von
Phidias nach. Er gründete ferner das griechiöch-
ägyptische Museum in Paris, dem er eine Menge
syrischer und hebräischer Alterthümer schenkte,
und seine eigene Sammlung von Alterthümfern
war bei dem Kunstverständniss und der - ifebe-
vollen unermüdlichen Thätigkeit, mit der' Ar ‘für
sie sorgte und kaufte, eben so reich als auöer-
lesen geworden: auch sie schenkte er 186S>an
die Pariser Bibliothek, in der sie jet^ eineü^* be¬
sonderen Theil des Antikencabinets bildet/ ‘^ J3ben
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447
so hmgebend und eifrig pflegte und förderte er
die Wissenschaften, vorzüglich Archäologie und
(jeschichte des Mittelalters. Umfassende Sprach-
kenntnisse und ein durch reiche Denkmälerkunde,
die er sich auf seinen vielen Reisen in Italien
und im Orient erworben hatte , ausgebildeter
Kunstsinn zeigen sich in dem Prachtwerke über
Metapont (1836), dem Essai sur la numismatique
des Satrapies et de la Phenicie (2 Bde. 1846),
der Description de quelques vases peints etrus-
ques, italiotes, siciliens et grecs (1850) und der
Schrift über die Münzen und Inschriften von
Kypern (1852). Dasselbe bezeugt ausserdem eine
Menge von Abhandlungen und Mittheilungen,
namentlich in den Annali des archäologischen
Instituts zu Rom und in der Revue numismatique.
Wie vertraut er aber mit der mittelalterlichen Ge¬
schichte, besonders Italiens, war, beweisen der
Commentar zu den Diurnali des Matteo di Gio-
venazzo und die Einleitung zu der französischen
üebersetzung der Chronik des Matthäus Parisi-
ensis von Huillard - Breholles. Aber nicht nur
durch eigene Schriften, sondern noch mehr durch
unermüdliche Anregung Anderer zu grossen Unter¬
nehmungen, deren Kosten er bestritt, hat er sich
bleibende Verdienste um die Wissenschaft er¬
worben. So sind die Recherches sur les Mo-
numens des Normands et de la maison de Suabe
dans ritalie meridionale (1844), die Historia
diplomatica Friderici II. (1853 — 1860. 6 Quart¬
bände) , und die Ausgabe der Chroniken von
Piacenza (1856), alle drei von Huillard-Breholles,
f entstanden,- so die historische Charte von Sicilien
von Michele Amari, so endlich die Herausgabe
der für die Zeit Ludwigs XV wichtigen Me¬
moiren Charles Philippe’s de Luynes, die Dus-
, eieux nnd Soulie in 17 Bänden besorgten. Und
39*
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448
wie er das archäologische Institut zu Rom mit
begründet hatte, so erhielt er ihm die lebhafteste
Anhänglichkeit, nnd mehrere Jahrgänge der
Annali (1841. 43. 45. 47.) sind auf seine Kosten
gedruckt worden. Getreu der Ueberlieferung
seines Geschlechts, dessen Glück Ludwig XIII
begründet hatte, war er Legitimist, nahm aber,
wie Berry er und Andere, 1848, um in gefahr¬
voller Zeit der Pflicht gegen das Vaterland zu
genügen, an der constituirenden und gesetzge¬
benden Versammlung Theil. Als Graf Chambord,
um die Schulden seiner Mutter, der Duchesse
de Berry zu bezahlen, fast die Hälfte seines
Vermögens verlor, stellte ihm der Duc de Luynes
sein eignes, das seine Familie den Ahnen Chambords
verdanke, zur Verfügung. Schweres Familien¬
unglück beugte ihn in den letzten Jahren tief
und als ihn 1867 die Nachricht von Garibaldi^s
Einfall und der Schlacht bei Mentana traf, eilte
er nach Rom, das er so oft der Kunst nnd Alter-*
thümer wegen besucht hatte, um seinen einzigen
Enkel und Erben, den Duc de Chevreuse, der
unter den päpstlichen Zuaven diente und bei
Mentana verwundet worden war, pflegen zu
können. Hier starb er im December 1867.
Unserer Gesellschaft gehörte er als Ehrenmitglied
seit 1853 an, und auch ihren Mitgliedern hat
er sich, wo er konnte, freundlich und förderlich
erwiesen.
Carl Friedrich Theodor Krause, auswär¬
tiges Mitglied in der physikalischen Classe, am
15. December 1797 zu Hannover geboren, starb
daselbst am 8. Juni d. J. Sein Vater, bekannt
durch eine Ausgabe des Veile jus Paterculus und
andere philologische Schriften, bekleidete damals
die Stelle eines Rectors am städtischen Gymna¬
sium ; seine Mutter war die Tochter des hiesigen
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449
Professors Erxleben, des Verfassers eines seiner
Zeit weit verbreiteten Compendiums der Physik.
Unterricht in den alten Sprachen empfing Krause
von dem Vater, der ihn zum Philologen bestimmt
hatte. Diesem Umstand verdankte er die Ge¬
wandtheit im lateinischen Ausdruck, die er noch
in spätem Jahren, namentlich durch seine im
Jahre 1839 erschienene Gratulationsschrift an
Stieglitz (Synopsis nervorum capitis) bewährte.
Die grosse Kinderzahl — C. Krause war der 5*
unter 10 Geschwistern — und die Bedrängnisse
der französischen Occupation legten der Familie
manche Entbehrungen auf und nachdem der
Vater im J. 1806 Pastor in Idensen geworden,
musste der Sohn manchmal im freien Felde mit
"der Lectüre der Classiker die Aufsicht über die
Ackerknechte verbinden. Mit der Versetzung
des Vaters als Superintendent an die Albani-
kirche dahier besserten sich die Verhältnisse;
Krause konnte seiner Neigung folgen und in
Hannover, neben dem Besuche des Lyceums, auf
der dortigen Anatomie anatomischen und medi-
cinischen Studien obliegen. Im 17. Jahr wurde
er Eleve beim Feldhospital unter Wedemeyer;
1815, 18 Jahre alt, machte er als Unterwundarzt
den Feldzug mit; sein Eifer und seine Kennt¬
nisse wandten ihm die Aufmerksamkeit seines
Chefs, Langenbeck, zu, der ihm nach dem Frie¬
den den Fortbezug seiner militärischen Gage und
die Gelegenheit verschaffte, als sein Specialassi¬
stent in Göttingen zu studiren. Nachdem Krause
im Jahre 1818 die Doctor würde erworben und
einen Winter mit dem Besuche der Hospitäler
in Wien und Berlin verbracht hatte, Hess er
feich als praktischer Arzt in seiner Vaterstadt
nieder. Hier wurde ihm 1822 das Amt eines
Impfarztes uud Landchirürgus des grossen Be-
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450
zirks Hannover, 1827 das Landphysikat übet-
tragen. Nach WiedereröflFnung der chirurgischen.
Schule, im Jahre 1828, wurde er Prosector an
der anatomischen Anstalt unter Medicinalrath
und Leibmedicus Heine , nach des letztem Tod,
1833, Professor der Anatomie, und nachHolscher’s
Tod, 1852, Director der Schule, die indessen
bald nachher aufgehoben wurde. Zugleich mit
der Professur der Anatomie hatte er eine Stelle
in der medicinischen Prüfungsbehörde erhalten;
im Jahr 1852 trat er an die Spitze des Ober-
medicinalcollegiums, in welches jene Behörde un¬
terdessen umgewandelt worden war. Seine un¬
gewöhnliche Arbeitskraft gestattete ihm, mit der
geschäfts- und einflussreichen Thätigkeit, welche
diese Stellung, so wie die Aemter eines Oberge-
richtsphysikus und berathenden Mitgliedes der
Landdrostei mit sich brachten, eine ausgebreitete
ärztliche Praxis zu verbinden. Getragen durch
das Vertrauen der Bevölkerung, die seine Hülfe
suchte, geehrt durch die Anerkennung der Col-
legen, ausgezeichnet durch die beiden Fürsten,
denen er nach einander diente, konnte Krause
sich nicht entschliessen, seinen praktischen Wir¬
kungskreis mit einem akademischen zu vertau¬
schen, so sehr er sich, wie die von Tübingen
(1844), Dorpat und zuletzt (1852) von Göttingen
an ihn ergangnen Anträge bezeugen, dazu be¬
rufen erwiesen hatte. Mittelbar kam indess seine !
Wirksamkeit unserer Hochschule zu Gute. Denn
die Blüthe des medicinischen Studiums an der-'
selben war dadurch mit bedingt, dass die medi¬
cinischen Prüfungen und Angelegenheiten des
Landes von einem Manne geleitet wurden, der
die Fortschritte aller Fächer verfolgte und die
eines wesentlichen Fachs erringen half. Seit
Jahren hatte Krause sich kaum eine andere Er-,
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451
holung gegönnt, als alljährlich eine kurze Wan¬
derung in den schweizerischen Bergen und er
schien keiner andern zu bedürfen. Noch im
Jahre 1865 sahen wir ihn in voller Rüstigkeit
die Last eines ersten Präsidenten der Naturfor¬
scherversammlung tragen. Im März des laufen¬
den Jahrs begannen heftige, meistens nächtliche
Athemkrämpfe seine Kraft zu lähmen; sie wur¬
den im Mai häufiger und quälender; es gesellte
sich Albuminurie und allgemeine Wassersucht
hinzu, welche den Tod herbeiführten.
Krause’s wissenschaftliche Thätigkeit war,
abgesehen von einer im Jahre 1825 erschienenen
Schrift über das Alter der Menschenpocken, der
Anatomie und Physiologie gevndmet. Mit E.
H. Weber und Job. Müller gehört er zu den
erßten , welche die mikroskopische Forschung
zur Lösung der Aufgaben menschlicher Anatomie
benutzten, aber seine praktischen Interessen
machten ihm neben den histologischen Studien
auch die topographischen werth. Sein Haupt¬
werk ist ein Handbuch der menschlichen Anato¬
mie, welches 1833 in erster, 1841 — 42 in zwei¬
ter Aufiage erschien und in der knappsten Form,
in der anschaulichsten Sprache eine durchaus
auf unmittelbare Untersuchung gegründete, durch
eine grosse Zahl eigener Beobachtungen ver¬
mehrte Darstellung seines Gegenstandes giebt.
Die gehäuften Berufsgeschäfte verhinderten den
Verfasser, die im Jahr 1851 vergriffene zweite
Aufiage zu erneuern; das Werk ist nur dadurch
entbehrlich geworden, dass die Methode desselben
und die neu ermittelten Thatsachen in alle spä-
te^n Handbücher übergingen. Wie physiologi¬
sche Fragen auf anatomischer Grundlage zu er¬
örtern seien, dafür stellte Krause in dem im
Jahre 1844 erschienenen Artikel „Haut“ in R.
Wagner ’s Handwörterbuch ein Muster auf.
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452
Am 5. December vorigen Jahres starb auf
seinem Gute Mont-Geron das aus wärt. Mitglied
der physikalischen Classe Marie -Jean-Pierre
Flourens an den Folgen einer Gehirnerweichung,
deren erste Symptome sich vor 2 Jahren gezeigt
hatten. Sein Leben war eben so reich an Er¬
folgen für ihn, wie für die Wissenschaft, die er
pflegte. Im Jahre 1794 am 13. April in Man-
reilhan, Departement du Herault, geboren, er¬
warb er sich bereits 1813, 19 Jahre alt, in
Montpellier die Doctorwürde, kam im folgenden
Jahre nach Paris und begann seine Laufbahn
als Mitarbeiter an der Revue encyclopedique und
an dem Dictionnaire classique d’histoire naturelle.
Im J. 1824 erschienen seine Epoche machenden
Untersuchungen Sur les proprietfe et les fonctions
du Systeme nerveux da ns les animaux vertebrfe.
1828 übernahm er am College de France die
Vorlesungen über Naturgeschichte und trat zu¬
gleich als Mitglied der landwirthschaftlichen
Section in die Academie der Wissenschaften ein,
die ihn 1833 zu ihrem beständigen Secretair er¬
wählte. Schon ein Jahr vorher hatte er die
Professur der vergleichenden Anatomie am Jar-
din du roi angetreten. 1838 sandte ihn. das
Arondissement Beziers in die Deputirtenkammer,
1840 erhielt er den durch Michaud’s Tod ver¬
waisten Platz in der Academie fran9aise, 1846
wurde erzumPair von Frankreich erhoben, 1855
zum Professor am College de France ernannt.
Viele Jahre lang bekleidete er das Amt eines
Municipalraths der Stadt Paris. Unter dem
Drang all dieser amtlichen, politischen und bür¬
gerlichen Geschäfte, wie unter den Stürmen der
Revolution erlitt Flourens’ wissenschaftliche Thä-
tigkeit kaum eine Unterbrechung. Sie umfasst
die entlegensten Gebiete der thierischen Morpho¬
logie und Physiologie, trägt aber einen gemeiu-
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453
Samen Characterzug durch ihre Beziehung auf
transcendentale Fragen. Diese äussert sich eben¬
sowohl in den Untersuchungen über den Instinct
der Thiere (1845), in der Beurtheilung der Phre¬
nologie (1842) und der Darwin’schen Theorie
(1864), wie in den rein anatomischen und phy¬
siologischen Arbeiten. Am wenigsten glücklich
war Flourens in der Behandlung histologischer
Fragen, die man zu einer Zeit, wo in Deutschland
und England das Mikroskop in Aller Händen
war, in Frankreich noch mit den unzulänglichen
Mitteln des Skalpells, der Maceration u. s. f. zu
lösen suchte. Doch führen ihn die Untersu¬
chungen über die Anatomie der Haut (1843) zu
dem richtigen Schluss, dass das Pigment der
farbigen Rassen mit dem Pigment der gefärbten
Stellen der kaukasischen Rasse identisch sei, und
wenn seine Abhandlungen über das Wachsthum
der Knochen und Zähne (1842. 1847) im That-
sächlichen nur eine Bestätigung der DuHameP-
schen Versuche liefern, so weiss Flourens an
die Thatsachen Betrachtungen über das Ver-
hältniss zu knüpfen, welches in organischen
Körpern zwischen Kraft und Materie besteht.
Seine Parallele der obern und untern Extremi¬
täten des Menschen, der Säugethiere und Vögel
(Mem. d’anatomie compareel844) verräth den Ein¬
fluss der deutschen naturphilosophischen Schule.
Flourens’ glänzendste Leistung ist die bei:eits
erwähnte Experimental - Untersuchung über die
Functionen der einzelnen Theile des Gehirns.
Das Resultat, dass die willkührliche Bewegung
durch die Hemisphären , die Coordination der
Ortsbewegungen durch das kleine Gehirn ver¬
mittelt werde, dass in den Vierhügeln das Cen¬
tralorgan des Gesichtssinnes, in dem verlängerten
Mark das Centralorgan der Athembewegungen
enthalten sei, steht, wie es fertig aus den Ver-
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454
suchen von Flourens hervorging, noch
unangefochten da. ,
Sir David Brewster, bis dahin ältestem ,
auswärtiges Mitglied der mathematischen Clas^, , ( ,
stärb in seinem 87. Jahre am 10. Febr. d. X s
Er war geboren den 11. Dec. 1781 zu Jedburg^ /
in Schottland, 9 Meilen südöstlich von Edinburgh, ,
Der Vater, Schulrector zu Jedburgh, bestimmte ,
ihn für den geistlichen Stand. Er vollbrachte i
seine theologischen Studien auf der Universität
zu Edinburgh und nahm die Predigerlicenz in ,
der schottischen Kirche. Indessen fühlte er sieh ;
mehr von den naturwissenschaftlichen Studien ^
angezogen und diese Neigung wurde durch ^eiue ^
zarte Gesundheit begünstigt, welche ihn mit der ;
Besorgniss erfüllte, dass er nicht allen Obligen-f,;
heiten eines Seelsorgers gewachsen sein inöphte*
Er wandte sich jetzt ganz dem Stndjum der : |
Naturwissenschaften zu, wobei ihm der ^näh^rn, ;
Umgang mit Robinson, Playfair und Dougp.14 ,
Steward förderlich war. Er promovirte als Jl^T,
gister im Jahr 1800. Newton’s Optik regte ipn ^
zuerst zur Untersuchung des Einflusses an, wel- ,
chen die Natur der Körper auf die Diffractions-
erscheinungen ausübt, an deren Kanten die Licht- .
strahlen Vorbeigehen. Von da ab war die Op-p
tik sein Lieblingsfach, in welchem er durch her¬
vorragende Leistungen Ruhm zu erwerben her
stiipmt war. Schon durch die Erfindung des
Kaleidoskops, welches er sich 1817 patenthrep ;
liess, sowie 30 Jahre später durch das diopjl^ri- | ,
sehe Stereoskop ward er in weiteren Kreispp ,
bekannt. In der von ihm im Verein mit
namhaftesten Zeitgenossen von 1810 hi? 1830. J
in 18 Quartbänden herausgegebenen Edinburghei:
Encyclopaedie sind ausser den trefflichen, 'J'lu; j
sehr ausführlichen optischen noch viele ^ndj^f^ -
wissenschaftliche Artikel vou ihm selbst geschric- /
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455
ben, sowie er in seinem Treatise on new pbilo-
sophical instruments 1813 die Ergebnisse zwölf¬
jähriger optischen Arbeiten mitgetheilt hat. Die
Optik ist von ihm in allgemein ansprechender
Form und ebenso das Mikroskop in besonderen
Werken abgehandelt. In zahlreichen Abhand¬
lungen sowohl in dem von ihm gemeinsam mit
Jameson redigirten Edinburgh Philosophical
Journal und in der von ihm mit andern Mitar¬
beitern veranstalteten Fortsetzung dieses Jour¬
nals unter dem Titel London and Edinburgh Phi¬
losophical Magazine, als in den Edinburgh und
den Philosophical Transactions der Londoner Royal
Society hat er seit 1806 bis kurz vor seinem
Tode seine umfassenden Arbeiten auf dem Ge¬
biete der Physik und grösstentheils der Optik
mitgetheilt. Seine frühesten Untersuchungen
über die Polarisation des Lichts sind von der
Londoner Societät und dem französischen Insti¬
tut mit ihren Preisen gekrönt worden. Der von
ihm entdeckte Zusammenhang des Polarisations-
winkels mit dem Brechungsindex sowie der
zwischen einfacher oder doppelter Brechung mit
den sechs Systemen der Krystallisation sind ein
wichtiger und bleibender Besitz der Wissen¬
schaft , nicht zu gedenken der durch ihn be¬
wirkten Fortschritte unserer Kenntniss der opti¬
schen Eigenschaften vieler krystallisirter unor¬
ganischer und organischer Substanzen, sowie
der Erscheinungen der Metallreflexion, der par¬
tiellen, der circularen und elliptischen Polarisa¬
tion , der Interferenz und der erst später soge¬
nannten Fluorescenz. In Folge der früher von
Buffon angeregten Untersuchung der Wirkung
grösserer Brennspiegel und Brennlinsen empfahl
BreWster schon 1811 für den englischen See¬
dienst die Einführung der bereits in Frankreich
angewandten Fanalapparate mit polyzonalen
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456
Linsen. Literarisch bekannt gemacht hat sieh
Brewster durch seine Briefe an Walter Scott
über die natürliche Magie. Von seiner Lebens*
beschreibung Newton’s 1831 , worin er in fast
kindlicher Retät den unsterblichen Landsmann
geschildert hatte, erschien in Veranlassung einer
Schrift über das Leben Flamsteeds , in welcher
misgünstige Seitenblicke auf Newton fielen, nn
Jahr 1855 eine neue umfassende, den grossen
Geometer rechtfertigende Ausgabe*). Die „Mär-^
tyrer der Wissenschaft“ enthalten die Lebens-^
bilder Galiläi’s, Tycho de Brahe’s und Kepler’s.
Als Entgegnung auf die von Whewell verfasste
Schrift über die Mehrheit der Welten schrieb
er „Mehr als eine Welt, des Naturforschers
Glaube und die Hoffnung des Christen“. Brewster
war seit 1808 Mitglied der Edinburgher K. So*
cietät, in welcher er successive das Amt eines
Secretärs, Vicepräsidenten und Präsidenten führte,
letzteres bis zu seinem Tod; und seit 1859 Prin^-
cipal oder Curator der dortigen Universität.
Er zählte zu den Mitgliedern fast aller grossen
wissenschaftlichen Körperschaften und hat sieh
im Jahre 1831 bei der Stiftung der Brittischen
Gesellschaft zur Förderung der Naturwissen*
schäften, welche ihre erste Jahresversammlung
zu York hielt, mit Eifer betheiligt. Brewster er¬
freute sich bis in sein hohes Alter nicht nur un¬
geschwächter geistiger Rüstigkeit, sondern auch
ungetrübter Sinneskraft, die ihm noch in den
letzten Jahre seine Beobachtungen über dfe
Newton’schen Farben an Seifenblasen, sowie
über die Gleichgewichtsfiguren fiüssiger Mem*
branen anzustellen erlaubte, deren Ergebnis!^
*) Gleicherweise hat sich noch ganz neuerdings seine
Darlegung hinsichtlich einer nicht ohne Unlauterkeit zur
Discussion gebrachlen Correspondenz zwischen Newton
und Pascal als wahrheitstreu bewährt.
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457
ira vorigen Jahr in zwei Abhandlungen der
Edinburgh Traiisactions als seine letzten wissen¬
schaftlichen Arbeiten niedergelegt sind.
August Ferdinand Möbius, auswärt.
Mitglied der mathem. Classe, Professor der Ma¬
thematik und Astronomie in Leipzig, starb da¬
selbst am 26. September d. J. im Alter von 78
Jahren. Geboren zu Schulpforte am 17. Nov.
1790, wo sein Vater Lehrer der Tanzkunst war,
fühlte er sich schon frühzeitig zur Mathematik
hingezogen und wurde bei dem Privatstudium
derselben von F. Thiersch, damals Schüler in
Schulpforte, unterstützt. Auf der Universität
zu Leipzig studirte er anfangs, 1809, die Rechte,
wendete sich aber bald ganz zur Mathematik,
genoss später, 1813, in Göttingen den Unter¬
richt von Gauss, und in Halle, 1814, den Un¬
terricht von Pfaff, habilitirte sich 1815 in Leip¬
zig als Privatdocent und wurde schon 1816 zum
ausserordentlichen Professor der Astronomie er¬
nannt. Nachdem er auf einer wissenschaftlichen
Reise die berühmtesten deutschen Sternwarten
kennen gelernt hatte, entwarf er einen Plan
zur Umgestaltung der Leipziger Sternwarte, der
in den Jahren 1818 — 1821 zur Ausführung kam.
Seine Habilitations- Disputation: „De compu-
tandis occultationibus fixarum per planetas‘S
ferner seine „Beobachtungen auf' der Sternwarte
zu Leipzig, 1823“ und „die Elemente der Mechanik
d^ Himmels, 1843“ sind als Ergebnisse seiner Be¬
schäftigung im Felde der Astronomie zu nennen.
Das Feld seiner berühmtesten Forschungen
aber ist das der analytischen Geometrie, auf
welchem er Bahn gebrochen hat und für das
er durch die Fähigkeit sich stereometrische Ver¬
hältnisse auf das lebhafteste vorstellen zu kön¬
nen, sehr . unterstützt wurde. Er ist einer der
bedeutendsten Urheber des grossen Aufschwungs,
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458
T^dchen in unserer Zeit die Geometrie genom-
nien hat. Sein erst^ Hauptwerk „d^r baryecn-
trische Calcul, 1827‘‘ bildet das noth wendige
Mittelglied zwischen Poncelet’s proprietes pro-
jectives und Steiner’s systematischer Entwicke¬
lung, denen Plücker’s und Chasles’ Arbeiten
sich anschliessen.
Die bleibenden Verdienste des barycentri-
scben Calculs liegen weniger in der neuen ana¬
lytischen Methode, deren sich ausser dem Urhe¬
ber nur wenige bedienten, nachdem dieselbe in
die Methode der homogenen Coordinaten über¬
setzt worden war, als vielmehr in dem Umfang
von neuen Ideen, welche in jenem Werke nie¬
dergelegt sind, und in der seltenen Anschaulich¬
keit, mit welcher dieselben vorgetragen werden.
Von fundamentaler Bedeutung waren nament¬
lich die Unterscheidungen positiver und negati¬
ver Strecken, Flächen, Raume, die Verwandt¬
schaften der Figuren nebst Classification der
geometrischen Aufgaben, die Doppelsbhnittsver-
hältnisse, die geometrischen Netze, die Aus¬
drücke der Raumcurven. Hinzu kamen später
die höchst wichtigen Arbeiten über Symmetrie
und Involution, Kreisverwandtschaft und Ele¬
mentarverwandtschaft, die Inhalte von Polygo¬
nen und Polyedern.
Das zweite Hauptwerk von Möbius , das
„Lehrbuch der Statik, 1837“ ist ebenfalls voll
von neuen Methoden und Resultaten , die zjum
Theil geometrischen Ursprungs sind und aticli
der Geometrie neue Bereicherungen gebracht
haben. Die Poinsot’schen PrinzSpilen haben
durch Möbius eine Entwickelung erhalten i, vdie
man als Grundlegung der neuern Statik betrach¬
ten darf. ^ * r
In der „Mechanik des Himmels^^ hat Möbius
gezeigt, wie man selbst den zusammeiigesi^tzteren
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459
'Problemen derselben mit einfachsten Miitfeln
■* sich zu nahen vermag. Mannigfache Veranschau-
‘ ‘ - lichongen die dabei gelehrt werden, kommen der
gesammten Dynamik zu gute. /
Ohne seiner vielen andern Abhandlungen zu
erwähnen, ist nur noch hervorzuheben, dass Mö¬
bius’ Verdienste sich auch auf die Analysis er¬
strecken. Nicht nur sind seine Infinitesimal-Be-
trachtungen höchst lehrreiche Zeugnisse seiner
hervorragenden Kunst in der Veranschaulichung
abstracter Gegenstände; auch seine Abhandlun¬
gen über Kettenbräche und über eine besondere
Art von Umkehrung der Reihen sind von blei¬
bendem Werth;
De Medici Spada, Corresp. der physikal.
Ol^se, früher päpstlicher Kriegsminister, ausge¬
zeichnet als Mineraloge, ist auf seiner Villa
Quiete bei Macerata gestorben. Näheres über
sein Leben soll nachgeliefert werden.
Jan van der Hoeven, Professor der Zoo¬
logie und vergleichenden Anatomie zu Leiden,
Gorrespondent der physik. Classe, starb am 10.
März im 67. Lebensjahre. Ueber das Leben und
Wirken dieses ausgezeichneten Forschers ist be¬
reits von einem Mitgliede der K. Societät in Nr.
19 der Nachrichten eine ausführlichere Mitthei-
lung erschienen.
Christian Friedrich Schönbein, Pro¬
fessor der Chemie in Basel, Gorrespondent der
physik. Classe, starb am 29. August d. J. im
‘ 69. Lebensjahre. In ihm verliert die Wissenschaft
‘‘ einen der genialsten und thätigsten Forscher,
ff ’de^en Tod una so mehr zu beklagen ist, als er
' * ' von ibth in noch voller Geistesfrische und Thätigkeit
wurde.' Schönbein wurde am 18. October
1799 zu Metzingen in Würtemberg geborene er
^ i fgenö^hieteineguti Schulbildung, nameoatUch auch
II \ dm: lateinischen Sprache , für die er biflj an
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sein Ende eine besondere Vorliebe behielt. In
seinem 14. Jahre kam er aus dem elterlichen '
Hause in eine chemische Fabrik, in der e^ als^
Lehrling fast sieben Jahre zubrachte. Durch
Verwendung seines Prinzipals erhielt er hierauf
(1820) eine selbstständige Stellung in einer
chemischen Fabrik in Augsburg und später eine
in der Nähe von Erlangen. Sein Drang nach
wissenschaftlicher Ausbildung zog ihn oft nach
dieser Universitätsstadt, und hier hatte er sich
schon damals eines näheren Umgangs mit J. W.
A. PfafiF, Schubert und Schelling zu erfreuen.
Die practische Thätigkeit gewährte ihm bald
keine Befriedigung mehr, und indem sein Streben
dahin ging, sich ganz dem rein wissenschaftlichen
Stüdium der Chemie und Physik widmen zu
können, wurde es ihm in seinem 22. Jahre
möglich zuerst die Universität Tübingen und
nachher Erlangen zu besuchen, \vo namentlich
Schelhng sich wieder als väterlicher Freund seiner
annahm und offenbar auf seine geistige Ent¬
wickelung von Einfluss geworden ist. Nach be¬
endigten Universitätsstudien wurde er Lehrer
der Naturwissenschaften an einer Erziehungs- ■
anstalt, die er bald wieder verliess, um in England
eine ähnUche Stelle anzunehmen. Nach zwei-^
jährigem Aufenthalt in England ging er 1827
nach Paris um die Vorlesungen von Gay-Lussac,
Thenard, Ampere u. A. zu hören und die wissen*
schaftlichen Institute kennen zu lernen. Im'
Herbst 1828 kam er an die Universität Basel,
dazu veranlasst durch P. Merian , der aus G«t-
sundheitsrücksichten die Professur der Chemie
und Physik, die er damals bekleidete, eiHenr
Stellvertreter zu übergeben genöthigt war. 1835'
wurde Schönbein zum ordentl. Professor in diesen
Fächern ernannt, welche Stelle er bis zu seinem
Tode versah, mit der Aenderung, dass 1852 beide
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Fächer getrennt wurden und er seitdem nur die
Chemie behielt.
Zu den ersten Arbeiten Schönbeins, welche
die Aufmerksamkeit der Physiker und Chemiker
auf sich zogen, gehören seine Untersuchungen
über den passiven Zustand des Eisens, ferner
die über den galvanischen Strom, über die Theorie
seiner Erregung, über die voltaische Polarisation,
über den Zusammenhang von Electricität und
chemischer Affinität. Diese letzteren Untersu¬
chungen, bei denen er sich später der von Grove
erfundenen constanten Säule bediente, die er
von seiner zweiten Reise in England zuerst nach
dem Continent brachte, führten ihn zu Ende
von 1839 auf seine wichtigste, mit seinem Namen
unzertrennlich bleibende Entdeckung, auf die
Entdeckung des Ozons, über dessen wahre Natur
er anfangs freilich verschiedene, später wieder
verlassene Ansichten aufstellte, von dem aber
schliesslich sowohl durch seine eigenen zahlreichen,
29 Jahre lang unermüdlich fortgesetzten For¬
schungen als auch durch die Arbeiten Anderer
erwiesen wurde, dass es das Element Sauerstoff
in einem anderen, eigenthümlichen Zustand von
Verdichtung ist. An diese Entdeckung knüpfen
sich die mannigfachen Beobachtungen Schön bein’s
über die Bildungs-^ und Wirkungsweisen des
Ozons <, seine sinnreichen Ansichten über die
Rolle, die es bei der Oxydation und überhaupt
bei den chemischen Prozessen in der Natur
spielt; ferner seine durch ihre practische Be¬
deutung so wichtig gewordene Entdeckung der
Schiessbaumwolle und des Collodiums, einer
Lösung der ersteren in alkoholhaltigem Aether,
die nun ein unentbehrliches Material zur Her¬
vorbringung der photographischen Bilder ge¬
worden ist.
Ausser seinen in den verschiedensten Zeit-
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462
Schriften erschienenen rein wissenschaftlichen
Publicationen hat Schönbein auch zwei kleine
Werke allgemeineren Inhalts veröffentlicht, die
um so mehr erwähnt zu werden verdienen, als
sie ohne seinen Namen erschienen sind; das eine
unter dem Titel „Mittheilungen aus dem Reise-
tagebuche eines deutschen Naturforschers über
England“ (1839) das andere unter demselben
Titel , aber mit dem Zusatz „Menschen und
Dinge“ (1843) und sich auf eine Reise in Deutseh¬
land beziehend. Beide geben ein Bild von der
Vielseitigkeit seines Geistes , seiner Weltan¬
schauung, seiner feinen Beobachtungsgabe, seiner
humorvollen , naiven Erzählungsweise , und sind
auch belehrend und anziehend durch die Schil¬
derung grosser wissenschaftlicher Anstalten und
die Characterisirung berühmter Persönlichkeiten,
mit denen er bekannt wurde, zu welchen unter
Anderen Faraday gehört, mit dem er innige
Freundschaft schloss und bis an dessen Ende in
brieflichem Verkehr blieb.
In den letzten Jahren, täglich noch nach
seinem mit den einfachsten Mitteln versehenen
Laboratorium wandernd und darin vom frühen
Morgen an thätig, beschäftigten ihn, unter vielem
Andern, Untersuchungen über die chemische
Wirkung des Lichtes, über, die Bildung von sal-
Eetrigsaurem Ammoniak aus dem Stickgas der
luft und Wasser, die für die Theorie der Nitri-
flcation und die Pflanzenernährung so wichtig
zu werden verspricht, über Contact-Wirkungen
und namentlich über das Wasserstoffsuperoxyd,
über welches er neue und merkwürdige Beob¬
achtungen machte, die ihn zum Theil auch auf
das Gebiet der organischen und selbst der phy¬
siologischen Chemie führten. ,,Ich habe noch
viel Werch an dem Rocken“ pflegte er in seiner
bilderreichen Weise zu sagen; aber leider war
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es ihm nicht beschieden, ihn abzuspinnen, ein
bösartig verlaufender Anthrax setzte seinem thä-
tigen Leben unerwartet früh ein Ziel, zum Schmerz
seiner Familie und seiner Freunde, zur Trauer
seiner Mitbürger.
Julius Plücker, Professor der Physik in
Bonn, Correspondent der physik. Classe, starb
am 22. Mai im 67. Lebensjahre. lieber ihn wird
demnächst ein Mitglied der K. Societät eine
ausführlichere Biographie in diesen Nachrichten
veröffentlichen.
Schliesslich ist noch des Verlustes zu geden¬
ken, den die K. Societät zu ihrem tiefsten Be¬
dauern durch die Berufung des Collegen Ernst
C u r t i u s nach Berlin erlitten hat. Möge er als
auswärtiges Mitglied der Societät die Theilnahme
erhalten, die er ihr als hiesiges Mitglied so leb¬
haft bethätigt hat.
Die von der K. Societät neu erwählten Mit¬
glieder und Correspondenten sind folgende:
Zu ihrem Ehrenmitglied ist von der K.
Societät erwählt und von Königlichem Curato-
rium bestätigt worden:
der Freiherr F. H. A. von Wangenheim
auf Waake:
Zu hiesigen ordentlichen Mitglie¬
dern wurden erwählt und von K. Curatorium
bestätigt
für die mathematische Classe:
Hr. Professor Alfred Cleb&ch, seither
Correspondent ,
für die historisch-philologische Classe:
Hr. Professor Friedrich Wieseler,
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46i
Zu auswärtigen Mitgliedern Wurdeil'
erwählt und von K. Curatorium bestätigt
für die physikalische Classe:
Hr. Professor Heinrich Helmholtz ;in
Heidelberg, seither Correspondent,
Hr. Professor August de laRive in Genf,
für die mathematische Classe:
Hr. Professor Friedrich Wilhelm Au*
gust Argeiander in Bonn, seither Cor¬
respondent,
Hr. Professor Carl Neumann in Leipzig,
seither Correspondent,
für die historisch-philologische Classe :
Hr. George Bancroft, Gesandter der
Vereinigten Staaten N. A. in Berlin,
Hr. Franz Miklosich in Wien.
Zu Correspondenten wurden erwählt"
für die physikalische Classe :
Hr. Professor A. L. Descloizeaux in Paris,
Hr. Professor Asa Gray in Cambridge, Ver¬
einigte Staaten,
Hr. Professor Jean Charles Marigmac
in Genf, t
Hr. Dr. Alexander Theodor von Mi.d-
dendorff auf Hellenorm bei Dorpat,
Hr. Professor William Sh arpey in London,
Hr. Professor Adolph Wurtz in Paris,
für die historisch-philologische Classe:
Hr. Major William Nassau Lees in’
Calcutta, !
Hr. Professor Theodor Sickel in Wied^
Hr. Dr. William Wright in London. ’
In Betreff der Preisfragen ist Folgendes zu
berichten : die für dieses Jahr von der historisch-
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philologischen Classe gestellte Aufgabe: „Dar¬
stellung der hellenischen Einflüsse, welche sich
in der Sprache, der Kunst, der Literatur und
dem öffentlichen Rechte der Römer vor der Zeit
der makedonischen Kriege erkennen lassen'^ hat
keinen Bearbeiter gefunden.
Für die nächsten Jahre werden von der K.
Gesellschaft folgende Preisaufgaben gestellt:
Für den November 1869 von der physikali¬
schen Classe:
R. S. postulat , ut viaruni iacrymalium
structura omnis , comparandis cum homiiie
animalibus, illustretur, praccipiic vero de
iis exponatur apparatibus, qiü absorbcndis et
promovendis laerymis inservire dicuntur, de
epitlielio, de valvulis, de musculis et plexi-
bus veuosis duetiii lacrymali vcl Innatis vel
adjaceiitibiis.
,,DieK. Societät verlangt eine vergleiclieud-
anatoiuische Bescbreibung des Tbräncn lei-
'teiideu Apparats, mit besonderer Berücksich¬
tigung der Einrichtungen, welche bei der
Aufsaugung und Forderung der Thränen-
flüpsigkeit in Betracht kommen , des Epithe¬
liom, der Klappen, der Muskeln und Ge-
fsissgeflechte in den Wänden der Thräncn-
Wege und deren Umgebung.
Für den November. 1870 von der mathema¬
tischen Classe:
Fourier, vir illiistrissimus , operis , qiiod
de resolutlonc aeqiiationum scripsit, libro ul¬
timo, noii evulgato, de theoria inaeqiialita-
tum (aualyse des inegalites] tractaturus erat.
Societas regia optat ut libri summa restitua-
tur, adhibitis eis, quae ill. Fourier et In ex-
positione synoptica operi praeiiiissa et in
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memorüs Acad. Scieiit. Par. hac de re stg.
nificayit.
,,Das letzte nicht erschienene Buch des
Fonrier’scheu Werkes über Gleichungen sollte
die Theorie der Ungleichheiten (analyse des
inegalites) enthalten. Die K. G. d. Wiss.
wünscht die Wiederherstellung des wesent¬
lichen Inhaltes dieses Buchs, nach den An¬
deutungen, welche Fourier in der dem Werke
Yorausgeschickten Inhaltsübersicht und in
den Schriften der Pariser Akademie der Wis¬
senschaften gegeben hat.^^
Für den November 1 871 von der historisch¬
philologischen Classe, von Neuem aufge¬
geben :
QuI literas antiquas tractant , res Grae-
corum et Romanorum diiobus (disciplinaruni
singularum ordlnibus seorsum explicare so-
lent. Quae separatio quanquam necessaria
est, tarnen quaiita eadem incommoda habeat,
faclle est ad intelligendum ; quae enim com-
munia sint In utriusque cultura popull, quo-
minus persplclamus, Impedit, quae ab altero
Instituta sunt, cum qiitbus alterius vel in-
ventis vel institutls necessaria quadam et
perpetua causariim cfficientia cohaereant, ne
mteHigamus, graviter obstat, denique quae
in historia rerum conluncta sunt, seiungit.
Quare omnia ea , quibus res utriusque po-
puli inter se cohaerent, accurate inquirl haud
levis videtiir momenti esse. Qiiod cum Grae-
ciae et Itallae incolas primitus inter se co-
gnatos fuisse llnguaruni historiae scrutatores
luculenter docuerint atque ex altera parte,
quomodo cultura Graecorum et Romanorum
initio Sciplonum temporibus facto Caesaruni
aetate prorsiis denique in uniim coaluerit,
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accuratissime homines doctl expUcayerint,
Societas regia literaruni et p'atuin et fru-
ctuosum futurum esse existimat , qnaenani
vestigia rerum graecarum prioribus populi
romani aetatibiis appareant, studiose indagari
et, quibus potissimum temporibus inde a
regnm aelate singula hiiius efficientiac ge-
nera ostendantur , a quibus ea regionibus et
urbibus (Cumis , Sicllia, Massalia , Athcnis,
Corintlio) profecta . sint , deiiique quae ita
praesertini in sernione, artibus, literls, in-
stitutis publicis conforinandis effecta siiit,
quantiim quidem ßeri potest, explicari. Quae
quaestiones quanquam uno impetu absolvi
non poterunt , tarnen ad historiam veteris
cultiirae rectius et plenius intelii^endam
multum videntur conferre posse. Societas
igitiir regia postuIat, iit expiicetur:
quam vim res ^raecae in sermone , ar-
tibiis , literis, institutis publicis Romä-
norum conforinandis atqiie excolendis
ante macedonicorum tempora belloruni
babuerint.
,,Die klassische Philologie ist gewohnt das
griechische und das römische Alterthum in
zwei gesonderten Reilien von Disciplinen zu
behandeln. Diese Trennung ist nothwendig,
aber sie hat auch ihre unverkennbaren Nach¬
theile ^ denn sie erschwert den Ueberblick
über das Gemeinsame in der Kultur der
Griechen und Römer, lässt die Kontinuität
der Entwicklung nicht erkennen und zerreisst
das geschichtlich Zusammengehörige. Es ist
daher wichtig die Berührungspunkte und
Wechselbeziehungen in der Entwicklung bei¬
der Völker ins Auge zu fassen. Na^dem
nun sprachgeschichtliche Untersuchungen über
die ursprüngliche Verwandtschaft derselben
neues Licht verbreitet haben (die gräko-ita-
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llsehe Epoche) und auf der andern Seite die
Verschmelzung der griechischen und römi¬
schen Cultur, wie sie in der Zeit der Scl-
pionen begonnen und unter den Cäsaren sich
Yolleikdet hat (^hellenistische Epoche) , mit
Erfolg durchforscht und dargestellt worden
Ist^ so scheint es der K. Ges. d. WIss. eine
anziehende und lohnende Aufgabe zu sein,
den Spuren griechischer Einwirkung, welche
sich in den früheren Perioden der römischen
Geschichte zeigen, sorgfältig nachzugehn und,
so w'eit es möglich ist , die verschiedenen
Epochen dieser Einwirkung, von der Königs¬
zeit an, Ihre verschiedenen Ausgangspiinlkte
(Kumä, Sicilien, Massalia, Athen, norinth),
und die Ergebnisse derselben, namentlich
auf dem Gebiete der Sprache, der Kunst,
der Literatur, und des öffentlichen Rechts
zu ermitteln. Wenn auch diese Untersu¬
chung sich nicht sogleich zu einem Abschluss
fuhren lässt, so verspricht sie doch sehr er¬
hebliche Ausbeute für die Geschichte der
alten Kultur. Io diesem Sinne stellt die K.
Ges. d. Wiss. die Aufgabe:
Darstellmig der hellenischen Einflüsse,
welche sich in der Sprache, der Kunst,
der Literatur und dem öffentlichen Rechte
der Römer vor der Zeit der makedoni¬
schen Kriege erkennen lassen.
Die Concurrenzschriften müssen vor Ablauf
des Septembers der bestimmten Jahre an die
K. Gesellschaft der Wissenschaften portofrei ein-
gesandt sein, begleitet von einem versiegelten
Zettel, welcher den Namen und Wohnort des
Verfassers enthält, und mit dem Motto auf dem
Titel der Schrift versehen ist.
Der für jede dieser Aufgaben ausgesetzte
Preis beträgt fünfzig Ducaten.
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Nachrichten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen-
sohaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
December 16. M. 22. 1868.
Königliche fieseUschaft der Wissenschaften«
OeflFentliche Sitzung am 5. December.
üeber Anwendungen der Differential-
gleielhuug ^ Akustik und
Optik, bei Variation der Grenzbedin¬
gungen.
Von W. Klinkerfues.
Die Lehre von den lineären partiellen Diffe¬
rentialgleichungen hat für viele Zweige der
mathematischen Physik eine so grosse Be¬
deutung, dass die letztere sich fast zu einer
Sammlung von Beispielen für jenes Gebiet der
höheren Analysis gestaltet. So greifen bei un¬
zähligen Gelegenheiten die Gravitations-Theorie,
die des Magnetismus und der Electricität, die Wär-
lehre,. zu der partiellen Differentialgleichung
bei Problemen der Akustik und Optik zu der
Gleichung
^ — ßS ^
dt* “■ dx*'
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470
aus welcher letztem, wenn man ihrer zweiten
Seite ein Glied mit hinzufügt, auch die
Fundamentalgleichung für die so wichtige und
interessante Theorie der Dispersion des Lichtes
hervorgeht. Diese und ähnliche Hülfsmittel
leisten der Physik die nützlichsten Dienste; sie
sind uns ebensowohl Hebel und Schraube, durch
welche ein sonst zu massenhaftes geistiges Ma¬
terial in Bewegung gesetzt werden kann, als, in
anderen Fällen, der Mechanismus, auf welchem
aus einem gegebenen Roh -Material die feinsten
Fäden gezogen und zu einem werthvollen Ge¬
bilde verarbeitet werden können. Es heisst den
Werth eines solchen Apparates gewiss nicht
herabsetzen, wenn man sagt, dass er missbraucht
werden könne, ja dass die Gefahr dazu oft sehr
nahe liege, und dass es zuweilen der grössten
Vorsicht und unausgesetzten Aufmerksamkeit
des Handhabenden bedürfe , damit nicht der
Faden unbemerkt reisse und dadurch echwer zu
lösende Verwicklungen entstehen. Ganz vor¬
zugsweise ist diese Vorsicht zu üben, wenn das
Hülfsmittel auf einem Gebiete angewendet werden
soll, für welches dasselbe ursprünglich nicht be¬
stimmt wurde, obgleich es sich möglich zeigt,
dasselbe durch verallgemeinernde Abstraction
auf ein weiteres Gebiet zu übertragen. Man
wird wohl zugeben, dass eine solche geistige
Operation am wenigsten zu denjenigen gehört,
für welche ein bestimmter Mechanismus ein-
treten kann.
Stoff und Veranlassung zu solchen Betrach¬
tungen gaben mir gewisse, bei der oben ge¬
nannten Differentialgleichung
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dt^ ~ dx^
vorkommende besondere Verhältnisse, denen ge¬
genüber der oft zur Anwendung kommende Grund¬
satz, dass jede Schwingungsgleichung, auf die
ein optisches Problem bei ebener Wellenober¬
fläche führt, jener Differentialgleichung genügen
müsse, unhaltbar erscheint.
Um einem leicht möglichen Missverständnisse
vorzubeugen, will ich hier gleich bemerken, dass
auch mir bei allen derartigen Problemen das Ausge¬
hen von jener Gleichung oder von ihrem bekannten
allgemeinen Integral als der sicherste Weg zu
correcten Lösungen erscheint, und dass ich davon
unten ein Beispiel geben werde. Etwas ganz
Anderes ist es denn aber, von einer solchen
Differentialgleichung ausgehen, um zu einer rich¬
tigen Lösung zu gelangen, als zu fordern, dass
diese Lösung in jeder ihrer oft unzähligen iden¬
tischen Formen der Differentialgleichung bei
mechanischer Ausführung ihrer Symbole Genüge
leiste. Geht man doch z. B. in der Störungs¬
theorie meistens von den Differentialgleichungen
der ungestörten Bewegung aus; wie sonderbar
würde sich hier das Verlangen ausnehmen, die
endliche Lösung, d. h. der Ausdruck für die ge¬
störte Bewegung solle jenen Differentialgleichungen
der ungestörten Bewegung genügen, oder, wenn
gar das bloss mechanische Differentiiren nach
der Zeit als eine Probe für die Richtigkeit der
Lösung gelten sollte. Um das Ungerechtfertigte
eines solchen Anspruches nachzuweisen ist es
übrigens nicht nöthig, auf das hier scheinbar
sehr entfernt liegende Gebiet der Storungs-Ent¬
wickelungen hinzuweisen ; überzeugende Beispiele
liegen viel näher. Betrachten wir den Fall eines
41*
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Strahles, dessen Amplitude wegen stetiger Zu¬
nahme der Intensität der Lichtquelle yon der
Form at ist, so wird offenbar für die Elongation
y in dem Strahle die Gleichung
y =r a^sin ^ (at — x X)
oder, da« gleich der Fortpflanzungsgeschwindigkeit
in dem Medium, gleich v ist
y = a^sin ^ (vt — X'\-X)
bestehen.
Diese Gleichung, in welcher X eine Constante,
X die Wellenlänge bedeutet, ist eine unzweifelhaft
richtige Lösung des in Rede stehenden Falles,
obgleich man auf den ersten Blick erkennt, dass
dieselbe der Differentialgleichung
dt^ ~ dx^~ dx^
nicht genügt, wenigstens nicht dem Buchstaben
nach. Einem aufmerksamen Leser kann es
freilich kaum auf die Dauer entgehen, dass bei
der Differentiation der eben genannten Gleichung
die Zeit soweit sie die Amplitude bestimmt,
ausgeschlossen werden musste. Das t in der
Verbindung at ist hier in der That nichts Anderes,
als ein Parameter, welcher die von der Natur
des Problems geforderte Variation in den Dimen¬
sionen der Schwingungsbewegung bestimmt, und
welcher zu der Veränderlichen t der Differential¬
gleichung in keiner weiteren Beziehung steht,
als dass bei den Anwendungen die schliesslichen
Substitutions -Werthe der beiden unbestimmten
Grössen zusammen fallen. Wählt man eine Be¬
zeichnung, welche die naturgemässe Unterschei¬
dung zwischen der Unabhängigen für die Fort-
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473
Pflanzung der Welle und deren Difierential, und
der Unabhängigen für die Variation der Welle
festhält, schreibt man z. B. die obige Grleichung,
wie folgt:
y — az. sin (vt — x-\-X)
mit der Bedingung, dass erst nach allen etwa
vorzunehmenden Differentiationen des Ausdruckes
der Parameter z gleich t gesetzt werden darf,
so wird der Differentialgleichung
dx^ ~ ^
dx^
^ sowohl nach Form, als geistigem Inhalt, Genüge
* geleistet. Der geistige Inhalt aber ist kein anderer,
als dass eine Welle, welches auch immer die
Dimensionen der in ihr vor sich gehenden Schwin¬
gungen seien, nach dem Gesetze des Zusammen-
stosses elastischer Molecüle fortgepflanzt werden
muss. Offenbar können nun aber in manchen
Fällen, wie z. B. bei mitwirkender Extinction,
Bedingungen vorgeschrieben sein, welche den
ungestörten Gang der Welle, wie er nach jener
Differentialgleichung stattfinden würde, nicht zu¬
lassen. Für solche Probleme hat man , gerade
wie bei den Störungs-Entwicklungen im engsten
Sinne , zwischen zwei Behandlungsweisen zu
wählen; entweder wird man der Differential¬
gleichung ein die Störung berücksichtigendes
Zusatzglied geben, oder es wird, mit Beibehaltung
der für die ungestörte Bewegung gültigen Formen,
die Variation der Constanten in Anwendung
kommen müssen. Die Constanten werden dann
Functionen eines Parameters, welcher in den
wichtigsten hierher gehörigen Aufgaben die Zeit
ist. Das Element der letzteren tritt dabei in
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doppelter Rolle auf, als unabhängige Variation
für die sogenannten Grenzbedingungen der Wellen¬
bewegung, und als unabhängiges Differential für
die blosse Fortpflanzung der Welle. Es ist hier¬
nach ersichtlich, dass bei der Prüfung, ob die
einem gewissen Ausdrucke für y entsprechende
W eile dem Gesetze des Zusammenstosses elastischer
Körper, d. h. der mehrfach genannten Differential¬
gleichung entspricht, die Variationen gleich Null
gesetzt werden müssen, mit andern Worten, die
Zeit als Parameter constant ist.
Um ein Problem dieser Art, bei welcher die
Zeit selbst als Parameter der Grenzbedingungen
auftritt, mit der Differentialgleichung
dx^
als Ausgangspunkt, nach der Methode der Va¬
riation der Constanten zu behandeln, soll hier
die {Schwingungsgleichung eines von bewegter
Lichtquelle herrührenden Strahles entwickelt
werden. Es erscheint dies um so wünschens-
werther, als wohl nicht bezweifelt werden dürfte,
dass an dem auf dieses Thema bezüglichen Prinzip,
welches Doppler nach einer sehr populären,
deshalb nur die Oberfläche streifenden Betrach¬
tungsweise aufgestellt hat, doch einige Unklarheit
haftet. Um nur einen Punkt, wo diese Un¬
klarheit uns entgegen tritt, namhaft zu machen :
wir gelangen zwar leicht zu dem Resultate von
physiologischer Bedeutung, dass der Eindruck
der Farbe von einem Strahle homogenen Lichtes
durch Bewegung des Auges oder der Lichtquelle
in der Richtung des Strahles geändert wird, zu
einem weiteren Schlüsse jedoch von dem Phy¬
siologischen auf das Physikalische, von der Farbe
oder scheinbaren Schwingungsdauer auf die wirk-
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liehe, und dann auf die Wellenlänge, reichen
Dopple r’s Betrachtungen nicht aus. Oder sollte
vielleicht Jemand den Satz vertheidigen wollen,
dass Bewegung des Auges die wirkliche Schwin¬
gungsdauer im Strahle verändert, weil sie den
Effect einer Aenderung der Farbe macht?
Die folgende Entwicklung giebt, wie ich glaube,
über die wirklichen Aenderungen, welchen die
Wellen eines von bewegter Lichtquelle herrüh¬
renden Strahles erleiden , ganz befriedigenden
Aufschluss. Ich bemerke zunächst, dass ich die
Wellen -Oberfläche als eben voraussetze, damit
der Anwendung der Differentialgleichung, welche
sich der Strenge nach auf die Fortpflanzung von
Schwingungen in prismatischen und cylindrischen
Röhren bezieht, kein Hinderniss entgegenstehe.
Das allgemeine Integral derselben ist bekanntlich
1) . y =
f(x-\-vt)-\-f(x — vt) . O (x-\-vt) -- O (x — vt)
2 ^ 2v
wobei die Zeichen f und O die Functionszeichen
der beiden willkürlichen Functionen dieses all¬
gemeinen Integrals einer partiellen Differential¬
gleichung zweiter Ordnung vorstellen. Unsere
Aufgabe wird darin bestehen, die Functionen
der Natur gemäss zu wählen, was für den ein¬
fachen Fall, dass wir uns die Lichtquelle als
materiellen Punkt denken, keine Schwierigkeiten
bietet. Es ist leicht zu erkennen, dass die
Gleichung 1) nur dann die Schwingungen in
einem dauernden Strahle repräsentiren kann,
wenn sie die Geschwindigkeit eines jeden Aether-
theilchens, mit welchem die Lichtquelle vermöge
ihrer Bewegung zu einer unbestimmt zu lassenden
Zeit'^ = T in unmittelbare Nachbarschaft kömmt,
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476
mit der Transversalgeschwindigkeit der Licht¬
quelle in üebereinstimmung liefert. Wäre Ver¬
schiedenheit vorhanden, so würden neue Wellen
entstehen, als die von der Gleichung 1) umfassten,
also der Voraussetzung entgegen.
Diese Bedingung muss ferner von dem Augenr
blicke an erfüllt sein, in welchem die Lichtquelle
zu leuchten beginnt; es müssen deshalb nicht
bloss die Geschwindigkeiten, sondern auch die
Elongationen jenes Aethertheilchens und der
Lichtquelle in üebereinstimmung sein.
Ist nun die Abscisse x der Lichtquelle im
Strahle bei dem Beginn des Leuchtens gleich
g die Geschwindigkeit im Strahle, a die Amplitude,
mit welcher die Lichtquelle in einer einfachen
Periode schwingt, so drücken sich die genannten
Bedingungen in den folgenden Gleichungen aus:
f{X-]^gT+vt)+f{X-\- gz—vt)
2
I ^ (X gz vt) — 0{X-\-gz — vt)
“I ^
. 2n .
= o sm vt
f {X-\-gz + vt)-\-r{X + gz~vt)
2
iIlf{X-{-gz-\.v()-(l>'{X + gz~vf)
2»
2avn .
= —j— cos vt
wobei der Accent die Derivation nach t anzeigt.
Hieraus folgt daun
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477
f («, 0 =
^os^&\x^{vt—x-\-X\ — x-{-X)
0 (X, <) =
av gt . 2n, ^ 27r, , , _
-^os y siii-^(t?^— a;+X) + -^siiiycos-^it;^— a;4--A),
wie leicht zu verificiren ist. Die gesuchte Schwin-
gungsgleichung des Strahles einer Lichtquelle,
die sich unserem Auge mit der Geschwindigkeit
g nähert, wird also
2)^. .... y — a cos ^ sin ^ {vt — x X)
I • Stt , ^ „
-f-asin^cos ^ — ^ + -X)
und es ergibt sich das merkwürdige Resultat,
dass auch zwei feste Lichtquellen bei Zusammen¬
setzung ihrer Strahlen, wenn ihre Amplituden
TV
veränderlich und ihre Phasen stets um ~ ver-
schieden sind, denselben Erfolg hervorbringen,
wie die bewegte Lichtquelle.
In ihrer Zusammenziehung auf
2tv
d) .... y — asm-Y{vt'—x-{-gv-{-X)
oder, wenn man jetzt t an die Stelle von r setzt,
4) . y = X gt X)
zeigt die Gleichung die stattfindende Aenderung
der Farbe, zugleich aber auch, dass ohne alle
Verletzung der Elasticitätsgesetze , welche die
Grundlage der Wellentheorie bilden, eine be¬
stimmte Elongation, z. B. ein Wellenberg mit
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der Geschwindigkeit -h ^ fortschreiten , d. h.
die Geschwindigkeit der Transmission des Lich^
tes um eine gewisse Grösse äbertreflfen kann.
Die Wellenlängen im Strahl sind durch die Be¬
wegung der Lichtquelle nicht geändert worden,
denn die Theilchen von gleicher Elongation ha¬
ben auch noch jetzt den Abstand Z von einan¬
der, wie er auch ohne Bewegung sein würde.
Was aus dem Vorhergehenden für die jetzt
in Aufnahme kommenden Anwendungen der
Spectral-Analyse als leitende Idee mancher Un¬
tersuchungen zu verwerthen sei, habe ich in den
Zusätzen zuHuggins Ergebnissen aus den Spec-
tral -Untersuchungen der Himmelskörper schon
etwas ausführlicher besprochen; in der Beziehung
will ich hier nur die eine Folgerung anführen,
die ich ziehen zu dürfen glaube, dass die Brech¬
barkeit der den Stern-Spectren eigenthümlichen
Linien durch eine Bewegung in der Richtung des
Strahles nicht geändert wird, wohl aber die
derjenigen Linien im Sternlichte, welche durch
terrestrische Absorption hervorgebracht werden.
Ueber die chemische Natur des Xylols
im Steinkohlentheer.
Von
Rudolph Fittig.
In früheren Abhandlungen habe ich zwei Koh¬
lenwasserstoffe, das Methyltoluol und das Isoxylol
beschrieben, welche nach ihrer Bildung unzwei¬
felhaft als Dimethylderivate des Benzols angese¬
hen werden mussten. Beim Vergleich dieser bei-
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479
den Kohlen wasserstofiFe mit dem Xylol im Stein-
kohlentheer zeigte es sich, dass das synthetisch
dargestellte Methyltolupl andere Substitutionspro-
ducte als das Xylol lieferte, dagegen bei der
Oxydation, wie das Xylol, in Toluylsäure und
Terephtalsäure übergefubrt wnrde. Das Isoxylol
aus der Mesitylensäure dagegen gab dieselben
Substitutionsproducte, wie das Xylol, wurde aber
von verdünnter Salpetersäure gar nicht oxydirt und
von Chromsäure nicht in Terephtalsäure, sondern
in eine gleich zusammengesetzte, aber davon total
verschiedene Säure, die Isophtalsäure, übergeführt.
Die Resultate dieser Versuche waren so auffal¬
lend und so vollständig unerklärlich, dass gewiss
von vielen Chemikern ihre Richtigkeit bezweifelt
worden ist. Ich verhehlte mir dieses auch durch¬
aus nicht und ich verzögerte deshalb absichtlich
die ausführliche Publication dieser Versuche, bis
ich mich selbst, ganz unabhängig von meinen
Mitarbeitern, durch mehrmalige Wiederholung
derselben davon überzeugt hatte, dass die erhal¬
tenen Resultate richtig waren und nicht von Zu¬
fälligkeiten bei Anstellung der Versuche abhin¬
gen. Um diese vergleichende Untersuchung mit
§rösserer Sicherheit auszuführen, wurden alle
ubstitutionsproducte des Xylols, die grösstentheils
schon von Beilstein beschrieben waren, von Neu¬
em dargestellt. Nur Eines habe ich dabei versäumt,
nämlich auch die Oxydationsproducte des Xylols
von Neuem darzustellen ^). Ich zweifelte eben
so wenig, wie wohl irgend ein anderer Chemiker
an der Richtigkeit der Angaben von Beil stein
Was in meiner Abhandlung über das Isoxylol da¬
rüber gesagt ist, bezieht sich auf das Methyltoluol. Da
das Xylol nach Beüstein dieselben Producte liefert , nahm
ich an, dass auch die dabei auftretenden Erscheinungen
dieselben sein würden.
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480
und hatte bei meinen Untersuchungen über die
synthetischen Kohlenwasserstoffe so häufig To-
luylsäure und Terephtalsäure unter Händen ge¬
habt, dass mir kaum eine andere chemische Sub¬
stanz so gut bekannt war, wie diese beiden Säu¬
ren. Eine Verwechslung war daher ganz un¬
möglich. Das fortwährende Streben, eine Er¬
klärung für die Resultate meiner oben erwähn¬
ten Versuche zu finden, hat mich indess vor
Kurzem veranlasst, auch diese Versuche von Beil¬
stein zu wiederholen. Etwa 10 Grm. von dem
Xylol, welches zu den obigen vergleichenden Un¬
tersuchungen gedient hatte und welches vollstän¬
dig zwischen 138 und 140® überging, wurde in
2 Portionen mit je 20 Grm. saurem chromsaurem
Kalium und 30 Grm. concentrirter und mit dem
3 fachen Volumen Wasser verdünnter Schwefel¬
säure oxydirt. Zu meinem grössten Erstaunen
erkannte ich schon nach wenigen Stunden, dass
das Xylol nicht zu den Terephtalsäure liefernden
Kohlenwasserstoffen gehörte und sich ganz an¬
ders, als dass Methyltoluol, das Aethyltoluol etc.
verhielt. Es wurde nur sehr langsam ange¬
griffen und die sich abscheidende Säure war
deutlich krystallinisch , während die Terephtal¬
säure sich immer pulverförmig abscheidet. Das
Gemisch wurde 2 Tage im Sieden gehalten und
dann der unangegriffene Kohlenwasserstoff ab-
destillirt. Die Quantität desselben betrug etwa
5 Grm. Die nach dem Erkalten abfiltrirte Säure
wurde mit kaltem Wasser ausgewaschen und da¬
rauf mit siedendem Wasser behandelt. Sie loste
sich darin bis auf einen kleinen Rest auf und
schied sich beim Erkalten der filtrirten Lösung
in undeutlichen Krystallen wieder ab. Eine nä¬
here Untersuchung ergab, dass diese Säure Iso-
phtalsäure, verunreinigt mit einer kleinen Menge
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481
von Terephtalsäure war. Zur Trenuung der bei¬
den Säuren benutzte ich mit ausserordentlich
gutem Erfolg die Verschiedenheit ihrer Baryum-
salze. Das terephtalsaure Baryum ist sehr schwer,
das isophtalsaure ausserordentlich leicht löslich.
Das Säuregemisch wurde deshalb durch Kochen
mit Wasser und kohlensaurem Baryum gelöst
und die neutrale Lösung auf ein sehr kleines
Volumen verdunstet. Dabei schied sich eine
kleine Menge von terephtalsaurem Baryum ab,
von dem siedend heiss filtrirt wurde. Aus der
Mutterlauge krystallisirte das isophtalsaure Ba¬
ryum in Prismen. Die daraus mit Salzsäure frei
gemachte Säure krystallisirte aus siedendem Was¬
ser in den characteristischen zolllangen, haarfei¬
nen glänzenden Nadeln und besass überhaupt
alle Eigenschaften der reinen, aus Isoxylol erhal¬
tenen Säure.
Die Hälfte des angewandten Kohlenwasser¬
stoffs, welche bei der ersten Oxydation unverän¬
dert geblieben war, wurde von Neuem einer
zweitägigen Oxydation unterworfen. Jetzt traten
alle Erscheinungen auf, wie ich sie beim Isoxylol
beschrieben habe, auf der Oberfläche der Oxy¬
dationsmischung zeigten sich nach mehreren Stun¬
den die characteristischen glänzenden kleinen
Prismen von reiner Isoph talsäure , deren Menge
allmählich zunahm.
Das Xylol des Steinkohlentheers liefert dem¬
nach bei der Oxydation Isophtalsäure neben ei¬
ner kleinen Menge von Terephtalsäure. Die
Quantität der letzteren Säure stand, hoch ange¬
schlagen, zu der der Isophtalsäure im Verhältniss
wie 1:8. Es folgt hieraus, dass die Hauptmasse
des Xylols aus Isoxylol besteht und die Identi¬
tät der aus beiden Kohlenwasserstoffen erhalte¬
nen Substitutionsproducte ist jetzt leicht erklär-
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482
lieh. Dem Isoxylol aber ist in kleiner Menge
ein anderer Kohlenwasserstoff beigemengt welcher
zu Terephtalsäure oxydirt wird. Es kann kaum
noch einem Zweifel unterliegen, dass dieser sich
als identisch mit dem synthetischen Methyltoluol
erweisen wird. Dass ich bei meinen vergleichen¬
den Versuchen nicht neben den Substitutions-
producten des Isoxylols auch die dieses Kohlen¬
wasserstoffs erhielt, ist leicht erklärlich, wenn
man bedenkt, in wie geringer Menge dieser Koh¬
lenwasserstoff vorhanden war und dass die Nitro-
Substitutionsproducte des Methyltoluols viel leich¬
ter löslich sind, als die des Isoxylols und dem¬
nach beim ümkrystallisiren in den Mutterlaugen
bleiben mussten, die Dibromverbindungen beider
Kohlenwasserstoffe aber gleiche physikalische
Eigenschaften besitzen.
Wie lassen sich aber hiermit die Versuche
von Beilstein inEinklang bringen? Man könnte
annehmen, dass in dem B eilst ein’schen Xylol,
welches aus einer anderen Quelle stammte, als
das meinige , die Quantität des Methyltoluols
vorwaltete und die des Isoxylols zurücktrat oder
dass letzterer Kohlenwasserstoff ganz darin fehlte.
Das ist indess nicht der Fall. In der hiesigen
Sammlung befand sich noch eine ziemliche Quan¬
tität des Xylols, mit welchem Beilstein und des¬
sen Schüler gearbeitet haben. Ich habe dieses
nochmals destillirt und darauf die obigen Ver¬
suche damit wiederholt. Es verhielt sich ganz
genau ebenso, lieferte nur wenig Terephtalsäure
und sehr viel Isophtalsäure.
Das Vorwalten von Isoxylol in dem von Beil¬
stein benutzten Xylol beweisen übrigens auch die
von ihm beschriebenen Substitutionsproducte, die
Das meinige war von Trommsdorff in Erfurt bezogen.
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483
in ihren Eigenschaften fast in allen Punkten
mit meinen Isoxylolderivaten übereinstimmen.
Dass Beilstein nur die in verhältnissmässig
geringer Menge auftretende Terephtalsäure er¬
hielt und das Hauptproduct der Oxydation über¬
sah, hat vielmehr einzig seinen Grund in der Art,
wie die Versuche ausgeführt wurden. Es wurde
eine grosse Menge Xylol (100 Grm.) mit einer
zur Oxydation bei weitem nicht ausreichenden
Menge von Chromsäure erhitzt, dann der nicht
oxydirte Kohlenwasserstoff abdestillirt und wie
es scheint nicht weiter untersucht.
Unter diesen Umständen musste der am leich¬
testen oxydirbare Kohlenwasserstoff des Gemen¬
ges und fast nur dieser oxydirt werden. Nun
wird aber das synthetische Methyltoluol ungleich
leichter und rascher oxydirt, als das Isoxylol.
Beilstein musste demnach fast ausschliesslich Te¬
rephtalsäure erhalten und wenn dieser auch noch
etwas Isophtalsäure beigemengt war, so musste
letztere Säure doch jedenfalls, da sie in Wasser
viel leichter löslich ist, bei der von Beilstein
angewandten Reinigungsmethode der Terephtal¬
säure verloren gehen.
Die Resultate aller meiner Versuche über die
Dimethylbenzole sind vollkommen klar, wenn
man annimmt, dass der Terephtalsäure liefernde
Theil des Steinkohlentheerxylols identisch mit
dem Methyltoluol ist. Es sind dann nur zwei
Modificationen des Dimethylbenzols bekannt, die
sowohl in ihren Substitutions- wie Oxydations-
producten ganz verschieden sind. Ich werde
übrigens versuchen, den experimentellen Beweis
zu liefern, dass der eine Gemengtheil des Xylols
sich auch in anderer Hinsicht, wie das Methyl¬
toluol verhält.
Schliesslich will ich nur noch erwähnen, dass
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484
man nach diesen Versuchen gezwungen ist, die
Resultate früherer Arbeiten über das Xylol mit
grosser Vorsicht aufzunehmen. So scheifit es
mir z. B. unzweifelhaft zu sein, dass die Para-
nitro-, Parachlor- und Parabromtoluylsäure gar
keine Substitutionsproducte der eigentlichen To-
luylsäure sind. Ich glaube vielmehr dass man
aus ihnen durch Rückwärtssubstitution eine mit
der Toluylsäure isomerische Säure erhalten wird,
welche bei weiterer Oxydation nicht Terephtal-
säure sondern Isophtalsäure liefern wird.
IlniTersität
Aus dem pathologischen Institut,
lieber Stäbchen undZapfen derRetina.
Von W. Krause.
Der Irrthum, wonach bei einigen Thieren nur
Zapfen in der Retina, bei andern nur Stäbchen
vorhanden sein sollen, stammt ohne Zweifel von
früheren Angaben H. Müller’s her, die sich ur¬
sprünglich auf Knorpelfische beziehen.
Um auf die Quellen der Täuschung zurück¬
zugehen, welche in besonderen Schwierigkeiten
ihren Ursprung haben, die sich der Untersuchung
der Retina bei einigen niederen Wirbelthieren
entgegenstellen, war es nothwendig, diese Schwie¬
rigkeiten durch sonst gewöhnlich vernachlässigte
Vorsichtsmassregeln möglichst zu beseitigen.
Verfolgt man diese Aufgabe, so lässt sich nach-
weisen, dass Petromyzon fluviatilis, ScylHum ca-
nicula (und auch Cavia cobaya) eine sehr cha¬
rakteristische Sonderung der Retina-Elemente in
Stäbchen und Zapfen zeigen.
Weitere Mittheilungen werden Vorbehalten.
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iVa^hrichten
von der Königl. Gesellschaft der Wissen¬
schaften und der G. A. Universität zu
Göttingen.
December 23. JV& 23.
1868.
Königliche Gesellschaft der Wissensehaftent
Ueber die Aussprache des Hebräischen
bei den Samaritanern.
Von
Th. Nöldeke in Kiel.
Dem vielverdienten Petermann verdanken
wir die ersten ausführlichen und genauen Mit¬
theilungen über die Art, wie die Samaritaner
das Hebräische aussprechen ^). Er giebt uns
die ganze Genesis in lateinischen Buchstaben,
wie er sie nach der Vorlesung des voraussetzlich
besten Kenners, des hohen Priesters Amram, auf¬
gezeichnet hat, und dazu noch eine systematische
Darstellung in Form einer Grammatik. Aller¬
dings erkennen wir aus seiner Umschrift die
Laute nicht mit voller Genauigkeit. Der Verf.
spricht z. B. von der »möglichst unreinen« Aus-
H. Petermann, Versuch einer hebräischen Formen¬
lehre nach der Aussprache der heutigen Samaritaner nebst
einer darnach gebildeten Transscription der Genesis ....
Leipzig 1868. (Nr. 1 des 5. Bandes der »Abhandlungen
für die Kunde des Morgenlandes hg. v. d. D. M. G.«).
. 42
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486
spräche der Vocale und gebraucht doch zu ihrer
Darstellung nur die Zeichen a e i o ohne uns
näher anzugeben, welche Nuancen dieser Vocale
er grade in den einzelnen Fällen meint; man
weiss aber , wie zahlreich die Schattierungen
wenigstens des a, e und o sein können. Freilich
musste es kaum möglich sein, nach einmaligem
Hören die ungewohnten Laute mit voller Ge¬
nauigkeit wiederzugeben. Erschwert hat er sich
dies noch dadurch, dass er die Vorlesung des
Samaritaners mit hebräischen Buchstaben und
Vocalen aufzeichnete und diese Aufzeichnung
erst nachträglich in lateinische Schrift umsetzte.
Uebrigens ist der Schaden vielleicht nicht so
gross, wie er scheinen mag. Denn wenn wir
sehn, wie hier die kurzen Vocale wechseln, wie
z. B. dasselbe Wort bald mit a, bald mit e ge¬
schrieben wird, so können wir auf die Angabe
der feineren Abstufungen der Laute kaum sehr
viel Werth legen, zumal es sich nicht um eine
wirkliche Sprache, sondern nur um eine auf
alle Fälle sehr entstellte Tradition über eine vor
Jahrtausenden ausgestorbene Sprache handelt.
Empfindlich ist aber der Mangel einer klaren
Angabe über Länge und Kürze der Vocale. Peter¬
mann bezeichnet »die Vocallänge fast nur in ge¬
schlossenen Silben und wo ein Guttural wegge¬
fallen ist. Die Vocale der offnen Silben sollen
offenbar auch ohne besondere Bezeichnung als
lang gelten ; doch passt dies schwerlich auf alle Fälle.
Die Formenlehre wäre etwas übersichtlicher
geworden, wenn sie weniger der Gesenius’schen
Schablone folgte und das wirklich Gleichartige
mehr zusammenfasste. Eine genauere Darstellung
der Lautgesetze hätte die eigentliche Formenlehre
wesentlich klarer gemacht und wohl auch erlaubt,
sie etwas kürzer zu halten.
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487
Vor 6 Jahren veröffentlichte ich in diesen.
Blättern Einiges über die Aussprache des He¬
bräischen nach grammatischen Schriften von
Samaritanern ^). Diese Mittheilungen , welche
Petermann sorgfältig benutzt hat, sind natürlich
jetzt weit besser zu verstehen, und in mehreren
Punkten habe ich meine Auffassung der Angaben
jener Grammatiker zu berichtigen. Im Wesent¬
lichen — darin gebe ich Petermann durchaus
Recht — stimmt die von ihnen dargestellte Aus¬
sprache mit der heutigen übeij^in. Doch er¬
kennen wir immerhin das Fortschreiten der Ver-
derbniss, und dazu sind die Mittheilungen der
Alten viel zu dürftig, um uns Sicherheit zu geben,
ob manches Seltsame in der Aussprache schon
zu ihrer Zeit bestand.
Im Folgenden gedenke ich durchaus nicht
eine neue Darstellung der hebräischen Grammatik
oder nur der Lautlehre nach den Samaritanern
zu liefern, sondern ich will nur einige wichtige
Punkte hervorheben, namentlich solche, aus denen
sich der Werth dieser Aussprache gegenüber der
masorethischen zu ergeben scheint. Man wird
nun überhaupt nicht erwarten, dass die Samaritaner,
welche mit ihrem Text immer ziemlich will-
kührlich umgingen, nie feste Zeichen zur Unter¬
stützung des Lesens einführten und überhaupt
trotz ihres Rufes der zähsten Beharrlichkeit doch
lange nicht die sorgsame üeberlieferungsweise
jüdischer Schulen besassen, man wird nicht er¬
warten, dass sie im Allgemeinen eine bessere
Aussprache hätten als die, welche nach peinlich
genauer Schultradition vor weit über 1000 Jahren
von den Juden festgestellt ist und zwar in zwei
Jahrgang 1862 Stück 17 und 20. Auch besonders
abgedruckt.
42*
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488
Schulen, die im Wesentlichen übereinstimmen.
Freilich müssen wir auf die wirkliche Aussprache
der Masorethen zurückgehen, nicht auf die der
heutigen Juden in Europa, wohl gar der »Asch-
kenazim« mit der. falschen Betonung, der .^s-
spräche des £ als deutsches as, des n als 5, der, En¬
dung (allen semitischen Lautgesetzen gemäss
nur iu , wie natürlich auch die Samaritaner
lesen) als if u- s. w. Dass die Samaritaner als
Orientalen z. B. die richtige Aussprache der
emphatischen Buchstaben ü ä p erhalten haben,
versteht sich von selbst, aber diese haben wir
nothwendig auch bei den Masorethen vorauszu¬
setzen. Wir können aber doch von vorn herein
vermuthen, dass die samaritanische Aussprache
der masorethischen nicht absolut nachstände,
dass sie in eitilgon Einzelheiten vielmehr alter-
thümlicher sein mochte^ Daran dm^e man gar
nicht denken, dass sie mit Beynisstsein, aus reiner
Opposition gegen die Juden Aussprache ge¬
ändert hätten. . .
Diese Voraussetzungen bestätigen nun.
Im Ganzen steht die samaritanische
der masorethischen sehr nach, während st®
dings im Einzelnen zum Theil Besser^*^^^?’
Doch muss man sich hier vor Täuschungen
ten. Einiges scheinbar Alterthümliche ist e^
aus dem Aramäischen oder Arabischen eingv
drungen, wie denn der Einfluss der nach einai*
der von den im Ganzen illiteraten Samaritaneril
geredeten Volksdialecte des Aramäischen nnd\
Arabischen naturgemäss sehr bedeutend ist. Da- k
neben haben einige ihrem Ursprung nach dunkle ^
Lautgesetze das Hebräische im Munde der Sa- l
maritener vielfach stark verändert. Abstrahieren -
*) Vrgl. Orient und Öccid. I S. 762.
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489
wir nun von allen diesen Entstellungen, so ge¬
langen wir zu einer Aussprache, welche der ma-
sorethischen gar nicht so sehr fern steht. Und
zwar bezieht sich dies selbst auf solche Punkte,
in denen auch die Masorethen nicht die Aus¬
sprache der besten Zeit des Hebräischen wieder¬
geben, sondern erweichte öder sonst umgebildete
Formen, welche erst im letzten Lebensalter der
Sprache, wenn nicht gar nach ihrem Aussterben,
aufgekommen sein dürften. So finden wir z. B.
auch bei den Samaritanern die masorethische An¬
nahme Von Hülfsvocalen, Aufiösung der Diph¬
thonge, Dehnung der betonten Vocale u. s. w.,
welche uns die Sprachgeschichte als relativ sehr
späte Erscheinungen nach weist.
Die stärkste Entstellung ist die aus dem ara¬
mäischen Dialect Samariens eingedrungene Be¬
handlung der Eehlhauche. Mit Ausnahme des im
Wort- und Silbenanlaut natürlich vielfach blei¬
benden Spiritus lenis («) schwinden sie sämmt-
lich oder werden wie n, in seltneren Fällen (nach
resp. i und w, wie j und w gesprochen z. B. huwi
•»nb, eluw^ Man begreift, welche Ver¬
änderung die Gestalt einer semitischen Sprache
durch dies Verfahren erleiden muss, wie es so
radical in keiner uns näher bekannten rein se¬
mitischen Mundart durchgeführt ist. Zahlreiche
etymologisch und der Bedeutung nach völlig
verschiedene Formen werden so ganz gleichlau¬
tend. Der Wegfall der Gutturale wird nur zum
Theil durch Dehnung der Vocale -compensiert.
Ein Einfiuss der verlorenen Gutturale auf die
Vocalisierung ist noch manchmal zu erkennen,
z. B. in der Herbeiführung oder Bewahrung ei¬
nes a, aber in der masorethischen Aussprache
ist dies Alles viel deutlicher. Auffallend ist es, dass
ein kurzer Vocal mit einem nachfolgenden Gut-
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tural, namentlich 5>, sehr oft zu e wird, z. B.
bel^ beli ^), n?n bed, bMah, sogar
Cs^b lern und läm neben Q? am, bmji
neben anji. So auch zuweilen im Auslaut,
welcher sonst das e gar nicht liebt, z. B. "
shave neben shava, nb^^tnTa metushale, 5>b!3. bale
und bala. Daneben jedoch shdr, war,
3>u:ö fesha u. s. w. Besondere Beachtung ver¬
dient noch die Behandlung eines vocallosen N
nach einem kurzen a. Die jüdische Aussprache
macht aus n— gewöhnlich ö, z. B. irffii.n, nfc^T,
*). Die Samaritaner bilden hier eigenthüm-
liche Formen mit eo oder in offener Silbe aw,
eUy z. B. re^ösh mit Suffix re'ushu; se^oriy
mit Suffix se^unu; jse^dt; jWumer. Aehnlich bnfc^
a’dZ, mit Suffix a'ulL
Fortwährende Rückschritte haben die Sama¬
ritaner gemacht in der Aussprache der Mutae
Die Grammatiker kennen die Asspirä-
tion noch bei ihnen allen, ausgenommen D und
jetzt ist (wohl unter Einfluss des Arabischen
welches bei den ansässigen Bewohnern Syrien^
die Laute »3 und nicht mehr hat) das asspirierte
^ und n verloren. Für d ist dagegen, gewiss
wieder durch’s Arabische, die Asspiration sogar
Der Ton ruht fast ausnahmelos auf derPaen-
nltima; ich lasse deshalb die besondere Bezeichnung
desselben durch den Acutus weg. Mit dem Circumflex,
wodurch gewöhnlich nur in geschlossener Silbe die Länge
bezeichnet wird, deutet Fetermann in manchen Fällen
den Wegfall eines Gutturals an. Für seine Bezeichnung
des u) durch ein s mit einem diacritischen Zeichen setze
ich sh.
^ Die Aramäer haben in solchen Fällen durchgängig
welches dann weiter zu i werden kann. Im Arabischen
bleibt 1^, welches höchstens zu ä wird.
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491
bei der Verdoppelung so allgemein geworden,
dass die Aussprache als p bloss noch vereinzelt
vorkommt. Nur beim a erkennen wir noch
deutlich, dass einst die Vertheilung der harten
und weichen Aussprache (d* h. als deutsches b
und als o d. i. deutsches w) ungefähr dieselbe
war wie bei den Masorethen; jetzt erscheinen
allerdings einige Abweichungen. Petermann
macht mit Recht aufmerksam darauf, dass man
nicht gern zwei asspirierte b dicht hinter ein¬
ander spricht; vergl. z. B. Juvdb^). So
wird es auch mit den andern Xsspiraten gewe¬
sen sein, wie denn der alte Grammatiker (S. 352
= S. 16 des besonderen Abdrucks) in nnb und
nur je einen Buchstaben asspirieren lässt *).
Ist es nun auch möglich, dass die Asspiration
dieser Buchstaben im Hebräischen l(etwa abgese¬
hen vom d) überhaupt nicht ursprünglich, son¬
dern erst (jedoch ziemlich früh) unter aramäi¬
schem Einfluss entstanden ist, so ist doch ihre
Verminderung und die Ausbreitung des bei den
Samaritanern jedenfalls erst als Verderbniss au-
zusehn.
Eine Vergröberung ist auch die Verwandlung
des iü in w. Freilich meint man oft (und so
auch Petermann S. 9), ursprünglich sei jedes =
gewesen, aber ich habe schon früher darauf hin¬
gewiesen, dass die Verschiedenheit des Reflexes
in den verwandten Sprachen mit Sicherheit auf
eine ursprüngliche Trennung beider Laute führt *).
.^) üeber eine ähnliche Dissimilierunff bei den Maso¬
rethen vgl. Ewald, Lehrb, §. 48 c. (7. Äusg.). Auch im
Syrischen findet sich etwas Aehnliches; siehe Ewald, Ab¬
handlungen zur or. und bibl. Lit. S. 88.
sprach er aber vielleicht als Fiel ; Petermann
hBijäfef (Gen. 1. 20).
Orient und Occident I. 763.
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492
ir) wird allerdings anfänglich dem uä lautlich sehr
nahe gestanden haben, so dass man es durch
dasselbe Zeichen wiedergab; allmählich ist es
dem Klange nach ganz zü d geworden, mit dem
es schon in unserem* Texte des A. T. zuweilen
verwechselt wird, so dass die Syrer für die beiden
etymologisch ganz verschiedenen Buchstaben nur
ein Zeichen (u») haben ^).
Aus dem aramäischen Vulgärdialect erklärt
sich die nicht seltene Verwandlung des ^ in 6,
namentlich bei der Verdopplung, z. B. Jiiäfc saba
(ohne Verdopplung gesprochen), D''*»)nnu)?3 niish-
tabh^^ liü? ishah.
Ein grosser Vorzug der samaritanischen Aua*
spräche besteht aber darin, dass sie das r noch
verdoppelt. Auch die Aussprache der LXX war
von der Verzärtelung der Masorethen hinsicht¬
lich des r noch frei.
Ehe wir zur Betrachtung der Vocale gehn,
bemerken wir noch einmal ausdrücklich, dass die
Samaritaner bei zwei- und mehrsilbigen Wörtern
so gut wie immer die Paenultima betonen. Diese
entschieden nicht ursprüngliche Betonung hat
den ganzen Vocalismus vielfach getrübt.
Einen günstigen Eindruck macht zuerst der
Umstand, das^ die flüchtigen Vocale (Schwa’s)
ganz fehlen, denn diese sind ja nirgends ursprüng¬
lich. Doch ist auch die vollere Vocalisierung
bei den Samaritanern durchgängig wohl erst un-
Die Phönizier schwanken. So finden wir
»zehne auf der Massilischen Taiel neben auf der
Grabschrift des Eschmunazar, welche wiederum
und hat. Der Laut des erschien ihnen
also mit;2i wie mit o verwandt, wird demnach zwischen
beiden gestanden haben.
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493
ter arabischem Einfluss und durch die Tonver¬
änderung wiederhergestellt. Dass früher wirklich
CJonsonanten ohne volle Vocale im Anlaut ste¬
hen konnten, sehen wir ja an den Vorschlag-
vocalen, welche sonst keinen Grund hätten. So
wird z. B. vor Consonanten die Praeposition a
ohne Artikel (ausser vor 6 m /*, wo sie ha lautet)
ev oder av, die Praeposition b ohne Artikel
(ausser vor wo man le spricht) el oder al ge¬
lesen. Ferner vergl. Fälle -wie rinnnn amra^efat^
•»u?? inshi, «■'inj enshi^ SiDto eshfä, erg^ u. s. w.
Man sieht aus den letzten Beispielen , dass hier
sogar zum Theil nach aramäischer Weise Vocale
weggefallen waren, welche in der masorethischen
Aussprache noch vorhanden sind ; denn wir kön¬
nen natürlich aus diesen Formen die älteren
n'sMy shYäf r*gi zurückerschliessen , die immer
noch jünger sind als die bekannten.
Die bei den Masorethen herrschende Dehnung
kurzer Vocale in der Tonsilbe sowie in ofiher
Silbe scheint auch bei den Samaritanern von
Bedeutung zu sein; doch lässt die wenig deut¬
liche Art der Quantitätsbezeichnung hier nicht
Alles klar hervortreten. Die Verschiebung des
Tones hat wahrscheinlich manche früher lange
Vocale in unbetonten Silben verkürzt.
Die kurzen Vocale a, e und, e i wechseln stark
mit einander. Zum Theil mag dies auf undeut¬
lichem Vorlesen oder falschem Hören beruhen,
aber bei der grossen Häufigkeit dieser Erschei¬
nung muss man annehmen, dass die Aussprache
hier wirklich vielfach schwankt. Man vergl. z. B.
evdereTc und aväere'k; jeherreky jeher-
rdk; ujegarresh^ ‘nnn*'*» ujehattar neben
nn'T'T ujedehher; ishshamer, ishshamar;
•Snpm utiqqavar^ uteqqavar; nnoifi eggedta, eggidta ;
T'am utegged neben öam utähhet u. s. w. Das
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4d4
Wort wird gar durch mazba^ mezha, mezhe,
mizba wiedergegeben. Wir sind jedenfalls vor¬
läufig berechtigt, von diesem Wechsel der kur¬
zen Vocale fast ganz abzusehn Schwanken doch
selbst die palästinischen Masorethen zuweilen
ohne ersichtlichen Grund namentlich zwischen
— und — , und bezeichnen die »assyrischenc
a und ä (e) überhaupt auf dieselbe Weise. Man
sieht aber schon aus dem eben Angeführten, dass
die in der masorethischen Aussprache wie in den
palästinisch -aramäischen Dialecten sehr weit
ausgedehnte Verwandlung eines kurzen a in ge¬
schlossener Silbe zu i, e auch den Samaritanern
bekannt ist; vielleicht hatte sie aber bei diesen
immer eine geringere Ausdehnung. Ebenso ken¬
nen sie die Umlautung, welche aus '^eved
machte, vgl. naa heged^ derek^ pn teben^
Ninn deshe. Daneben erhielt sich aber auch die
von den LXX öfter ausgedrückte, bei den Maso¬
rethen in der Pausa geltende Form mit a, z. B.
maleJcj pN aven^ yn« ares Die entspre¬
chenden Formen mit i scheinen, beiläufig be¬
merkt, wie bei den Juden zu lauten, vgl. ntoy
eshevy emeq ; aber nDO asfar aus sYar nach
aramäischer Weise. ,
Einen sehr Übeln Einfluss hat nun aber das so
gut wie vollständige Verschwinden des kur¬
zen oder tongedehnten 0, u. Dieses wird zu
a, e, seltner zu i. Dadurch erst entsteht das
üebergewicht des A-Lautes, welches Petermann
so alterthümlich anmuthete, während es doch
erst ganz secundär ist. Ein kurzes o finde ich
nur in Umor = und etwa im Eigenna-
0 Vergl. Zeitschr. d. D. M. G. XXII, 464. .
*) Lishbor Gen. 41, 67 ist wohl ein Drockfeh-
1er für das wiederholt vorkonunende und in der Gram-
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495
men Jaaqov wenn dieser nicht mit 6 ge¬
sprochen wird. Kurzes u ist in einigen Fällen
ganz neu entstanden, nämlich vor einem ver¬
doppelten Lippenlaut (wie in juwwdled,
juwwaiar^ smvwar, ujumma!en^
wummaTc, rianoit suppona xmi sippona und
80 in den Unformen Tcuwwas für d*id und uwwa-
shav s. unten S. 500; vgl. noch Ruvqa aus
ferner nach ö vor o oder ^ (in
mussed neben ^^^'^^'o.missidi, bta» mut tal, ^ito»
mut tdv und mit töv^ vereinzelt Musrhn neben
; ähnlich ushshu^em 21, 15),
endlich einigemal durch Verkürzung eines ü oder
6 {tuldat mb*in; einige wenige un für p, z. B.
temutun •jimTan; baruh für das gewöhnli¬
chere harölc; die Kürze des Vocals ist hier nir¬
gends sicher). Ein altes u finde ich nur in dem
ganz vereinzelten njpru utuqqa 12, 15; da die
Samaritaner 18,4 und in vielen analogen Fällen
die Activform haben, so ist diese auch wohl hier
herzustellen; unwillkührlich mag Petermann sein
besseres Verständniss in den Text getragen haben.
Nun vergleiche man adesh^ n\b salet,
n^fc^ara, ^'phheqar^ Msn^VZarifca,
ObpN eMimma, bb oder bald Jcal, l)ald Icel
(auch vor Suffixen), ph ag,^nnS)0 sekJcdt u. s. w.
So entspricht die Form Sadem einer unserm
a‘Tp parallel stehenden *0*10, welche die LXX
als 2ddofia repräsentieren (wie Tjbb MoXox^
Morrdx); davon Sidma FofiöQQa
ist Ämirra, ''^bNrj ^udpoQQatog ist ÄmerrL Be¬
sonders viele Beispiele von der Verwandlung des
0, u bietet die Verbalflexion.
Man begreift, wie zerstörend der Verlust die-
matik allein erwähnte lishbar; eben dasselbe gilt wohl
von elmos 073^ Gen. 49, 15 und lämosh U573hb 47, 26
für elmas und lämosh.
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496
ser Vocale uuf die üntersclieidung der Verbal-
formen wirken musste. Der wesentlichste Un¬
terschied der Passiv- und Activaussprache hörte
damit auf, und hieraus erklärt sich das schon
bei den Grammatikern erkennbare, fast völlige
Verschwinden des Hofal und Pual. Ferner lau¬
tete nun im Qal der characteristische Vocal des
Perfects und des Imperfects u. s. w. durchgän¬
gig gleich. Der Gegensatz von bbR*; und böß;
ist aufgegeben. Wir haben nur noch Formen
wie Plur. Imperativ Plur. ibop,
Inf. büpb. Die Feinheit in der Verbalbildmig
ist somit zum grossen Theil verloren.
Ein andres eigenthämliches Lautgesetz, wel¬
ches auch manche alte Unterschiede verwischt
hat, ist folgendes: von urspränglich langen m, ö
steht in der Regel ohne Rücksicht auf die Her¬
kunft des Vocals in geschlossener Silbe nur
d, in offener nur w; ebenso steht I in offner,
e in geschlossener Silbe ^). Allerdings hat
diese Regel viele Ausnahmen, von denen sich
einige wohl auf besondere Gründe zurückführen
lassen; so ist namentlich bei einsilbigen Wörtern
{ ü nicht ganz selten in geschlossener Silbe, be¬
sonders vor n z. B. öw, tsh u. s. w.
Doch dürfte ein Theil der Ausnahmen auf Un¬
genauigkeit der Auffassung oder der Transscription
beruhen ; wenigstens zei^ sich die Regel durch¬
gehende bei denselben Wörtern an andern Stellen
oder in ganz analogen Fällen. Die Tendenz ist
jedenfalls ganz klar. Vrgl. hakdr^
bakuri; “niaa gibbÖTy PL gibhurem; P)!ibN cilöf^
') Die Punctation des biblischen Aramäisch begünstigt,
besonders bei tongedehnten Yocalen, in offner Silbe (wie
in Pausa) das f, in geschlossener das e. Aehnliche Laut¬
regeln mögen im Aramäischen der Samaritaner bestanden
und auf die Aussprache des Hebräischen eingewirkt haben.
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49t
alu/i, ötT'onbN alufi^imma; *11 seppör,
PL seppurem; n^isa genöv ^ riä^iaa genuvat; djitdj
jemot^ n!)73N emöt] Jin!i73fij amuta; n*inN a'öt^
•'nnn« a!uti] bip göZj’ibip qulu; evtok,
Mini evtuka\ ös, üsa — n'^nD saveb,
n'’nin'':3D savivuti'a; avei;
^eret, •'n'^nn beriti; t(;a5Äm;’M*'i2)Ni wa-
shima; sed, sidu. Die Pluralendung
des Masc. lautet daher aber im Stat. constr.
mit dem Suffix -x jedoch natürlich wieder ek.
Die Pluralendung aes Feminins ist öt^ aber so¬
bald der Vocal in oflFene Silbe tritt, entsteht u,
also z. B. niböto shamalöU a5'‘n*)b73iö shamaluti^
kimma. Das ü des Plurals beim Perfect wird vor
dem Suffix ?{ zu 0 z. B. Tib^a gamalök. Nach
dieser Analoge richtet sich auch der Wechsel von
0 und u in re'öshj re^üshu u.. s. w.
(s. oben S. 490). Die Beispiele Hessen sich noch
gar sehr vermehren. Allerdings fördern diese Re¬
geln die Leichtigkeit des Lesens bei einem unpunk¬
tierten Text, verdunkeln aber die Etymologie und
entstellen das wahre Aussehen der Sprache^).
Auslautendes ti- , rt— ist fast stets zu i
geworden. So haben wir die Endung des Stat.
constr. im Plur. i (Ausnahme me), den Im¬
perativ eshi (wie das Fern, •'iny eshi), das
Imperf. nby,*; jeli, die Form mdshi,
ammäshi ü. s. w. Ausnahmen sind nt, tivi'
azze, ape, ejje, «nn (vgl. ujibni,
ujishti) und ein paar Eigennamen. A für
e naben wir in nVfij illa; umgekehrt steht für
das Ti—- der Richtung in einigen Fällen e, z. B.
nuja gashe, welake, n:« ane: meist aber
bleibt es a.
Dies Alles bezieht sich, wie gesagt, nur auf orsprüng-
lieh lange Yoeale, nicht auf bloss gedehnte.
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498
Die Diphthonge sind nicht einmal in dem
geringen Umfange wie bei den Masorethen er¬
halten. Durchweg haben wir ^ resp. i für *ai, d
resp. ü für au. Das Suffix mit der Pluralendung
lautet ganz wie das am Singular •»— i. Aus¬
lautendes ai finde ich nur noch in •’H ai (aber
^rv) 3,22 wi) und 33,14 IStaj, Das Suffix
V— unterscheidet sich noch durch die Aussprache
0 vom singularischen t u. Die masorethische
Einschiebung eines i (ej zur Erhaltung des ai
vor anslautenden Consonanten haben wir nur
in jejen, mi'ajin und den wenigen noch
übrigen Dualformen wie fämajem,^
shenatajim^ shenatajem ^ während in den meisten
Fällen dafür die Pluralform eingetreten ist (z.„B.
inSm ; sogar shenem, Fern, shittem^
Stat. constr. sheni , shitti). Aber überraschen
muss es doch, dass eine so eigen thümliche Er¬
leichterung der Aussprache wie die Einschiebung
dieses Vocals auch den Samaritanern bekannt war.
Für die Formenlehre ist die geringe Beweg¬
lichkeit der Vocalisation characterisch. Wir
finden nicht bloss viele ursprüngliche Vocale, wo
sie nach den Masorethen schwinden (z. B.
havudi wie ‘Tissn ehhavöd)^ sondern mitunter
selbst Bewahrung blosser Hülfsvocale, wo sie
nicht mehr nöthig sind, wie in jejenu wie
jejen niuledeti (mit dem Ton auf der Ante-
päenultima) ■'n'ibin wie muledet. Ein
Unterschied zwischen der Aussprache des Stat.
constr. und abs. kann so beim Sing. masc. fast
gar nicht hervortreten. Beim Nomen kürzester
Bildung tritt allerdings noch meistens die ur¬
sprüngliche Einsilbigkeit vor Suffixen wieder ein,
So auch die äusserlich den Dualen gleichenden Plu-
rale d^73u3 shamim, mim,
• •• T • •
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499
also aved mit Suffix avd% avdak ; regel,
njfZi; 'i5B3 nefesh^ ’^^^'^nefshi (aber^Oi'fBS
nafeshkimma, wie der alte Grammatiker [S. 344 =
S. 8. des besonderen Abdrucks] aBSrncj verlangt).
Im Plural ist hier noch gewöhnlich das eigen-
thümliche, ursemitische a (zuweilen dafür e) nach
dem zweiten Radical, und zwar bleibt dies dann
in allen Fällen, z. B. avadem, St. c. avadi;
C3’'Db7a malak^j malekem; regald^)^ ^ba"i
regati^ regalikimma; niiDnsri akkavashhty
ekkavashdU a^^erauch v\^^'2pkavc^iidt\ DB'’n*ib73iiJ
shamalutikimma. ‘ Dagegen haben wir bei einigen
Wörtern wieder nur die kürzeren Formen, z. B.
^•^'z^^'Dkishvem; aWsö^ (wie arsi)^
und so würde nach iem St. c. m'uJBS nefshöt
.(so aD’'mu)D3 nefshutikimma) auch wohl der St.
abs. mu3D5 nefshöt lauten. Es ist immerhin
möglich, dass* die Samaritaner die feinen, aber
jedenfalls nicht ursprünglichen Gesetze , nach
welchen die masorethische Aussprache in diesen
und ähnlichen Fällen die Formen variiert, nie
angenommen haben ; aber jedenfalls zeigt sich
bei ihnen hier doch eine Inconsequenz und Fahr¬
lässigkeit, welche wenig Zutrauen erweckt. Ganz
sicher haben wir eine blosse Verwahrlosung in
dem Verlust der tief begründeten, von den Ma-
sorethen so wohl bewahrten Unterschiede der
Vocalisation beim Zahlwort *) : die
Samaritaner kennen nur ashar ünd ashara.
Auch beim Verbum hat die lautliche Analogie
Vieles verwirrt. Ein besonders interessanter Fall
davon ist beim Nifal. Weil hier in Imperativ
und Imperf. der erste Radical verdoppelt wird.
Eigentlich müsste ich wohl inb:i"n setzen, da
die Samaritaner hier gewiss den Plural, nicht den Dual
finden.
*) Vergl. Orient und Occident I, 667 f.
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600
so sprechen die Samaritaner auch die mit dem
chaj-acterischen n anlautenden Formen (Perf.
u. s. w.) durchweg mit Verdoppelung des ersten
Radicals; also wie ishshamer, •naw’'
sar^ jikJcaret 8oauch:)ä^5 nishshava, riDuäsn
unishshaka y rirriDS nikkaratd, ■'nbriea niffatalti,
nibbarakuy vgl. loofijjn unijjasafu u. s. w.,
und nur einzelne Formen’' wie neksaftay
innj n^ad (Part.) sind richtig’' gebildet. Ja
sogar auf einige Hofalformen ist eine solche
Aussprache ausgedeutet wie2^.B. 'lyiTi uwwarad
(für iww'^y siehe oben S. 495), uwwaba'uj
welche (öttjnn und tapnn) schon die Grammatiker
(S. 351 = S. 15) zum Nifal rechnen. Echte
Hofalformen sind sehr selten wie z. B. ju^
kal (welches der Grammatiker S. 348 a S. 12)
für eine Qalform ansieht) und nnT» jumat Aus
dem Aramäischen ist das Ethpe^ iTa*nnn titre^^
gaeuy wofür unser Text hat (Gen. 45, 24).
Auch beim Verbum hat die Anhängung von
Suffixen zwar Verschiebung des Tons, aber durch¬
gängig keine Vocaländerung zur Folge. Wir
haben z. B. im Perfect von nicht
!ibop^, sondern im’lmperf. büp?,
nbüjP^, im Imperativ’ btjp^ i^
Perf! für n*ian debbera^ Imperi, jedebberu, Im¬
perativ debberu und demgemäss in den analogen
Fällen. So sprechen sie auch nny eanata u. s. w.
Der masoretiusche Text kennt solche Formen
auch, aber nur in Pausa, während sie im Ara¬
mäischen wenigstens im Perf. und Imperativ
herrschen. Ich halte sie unbedingt für ursprüng¬
licher als die üblichen Formen und glaube, dass
die Samaritaner sie bewahrt haben, weil sie dem
Aramäischen und ihrer Betonungsweise entspra-«
eben. lieber die in den aufgeführten Formen
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vorkomraende Verwandlung des o in a siehe
oben S. 495 f. So hat der Sing, ujaqam
auch die Bildung des Plurals mit a bewirkt,
also ujaqamiu Man sieht hier wieder den
störenden Einfluss unverstandener Analogie.
Bei den Verben "•'D kann man zum Theil
zweifeln, ob gewisse Formen zum Perfect oder
Imperf. gehören sollen. Neben nn; jerad^ nbn
telad, telaku, nobsi unelaka stehn
ujarad^ uja$aq^ w/aZaft, ujaradu^)
u. s. w. Ich würde diese für Perfecta halten, •
wenn nicht auch utarad^ nanbm utcda-
dinna u. s. w. vorkämen. Jedenfalls ist hier aber
eine grosse Verwirrung eingerisseo, und die Vo-
calisation des Perfects von Einfluss gewesen.
Daneben finden wir aramäische Bildungen wie
jishshav^ tidda ujctda ist Perf.),
iNSt (vgl* den Grammatikers. 348 == S. 12).
Auch bei "yy herrschen die aramäischen Bildun¬
gen mit Verdopplung des ersten Badicals vor,
z, B. Dn-1 ujittam.
Wir könnten noch manche Sonderbarkeiten
aus der Verbalbildung aufweisen, die zum Theil
deutlich aus falscher Analogie entstanden, zum
Theil aber auch sehr schwer zu erklären sind.
Nur einen Blick wollen wir noch auf einen der
schwächsten Punkte der samaritanischen Aus¬
sprache werfen, nämlich auf die Bildung der
Verbaluomina besonders im Qal. Mit dem Inf.
abs. wissen die Saniaritaner gar Nichts zu machen ;
So gerathen die Formen von und öfter
durch einander e. B. ujathavu iur ««fl
* Im Syrischen ist z. B. mit nicht asspiriertem,
also verdoppeltem d. Im Biblisch-Aramäischen haben wir
bsn von und ähnlich yian von
43
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flia faBsen ihn bald als Yerbam finiintny bald ab
Partkip, bald noch anders. Man siehi, wie ihnen
das lebendige Sprachgefühl abhanden gekommen
ist. Ebenso ist es ihnen unklar geworden, dass
die eigentliche Form des actiyen PerL Qal mit
6 gebildet wird ; theils die aramäische Form mit
il> theils die intransitiven Bildungen wie eibo,
mögen dies verschuldet haben. Sie spreehen
nnn' diese Participia auf mannigfache Art ans,
wie schon der Grammatiker S. 344 f. == S. 8 f. an-
* giebt. Wir finden so shekev^ shefeh, mashal, tafask^
revas, naten n. s. w. für resp. Mtf , «iDti , bti»,
wp , ynh , inb n. s. w. Die Form mit d ^ wel¬
ches, als in offener Silbe stehend, zu u werden
muss, steht hauptsächlich da, wo die Schreibart
mit 1 eine andere Anssprache unmöglich macht;
so ÄTü-», jesJ^y ejjeshevj aber ruD*!-» 50, 11
jushev.
Ueberhanpt ist der Einfluss der Orthographie
auf die Leseweise der Samaritaner sehr zu ber
achten. Namentlich bei weniger häufigen Wörtern
lesen sie oft rein mechanisch nach den Buch¬
staben, und wenn sie enshiajem aua-
sprechen, so beruht das bloss auf einem Missver-
ständniss der Schreibweise mit k. Dergleichen
• ist ziemlich häufig. Grade ein genaueres Eingehn
auf die Formen würde uns noch manche Miss¬
verständnisse und Willkührlichheiten der Alt
zeigen. . \
Daneben finden wir freilich immer wieder
allerlei Ursprüngliches. So ist z. B. die auqh
von der assyrischen Punctaiiou ausgedrückte
Form shiitem Stat. constr. shitti besser
als unser o^n®, ''nvj. Die Aussprache der auf
m auslautenden setWändigen und suffigierten
Pronomina onfit attimmay csn imma, emmay pn
imma, a (Omma^ (ebenso die Gramme.-
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503
liker, nur dass diese stets e statt des i yerlangeu)
it))3chte ich noch immer für sehr alt halten, {trgL
a. B. auch bei unsem Masorethen rrTsn). Dagegen
ist die Anssprache des weiblichen nw ettii^ n ti^
Obwohl ursemitisch, doch gewiss erst wieder ans
dem Aramäischen in*s Hebräische zurnckgenommem
So ist ja auch das aramäische Masculinsaffix aib,
k überall für das von den Masorethen erhaltene,
echthebräische ÄAd eingetreten.
üebrigens müssen wir, wie das auch Peter¬
mann schon in ziemlich weitem Umfange gethan
hat, die von der jüdischen ja oft stark abweichende
^maritanische Auflassung der grammatischen
Formen und des Sinnes überhaupt stets im Auge
behalten. Auch dürfen wir Irrthümer des einT
zelnen Vorlesers nicht ohne Weiteres der samari-
tinischen Tradition inu Allgemeinen zur Last
legen und daher auf einzelne Fälle nicht zu
Viel geben. Immerhin wird aber schon aus
unsem kurzen Bemerkungen für jeden Kenner
so Viel erhellen, dass diese Aussprache im Ganzen
der masorethischen sehr nachsteht, während wir
doch auch mehrere, zum Theil wichtige Fälle
gefunden haben, in denen sich die Samaritaner
grade das Richtigere erhielten. Eine genauere
und umfassendere Untersuchung würde dies sicher
bestätigen. So werthvoll nun das von Petermann
niitgetheilte Material auch ist, so wäre doch sehr
zu wünschen, dass es noch verbessert und ver¬
vollständigt würde, und besonders, dass uns ein
dazu befähigter Gelehrter zur Genesis noch die
übrigen Bücher des Pentateuchs in recht sorg¬
fältiger Umschrift nach der Aussprache der Sah
maritaner gäbe, und zwar, wo möglich, nach
einem andern traditionskundigen Gewährsmann
oder mehreren, damit sich die rein individuellen
Mängel und Irrthümer. erkennen und verbessern
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504
liessän. Es wäre sehr zu wünsdien, dass wir
dieser Formenlehre noch einmal ein samaritanisch-
hebräisches Wörterbuch zum ganzen Pentateucli
bekämen. Jedenfalls ist hier aber grosse Gefahr
im Verzug !
Terzeichniss der bei der Königl. Gesell¬
schaft der Wissenschaften eingegangenen
Druckschriften.
August, September, October 1868.
* (Fortsetzung.)
Annals of the Lyceum of natural history of New*York.
Vol. VIU. Nr. 15—17. New York 1867. 8.
Memoire presented to the California Academy of Sciences.
Yol. I. Part 11. The natural System of ^olcanie
Richthofen. San Francisco 1668. 4.
The American Ephemeris and Nautical Almanac for 1869.
Washington 1867. 4.
Proceedings of the American pharmaceutical Association ai '
the 15. annnal meeting held at New York, September
1867, Philadelphia 1867. 8.
Proceedings of the Boston Society of natural history.
Yol. XI. 1866— 68. Boston 1868. 8.
Condition and doings of the Boston Society of natural
history, as exhibited by the annual reports. Mai 1867.
Mai 1868. Boston. 8.
Annual of the Boston Society of natural history. 1868—69.
1. Boston 1868. 8.
Memoirs read before the Boston Society of natural history ;
being a new series of the Boston Journal of natmral
history. Yol. 1. P. 111. Boston 1868. 4.
Report of the Superintendent of the coast survey, showiog
the progress of the surrey during the year 1868.
Washin^n 1864. 4.
Idem von 1864 und 1865. (Washington 1866 und 1867).
Circular No. 1. War Department, surgeon general o£6be,
Washington 1868. Report 'on epidemio eholera and
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yellow fever in the ariny of ihe United States dnring
the year 1867. Washin^on 1868. 4.
Memoires de la societe royale des soiences de Liege. 2ieme
Serie T. 11. Liege 1867. 8.
Bnlletin de la societe imperiale des natnralistes de Mos-
cou. Annee 1867. Nr. IV. Moscou 1867. 8.
Mömoires de la societe imperiale des Sciences naturelles
de Cherbourg. T. XIII. (2ieme Serie T. III.) Paris
1868. 8.
Monatsschrift der Eönigl. preuss. Akademie der Wissen-
Bohaften zu Berlin. Mai. Juni. Juli. 1868. 8.
ZeltBchrift för die gesammten Naturwissensehaflen. Her¬
ausgegeben von Giebel u. Siewert. Jahrg. 1868. Bd. 31.
Berlin 1868.
Mittheilungen des historischen Vereines für Steiermark.
Heft 16. Gratz 1868. 8.
Beitrage zur Kunde Steiermärkischer Geschichtsquellen.
5. Jahrgang. Gratz 1868. 8.
Jahresbericht der naturforschenden Gesellschaft in Emden,
^r. 58.. Emden 1868. 8.
Dr. Prestel, die Winde über der deutschen Nordseeküste
und dem südlichen Theile der Nordsee. Emden 1868. 4.
Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. Jahrg. 1868.
Bd. XVIII. Nr. 2. April, Mai, Juni. Wien. 8.
Abhandlungen der schlesischen Gesellschaft für vaterlän¬
dische Cultur. Philosoph, histor. Abtheil. 1867. Die¬
selbe 1868. H. I. — Abtheil, für Naturwissenschaften
und Medicin. 1867 — 68. Breslau 1867 — 68. 8.
Jahresbericht der schles. Gesellschaft iür vaterländ. Cultur.
Nr. 45 für 1867. Breslau 1868. 8.
Verzeichniss der in den Schriften der schles. Gesellsch.
für vaterländ. Cultur von 1804 bis 1863 incl. enthalte¬
nen Aufsätze. Breslau 1868. 8.
Natuurkundige Verhandelingen van de Hollandsche Maat-
schappij der Wetenschappen te Harlem. Tweede Ver-
zameling, Th. 25. Harlem 1868. 4.
Archives n^erlandaises de Sciences exactes et naturelles,
pubhe^s par la societe Hollandaise des Sciences ä Har¬
lem. T. III. Livr. 1. 2. La Haye 1868. 8.
Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürichs
Mosaikbild von Orbe. XXXII. Zürich 1868. 4.
Schriften der königl.. physikalisch-ökonomischen Gesellsch.
zu Königsberg. Jahrgang 8. Abtheil. 1 u. 2. Königs¬
berg 1867. 4.
Nuova Antologia di scienze , lottere ed arti. Anno terzo«
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506
Voll tioiio Fascicolo X. Octo^r 1868. 1868.
' 8. Das^lbe. Fase. XL November 1868.
Dr. F. W. A. Argeiander, Astronomisohe BeObaditwigen
auf der Sternwarte zu Bonn. Bd. VI. Bd. Vil. Abtb. I.
Bonn 1867. 4.
J. F. Brandt, Symbolae sirenologicae. Faseiculus II et
III. Petropoli, 1861 — 1868. 4 (nebst 6 Separatabdrä-
cken aus dem Bulletin de l’acad. imp. des Sciences de
St. Petersbourg. 8.)
Memioires de la soci^ des Sciences physi^es et natu¬
relles de Bordeaux. T. Y. 3e. cabi^r. T. Y. Extrait
des proc^-verbaux. Paris et Bordeaux 1867. 8.
Aanales de l’observatoire de Bruxelles, fol. 7. 8 u. 9.
Dr. A. Pollender, über das Entstehen und die Bildung
der kreisrunden Oeffiiungen in der äusseren Haut des
Blüthenstaubes. Bonn 1867. 4.
Derselbe, neue Untersuchungen über das Entstehen, die
Entwickelung, den Bau ünd das chemische Yerhalten
des Blüthenstaubes. Bonn 1868. 4.
Derselbe, wem gebührt die Priorität in der Anatomie
der Pflanzen, dem Grew oder dem Malpighi? Bonn
1868. 4.
Dr. J. B. üllersperger, die Pathologie und Therapie der
Dyspepsien. Wien 1868. 8. (Separatabdnick aus der
Zeitschrift der Wiener Aerzte).
Neues Lausitzisches Magazin. Bd. 44. H. 2. 8. Görlitz
1866. 8.
Memoires de PAcademie imperiale des Sciences
de St. Petersbourg. YII. Serie. Tome XI. No.
10—18. St. Petersbourg. 4.
1. W. Besobrasof, de l’influence de la Science eco-
nomique sur la vie de PEurope moderne. 1867.
2. W. Gr über, über das Spatium intraaponeoroticuin
suprastemale und dessen sacoi coeci retro^stemodei-
domastoideL 1867.
3. G. V. Helmersen, das Yorkommen und die Ent¬
stehung der Riesenkessel in Finnland. 1867. >
4. M. Brosset, etudes de Chronologie teohnique.
Premiere partie. 1868.
6. W. Gr über, über die Yarietaten des muscälss pid-
maris longus. 1868. *
6. R. Lenz, über den Zusammenhang zwischen Dich¬
tigkeit Amd Salzgehalt des Seewassers. 1868. H
7. Al. Bunge, generis Astragali species gerontogeae.
Pärs prior, claves diagnosticae. 1868. ^
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507
8j A. Fami&isin uDd J. Boranetzky, ajir
ckelungsgeechiehte der Gonidien uad Z^permenbil-
duBg der Flechteo. 1867. i
9. Ph. Owsjannikow, ein Beitrag zur Eenntnifls der
Leuchtorgane von Lampyris noctiluca. 1668. ^
10. M. B rosset, etudes de Chronologie teehnique.
Premiere partie. Suite 1868.
Memorie del reale Istituto Lombardo di scienze e let-
tere. Classe di scienze mathematiche e naturali. Yol.
X. — I della Serie III. Fascicolo IV. — Fase. V ed.
ultimo. Milano 1867. 4.
— Classe di lettere e scienze morali e politiche. Vol.
X. I della Serie III. Fascicolo V. — Fase. VI e
Ultimo. Milano 1867. 4.
Reale Istituto Lombardo di scienze e lettere. Rendieonti.
Classe di lettere e scienze morali e politiche. Vol. IV.
I-X. Milano 1667. 8.
— Rendieonti. Classe di scienze mathematiche e natu¬
rali. Vol. III. Faac. X e ultimo. — Vol. IV. Fase. I— X.
1867. 8.
— Rendieonti. Serie U. Vol. I. Fase. I— X. 1868. 8.
Solenni adunanze del R. Istituto Lombardo. Vol. I.
1 Fase. IV. Milano 1867. 8.
L. Cremona, memoire de geometrie pure sur les surfa-
ces du troisiemö ordre. Berlin 1868. 4.
<— Rappresentazione di una classe di superücie gobbe
sopra un piano e determinazione delle curve asmnto-
tiche. Milano 1867. 4.
L.f Delisle, Inventaire des manuscrits de Saint-Germain-
Des-Pres. Paris 1868. 8.
— Recberches sur l’ancienne biblioth^ue de la cathe-
drale du Pay. Le Pay 1868. 8.
J. Worm stall, über die Tungem und Bastamen. Stu¬
dien zur Germania des Tacitus. Münster 1868. 8.
L. Spengel, aristotelische Studien. III. Zur Politik
lind Oekonomik. München 1868. 8.
Sitzungsberichte der Königl. bayer. Akademie der Wis-
sensäiaften zu München. 1868. 1. Heft IV und II. H. I.
München. 8.
Mütheikmgm des Geschichts- und Alterthums-Vereins zu
Leisnig im Königr. Sachsen. I. Heft. Leisnig 1868.
• Bj (Mit den Statuten des Vereins]^
Proceedings of the Society of antiquaries of London. 2 Se-
Ties. VoJ. IV. Nr. 2. London 1868. 8.
J. Bernays, die Hendditischen Briefe. Ein Beitrag zur
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508
philosophischen und religionsgeschichtlichen Litieretur.
Berlin 1869. 8.
J. PI Ücker, eine Geometrie des Raumes, gegründet auf
Betrachtung der geraden Linie als Raumelement. Mit
einem Vorwort von Clebsch. Erste Abtheilung. Leip¬
zig 1868. 4.
November 1868.
Nuova Acta regiae societatis scientiarum Upsalensis. VoL
yi. fase. 2. Upsaliae 1863. 4.
Mittheil ungen des Vereins für Geschichte der Deutschen
in Böhmen. Jahrg. VI. Nr. 3-8. Jahrg. VU. Nr. 1
und 2. Prag u. Leipzig 1868. 8.
VI. Jahresbericht des Vereins für Geschichte der Deut¬
schen in Böhmen. Prag 1868. 8.
Mitglieder -Verzeichniss des Vereins für Geschichte der
• Deutschen in Böhmen. Ebd. 1868. 8.
E. Beltrami, saggio di interpetrazione della geometria
non — euclidea. Napoli 1868. 8.
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Memoires de PAcad^mie imperiale des Sciences, Beiles
Lettres et Arts. Classe des Lettres. T. 13. Paris et
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der Zendphilologie etc. Stuttgart 1868. 8.
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Altenburg 1868. 8.
Otto Struve, tabulae auxiliäres ad transitus per planum
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1868. 8.
Annales de l’Observatoire Royal de Bruxelles. (Bogen X).
Societa reale di Napoli. Rendiconto delle tomate e dei
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Anno sesto. Napoli 1867. 8.
Zwei Jahresberichte, dem Comite der Nicolai-Hauptstem-
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24. Mai 1867 u. 1868. St. Petersburg 1867. 68. 8.
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XXVI. Part. 1. London 1868. 4.
The Journal of the Linnean Society of London. VoL IX.
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Nr. 40. Botany. Vol. IX. Nr. 36— 42. Zoology. Vol.
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1867. 8.
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A. J. Angström u. R. Thal^n, on the Fraunhofer lines,
together with a diagrani of the violet pai-t of the so¬
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Philos .-histor. Classe. Jahrg. 1867. Bd. 56, Heft HI.
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Archaeologiai Közlemenyek, etc. d. i. Archäologische
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Archäologischen Commission der Ungarischen Akademie
der Wissenschaften. H. Band. Pest, 1861. 8. IV.
Band* II. m. IV. Heft. Pest, 1864. 4.
Kepatlasz, etc., d. i. Bilder-Atlas zum zweiten Bande
der Archäologischen Mittheilungen. Pest, 1861. 4.
Czuczor, G. und Fogarasi, J., Wörterbuch der Un¬
garischen Sprache, verfasst im Aufträge der Ungarischen
Akademie der Wissenschaften. II. Band V. Heft. Pest,
1863. 4. H, Band , Schluss, und UI. Band. I. Heft.
Pest, 1864. 4. in. Band. II. Heft. Pest, 1864. 4.
in. Band. IH. Heft. Pest, 1865. 4.
Tojdy, F., Franz Kazinczy und seine Zeit, Pest, 1859.
4. (2 Hefte).
44
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&10
'Moau'meiita 'Hangaiiae Historica Seciptörea^ YiLr KI.
r Baad. Pest, 1863. 8. (part. Hangamef
Eözlemenyek, etc., d. i. Mittiieilangea^ Math^ma-
tiache und Naturwissenschafilioke. — ^ fieri^geg^^n
von dem Mathematischen und Natorwisse^ch&iehen
stehenden Ausschuss der 'üngaris<dien AkadMoieu ' lU.
Bahd. Pest, 1865. 8.
Eözlemenyak, etc., d. i. MittheUon^, Statistisdia. ^
: Herausgegeben von dem Statistischen Ausschuss der
Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Y. Band.
11. Heft VI. Band. I. II. Heft Pest, 1864. 8.
Eözlemenyek, etc., d. i. Mittheüungen, Sprachwissen-
: schaftliche. — Herausgegebdn von dem Sprachwissen¬
schaftlichen Ausschuss der Ungarischen Akademie der
Wissenschaften. III. Bmid. II. m. Heft Pest, 1864. 8.
A. Magyar Akademiai ]l^rtesitö, d. L Berichter¬
statter der Ungarischen Akademie. Philosophischer Ju-
. ristischeund Historische Abtheilung. lY. Band. n.H4lb.
Pest, 1864. 8. Mathematische und Naturwissehschaft-
liche ^thdlung. lY. Band. II. III. Heft Pest, 1S64. 8.
Alm an ach der Ungarischen Akademie der Wissenschaf¬
ten auf das Jahr 1863. Pest. 8. Desgi. auf dasr Jshr
'.1864. . Pest. 8. ?
Budapest! SzOmle, d. i. Ofen -Bester Revue. Heft 58
—70 (Band 18—21) und: Neue Folge, Heft 1—3; Pest,
1868. 1864 und 1865. 8.
Jegyzökönyvei, a Magyar Tudomänyos Akademia, —
d. i. Protokolle der Ungarischen Akademie der Wissen¬
schaften. U. Band. I. H. Heft. Pest, 1864. 8J
Szabo, J., Das Magyarisiren in den NatarwisSenootaitdn.
Pest, 1861. 8.
Brussai, S., Die Logik auf psychologischer Grundlage
f entwickelt. Pest, 1858. 8. ' i
Pälyamunkak, etc., d. i. Naturwissenschaftliche Plreis-
. arbeiten. I. n. lU. Band. Ofen, 1837. 1840. 1844^^ ^8.
Paly,amunkak, etc., d. i. Philosophische Preisariwitsb.
U, Band. Pest, 1844. 8. HI. Band. Pest,' 1845. 8.
Bz alai. St., Erfahrungsmässige Psychölogie. Pe«t^l868.B.
Sziligyi, St. und Fabian, St.^ Die Regeln der Uiw
i ‘ sehen Wortfügung. Pest, 1846. : I
Zsebszotar, etc., d. i. Ungarisches und deiAsdies Ta¬
schenwörterbuch. II. oder Deutsch-ungarischer Theil.
Ofen, 1843. 8.
Hunfalvy, P., Finnisches Lesebuch. I. Band. Finnische
Lesestücke. Pest^ 1861. 8.
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m
^oiitittieniaHiQOg^ae historica. 23—27 Sz/ Pest 1863-^ 67*
Cbrpts Orammaticanim lingaae Hungariae vetekoim' ed.
F. T0ldf. Bbd. 1866.
Index x^habeUcus Codicis diplom. Hnngariae. G. Fe-
jerie. £bd. 1866.
Blathemat. es termeezett. Közlemenyek. (mathem. und
naturwisB* Mittbeüungen). lY. Kot. Bbd. 1866.
Statiszi. es nemzetg. Közlemenyek (statistische u. naüo-
nalokonom. Mittheilungen). II. 1. 2. III. 1. 2* lY. 1.
Bbd. 1866. 67.
NyeMud Közlemenyek (sprachwissensch. Mittheilungen).
Y. 1. 2. 8. YL 1. Bbd. 1866. 67.
Arehaeolog. Közlemenyek. (archeol. Mittheüungen). 11.
Kötet ^bd. 1861.
— YI. 1. 2. 1860. YU. 1. 1867.
Kep-atlasz. (Bilder- AÜas). U Kötet. Bbd. 1861.
Akademiai Almanach 1867. Bbd.
Bttda|Mrti Kzemle (Buda-Pestmr Bevue). XI— XXX. Füz.
Bbd. 1866.67.
A. M. Tudom. Akademia BYk^yrei. X. 2. Pest 1862.
XL i— Y. Pest 1866—67. — Kepzo Mütetek. Ope-
tationes ^ plastioae.
Evtekezesek — (Forschungen aus dem Gebiete der reehts-
wiis. Abtheilung). 1. 2. Szam. Bbd. 1867.
der miihem. Abtb. 1. Szam. Bbd. 1867.
— der naturwiss. Abth. 1 — 7 Szam. Bbd. 1867.
— / der philolog. Abth. I Szam. Bbd. 1867.
der Philosoph. Abth. 1—4 Szam. Bbd. 1867.
— der histor. Abth. 1—6 Szam. Bbd. 1867.
Magyar idmdemiai Brtesitö. (Berichte der ungar. Akad.)
mathem. und naturwiss. Abth. YI. 1. 2. Bbd. 1866.
, phBos. Jurist, u. histor. Abtii. Y. 2. 8. Bbd. 1866—67.
Berichte, redigirt v. L. Benay. 1. Jahrg. 1 — 17 Szam.
. lä)d. 1867.
4Jeg3rs^bn3rvei (Protokolle) lY. 1. 2. Bbd. 1866.
:Mmd[al6daaairol (Bekanntmachung des Yerwaltungsraths
im Jahre 1866). Bbd. 1867.
Gzücnof ' as J. Forgarasi, Szotara — Wörterbuch der
r '^mljgariBchen Sprache. lY. 1. 2. 8. 4. £Ibd. 1866.
J. Krusper, observationes meteor>(dogicae. Annorum 1841
r/j —1849. Tom. I. Pestini 1866.
(Folgt das Register.)
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Register
über die
NaelirieliteH
von der
köiigl. GeseUsehaft der Wisseaseliaften
und der
Georg - Angasts - Gairersität
aus dem Jahre 1868.
W. AhrenSj Dr. phil. 295.
F. W.A. Argeiander in Bonn auswärtiges Mitglied
der K. Ges. der Wiss. 464.
G. Bancroft in Berlin auswärtiges Mitglied der
K. Ges. d. Wiss; 464.
C. Barwes, Dr. phil. 301.
A, W. Begemann, Dr. phil. 296.
W. Bender, Dr. phil. 300.
Th. Benfey ^ TqiTtaviö 'A\>dva Femininum des
zendischen Masculinum Thraetäna Athwyäna
36.
R. Biedermann, Dr. phil. 298.
W. V. Bippen, Dr. phil. 301.
W. Brachenhusch, Dr. phil. 298.
F* W. J. Brakelmann, Dr. phil. 297.
L. J, Brentano, Dr. phil. 297.
David Brewster, Nekrolog 454.
A. W. H. Brückner, Dr. phil. 296.
A. Clebsch, ordentliches Mitglied der K Ges. d.
Wiss. 463.
F. Crook, Dr. phil. 299.
E, Curtius, Mittheilung über den von ihm vor¬
gelegten Atlas von Athen 319. — nach Berlin
berufen 463.
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516
G. L. JDasse^ Dr. phiL 295.
A, L. Descloi^eaux in Paris Correspondent der
K. Ges. d. Wissensch. 464.
L. V. Donop, Dr. phil. 299.
Dove ist in den Verwaltungsausschußs gewählt
355.
A. E. Dreher, Dr. phil. 296.
E, F. Dürre, Dr. phil. 301.
J. H. Eaton, Dr. phil. 296.
Bush Emery, Dr. phil. 299.
Eisfeld in Goettingen schenkt den Schädel einer
Hirschkuh 11.
A, Enneper, lieber ein geometrisches Theorem
174. — Bemerkungen über den Durchschnitt
zweier Flächen 181. — Analytisch geometri¬
sche Untersuchungen V. 258. VI. 423.
Ewald, Ueber türkische Zeitungen 25.
F. Fischer, über Dichlörphenol, Nitro-dichlor-
phenol und Amido-dichlorphenol 171.
Fittig, über einige neue vom Mesitylen abgelei¬
tete Verbindungen 239. — Untersuchungen
über das Trimethylbenzol 333. — Ueber die
chemische Natur des Xylols im Steinkohlen-
theer 478.
Flourens, Nekrolog 452.
E, V. Furtenbach, Dr. phil. 298.
J. A. W. Geberding, Dr. phil. 300.
L. Geiger, Dr. phil. 299.
E, Gildemeister in Bremen schenkt mehrere
Glaeser mit Seetang 14.
Goettingen* 1. Kön. Gesellsch. d. Wiss. A. Feier
des 117. Stiftungstages 445. — B. Jahresbericht,
erstattet von dem G. O.-Medizinalrath Wöhler
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517
446. a. Das Directorium ist zu Michaelis auf
Herrn Hofrath Marx übergegangen 446. b.
Verzeichniss der im Jahre 1868 verstorbenen
hiesigen sowie auswärtigen Mitglieder und
Correspondenten 446. — C. Verzeichniss der
in den Versammlungen der Societät gehaltenen
Vorlesungen und vorgelegten Abhandlungen:
Ewalde über türkische Zeitungen 25. — Ke-
f erstem^ über eine Zwitter-Nemertine (Borlasia
hermaphroditica) von St. Malo 27. — Derselbe^
Beiträge zur Anatomie und Entwicklungsge¬
schichte einiger Seeplan arien von St. Malo
25. — Br. Metzger, über das Männchen und
Weibchen der Gattung Lernaea vor dem Ein¬
tritt der sogenannten rückschreitenden Meta¬
morphose 31. — Benfey^ TQmovid^ Ad'dva Fe¬
mininum zu dem zendischen Masculinum Thrae-
täna äthwyäna 36. — Grisebach^ über die Gra¬
mineen Hochasien’s 61. — Br. Eampe^ über
Ammoniaksalze, Harnsäure, Hippursäure und
Glycin als stickstoffhaltige Nahrungsmittel der
Pflanzen 94. — v. Seebach, Mittheilung aus
einer Abhandlung über den neuen Vulkanaus¬
bruch in Nicaragua 61. — Dr. Lindgren, über
den Bau der Vogelniere 126. — K.v. Seebach,
über die Entwicklung der Kreideformation im
Ohmgebirge 128. — Wöhler, über die Bildung
des Silbersuperoxyds durch Ozon 139. — Waitz,
des Jordanus von Osnabrück Buch vom deut¬
schen Reich 153. — Kef er stein, Untersuchun¬
gen des Prof. Kowalewshy über die Entwicke¬
lung der Coelenteraten 154. — Kohlrausch,
Bericht über die Resultate der magnetischen
Untersuchungen im Observatorium vom Jahre
1867. 159. — F. Fischer, über Dichlorphenol
und Derivate. 171. — Enneper, über ein
geometrisches Theorem 174. — Bemerkungen
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518
über den Durchschnitt zweier Flaechen 181.
— Wöhler^ über das Verhalten einiger Metalle
im elektrischen Strom 169. — Neumann in
Tübingen, Resultate einer Untersuchung über
die Principien der Electrodynamik 223. —
C. F» Schönhein in Basel, über das Verhalten
der Aldehyde zum gewöhnlichen Sauerstoff
246. — Ueber ein höchst empfindliches Rea¬
gens auf Blausäure 279. — Ueber das em¬
pfindlichste Reagens auf Wasser stofiTsuperoxyd
254. — Fittig, über einige neue vom Mesi-
tylen abgeleitete Verbindungen 249. — Enne-
per , analytisch-geometrische Untersuchungen
258. — Schönbein^ über das Guajak als Rea¬
gens auf Blausäure und lösliche Cyanüre 279.
— Schering^ die Fundamental-Classen der zu¬
sammengesetzten arithmetischen Formen 279.
— TTicJke, über das Vorkommen des Phosphorit
in Nassau 287. — K. v. Seebach ^ über Es-
theria Älbertii VoUjs sp. 281. — Sartorius von
Waltershausen^ Untersuchungen über die Kry-
stallform des Plumosits im Vergleich zu den
verwandten Schwefelblei-Sch wefelarsen-V erbin-
dungen des Binnenthals 347. — Keferstein,
Beschreibung einiger neuen Batrachier aus
Australien und Costarica 326. — Scherina^
Zur Lehre von den Kräften, deren Mass nicht
nur von der Lage, sondern auch von der Be¬
wegung der auf einander wirkenden Körper
abhän^ 319. — Fittig^ Untersuchungen über
das Trimethylbenzol 333. — KoUrauseh^ über
die von der Infiuenz-Elektrisirmaschine gelie¬
ferte Elektricitätsmenge nach absolutem Masse
324. — Wöhler^ Mittheilung über den Meteor¬
steinfall bei Pultusk 319. — Curtius^ Mitthei¬
lung über den von ihm vorgelegten Atlas von
Athen 319. — E. Dümmler in Halle, über
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519
die Sage von den Sieben Ungern 365. — Wü-
stmfeld, über die Wohnsitze und Wanderun¬
gen der arabischen Stämme 386. — Sauppe^
über den Silberfund bei Hildesheim 375. —
Schering^ Erweiterung des Gauss’schen Fun¬
damentallehrsatzes für die Dreiecke auf stetig
gekrümmten Flächen 389. — Kef erstein, zum
Gedächtniss von J. van der Hoeven 392. Z>er-
selhe, Mittheilung einer Notiz von Kowalevshi
in Kasan : Beitrag zur Entwickelungsgeschichte
der Tunicaten 401. — Enneper, analytisch¬
geometrische Untersuchungen 423. — Kohh
romsch, Bestimmungen des Widerstandes der
verdünnten Schwefelsäure 415. — Orisehach,
über die Pflanzenregionen der Alpen in Ver¬
gleichung mit den nordischen Gebirgen 445.
— Nöldeke, über die Aussprache des Hebräischen
bei den Samaritanern 486. — Klinkerfues, über
d^y
Anwendung der Diflferentialgleichung ^
= a* auf Akustik und Optik bei Varia¬
tionen der Grenzbedingungen 469. — Fittig,
über die chemische Natur des Xylols im Stein-
kohlentheer 478.
D. Preisaufgäben. Für den November 1869 von
der physikalischen Classe: Vergleichend-ana¬
tomische Beschreibung des thränenleitenden
Apparats. — Für den November 1870 von
de mathematischen Classe: Wiederherstellung
des letzten nicht erschienenen Buches des Fou¬
rier ’schen Werkes über Gleichungen. — Für den
November 1871 von ^^xhistorisch-philologischen
Classe : Darstellung der hellenischen Einflüsse,
welche sich in der Sprache, der Kunst und
Literatur und dem öfiFentlichen Rechte der
Roemer vor der Zeit der makedonischen Kriege
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e
520
erkennen lassen 464. — Preisaufgaben der
Wedekind’schen Preisstiftung für deutsche Ge¬
schichte 141.
E, Yerzeichmss der bei der K. Ges. d. Wissensch.
neu eingegangenen Druckschriften: 106. 150.
192. 222. 277. 286. 302. 355. 444. 504.
Göttingen. 2) Uniyersität. A. O^ff entliehe ge~
lehrte Anstalten. Vierter Bericht über das
zoologisch-zootomische Institut in Göttingen 1.
— Mittheilungen aus dem pathologisch-ana¬
tomischen Institut von W. Krause 163. 191.
358. 382. 484. — Bericht über die Resultate
der magnetischen Beobachtungen im Observa¬
torium zu Göttingen vom Jahre 1867. 159. B.
Verzeichniss der auf der Georg-Augusts-Uni-
versität während des Sommerhalbjahres 1868
gehaltenen Vorlesungen 109 — der während
des Winterhalbjahres I86V9 gehaltenen 303.
— C. Hofrath Thöl Prorector 355. D. a. Preis-
Vertheilung 236. b. Neue Preisaufgaben 237.
E. Promotionen in di%ic philosophischen Facultät
294.
Asa Gray in Cambridge, Correspondent der K.
Ges. d. Wiss. 464.
Grenacher schenkt mehrere mikroskopische Prä¬
parate 14. — schenkt Bücher 15.
G. H. Grenacher^ Dr. ,phil. 295.
H. Griffiths, Dr. phil. 301.
Grisebach, über die Gramineen Hochasieus 61.
— über die Pflanzenregionen der Alpen in
Vergleichung mit den nordischen Gebirgen 445.
0. V. Gruber, Dr. phil. 296.
E> V. M. GrubitZy Dr. phil. 300.
A* J- Ch. W. Crurlitt, Dr. phil. 296.
C. L. Gusseron, Dr. phil. 297.
TV. Kampe, über Ammoniaksalze, Harnsäure,
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521
Hippursäure und Glycin als stickstoffhaltige
JNahrnngsmittel der Pflanzen 94.
H.Eelmholtz in Heidelberg, über die Thatsachen,
die der Geometrie zn Grunde liegen 193. —
auswärtiges Mitglied der K. Ges. d; Wiss. 464.
Hßnle schenkt den Foetus eines Pferdes 4.
Prof. Henneherg schenkt zwei Schädel von Me¬
rino- nnd zwei von Rambouillet-Hammeln 11
• — einen Bantam Hahn 12.
HoecTc, Ernenernng der Doctorwürde 294.
J. van der Hoeven , Correspondent , gestorben
459. — Nachruf von Kefersiein 392.
Th. Hoffmann, Dr. phil. 295.
A.. Hollmeyer, Dr. phil. 296.
Dr. Hyrtl in Wien schenkt die Schaedel eines
peutschböhmeu, eines Jazygen, eines Hanna¬
ken und eines Czechen 11.
J. Jaenisch, Dr. phil. 300.
A. F. Järschkersh% Dr. phil. 296.
J. Ä. Jessen, Dr. phil. 300.
A. Th. Jilhe, Dr. phil. 296.
A. Jung, Dr. phil. 297.
J- A. V. Kämpen, Dr. phil. 297.
Kefersiein, über eine Zwitter-Nemertine von St.
Malo 27. — Beiträge zur Anatomie und Ent¬
wicklungsgeschichte einiger Seeplanarien von
St. Malo 25. — Beschreibung einiger neuen
Batrachier aus Australien und Costarica 326.
Zum Gedächtniss von Jan van der Hoeven
392.
Klinkerfues, über Anwendungen einer Differen¬
tialgleichung auf Akustik und Optik bei Va¬
riation der Grenzbedingungen 469.
Kohlrausch schenkt ein Glas mit Gliederthieren
und Mollusken von Madeira 14. — Resultate
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522
aüs den magnetischen Beobachtungen im Ob¬
servatorium vom J. 1867. 159. — über die
von der Influenzelectrisirmaschine geliefeirte
Electricitätsmenge nach absolutem Maasse 324.
— Bestimmungen des Widerstandes der ver¬
dünnten Schwefelsäure 415.
J2. 0. Kohlschütter^ Dr. phil. 299.
Ä. KowalevsM, Untersuchungen über die Ent¬
wicklung der Coelenteraten 154.
K. F, Th, Krause zu Hannover, Nekrolog 448.
W, Krause^ Die Membrana fenestrata der Retina
163. — lieber die Nervenendigung am Anus
des Menschen 191. — Die Querlinien der Mus¬
kelfasern und ihr Verhalten zu der notorischen
Endplatte 382. — Ueber Stäbchen und Zapfen
der Retina 484.
Kühns^ stud. theol., erhält die Hälfte des Preises
der theol. Facultät 236.
F. KüsfhatdU Bildhauer in Hildesheim, schepkt
die Gypsbüste Rud. Wagner’s 6.
Küsthardty Konservator in Hildesheim, schenkt
den Schädel eines Fuchses aus Nordafrika,
zwei Schädel von Hausschweinen und das Skelett
eines Eichelhähers 12. — ein Glas voll rotber
Cyclops 14.
E. Ä. Leesehamp, Dr. phil. 297.
Dr, Lindgren^ über den Bau der Vogelnierq J25.
F, Lindow^ Dr. phil. 298. ;
Ä, P. F, Ludwig, Dr. phil. 297.
Lühmann, Lehrer, übersendet drei Z^tterbi^pen
13. ^
Duc de LuyneSy Nekrolog 446. , ,
J, Ch. Marignac , Corresp. d. K. Ges. d.^ Wiss.
464. ;;
W, Marshall aus Weimar schenkt einen Para-
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523
diesvogel und einen Wellenpapagei 12. —
Bücher 15.
C, B. Marx, Dr. phil. 300.
A. L. Mattheides, Dr. phil. 296.
H. F. MecJcer, Dr. phil. 296.
De Medici Spada, gestorben 459.
A. Metzger schenkt verschiedene Seethiere 15. —
Abhandlung: über das Männchen und Weibchen
der Gattung Lernäa 31,
G. A, F. Meusel, Dr. phil. 295.
A, Th. von Middendorf, Correspondent der K.
Ges. d. Wiss. 464.
Miede schenkt das Nest eines Zaunkönigs 12. —
das einer schwarzen Ameise 14.
F. Milclosich in Wien, auswärtiges Mitglied der
K. Ges. d. Wiss. 464.
A. F. Moehitcs in Leipzig, Nekrolog 457.
0. A. L. Mörch, Dr. phil. 299.
Dr, F, Müller in Melbourne schenkt das voll¬
ständige Skelett eines Chinesen 11*
Major William Nassau Lees in Calcutta, Corre¬
spondent der K. Ges. d. Wiss. 464.
C. Neumann in Leipzig, ausw. Mitglied der K.
Ges. d. Wiss. 464. — Resultate einer Unter¬
suchung über die Principien der Electrodyna-
mik 223.
NöldeJce, über die Aussprache des Hebräischen
bei den Samaritanern 486.
H. Ch. W. Oetling, Dr. phil. 298.
Ch. T, A, Olivier, Dr. phil. 299.
A, Orth, Dr. phil. 301.
C, T, W. Peters, Dr. phil. 300.
L. Pflücker y Bico, Dr. phil. 300.
O. Pieper, Dr. phil. 298.
Plass, Dr. phil., Ehrenpromotion 295.
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524
J, PlücJcer in Bonn gestorben 463.
C. Reihwisch^ Dr. phil. 300.
Ä. de la Rive in Genf, auswärtiges Mitglied der
K. Ges. d. Wiss. 464..
Rose^ Rendant der Üniversitäts-Casse 305.
S, Rubin^ Dr. phil. 299.
Ä. G. R, Rumpfe Dr. phil. 296.
Sauppe, über den Silberfund bei Hildesheim 375.
F. W. L, Schachtrups Dr. phil. 297.
CA. J. A. Schaeffer, Dr. phil. 298.
A. Schaf ariks Dr. phil. 298.
Scherings die Fundamental - Classen der zusam¬
mengesetzten arithmetischen Formen 279. —
Zur Lehre von den Kräften, deren Mass nicht
nur von der Lage, sondern auch von der Be¬
wegung der auf einander wirkenden Körper
abhängt 319. — Erweiterung des CawÄs’schen
Fundamental-Lehrsatzes für die Dreiecke auf
stetig gekrümmten Flächen 389.
Dr. Schlotthauber schenkt das Nest einer Dros¬
sel 12. — verschiedene Thiere 14.
F. Schönhein in Basel, über ein höchst empfind¬
liches Reagens auf Blausäure 252. — Ueber
das Verhalten der Aldehyde zum gewöhnlichen
Sauerstoff 246. — lieber das empfindlichste
Reagens auf Wasserstoffsuperoxyd 254. —
Ueber dasGuajak als Reagens auf Blausäure und
die löslichen Cyanmetalle 279. — Nekrolog 459.
F. C. Th, Schondorffs Dr. phil. 298.
W. K. Schottmüllers Dr. phil. 300.
R, Schütte in Sidney vermittelt eine Sendung
australischer Thiere 11. 12.
Dr. Schütte schenkt Bandwürmer 14.
A. F. P. G, Schuhe, Dr. phil. 296.
0. Schulzens Dr. phil. 299.
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A. Ch. W, Schur ^ Dt. phil. 299.
Schwartis, Hofrath, schenkt das Nest einer
Wespe 14.
K. V. Seebach, Mittheilung aus einer Abhand¬
lung über den neuen Vulkanausbruch in Nica¬
ragua 61. — Ueber die Entwicklung der Kreide¬
formation im Ohmgebirge. — Ueber Estheria
Albertii Voltz sp. 281.
W. Sharpey in London, Correspondent der K.
Ges. d. Wissensch. 464.
Th. Sichel in Wien, Correspondent der K. Ges.
d. Wiss. 464.
J. Störer, Dr. phil. 297.
De Stouts!, stud. aus Genf, schenkt einen Wind¬
hund zum Skelett 11.
J. R. W. Strenge, Dr. phil. 299.
Thöl, Prorektor 355.
Waitz, des Jordanus von Osnabrück Buch vom
deutscl^en Reich 153.
W. Walter, stud. theol., erhält die Hälfte des
Preises der theol. Facultät 236.
Sartorius von Waltershausen , Untersuchungen
über die Krystallform des Plumosits im Ver¬
gleich zu den verwandten Schwefelblei-Schwefel-
arsen-Verbindungen des Binnenthals 319.
F. H. A. von Wangenheim auf Waake Ehren¬
mitglied der K. Ges. d. Wiss. 463.
Wappäus ist in den Verwaltungsausschuss ge¬
wählt 355.
Chr. Westphal, Dr. phil. 295.
Wicke schenkt Röhren und Thiere von Pectina-
ria Nordernei 14. — Ueber das Vorkommen
des Phosphorits in Nassau 287.
F. Wieseler ordentliches Mitglied der K. Ges.
d. Wiss. 463.
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t
52ß.,
^^^^ssl»ann, Forstauditor aus Bovenden, schenkt
mehrere Enteneier 12. •
Wissmann, stud», schenkt Bandwürmer aus dem
Haasen 14.
L. Wittmachi Dr. phil. 295.
F. Wöhler schenkt eine Gorgonie 14. — Die
Meteoriten in der Universitäts-Sammlung zu
Güttingen 19. — üeber die Bildung des Sil¬
bersuperoxyds durch Ozon 189. — üeber das
Verhalten einiger Metalle im elektrischen
Strom 169. -- Mittheilung über den Meteor¬
steinfall bei Pultusk 319. — Jahresbericht
445.
Th. Wood, Dr. phil. 295.
A. (x. H. Wrampelmeyer, Dr. phil. 298.
N. V. Wrangell, Dr. phil. 295.
W. Wright in London , Correspondent der K.
Ges. d. Wiss. 464.
Wüstenfeld, über die Wohnsitze und Wanderun¬
gen der arabischen Stämme 386.
A. Wurte in Paris, Correspondent der. E. Ges.
d. Wiss. 464.
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